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Vollständige Version anzeigen : Schutzausrüstung für Historisches Fechten



AlexK
29-07-2011, 10:19
Allstar hat in seiner Reihe Schutzausrüstung für Historisches Fechten jetzt auch eine Jacke mit eingearbeiteten Protektoren aufgelegt:

https://www.allstar.de/index.php?cPath=55&option=com_oscommerce&osMod=index&Itemid=3&osCsid=da78fd39e84b20d237283a7cda615bb3




Servus,
Alex

EukalyptusNow
29-07-2011, 11:56
Sieht nicht uninteressant aus. Hat denn jemand das gute Stueck schonmal getestet, oder wenigstens in real gesehen?

itto_ryu
29-07-2011, 23:41
Ich finde es zwar gut, dass Allstar da so die Zeichen der Zeit erkannt hat, aber das extreme Aufrödeln verstehe ich z.T. nicht wirklich. Manche üben Bloßfechten in einer Panzerung, die einer Vollplatte alle Ehre machen würde (überspitzt ausgedrückt).

Hans M.
30-07-2011, 14:03
Ich finde es zwar gut, dass Allstar da so die Zeichen der Zeit erkannt hat, aber das extreme Aufrödeln verstehe ich z.T. nicht wirklich. Manche üben Bloßfechten in einer Panzerung, die einer Vollplatte alle Ehre machen würde (überspitzt ausgedrückt).

ja ich z.b. wieso auch nicht, das meiste fechten funkt eh erst wenns richtig mit "intent" zugeht und dann will ich nicht mit t-shirt gerüstet sein (wie so eindrucksvoll im AG forum beschrieben wurde :rolleyes: ). YMMV. die FMJ für HF finde ich nicht gut, die sollten mind. 1600N haben, haben aber 350 (wenn überhaupt). auch schützen diese ellbogenpolster aus dem motorradsport nicht die ellbogenaußenseite. mal die PBT version abwarten.

itto_ryu
30-07-2011, 18:38
"Intent" und weniger Gerödel geht aber auch. Zuviel Panzerung kann nämlich auch rasch zu falschem Sicherheitsgefühl führen und das Fechten verfölschen. Es kommt natürlich immer auf den Sparringsmodi und die gebrauchte Sparringswaffe an. Sinnlos finde ich z.B. Shinai-Sparring in einer Panzerung, die einem Tiger (der Panzer, nicht das Tier) alle Ehre machen würde. Was dann oft herauskommt ist Bambusgeprügel. Und was sehrt, das lehrt, ich kann mich nicht mal so sehr mit den Fechtmeisterjacken anfreunden. Nur meine Meinung, jeder wie er will.

Bombylus maior
30-07-2011, 21:37
Weil gerade davon die Rede ist: Die Hände kann man eigentlich gar nicht übertrieben panzern. Ebenso wie das Gesicht.
Gerade denke ich über neue Handschuhe nach. Ein besserer Gelenkschutz wäre wünschenswert. Hentzen sollen es aber nicht gleich sein.:D Also, was ist gerade der Stand der Technik?

Das Sprichwort, "Was zehrt, das lehrt.", ist eher etwas für recht junge und regenerationsfreudige Menschen, die ihr vermeindlich noch langes Leben noch ganz der KK/KS widmen können.:o:D
Ich selber finde es sehr nervig, seinem Alltag mit geschwollenen Knöcheln versehen zu müssen. Oder mit einem blauen Auge vor meine Kundschaft zu treten. Fechten und Ringen ernährt mich halt nicht. Deshalb - treib's mit!:)
b.m.

itto_ryu
30-07-2011, 23:22
Klar Hände und Kopf definitiv (ebenso wie das Achilles-Dreieck ;)). Nicht umsonst haben wir einen Basket-Hilt :D Ich finde einfach nur, dass zuviel des Guten eben zuviel des Guten sein kann. Wie Judge Dredd muss keiner rumlaufen, wenn er Bloßfechten betreibt, irgendwo sollte das Gerödel ein Ende haben. Man kann es eben übertreiben, was sich meines Erachtens nach auf die Technik negativ auswirken kann. Und ein paar Blessuren sind in keiner Sportart wirklich zuviel.

Althalus
31-07-2011, 07:35
das meiste fechten funkt eh erst wenns richtig mit "intent" zugeht
Und genau DA liegt der Irrtum. Es ist nicht nötig, mit einer scharfen Klinge mit Brachialgewalt ala Conan zuzuhauen - das macht höchstens die stumpfe Fechtklinge zur gefährlichen Waffe.
Schneidenorientierung und Energieübertragung aus dem ganzen Körper != Draufdreschen.

Was Liechtenauer (und andere, was das angeht) meint, wenn er sagt, man "soll aus dem ganzen Leibe fechten" ist, dass nicht nur die Arme den Hieb powern, sondern die Muskelketten zusammenspielen. Wenn das passt, brauchts auch nicht soviel Panzerung, weil ein solcher Hieb jederzeit gestoppt/abgebremst werden kann ohne die Technik zu gefährden (das muss er auch - deshalb sieht man im Freikampf so selten Mutieren/Duplieren, das funktioniert).

FMJ ist ein guter Kompromiss zwischen nötigem Unfallschutz und zuviel Sicherheitsgefühl. Die Allstar-Version find ich aber im Vergleich zur PBT nicht wirklich ansprechend.

Jörg B.
01-08-2011, 09:20
Bleibt beim Thema bitte!

Klaus
01-08-2011, 12:14
Fehler passieren. Wenn man immer zurückhält, läuft das nicht in Realgeschwindigkeit ab. Wer das Geld investieren will, soll es halt tun, aber es bleibt immer ein Restrisiko. Wenn ich jemandem mit voller Kraft auf den Helm dengle, dann hat der ein Problem, wenn es kein Rennsporthelm ist, und selbst dann kann was passieren. Also sollte man eigentlich nie mit voller Kraft reinhauen, nur relativ zügig.

Bombylus maior
01-08-2011, 16:38
Da das Thema "Schutzausrüstung für Historisches Fechten" heißt - ich stelle erneut die Frage nach guten Handschuhen, an denen die Gelenke möglichst überlappend verstärkt sind. Mit einem stabilen, leichten und haltbaren Polymer zum Beispiel.
Eine andere Sache, an der ich seit einem halben Jahr versuchsweise bastle, ist die schöne Mär vom Linothorax zu einer leichten Zusatz - Rüstung auszubauen. Ein paar Zusammenhänge mit dem richtigen Kleber und dessen Anwendung habe ich jetzt gemeistert. Die Platten nähen ist allerdings eine Arbeit für Hauselfen.
Klar, historisch korrekt ist das nicht. Ist mir aber schnuppe. Wenn ich dafür mit mehr Geschwindigkeit und ohne Brüche üben kann. Meine wenige Trainingszeit ist zu kostbar für Verletzungen. Dafür muss ich damit leben, das Itto-ryu meistens mich treffen würde und nicht ich ihn.
b.m.

itto_ryu
01-08-2011, 16:47
Da das Thema "Schutzausrüstung für Historisches Fechten" heißt - ich stelle erneut die Frage nach guten Handschuhen, an denen die Gelenke möglichst überlappend verstärkt sind. Mit einem stabilen, leichten und haltbaren Polymer zum Beispiel.
Stockkampf-, Lacrosse-, Street- oder Rollhockey-Handschuhe sind immer noch am besten, finde ich. Interessant auch leichterer Schutz durch Tactical Gloves, Mechanikerhandschuhe oder Paintball-Handschuhe.



Eine andere Sache, an der ich seit einem halben Jahr versuchsweise bastle, ist die schöne Mär vom Linothorax zu einer leichten Zusatz - Rüstung auszubauen. Ein paar Zusammenhänge mit dem richtigen Kleber und dessen Anwendung habe ich jetzt gemeistert. Die Platten nähen ist allerdings eine Arbeit für Hauselfen.
Interessant. In Sachen leichter "Bodyarmour" würde ich mal das hier austesten, abgesehen von einer traditionellen, leichten Fechtjacke. die Paintballer bieten da einiges an interessanten protektoren, wenn man es möchte:
http://www.amazon.de/Brustpanzer-Planet-Overload-Jersey-Gr%C3%B6%C3%9Fe/dp/B003WQWTQM/ref=sr_1_6?s=sports&ie=UTF8&qid=1312213558&sr=1-6

Einen Halzschutz bieten die Paintballer auch:
http://www.amazon.de/Dye-72000001-Halsschutz-in-schwarz/dp/B002XUMC2O/ref=sr_1_9?s=sports&ie=UTF8&qid=1312213558&sr=1-9


Dafür muss ich damit leben, das Itto-ryu meistens mich treffen würde und nicht ich ihn.
b.m.
Ich würde dich meistens treffen, weil...?

T. Stoeppler
01-08-2011, 20:14
Paintball Schutzausrüstung ist viel zu dünn. Die gepolsterten Jerseys und Neopren-Halsschützer sowie Handschuhe haben keine nennenswerte Schutzwirkung gegen Fechtklingen und werden dann auch schnell beschädigt, so dass man dann auch nicht mehr ordentlich paintballen kann.

Gruss, Thomas

itto_ryu
02-08-2011, 07:54
Mit den anderen Schutzteilen kenne ich mich nicht aus, aber mit Paintball-Handschuhen habe ich gute Erfahrung gemacht. Jedoch muss man dazu sagen, dass diese nicht für alle Fechtwaffen taugen, da wir mit Aluwaffen üben und ja das Basket-Hilted Broadsword praktizieren. Auch für Messer-/Dolch-/Dirk-Kampf sind sie gut. Halsschutz trage ich momentan gar nicht, außer das, was an der Fechtmaske dran ist, aber ich würde den leichten vom Paintball mal ausprobieren, als leichten Zusatz, dann kann ich evt. mehr Aussagen dazu tätigen, wie meine Erfahrungen damit dann sind.

itto_ryu
02-08-2011, 07:59
P.S.:
Aber wie gesagt, dass ist nur bezogen auf unser Programm, das wir machen, mit Stahl-Langschwert würde ich auch auf besser gepolsterte Ausrüstung setzen, nicht auf Paintball, Mechanix oder so. Nutzen wir Stahl-Broadswords, wird auch andere Ausrüstung nötig sein, aber ich würde dann maximal auf das setzen,w as z.B. die MacDonald Academy of Arms nutzt:

Klaus
02-08-2011, 11:52
So auf den ersten Blick würde ich sagen, dass die Waffen auf dem Bild wesentlich leichter als so Fechtfedern sind. Die wiegen ca. 1500g, diese sportlichen Waffen schätze ich mal auf 600, je nachdem wie schwer die Glocke ist. Eventuell leichter. Da kommen dann ganz andere Kräfte bei rum.

Althalus
02-08-2011, 12:59
Um die 1200 bis 1500 kg kannst du für die Dinger veranschlagen - das Gewicht sitzt hier zwar im Gefäß, die Balance ist aber weiter vorn, wodurch da im Hieb schon ordentlich Energie erzeugt wird.

Beim Langen Schwert macht vor allem der Hebel am Gehilz den Unterschied aus - größere Beschleunigung im Hieb.

Voll durchgezogene Hiebe mit einem Langen Schwert hält nur ein Vollharnisch aus - und selbst der nur bedingt. Entweder du gehst (bei deutlich weniger Schutz) also einen Kompromiss bei der Waffe ein (Feder) und kannst härter zuschlagen, oder du setzt auf Kontrolle und nimmst halt etwas an "Intent" raus.

Oder du erfindest endlich das Holo-Deck.:D

itto_ryu
02-08-2011, 14:53
Laut Tabelle haben Practical Mortuary Swords und Practical Scottish broadswords von Hanwei/CAS Iberia zwischen 900 und 1200 Gramm, allerdings wie richtig gesagt wurde, ist der Impact bei Langen schwerten ein ganz anderer. die Schutzausrüstung wird meines Erachtens nach von verwendeter Waffe bzw. deren Sparrings-Gerät bedingt. Rapier-Fechter oder Smallsword-Fechter brauchen logischerweise wieder ganz andere Gerätschaften.

Glacius
02-08-2011, 15:34
Um nochmal zum Thema zurückzukommen. findet Ihr den preis denn nciht etwas hoch? Für 240 Euro bekomme ich einen auf mich angepassten, dicken und trotzdem gut beweglichen Gambeson.

Hat eigentlich schon mal jmd den Halsschutz geordert? Hab hier aktuell ebenfalls einen Aus gepolstertem Stoff, aber dicker als der von Allstar :)

Für reines Techniktraining mit Blankwaffen fechten wir übrigens nur mit Handschuhen und Maske. Sparring, freefight ist was anderes. Seit wir keine Holzwaffen mehr für Technikdrills nutzen und die protektoren dafür weglassen ist übrigens die anzahl der Verletzungen rapide zurückgegangen...

Klaus
02-08-2011, 16:17
Das mit dem Preis ist Angebot und Nachfrage. Wenn man das nicht möchte, muss man's halt selbst anfertigen. Ich hätte die Kontakte um sowas in Pakistan fertigen zu lassen, aber in Vorlage trete ich nicht nochmal. Die tatsächliche Nachfrage wenn es Geld kostet ist nämlich nachher immer sehr viel niedriger als das "Interesse" vorher.

itto_ryu
02-08-2011, 16:35
Ich denke mir halt, eine normale Fechtmeisterjacke reicht aus, optionalen Schutz kann man sich für weniger Geld auch besser selbst dranbauen. aber dennoch schön, das allstar den Markt bedient.

Hans M.
02-08-2011, 19:34
Für 240 Euro bekomme ich einen auf mich angepassten, dicken und trotzdem gut beweglichen Gambeson.

dann nimm den. :)



Hat eigentlich schon mal jmd den Halsschutz geordert?

ist müll, jeder goaliehockeyHS ist besser.

Jörg B.
03-08-2011, 08:28
@itto:
Paul's Jungs verwenden nicht das Practical Mortuary sondern die scharfe Version, die sie natürlich stumpf schleifen. Ist laut Paul, der ja auch Waffen baut und restauriert, vom Handling näher an einem Orginal als die Practical-Variante.

Zum Thema:
Meine Jungs verwenden die Kombination Fechtmaske, Gambeson und Hockey-/LaX-/Plattenhandschuhe (wobei wir mittlerweile dabei sind, komplett auf Plattenhandschuhe umzustellen) und als Trainingswaffe die Hanwei Federn der 2. Generation. Weitere Protektoren (Unterarm, Hinterkopf, Hals, Knie) sind optional und werden von dem einen oder anderen benutzt.
Funktioniert bestens, nicht zuviel und nicht zuwenig Schutz.

Und zum Thema 'die und die Rüstung hält keinen vollen Hieb aus':

Vollkontakt mit dem Schwert heisst nicht, so hart zuzuschlagen, wie man kann.
Sondern so hart zuzuschlagen wie man muss, um Wirkung zu erzielen.

Und das ist, ordentliche Technik vorausgesetzt, erschreckend wenig.

Schnitt-Tests mit wirklich guten Repliken sind diesbezüglich sehr erhellend.

itto_ryu
03-08-2011, 14:19
Super auf den Punkt gebracht JörgB.

Danke für die Info mit dem Mortuary Sword.

Glacius
08-08-2011, 13:36
@Hans->den guten Gambi hab ich ja schon :) Da meine Jungs aber auch immer wieder mal was brauchen war eben die Frage ob es sich von der Preis/Leistung wirklich rentiert.

@Jörg->von wem lasst Ihr die Plattenhandschuhe fertigen und wie sieht bei Euren die Polsterung rund um Daumen/Daumenkapselbereich aus? Haben zwar einige mit Plattenhandschuhen, aber viele die ich bisher gesehen habe sind seitlich am Zeigefinger/Daumen eben offen. Weiteres problem an den Plattenhandschuhen sind die meist recht weiten/weit ausgestellten Stulpen.

Bombylus maior
08-08-2011, 23:48
Welche Erfahrungen gibt es zu den verschiedenen PH - Typen? Gefingert oder eher ein Fäustling? Mit langer oder kurzer Stulpe? Maßanfertigungen scheiden leider aus. Mit welchem Preis muss ich für saubere Verarbeitung und gute Schutzwirkung rechnen? Danke!
b.m.

Glacius
09-08-2011, 10:13
Fäustlinge haben den Vorteil, dass die Finger besser geschützt sind. Allerdings ist die Beweglichkeit je nach Modell sehr eingeschränkt. Beispielsweise beim winden. Würde für bessere Beweglichkeit Fingerhandschuhe drunter tragen, dass verbessert den Griff deutlich.

Bei den Pafas mit einzelnen Fingern habe ich nicht so gute Erfahrungen gemacht. Ich repariere meine schon fast nach jedem zweiten Kampf. Die Metallplättchen sind meist auf Leder aufgenietet und das gibt mit der Zeit einfach nach. Treffer zwischen die Finger (Freikampf mehrere Gegner) sind an der Tagesordnung. Wenn die Lederhandschuhe nicht mit den Metallfingerlingen vernäht sind verrutschen diese oft. Kann man aber auch selbst nachholen, ist kein grosser Aufwand.

Grundsätzlich gibt es große Unterschiede in der Herstellung der Pafas. Am Besten ist Du probierst welche beim Hersteller wenn möglich oder auch im Team welche vom selben Hersteller bei dem Du ordern möchtest.
Ich werde mir für die nächste Saison Henzen als Fäustlinge mit Inlay und nicht allzuweit ausgestellten Stulpen ordern.

Jörg B.
10-08-2011, 19:22
@Jörg->von wem lasst Ihr die Plattenhandschuhe fertigen und wie sieht bei Euren die Polsterung rund um Daumen/Daumenkapselbereich aus? Haben zwar einige mit Plattenhandschuhen, aber viele die ich bisher gesehen habe sind seitlich am Zeigefinger/Daumen eben offen. Weiteres problem an den Plattenhandschuhen sind die meist recht weiten/weit ausgestellten Stulpen.

Unsere Plattenhandschuhe kommen von verschiedenen Plattnern, u.a. von Kovex Ars. Nicht gerade state of the art oder 100% authentisch, aber mit ein bisschen suchen findet man was brauchbares. Ich bin eigentlich der einzige, der Fingerhandschuhe trägt; meine stammen aus Indien oder Pakistan und wurden von einem meiner Schüler, der sich mit sowas auskennt, nach meinen Wünschen umgearbeitet.

Das mit den zu großen Stulpen ist ein Problem, ich bevorzuge Handschuhe ohne umlaufende Stulpen, da diese i.d.R. besser am Unterarm anliegen.

Die Schwachstelle am Daumen ist mehr oder weniger stark ausgeprägt eigentlich bei allen mir bekannten Handschuhen vorhanden, auch bei historischen Modellen oder wirklich guten Repliken.

Eins muss man ganz klar sagen: das gelbe vom Ei sind alle einfachen Plattenhandschuhe nicht; wirklich gute, nach hist. Vorlagen und auf Maß gefertigte Handschuhe kosten allerdings ein Heidengeld, gut und gerne das dreifache eines Modells von der Stange. (OT: ich ärgere mich immer noch schwarz, das ich meine hochauthentischen gotischen Handschuhe 2001 verkauft habe, als ich mit dem Reenactment aufgehört hab. :narf: )

Aber auch mit einem einfachen Modell kann man klar kommen, und die gut gemachten Modelle bieten definitiv mehr Schutz als Hockey- oder LaX-Handschuhe.

Althalus
11-08-2011, 06:51
Aber auch mit einem einfachen Modell kann man klar kommen, und die gut gemachten Modelle bieten definitiv mehr Schutz als Hockey- oder LaX-Handschuhe.
Schutz ja - nur sollte man nicht vergessen, dass so ein Plattenhandschuh auch ein nicht unwesentliches Gewicht darstellt, das mit seiner Trägheit durchaus Einfluss auf das Fechten nimmt. Außerdem kann der Handschuh natürlich ein Sicherheitsrisiko im Nahkampf darstellen.

Nicht umsonst haben wir im Anonimo Bolognese den Platten- und den Ringelhandschuh als BEIWAFFE zum einhändigen Schwert drin ...

Persönlich bin ich aber der Meinung, dass ständige Hand- und Fingertreffer eine Schwäche im Fechten darstellen. Erfahrungsgemäß liegt die Ursache meistens in zu weit nach vorn gestreckter Waffe, falscher Mensur und unzureichender Schrittarbeit. Den Schutz an der Hand zu verstärken kann daher nur eine Notlösung für den Lernprozess darstellen (oder in Einzelfällen nötig sein, wie bei unserem Pianisten).

Jörg B.
11-08-2011, 12:20
Wen die einskommairgendwas Kilo an der Hand beim Fechten behindern, der braucht mehr Fitnesstraining.
Wer im 'Nahkampf' (der bei sauberer Fechtweise ziemlich selten eintritt) nicht kontrolliert agieren kann, wenn er Panzerhandschuhe trägt, der hat beim freien Fechten nichts verloren.

'Ständige' Handtreffer kommen bei mir und meinen Leuten nicht vor, sie sind im Vergleich zu anderen Treffern sogar eher selten. Da wir aber alle auf funktionsfähige Hände angewiesen sind, packen wir sie etwas mehr ein als das eigentlich nötig wäre; better safe than sorry.

Alte Kampfkunst
11-08-2011, 14:46
Wen die einskommairgendwas Kilo an der Hand beim Fechten behindern, der braucht mehr Fitnesstraining.

Und das von dir, Jörg? Kommt jetzt als nächstes, dass wer nicht mit einem 2.5 Kg Schwert fechten kann, mehr Fitnesstraining braucht?

Beim Boxen machen ein Paar Unzen rauf oder runter einen Unterschied.

Den Menschen, dessen Motorik durch einskommairgendwas Kilo an der Hand nicht beeinflusst wird, gibt es nicht.

Bei mir dient der Handschutz dazu, das Risiko eine ernsthaften Verletzung im Falle eines Unfalls zu verhindern. Dazu braucht es m.E. nichts, was gezielt als Defensivwaffe genutzt werden könnte.

Gruß

Stefan

Jörg B.
11-08-2011, 15:49
Hallo Stefan, das war durchaus provokant gemeint, kein Grund zur Panik. ;)

Natürlich beeinflußt ein Handschuh die Art und Weise der Waffenhandhabung; das darf aber nicht dazu führen, das man nichts mehr auf die Reihe kriegt, bloss weil man Handschuhe trägt.

Mich z.B. persönlich stören/beeinflussen Hockey- bzw. LaX-Handschuhe mehr als Panzerhandschuhe, und zwar aufgrund ihres Volumens.

itto_ryu
11-08-2011, 17:53
Mich z.B. persönlich stören/beeinflussen Hockey- bzw. LaX-Handschuhe mehr als Panzerhandschuhe, und zwar aufgrund ihres Volumens.

Sehe ich auch so, die Dinger sind mir auch zu klobig.

Ich nutze jetzt aktuell solche Sommermotorradhandschuhe:
http://ecx.images-amazon.com/images/I/51RkTRGtSCL._SL500_.jpg

Die finde ich für unseren Gebrauch bisher am besten, weil man hat guten Griff, maximal minimalster Schutz, Schweißtechnik optimal, wichtigste Stellen geschützt und zudem schickes Aussehen ;) allerdings eben für den von uns genutzten Alutrainer gedacht, der leider nur eine einfache D-Guard hat (an der Hand werde ich aber auch kaum noch getroffen, aber Handtreffer sind bei uns eh nur Unfälle, da es kein Ziel ist, weil normalerweise wäre da ja eh der volle Basket-Hilt): Scottish broad sword | Facebook (http://www.facebook.com/media/set/?set=a.133640136700457.24937.133566096707861&type=1#!/media/set/?set=a.133640136700457.24937.133566096707861&type=1#!/photo.php?fbid=133640153367122&set=a.133640136700457.24937.133566096707861&type=1&theater)
Für das Thema "Stahlwaffen" werden wir dann anderweitgen Schutz brauchen, aber dann haben wir glücklicherweise einen vollen Korb dran :D

Gute Erfahrungen haben viele von mir Bekannte in Sachen Waffenkampf mit Rollhockeyhandschuhen:
http://www.dp-rollsport.de/Rollhockey/Handschuhe/1008.jpg

Althalus
11-08-2011, 18:23
Dazu braucht es m.E. nichts, was gezielt als Defensivwaffe genutzt werden könnte.
*sign*

Dazu kommt, dass Plattenhandschuh-Träger auch dazu tendieren, Handtreffer gänzlich zu ignorieren, was auch nicht Sinn der Übung sein kann (wenn der Finger ab ist, tut das weh, macht die Schwertführung schwerer, etc.).

Ich halte auch nichts von den LaX-Handschuhen - zu klobig und doch wieder an wichtigen Stellen ungeschützt. Ich hab die Kevlar-verstärkten Sparring-Gloves von Revival.us und die reichen mir für Federfechten ebenso wie für bologneser Dolch.

Ansonsten finde ich die Idee unseres Pianisten durchaus nicht schlecht: er baut seinen Schutz an die Waffe, nicht an die Hand. Da sind eben Rollerskater-Schützer am Kreuz befestigt und decken die Führungshand ab ...

itto_ryu
11-08-2011, 18:32
Ansonsten finde ich die Idee unseres Pianisten durchaus nicht schlecht: er baut seinen Schutz an die Waffe, nicht an die Hand. Da sind eben Rollerskater-Schützer am Kreuz befestigt und decken die Führungshand ab ...

Ei ja, deswegen auch die Erfindung des Basket-Hilts ;)

Meinst du die hier?
http://revival.us/kevlar-reinforcedlightsparringgloves.aspx
Sehen gut aus. Den Unterarm/Handgelenk schützen wir durch Schienbeinschoner für Kinder.

Jörg B.
11-08-2011, 20:21
Dazu kommt, dass Plattenhandschuh-Träger auch dazu tendieren, Handtreffer gänzlich zu ignorieren, was auch nicht Sinn der Übung sein kann ...

Sprich für die Leute, die Du kennst und schere bitte hier nicht alle über einen Kamm, die nicht Deiner Meinung sind, bzw. die nicht das Equipement benutzen, das Du verwendest.

Das von Dir geschilderte Verhalten ist zu 100% dem Träger und zu 0% dem Handschuh anzulasten.

Ich habe schon wunderschönes und absolut unterirdisches Fechten gesehen, mit allen Arten von Waffensimulatoren und Schutzausrüstung. Der entscheidende Faktor ist die graue Masse im Kopf des Trägers.

Alte Kampfkunst
11-08-2011, 22:44
Ich weiß ja nicht was ihr alle für Lacrosse Handschuhe benutzt - meine sind nicht klobig, die bekomme ich sowohl in mein Rapier- als auch mein Säblegefäß (M1852).
Latürnich kann man auch bei LaX-Handschuhen overkill betreiben. Meine haben in den USA $40,- gekostet.

Die 150,- € Variante, die ich geschenkt bekommen habe, schützt erheblich besser als ich Bedarf hätte, ist klobiger (passen in keins der genannten Gefäße) und schränkt die Handhabung des Langen Schwertes nicht unbeträchtlich ein. Ergo, ich benutze sie nicht.

Relativ häufig sehe ich Leute mit LaX-Handschuhen, die zu Groß sind - ein Ergebnis des Versandhandels. Man muss die Dinger eben anprobieren.

Plattenhandschuhe habe ich bisher nur ein wirklich gutes Paar gesehen - die, die Jörg verkauft hat. Und auch die hatten ihr Gewicht. Vom Preis gar nicht zu reden. Im Gegenzug weiß ich aber auch von zwei gebrochenen Fingern in suboptimalen Plattenhandschuhen. Das sind zwei gebrochene Finger mehr als mir von allen anderen Handschuharten bekannt sind. Modelle mit überlappenden Schuppen schützen nicht nur schlecht sondern stellen häufig auch eine Gefahr für den Gegner dar.

Idealerweise sehen Handschuhe für's Hist. Fechten wie folgt aus: günstig, guter Schutz, sicher für den Gegner, kein Einfluss auf die Motorik und damit die Techniken.

Mit meinen $40,- Handschuhen bin ich da nah dran während Platte dem eher diametral gegenüber steht.

LaX-Handschuhe benutze ich bestimmt seit über 10 Jahren und habe keine schlechten Erfahrungen damit gemacht. Vorher waren es Streethockey-Handschuhe. Gewechselt habe ich, weil die Streethockey Dinger durch waren und es in der Richtung keine Ersatz gab, da im Streethockey Eishockeyhandschuhe populär wurden. Und die sind für meine Zwecke einfach unbrauchbar.

Gruß

Stefan

Hans M.
12-08-2011, 09:13
welche 40$ handschuhe sind as bitte?

ich sehe absolut kein problem darin sich maximal möglich zu schützen, dabei geht es nicht um das ignorieren von treffern sondern einfach um den zufall: wer oft genug sparrt hat auch ein höheres risiko zufällig ernsthaft getroffen zu werden.

wem er passt kann ich diesen PHS hier empfehlen: http://www.battlemerchant.com/Plattenruestung/Arme/Spaetmittelalterliche-Panzerfaeustlinge::3324.html die Stulpe kann man so denn nötig zur gewichtsreduktion entfernen, wenn ecrima unterarmschützer und FMJ-ärmel ausreichen. ein leicht gepolsterer damen-lax handschuh darunter ist empfehlenwert.

Glacius
17-08-2011, 12:54
@Stefan-> hast Du mal nen Link wo man Deine Lax Handschuhe ordern kann?

Hat jmd die Kevlar reinfoced schon mal angehabt? Wie lange ist denn da die Stulpe? Sehn nciht schlecht aus...Meine aktuellen sind ohne Stulpe und ähnlich aufgebaut wie die Motorradhandschuhe von itto_ryus bild.

@Hans-> Dein link ist tot, post doch mal den Namen.

Hans M.
17-08-2011, 14:48
trainingsschwerter.de | Spätmittelalterliche Panzerfäustlinge (http://www.trainingsschwerter.com/Ruestzeug/Arme/Spaetmittelalterliche-Panzerfaeustlinge.html)

Althalus
18-08-2011, 10:47
Hat jmd die Kevlar reinfoced schon mal angehabt? Wie lange ist denn da die Stulpe?
Ich hab die Dinger in Gebrauch. Stulpe ist ca. 15 cm lang, schützt bei mir etwa 3/4 des Unterarms.

Das von Dir geschilderte Verhalten ist zu 100% dem Träger und zu 0% dem Handschuh anzulasten.
Stimmt - aber das Equipment kann das Verhalten fördern oder hindern. Wenn also jeder Handtreffer nur akustisch wahrnehmbar ist, neigt der Mensch nunmal dazu, das irgendwann zu ignorieren.

Ich bin aus diesem Grund auch kein sonderlicher Fan von MotoX-Panzern. Die Treffer dröhnen zwar, wirklich spüren tut man aber nicht, WO genau man nun getroffen wurde. Außerdem neigen viele im Freikampf dazu, ihre Trefferhärte an die Schutzausrüstung des Gegners anzupassen - je mehr harte Panzerung dieser trägt, umso härter wird eben zugeschlagen - was schnell zum "Dengeln" werden kann, wenn das Adrenalin steigt.

itto_ryu
18-08-2011, 14:31
Schmerz muss sein :D

BloodRage
19-08-2011, 12:51
Schmerz muss sein :D

Jau! :yeaha::D

scorpion_74
29-08-2011, 13:58
ich habe mir nach längerem hin und her nun doch endlich einen Gambeson besorgt und muß sagen, daß ich damit eigentlich sehr zufrieden bin.

Für den Preis (der hat "mich" zumindest auch 250.- gekostet) möchte ich mal behaupten das es wenig gibt das in sachen Schutz+Beweglichkeit dieses Teil toppt. Werde mir demnächst dafür noch nen Kettenhemdüberwurf besorgen und glaube nicht das ich das bereuen werde. Warum sollte ich für weniger Schutz das gleiche bezahlen? Nur damit ich beweglicher bleibe? Das ist für mich kein Argument, wenn es um Sicherheit geht. Das was Preislich im Rahmen liegt zwischen ner Fechtjacke und nem Plattenpanzer ist eben Gambeson+Kette. Die Kette muß ja nichtmal sein, da der Gambeson alleine schon besser ist. Mit der Kette drüber ist man ja schon ein halber Panzer :)

Mein cousin hat mich im letzten Freikampf mit dem Langen Schwert quer über die Arme getroffen und das hab ich nicht mal gespürt. Trotz das ich dort keine Protektoren drunter hatte (ist allerdings ein langärmliger Gambeson ohne abnehmbare Arme und kein Teil von der Stange ;) )

Bei den Freikämpfen gegen Gegner die man kennt und bei denen man weiß ob sie jeden Schlag durchziehen oder nicht, mag so eine Weste ausreichen. Aber sobald man gegen Fremde kämpft und eben nicht weiß ob sie trotz allem noch "mit" einem Kämpfen ist das was anderes. Dort hätte ich wenn möglich den bestmöglichen Schutz und bei so nem Jäckchen hätte ich da Angst :)

Bei Drills oder einfachen Übungen nutze ich auch bei meinem Cousin nur nen Kwon Brustschutz für Stiche und Fechtmaske+Handschuhe. Weil ich weiß der passt auch auf was er tut.