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Vollständige Version anzeigen : Was ist besser? Modernes oder traditionelles Karate?



King Karl
04-01-2004, 15:23
Ich würde jetzt gerne mal wissen, was ihr für Karate betreibt?

Ist es Stil bedingt, ob man traditionelles Karate macht?

Ich mache Shotokan-Karate auf traditioneller Basis!


Ich würde da gerne mal eure Meinung hören.

D_Invader
04-01-2004, 15:33
Ich würde auch sagen, ich trainiere traditionelles Shotokan. Das Training ist nicht auf Wettkämpfe o.ä. ausgelegt, jedoch wird es einem freigestellt, daran teilzunehmen, was ich auch für die beste Weise halte.

Foofightaa
04-01-2004, 15:56
Bei mir ist beides etwa gleich gewichtet. Wir machen sowohl Freikampf- als auch Kata und Kihontraining, allerdings hängt es sehr oft vom Trainer ab. Es gibt auch Trainer, die die Tradition in der Kata zu sehr versportlichen, indem sie die ursprünglichen Aspekte wie z.B. die Vorstellung, man kämpfe gegen menschliche Gegner durch moderne wie z.B. pedantisch genaue Analysen des Rhythmuses austauschen (soll nicht heißen, dass der Rhythmus der Kata unwichtig ist) Ich mach jedenfalls beides gleich gerne. Aber wieso die Frage: "Was ist besser"?! Das versteh' ich nicht...

MfG Foo :D

Dojokun
04-01-2004, 16:07
Puh, diese Diskussion hatten wir schon 1000mal.......
Also, ich persönlich bekenne mich definitiv zur traditionellen Seite.
Das weiß der Karl auch ;)

Andererseits ist die Diskussion, was besser oder schlechter ist, absolut sinnlos und hat in der Vergangenheit nur zu unnötigem Streit geführt.

Deshalb:
Schreibt doch, was Ihr macht und warum.
Aber bitte keine Posts in der Art:
Ich mache abc, weil xyz nicht gut ist......



Oss

Dojokun

chuckybabe
04-01-2004, 16:42
...
Andererseits ist die Diskussion, was besser oder schlechter ist, absolut sinnlos und hat in der Vergangenheit nur zu unnötigem Streit geführt.

Deshalb:
Schreibt doch, was Ihr macht und warum.
Aber bitte keine Posts in der Art:
Ich mache abc, weil xyz nicht gut ist......



Oss

Dojokun


200 % Zustimmung. :yeaha:

Bis dann
Chuckybabe

King Karl
05-01-2004, 11:17
Okay...gut....

Dann habe ich die Überschrift jetzt verändert und hoffe, dass ihr damit zufrieden seid.

Aber wie lauten eure persönlichen Vor- und Nachteile bei modernem oder traditionellem Karate?

Ich habe noch keine Erfahrung mit modernem Karate gemacht...leider...



@Dojokun: Dat weiß ick dock ;D

darkShaolin
05-01-2004, 16:15
Ich würde sagen Traditionelles Karate ist besser da man die Techniken in alter Form lernt.

Mick
05-01-2004, 16:43
Ich würde sagen Traditionelles Karate ist besser da man die Techniken in alter Form lernt.

:confused: Hä?

Erklär das doch mal näher, damits auch jeder versteht. Ich denke, ich weiß, worauf Du hinaus willst, aber viele andere sicher nicht.... ;)

Geh mal ins Detail, und mach ma den Erklärbär :D ...warum siehst Du das so?

Grüße

Maik

King Karl
05-01-2004, 17:20
Ja schon , aber wo ist bei einem normalen Mae-Geri der Unterschied?
Da gibt es doch nur eine Version von. (Abgesehen von Kekomi, Chudan u.s.w.).

Oder meinst du jetzt die Kata? Aber diejenigen, die modernes Karate machen, lernen z.B. Heian-Shodan doch nicht anders als wir, oder doch?

Es gibt in höheren Katas vielleicht Änderung, aber nichts dramatisches.

Der einzige Unterschied, der mir jetzt einfällt ist, dass wir mehr auf die korrekte Atmung achten. Jedenfalls die Leute aus meinem Verein.


Deswegen verstehe ich den Unteschied auch nicht so 100%tig. Ich weiß wohl, dass die Leute, die modernes Karate machen viel auf Tuniere gehen.
Aber machen wir bei Lehrgängen nicht das gleiche Training mit denen zusammen ???

Sebastian
05-01-2004, 17:24
gibt es im MSK überhaupt Katas?

Michael Kann
05-01-2004, 17:55
Was ist MODERNES und was TRADITIONELLES Karate?
Merkmale? Kriterien?

JuMiBa
05-01-2004, 18:15
Was ist MODERNES und was TRADITIONELLES Karate?
Merkmale? Kriterien?

Ich glaube, mit MODERN meinen die hier, daß man sehr viel Kumite für Wettkämpfe trainiert und die Katas und so etwas außer acht läßt und mit TRADITIONELL ist wohl eher gemeint, daß man mehr Katas und Kihon trainiert und öfter mal aufs Makiwara einprügelt...

Gruß Micha

DieKlette
05-01-2004, 19:37
Der essentielle Unterschied liegt wohl darin, dass im tradtitionellen Karate ein Lebensweg beschritten werden sollte ( was nicht immer leicht ist, aber wenn es leicht wäre würde es auch keinen Spaß machen ;) ) und Sportkarate hingegen seinen Focus auf Wettkampf sowohl in Formen als auch im Kumite legt. Bezeichnend finde ich, dass es eine sehr große Vereinheitlichung in den großen Verbänden gibt. Egal in welchem Verein, die Technik ist nahezu die selbe. Dabei kann ich nichts falsches darin erkennen, wenn ein Lehrer Techniken in eine Richtung entwickelt die ihm zusagt.
Aber ich will jetzt nicht zu sehr auf die Technikebene eingehen. Das zerläuft sich sowieso nacher wieder in anderen Ansichten ;).

Ich habe vor einiger Zeit eine kleine Erklärung gefunden, was den Karate Do als Weg ausmacht. Ich fand es sehr schön geschrieben und durchaus treffend. Generell gesagt gibt es aber immer Dinge, die man fühlen muss. Erklären kann man nicht alles :

In diesem Sinne hier ein kleiner Ausschnitt von www.shudokan.de aus dem Bereich Dojokun ( verzeiht mein dreistes kopieren ) :

"Ein Bild zu unseren Leitgedanken und eine Frage:

In einer weiten Landschaft liegt ein Fluss. Er strömt von Horizont zu Horizont.

Dieser Fluss entspringt einer Quelle und ergießt sich ins Meer.

Auf dem Fluss schwimmen verschiedene Boote: große, kleine, offene, geschlossene,

bewaffnete, friedliche, ... .

Zwischen den Booten springt ruhelos und angestrengt eine kleine Person hin und her.

Diese Person bleibt in keinem der Boote sehr lange - sie springt und springt.



Der Fluss, der all diese Boote trägt, ist das "Wahre-Selbst", - die Boote sind

Empfindungen, Wahrnehmungen, Gefühle, Gedanken, Absichten, Ziele, Erwartungen,

Verhaftungen, ... .

Die Boote schwimmen auf dem Fluss, gehören zu ihm, sind aber nicht der Fluss.

Die kleine Person ist unser "Ich". Die Quelle und das Meer sind "die Macht,

die größer ist als ich selbst", sind das "GÖTTLICHE", sind das

"ABSOLUTE GEHEIMNIS", dass das "Wahre-Selbst" hervorbringt, trägt und in

seine wesentliche Dynamik bringt.



Immer fährt unser "Ich" in einem der Boote; es ist sehr wasserscheu und hat Angst

davor, ertrinken zu müssen, wenn es die vertrauten Boote verlässt und in den Fluss

springt. "Öffnen von Herz und Geist für das leere GewahrSein, - für mein

Wahres-Selbst" heißt: mutig aussteigen aus dem vermeintlich sicheren Boot,

in den Fluss springen und sich dem Fluss überlassen, fließen als der Fluss,

der man immer schon war, nur-Hier-und-Jetzt ist, immer sein wird, - von der Quelle zum

Meer.



Und nun, - frage und erforsche bei Tag und bei Nacht, - bei allem was Du tust und lässt:

Wer bin ich, - nicht?? Wer ist es, der eigentlich

sieht, hört, riecht, schmeckt, berührt, fühlt, denkt will, redet und handelt ??

Was ist mein ureigentliches Wesen, - mein "Wahres-Selbst"??"

In diesem Sinne, viel Glück ;)

Einen freundlichen Gruss

Julian

Dojokun
05-01-2004, 21:10
Hi Julian!!

Sehr schöner Text!!!
Eine Wunderbare Erklärung!!


Meinen Respekt und ein aufrichtiges OSS

Dojokun

sensei
05-01-2004, 21:15
Oss!
Was ist in Karate Modern und was Traditionell???

King Karl
06-01-2004, 12:09
Doch wirklich schöner Text.

Ich musste ihn zwar öfters lesen und habe immer noch nichts verstanden, aber trotzdem hört sich gut an.

Das ist einer der Texte, die man am Anfang versteht und umso öfter mal ihn ließt, umso weniger versteht man ihn... :D


Den musst du mir beim aufwärmen am Feitag mal erklären, Dojokun :D

JuMiBa
06-01-2004, 12:51
Ich musste ihn zwar öfters lesen und habe immer noch nichts verstanden, aber trotzdem hört sich gut an.


Beruhigt mich jetzt ungemein... dacht schon, ich bin der Einzige, der das nicht kapiert... ;)

Na wie grad gesagt wurde... Hauptsache ist, es klingt gut... :yeaha:

Gruß Micha

Michael Kann
06-01-2004, 13:07
Hi Julian ...

Der essentielle Unterschied liegt wohl darin, dass im tradtitionellen Karate ein Lebensweg beschritten werden sollte ( was nicht immer leicht ist, aber wenn es leicht wäre würde es auch keinen Spaß machen ;) ) und Sportkarate hingegen seinen Focus auf Wettkampf sowohl in Formen als auch im Kumite legt.

Lebensweg?

Das ist doch, ansich, etwas sehr individuelles ... oder?

Daher kann ich mit dieser Aussage wieder mal nix anfangen, denn mein Lebensweg ist nicht der Lebensweg eines anderen.

Meine Art zu leben ist nicht die Art eines anderen sein Leben zu leben. Dies auch, wenn wir beide Karate (ein Überbegriff - sprich, nicht Stilspezifisch) betreiben. In beiden Fällen begleitet UNS Karate auf unserem Lebensweg, den einen eventuell mehr als den anderen. Karate nimmt also dann auch Einfluß auf unser Leben.

Wovon ich aber überzeugt bin ist, dass so wie wir heute Karate auffassen, erlernen, vorgelebt bekommen, vorleben, ausüben usw. usf. von der ursprünglichen Art abweicht. Dies MEILENWEIT!

Für den einen Karateka ist z.B. das Kumite ein elementarer Bestandteil seiner Auffassung von Karate ... ist es deshalb ein MODERNES KARATE? Wenn dem tatsächlich so ist, dann war das von Mabuni praktizierte Karate in jedem Fall Modernes Karate, denn er war ein Verfechter des Kontaktkarate. Dafür hatte er sogar Kontaktausrüstung entwickelt (Gitterhelm, Kontaktweste, Schienbeinschutz und Faustschützer). Da aber die meisten historischen (ja - nicht traditionellen, denn Tradition ist etwas anderes) Karatestile Kampfbezogen (siehe z.B. den Sohn Funakoshis, der seinerzeit Aufgrund des harten Kontaktbezogenen, Nahkampftauglichen Karate das er betrieb als Ausbilder beim Militär tätig war - angeblich inkl. Todesfälle beim Kontakttraining) trainiert wurden.

Will nicht heißen, dass es keine Kata (Übungsform oder Übungsformen) gab. Das eine schließt das andere ja nicht aus!

Das ablehnende Verhalten von einigen Karate-Praktizierenden (mancher Stile - nicht DAS Karate in seiner Gesamtheit) bzgl. des Waffentrainings oder der Verteidigung gegen, z.B. Messerangriffe ist für mich nicht nachvollziehbar.

Fakt ist doch, dass auch ein Gichin Funakoshi im Jahr 1921 mit einer Karate-Demo-Gruppe in Hakama, Tabi, Unterhemd (nur einer hatte eine Jacke - wer wohl?) und Stirnband Karate-Vorführungen machte. Dies sehr wohl auch mit WAFFEN, hier u.a. seiner Lieblingsübungswaffe, nämlich dem Bo (siehe u.a. Karate Jutsu).

Elementarer Bestandteil seiner Interpretation waren Hebel und Würfe, wovon man leider in den meisten "Traditionellen" Karate-Schulen nichts mehr erkennen kann. Es ist also meist der LEHRER Vorort der Programmverantwortliche ...


Bezeichnend finde ich, dass es eine sehr große Vereinheitlichung in den großen Verbänden gibt....

Ein Verband ist ein Interessengemeinschaft ... die einen haben mehr Interesse an Wettkampf, die anderen an der Historie, wieder andere an der Tradition, andere an der Bewegungskunst, andere an Bewegung mit Musik usw. usf.


Ich habe vor einiger Zeit eine kleine Erklärung gefunden, was den Karate Do als Weg ausmacht...

Da geht es mir wie King Karl ... :D

Im übrigen ist es für mich eher so, will ich eine historische KK betreiben, dann muß ich mich an die Quelle halten und nicht an das Rinnsal, den Bach, den Fluß oder das Meer. Dies wird sehr schwierig werden, denn die Quelle der einzelnen Stile ist meist längst nicht mehr vorhanden. Will heißen, alle wie wir hier uns fleißig immer über unsere jeweilige "authentische" KK unterhalten und darauf bestehen das sie dies auch ist, befinden uns im Unrecht. Je weiter wir, Zeitlich gesehen, uns von dem Ursprung, sprich der Quelle, entfernt haben, desto mehr Einflüssen war unsere KK unterworfen. Eben von der Quelle -> zum Rinnsal -> zum Bach -> zum Fluß -> ins Meer ... Du hast ja selbst sehr schön umschrieben:

Dabei kann ich nichts falsches darin erkennen, wenn ein Lehrer Techniken in eine Richtung entwickelt die ihm zusagt.
Genau dies ist der Grund warum keine unserer "authentischen" KKs auch wirklich AUTHENTISCH (Ableitung von gr. authentes = Urheber) ist!

So betreibt jeder SEIN Karate! Daher meine Empfehlung ... jeder sollte sich auf die Suche nach dem für sich paßenden Stil/Schule begeben ...

Versprochen ... es wird ein langer Weg!

D_Invader
06-01-2004, 13:17
Sehr guter Text auch meiner Meinung nach !

Franziska
06-01-2004, 17:19
Hallo,
danke Julian für diese Definition des „Do“. Wenn man „traditionelle“ Wege mit seiner Kampfkunst gehen möchte, wird man sich auch unweigerlich mit der Weg-Philosophie beschäftigen. Diese besteht nicht im Lesen oder theoretischen Diskussionen, sondern im Selbststudium durch die Leitung eines Lehrers.
Sicherlich ein sehr schwieriges Thema, was man nicht einfach so in einem Forum abhandeln kann. Den Text von Julian (Shudokan-Dojokun) finde ich aber „auf den Punkt gebracht“. Sehr viel Inhalt zwischen den Zeilen.
Die Techniken, Ursprünge eines Stils, alte Meister usw. sind nicht unbedingt das entscheidende Kriterium in der Unterschiedsfindung. Deshalb sehe ich hier auch kein Diskussionsbedarf (Selbst früher gingen die Meister schon ihre eigene Wege und gründeten ihre Auffassung. Wen scherte das schon....? also was ist schon authentisch? ).
Sicherlich werden einige Techniken bei näherer Betrachtung anders ausgeführt; dies ist aber nicht unbedingt offensichtlich für jeden sichtbar, sondern spielt sich eher in der Psyche eines jeden Übenden ab (...wenn ich es vom Standpunkt der Weglehre betrachte).
Die Technik selbst ist nur ein Werkzeug für das Erfahren und Fortschreiten in einer Wegkunst; in diesem Fall z.B. Karate.
Die Vermittlung dieser Art von KK bedarf eines Lehrers, der den „Weg“ lehrt und nicht nur Technik; der den fortschreitenden Schüler loslassen kann, damit er sich entwickelt; der ihm das Lot gibt, um nicht vom Weg abzukommen, aber ihn auch nicht gängelt oder seine Auffassung aufdrückt. Er führt ihn zur "Freiheit".
Deshalb gibt es hier auch kein "besser oder schlechter", wie in der Fragestellung zum Anfang stand: es gibt nur unterschiedliche Auffassungen.

Noch ein Wort zu den Verbänden (und dies ist nur meine Meinung, die bestimmt/vielleicht von Euch anders gesehen wird...):
In Deutschland wird nach meiner bescheidenen Erfahrung Karate als eine Sportart unterrichtet, die sich in unterschiedlichen Verbänden organisiert hat. Unterrichtet wird Wettkampfkarate; das bekomme ich bei den Trainingsführungen in den Vereinen und auf Lehrgängen mit (ist das modernes Karate?...egal, ist doch auch ok so). Selten gibt es Lehrer, die auf Hintergründe eingehen. Noch seltener Lehrer, die mit ihren Schülern einen Weg in den Kampfkünsten beschreiten. Aber wie ich schon schrieb: es ist alles eine Auffassungssache und vielleicht sucht der eine oder andere seinen eigenen Weg und löst sich aus der Masse der Verbandssportler. Nochmals: es gibt kein "besser oder schlechter und kein richtig oder falsch". Alles hat seine Berechtigung oder jeder sucht sich seinen Teil vom Kuchen aus.
Gruß
Franzi