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Vollständige Version anzeigen : wie intensiv trainiert ihr Techniken?



odomos
04-09-2011, 22:43
Ich wollte mal die Leute welche JJ betreiben fragen wie sie mit der Fülle der Techniken zurechtkommen bzw. wie intensiv diese betrieben werden.
Ich habe selbst 3 Jahre JJ gemacht und würde für mich rückblickend sagen, dass ich zu viele Techniken gelernt habe, aber zu wenige ausreichend trainiert (im Sinne von im Schlaf beherrschen). Es hat einfach die Zeit gefehlt alle Techniken in jeder Trainigseinheit erneut durchzunehmen.
Ok, einiges wurde natürlich häufiger trainiert, Hüftwurf, Schulterwurf, diverse Hebel...
Bei all dem Repotoire dass das JJ jedoch zu bieten hat, erscheint es mir schwer dass alles unter einen Hut zu bekommen. Oder ich war in einem schlechten Verein...

Wie macht ihr das im Verein?
Werden zb. auch Lehrgangsinhalte noch mal zusätzlich im Training durchgenommen?

Kable
04-09-2011, 22:49
Hatte kein Problem mit der Fülle der Techniken, aus dem Grund das man sich ja seine Techniken rauspicken kann, sofern der Trainer das ermöglicht.
Beispiel:Gefordert oder trainiert werden Armstreckhebel, der Trainer gibt einen Beispiele, und man sucht sich dann das raus was einen am geeignetsten erscheint.
Und Lehrgangsinhalte wurden auch noch mal aufgearbeitet.

odomos
04-09-2011, 22:52
Wie meinst du das mit "gefordert werden"?
Bei uns war es so, der Trainer hat Techniken gezeigt, die wurden dann geübt. In der nächsten Stunde andere Techniken usw. Und irgendwann kamen dann mal wieder die älteren Techniken.
Da man das trainiert hat was der Trainer gezeigt hat, konnten wir uns da auch nix aussuchen. Außer dann in den Prüfungen natürlich.

Pyriander
04-09-2011, 22:56
Ich wollte mal die Leute welche JJ betreiben fragen wie sie mit der Fülle der Techniken zurechtkommen bzw. wie intensiv diese betrieben werden.
Ich habe selbst 3 Jahre JJ gemacht und würde für mich rückblickend sagen, dass ich zu viele Techniken gelernt habe, aber zu wenige ausreichend trainiert (im Sinne von im Schlaf beherrschen). Es hat einfach die Zeit gefehlt alle Techniken in jeder Trainigseinheit erneut durchzunehmen.
Ok, einiges wurde natürlich häufiger trainiert, Hüftwurf, Schulterwurf, diverse Hebel...
Bei all dem Repotoire dass das JJ jedoch zu bieten hat, erscheint es mir schwer dass alles unter einen Hut zu bekommen. Oder ich war in einem schlechten Verein...

Wie macht ihr das im Verein?
Werden zb. auch Lehrgangsinhalte noch mal zusätzlich im Training durchgenommen?

Das ist schon so, was man am meisten hört, kenne es auch so.

Hier im Forum sind natürlich auch viele Leute aktiv, die JJ sehr engagiert betreiben und dem widersprechen werden.

Fazit: Ist nicht überall so, aber schon öfters.

Kable
04-09-2011, 23:15
Wie meinst du das mit "gefordert werden"?
Bei uns war es so, der Trainer hat Techniken gezeigt, die wurden dann geübt. In der nächsten Stunde andere Techniken usw. Und irgendwann kamen dann mal wieder die älteren Techniken.
Da man das trainiert hat was der Trainer gezeigt hat, konnten wir uns da auch nix aussuchen. Außer dann in den Prüfungen natürlich.

Ich meinte damit, das wir im Training bestimmte Einheiten und Unterrichtsblöcke hatten, und das in diesen Einheiten oder Blöcken bestimmte Techniken gefordert worden.
Beispiel: Armstreckhebel, der Trainer erklärt das Konzept und die Funktion des Armstreckhebels.Danach zeigt er verschiedene Varianten, und lässt diese auch trainieren. Dabei kontrolliert halt die Technik. Nur am Ende dieser Blöcke war es ihn dann egal welche Technik die Schüler für sich entdeckt hatten, wichtig war nur das sie wussten wie die Technik funktioniert, und das sie für die Schüler auch im "Real Life" funktionell waren.
Und so habe ich das als Trainer dann später auch immer gehalten, wissen wie die Technik funktioniert, und den Schüler nicht zu irgendwas nötigen was ihn für sich nicht sinnvoll erscheint, da man sich im Ju-Jutsu seinen eigenen Stil aneignen kann.
Und dadurch haben wir erreicht das Leute ein Repertoire von Techniken hatten die sie im Schlaf konnten.

Deine geschilderte Version des Trainings, wo Techniken von A-Z runtergeleiert werden, und dann fängt man wieder von vorne an kenne ich aber auch.

Bero
04-09-2011, 23:56
Die Technikvielfalt im Ju-Jutsu ist ein Problem dem sich wohl jeder Trainer stellen, und seine eigenen Lösungsansätze entwickeln muss.

Meiner Erfahrung nach Teilen sich die Techniken in mehrere Bereiche:

Show: Sehen toll/spektakulär aus, taugen aber eher für den Duo-Bereich. Sind allerdings eine gute Möglichkeit Bewegungsabläufe und Feinheiten zu schulen.

SV: Einfach, effektiv, unfair und schnell. Meiner Meinung nach die Kern-Disziplin die ein Ju-Jutsuka aus dem FF beherrschen sollte.

Prüfung: Kann alles enthalten, meist versuchen die Schüler ein breites Spektrum zu zeigen und Variieren deshalb ihre Techniken. Ein gutes Mittel mal über den eigenen "Horizont" zu schauen und mal was auszuprobieren bzw. selber zu erarbeiten.

Abführ-/Festlegetechniken: Für mich am wenigsten Wichtig und eigentlich nur für die Prüfung gut. Wird zwar bei uns gemacht, ist aber eher dabei "weils muss".

Atemi: Kann man finde ich, nie genug üben und verfeinern. Ein Basiselement das schon zum Aufwärmen bzw. zum Abschluss dazu gehört.

Bodentechniken: Sollten nicht unterschätzen werden da eine gehörige Zahl der realen SV-Situationen im Boden enden oder sogar beginnen. Hier eine solide Schule genossen zu haben kann nur helfen.

Wie man allerdings an meiner Aufzählung schon sieht ist das Spektrum doch sehr weit gefächert, also ist der Trainer gefragt.
Bei uns wird der Fokus auf einige "Grundtechniken" für jede Situation gelegt die immer und immer wieder geübt werden. Dabei ist es den Schülern durchaus erlaubt, sich eine eigene Lieblingstechnik auszusuchen.
Daneben werden immer wieder Varianten trainiert, damit man immer etwas Neues lernt und evtl. eine Lieblingstechnik findet.
Dies wird meist eine Trainingseinheit lang gemacht und nach 2-3 Wochen wiederholt.
Wenn Prüfungen anstehen sind die Schüler angehalten mit ihren Partnern ihr selbst erarbeitetes Programm selbstständig, unter unserer Aufsicht zu trainieren.
Der Atemi-Bereich wird entweder zu Beginn oder zum Ende jeder Trainingseinheit trainiert.

So decken wir alle Bereich eigentlich ganz gut ab, ohne die Schüler mit 1000 Techniken zu überfordern.
Bisher sind wir damit auch sehr gut gefahren.

Schnueffler
05-09-2011, 13:21
Ich meinte damit, das wir im Training bestimmte Einheiten und Unterrichtsblöcke hatten, und das in diesen Einheiten oder Blöcken bestimmte Techniken gefordert worden.
Beispiel: Armstreckhebel, der Trainer erklärt das Konzept und die Funktion des Armstreckhebels.Danach zeigt er verschiedene Varianten, und lässt diese auch trainieren. Dabei kontrolliert halt die Technik. Nur am Ende dieser Blöcke war es ihn dann egal welche Technik die Schüler für sich entdeckt hatten, wichtig war nur das sie wussten wie die Technik funktioniert, und das sie für die Schüler auch im "Real Life" funktionell waren.

So führt man die Leute dann dahin, das sie ihr "eigenes" JJ entwickeln.
So halte ich es auch!

stagediver
05-09-2011, 15:09
Was mir beim Ju-Jutsu bisher auffällt (mach das ja auch noch nicht so lange), ist das starke Setzen auf Technikvielfalt und das fast völlige Fehlen von festen Taktiken und Kampfprinzipien. Das scheint ja völlig dem Ausübenden überlassen zu sein, und damit scheint mir die Entwicklung sehr vom Talent des Schülers und der Qualität des Trainers abzuhängen.
Mir ist das im Moment recht egal, da ich beim Boxen mit genügend Kampftaktik gefüttert werde, und ich meinen Background im JKD und den FMA habe. In sofern freue ich mich einfach über die große Technikvielfalt, aber für Kampfkunst-Noobs stelle ich es mir schwer vor, selbst einen Stil zu entwickeln, da man eben mit tausenden Techniken beladen wird, aber jeder schauen muss, wie er das zusammenbaut...

DerLenny
05-09-2011, 15:56
Wenn man auf die Ähnlichkeiten zwischen den Techniken hinweist, und ähnliche Techniken auch gemeinsam trainiert, dann geht das meiner Meinung nach.
Aber ja, Zeit ist ein Problem. Regulär ist bei uns 2x die Woche JJ, mit einem extra Training würde ich mich als Trainer wohler fühlen.

Generell ist das aktuelle DJJV Programm sehr logisch aufgebaut.
Folgt man diesen logischen Reihen (und vorallem: legt man von Anfang an ein gutes Grundgerüst an Bewegungsmustern), dann ist das machbar. Trainiert man das aktuelle Programm allerdings so, wie es in der guten alten Zeit vor 2k war, dann wird es extrem problematisch.

Bei uns war es früher so, dass man für jede Technik am besten eine komplett andere Kombination hatte, im Idealfall keinen Wurf / Takedown doppelt, Abschlusstechniken sollten sich auch nicht wiederholen, etc.

Ich gehe inzwischen eigentlich den genau umgekehrten Weg, und versuche möglichst viel ähnlich zu lassen, zeige aus der gleichen Situation mehrere Möglichkeiten auf, etc. Dadurch muss man weniger "auswendig lernen" und arbeitet eher situationsbezogen.

Problematisch ist hier eigentlich nur der Grundansatz im JJ (die Technik in Kombination zeigen zu müssen, und daher rückwärts die Technik zu planen), da so ggf. ein bestimmtes Verhalten vom Partner kommen muss, um eine bestimmte Technik zu ermöglichen. Auch hier gibt es für die Prüfung einige Ansätze das zu lösen, bei der klassischen "Ein Paar kommt raus und tanzt vor" Variante wird das allerdings sehr schwer (vor allem, wenn der Partner nicht vorher weiss, was er tun soll ;)).

Wo genau siehst du denn das Problem? Das bestimme Technikgruppen zu kurz kommen? Oder wirklich die entsprechenden Einzeltechniken?

Axel_C_T
07-09-2011, 13:48
Ich wollte mal die Leute welche JJ betreiben fragen wie sie mit der Fülle der Techniken zurechtkommen bzw. wie intensiv diese betrieben werden.
Ich habe selbst 3 Jahre JJ gemacht und würde für mich rückblickend sagen, dass ich zu viele Techniken gelernt habe, aber zu wenige ausreichend trainiert (im Sinne von im Schlaf beherrschen). Es hat einfach die Zeit gefehlt alle Techniken in jeder Trainigseinheit erneut durchzunehmen.
Ok, einiges wurde natürlich häufiger trainiert, Hüftwurf, Schulterwurf, diverse Hebel...
Bei all dem Repotoire dass das JJ jedoch zu bieten hat, erscheint es mir schwer dass alles unter einen Hut zu bekommen. Oder ich war in einem schlechten Verein...

Wie macht ihr das im Verein?
Werden zb. auch Lehrgangsinhalte noch mal zusätzlich im Training durchgenommen?

Hi,

ich habe lange Jahre Ju-Jutsu gemacht (bis zum 1. Dan), war Trainer und war auch immer mit viel Spaß und Engagement dabei.

Meine Meinung dazu. Für den SV-Aspekt des JJ gibt es zu viele Techniken. Das eigentliche Problem ist, dass in den Prüfungen zu viele Techniken gefordert werden, aber zu wenige kämpferische oder taktische Fähigkeiten.

Wenn "Prüfungszeit" ist werden immer ganz hektisch die Techniken gelernt auch die Techniken, die man sonst nie selbst benuten würde.

Eine Technik zu können bedeutet für mich, diese intuitiv sauber umsetzen zu können. Wie soll das gehen bei bei 9 Abwehrtechniken mit der Hand/Unteram, die man bis zum 3. Kyu können muss.

Tschüs
Axel

Katana und Wakizashi
06-10-2011, 23:05
So dann misch ich mich auch mal ein..:P

Wie Alex sagte liegt das Problem darin, dass (zu) viele Techniken für eine Prüfung gefordert werden. Aber sind Prüfungen in einer SV-Kampfsportart (korrigiert mich wenn JJ sich selbst nicht so bezeichnet) überhaupt nötig? Meiner Meinung nach nicht, denn entweder beherscht man eine Technik, oder nicht. Desshalb sollte doch die Dachorganisation (z.B. DJJV oder SJV) die Prüfungen abschaffen oder zumindest die Prüfungsempfehlungen so verändern, dass das viel mehr auf aufeinander aufbauende Techniken vorkommen. Als Beispiel könnte man sagen immer ein Hüftwurf (z.B. O-Goshi für den 6. Kyu, Harai Goshi für den 5, Hane Goshi für den 4, usw.), ein Fussfeger, ein Hebel, ein Block bei einer Prüfung gefragt wird. Wichtig wäre, dass auch immer früheren Techniken immer wieder repetiert werden...

Gruss
Katana und Wakizashi

DerLenny
06-10-2011, 23:20
Hast du mal nen Blick in die aktuelle PO geworfen? :)

Ayur
07-10-2011, 00:09
Natürlich sind generell nirgends Graduierungen nötig, aber das JJ hat ja nicht nur die SV im Blick, sondern auch den Breitensport (und ich denke mal, dass SVler und Wettkämpfer in der Minderheit sind). Dort sind sie ein gutes Motivationstool (und ein mehr oder weniger gutes Mittel um nach Leistung/Können einzuteilen).

Ausserdem baut das Prüfungsprogramm ja auch aufeinander auf (bei Wurftechniken gibt es da zugegeben keine Wiederholungen) - ansonsten wird man ja nicht daran gehindert in den Kombinationen auch zu wiederholen (es bleibt einem ja auch kaum etwas anderes übrig) und kann dort auch weiter Techniken verfestigen (und individualisieren). Da kommt es natürlich auch darauf an wie viel Zeit für die Prüfungsvorbereitung verwendet wird.

Ich finde diesen breiten Aufbau aber generell ganz gut, auch wenn man gezwungen wird Techniken zu zeigen, die einem nicht besonders liegen (und man sie nicht im Schlaf kann) oder die man persönlich nicht für sinnvoll hält, denn später als Trainer sollte man ja nicht nur eigene Vorlieben weitergeben sondern einen größeren Pool an Techniken, bei dem sich jeder "seine" Techniken aussuchen kann (auf Grund anderer körperlichen Voraussetzungen, Schwerpunkte usw.).

Ansonsten wird ja niemand gezwungen alle möglichen Techniken des JJ zu zeigen (das Prüfungsprogramm ist ja ziemlich offen für Varianten) - bei uns wird z.B. wenig Wert auf hohe Kicks gelegt (wir machen keinen Wettkampf).

Das große Problem, dass ich an dem System sehe ist, dass es ziemlich stark vom Trainer und dem Willen der Schüler ein eigenen System zu entwickeln abhängt (und das die Zielsetzung der Trainer und der Schüler zusammenpassen). Wenn der Trainer natürlich ohne Konzept jedes Mal nur neue Techniken zeigt (was ja einige Leute auch fordern, damit es nicht langweilig wird...), keine Zeit zum verfestigen bzw. reflektieren gibt, kommt es natürlich dazu, dass man vieles ein bisschen, aber nichts wirklich kann.

Edit: Bei uns werden Lehrgänge selten nachbereitet, einfach weil wir selten geschlossen auf solche Lehrgänge gehen.

DerLenny
09-10-2011, 09:34
Ansonsten wird ja niemand gezwungen alle möglichen Techniken des JJ zu zeigen (das Prüfungsprogramm ist ja ziemlich offen für Varianten) - bei uns wird z.B. wenig Wert auf hohe Kicks gelegt (wir machen keinen Wettkampf).

Du kannst dir zur jeweiligen Prüfung eine der Varianten aussuchen die du zeigen willst. Können solltest du aber alle Varianten. Ab der nächsten Graduierung kann der Prüfer dich auch nach allen Varianten fragen.

marq
09-10-2011, 12:47
Meine Meinung dazu. Für den SV-Aspekt des JJ gibt es zu viele Techniken. Das eigentliche Problem ist, dass in den Prüfungen zu viele Techniken gefordert werden, aber zu wenige kämpferische oder taktische Fähigkeiten.

Wenn "Prüfungszeit" ist werden immer ganz hektisch die Techniken gelernt auch die Techniken, die man sonst nie selbst benuten würde.

Eine Technik zu können bedeutet für mich, diese intuitiv sauber umsetzen zu können. genau so ist es.

kämpfen zu lernen, ist für mich ju jutsu

Ayur
09-10-2011, 16:09
Du kannst dir zur jeweiligen Prüfung eine der Varianten aussuchen die du zeigen willst. Können solltest du aber alle Varianten. Ab der nächsten Graduierung kann der Prüfer dich auch nach allen Varianten fragen.

So meinte ich das nicht - es gibt aber zig "Armstreckhebel im Stand" - man kann ja in seine Kombinationen die einbauen, die einem besser gefallen, nützlicher erscheinen, bzw von den Körperverhältnissen besser passen.