Überempfindlich/Angst und Abhärtung [Archiv] - Kampfkunst-Board

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Vollständige Version anzeigen : Überempfindlich/Angst und Abhärtung



RiceIsNice
17-09-2011, 20:31
Hi!

Ich hab ein Problem....und zwar betreibe ich Shotokan Karate, was mir auch sehr Spaß macht.

Nur bin ich irgendwie total übermepfindlich und habe direkt schiss, wenn ich mal einen gegner habe (beim freikampf, kumite), der mal etwas "härter" und aggressiver rangeht. Ich drehe mich dann schnell weg und traue mich nicht richtig anzugreifen, in der Angst eine fangen zu können.

Sowas spiegelt sich auch in anderen Lebenssituationen wieder. Ich habe vor vielen Dingen Schiss. Oder z.B. waren wir letztens Paintball spielen und mir haben die Schüsse richtig wehgetan, weshalb ich mich dann nur noch versteckt habe. Das war bei den anderen nicht so stark ausgeprägt....(wie gesagt kleines Bsp. am Rande)

Gegen diese Angst und Überempfindlichkeit möchte ich einfach was tun und wollte euch fragen, was ich denn zur körperlichen Abhärtung (und evtl. auch mental, allerdings finde ich ersteres wichtiger, da ich denke, dass ich dann auch mehr selbstbewusstsein bekomme) so tun könnte.

Ich hoffe, dass ihr mir helfen könnt und keine ironischen, sondern ernste Kommentare hinterlasst. Würde mich sehr freuen, danke! ;)

*Lars*
17-09-2011, 20:54
Wenn Dein Gegner für Dich zu hart rangeht, dann mit ihm reden. Jeder Mensch hat ein anderes Schmerzempfinden. Wichtig ist, dass Du dran bleibst, mit der Zeit gewöhnst Du Dich dran und Dein Körper härtet ab.

Todai94
17-09-2011, 20:56
Naja okay sag deinem Gegner er soll mal nicht gleich 100% anfangen, dann kannst du dich gleich dran gewöhnen :)

Ich lass mich auch nich gern schlagen beim Training, deswegen wird zurückgeschlagen xD

captainplanet
17-09-2011, 21:06
Es gibt nun mal nicht nur harte Kerle. Wenn das so wäre, wären wir ja gar nichts Besonderes mehr.... :rolleyes:

Wenn Du auch dazugehören willst, mußt Du Dich Deinen Ängsten stellen. Tu, wovor Du Schiß hast. Das ist nicht immer einfach, aber das hat auch niemand behauptet. Aber die meisten Dinge, vor denen man Angst hat, sind gar net so arg wie man vorher dachte. Und wenns mal ein bisserl weh tut... wen interessierts? Ein Indianer spürt keinen Schmerz! (Ist zwar völliger Blödsinn, aber es hilft wenn man versucht es zu glauben.)

Es ist zu 99,999% Kopfsache bzw. eine Frage der inneren Einstellung.

Quanfa
17-09-2011, 22:26
Ich denke das wichtigste ist, sich zu entschließen.

Wenn du dort im Sparring bist, dann musst du entschlossen sein. Vollherzig!

Und dir sagen das dein Körper jetzt genau das tut, was dein Geist von ihm abverlangt. Und plötzlich bist du so damit beschäftigt das was du tust, richtig zu machen, und das Gefühl der Angst schwindet.

Ich hatte (hab manchmal immer noch) dasselbe Problem wie du. Ich bin viel ängstlicher als die meisten die in meinem Umfeld so schwirren.

Dieses aktive entschließen hat mir sehr dabei geholfen.




PS: als Beispiel, wenn du das erste mal einen Rückwärtssalto von einem Sprungbrett machst, ist es, wenn man Angst hat, oft so, dass man durch Halbherzigkeit nur ne halbe Drehung macht, und aufn Rücken landet.

Das was du tust, das tue mit ganzem Herzen!



ich hoffe ich konnte helfen,

SQF

-Alexej-
17-09-2011, 22:57
fangen zu können.

Sowas spiegelt sich auch in anderen Lebenssituationen wieder. Ich habe vor vielen Dingen Schiss. Oder z.B. waren wir letztens Paintball spielen und mir haben die Schüsse richtig wehgetan, weshalb ich mich dann nur noch versteckt habe. Das war bei den anderen nicht so stark ausgeprägt....(wie gesagt kleines Bsp. am Rande)


Naja, dieses Beispiel zeigt, dass du richtig gehandelt hast - immerhin würden die echten Schüsse dich wahrscheinlich töten. Verstecken ist da eigentlich besser als in die Schusslinie rein zu laufen. ^_^

The Zep
17-09-2011, 23:30
Wie alt bist Du, RiceIsNice?

ad89
18-09-2011, 00:40
Falls es Dich beruhigt, ich habe zumindest beim KM-Lightfight ein paar ausgesuchte Trainingspartner, die mich gnadenlos her*****n und da vergeht mir wirklich die Lust.

Das Problem ist, dass die nur aus meiner Sicht gnadenlos sind und wenn wir danach drüber sprechen kommen ernst gemeint und glaubhafte Sätze wie "Andi, das waren nur 30%. In der einen Situation vielleicht 40%." - und diese 40% haben gereicht, dass ich alle KM-Regeln der Welt gebrochen/verletzt habe und mich umgedreht und weggelaufen bin. Kein Selbstbewusstsein, kein Vorwärtsdrang mehr. Ich hätte wirklich heulen können.

Aber nach solchen Situationen denke ich mir - wenn Du da im Training schon so reinscheißt, kann es im echten Leben nur noch schlimmer werden. Also muss man daran und damit arbeiten. Immer und immer wieder. Und das ist dieser kleine Kampf gegen sich selber, der in so vielen Lebensbereichen ausschlaggebend ist. Leidenschaft, Ehrgeiz und Wille werden an dem Punkt ausschlaggebend, ab dem Talent aufhört zu wirken.

Tori
18-09-2011, 00:59
Also muss man daran und damit arbeiten. Immer und immer wieder. Und das ist dieser kleine Kampf gegen sich selber, der in so vielen Lebensbereichen ausschlaggebend ist. Leidenschaft, Ehrgeiz und Wille werden an dem Punkt ausschlaggebend, ab dem Talent aufhört zu wirken.

:halbyeaha

Quanfa
18-09-2011, 01:11
Also muss man daran und damit arbeiten. Immer und immer wieder. Und das ist dieser kleine Kampf gegen sich selber, der in so vielen Lebensbereichen ausschlaggebend ist. Leidenschaft, Ehrgeiz und Wille werden an dem Punkt ausschlaggebend, ab dem Talent aufhört zu wirken.


Unterschreibe ich!

Vegeto
18-09-2011, 08:41
Gegen diese Angst und Überempfindlichkeit möchte ich einfach was tun und wollte euch fragen, was ich denn zur körperlichen Abhärtung (und evtl. auch mental, allerdings finde ich ersteres wichtiger, da ich denke, dass ich dann auch mehr selbstbewusstsein bekomme) so tun könnte.
Nicht "Gegen". Akzeptiere die unangenehmen Gefühle, umarme sie, heiße sie willkommen und mache es einfach trotzdem. Versuch mit der Einstellung zu arbeiten das du auch mit dem Worst-Case umgehen kannst. Wenn du weiterhin versuchst den Komfort in unangenehmen Situationen zu suchen, machst du es nur noch schlimmer. Mental ist hier übrigens wichtiger als körperlich.

Lies mal die Bücher von Geoff Thompson, z.B Warrior.

KingRody
18-09-2011, 10:07
War bei mir auch so,als ich mim Kickboxen frisch angefangen hatte. Wir hatten so zwei Leut eim Verein, die einfach draufgedrescht hatten.
Erst hab ich angst um meine Nase gehabt, doch nach einigen Monaten voll Sparring mit anderen Leuten, hatte ich so gar Spaß dran,dass die so hart draufhauen. Angst ist eine Art von Schutzmechanismus (soweit ich weiß), damit versucht man sich selbst zu schützen. Nach einigen Kämpfen merkt der Körper,dass daran nichts gefährliches ist und man vergisst die Angst.

RiceIsNice
18-09-2011, 10:21
Vielen vielen dank für die ganzen hilfreichen Antworten.

Zur Frage wie alt ich bin: frische 18...

Ich werde versuchen, was ihr vorgeschlagen habt, umzusetzen. Entschlossen sein, das tuen wovor ich Angst habe und mich langsam dran gewöhnen.

Hätte ihr vielleicht auch noch ein paar Tipps, was ich körperlich machen könnte?

Ich dachte daran, dass ich meinen Partner einfach leicht auf mich "einschlagen" und "eintreten" lasse (das klingt so nach Schlägerei, meine ich natürlich nicht!). Ich also die Deckung runter nehme und mir leicht gegen den Körper boxt und tritt. Dann zusätzlich evtl. noch Makiwara Training?! (Übrigens: Weiß jemand dazu eine Alternative, was ich zu Hause machen kann? Ich habe so etwas nicht hier...)

Danke!!!

JonasB
18-09-2011, 10:48
Geht es dir vornehmlich um die Schlaghärte oder einfach um das "reingehen"?
Habe im Verein auch so ein paar die mit dem "reingehen" nicht umgehen können, da hilft einfach nur Übung. Sich der Stresssituation aussetzen und das wegdrehen abgewöhnen, ähnlich verhält es sich ja beim Augen schließen oder, oder, oder...
Der Kampf muss einfach trainiert werden...

Gute Übung dafür ist z.B. Infight üben, d.h. ihr stellt euch aneinander... habt die Deckung zum Käfig gemacht und dann bisschen aufeinander einhauen, immer schön auf den Körper und den Kopf (die Deckung kann nicht überall sein). Denke wenn du das machst, weißt du besser wie du dich in der Nahdistanz verhältst und hast nicht so viel Angst davor.

Und sonst ist Angriff die beste Verteidigung ;)

RAMON DEKKERS
18-09-2011, 11:05
Du solltest mal versuchen in Angstsituationen deinen Körper genau zu beobachten, was er für reaktionen zeigt: Fängt dein Herz an zu Klopfen? Werden die Knie weich ? Usw.

Wenn du dann im Sparring diese anzeichen merkst, also unter Angst oder extremen Stress stehst, dann versuchen(wie Vegeto schon gesagt hat) mit diesen anzeichen zu leben und damit umzugehen und sie zu aktzeptieren.

*Lars*
18-09-2011, 14:07
Ich dachte daran, dass ich meinen Partner einfach leicht auf mich "einschlagen" und "eintreten" lasse (das klingt so nach Schlägerei, meine ich natürlich nicht!).


Ich dachte immer, solche Übungen sind "usus".

Der Husar
18-09-2011, 15:13
du musst den schmerz lieben, sonst wird das nichts mit KS udn Paintball

stagediver
18-09-2011, 18:07
Du musst immer weiter üben, wovor du Angst hast, und dein Mindset ändern.
Ich bin eigentlich keine besonders harte Sau - wenn ich im normalen Leben oder sogar beim Techniktraining was abbekomme, bin ich auch recht empfindlich. Aber über die Jahre hab ich mir eine Art "Kampfmodus" zugelegt - und sobald ich in dem bin, spüre ich viel weniger Schmerz, und damit auch weniger Angst. Das ist Kopfsache.


du musst den schmerz lieben, sonst wird das nichts mit KS udn Paintball

Naja, den Schmerz im Allgemeinen liebe ich zum Beispiel nicht, aber er gehört eben dazu. Überall, wo man besser werden will, muss eben eine gewisse Schmerzgrenze überschritten werden.
Aber man kann Schmerzen auch durchaus mit etwas positivem Assoziieren:
Kürzlich hatte ich mir im Judo-Randori eine leichte Rippenquetschung (oder so) zugezogen. War ziemlich schmerzhaft, aber ich hab in der Runde zum Ersten Mal gegen einen Gegner gewonnen, der mir technisch, kräftemäßig und an Erfahrung deutlich überlegen war, und auch noch 25 - 30 kg mehr auf die Waage bringt. Den Schmerz hab ich erstmal gar nicht wahrgenommen (siehe oben - "Kampfmodus"), später dann aber um so mehr. Aber jedes mal, wenn ich wieder eine falsche Bewegung machte, und es mir in die Rippen fuhr, erinnerte mich das an meinen persönlichen, kleinen Meilenstein.

Also: Arbeite an deiner Einstellung zum Schmerz. Akzeptiere ihn als dazugehörig, dann kannst du ihn manchmal vielleicht sogar mögen :)

bester Gruß
sd


P. S.:
Wirst du beim Paintball getroffen, ist das Spiel doch für dich gelaufen - ist es dann nicht sinnvoll, sich zu verstecken und aus der Deckung zu schießen? Hast du dann doch ganz gut gemacht ;)

Kempoka1992
18-09-2011, 18:26
Hi,

also wir haben beim Kickboxen mal eine sehr gute Partnerübung gemacht und mit einigen verschiedenen Sportlern haben wir diese Übung auch unabhängig voneinander als eine der wichtigsten Übungen bezeichnet.

Sich mit dem Partner gegenüberstehen. Man selbst geht in die Doppeldeckung. Der Partner haut dann mit unterschiedlichen Krafteinsetzen auf die eigene Deckung drauf. Das kann je nach "Härte" des Menschen abgestimmt werden. Also mir und auch vielen anderen hat es einiges an Angst genommen. Man weiß, dass man auch von aggressiven, offensiven Gegnern nichts zu befürchten hat, wenn man seine Doppeldeckung gut eingenommen hat.

Jedoch weiß ich hier jetzt nicht, ob sich das auch fürs Kämpfen beim Karate eignet, ihr kämpft ja mit dünneren Handschuhen und Doppeldeckung ist ja eigentlich nicht wirklich möglich und auch nicht sinnvoll bei euch.

Trotzdem kannst du ja vl. diese Übung dementsprechend anpassen.


Viel Erfolg noch und immer weiter so! Mich freut es, dass du nicht aufgibst, sondern an dir arbeiten möchtest.

Kleine Geschichte am Rande: Wir hatten mal einen sehr guten Asiaten beim Kickboxen, gegen den ich eigentlich nie wirklich kämpfen wollte. Er war super hart und gut. Als ich dann eine ähnliche Phase wie du durchgemacht habe, habe ich erfahren, dass er öfters mal beim Training geweint hat, weil es ihm so weh getan hat und er damit nicht umgehen konnte. Fand ich ziemlich lustig, weil er anscheinend auch erst mit 19 ca. angefangen hat.


Weiter so,

Osu :)

RiceIsNice
18-09-2011, 20:30
Ich finde es super, so viele hilfreiche Antworten zu bekommen. Vielen Dank für die Arbeit an dieser Stelle. In wenigen Bereichen im Internet bekommt man noch ernstgemeinte Ratschläge...

Klar, möchte mich so gut es eben geht verbessern. In jeglichen Bereichen. Ich hoffe, dass ich einiges umsetzen kann und es dann besser wird. Natürlich kann ich nicht erwarten, dass ich nach 2 Wochen keine Angst mehr habe, aber man steigert sich ja schrittweise. Ich mache Karate auch "erst" seit 2 1/2 Jahren, was ich selbst jetzt nicht als sehr lange einstufen würde :)

Nochmal, vielen Dank!

Savateur73
18-09-2011, 20:39
Ich finde es super, so viele hilfreiche Antworten zu bekommen. Vielen Dank für die Arbeit an dieser Stelle. In wenigen Bereichen im Internet bekommt man noch ernstgemeinte Ratschläge...

Klar, möchte mich so gut es eben geht verbessern. In jeglichen Bereichen. Ich hoffe, dass ich einiges umsetzen kann und es dann besser wird. Natürlich kann ich nicht erwarten, dass ich nach 2 Wochen keine Angst mehr habe, aber man steigert sich ja schrittweise. Ich mache Karate auch "erst" seit 2 1/2 Jahren, was ich selbst jetzt nicht als sehr lange einstufen würde :)

Nochmal, vielen Dank!

Ich empfehle dir deinen Körper noch besser zu Konditionieren mit BWE.
Das heisst das Du viele Situps und Liegestütze machst und zusätzlich zur Kräftigung der Beine,
die Reiterstellung täglich zu trainieren so ca. 5 Minuten.

RiceIsNice
19-09-2011, 10:56
ich mache schon viel krafttraining, trainiere nach dem Wendler 531 System, falls es jemanden etwas sagt.

Wenn irgendwer sonst körperliche abhärtungsmethoden weiß, die ich machen könnte, schreibt einfach alles was euch einfällt :)

rofada
22-09-2011, 15:23
Ich drehe mich dann schnell weg und traue mich nicht richtig anzugreifen, in der Angst eine fangen zu können.

Da ist "normal", aber trotzdem falsch.

Nur durch Schmerz lernst du mit Schmerz umgehen zu können und in mir hat (in jungen Jahren) meist der Schmerz, Wut ausgelöst. Mit der Wut im Bauch habe ich nicht nur zurückgeschlagen (verteidigt), sondern aktiv angegriffen - und damit die Angst besiegt.
Nach dieser Phase muss man halt wieder "zurückschalten" lernen, d.h. seine Wut kontrollieren lernen um nicht unsauber zu schlagen. Beides muss und kann man lernen - Angst und Wut zu kontrollieren :D

RiceIsNice
07-10-2011, 10:29
Hey!

Also ich habe jetzt öfters mit meinem partner geübt, einfach so, dass wir uns gegenseitig treffen lassen. Allerdings nur im Bauch, brust und rückenbereich, den Kopf lassen wir besser weg :p Klappt an sich ganz gut! Ist zwar anfangs immer etwas unangenehm, aber nach einer zeit ist der schmerz sogar irgendwie cool :D