PDA

Vollständige Version anzeigen : Kali Sikaran und Kickboxen?



Dextrous
03-10-2011, 15:57
Ich komme gleich auf den Punkt :)
Passen Kali Sikaran und Kickboxen zusammen?
Ich mache Kali Sikaran und möchte gerne eine zweite KK anfangen, da ich nur 2 mal in der Woche Training habe. Kickboxen finde ich da sehr entgegenkommend und auch interessant. Nur frage ich mich jetzt, ob sich die beiden irgendwie behindern, mit ihren Techniken...

Danke

amasbaal
03-10-2011, 16:05
wenn du kali sikaran machst, solltest du eigentlich mitbekommen haben, dass die teilbereiche sikaran und panantukan im wesentlichen techniken und trainingsmethoden beinhalten, die genau so oder zumindest ähnlich im boxen und thai/kick-boxen bzw. savate vorkommen.
die frage erübrigt sich also eigentlich....;)

aus unserer (kölner) website:

" Sikaran / Philippinisches Kickboxen

Das Sikaran Training beinhaltet Elemente des Philippinischen Kickboxens, dem Thai Boxen und dem Savate (französisches Boxen). Die Integration unterschiedlicher Stile resultiert in einem reichen technischen Repertoire.

Der Schüler trainiert verschiedene Distanzen einzuschätzen und sich im Kampf so zu bewegen, dass er den Gegner trifft ohne selbst getroffen zu werden. Tritte können auf unterschiedliche Weise, zum Beispiel mit Spann, Fußspitze, Fußsohle, Schienbein oder mit dem Knie, ausgeführt werden.

Das Sikaran vollendet die Verbindung der Beintechniken mit dem Panantukan.

Wie auch in anderen Sportarten (z.B. dem Tennis), benötigt auch im Kali Sikaran jede Person bestimmte Qualitäten, um die Techniken zu erlernen und auszuüben. Um eine Verbesserung in den Techniken und eine Optimierung von deren Anwendung zu erzielen, ist es unabdingbar den 15 Grundqualitäten immer wieder ein bestimmtes Augenmerk zu schenken. In jeder Sportart spielt beim Erlernen von Techniken das Grundrepertoire eine wichtige Rolle. Wie viele Bewegungen kennt der Körper bereits und in welchem Maße erinnert sich die Muskulatur an diese?

Das Erlernen neuer Bewegungsabläufe fällt umso leichter, je mehr diese den bereits vertrauten und verinnerlichten Mustern ähneln.

Die Techniken selbst sind jedoch nur ein Mittel, um die einzelnen Fähigkeiten zu entwickeln. Das eigentliche Ziel ist ein besseres Verständnis für den eigenen Körper und dessen Möglichkeiten."

ich denke, das erklärt, warum das mit dem kickboxen kein problem sein KANN.

schöne grüße und viel spaß beim kickboxen.

Freakay
03-10-2011, 16:26
Darf ich diese Erklärung so direkt auch auf das Sanda übertragen?

amasbaal
03-10-2011, 17:00
ich denke nicht, dass es einen unterschied macht. das in der website stehende ist m.e. allgemeingültig. so laufen halt lernprozesse, insbesondere physische ("sportliche") lernprozesse ab: vorhandene bewegungsmuster fördern neue bewegungsmuster, die ein minimum an struktureller gemeinsamkeit mit dem bereits bekannten haben.

aus diesem grunde bin ich persönlich ja auch ein vertreter der "man kann im prinzip alle kks mischen. es kommt nur drauf an, wie und auf welcher grundlage" - fraktion.

das ist aber auch basis jeden fma stiles: 1. übertragung bekannter bewegungsmuster aus bereich a auf bereich b (zb. von der waffenanwendung zum waffenlosen) und 2. wenn du was passendes und brauchbares von "außerhalb" findest, das zum eigenen passt, klau es und pass es dem eigenen optimal an :).

sanda = boxerische, kickboxerische und "ringerische" elemente, die aufeinander abgestimmt und stilistisch von div. kung fu stilen beeinflusst sind.
waffenlose fma (so wie wir sie verstehen) = boxerische, kickboxerische und "ringerische" elemente, die von den "typischen" waffenlosen fma anwendungen (kadena) und vom silat/filipino kuntao beeinflusst sind... der jeweilige einfluss kann dabei auch umgekehrt betrachtet weren (also beeinflussung des jeweiligen kung fu durch das sanda oder des jeweiligen fma stiles durch vk-kampfsportarten...)

Freakay
03-10-2011, 17:23
Dankeschön, das leuchtet mir ein, ja.


wenn du was passendes und brauchbares von "außerhalb" findest, das zum eigenen passt, klau es und pass es dem eigenen optimal an

Könnte ich das einfach machen? Würde das nicht irgendwie das System verfälschen? Ich bin sicher als langjährig trainierender ist das möglich, aber ich glaube als Anfänger könnte sowas problematisch sein, oder? Wenn aus fehlender Erfahrung neu entdecktes, was man als gut und praktisch empfindet, in ein System einbricht, welches man eh noch nichgt beherrscht, oder nur sehr grundlegend.

Dextrous
03-10-2011, 17:32
Danke Amasbaal für deine Top-Antworten :)
Gutgut, dann werde ich mir das Training wohl mal angucken.
Wie ist denn das meistens so mit Kleidung im Kickbox-Training?
Ich bin jetzt nicht dick oder so (181 cm mit 70 Kilo)
Trotzdem aber bisschen scheu, was das Training mit freiem Oberkörper angeht :P
Habt ihr damit Erfahrung? Oder sollte ich dazu was in der Kickbox-Kategorie posten?

Asgar
03-10-2011, 17:41
FMA sind lebendig. Kein guter Trainer wird dich irgendwie benachteiligen wenn du Dinge aus anderen Kampfsportarten in dein persönliches Escrima/Kali/Arnis/whatever einbaust.

meepo
03-10-2011, 17:44
Ja, das passt zusammen. Nein, du musst beim Kickboxen nicht mit freiem Oberkörper trainieren...jedenfalls hab ich noch nie erlebt oder gehört, dass das beim Training Zwang wäre :D

Dextrous
03-10-2011, 17:54
Danke nochmal:)
Ja, unser Trainer hat selber damals eine lange Zeit Kung-Fu gelernt und ab und zu sieht man das auch bei gewissen Techniken. Finde ich persönlich ja auch sehr interessant. Aber danke für alle Antworten

Max_Power123

amasbaal
03-10-2011, 18:15
Ja, das passt zusammen. Nein, du musst beim Kickboxen nicht mit freiem Oberkörper trainieren...jedenfalls hab ich noch nie erlebt oder gehört, dass das beim Training Zwang wäre :D

ich bestehe auf t-shirts. lieber nen nassen "lappen" am körper, als den schweiß in der gegend zu verteilen :sport098:

meepo
03-10-2011, 18:21
Naja, er hat vermutlich die Bilder von Kickbox-Wettkämpfen im Kopf.

amasbaal
03-10-2011, 18:23
Würde das nicht irgendwie das System verfälschen?.

wie denn, wenn die genannten grundideen, methoden und "fusionen" teil des systems sind?
wie sehr die verschiedenen fma-stile nun "gemischte" systeme sind, in denen auch aktuell verschiedene einflüsse zum zuge kommen ist allerdings von stil zu stil unterschiedlich - nicht aber die tatsache, dass alle fma stile letztlich eine entstehungsgeschichte haben, die den ein oder anderen "äußeren" einfluss beinhalten.
das "klauen" und modifizieren auf der basis der fma grundlage ist eher die norm als die ausnahme.

meepo
03-10-2011, 18:38
Freakay spricht da aber schon auch einen wichtigen Punkt an. Und Frank erwähnt einen wichtigen Begriff, nämlich "Grundlage". Es ist ja schon so, dass erstmal eine ordentliche Grundlage vorhanden sein sollte, bevor gemischt und fusioniert wird.

Beim Thema Panantukan/Sikaran und Kickboxen ist das jetzt vielleicht nicht so relevant, weil es sich zu weiten Teil extrem ähnlich oder auch gleich ist, aber in anderen Fällen ist es, denke ich, schon wichtig.

Freakay
03-10-2011, 19:03
Ich meinte jetzt viel weniger FMA Stile zu mischen als z.B. FMA mit Sanda. Selbst wenn manches ähnlich sein sollte, ist es aber nicht austauschbar. Du sagtest ja auch, dass man es für sich anpassen sollte. Und da meine ich, dass ein Anfänger in Sachen KK/KS generell schwierigkeiten haben könnte. Beziehungsweise denke ich, dass ich Probleme hätte, Techniken zu adaptieren.
Wenn man die Grundlagen verinnerlicht hat ist das sich einfacher.

Die Situation sehe ich speziell bei Leuten, die überhaupt zum ersten mal KK/KS betreiben. Ich denke, irgendeine Technik aus einer fremden KK/KS korrekt zu adaptieren (für sich anzupassen an sein System) muss auch gelernt werden wie die KK/KS selbst.
Mag natürlich Leute geben, die ein gottgegebenes Talent für sowas haben, die mögen sich bitte nicht angesprochen fühlen. :)

Edit: Ich seh mich schon vor meinem künftigen FMA Lehrer in den Horse Stance gehen und in der selben Sekunde wächst mir ne Beule auf der Stirn *gacker*

amasbaal
03-10-2011, 21:14
hm, ich sehe das eher so, das zwei völlig verschiedene sachen für nen anfänger kein problem darstellen, zwei bereits ähnliche jedoch eher (nicht zwangsläufig).
wenn ich boxe - auch als anfänger - und zugleich karate mache, würde es niemals passieren, dass ich in nem boxmatch plötzlich trete oder aber ne karatestellung einnehme und auf karate-art schlage (ich rede hier jetzt nicht vom karate in vk-anwendung, sondern von der "grundschule", wie sie in den katas präsentiert wird).
ich hate jedenfalls nie probleme damit.angefangen mit fma, dann zwei jahre boxen dazu, dann ein paar jährchen ju jutsu dazu, haufenweise probetrainings und lehrgänge in allem möglichen und schließlich nen fma stilwechsel und nen silat stil. da ist nie was UNABSICHTLICH vermischt worden.
was allerdings ein kleines (!) problem ist, ist meine prägung durch meinen ursprünglichen fma-stil, die dazu führte, dass ich tendenziell bei partnerübungen "härter" und damit irgendwie auch "riskanter" in den mann gehe, als das ideal meines derzeitigen stils vorgibt. dadurch wird hin und wieder die distanz zu stark verkürzt. das liege wohl n meiner modern arnis vergangenheit, ist mir schon mal gesagt worden. kann sein.... kann aber auch sein, dass ich nicht mehr mit kontaktlinsen trainiere (zu teuer und sind mir des öfteren beim sparring "weggewischt" worden) und keine brille aufsetze und deshalb ein wenig ungenauigkeit bei der distanzeinschätzung entsteht...:o
meepo hat die einschränkung, die man beim "mischen" oder "parallel trainieren" bedenken sollte ja zu recht noch mal herausgestrichen...

mach dir einfach mal keine gedanken und probier aus, was geht und was nicht. sanda passt zb. gut, boxen, kickboxen, thaiboxen usw. auch.... mma ebenfalls (eh nicht weit weg vom sanda). sehr, sehr viele leute, die fma machen, machen noch ne andere kk. so weit ich das einschätzen kann, ist da ju jutsu ganz vorne mit dabei.
jkd ist eh schon nah dran - v.a. wenn es um die jkd concepts von dan inoanto geht, der ja eine art "kali gott" in der "szene" ist und der von kali zu jkd und umgekehrt gerne den ein oder anderen einfluss fließen lässt.

mach einfach. leg vorher fest, was deine "eigentliche" kk ist, und stell dann fest ob etwas passt. dafür bedarf es dann das ein oder andere probetraining bei der ein oder anderen kk. du wirst schon spüren, was dir eher liegt und was eher nicht.

Freakay
03-10-2011, 21:37
Naja, Sanda würde mich schon auch faszinieren, aber da spricht einfach zu viel für mich dagegen. Das würde jetzt aber total ins OT abgleiten.


mach einfach. leg vorher fest, was deine "eigentliche" kk ist, und stell dann fest ob etwas passt. dafür bedarf es dann das ein oder andere probetraining bei der ein oder anderen kk. du wirst schon spüren, was dir eher liegt und was eher nicht.

Genau, am Ende ist doch wieder jeder ein Individuum und tickt ganz anders, als man es vorher sagen kann. Danke für die ausführlichen Ausführungen :)

meepo
03-10-2011, 22:14
Das Mischen von verschiedenen Stilen/Systemen wird dann problematisch, wenn das Ausgangssystem dann so reduziert, beeinflusst und modifiziert wird, dass nicht mehr alles unterrichtet wird. Dass jeder es für sich anpasst und dass verschiedene Lehrer den Schwerpunkt des Unterrichts je nach den Trainierenden und deren Bedürfnissen bestimmen und die Inhalte modifizieren ist wunderbar und soll ja auch so sein. Es liegt aber nicht jedem alles und deswegen sollte meines Erachtens nicht unbedingt nur die modifizierte, reduzierte, spezialisierte Version eines Stiles/Systems übrigbleiben.

Oder anders ausgedrückt: Warum sollten denn viele Techniken unterrichtet werden, wenn am Ende sowieso die meisten Anwender nur 3 oder 4 nutzen - warum sollte der Anwender also nicht nur diese Dinge unterrichten, die für ihn ja gut funktionieren? Antwort: Weil unterschiedlichen Leuten auch unterschiedliche Techniken, Methoden, etc. liegen und sie unterschiedliche Dinge für sich nutzen können oder eben nicht. Deswegen sind Modifizierungen zwar mitunter sehr gut, sollten aber auch von Leuten mit genügend Übersicht und Können vorgenommen werden.

quirl
03-10-2011, 22:45
Schon, aber zumindest kickboxerische Basics braucht man für vernünftiges Panantukan/Sikaran sowieso. Da schadet etwas Kickboxen bestimmt nicht.

Mit Sanda stell ichs mir ähnlich vor. Aber da hängts sicher auch davon ab, was für Sanda das nun genau ist.

Ich kann aus der Erfahrung bei JKD und Kali sprechen, das war nie ein Problem. Aber da beide Einheiten bei den gleichen Trainern waren, ists natürlich aufeinander abgestimmt.

Da eigentlich alle im Verein beides trainieren werden die Kickboxerischen Basics zB. mal eher im JKD gemacht. Dafür hat man dann im Kali Zeit für andere Übungen.

meepo
03-10-2011, 22:57
Dass es in diesem Fall vermutlich kein Problem ist, hab ich ja schon geschrieben. Mein letzter Post war mehr ein allgemeiner ;)

Deno
04-10-2011, 00:26
als langjährig trainierender ist das möglich, aber ich glaube als Anfänger könnte sowas problematisch sein

-das unterstreiche ich mal so..

Am Anfang besteht halt die Gefahr viele verschiedene Techniken aus vielen verschiedenen KKs/KSs zu erlernen, ohne aber nur eines der trainierenden Konzepte wirklich verstandenen zu haben..-man beherrscht am Ende also evtl. 1.000 Techniken (ok, im .. sind es glaube ich 120 alleine in einer Form), aber kein Konzept das dahinter steht.
Muss jeder selbst entscheiden was einem sinnvoller erscheint, mit 1.000 Techniken ohne Konzept zu kämpfen o. mit einem Konzept und nur ein paar Techniken zu kämpfen, das Ziel ist der Weg!
-kenne bspw. viele Leute die mit letzterem Weg viel Erfolg im Bereich WK (Turniere), SV, Sport o. Sparring mit/gegen komplett andere KK/KS hatten, andersherum jedoch niemanden!

Freakay
04-10-2011, 09:29
Genau, so meinte ich das. Ob man einen Kick einer anderen KK perfekt kann, oder ob man den kann und in sein Konzept und System sinnvoll integrieren kann, macht bestimmt einen großen Unterschied. Ich denke, wenn man das Konzept, den Sinn, den Kern oder wie auch immer man es nennen möchte seiner KK verstanden hat, dann kann man bestimmt auch mal rumexperimentieren.

Aber es ist toll, dass man es überhaupt kann. Viele KK stehen sich am Ende einfach viel näher als ich immer dachte.

amasbaal
04-10-2011, 14:43
Am Anfang besteht halt die Gefahr viele verschiedene Techniken aus vielen verschiedenen KKs/KSs zu erlernen, ohne aber nur eines der trainierenden Konzepte wirklich verstandenen zu haben..-man beherrscht am Ende also evtl. 1.000 Techniken (ok, im .. sind es glaube ich 120 alleine in einer Form), aber kein Konzept das dahinter steht.

ich wüsste ehrlich gesagt niemanden, der das so macht, da die unterschiedlichen einflüsse ja INTEGRIERT werden - worin wohl?... ins konzept / in die konzepte des stiles.
worum ers mir v.a. ging, sind synergieeffekte beim lernen biophysischer abläufe. dafür sinnvoll: crosstrainings. hinzu kommen adaptionen einzelner taktiken und techniken von außerhalb im rahmen der konzepte des stils.
ich denke, dass wir uns in DIESEM sinne einig sind.

und nur zur erinnerung: eigentlich geht es ja ausdrücklich ums kickboxen (oder eben andere vk-kampfsportarten) und dessen mögliche funktion in den fma (bzw. dessen "verträglichkeit" mit den fma)! alle anderen bisher genannten kks sind ebenfalls nicht gerade "störend", sondern bereichernd.
wie so oft, geht es hier viel weniger um die frage des "ob" oder "was", als um die frage des "wie".