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Vollständige Version anzeigen : Techniken drillen - nach welchem Prinzip?



Agi-Gum
01-11-2011, 07:24
Hallo!

Welches Prinzip haltet Ihr für effektiver (und weshalb?), um Techniken, deren Grundbewegung man bereits kennt, zu drillen:

a) hohe Wiederholungen (50+), aber ohne Widerstand

oder

b) isoliertes Sparring mit progressiv ansteigendem Widerstand?

Ich bin deshalb ein bisschen ins Grübeln gekommen, da, einerseits bspw. Matt Thornton praktisch nur nach Methode b) vorgeht und da von der Theorie her auch das Training gegen Widerstand IMHO das ist, was BJJ/Grappling effektiv macht. Andererseits hört man oft, dass viele Top-Athleten Variante a) als extrem wichtig und als einen der der Schlüssel zum Erfolg ansehen.

Interessant fände ich auch zu hören, wie oft Ihr in Eurem Training nach einem dieser Prinzipien trainiert oder ob ihr vielleicht auch ganz anders Techniken drillt.

Freue mich auf Eure Antworten!

Ir-khaim
01-11-2011, 07:55
Ich würde sagen, Variante b) hat Vorrrang. Wer als Profi viel Zeit im Gym verbringt, hat dann vermutlich noch intensiv Gelegenheit für Variante a).

Bin auf den Thread gespannt :)

jkdberlin
01-11-2011, 08:13
Ich verstehe das "oder" nicht...ich mache generell beides.

MAT Hannover
01-11-2011, 08:31
ich verstehe das "oder" nicht...ich mache generell beides.

+1

Björn Friedrich
01-11-2011, 08:39
Erstmal statisch Üben bis man die Bewegung kann, fliessend ohne Widerstand.

Wenn das sitzt gibt der Partner ein bisschen Widerstand und steigerst das ganze bis zum regulären Positionssparring.

Wenn man schon recht fortgeschritten ist, kann man sich auch untere Gurte nehmen und ihnen sagen sie können frei arbeiten, während man seine neuen Techniken versucht anzusetzen.

Tschüß
Björn Friedrich

Henry
01-11-2011, 11:26
Ich persönlich unterscheide zwischen Bewegungsdrills, Technikdrills und Sparringdrills. In jedem Training baue ich einen Teil von allen drei Bereichen ein. Für Bewegungs- und Technikdrills empfehle ich das Buch von Andre Galvao "Drill to win". Sparringsdrills isolieren gewisse Positionen und Kampfsituationen und sind meistens mit vollem Widerstand ausgeführt.
Natürlich schadet es auch nicht die Grundtechniken ohne Widerstand zu drillen. Beim Brazilian Top Team wurde mir einmal gesagt, dass Minotauro in JEDEM Training jeweils 50 Armhebel aus der Guard, der Mount und Seitposition, 50 Omplatas und 50 Triangulos macht.

Dschinghis
01-11-2011, 20:01
Beides. Durch hohe Wiederholungen prägt sich ein Bewegungsverlauf stark ein und die Geschwindigkeit der Bewegung erhöht sich, ebenso sinkt die Fehlerrate. Allerdings muss man das auch anwenden können, wer bspw. nur Sandsäcke malträtiert, hat schnell Probleme mit sich bewegenden Sparringspartnern. Ist beim Grappling nicht anders.

Durch Widerstand ergibt sich Adaption. Warum den Widerstand also auf wenige Bereiche beschränken? Mache dein Training immer so vielseitig wie möglich.

Hook
02-11-2011, 06:27
Sehe ich 100pro so wie der Henry.

Techniken mit steigenden Wiederstand zu trainieren (wie Björn beschrieben hat) ist kontraproduktiv! Wenn einer sich gegen eine bestimmte Technik sträubt, bitte nicht mit biegen und brechen durchziehen.
In von Henry beschriebenen Isolations-, Positions- und Aufgabensparring hat man dann den entrechtenden Wiederstand, in einen Bereich wo ich die Technick (im richtigen Moment) anwenden kann.

Agi-Gum
02-11-2011, 07:24
Viele interessante Antworten!

Bin etwas erstaunt, dass anscheinend doch einige von Euch offentsichtlich (auch) Variante a) öfters trainieren. Ich hab das so bislang in den (Grappling!-)Trainingseinheiten, bei denen ich teilnehmen durfte, nicht so häufig gesehen - meistens werden die Techniken vielleicht 10-20mal "trocken" gedrillt, aber nicht mit deutlich höheren Wiederholungszahlen (50+).

Meine Frage muss man auch vor dem Hintergrund sehen, dass vielleicht nicht jeder Profi-Athlet ist und jeden Tag trainiert, sondern vielleicht nur 2-3 mal die Woche eine gute Stunde trainieren kann. Würde es auch einem solchen "Nicht-Minotauro" nützen, 100 Armbars aus der Guard mit gefügigem Partner zu üben oder wäre seine knappe Zeit besser verbracht, 5 Armbars gegen Widerstand (evtl. mit Übergängen zu Triangle, Omplata etc., wie es eben kommt) zu trainieren?

(Wer es übrigens noch nicht kennen sollte: Hier der Link zum Trainingsblog von Matt Thornton, der - wie oben schon beschrieben - praktisch ausschließlich nach Variante b) unterrichtet:

Aliveness 101: Notes on drilling . . . (http://aliveness101.blogspot.com/2008/05/notes-on-drilling.html)

Sein zentraler Begriff "Aliveness" ist vielleicht auch etwas überhypet, aber das ist eine andere Diskussion...)

Hook
02-11-2011, 07:45
Viele interessante Antworten!

Meine Frage muss man auch vor dem Hintergrund sehen, dass vielleicht nicht jeder Profi-Athlet ist und jeden Tag trainiert, sondern vielleicht nur 2-3 mal die Woche eine gute Stunde trainieren kann. Würde es auch einem solchen "Nicht-Minotauro" nützen, 100 Armbars aus der Guard mit gefügigem Partner zu üben oder wäre seine knappe Zeit besser verbracht, 5 Armbars gegen Widerstand (evtl. mit Übergängen zu Triangle, Omplata etc., wie es eben kommt) zu

Das von dir beschriebene Training verbessert kaum deinen Armbar!
Wenn dir als Aufgabe stellst aus Arrmbar-setup xy zu starten und zu kombinieren. Ist es ja ein guter Drill aber der Armbar wird ja nur am Rande trainiert. Trainierst eher deinen Gegner den Setup zu unterbinden (ist auch gut aber andere Zielsetzung)

Boris1983
04-09-2012, 21:56
Hi,

ich weiß, der Thread ist schon etwas älter aber bin erst jetzt darüber gestolpert :)

Was ist denn der Unterschied zwischen: Bewegungsdrills, Technikdrills und Sparringdrills?

Könnte mir das vielleicht bitte jemand erklären? :)

Danke schonmal.

Beste Grüsse

Grapplingzwerg
04-09-2012, 22:30
ich versuchs mal:
Bewegungsdrills: werden auch ohne Partner oder mit Ball durchgeführt. zb. rolle vorwärts wäre ein simpler bewegungsdrill - das is auch das worum es in galvaos buch hauptsächlich geht
Technikdrills: ich wiederhole eine bestimmte Technik mit Partner (oder Dummie) entweder x-mal oder zb. 3 minuten lang. Das ganze mit gar keinem Widerstand und einem kooperativen Partner.
unter Sparringsdrills verstehen sie glaub ich Positionssparring:
zb. du befindest dich in der Guard des Gegners, die aufgabe ist nur zu passen. Wenn das geschafft ist gehts wieder von vorne los. Von der Intensität her ist es ein Sparring. Der Gegner bekommt bei uns meistens auch eine Aufgabe zb. dich zu sweepen.

hoffe ich liege richtig
lg

SSebi1
05-09-2012, 10:12
Ich habe die folgende Variante des Positional Sparrings auf dem Braulio Estima Summer Camp kennen gelernt. Er hatte das "Technical Training" genannt. White Belt & Blue Belts bzw. alle anderen haben sich in zwei Gruppen aufgeteilt, jeder bekam eine Nummer von 1-3 und Nummer 1 hat in der defenisive Position der zuvor gelernten Technik angefangen. Nr. 2 war also offensive, sobald 2 gepasst hat, kam Nummer 3 hinzu, usw. usw. Braulio hat uns erklärt, dass der grosse Vorteil dieser Methode, gegenüber des klassischen PS mit einem Partner ist, dass man mit den verschiedensten Body Types die Technik in sehr kurzer Zeit übt, hat mir persönlich sehr viel gebracht und super gefallen.

übrigens, drillen ist grad gross angesagt bei Jordon Schulz, hab von Ihm ein kostenloses EBook mit knapp 80 Seiten nur über die Methoden des drilling ;)

nEEdLzZz
01-01-2013, 23:48
Ich habe die folgende Variante des Positional Sparrings auf dem Braulio Estima Summer Camp kennen gelernt. Er hatte das "Technical Training" genannt. White Belt & Blue Belts bzw. alle anderen haben sich in zwei Gruppen aufgeteilt, jeder bekam eine Nummer von 1-3 und Nummer 1 hat in der defenisive Position der zuvor gelernten Technik angefangen. Nr. 2 war also offensive, sobald 2 gepasst hat, kam Nummer 3 hinzu, usw. usw. Braulio hat uns erklärt, dass der grosse Vorteil dieser Methode, gegenüber des klassischen PS mit einem Partner ist, dass man mit den verschiedensten Body Types die Technik in sehr kurzer Zeit übt, hat mir persönlich sehr viel gebracht und super gefallen.

übrigens, drillen ist grad gross angesagt bei Jordon Schulz, hab von Ihm ein kostenloses EBook mit knapp 80 Seiten nur über die Methoden des drilling ;)

könntest du dieses ebook zur verfügung stellen?:D;)

Joergus
02-01-2013, 14:11
Sollte man gesehen haben:

eUyYNuDmFbI

KampfBeast
02-01-2013, 14:37
a) aber b) ist genauso wichtig

Gast
02-01-2013, 14:58
Ich verstehe das "oder" nicht...ich mache generell beides.
Ich sehe da auch kein "oder".

jkdberlin
03-01-2013, 08:04
a) hohe Wiederholungen (50+), aber ohne Widerstand

oder

b) isoliertes Sparring mit progressiv ansteigendem Widerstand?



Ich ja, genau in der Mitte...

Mahmut Aydin
03-01-2013, 08:26
Hallo!

Welches Prinzip haltet Ihr für effektiver (und weshalb?), um Techniken, deren Grundbewegung man bereits kennt, zu drillen:

a) hohe Wiederholungen (50+), aber ohne Widerstand

oder

b) isoliertes Sparring mit progressiv ansteigendem Widerstand?

Ich bin deshalb ein bisschen ins Grübeln gekommen, da, einerseits bspw. Matt Thornton praktisch nur nach Methode b) vorgeht und da von der Theorie her auch das Training gegen Widerstand IMHO das ist, was BJJ/Grappling effektiv macht. Andererseits hört man oft, dass viele Top-Athleten Variante a) als extrem wichtig und als einen der der Schlüssel zum Erfolg ansehen.

Interessant fände ich auch zu hören, wie oft Ihr in Eurem Training nach einem dieser Prinzipien trainiert oder ob ihr vielleicht auch ganz anders Techniken drillt.

Freue mich auf Eure Antworten!

ich würde sagen variante a, falls man noch ein blutiger anfänger ist, sprich überhaupt nicht wüsste, was man bei variante b machen könnte...

für alle anderen fälle, sprich ca 6 monate training und aufwärts variante b...

Gast
03-01-2013, 10:45
Ich ja, genau in der Mitte...
Das meinte ich im übertragenen Sinne.;)
Aber besser ausgedrückt, das "oder" macht für mich da auch keinen Sinn.

jkdberlin
03-01-2013, 11:16
Ja, beim zweiten lesen habe ich es auch verstanden :)

Mohlenbop
03-01-2013, 13:16
Bisher war ich es gewohnt, zuerst einige Wiederholungen ohne und danach mit steigendem Widerstand zu üben.

Nach 1 1/2 Jahre Pause und Wohnortwechsel habe ich mir eine neue Schule gesucht. Die Trainingspraxis ist dort bei den Fortgeschrittenen, auch neue Techniken nach nur wenig Widerholungen gegen starken Widerstand zu üben, bis einer der beiden in einer dominanten Position landet.

Ist zwar nicht so ganz mein Fall, denn man verwirft Techniken viel schneller, da sie nicht gleich "praktikabel" sind und greift zu schnell auf Bewährtes zurück. Aber auf jeden Fall ist es ein interessanter Unterschied *g*...

Björn Friedrich
03-01-2013, 14:41
Ich denke ein Anfänger sollte die meiste Zeit mit statischem Training ohne großen Wiederstand verbringen, damit er erst einmal ein paar grundlegende Bewegungsmuster lernt.

Bei dem einen dauert das länger, bei dem Anderen geht es schneller, aber diese Phase ist einfach wichtig, wenn man nicht viel Ahnung vom Grappling hat.

Danach kommt das isolierte Sparring, wenn ich also meine 6 Basis Mount Escapes kann, kann ich damit anfangen, gegen steigenden Wiederstand zu arbeiten.

Als Fortgeschrittener braucht die statische Phase meist weniger Zeit, weil man auf mehr Bewegungsressourcen zurückgreifen kann und so schneller lernt.

Nach 10 oder 15 Jahren, verändert sich das wieder, dann arbeitet man kaum noch an den Techniken, sondern eher an den inneren Verbindungen im Körper und je besser die funktionieren, desto effektiver wird die äussere Technik.

Ist halt alles ein Reifeprozess. Wichtig ist aber IMMER das man versteht, das Drillen kein Kampf, sondern Lernen ist. Sonst versaut das Ego, den Sinn und Zweck der Übung.

Tschüß
Björn Friedrich

nEEdLzZz
03-01-2013, 16:27
es ist doch auch sinnvoll, wenn man z.b. neu gelernte techniken, dann im "normalen" sparring immer wieder versucht anzuwenden bzw. NUR diese techniken versucht anzuwenden.

ich sage meinem sparringpartner öfters, das ich heute z.b. aus der guard anfangen möchte, um an dieser position zu arbeiten...

Mohlenbop
03-01-2013, 21:09
Allerdings wird sich jeder Trainingspartner, wenn auch nur unbewusst, auf eine vorher angekündigte Technik fokussieren, was den Übungsablauf wieder unrealistisch werden lässt.

Aus dem Grund versuche ich neue Techniken nicht sofort und auf Biegen und Brechen in der Praxis anzuwenden, sondern einfließen zu lassen wenn sie sich ergeben. Und auch dann erst wenn ich sie ganz sicher 'trocken' beherrsche, denn gerade neue Techniken sind sehr anfällig für "bäh, funktioniert nicht, mach ich nicht mehr"...