Vollständige Version anzeigen : Unterschiedliche Dynamik bei Karatestilen
Sebastian
21-01-2004, 20:34
Hi weudl,
das wirft für mich prinzipiell 2 Fragen auf:
- In welchen Karatestilen hast du weniger dynamische, peitschenartige Bewegungen trainiert? Wie würdest du da einen Vergleich zu Shotokan, Goju-Ryu oder Ähnlichem ziehen?
- In welchem Karatestil würdest du sagen sind die Katas eher "leere" Formen ohne realistische Anwendung? An welchen Punkten genau machst du das fest? :)
Gruß
Sebastian
@Sebastian
Die Frage nach der Dynamik einzelner Stile verdient meiner Meinung nach eine genauere Betrachtung, da es meiner Erfahrung nach hier doch mitunter einige nicht unerhebliche Unterschiede gibt. Vorweg muss ich allerdings noch anmerken, dass dies meine persönlichen Beobachtungen sind, und dass es durchaus möglich ist, dass der eine oder andere von Euch hier völlig andere Erfahrungen gemacht hat.
Aus dem Shotokan kenne ich im Wesentlichen zwei Prinzipien: Einerseits die Rotation der Hüfte ('Gyaku Tsuki-Prinzip') und andererseits das Nachvorstoßen der Hüfte ('Oi Tsuki-Prinzip'). Bei der Bewegung wird der Oberkörper von der Hüfte aufwärts wie eine kompakte Einheit bewegt. Das heißt, die Energie wird in der Hüfte erzeugt und über den Oberkörper bis in den Arm weitergeleitet.
Kyokushinkai arbeitet mit ähnlicher Idee, allerdings werden die Techniken wuchtiger, dafür aber mit weniger Endspannung ausgeführt.
Im Shito Ryu gibt es die beiden oben angeführten Prinzipien ebenfalls, allerdings gibt es dort auch noch Techniken, bei denen die Energie 'wellenförmig' (peitschenmäßig) im Körper aufgebaut wird. Ich weiß nicht, ob ich das einigermaßen verständlich rüberbringe, aber es kommt hierbei zu einer zeitlichen Verzögerung in der Bewegung (die Hüfte startet, dann folgt der Arm. während sich der Arm nach vor bewegt, bewegt sich die Hüfte bereits wieder zurück). Der Oberkörper arbeitet also nicht mehr wie eine kompakte Einheit wie oben. Somit arbeitet der ganze Körper beim Energieaufbau mit, die Technik bekommt ein dynamischeres Aussehen und wirkt leichter und entspannter.
Dieses Prinzip habe ich außerdem auch noch im Matsubayashi Ryu und im Goju Ryu beobachten können.
Das wären die wichtigsten Formen die ich beobachten konnte. Es gibt noch einige andere, aber ich denke, das ist fürs Erste einmal genug. Ich würde mich über Kommentare, Ergänzungen, natürlich aber auch über Kritik freuen.
Sebastian
23-01-2004, 19:14
Vielen Dank für die Informationen! Wenn ich die Gelegenheit dazu habe werde ich mir mal die verschiedenen Stile genauer "live" ansehen! :)
DieKlette
24-01-2004, 09:44
Wobei anzumerken ist, dass die eigentliche Kraft nicht aus der Hüfte sondern aus dem Bauch kommt. Viele üben ständig mit Hüftrotation. Das beschränkt sich dann allerdings auf rein äußere Kraft. Grundsätzlich wird in vielen Budokünsten der Schwerpunkt nach vorne geschoben und sinkt in den Stand leicht ab. So wird wesentlich mehr Kraft übetragen und der Stand ist fester.
Ich denke, dass viele das falsch üben stiliunabhängig betrachtet.
Einen freundlichen Gruss
Julian
Sebastian
24-01-2004, 10:29
Versteh ich nicht ganz. Kraft entsteht entweder durch Hüft/Oberkörperrotation und die Beschleunigung (Kraft ist Masse * Beschleunigung) oder durch Schub bei einem Schritt, Step, Slight, Push vorwärts.
Welche Kraft kommt aus dem Bauch?
@DieKlette
Das ist eine von den Formen die ich nicht angeführt habe. Schön, dass Du sie hier anführst. Ich würde allerdings die anderen Formen nicht als falsch bezeichnen. Ja nach Situation hat wohl jede ihre Berechtigung. Ich würde auch nicht sagen, dass die Technik dadurch unbedingt stärker ist. Man kann allerdings mit dieser Methode eine enorme Kraft auch ohne den üblichen langen Beschleunigungsweg aufbauen.
Ich verwende diese Methode jedenfalls bei Kata, in denen die Techniken ohne äußere Hüftbewegung ausgeführt werden (zB Sanchin, Tensho, Naihanchi). Die Schwerpunktsverlagerung kann natürlich in jede Richtung erfolgen und nicht nur nach vorne. Je weiter man mit diesem Prinzip vertraut ist, desto geringer wird dabei die äußerlich sichtbare Bewegung, bis sie irgendwann einmal ganz verschwindet und völlig durch 'innere Spannung' ersetzt wird.
-=Basti=-
24-01-2004, 11:32
Ich verwende diese Methode jedenfalls bei Kata, in denen die Techniken ohne äußere Hüftbewegung ausgeführt werden (zB Sanchin, Tensho, Naihanchi).
In wie weit wilst du bei Sanchin und Tensho kraft erreichen?
Bei uns wird (vorallem bei Sanchin) sehr viel Wert auf eine komplette Körperspannung und Atmung geleget, aber nicht auf eine starke technik
DieKlette
24-01-2004, 12:08
@Weudl,
falsch ist im Prinzip gar nichts ;). Es geht im Endeffekt auch um die Kombination der Kräfte : Die Hüftrotation + Abdruck vom Boden, durch den Rücken, Schulter, Arm + Einsinken mit dem Hara in die Technik.
Das man nicht in jeder Situation jeder Kraft anwenden kann ist klar. Die Situation ergibt die Möglichkeiten. Diese Prinzipien kann man schon sehr gut in den Pinan Kata üben. In den späteren Kata lernt man diese dann auch in kurzen Techniken zu entwickeln. Wie immer führt hier der Weg von lang zu kurz ;).
Einen freundlichen Gruss
Julian
@Basti
Wenn das wirklich das einzige Ziel von Sanchin und Tensho ist, dann frage ich mich, wofür Du dann Karate-Techniken dabei machst. Um lediglich Körperspannung und Atmung zu üben, kann ich auch im Yoi stehen bleiben.
Ich gehe also schon davon aus, dass das Ziel dieser beiden Kata das Training von Karate-Techniken ist, welche durch gezielte Atmung und Körperspannung verbessert werden sollen. Wofür sonst soll das Training von Atmung und Körperspannung denn sonst gut sein?
-=Basti=-
24-01-2004, 13:04
@Basti
Wenn das wirklich das einzige Ziel von Sanchin und Tensho ist, dann frage ich mich, wofür Du dann Karate-Techniken dabei machst. Um lediglich Körperspannung und Atmung zu üben, kann ich auch im Yoi stehen bleiben.
Die Körperspannung soll ja auch in der Bewegung gehalten werden, mit passender Atmung... das geht im Stand nicht.
Und Techniktraining? Die Techniken wie Zuki werden bei Sanchin ganz anderst ausgeführt, als es zumindest bei unserem Grundschultraining der fall ist.
@Basti
Da hast Du selbstverständlich recht. Es ist natürlich ein Unterschied ob man Körperspannung in der Bewegung aufrecht halten soll oder im Ruhezustand.
Worin liegt denn bei Euch der Unterschied zwischen Sanchin und Kihon beim Tsuki? Außer, dass man beim Kihon üblicherweise zur Körpermitte schlägt (auch nicht immer) und bei Sanchin gerade nach vorne, ist mir da eigentlich kein gröberer Unterschied bewusst (außer dem Timing natürlich).
-=Basti=-
24-01-2004, 16:45
@Basti
Worin liegt denn bei Euch der Unterschied zwischen Sanchin und Kihon beim Tsuki? Außer, dass man beim Kihon üblicherweise zur Körpermitte schlägt (auch nicht immer) und bei Sanchin gerade nach vorne, ist mir da eigentlich kein gröberer Unterschied bewusst (außer dem Timing natürlich).
noch einen gibts, beim zucki dreht die faust schon frühr, und man drückt nochmal nach, wenn man vorne angekommen ist, wobei das ehr ein produkt der atumung ist.
Versteh ich nicht ganz. Kraft entsteht entweder durch Hüft/Oberkörperrotation und die Beschleunigung (Kraft ist Masse * Beschleunigung) oder durch Schub bei einem Schritt, Step, Slight, Push vorwärts.
Welche Kraft kommt aus dem Bauch?
Hi Sebastian
Zum Thema "Kraft aus dem Bauch" hab ich dir einen guten Link!
http://www.shito.ch/index.php?pagecontent=ki-energie&menu=beitraege
Da ich seit Jahren auch Taiji trainiere, ist mir die Arbeit mit Chi (chin.) oder Ki (jap.) nicht mehr ganz fremd und die Kraft im Bauch auch fühlbar. Schade, dass im Karate meistens wenig darüber gesprochen, geschweige dann, dass es kultiviert wird. Kommt wohl ein bisschen auf den Lehrer draufan. Mein Lehrer macht ab und zu Qi-Gong Uebungen vor dem Training.
Kimura
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