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Vollständige Version anzeigen : Kata lernen ohne Lehrer bei Fortgeschrittenen



KingAndy25
04-01-2012, 10:22
Hi Leute.

Man sagt ja immer man kann ( oder sollte) keine Techniken/Stile/Kata aus Büchern und Videos lernen da sich fehler einschleichen könnten. Bei Anfängern verstehe ich das ja, aber was ist bei Fortgeschrittenen?

Man lernt z.B. Shotokan aber möchte mal ne Kata aus dem Goju lernen. Ginge das aus dem Buch?

Ich finde es halt wichtig auch andere Karate stil kennen zu lernen. Aber geld/Zeit für noch nen Lehrer hab ich nicht.

Was meint ihr dazu?

Gruß
Andi

Icewing
04-01-2012, 10:28
Kann ein Buch Deine Haltung korrigieren (ausser wenn du es beim Kata laufen auf dem Kopf balancierst...)? Dir Hinweise zu Körperspannung, Atmung, Fluss in der Form oder diversen anderen Aspekten geben?

Die Grundlegenden Abläufe einer Form kann man sich sicher mit Hilfe eines Buches aneignen. Die Form verstehen und korrekt beherrschen....eher nicht.

Cillura
04-01-2012, 10:36
Was zum Beispiel ganz gut geht:

Ein Fortgeschrittener möchte eine neue Kata lernen. Er übt sie zunächst grob (ca 1 - 2h) mit Hilfe von Literatur etc. und führt sie dann seinem Trainer vor. Dieser korrigiert entsprechend und dann wird wieder geübt usw.

Wichtig ist aber, dass der Trainer so früh wie möglich drüber schaut und korrigierend eingreift.

Luggage
04-01-2012, 11:18
Vorallem wenn man ein Buch und ein Video hat und Talent und Erfahrung in Bewegungskünsten vergleichbarer Art mitbringt, kann man sicherlich etwas lernen, was so aussieht wie die entsprechende Kata. Warum man das tun sollte ist mir allerdings schleierhaft...

Kirp
04-01-2012, 11:19
Grundsätzlich bin ich auch der Meinung, dass man dies unter Anleitung eines Trainers machen sollte.

Allerdings stellt sich mir diesbezüglich eine eher historische Frage:
Wie wurden denn bei der Entwicklung des Karate die Katas gelernt? Irgendwo muss es ja einen Anfang jeder Kata geben, welche niemanden gezeigt wurde, sondern aus dem Geiste enstanden ist...

Sojobo
04-01-2012, 11:57
Man kann sich selbst mit einem Buch den ABLAUF beibringen. Die Details, auf die es in der Kata aber ankommt, kann dir nur jemand zeigen, der die Kata beherrscht.

Luggage
04-01-2012, 12:04
Naja, ein ausführliches Buch und ein kommentiertes Video mit Detailanleitungen können in der Zusammenschau einiges an Details vermitteln. Klar, ohne Feedback eines Trainers weiß man nie, ob man das auch richtig umsetzt, aber mit einer trainierten Bewegungskompetenz hat man gute Chancen einiges richtig zu machen. Da kann man durchaus - sagen wir mal "Farbgurt"-Niveau erreichen. Aber warum sollte man das tun? Was bringt es einem eine Kata eines fremden Stils zu lernen? Daraus wird man keinen Mehrwert ziehen, ohne einen Lehrer, der einem die Anwendung erklärt. Körperübungen hat man schon genug in den eigenen Kata, zumal besser auf den eigenen Stil zugeschnitten.

WingChun77
04-01-2012, 12:07
Hallo Andi,

für einen fortgeschrittenen Karateka sehe ich kein Problem, wenn er sich eine Kata (eigener oder anderer Stil) mit Hilfe von Büchern und DVDs (Youtube) aneignet. Vor allem der Ablauf steht im grünen Bereich.

Die einzige Sache könnte die Interpretation der Prinzipien hinter den Formfiguren sein, sprich das Bunkai. Aber zum einen sollte dies für einen Fortgeschrittenen (der auch mal über den Tellerrand schaut) kein Problem sein. Zum anderen kenne ich keine bis wenige Trainer/Lehrer, die hier Einblick haben bzw. ihr Wissen weitergeben wollen/können. Dies erfährt man meist selbst durch eigene Studien oder aber durch ungewollte Impulse - zum Beispiel hier im Forum ;)


Von daher: Viel Spaß!


LG

Günther

Holzkeule
04-01-2012, 12:24
Aber auch mit Trainer werden Äonen ins Land gehen bis man die Form perfekt versteht .... ( sagt man )

Warum nicht ? Wenns Spaß macht und Zeit da ist . Vielleicht gibt es ja doch Gemeinsamkeiten.
Ich frag ich mich ja schon manchmal wie einige hier ihr augenblickliches Curriculum in der Woche unter einen Hut bringen.

Dasein
04-01-2012, 12:25
Denke auch, dass man die Kata nur richtig hinbekommt, wenn man ab und zu korrigiert wird.
Aber finde den Gedanken sehr interessant. Wurdest du von einer bestimmten Kata inspiriert oder war es einfach mal so ein Gedanke?

KingAndy25
04-01-2012, 12:30
@Günther: das denke ich eigentlich auch.

@All: Also ich denke es mal so. Im shotokan gibt es einige sachen nicht die es zum bsp. im Goju gibt und umgekehrt. So kann man sich eine größere bandbreite an wissen aneignen glaube ich. Ich habe z.B.: einen karate und einen Tai Ji lehrer. Wenn ich ihnen eine Kata zeige werden sie beide unterschiedlich urteilen. So kann ich eine Kata mit eigenem leben erfüllen. Die alten anwendungen kennt wohl fast keiner mehr da es viele Soto-deshi linien gab und meist nur eine Uchi-deshi linie. Jeder Schüler hat seine eigenen Interpretationen eingebracht. Entweder aus unwissenheit um sich zu behelfen oder weil man etwas anderes als besser empfunden hat. ich glaube nur die wenigsten haben genau das gemacht was ihre lehrer machten.

Ich finde es zwar wichtig das man die alte/ältere Bunkai lernt, aber auch das man sein eigenes ding findet. Durch beide meiner lehrer bekomm ich eine andere perspektive auf die kata, und kann so auch verschiedene bunkai anfangen zu sehen oder die Kata an sich struckturieren.

@Dasein: Ich könnte ja von meinen Lehrern korrigiert werden, das sind eben nur keine Goju lehrer.
Ich glaube sie heisst Tensho..eine kata von Miyagi ( wenn es die wirklich ist). Hab sie mal auf ner Vorführung gesehen und würde sie gerne lernen.

Hoffe ihr versteht was ich meine.
Gruß
Andi

SKA-Student
04-01-2012, 13:00
Mach doch einfach.
Und wenn der Ablauf irgendwann sitzt, du dich selbst so weit wie möglich korrigiert hast (Spiegel, Video), vielleicht ein bischen die Kata mit einigen Kollegen getestet hast,
dann geh mal in ein Goju Dojo und trainere dort einige Male mit. Und bitte um Korrektur / Erklärungen.

Ich traue mich gerade auch nicht, mir ohne Dojo eine neue Kata beizubringen.
Vielleicht bin ich aber auch nur zu faul... (?)

kanken
04-01-2012, 13:13
Alleine der Gedanke, man könne sich eine Kata ohne Lehrer beibringen sagt schon viel über die bisherige Ausbildung aus...

ZoMa
04-01-2012, 13:18
Vorallem wenn man ein Buch und ein Video hat und Talent und Erfahrung in Bewegungskünsten vergleichbarer Art mitbringt, kann man sicherlich etwas lernen, was so aussieht wie die entsprechende Kata. Warum man das tun sollte ist mir allerdings schleierhaft...

Weil der Trainer dann nur noch korrigieren muss und man sich nicht erst noch auf den Ablauf konzentrieren muss. Was lernt man i.d.R. auch bei Kata seines eigenen Stils zuerst? Den Ablauf. Wenn der sitzt, kommt die Korrektur.

Wenn ich zu einem Lehrgang fahre versuche ich doch auch das Thema so gut es geht zu hause vorzubereiten um mehr Details mitnehmen zu können.

KingAndy25
04-01-2012, 13:19
@Kanken: Hmmm..was sagt es denn?

@SKA: Wäre eventuell ne möglichkeit. Wobei das einige lehrer nicht so gerne sehen denke ich...

kanken
04-01-2012, 13:23
Das die Leute keine Ahnung von Kata haben, bzw. bisher nie vernünftig Kata gezeigt bekommen haben.

KingAndy25
04-01-2012, 13:26
Und warum meinst du das? Warum kann man nicht wenigstens versuchen sein Hirn selbst an zu strengen?

Holzkeule
04-01-2012, 13:33
Deswegen versucht er sie ja zu lernen

Vegeto
04-01-2012, 13:44
Ich bin der Meinung das man sich sehr sehr vieles selbst beibringen kann. Irgendjemand war immer der Erste der etwas getan oder erfunden hat. Und wenn alle sagen etwas geht nicht, dann zeigt man einfach das es doch geht.

Ich finde man kann keine Fehler macht. Man findet nur alternative Wege wie man etwas nicht funktioniert. Erfahrung ist immer gut.

Zum Beispiel mit der Kata. Es gibt heutzutage recht gute Videos dazu. Erst recht für Fortgeschrittene die einzelne Techniken nach 10 Jahren Training eh schon können. Viele gute Sachen hab ich nur auf Videos oder Büchern gesehen. Das hätte mir nie jemand im normalen Training gezeigt.

Früher war es angeblich nicht so viel anders. Der Schüler hat nachgemacht was er gesehen hat. Der Meister hat oft gar nichts gesagt oder erst nach Wochen mit etwas rausgerückt.

Letztlich ist es aber das Wichtigste das erlernte praktisch einzusetzen. Und das ist in der Kampfkunst immer noch mit einem Partner. Er und der Trainer, also die kritische Außensicht, sind letztlich der Beleg das es funktioniert was man da macht.

kanken
04-01-2012, 13:44
Weil man einen Lehrer braucht der einen direkt körperlich korrigiert und einem die Inhalte der Kata fühlen lässt. Selber lernen kann man Kata nicht, weder aus Büchern noch aus der Tube.

KingAndy25
04-01-2012, 14:11
@Vegeto: sehe ich ähnlich.

@Kanken: Aber warum ? Was ist wenn der lehrer selbst auch nicht so gut ist? wer hat vorgeschrieben das man das nicht selber lernen KANN? Wer sagt das man sich nicht selbst krrigieren kann ?

Gruß
Andi

( Ein guter Schüler ist auch ein guter lehrer und kann sich selbst lehren - Konfuzius)

Luggage
04-01-2012, 14:14
Weil der Trainer dann nur noch korrigieren muss und man sich nicht erst noch auf den Ablauf konzentrieren muss. Was lernt man i.d.R. auch bei Kata seines eigenen Stils zuerst? Den Ablauf. Wenn der sitzt, kommt die Korrektur.

Wenn ich zu einem Lehrgang fahre versuche ich doch auch das Thema so gut es geht zu hause vorzubereiten um mehr Details mitnehmen zu können.
Das ist ja auch alles ok, setzt aber voraus, dass man eine Kata autodidaktisch lernt, deren korrelierenden Stil man lernt oder zu lernen vorhat. Ich habe den TE so verstanden, dass er Shotokan macht, aber einfach mal eine Goju-Kata lernen möchte, ohne Intention den Stil jemals weiter zu trainieren. Und da sehe ich keinen Sinn drin, man würde jederzeit einen größeren Mehrwert erzielen, übte man eine bereits bekannte oder neue Kata des eigenen Stils. Weil:


Aber warum sollte man das tun? Was bringt es einem eine Kata eines fremden Stils zu lernen? Daraus wird man keinen Mehrwert ziehen, ohne einen Lehrer, der einem die Anwendung erklärt. Körperübungen hat man schon genug in den eigenen Kata, zumal besser auf den eigenen Stil zugeschnitten.

DerLenny
04-01-2012, 14:15
@Kanken: Aber warum ? Was ist wenn der lehrer selbst auch nicht so gut ist? wer hat vorgeschrieben das man das nicht selber lernen KANN? Wer sagt das man sich nicht selbst krrigieren kann ?

Ihr habt unterschiedliche Ansichten von Kata.

Klar, du kannst ohne Probleme eine Kata selbst lernen, und dann so abspulen, dass sie so aussieht, wie auf dem Video, von dem du sie gelernt hast.

Das wird kanken auch nicht abstreiten.

Allerdings ist für ihn dieser äussere Aspekt eben nicht das, was die Kata ausmacht. Für ihn ist es so, als würdest du ein Bild des Mondes für den Mond halten.

Luggage
04-01-2012, 14:20
Ihr habt unterschiedliche Ansichten von Kata.

Ja, da kann man trefflich drüber streiten. Ich persönlich bevorzuge weniger arrogante Wortmeldungen, als Kankens, der seine Sicht von Kata absolut postuliert und dabei von oben herab ohne konstruktiven Inhalt andere aburteilt. Aber wer weiß, vllt. ist mit genügend Wissen seine Sicht ja die einzig richtige?

Für mich sind Kata Körperübungen, die wie Hammer und Amboss den Rohling Körper so zurecht schmieden, dass er das Konzept eines Stils umzusetzen in der Lage ist. Ich sehe nichts mystisches oder verstecktes in Kata, Bunkai und Oyo sind ohnehin beliebig und von der Vorerfahrung des Interpreten abhängig. Bunkai und Oyo sind es aber, die dann den geformten Körper kämpfen lassen, deswegen braucht es einen Lehrer um etwas aus der Kata, sozusagen nach der Kata, für den Kampf zu lernen. Ohne Lehrer macht man nur die Körperübung, aber die ist nicht für das taktische Konzept des eigenen - anderen - Stils zugeschnitten, so dass hier auch kein Mehrwert entsteht.

ZoMa
04-01-2012, 14:23
Das ist ja auch alles ok, setzt aber voraus, dass man eine Kata autodidaktisch lernt, deren korrelierenden Stil man lernt oder zu lernen vorhat. Ich habe den TE so verstanden, dass er Shotokan macht, aber einfach mal eine Goju-Kata lernen möchte, ohne Intention den Stil jemals weiter zu trainieren. Und da sehe ich keinen Sinn drin, man würde jederzeit einen größeren Mehrwert erzielen, übte man eine bereits bekannte oder neue Kata des eigenen Stils. Weil:

Nun, manchmal helfen einem Exkursionen in unbekannte Gefilde die eigenen (oder das große Ganze) besser zu verstehen.

Je mehr man lernt, je mehr kann man. Und je mehr man kann, desto weniger kann man nicht :)

KingAndy25
04-01-2012, 14:28
@ZoMa: Genau^^

@Lenny: Schon klar. Aber ich glaube nicht das es viele leute gibt die mehr als die äusserlichkeiten/Techicken einer Kata verstehen.

@Luggage: Wie ZoMa schon sagt, es hilft den Horizont zu erweitern. Auch Funakoshi übte bei einigen lehrern von anderen Stilen einzelne Kata. Man könnte das als uppdate sehen^^

Luggage
04-01-2012, 14:33
@Luggage: Wie ZoMa schon sagt, es hilft den Horizont zu erweitern. Auch Funakoshi übte bei einigen lehrern von anderen Stilen einzelne Kata. Man könnte das als uppdate sehen^^
Merkste was? ;)

Ich bin ja der letzte, der Crosstraining verteufelt. Ich liebe es, alles an Sport durcheinander zu machen, das mir unter die Finger kommt und bilde mir ein, dadurch einiges an universeller Bewegungskompetenz erworben zu haben. Gegen Seminare oder Dojobesuche und entsprechende Heimvorbereitung im Goju-Ryu hätte ich überhaupt nichts einzuwenden. Aber eine Säule davon herauszupicken und sie ohne Nacharbeit und Kontrolle nachzuturnen scheint mir recht wenig dazu zu taugen, den Horizont zu erweitern. Da hätte man wohl mehr davon, die Zeit in Joggen, Krafttraining oder Training bei einem Lehrer irgendeines Stils zu investieren.

Aber gut, letztlich ist mir natürlich völlig wurscht, wie ihr eure Zeit verbringt - und Forschergeist und Neugier sind ja auch hehre Tugenden ;)

kanken
04-01-2012, 14:34
Luggage, du hast absolut Recht, Kata ist u.a. Körperübung, aber sie bedarf der ständigen Korrektur durch einen Lehrer.
Kata ist auch ein Transportmedium von Prinzipien: Kampfprinzipien, Bewegungsprinzipien und Bildern zum erreichen derselben. Da eben diese Prinzipien jedoch größtenteils unbekannt sind, meint man ja auch man könne Kata durch ein Buch oder durch YouTube lernen.

Nichts, aber auch gar nichts, ersetzt einen Lehrer und die Korrekturen, die er einem durch die Partnerübungen gibt. Katatraining ohne Korrektur der Prinzipien am Partner ist eben auch kein Katatraining, aber auch das wird ja größtenteils anders gesehen.

Man mag mich jetzt für arrogant halten, aber ich sage ganz frech, dass die meisten eben ein solches Katatraining nicht kennen, daher hat Lenny schon Recht, wenn er sagt wir reden von unterschiedlichen Voraussetzungen. Ich kann lernen eine Katatanzvorführung zu kopieren, aber mit Kata in dem Sinne, wie ich sie verstehe hat das nichts zu tun.,

Grüße

Kanken

ryoma
04-01-2012, 14:38
Sorry, das ich mich als "Schwertmensch" hier einmische.

Was ich in den Posts bis jetzt noch nicht gelesen habe: Was heisst für dich "Fortgeschritten", bzw. wie lautet deine Definition davon?

Klar, wenn jemand bereits 15 - 20 Jahre einen Stil trainiert hat, sollte es ihm möglich sein den ABLAUF einer stilfremden Kata nachvollziehen zu können. Mehr aber auch nicht (aber das wurde ja schon ausgeführt).

Aber der TE ist laut Profil 20 Jahre alt. Und wenn er sich bei seiner Frage auf sich bezieht dann sollte er mal ganz ehrlich sagen wie lange er schon regelmässig trainiert. Aber bei dieser Vorgabe denke ich persönlich nicht, dass das Wort "Fortgeschritten" passt.

Luggage
04-01-2012, 14:42
Luggage, du hast absolut Recht, Kata ist u.a. Körperübung, aber sie bedarf der ständigen Korrektur durch einen Lehrer.
Kata ist auch ein Transportmedium von Prinzipien: Kampfprinzipien, Bewegungsprinzipien und Bildern zum erreichen derselben. Da eben diese Prinzipien jedoch größtenteils unbekannt sind, meint man ja auch man könne Kata durch ein Buch oder durch YouTube lernen.

Nichts, aber auch gar nichts, ersetzt einen Lehrer und die Korrekturen, die er einem durch die Partnerübungen gibt. Katatraining ohne Korrektur der Prinzipien am Partner ist eben auch kein Katatraining, aber auch das wird ja größtenteils anders gesehen.

Man mag mich jetzt für arrogant halten, aber ich sage ganz frech, dass die meisten eben ein solches Katatraining nicht kennen, daher hat Lenny schon Recht, wenn er sagt wir reden von unterschiedlichen Voraussetzungen. Ich kann lernen eine Katatanzvorführung zu kopieren, aber mit Kata in dem Sinne, wie ich sie verstehe hat das nichts zu tun.,


Die Frage ist dann, wo der Lehrer die Zusatzinhalte her hat, die er dir zum bloßen Ablauf der Kata präsentiert. Ich habe Shotokan unter einem 6. Dan JKA mit über 40 Jahren Karateerfahrung, Dan-Graden in anderen Systemen und großer Verehrung für Abernethy gelernt. Eine Einheit pro Woche war reines Katatraining mit Bunkai und allem drum und dran. Überzeugt hat mich nichts davon, entweder es passt nicht in die Kata oder es passt nicht zum Kampfgeschehen. Imho lernt man von Kata vorallem, indem man die Kata läuft - und so eben die Körper schleift. Sicher, man muss verbessert werden und gezeigt bekommen, worauf der Fokus zu legen ist, damit auch der richtige Reiz für den Körper gesetzt wird. Dafür sind Bilder aus dem Bunkai u.a. gut.
Deswegen halte ich Kata durchaus bis zu einem gewissen Grad für autodidaktisch lernbar, aber eben sinnlos, wenn sonst keine Unterweisung stattfindet. Ehrlich gesagt glaube ich, dass das, was in den Foren von Karateexperten als großartiges Superwissen und -können in Kata hineingeredet wird mich ebenso wenig überzeugen würde, wie das, was ich schon wirklich trainiert habe.

Luggage
04-01-2012, 14:44
Sorry, das ich mich als "Schwertmensch" hier einmische.

Was ich in den Posts bis jetzt noch nicht gelesen habe: Was heisst für dich "Fortgeschritten", bzw. wie lautet deine Definition davon?

Klar, wenn jemand bereits 15 - 20 Jahre einen Stil trainiert hat, sollte es ihm möglich sein den ABLAUF einer stilfremden Kata nachvollziehen zu können. Mehr aber auch nicht (aber das wurde ja schon ausgeführt).

Aber der TE ist laut Profil 20 Jahre alt. Und wenn er sich bei seiner Frage auf sich bezieht dann sollte er mal ganz ehrlich sagen wie lange er schon regelmässig trainiert. Aber bei dieser Vorgabe denke ich persönlich nicht, dass das Wort "Fortgeschritten" passt.
Die Grenze zieht wohl jeder anders. Ich bin nicht der Meinung, dass man erst nach 20 Jahren als fortgeschritten gelten kann, das ist gut auch nach ca. 3 Jahren möglich. Es kommt auf Vorerfahrung, Talent und Trainingseifer an - manchen würde ich auch nach 20 Jahren nicht viel zutrauen ;)

Holzkeule
04-01-2012, 14:47
Da eben diese Prinzipien jedoch größtenteils unbekannt sind,


Wieso sollen sie das sein ? Wenn sie bei allen anderen Stilen in Deutschland wie Boxen , Latosa Escrima , Pekiti Tirsia Kali , Ultimate Close Combat und Franks JKD vorhanden sind und es doch ab und zu Austausch zwischen allen gibt und selbst wenn nicht man doch die oft betonten gleichen Körper hat und vielleicht selbst spürt was gut geht und was nicht. Diese Leute wagen es ständig ihr Hirn einzuschalten und wenn man das im Karate macht gilt das aufeinmal als dilletantisch.
Der Weudl hier ,seineszeichen Moderator hat einige Zeit Kata nur als Soloübung gemacht bwz als sein einziges Karatetraining.

@ KingAndy25

Laß dich nicht verunsichern , irgendwann fühlt man es.( oder auch nicht aber das kann auch mit Lehrer passieren wenn man sich nicht jeden Tag reinkniet )
Wenn jemand Kata macht und sprachlich getrennte Partnerübungen , wieso macht er dann weniger Kata als jemand der Kata macht wo die Partnerübungen auch Kata heißen ? Das scheint so eine überschwemmende Mode aus den Koryu zu sein.

Und jetzt behaupte ich mal ganz frech daß vieles früher nicht zusammengestellt wurde weil es so effektiv war sondern weil man eine persönliche Vorliebe dafür hatte oder bestimmte Gebrechen oder körperliche Vorraussetzungen hatte die diesen Stil attraktiver machten. Ein bekannter Körperlehrer in Deutschland hatte ja auch einen Hüftschaden. Dann verbietet sich natürlich Hochleistungssport.

DerLenny
04-01-2012, 14:47
Ich sitze hier zwischen diversen Stühlen.

Zum einen finde ich allein den äusseren Aspekt von einigen Kata als durchaus hilfreich. Wenn man diese oft genug mit den üblichen Methoden macht, entdeckt man da schon viel drin, und kann viel lernen.
Nimmt man sich selbst dabei auf und hat entsprechendes Wissen kann man evtl. auch einiges selbst kontrollieren.

ABER:
Der erste Punkt ist schon die "Quelle": Wenn mein Ausgangsmaterial schon verwässert ist, ich diese auch nur betrachte und dann versuche nachzuahmen, dann geht alleine schon bei diesem Schritt einiges verloren.
Evtl. entdecke ich dann auch Dinge - die Frage ist nur, sind es die Dinge, die mich die Kata lehren sollen? Oder ganz andere? Ist die Erkenntnis, die ich daraus ziehe korrekt?

Menschen quetschen alles in das Muster, dass sie kennen und für richtig halten. Dadurch kann extrem viel missverstanden werden.
Natrürlich kann die Möglichkeit bestehen, dass man alles richtig macht. Einfach so. Oder, dass man durch Selbstreflektion und Üben zum gleichen Schluss kommt wie der "Ersteller" der Kata.
Aber die Chancen dafür sind eher gering.

Einen Lehrer zu haben ist daher eine gute Sache.

Beispiel: Es gibt Leute, die mich durch eine ganz einfache Frage über Wochen beschäftigen und dafür sorgen, dass ich extrem viel überdenke und Dinge anders machen muss.
Da kommt man sich teilweise vor, wie in den alten Kung-Fu Filmen, wenn der Meister dem Schülern eine Weisheit verrät, die alles ändert. Und dann fragt der Schüler "Meister, warum habt ihr mir das nicht schon früher gezeigt?" - "Du warst noch nicht soweit, junger Grasshüpfer" (meist zwirbelt er sich hier den langen, weissen Bart).

Daher gebe ich euch beiden Recht.
Man kann viel alleine üben und lernen. Aber ein Lehrer ist einfach eine komplett andere Liga.

kanken
04-01-2012, 14:53
ich rede nicht von Bildern aus der Bunkai und zur JKA sag' ich mal nichts...

Bunkai ist Manifestation von Prinzipien und erschafft sich jedesmal neu, es gibt nicht die Bunkai für eine Bewegung. Jeder Angriff ist anders und jeder Angreifer ist anders, so wie jeder Verteidiger anders ist.

Es geht um Prinzipien wie Annehmen, anhaften, Gamaku, Chinkuchi etc. und wie diese erreicht werden, bzw. wie diese am Partner umgesetzt werden. Das Naha-te arbeitet da mit anderen Schwerpunkten als das Shuri-te haben jedoch auch Gemeinsamkeiten. Die wenigsten kennen heutzutage diese Prinzipien überhaupt und wenn dann nur theoretisch durch Literatur nicht durch körperliche Erfahrung.

Die JKA ist eine Nachfolgeorganisation von Itosukindergartenschülern die hauptsächlich Wettkampf macht. Gute Athleten, keine Frage! Der Schwerpunkt liegt im Wetkampf jedoch ganz woanders als im ursprünglichen okinawanischen Karate. Schau dir eine Kata von z.B. Valdesi an und von z.B. Shimabukuro oder Yagi Meitoku und du wirst schon gewisse Unterschiede sehen.

Grüße

Kanken

Luggage
04-01-2012, 15:03
Die alte Leier - böses Schul/Sportkarate. Ich habe auch Wado-Ryu und Shorin Ryu gemacht, trainiere heute eine vietnamesischen Kung Fu Stil, überzeugender ist da aber auch nichts, was aus den Formen abgeleitet wird. Sicher lernt man einiges aus Kata, aber nur über sich selbst - Schließen-Öffnen, Hüftarbeit, Erdung, Bewegungsökonomie usw. Über einen Gegner lernt man nur etwas, wenn man mit Partnern übt und das kann man von einer Kata ableiten oder es lassen, denn das Wissen muss unabhängig von der Kata vorhanden sein, aus ihr lernt man es nicht.

kanken
04-01-2012, 15:29
Über einen Gegner lernt man nur etwas, wenn man mit Partnern übt und das kann man von einer Kata ableiten oder es lassen, denn das Wissen muss unabhängig von der Kata vorhanden sein, aus ihr lernt man es nicht.

Stimmt, daher ja auch meine Anmerkung, dass die Anwendung am Partner essentiell dazugehört!

Kata bietet sich nur auch deswegen an, da die grundlegenden Bilder am Partner die gleichen sind wie in der Kata. Für die Anwendung von Anhaften, Spiegeln etc. braucht es ganz sicher einen Partner (und zwar ab einem gewissen Grad auch einen unkooperativen).

Luce Bree
28-01-2012, 11:26
ich rede nicht von Bildern aus der Bunkai und zur JKA sag' ich mal nichts...

Bunkai ist Manifestation von Prinzipien und erschafft sich jedesmal neu, es gibt nicht die Bunkai für eine Bewegung. Jeder Angriff ist anders und jeder Angreifer ist anders, so wie jeder Verteidiger anders ist.

Es geht um Prinzipien wie Annehmen, anhaften, Gamaku, Chinkuchi etc. und wie diese erreicht werden, bzw. wie diese am Partner umgesetzt werden. Das Naha-te arbeitet da mit anderen Schwerpunkten als das Shuri-te haben jedoch auch Gemeinsamkeiten. Die wenigsten kennen heutzutage diese Prinzipien überhaupt und wenn dann nur theoretisch durch Literatur nicht durch körperliche Erfahrung.

Die JKA ist eine Nachfolgeorganisation von Itosukindergartenschülern die hauptsächlich Wettkampf macht. Gute Athleten, keine Frage! Der Schwerpunkt liegt im Wetkampf jedoch ganz woanders als im ursprünglichen okinawanischen Karate. Schau dir eine Kata von z.B. Valdesi an und von z.B. Shimabukuro oder Yagi Meitoku und du wirst schon gewisse Unterschiede sehen.

Grüße

Kanken


Den Herrn Valdesi hatte ich auch in einem ähnlichen Zusammenhang in dem Fred zum Oizuki erwähnt :D
Letztlich muss man auch wissen, wozu eine Kata einstudiert, geübt und praktziert wird.
Ich persönlich nutze eine Kata auch zum Feilen an Grundtechniken und als eine Art "Gehirnjogging" für Körper UND Geist. Hier sind insbesondere die meisten von Meister Asai entwickelten Katas super geeignet, da sie häufig jeweils einen anderen speziellen technischen Aspekt zum Inhalt haben.
Insofern wäre dann das vollendete "Verstehen" einer Kata eine komplett andere Ebene...das funktioniert dann definitiv nicht ohne kompetente Anleitung.
Und ob ich die Katas von Meister Asai wirklich verstanden habe, sei mal dahingestellt :rolleyes:

SKA-Student
29-01-2012, 14:54
Moin,

bin gerade auf dem Rückweg vom Lehrgang in Berlin.
Dort erzählte ich gestern einem Yodan, dass ich endlich mal Kanku lernen muss, ich mich aber nicht traue nur nach Buch (weil kein Dojo meines Stils in Nähe).
Seine Antwort:
Er hat mehr als die Hälfte unserer 15 Kata erstmal aus dem Buch gelernt (hatte auch lange kein Dojo), hat sich aber bei jedem Lehrgang / Special Training korrigieren lassen und mit Partnern geübt. War deutlich besser so als es nicht zu tun.
Geht also, nur Mut! :D