Vollständige Version anzeigen : Was ist Verwurzelung?
Zitat von BiGF00T
Bin mir aber nicht sicher, ob ich dadurch Verwurzelung übe oder einfach nur meine Beinmuskulatur und das Ausgleichen meiner Wackeligkeit trainiere. Oder ob Verwurzelung genau das eben meint .
Interessante Frage !
Da es mir in einem anderen Thread nicht ganz klar war, würde ich das gern hier mal diskutieren. Was ist Verwurzelung? Und wenn es sich nicht allgemein sagen lässt, was ist Verwurzelung für euch?
Ist hier nur der stabile Stand mit richtigem Schwerpunkt gemeint? Ist Verwurzelung verbessern gleichzusetzen mit Beinmuskulaturtraining und dem Verbessern der Statik der Stände?
Richard22
06-01-2012, 10:09
Verwurzelung ist Desinformation - guter Stand ist besser.
Guter Stand, drei Dinge:
-Ich leite im Stehen jede Kraft, die meinen Körper trifft, durch Spannung von Füßen, Knien, Hüften und Bauchmuskelns in den Boden. Dazu dient mein Skelett und dessen Stellung, aber auch die Haftreibung meiner Füße am Boden.
-Ich halte in Bewegung meinen Schwerpunkt immer zwischen meinen Füßen. Wenn der Gegner mich bewegt kann das schnell zu einem Probelm werden. Da der Körper durch seine Masse träge ist, muß ich also lernen mich zu bewegen, bevor mein Gleichgewicht zerstört wurde, also sich mein Schwerpunkt über meine Füße hinaus bewegt/ bewegt wird.
-Ich senke meinen Schwerpunkt bewußt ab und leite den Gewinn an kinetischer Energie (Lageenergie) in Bewegung um. Wenn diese potenzielle Energie der Bewegung meinen Schwerpunkt über meine Füße hinaus bewegt - dann muß ich mich schon etwas früher zusätzlich bewegen, um nicht mein Gleichtgewicht zu verlieren.
Fechtergruß
Trinculo
06-01-2012, 10:27
Im richtigen Moment den richtigen Kraftweg herzustellen, vom Boden zum Punkt der Energieabgabe und umgekehrt.
...
-Ich senke meinen Schwerpunkt bewußt ab und leite den Gewinn an kinetischer Energie (Lageenergie) in Bewegung um. Wenn diese potenzielle Energie der Bewegung meinen Schwerpunkt über meine Füße hinaus bewegt - dann muß ich mich schon etwas früher zusätzlich bewegen, um nicht mein Gleichtgewicht zu verlieren.
Fechtergruß
Bin schon ne Weile aus der Schule raus. Aber ich meine mich zu erinnern, dass die
Lageenergie = Potentielle Energie
und die
Energie der Bewegung = Kinetische Energie
ist. Quasi genau anders herum.
Aber grundsätzlich schön erklärt. So sehe ich das auch.
Kamenraida
06-01-2012, 11:42
Verwurzelung ist Desinformation - guter Stand ist besser.
Guter Stand, drei Dinge:
-Ich leite im Stehen jede Kraft, die meinen Körper trifft, durch Spannung von Füßen, Knien, Hüften und Bauchmuskelns in den Boden. Dazu dient mein Skelett und dessen Stellung, aber auch die Haftreibung meiner Füße am Boden.
-Ich halte in Bewegung meinen Schwerpunkt immer zwischen meinen Füßen. Wenn der Gegner mich bewegt kann das schnell zu einem Probelm werden. Da der Körper durch seine Masse träge ist, muß ich also lernen mich zu bewegen, bevor mein Gleichgewicht zerstört wurde, also sich mein Schwerpunkt über meine Füße hinaus bewegt/ bewegt wird.
-Ich senke meinen Schwerpunkt bewußt ab und leite den Gewinn an kinetischer Energie (Lageenergie) in Bewegung um. Wenn diese potenzielle Energie der Bewegung meinen Schwerpunkt über meine Füße hinaus bewegt - dann muß ich mich schon etwas früher zusätzlich bewegen, um nicht mein Gleichtgewicht zu verlieren.
Fechtergruß
Sehr schön erklärt, sehe ich auch so.
Ich würde noch so ergänzen: Die Verwurzelung entsteht auch durch einen bewussten "Umbau" der Körperspannung, der in erster Linie vom Oberkörper in die Beine verlagert wird (und letztlich dann auch - später - von den Beinen in die Füße und den Boden). Darum ist die korrekte Ausrichtung und Gelenkstellung so wichtig.
Dieses spezielle und gerichtete Verändern des Muskeltonus unterscheidet Taichi-Standübungen essentiell von denen anderer (äußerer) KK.
Durch die Art der Verwurzelung entsteht eben auch Durchlässigkeit (und umgekehrt), und die ist Voraussetzung um einen Partner/Gegner zu "entwurzeln".
Die Kontaktstelle, Fußsohle-Boden, ist hochempfindlich und extrem angreifbar. Man sagt das 80% (?) aller Zweikämpfe am Boden enden. Das liegt aber nicht daran das der Gegner ein Ringer oder Wrestler ist, dass sind die wenigsten. Es liegt daran das der Fallende kein Rooting hat. Deshalb ist der Begriff Rooting garnicht so falsch. Jede Pflanze, jeder Baum bleibt stehen weil er Wurzeln geschlagen hat.
Natürlich haben wir keinen Wuchs aus unseren Fußsohlen. Aber wir können über die Sohlen hinaus in die Erde sinken. Durch Entspannung und sitzen auf den Füßen ist man sofort nach unten hin "schwerer". Das funktioniert auch wenn man sich nur auf die Ballen stellt usw.
Richard hat das schon gut erklärt. Ich möchte noch hinzufügen, dass Rooting nicht unbedingt technisch herzustellen ist, sondern in erster Linie ein loslassen können. Ein loslassen des Körpers von Anspannung und von herkömmlichen Mustern wie Gegenwehr, Krafteinsatz, größer werden etc.
im Großen und Ganzen sehr schön erklärt.
Ergänzend: Um so loszulassen und sich schwer zu machen, dürfen keine hindernden Blockaden oder Steifigkeiten vorhanden sein, wie sie viele Menschen im unteren Rücken und Becken haben. Diese aufzuspüren kann Stehen in Stille (ZZ) z.B. sehr hilfreich sein.
Beispiel zur Überprüfung:
Wenn ich wirklich nur schulterbreit stehe- kann ich mich dann stabil "verwurzeln"? Oder fühle ich mich noch wackelig und habe nur dann festen Stand, wenn ich mich deutlich breiter hinstelle?
Wenn ja, dann ist das Becken nicht gelöst genug, die Hüfte nicht "geöffnet" genug, dann besteht also noch Bedarf an "innerer Lösungsarbeit".
Trinculo
06-01-2012, 16:08
Ich finde die Analogie mit dem "schwer machen" nicht so gut, da dies auch zu Schwerfälligkeit und Langsamkeit führen kann - Torstens Art des Sinkens aus dem LGNQ gefällt mir da besser ;)
ok, nenn es Loslassen oder Umverteilung des Schwerpunkts raus aus dem Kopf nach unten- dadurch wird auch der Kopf frei, der (Übermäßige) Verstand abgeschaltet und reflexartiges, automatisches reagieren im Kampf möglich.
Hauptsache, wir wissen, was gemeint ist.
Ich bin in den CMA zwar fachfremd, aber aus Karate-Sicht würde ich Richards Erklärung unterschreiben. In der praktischen Umsetzung heißt Verwurzelung im Sinne eines festen Standes im Karate auch, sich mit nach vorn gerichteter Hüfte, den leicht angewinkelten Knien und barfuß auch mit den Zehen in den Boden zu "krallen".
Dann versuchen das Ganze mit nur einem Bein umzusetzen um das andere zum Treten frei zu haben - oder für schnelle Schritte - ohne vorher eine 70/30 , 80/20, wie auch immer geartete Doppelgewichtung auflösen zu müssen ist dann ein weiteres Trainingsziel.
Dazu müsste man noch ergänzen, dass das Ganze DYNAMISCH ist, also keine "besonders stabile Stellung", sondern ein Vorgang der permanent abläuft und das Skelett so organisiert dass ideale Bedingungen für das Ableiten beliebiger Kräfte herrschen (immer alles geht nicht). Und das auch in Bewegung, sprich, wenn ich renne und mich rammt einer von der Seite prallt er auch ab, selbst wenn er wesentlich schwerer ist. Ist nach oben begrenzt, also darf man dem Körper auch keine Notstrategie "verbieten" wenn die Haltekraft oder Stabilität der Gelenke ausgeschöpft ist. Mein Körper macht dann "auf" und lässt sich drehen, aber kontrolliert, sieht aus als biege ich auf Schienen ab und laufe trotzdem so weiter.
Und zweitens dass das nicht zwingend jede Kraft immer in den Boden leitet, sondern eine Kraft dahin wo sie nicht schadet, oder so beherrschbar wie es geht. Liegt man mit dem Rücken auf dem Boden rootet man auch, nur nicht mehr in die Füsse. In der Luft geht es auch, dann rootet man in der Masse und sieht zu dass die Rotationskräfte Null sind oder sinnvoll einsetzbar, indem man sich gezielt nur dahin bewegen lässt wo es am wenigsten weh tut oder ärgert.
Rooting wird auch verwendet, um eine Basis zu bereiten für eigene Kraft, also wenn ich schlage. Da die Kräfte dabei ggf. sehr gross werden, muss man diese Kraft auch halten können, das organisiert der Körper auch.
70/30 ist keine Doppelgewichtung, es sei denn, der Übende macht etwas Gravierendes falsch. Nur, daß bei 70:30 das weniger belastete Bein das ist, mit welchem gekickt wird.
Hier ist aber auch der Unterschied von Form zu tatsächlichem Kampf zu beachten.
T. Stoeppler
06-01-2012, 18:48
Doppelgewichtung hat nicht zwingend was mit der Gewichtsverteilung zu tun. Man kann in jedem Stand "doppelt gewichtet" sein und ist deswegen schlecht verwurzelt.
Man braucht die Reaktionsfähigkeit, einen Ground Path selbst aus "blöden" Positionen aufzubauen genauso wie eine möglichst ununterbrochene Kraftkette.
Die Koordination für ein hervorragendes Rooting kann man jemandem mit einer simplen Übung in weniger als 5 Minuten zeigen.
Die Kraft muss antrainiert werden... den meisten Menschen fehlt dafür die Kraft in der Hüft und unteren Abdominalmuskulatur.
Gruss, Thomas
wenn ich renne und mich rammt einer von der Seite prallt er auch ab, selbst wenn er wesentlich schwerer ist
Da gibt es die lustige Geschichte von Yang Chen Fu, der versehentlich von einer grossen Rikscha seitlich gerammt wurde. Gut, er ist nicht gelaufen, hatten nur gemütliches Schritttempo, aber wie auch immer...die Rikscha ist umgefallen :bang:
Traumfänger
06-01-2012, 19:00
Die Koordination für ein hervorragendes Rooting kann man jemandem mit einer simplen Übung in weniger als 5 Minuten zeigen.
Gruss, Thomas
So etwas sollst Du hier doch nicht schreiben:D. Wie ist es aber mit der Fähigkeit das dann auch reproduzieren zu können?
T. Stoeppler
06-01-2012, 19:08
So etwas sollst Du hier doch nicht schreiben:D. Wie ist es aber mit der Fähigkeit das dann auch reproduzieren zu können?
Ich weiss.. ich bin böse.
Natürlich kann man nicht erwarten, sowas sofort zu reproduzieren, auch wenn es dafür ein paar Tricks gibt.
Ich empfinde es als Lehrbeispiel, um zu zeigen, wie sich eine Körperstruktur in ihrer Qualität überraschend schnell umbauen kann.
Gruss, Thomas
So etwas sollst Du hier doch nicht schreiben:D. Wie ist es aber mit der Fähigkeit das dann auch reproduzieren zu können?
Als Klaus mich letztens besucht hat, habe ich ihm mal das Rooting meiner 80 jährigen Mutter gezeigt. Die steht nach kurzer Anweisung bombenfest. Die hat nie im Leben irgendwas trainiert. Es gibt halt einige, teils sehr unterschiedliche Methoden die alle sofort funktionieren. Auch wenn es nicht jeder gerne hört.
Torsten konnte übrigens meine Mutter garnicht bewegen.
T. Stoeppler
06-01-2012, 19:15
Cool :)
Ich mache das übrigens auch mit neurologischen Patienten... auf Rollschuhen (kein Witz..)
Gruss, Thomas
Als Klaus mich letztens besucht hat, habe ich ihm mal das Rooting meiner 80 jährigen Mutter gezeigt. Die steht nach kurzer Anweisung bombenfest. Die hat nie im Leben irgendwas trainiert. Es gibt halt einige, teils sehr unterschiedliche Methoden die alle sofort funktionieren. Auch wenn es nicht jeder gerne hört.
Torsten konnte übrigens meine Mutter garnicht bewegen.
Tja, ich wirklich mehr als überrascht, aber es stimmt und
es wirft wirklich so einiges über den Haufen!!!
Torsten
Das hier halte ich übrigens auch für exzellentens Rooting. Trotz der vielseitigen Fußarbeit sieht man nie eine Unsicherheit in der Gesamtbewegung. Man könnte jetzt sagen, "klar, einstudierter Tanz"! Aber schaut mal genau hin, da ist sehr viel Internal dabei.
VNEq9D3-ibY&feature=related
Gruß
Hongmen
Kamenraida
06-01-2012, 20:54
Die Kraft muss antrainiert werden... den meisten Menschen fehlt dafür die Kraft in der Hüft und unteren Abdominalmuskulatur.
Gruss, Thomas
Das ist imho eine richtige und wichtige Information.
Yangshuo
06-01-2012, 22:08
.
Hi Hongmen
Internal, Rooting?
z0A1pQ8FiqU&feature=related
Mich nimmt es immer wunder wie das aussehen würde, wenn solche Typen Taiji machen würden. :D
YS
Zum Tai Chi machen braucht es natürlich mehr. Aber als Beispiel für Rooting finde ich deinen Clip auch sehenswert.
Traumfänger
06-01-2012, 23:08
Als Klaus mich letztens besucht hat, habe ich ihm mal das Rooting meiner 80 jährigen Mutter gezeigt. Die steht nach kurzer Anweisung bombenfest. Die hat nie im Leben irgendwas trainiert. Es gibt halt einige, teils sehr unterschiedliche Methoden die alle sofort funktionieren. Auch wenn es nicht jeder gerne hört.
Torsten konnte übrigens meine Mutter garnicht bewegen.
Wenn hier die kleine Gruppe, die Übungen zum Rooten in 5 Minuten erklären kann ( Ja, ich zähle mich auch dazu:D), sich mal zusammen setzen würde, ob wir dann ein noch besseres Ergebnis erzielen würden? Zum Schluß lassen wir uns alle das nochmal von Deiner Mutter zeigen.
Traumfänger
06-01-2012, 23:27
Hier mal eine kleine Partnerübung für den Selbstversuch, nur um mal eine kleine Idee zu bekommen:
Gerade hinstellen, die Füße etwas auseinander, still stehen. Der Partner soll ein wenig in die Hocke gehen, den Stehenden unterhalb des Gesäßes umfassen und langsam, ohne Schwung, hochheben und wieder absetzen.
Jetzt das Gleiche nochmal, mit dem Unterschied, das sich der der steht vorstellt, er würde marschieren. Also das Gefühl er würde die Beine heben, die Knie hoch, während des Hebens nicht damit aufhören. Jetzt darf der Partner wieder heben, aber langsam. Es geht nur um das Erspüren des Unterschieds.
Wäre interessant wenn mal jemand sein Testergebnis hier posten würde.
Das hat was damit zu tun, dass Rooting "einfach" nur die Körperorganisation betrifft, solange die Kräfte im Rahmen bleiben. Es gibt einige Dinge die man eben mit einfachen Methoden kurzfristig wecken kann, und das geht dann auch sofort. Gerade Alltagsbewegungen sind entkoppelt, wenn die einer versucht aufzuhalten ist das nicht leicht. Das ist das Spiel man wirft jemandem ohne Warnung einen Ball zu, den fangen auch viele Leute die nie Handball oder Basketball gespielt haben. Stellt man die vorher irgendwie hin und erklärt denen sie müssen jetzt diesen Ball fangen, klappt das oft nicht.
Was anderes ist, das so tief in sich zu etablieren, dass diese Form von Rooting permanent wirkt, also ständig und bei jedem Einfluss, ohne Warnung. Da musste ich mich auch erst dran gewöhnen, das ging nicht sofort, und ist später auch zumindest in der Grössenordnung wieder langsam abgebaut worden. Also spielt auch Kraft bzw. vorhandene Muskulatur und teils auch Gelenkanpassungen eine Rolle. Den Mechanismus an sich kann man aber offenbar schnell und auch bei Untrainierten wecken, wie eben bei KH' Mutter. Und das ist schon erstaunlich wenn man überlegt wieviele 80jährige schon von alleine das Gleichgewicht kaum halten können. Ich bezweifle allerdings, dass jemand diese Methode hinbekommt wenn er sich im Sport um zig andere Dinge kümmern und in der Gegend rumsehen muss, und ständig handeln. Es kann durchaus sein, dass sich das dann langsam trotzdem etabliert, mit der Zeit. Ich konnte auch erst nicht mit Fajin werfen, obwohl mir das zwischendurch mal "passiert" ist. Erst nach und nach wurde das immer mehr, bis es permanent so war. Und jetzt ist es wieder weg, das hat so 3 Jahre in etwa langsam immer weniger geklappt bis es quasi nicht mehr vorhanden war.
Traumfänger
07-01-2012, 00:15
Das ist abhängig von der permanenten Beschäftigung mit diesen Dingen. Der Verlust von antrainierten Fähigkeiten liegt zum Teil daran, dass das Gehirn auf Energiesparmodus schaltet. Da signalisieren "Schaltkreise", aha, für diese Bewegungen könnte ich die Aktivierung gewisser Muskeln sparen. Da passieren Dinge von denen Du immer wieder schreibst. Der Körper macht einfach, manchmal eben auch zum Nachteil erworbener Fähigkeiten.
@klaus u. @traumfänger
ich nutze zwei statische Methoden mit Soforteffekt. Die dienen dazu das "massive" Gefühl bei gleichzeitiger Leichtigkeit kennen zu lernen. Die meisten können das später "on the fly" herstellen.
Alles anderen Methoden sind dynamisch, wie z.B. besondere Methoden des Gehens usw. Damit lernt man sehr schnell die Struktur mitzunehmen.
Gehe wieder in den Lesemodus...
rudongshe
07-01-2012, 04:19
Was ist rooting? Wer rootet? Hieß der Satz nicht Jin wurzelt ... ? Wie dem auch sei.
Für mich ist rooting ein Effekt durch eine "Körpermechanik".
Ich vermeide bis zu einem gewissen Maß eigenes uprooting/entwurzelt zu werden bei gleichzeitigem Aufbau von Jin/Kraft.
Dabei betrachte ich das "wurzeln gegen entwurzelt werden" als etwas dynamisches und nicht statisch. Heißt ich "folge" eher statt alles abzuleiten und allem stand zu halten. Ebenso wurzelt durch die Mechanik (im Idealfall!!!) jeder Stoß und Zug bis zu einem gewissen Maß (das heißt auch hier passe ich mich eher an und versuche andere Möglichkeiten zu finden anstatt zu erzwingen).
(Wobei ich bei Zug das Gefühl manchmal einsetze, ich löse den Fuß auf - vielleicht geht dass in Richtung Throsten Kanzmeyer?)
Mich nicht entwurzeln lassen und eigene Energie verwurzeln sind eins, wobei ich schon denke, dass man den Schwerpunkt nach Situation anpasst. Das aber denke ich ist eher Trainingsstand als letzte Wahrheit.
taiwandeutscher
07-01-2012, 07:27
Was ist rooting? Wer rootet? Hieß der Satz nicht Jin wurzelt ... ? Wie dem auch sei.
......
Richtig! Daher gibt es bei einigen noch ganz traditionell Lehrenden das sogenannte "Nähren des Jin", Weijin 餵筋, und eine der Bedeutungen von Jin ist eben auch Wurzelkraft. Dabei füttert der Lehrer den Studenten fortlaufend mit bestimmter Krafteinwirkung so, dass dieser dynamisches Rooting entwickeln lernt.
Leider nehmen sich heute nur noch wenige Lehrer die Zeit, sich für solches Jibengong mit jedem Schüler einzeln zu beschäftigen. Reihum kann das ganz schön dauern. Schüler unter sich können dies aber meist nur dann selbständig weiter führen, wenn sie einige Zeit behutsam dahin gehend angeleitet wurden.
Trotzdem gibt es Wurzelkraftübung auch ohne Partner, wobei die innere Aufmerksamkeit leider oft allzu schnell flöten geht.
Allein, mit Partner, mit Lehrer, da gibt es zahlreiche Varianten.
Danke Taiwandeutscher, du sprichst mir aus der Seele!
Es ist im Karate nichts anderes.
Solch ein "Nähren des Jin" sind u.a. die Kihon Ippon Übungen von Itosu Ankoh aus dem Shuri-te (in Kombination mit dem Annehmen und Anhaften), nur wird durch den Massenunterricht das nicht mehr vermittelt, heraus kommt ein "Block und Konter" geholze.
KK kann man nur in sehr kleinen Gruppen weitergeben, nur dann kann der Lehrer wirkliche Schüler ausbilden, die in der Lage sind sich selbst zu entwickeln.
Damit lässt sich jedoch weder Geld verdienen noch Ruhm erlangen...
Grüsse
Kanken
Richard22
07-01-2012, 20:30
Verwurzeln, Rooting, völlig unwichtig - Stand ist das Probelm.
Aber nicht, weil mich jemand bewegen kann. Jeder kann mich bewegen, wenn er seine Masse an meine Schwerpunkt bringen kann. Ich zeige das zuweilen mit einem 50kg Amboß, weil manche Mädchen meinen, sie wären zu leicht. Niemand will aber den 50kg Amboß fangen . . .
Das Problem ist, daß jemand mit gutem Stand (im Sinne Klaus's als dynamischer Vorgang) mir derarige Schläge versetzt, daß meine Arme eingedrückt werden.
Werden meine Arme eingerückt, dann werde ich getötet, weil Kopf und Hals freiliegen oder vom Gegner erreichbar sind.
Also benötigt ich eine Kraft, die meine Arme befähigt (Peng) Gegners Druck zu ertragen. Das geht, wenn die Arme an ihre Grenze kommen, nur durch eine Bewegung des Standes. Also puffert mein Stand dynamisch, was meine Arme nicht leisten können.
Deswegen das Schubsen im Taiji. Kann ich den Körper erreichen und jemanden schubsen, dann wende ich eine größere Kraft auf, als jene, die ich bräuchte um denjenigen zu töten. Also muß ich bei der Übung der schiebenen Hände lernen diese Kraft zu zerstreuen, was oft ohne Schritte nicht möglich ist.
Liechtenauer: Wer da legt/ sich legert, der ist tot. Wer sich rührt, der lebt noch (We~ lichtnaw° hat eyn sölch sprichwort / wer do leit der ist tot / wer sich rüret der lebt noch).
Stehen an sich ist eher gefährlich. Viele Menschen verstehen nicht, wozu der Stand gut ist - meine Arme sollen unverrückbar werden, nicht meine Füße.
Fechtergruß
Auch ne gute Übung zum Verwurzeln !
How to Pump a Longboard (speed / cyber mile grooves) - YouTube (http://www.youtube.com/watch?v=i70IczG2ejE&feature=related)
Gruss
rudongshe
08-01-2012, 07:25
Verwurzeln, Rooting, völlig unwichtig - Stand ist das Probelm.
Aber nicht, weil mich jemand bewegen kann. Jeder kann mich bewegen [...]
Das Problem ist, daß jemand mit gutem Stand (im Sinne Klaus's als dynamischer Vorgang) mir derarige Schläge versetzt, daß meine Arme eingedrückt werden [...]
Also benötigt ich eine Kraft, die meine Arme befähigt (Peng) Gegners Druck zu ertragen. Das geht, wenn die Arme an ihre Grenze kommen, nur durch eine Bewegung des Standes. Also puffert mein Stand dynamisch, was meine Arme nicht leisten können.
[...]
Deswegen das Schubsen im Taiji. Kann ich den Körper erreichen und jemanden schubsen, dann wende ich eine größere Kraft auf, als jene, die ich bräuchte um denjenigen zu töten. Also muß ich bei der Übung der schiebenen Hände lernen diese Kraft zu zerstreuen, was oft ohne Schritte nicht möglich ist.
Liechtenauer: Wer da legt/ sich legert, der ist tot. Wer sich rührt, der lebt noch (We~ lichtnaw° hat eyn sölch sprichwort / wer do leit der ist tot / wer sich rüret der lebt noch).
Stehen an sich ist eher gefährlich. Viele Menschen verstehen nicht, wozu der Stand gut ist - meine Arme sollen unverrückbar werden, nicht meine Füße.
Fechtergruß
"Ich schiebe keinen Berg und stoppe keinen Truck" Ip Tai Tak frei zitiert.
Ansonsten hat Richard anders formuliert, was ich denke. Wenn ich Richard recht verstehe.
Danke schonmal für die vielen Antworten.
Ich versuche das Ganze jetzt mal zusammenzufassen. Vielleicht fällt dabei auch auf, dass ich es nicht verstanden habe...
Bei der Verwurzelung geht es hauptsächlich um einen guten Stand. Allerdings ist es nicht der Stand, den man mit Mabu oder Gongbu meint, sondern auch die Bewegungen dazwischen. Der Stand (vielleicht sollte man es Haltung nennen?) sollte immer so sein, dass die auf einen wirkende Kraft in den Boden übertragen werden kann. Und da im Kampf Kraft nicht immer nur dann auf mich einwirkt, wenn ich stehe, muss ich immer diese Linie herstellen können (d. h. dynamisch ständig).
EDIT/NEU SCHREIBEN: Nachdem ich eigentlich jetzt alles von hier: http://ismag.iay.org.uk/peng-index.htm gelesen habe (wenn auch nicht alles verstanden), glaube ich es so zu verstehen:
Man reagiert dynamisch mit einer Verlagerung auf Krafteinwirkungen und benutzt Kraft nur so wenig wie nötig und dosiert sie immer angepasst an das, was wirkt, nicht präventiv (so etwas wie einen Stab auf einem Finger balancieren. Sobald eine Kraft anfängt zu wirken und der Stab zu kippen droht, muss man mit einer möglichst geringen Änderung möglichst schnell ausgleichen). Um den Ausgleich mit möglichst wenig Kraft machen zu können, muss man natürlich immer eine gute Statik in Stand und Haltung haben.
GilesTCC
12-01-2012, 16:46
Von mir persönlich (for what it's worth...) ein grosses :yeaha: für diesen Thread. Selten, dass ein Thema so interessant, konkret, vielfältig und zugleich konstruktiv (oder gar kooperativ) im Forum behandelt wird.
Für Bigfoot, meine 2 Cents dazu:
- Man kann auch Mabu und Gongbu (oder still auf einem Bein stehen) als Trainingsmethode für dynamisches Rooting entwickeln, wenn die äussere Stille mit einer inneren Dynamik und stetigen (Mikro-)veränderungen einhergeht. Wenn man aber beim Stehen irgendwann 'einfriert' und eine 'Haltung' annimmt, dann ist es sogar kontraproduktiv.
- Zwischen "schwer" sein und "leicht" sein ist eigentlich kein Widerspruch sondern eine Synergie, wenn man entsprechend trainiert. Wenn die Himmel-Erde-Achse im Geist und dann auch im Körper klar ist, gibt es zeitgleich ein Loslassen im Körper (was bedeutet, mit der Schwerkraft mitzugehen) und ein Aufsteigen oder Aufrichten. Das ist auch eine Synergie zwischen stetigen Prinzipien und Orientierung einerseits und "Chaos" in den unsichtbaren und sichtbaren muskulären Bewegungen andererseits. "Schwer" führt dann in diesem Fall überhaupt nicht zu Trägheit/Langsamkeit. Es kann sein, dass man in manchen Momenten sogar optisch 'langsamer' aussieht, aber man ist es nicht.
(Nochmals mein Dank an Ömer, der mir diese Sachen als Erste wirklich klar und zugänglich machte. Obwohl ich jetzt meine eigenen Wörter gebrauche und weiss nicht, ob er es so direkt zustimmen würde).
- Dann heisst es natürlich nicht, dass man immer buchstäblich kerzengerade sein muß, um verwurzelt zu sein. Zunehmend kann die Himmel-Erde-Achse 'virtuell' werden - sie besteht trotzdem noch, und wenn sie nicht mehr da ist, dann verliert die Körperorganisation schlagartig an Effizienz.
- Ob man räumlich gesehen verwurzelt 'fest steht' oder sich schnell verlagert, ob man in einem Moment viel äussere Kraft 'standhalten' will oder man sofort nachgibt - das ist alles unerheblich. Die Körperorganisation bleibt im Wesentlichen gleich und man muß nicht innerlich 'umschalten' zwischen Kraft aufnehmen, Kraft abgeben und bei Kraft nachgeben.
Ansonsten würde ich weiterhin an die erste Antwort von Richard22 verweisen, die ich ganz triftig finde.
Schöne Grüße,
Giles
Kamenraida
12-01-2012, 21:40
Hi Giles,
super erklärt! Viel mehr gibts kaum zu sagen.
K.
Chen-Xin Danny
12-01-2012, 22:24
Schon mal was von Zehengänger und Hackengänger gehört oder
gelesen ?
Die Verwurzelung beginnt damit, dass jemand normalerweise
so steht, dass der ganze Fuß gleichmäßig zum Aufliegen kommt
und das automatisch.
Das ist aber m.M. nach bei vielen "Kämpfern" kaum der Fall.
Verwurzelung mal anders gesehen:
Zitat Anfang
Es gibt zwei Dinge die wir unseren Kindern
mitgeben sollten: Wurzeln und Flügel
J.W. Goethe
Zitat Ende
;)
Chen-Xin
Traumfänger
12-01-2012, 22:40
Diesen Link (http://www.biokinematik.de/html/Inhalt/Schmerzen/fussohle.html) hatte ich schon in den anderen Thread über Verwurzelung gestellt. Doppelt hält besser.
Chen-Xin Danny
13-01-2012, 00:46
Hier geht es weiter für User, die es interessiert:
BioMotionLab (http://www.biomotionlab.ca/Demos/BMLwalker.html)
Die Deutung und das Erlernen der Deutung von nonverbaler Kommunikation (http://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/KOMMUNIKATION/KommNonverbale5.shtml)
Nicht einfach zu verstehen. Man muss sich da durcharbeiten.
Ich lerne zu erkennen an der Art und Weise wie der Gegners sich
bewegt, wie er psychisch drauf ist.
Und ich lerne durch ganz genaues Beobachten ob er eher Zehengänger
ist oder das Gewicht auf der hinteren Seite des Fußes gelagert hat.
Dadurch das ich das berücksichtige, habe ich evtl. Vorteile beim Kampf.
Der Fuß muss an allen Stellen gleich gut geerdet, sein, sonst gibt es
keine 100%ige Verwurzelung. Da die Psyche dabei eine Rolle spielt, bedeutet
das, Arbeit an der Psyche. Psyche, (Geist) und Körper sind in einer
gesunden Mischung zum Einklang, zur Harmonie zu bringen ...
;)
Chen-Xin
So einfach kann man sich das nicht machen. Rooting bedeutet, dass der Körper seine ganze Ausrichtung (und damit ist auch alles andere ausser dem Skelett gemeint, das was mit Bewegung, Halten und Kraft zu tun hat) nach den Notwendigkeiten deren er gewahr ist oder wird optimal gestaltet. D.h., wenn eine Absicht existiert nach vorne zu rennen um sich in Sicherheit zu bewegen (oder aus welchem Grund auch immer), dann kommt er nie auf die Idee jetzt statisch zu rooten. Zur Not macht er Bocksprünge. Das kann auch ein Kompromiss sein, oder eine Entscheidung zugunsten wichtigerer Dispositionen andere aufzugeben. In dem Fall ordnet sich Rooting anderen Notwendigkeiten unter, es kommt "soviel wie nötig oder sinnvoll" dabei rum.
Und dann setzt der Fuss auch mal anders oder gar nicht auf, weil man in der Luft in der Masse rootet und nur seinen Flug kontrolliert um die Balance und Kontrolle zu halten. Wenn ich auf glatten Flächen ins Rutschen komme geht mein Körper ruckartig auf die Hacke und "läuft Schlittschuh", dabei kann er sich auch prima kontrolliert auf der Hacke drehen. Ich bin heilfroh dass er das macht und auch mit Handicap noch sein Gleichgewicht zu erhalten, ohne laut Bücherregal irgendwelche in dem Fall schädlichen "Regeln" auch nur in Erwägung zu ziehen. Der Körper kann mit jedem Punkt rooten, es kommt nur darauf an dass das gerade Sinn macht oder aus irgendeinem Grund nicht anders geht. Mit nem Nagel unter dem Fuss roote ich nicht mit dem ganzen Fuss und bohre mir den in den Knochen. Mal als plakatives Beispiel.
Richtig. Es geht letztlich ums Gleichgewicht. Ums äußere und innere. Egal in welcher Situation, welcher Anforderung, welcher Aktion, ob mit oder ohne Bodenkontakt. Deswegen ist bereits der englische Begriff irreführend und die darauf ausgerichteten Übungen meist alles andere als hinreichend, wenn nicht selten gar für die Tonne.
Wer in diesem Sinne Gleichgewicht in hohem Maße beherrschen können will, muss in seinem Training regelmäßig sehr dynamisch werden (um den für manche Ohren wohl überstrapazierten Begriff "kämpfen" mal ganz außen vor zu lassen.
Und die Aussage, "man" könne eine 80-jährige Frau, die dazu via Kurzanleitung mal eben instruiert wurde, nicht bewegen oder aus dem Gleichgewicht bringen, ist für mich eine für den Karneval.
Trinculo
13-01-2012, 19:49
Richtig. Es geht letztlich ums Gleichgewicht. Ums äußere und innere. Egal in welcher Situation, welcher Anforderung, welcher Aktion, ob mit oder ohne Bodenkontakt.
Gleichgewicht alleine ist noch kein rooting, da fehlt der "ground path".
BMBcmTKGWSQ&list=UUBSMsu_7ADXf4PV6dyqRtWA&index=15&feature=plcp
Wer Wurzelt? Der Rechte oder der Linke?
Wer Wurzelt? Der Rechte oder der Linke?
Ok, das ist wahrscheinlich eine rethorische Frage. Der Rechte scheint gut zu stehen. Der Linke drückt einfach nur waagerecht und schiebt sich damit über den Boden, während der Rechte die Kraft nicht waagerecht zurückzugeben versucht, sondern sie in den Boden leitet.
Auch der Linke sieht so aus, als stünde er ganz ordentlich stabil. Das Gleichgewicht hält er auch, sonst würde er ja fallen. D. h. die Verwurzelung ist nicht gleichzusetzen mit Stabilität und Gleichgewicht, sondern diese sind nur Bestandteile der Verwurzelung. Die fehlende Komponente ist dann wohl der von Trinculo erwähnte "Ground Path".
Könnte man dann sagen, dass die Verwurzelung Gleichgewicht und Stabilität des Standes oder der Bewegung voraussetzt, aber erst durch den Ground Path komplett ist? Das würde dann aber der Aussage von Klaus widersprechen, dass rooting auch in unbalancierten Positionen möglich ist. Ist die Verwurzelung unabhängig von der Balance?
Trinculo
14-01-2012, 10:49
Könnte man dann sagen, dass die Verwurzelung Gleichgewicht und Stabilität des Standes oder der Bewegung voraussetzt, aber erst durch den Ground Path komplett ist? Das würde dann aber der Aussage von Klaus widersprechen, dass rooting auch in unbalancierten Positionen möglich ist. Ist die Verwurzelung unabhängig von der Balance?
Es muss einen sinnvollen Pfad geben, das kann nicht immer der Boden sein, ist es aber oft. Sind die Körperteile unverbunden, dann ist es kein rooting - aber der Körper kann trotzdem im Gleichgewicht sein.
Richard22
15-01-2012, 17:02
Keiner von beiden.
Der Linke hat einfach Schuhe mit geringer Haftreibung als der Rechte . . . hehe.
Ernsthaft: Was wir auf dem Video sehen ist ein dynamischer Vorgang. ´
Der Linke befindet sich mit seinem Schwerpunkt über dem Schwerpunkt des Rechten (Hong?). Damit wird der Linke um seinen eigenen Druck leichter, wenn er auf den Rechten drückt - was wiederum den Druck auf seine Fußflächen vermindert, was wiederum die Haftreibung mit dem Boden vermindert.
Ergo wird sich der Linke selber fortschieben - was man ja schön sehen kann.
Fechtergruß
Und die Aussage, "man" könne eine 80-jährige Frau, die dazu via Kurzanleitung mal eben instruiert wurde, nicht bewegen oder aus dem Gleichgewicht bringen, ist für mich eine für den Karneval.
Es ist wie mit der Herdplatte, was man nicht erfährt glaubt man nicht!
Wenn die Winkel der Stehenden stimmen und ich einen GLEICHMÄSSIGEN Druck auf eine vorher festgelegte Stelle in eine vorher festgelegte Richtung gebe, dann funktioniert das gut. Man denkt, man schiebt gegen einen Berg. Kenne ich auch. Auch bei radikalen "Anfängern".
Wenn der Schiebende aber Schiebedruck und-richtung verändert, dann sieht es meist schon anders aus. Zumindest nach meiner Erfahrung.
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(Nebenbei: Daher ist es ja auch für manche "Stehkünstler" so schwer, ihr Rooting, welches sie beim Stehen sicherlich haben, mit in die Bewegung zu nehmen. Denn dann muss man sich ständig und dauernd neu ausrichten und anpassen, Gewicht verlagern, neu ordnen und dabei die BEINE NEU SETZEN. Da holt man einen Stehkünstler oft sehr schnell von den selbigen - natürlich nicht alle. Nicht dass sich hier jemand angesprochen fühlt ;) )
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Zurück zur Frau Oma:
Wenn die Frau Oma also trotz veränderter Druckverhältnisse (Kraft und Richtung - na klar im Stehen) immer noch so bombenfest steht, dann fände ich das auch hammermäßig. Denn das setzt voraus, dass sie auch ihre Ausrichtung meinen veränderten Druckverhältnissen anpassen müsste.
Und wenn man DAS jemandem innerhalb kürzester Zeit beibringen kann (auch noch jemandem, der scheinbar damit noch nichts zu tun hatte und schon wirklich nicht mehr jung ist), dann stoße auch ich an meine Grenzen der Nachvollziehbarkeit - bis ich es selbst erlebt habe :)
Viele Grüße
Pilger
Ich würde den Test mit dem Ändern der Richtung nicht mit einer 80jährigen machen. Um es auszuprobieren kann man das auch mit nem 25jährigen Anfänger versuchen.
Ja, aber eben ging es ja um die 80-Jährige.
Wenn ich nen 25-Jährigen habe, der vielleicht auch noch sportlich und körperlich stark ist, dann steht der gegebenefalls auch ne zeitlang bei veränderten Druck- und Winkelverhältnissen, logo.
Abba um den ging´s hier ja nicht ;)
Da ich dabei war kann ich sagen dass der Druck nicht gering war, und die Füsse sichtbar quasi in den Boden gekrallt und weiss vom Druck waren. Wieviele 80jährige untrainierte Frauen kennst Du, die überhaupt ordentlich Druck widerstehen können ? Meine Mutter kippt sofort um, da darf ich das überhaupt nicht versuchen.
Was ich nicht sagen kann (oder glaube) ist, dass das Ergebnis das Gleiche ist wie das mit dem ich dem Druck von 115-Kilo-Leuten im Handball widerstanden habe, in der Bewegung. Wenn es dafür schnell zu lernen ist, und dem "ganzen" Apparat nicht im Weg steht, sollte aber nichts dagegen sprechen. Ich für mich möchte an dem was ich mal konnte nicht herumdoktern, dafür war das Ergebnis mal zu gut. Aber das hält eben nicht, ohne dass da ein Gerüst drunter ist das mit Training zumindest erhalten werden muss. Ich habe zwar später nur noch trainiert indem ich neben vielleicht einer halben Stunde Senkong am Tag täglich Squash, Handball oder Basketball trainiert und das da schlicht benutzt habe, oder eben tagsüber zigmal durch Gänge und Treppenhäuser mit schweren Feuerschutztüren gelaufen bin und die gegen die Wand geknallt habe. Aber ohne das konkret zu verwenden baut sich das wieder ab.
Das was KH macht spricht quasi eine instinktive Steuerung unter der bewussten an, die das Maximum des derzeit möglichen herausholt, ohne sozusagen besondere Hardware. Das traditionelle Trainingssystem ist umfangreicher und langwieriger, erzielt dann aber das Optimum und diverse Spezialskills wenn man das richtig macht und den Eingang findet. Ich bin allerdings der Meinung, dass man dafür einen bestimmten Zustand erreichen muss, in dem verschiedene Formen von Initiative im Bewusstsein komplett ineinandergreifen, wie bei einem Raubtier. Ich kann das derzeit nicht, weil eben dieser Zustand bei mir nicht konfliktfrei ist. Ich würde Dinge tun die ich offenbar nicht möchte, also bleibt solange der ganze Mechanismus abgeschaltet. Als das aufgehört hat zu funktionieren hatte ich einen solchen Konflikt mitten in einem Spiel.
Das was KH macht spricht quasi eine instinktive Steuerung unter der bewussten an, die das Maximum des derzeit möglichen herausholt, ohne sozusagen besondere Hardware. Das traditionelle Trainingssystem ist umfangreicher und langwieriger, erzielt dann aber das Optimum und diverse Spezialskills wenn man das richtig macht und den Eingang findet.
Stimmt, ich unterrichte ein ganzes Set an Übungen die sehr unterschiedlich aussehen und scheinbar in keinem Zusammenhang stehen aber alle was ganz bestimmtes in Sachen Körper-Organisation gemeinsam haben und sofort funktionieren. Viele "verschiedene" Angänge deshalb, weil der eine diesen und der andere einen anderen Zugang besser versteht.
Das dient aber alles nur dazu, dass der Lernende das Gefühl kennenlernt und das Ergebnis sehr schnell "on the fly" herstellen kann.
Dann geht es sofort mit übungen in die Bewegung, weil dass maßgeblich für die Kraftübertragung ist. Gute Struktur in Bewegung ist was mich eigentlich interessiert. Die statischen Übungen sind nur ein Lernschritt.
Dein Rooting ohne Bodenkontakt ist das gleiche wie das Rooting während des Gehens. Wenn die Struktur nicht einbricht sorgt die Bewegung wegen der Masseträgheit Deines sich in Bewegung befindlichen Körpers für ein weitaus besseres Rooting wie es im Stand möglich wäre.
Meiner Meinung nach ist Rooting nichts was unbedingt von einer bestimmten Haltung abhängig ist die milimetergenau korrigiert werden muss. Das hat eher etwas mit der inneren Organisation zu tun. Ich kann mich zum Beispiel (aus Spass) in absolut verdrehten "No Go" Positionen hinstellen und es gibt keinen Unterschied zu einer gut ausgerichteten Peng Position a la Yang Stil.
Die Frage ist doch, wo bleibt die perfekt korrigierte "Stellung" in einem Kampf?
und weg....
Traumfänger
17-01-2012, 21:46
Wenn die Winkel der Stehenden stimmen und ich einen GLEICHMÄSSIGEN Druck auf eine vorher festgelegte Stelle in eine vorher festgelegte Richtung gebe, dann funktioniert das gut. Man denkt, man schiebt gegen einen Berg. Kenne ich auch. Auch bei radikalen "Anfängern".
Als isolierte Übung, um ein Verständnis dafür zu bekommen. Leider verstehen das auch viele nicht als isolierte Übung und verändern die Übung in Richtung:
Wenn der Schiebende aber Schiebedruck und-richtung verändert, dann sieht es meist schon anders aus. Zumindest nach meiner Erfahrung.
Auch schon selbst erfahren, "siehste klappt überhaupt nicht".:rolleyes:
Traumfänger
17-01-2012, 22:07
Meiner Meinung nach ist Rooting nichts was unbedingt von einer bestimmten Haltung abhängig ist die milimetergenau korrigiert werden muss. Das hat eher etwas mit der inneren Organisation zu tun. Ich kann mich zum Beispiel (aus Spass) in absolut verdrehten "No Go" Positionen hinstellen und es gibt keinen Unterschied zu einer gut ausgerichteten Peng Position a la Yang Stil.
Die Frage ist doch, wo bleibt die perfekt korrigierte "Stellung" in einem Kampf?
und weg....
Die geht meistens flöten. Weil doch die Struktur einbricht. Gute Struktur in Bewegung ist schon eine sehr trainingsintensive Sache.
Nabend zusammen :)
@ Klaus:
Ich kenne keine, die das annähernd könnte :)
@ Traumfänger:
Ja, mir ist klar, dass das Isolierte etwas anderes ist als das Verändern der Parameter. Glaube, dass das jeder weiß, der auch nur ein wenig seinen Hirnkasten einschaltet ;) Oder?? :D
Mir ging es auch nur um eine "nächste" Stufe. Würde einfach gerne wissen, ob die Dame das dann auch noch hinbekommt oder eben "nur" im "isolierten Modus".
Scheint jedenfalls ne gute Methode zu sein, die da vermittelt wird :)
@all
Was ich heute wieder feststellen konnte, ist, dass ein Rooting (zumindest bei mir) auch sehr von der Tagesform und vom geistig mittig sein abhängen kann.
Habe heute in meinem Kurs auch ein paar Übungen gemacht und war bei einer davon, in der ich dem Druck eines Partners im Bogenstand standhalte, den der dann plötzlich wegnimmt, selbst nicht völlig geroutet. Sprich, ich kam bei den ersten Versuchen etwas ins Straucheln, obwohl das normalerweise überhaupt kein Thema ist. Ich stolperte zwar nicht wirklich, aber ich habe gewackelt. Sprich, ich habe mich zu einem kleinen Teil "in" bzw gegen den Partner gelehnt, anstatt die Kraft nur abzuleiten und im Boden zu wurzeln.
Und das entsprach genau meiner heutigen Stimmung. Ich war den ganzen Tag auf Grund bestimmter momentaner Themen nicht wirklich bei mir und geerdet.
Und siehe da, genau DAS setzt sich abends im Training fort.
Nachdem ich mich konzentrierte, klappte dann zwar wieder alles, aber ich habe für mich mal wieder gesehen, dass Rooting nicht nur eine Sache des Körpers, sondern zu gleichen Teilen auch eine Sache des Geistes ist.
Bin ich innen entspannt, kann ich es auch außen sein. Bin ich innen verspannt, dann fehlt mir auch die Entspannung im Außen.
LG
Pilger
Traumfänger
17-01-2012, 22:34
@ Pilger
Das mit der Tagesform unterschreibe ich sofort.;) Wenn ich den ganzen Tag den Kopf "voll" hatte und das bis zum Training mit schleppe, habe ich das gleiche Resultat wie Du.
Das Oder?? hast Du zu Recht angefügt.
@ Pilger
Das mit der Tagesform unterschreibe ich sofort.;) Wenn ich den ganzen Tag den Kopf "voll" hatte und das bis zum Training mit schleppe, habe ich das gleiche Resultat wie Du...
Danke, du hast gerade mein Ego gestreichelt :D ;)
Gute Nacht :)
rudongshe
18-01-2012, 03:50
@Pilger
Das ist natürlich klar, dass Anspannungen sich bemerkbar machen und negativ auswirken. Nichtsdestotrotz würde ich sagen: sie beeinflussen die Qualität, nicht aber das, was rooting ist. Aber vielleicht habe ich da auch zu wenig Erfahrung oder die Zielsetzung ist eien andere.
@alle
Auf den Punkt gebracht ist rooting für mich eine Bewegung. Die Bewegung, mit der ich gleichzeitig Kraft aufbaue und auch mich durch den Raum transportiere. Es ist alles eins.
@Klaus
Ich finde generell die meisten Aussagen im Forum nachdenkenswert, auch wenn ich sie nicht immer verstehe. Was mich nur stutzig macht ist, dass "dein" Taichi immer mit "extremen" Zuständen verbunden ist, die scheinbar (!) nicht dosiert werden können und Raubbau am Körper betreiben können.
Ich bezweifele deine Erfahrungen in keinster Weise. Aber ich krieg es nicht zusammen mit dem Wesen/Sinn einer Kampfkunst, die imho etwas mit Kontrolle und Dosierung zu tun haben sollte.
Schon mal richtige Gewalt erlebt ?
Meine Methodik würde perfekt funktionieren, wenn ich keine moralischen Bedenken, oder Ängste in Bezug auf die Folgen hätte. Ich bin nur so frei diese moralischen oder ängstlichen Gefühle wichtiger zu nehmen als irgendwelche "Kampfkunstleistungen", da ich nicht auf diese angewiesen bin. Konflikte löse ich indem ich mich auf das Dao, oder von mir aus auf meinen Instinkt verlasse. Der arbeitet daran dass die Konflikte aufhören. Vermutlich entwickelt es sich trotzdem in Richtung emotionaler Lösung für externe Konflikte, und alles andere ist nur Notlösung, oder Fitness, und körperliche Leistungsfähigkeit. Körperlicher Raubbau ist das nicht, nur wenn die eine Hälfte der Empfindungen in die Schlacht zieht, und die andere lieber nicht, dann bricht mittendrin schon mal der Groundpath bzw. die "Jin-Engine" zusammen, und dann verletzt man sich. Als jemand der von einem daoistischen Meister in seinem Sinne unterrichtet wurde, interessiert es mich nicht in erster Linie so kräftig wie möglich zu sein, sondern die Empfindungen zu beachten und eine integrative konfliktlose Lösung zu finden. Das tue ich, indem ich mich so gut wie gar nicht mit weiterem Ausbau solcher Dinge beschäftige, sondern nur mit dem Lösen der Konflikte. Meinen Vater frühzeitig umzubringen scheint nicht die Lösung zu sein, die was auch immer das Dao ist für mich anstrebt. Technisch hätte das sicher geklappt.
P.S.: Das ist kein Taijiquan, nur was ähnliches.
rudongshe
18-01-2012, 12:09
Schon mal richtige Gewalt erlebt ?
Hallo klaus, danke für die Antwort aber fühl Dich bitte nicht angegriffen durch mein Post.
Deine Frage bewantworte ich klar mit nein, ich wurde ein paar mal attakiert und das war lehrreich weil anders zu sparring. Aber das war keine richtige Gewalt mit Tötungsabsicht bzw. potentiell tödliche Folgen.
Und dies nein ist eben der springende Punkt: Vielleicht passt mein Konzept nicht in die Wirklichkeit? Oder nur in meine momentane Wirklichkeit.
Alle "Jin-Konzepte" beruhen eben auf Trainingserfahrungen.
Über deinen weiteren Hintergrund bin ich nicht informiert.
Grüße
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