Vollständige Version anzeigen : Trageweise Langsax
Hallöle ihr Lieben,
bin mir jetzt nicht ganz sicher obs hier auch wirklich hingehört. Wenn nicht, dann bitte verschieben.
Ich habe derzeit 2 schöne Langsaxe bei mir liegen und soll für die guten Stücke eine wikingerzeitliche Lederscheide fertigen. Nun kam die Diskussion auf, ob diese wie Schwerter längs am Gürtel oder doch eher wie ein "Kurzsax" quer am Gürtel getragen wurden. Für quer am Gürtel sind die Teile fast schon zu lang (ca. 70cm) und da stören sie irgendwie.
Kennt jemand von euch Quellen oder Funde, die das Tragen von Langsaxen analog eines Schwertes längs am Gürtel belegen?
Danke für die Hilfe,
Cill
Bärserker
08-01-2012, 19:39
Schwertsax kenne ich, das wird wie ein Schwert getragen.
Sax oder Sachs kenn ich auch, die Trageweise je nach Region, aber meist quer zum Gürtel (Schneide nach oben zeigend) ob vorne oder hinten da wird sich noch gestritten.:D
Langsax kenne ich ned, also als wissenschaftlich Begrifflichkeit.
Mit 70 cm Länge wüsste ad hoc ich auch keinen Fund (wikingermäßig).
Wenns nach einem Fund gefertigt worden ist würde ich in dem Fundkomplex mal nachsehen ob man da Anhaltspunkte findet.
Bei der Länge würde ich ungesehen mal eine Holzkernscheide vorschlagen, wenns stumpf ist und nicht hist. korrekt sein soll dann reinlederscheide da ists dann egal und würde die Scheide nach Schwerttrageweise fertigen.
Soweit ich weiß, sind die beiden Saxe nicht nach Funden gefertigt worden. Es muss also keine authentische sondern nur eine funktionale Saxscheide sein. Allerdings an Funde angelehnt.
Ging mir nur darum, dass es praktischer wäre beide Klingen wie ein Schwert / Schwertsax zu tragen. Da bleibt man weniger an den Leuten hängen :D. Wenn die so getragen wurden, ists kein Thema. Hätte ja auch sein können, dass ein Sax grundsätzlich quer zum Gürtel getragen wurde. Aber ich kann mir vorstellen, dass man sich das damals auch nach persönlichem Geschmack hat fertigen lassen. :D
Die eine Klinge ist scharf und die andere stumpf und fürn Schaukampf gefertigt. Das mit der Holzeinfassung habe ich mir für die scharfe Klinge auch schon überlegt. Wird wohl auch so werden.
Bärserker
08-01-2012, 23:05
Ging mir nur darum, dass es praktischer wäre beide Klingen wie ein Schwert / Schwertsax zu tragen. Da bleibt man weniger an den Leuten hängen :D. Wenn die so getragen wurden, ists kein Thema. Hätte ja auch sein können, dass ein Sax grundsätzlich quer zum Gürtel getragen wurde. Aber ich kann mir vorstellen, dass man sich das damals auch nach persönlichem Geschmack hat fertigen lassen. :D
Beide auf einmal :D
Naja ich denk kaum das wir heute über "Geschmack damals" interpretieren können.
Ists ne Waffe wurde se auch praktisch getragen und Arbeitsgerät ebenso, immer nach zweckdienlichkeit oder nach Mode oder gar Glauben, er weiß wer weiß :ups:.
Z.B. kannst du das Sax quer hinten am Rücken oder vorm Bauch tragen = wie ich finde lästig. Du kannst es aber auch quer an der Seite tragen wie beispielsweise einen Säbel (war damals auch ned unangebracht).
Aber bei der Länge würde ich es wie die Gladii tragen, ist bequemer stört weniger und ist fast gleich zu ziehen wie "quer".
Beide auf einmal :D ...
:gruebel: Sieht bestimmt lustig aus. :D
Danke erstmal. Ich werd mal bisl rumprobieren. Ggf. mach ich die Aufhängung so, dass es in beiden Varianten getragen werden kann. :cool:
Bärserker
09-01-2012, 22:51
es gitb auch authentische Schwertaufhängungen wo man so und so tragen kann.
Da sind dann Schnallen an der Scheide und am Gürtel die Zunge befestigt.
Ich glaub als Überblick wäre da des "Viking Weapons & Warfare" sind mehrere Arten der Anbringung drinnen udn als Einstieg ned gar so schlecht das Bücherl.
http://ecx.images-amazon.com/images/I/41DB56PBYQL._SL500_AA300_.jpg
Das ist letzlich eine Frage in welcher Kultur das Sax benutzt wurde. Denn es war im frühen Mittelalter doch recht verbreitet. Nach einigen merowingischen Grabinventaren die ich noch so grob im Kopf habe, war der Sax oft links am Gürtel getragen, aber ich bin mir da nicht mehr sicher. Und Trageweise im Grabinventar muss nicht zwangsläufig Trageweise im Leben gewesen sein. Vor allem weiß ich nicht obs Lang, Breit,Schmal oder Kurzsax gewesen ist.
Kann mich demnächst mal in der Fachliteratur schlau machen ob ich da genaueres finde.
Im Artikel "Hic scramasaxi loquuntur" von Jo Wernand aus der Zeitschrift Germania 76 1998, S.747-787 steht, dass die Saxe im Gegensatz zum Spatha über kein spezifisches Wehrgehänge verfügten sondern am Leibgurt befestigt waren.
Was darüberhinaus noch interessant zu lesen ist, ist dass der Sax im 6.-7. jhd. die einzige Schwertwaffe der einfachen gefolgsleute war und von den Ranghöheren Personen als zweite Klingenwaffe neben dem Spatha getragen wurden. Ähnlichkeiten zum japanischen Daisho tun sich mir auf.
es ist möglich dass vor allem die Saxe des Typs III welche auch am häufigsten auftreten und eine symmetrische Klingenspitze haben gleichzeitig mit dem Spatha im Kampf benutzt wurden.
Diese Tradition wird aber nur bis zu den schweren Breitsaxen beibehalten, ab dem Aufkommen der Langsaxe in der 2. Hälfte des 7. jhds gibt es offenbar keine Schwertpaare mehr.
Mal sehen was ich noch finde
So das dürfte passen:
"Der schwere Skramasax des 7. Jahrhunderts wurde nach Ausweis seiner LAge im Grabe wie auf dem erwähnten Grabstein in Niederdollendorf schräg vor dem Körper getragen. Dazu musste die Waffe an zwei Punkten aufgehängt und durch Riemen mit dem Gürtel verbunden. Die Befestigung der Riemen an der Lederscheide geschah auf verschiedene Art.eindeutig zeigt ein Sax im städtischen Museum zu Neuß die Verbindung von Scheide und Riemen durch zwei bronzene Riemenhalter, die quer zur Naht in der Lederscheide befestigt sind. Eine andere Art der Befestigung führt ein sehr gut erhaltener Skramasax mit verzierter Lederscheide vor, der wahrscheinlich aus dem Gräberfeld am Kirchberg bei Andernach stammt und heute im Heimatmuseum in Andernach liegt. Am oberen Ende der Scheide sitzt eine bronzene Riemenöse, in die ein schmaler Lederriemen eingeknöpft ist, selbst dieser Knoten ist tadellos erhalten. Etwas in der Mitte der Scheide ist mit Hilfe eines schmalen Beschlages ein kleines Bronzeschnällchen befestigt. Der Sax war also nicht dauernd mit dem Gürtel verbunden sondern konnte mit einem durch die Schnalle geführten Lederriemen an oder abheängt werden..."
Quelle: H. Stoll, zur Trageweise des fränkischen Saxes. Bonner Jahrbuch. 145, 1940 S. 154.
edit. inklusive Grabstein:
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/2/2e/Fr%C3%A4nkischerGrabsteinddf.jpg/220px-Fr%C3%A4nkischerGrabsteinddf.jpg
Sehr schön. Danke an alle. Mal sehen wie gut sich das umsetzen lässt. Wird ohnehin ein bisl Arbeit ins Land gehen. :)
google auch mal nach dem stuttgarter Psalter. Darin befinden sich viele Frühmittelalterliche Darstellungen. Unteranderem auch Trageweisen von Waffen.
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