Sojobo
09-01-2012, 17:08
Konferenz
Edit:
Hier der Tagungsbericht:
Tagungsbericht Kampf um Reputation. Kämpen, Fechtmeister und Duellanten zwischen Mittelalter und Früher Neuzeit. 19.01.2012-20.01.2012, Dresden, in: H-Soz-u-Kult, 14.03.2012, http://hsozkult.geschichte.hu-berlin...richte/id=4120
Kampf um Reputation. Kämpen, Fechtmeister und Duellanten zwischen Mittelalter und Früher Neuzeit (http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/termine/id=18099)
Veranstalter: DFG-Projekt "Der mittelalterliche Zweikampf als agonale Praktik zwischen Recht, Ritual und Leibesübung"; Prof. Dr. Uwe Israel; Dr. des. Christian Jaser
Datum, Ort: 19.01.2012-20.01.2012, Dresden, Dresden, Residenzschloss, Taschenberg 2, Hans-Nadler-Saal (19.01.); Albertinum, Tzschirnerplatz 2, Hermann-Glöckner-Raum (20.01.)
Der Zweikampf als fester Bestandteil der mittelalterlichen wie auch frühneuzeitlichen Streitkultur ist ein überaus vielschichtiges, dynamisches und prinzipiell mehrdeutiges Phänomen, das sich den kategorialen Bändigungsversuchen der Rechtsgeschichte ebenso entzieht wie linearen Entwicklungsnarrativen. Aufgrund der typologischen Bandbreite – Entscheidungszweikampf, als Gottesurteil verstandenes Beweismittel, gerichtlich kontrolliertes Fechten um Ehrangelegenheiten, das neuzeitliche Duell als historischer Fluchtpunkt – und der Pluralität von Praktiken und Sinnzuschreibungen verbietet sich ein einseitiger Rekurs auf normative Quellen und rechtshistorische Ansätze gleichsam von selbst. Vielmehr scheint zwingend geboten, rechts-, sozial- und kulturgeschichtliche Methoden, Quellenspektren und Erkenntnisinteressen zu bündeln. Zugleich ist für dieses Forschungsfeld der Dialog mit den mediävistischen Literaturwissenschaften fruchtbar zu machen.
Die Dresdner Tagung wird diesen multiperspektivischen Ansatz anhand der Frage nach dem Personal des vormodernen Zweikampfs erproben, der bisher noch nicht systematisch nachgegangen worden ist: Hierbei sind einerseits Lohnkämpfer (kempe, gladiator, athleta, campio) ins Auge zu fassen, die nach dem Prinzip der Kampfesstellvertretung nicht nur fallweise kampfunfähigen Einzelpersonen (Frauen, Alten, Kranken, Juden) dienten, sondern auch dauerhaft von Königen, geistlichen Grundherrschaften und Städten in Dienst genommen wurden. Andererseits ist die Gruppe der Fechtmeister (schirmaister) zu berücksichtigen, die regelmäßig vor und während eines Zweikampfes als kurzfristig angeworbene Experten und „Trainer“ auftraten und vielleicht als die historischen Erben der Kämpen anzusehen sind. Jenseits der in der Forschung stark diskutierten Frage, inwieweit den Kämpen und fahrenden Fechtmeistern in toto Unehrlichkeit und Rechtlosigkeit unterstellt worden sind, wird sich die Tagung mit den Strategien ihres – im Wortsinne – ‚Kampfes um Reputation‘ beschäftigen, mit den spezifischen Distinktions- und Aufstiegschancen, die diesen Spezialisten des agonalen Rechts- und Konfliktsaustrags jeweils zur Verfügung standen. Besondere Aufmerksamkeit wird dabei der Frage gelten, ob und inwieweit im Laufe des Spätmittelalters von einer nachhaltigen Professionalisierung dieser beiden Gruppen sprechen kann; auf Seiten der Fechtmeister scheint eine Verschriftung (Fechthandschriften) und personelle Institutionalisierung (Fechtbruderschaften nach zünftigem Vorbild) des spezialisierten Expertenwissens für eine solche These zu sprechen.
In zeitlicher Hinsicht werden im Rahmen der Tagung vorrangig die mittelalterlichen Erscheinungsformen des Zweikampfs diskutiert. Darüber hinaus lohnt aber auch der Ausblick auf die veränderten Rahmenbedingungen und personellen Konstellationen des neuzeitlichen Duells, dessen point d’honneur einen Kampf um Reputation eigener Art impliziert.
Wiedermal eine Veranstaltung, an der ich aus zeitlichen und örtlichen Gründen nicht teilnehmen kann. Aber vielleicht hat ja einer von Euch Zeit und Lust.
Bestimmt wird auch hierzu wieder ein Tagungsband rausgebracht; ein Bericht aber auf jeden Fall.
Edit:
Hier der Tagungsbericht:
Tagungsbericht Kampf um Reputation. Kämpen, Fechtmeister und Duellanten zwischen Mittelalter und Früher Neuzeit. 19.01.2012-20.01.2012, Dresden, in: H-Soz-u-Kult, 14.03.2012, http://hsozkult.geschichte.hu-berlin...richte/id=4120
Kampf um Reputation. Kämpen, Fechtmeister und Duellanten zwischen Mittelalter und Früher Neuzeit (http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/termine/id=18099)
Veranstalter: DFG-Projekt "Der mittelalterliche Zweikampf als agonale Praktik zwischen Recht, Ritual und Leibesübung"; Prof. Dr. Uwe Israel; Dr. des. Christian Jaser
Datum, Ort: 19.01.2012-20.01.2012, Dresden, Dresden, Residenzschloss, Taschenberg 2, Hans-Nadler-Saal (19.01.); Albertinum, Tzschirnerplatz 2, Hermann-Glöckner-Raum (20.01.)
Der Zweikampf als fester Bestandteil der mittelalterlichen wie auch frühneuzeitlichen Streitkultur ist ein überaus vielschichtiges, dynamisches und prinzipiell mehrdeutiges Phänomen, das sich den kategorialen Bändigungsversuchen der Rechtsgeschichte ebenso entzieht wie linearen Entwicklungsnarrativen. Aufgrund der typologischen Bandbreite – Entscheidungszweikampf, als Gottesurteil verstandenes Beweismittel, gerichtlich kontrolliertes Fechten um Ehrangelegenheiten, das neuzeitliche Duell als historischer Fluchtpunkt – und der Pluralität von Praktiken und Sinnzuschreibungen verbietet sich ein einseitiger Rekurs auf normative Quellen und rechtshistorische Ansätze gleichsam von selbst. Vielmehr scheint zwingend geboten, rechts-, sozial- und kulturgeschichtliche Methoden, Quellenspektren und Erkenntnisinteressen zu bündeln. Zugleich ist für dieses Forschungsfeld der Dialog mit den mediävistischen Literaturwissenschaften fruchtbar zu machen.
Die Dresdner Tagung wird diesen multiperspektivischen Ansatz anhand der Frage nach dem Personal des vormodernen Zweikampfs erproben, der bisher noch nicht systematisch nachgegangen worden ist: Hierbei sind einerseits Lohnkämpfer (kempe, gladiator, athleta, campio) ins Auge zu fassen, die nach dem Prinzip der Kampfesstellvertretung nicht nur fallweise kampfunfähigen Einzelpersonen (Frauen, Alten, Kranken, Juden) dienten, sondern auch dauerhaft von Königen, geistlichen Grundherrschaften und Städten in Dienst genommen wurden. Andererseits ist die Gruppe der Fechtmeister (schirmaister) zu berücksichtigen, die regelmäßig vor und während eines Zweikampfes als kurzfristig angeworbene Experten und „Trainer“ auftraten und vielleicht als die historischen Erben der Kämpen anzusehen sind. Jenseits der in der Forschung stark diskutierten Frage, inwieweit den Kämpen und fahrenden Fechtmeistern in toto Unehrlichkeit und Rechtlosigkeit unterstellt worden sind, wird sich die Tagung mit den Strategien ihres – im Wortsinne – ‚Kampfes um Reputation‘ beschäftigen, mit den spezifischen Distinktions- und Aufstiegschancen, die diesen Spezialisten des agonalen Rechts- und Konfliktsaustrags jeweils zur Verfügung standen. Besondere Aufmerksamkeit wird dabei der Frage gelten, ob und inwieweit im Laufe des Spätmittelalters von einer nachhaltigen Professionalisierung dieser beiden Gruppen sprechen kann; auf Seiten der Fechtmeister scheint eine Verschriftung (Fechthandschriften) und personelle Institutionalisierung (Fechtbruderschaften nach zünftigem Vorbild) des spezialisierten Expertenwissens für eine solche These zu sprechen.
In zeitlicher Hinsicht werden im Rahmen der Tagung vorrangig die mittelalterlichen Erscheinungsformen des Zweikampfs diskutiert. Darüber hinaus lohnt aber auch der Ausblick auf die veränderten Rahmenbedingungen und personellen Konstellationen des neuzeitlichen Duells, dessen point d’honneur einen Kampf um Reputation eigener Art impliziert.
Wiedermal eine Veranstaltung, an der ich aus zeitlichen und örtlichen Gründen nicht teilnehmen kann. Aber vielleicht hat ja einer von Euch Zeit und Lust.
Bestimmt wird auch hierzu wieder ein Tagungsband rausgebracht; ein Bericht aber auf jeden Fall.