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Vollständige Version anzeigen : Etwas "philosophieren"...



Boxer123
19-01-2012, 21:56
Hey Leute

Hab mal ne recht schwer zu beantwortende Frage, die mich seit längerem beschäftigt.

Angenommen man setzt einen Säugling keinerlei sprachlicher Zuwendung aus.Heißt im Klartext: Er wird gesäugt, gewickelt usw., aber alles ohne jedlichen Sprachgebrauch in seiner Nähe.Auch Zuwendung und Zuneigung sind nicht verboten.Man zieht dieses Kind quasi auf, ohne das es jemals Kontakt zu einer Sprache erhält.

Nun wurden uns genau diese Fragen in der Schule gestellt :

Ist dieser Mensch VOLLKOMMEN denkfähig und rein gar nicht in seiner Denkfähigkeit und Vorstellungskraft begrenzt?Denken wir in Worten, oder in Bildern?

Aber wie ist es dann mit , von Geburt an, Tauben?Diese haben ja sozusagen kein einziges Mal in ihrem Leben irgendetwas gehört?

Stellt euch diese Frage mal selbst.Denkt ihr in Worten?Wahrscheinlich werdet ihr genau DAS jetzt tun, aber beobachtet euch einmal in eurem Alltag.

Ich persöhnlich bin der Meinung, dass ein Mensch keine Sprache benötigt, um sein Gehirn genauso gut nutzen zu können, wie wir es tun.Klar, Wissen kann ihm jedenfalls nicht vermittelt werden, aber das betrifft nicht das logische Denkzentrum.

Was meint ihr zum Thema?Ich finde das eine sehr aufregende und interessante Frage, die auch meiner Meinung nach, solange wir keine Gedanken lesen können, nicht beantwortet werden kann.Zumindest nicht vollkommen

BillaP
20-01-2012, 00:35
Ich denke immer in worten. Zum teil sogar in englisch wenn ich mir vorstelle ich wäre in amerika bzw würde urlaub im ausland machen. Wüsste auch nicht wie das gehen soll das jemand ohne sprache auswächst. Ein versuch wäre meiner meinung nach schrecklich, einfach ein säuglin auszuwählen und ihn die komplette welt vorenthalten. Anders geht es ja sonst nicht, da überall auf der welt gesprochen wird.

Muy fa
20-01-2012, 00:37
(Siehe dazu das Thema Kaspar Hauser...fällt mir so ad hoc ein)

Jin Rho
20-01-2012, 00:46
Da gabs im Mittelalter mal ein Experiment von den Adligen oder so.
Der wollte rausfinden was die Ursprache der MEnschheit ist.
Dazu lies er 6 Säuglinge aufziehen ohen Sprache aufziehen.
Glaube allerdings das auch Zuneigung und Zuwendung verboten waren.
Sind alle nach ein paar Wochen gestorben.

Schade das ich nicht mehr weis wie der hieß. Kam als Bericht aufn Nischensender.

Google sei dank.
http://www.cosmiq.de/qa/show/1876705/Welcher-Koenig-liess-das-Kind-die-Kinder-einsperren-um-die-Entwicklung-eines-Menschen-in-gaenzlicher-Isolation-zu-beobachten/

Simplicius
20-01-2012, 01:54
Es gibt wohl Repräsentationssysteme für jeden Sinneskanal.
http://www.psychology48.com/deu/d/repraesentationssysteme/repraesentationssysteme.htm

Welcher vorzugsweise genutzt wird, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich und können z.b. an der Wortwahl erahnt werden.
Menschen, die vorzugsweise visuell denken, erkennt man daran, dass sie einem beim Nachdenken nicht anschauen.



Angenommen man setzt einen Säugling keinerlei sprachlicher Zuwendung aus.Heißt im Klartext: Er wird gesäugt, gewickelt usw., aber alles ohne jedlichen Sprachgebrauch in seiner Nähe.Auch Zuwendung und Zuneigung sind nicht verboten.Man zieht dieses Kind quasi auf, ohne das es jemals Kontakt zu einer Sprache erhält.



interessante Frage. :)
Der Mensch ist ein kulturelles Wesen und in seiner Entwicklung auf den Kontakt mit und das lernen von anderen Menschen angewiesen.
Auch scheint die Grundfähigkeit zur erlernen einer Sprache und eine Grundgrammatik angeboren zu sein.
Eventuell wird ein solcher Mensche eine eigene primitive Sprache entwickeln, um Begriffe mit Lauten zu verknüpfen.
Sprache ist allerdings nicht an Laute gebunden, Taube können Gebärdensprache lernen und natürlich auch lesen und jeder gesunde Mensch lernt automatisch Mimik und Körpersprache zu verstehen und anzuwenden.
Affen kann man eine begrenzte Zeichensprache beibringen.
Für die Kreativität, auch in der Mathematik, ist es hilfreich in Bildern zu denken.
Denken ist ja zunächst die Simulation der Wirklichkeit in der Vorstellung.
Ich kann mir also zunächst eine Handlung und deren Auswirkungen vorstellen, ohne sie konkret auszuführen und so auf eine Lösung zu kommen.
Zum Verallgemeinern von Gesetzen und zum Abstrahieren muss ich natürlich Überbegriffe bilden, die keine Entsprechung in der Wirklichkeit mehr haben.
Zum Beispiel Zahlen als verallgemeinerung für eine Anzahl konkrete Gegenstände.
Dazu könnte ich mir natürlich auch nichtexisitierende Objekte bildlich statt akustisch vorstellen, die als Stellvertreter für alle anderen Objekte stehen und die gefundenen Eigenschaften wieder auf konkrete Objekte zurückübertragen.
So würde sich von alleine eine Art Bildsprache entwickeln.
Die Aufbauanleitungen von Ikea kommen ohne Worte aus und die Schrift entstand ja auch aus Bildern.
In einigen Methoden des Schnelllesens wird versucht, sich das gedankliche Mitsprechen abzutrainieren, da das aufhält.

Interessant in diesem Zusammenhang ist vielleicht, dass von Geburt an Blinde nach Herstellung der Sehfähigkeit im Erwachsenenalter das Sehen erst mal erlernen müssen und die Fähigkeiten auf diesem Gebiet nicht an die eines von Geburt an Sehenden heranreichen, da das nicht nur eine optische, sondern vor allem eine Rechenleistung des Gehirns ist.
Man kann das Sehen wohl auch durch Jahrzehntelange Blindheit verlernen.
(vergl. die Bücher von Oliver Sacks)

Wie sehr jemand in seiner Entwicklung eingeschränkt ist, der von Menschen isoliert aufwächst, lässt sich eventuell über die Berichte von Wolfskindern einschätzen:

Wolfskind ? Wikipedia (http://de.wikipedia.org/wiki/Wolfskind)

Bei den hier schon erwähnten Versuchen von Friedrich II entzogen den Kindern ja auch jegliche Zuwendung, das überlebt man wohl nicht.

Waisenkinderversuche - Psychologie-Lexikon (http://www.psychology48.com/deu/d/waisenkinderversuche/waisenkinderversuche.htm)

Chickenlipper
20-01-2012, 09:28
Zuerst einmal musst Du Dir eine eigene Definition von "denken" machen, oder die Fragestellung an einer allgemein anerkannten Definition abarbeiten. Die Diskrepanzen und Zweifelsfälle, die dann auftreten, diese kann man dann untersuchen.

Boxer123
20-01-2012, 16:46
Ich denke immer in worten. Zum teil sogar in englisch wenn ich mir vorstelle ich wäre in amerika bzw würde urlaub im ausland machen. Wüsste auch nicht wie das gehen soll das jemand ohne sprache auswächst. Ein versuch wäre meiner meinung nach schrecklich, einfach ein säuglin auszuwählen und ihn die komplette welt vorenthalten. Anders geht es ja sonst nicht, da überall auf der welt gesprochen wird.

Klingt interessant, aber für mich irgendwie unvorstellbar.Wenn ich an ein fremdes Land denke, kommen mir sofort Bilder in den Kopf, aber das ich in Englisch z.B denke, das ist definitiv nicht der Fall.Wohl eher, wenn ich mir ein Gespräch mit einem Einheimischen vorstelle.Aber vielleicht unterscheiden sich Menschen in der Hinsicht sehr stark


Da gabs im Mittelalter mal ein Experiment von den Adligen oder so.
Der wollte rausfinden was die Ursprache der MEnschheit ist.
Dazu lies er 6 Säuglinge aufziehen ohen Sprache aufziehen.
Glaube allerdings das auch Zuneigung und Zuwendung verboten waren.
Sind alle nach ein paar Wochen gestorben.

Schade das ich nicht mehr weis wie der hieß. Kam als Bericht aufn Nischensender.

Dieses Experiment kann man leider mMn nur sehr schwach in diese Diskussion einbeziehen, da ja hier auch gänzlich auf Zuneigung etc. verzichtet wurde, was auch den letztendlichen Tod der Säuglinge erklären könnte.Dennoch nicht uninteressant :)


Auch scheint die Grundfähigkeit zur erlernen einer Sprache und eine Grundgrammatik angeboren zu sein.

Von diesem "Sprach-Gen" habe ich schon gelesen, allerdings ist es meines Wissen noch nicht bewiesen worden, oder?

Für die Kreativität, auch in der Mathematik, ist es hilfreich in Bildern zu denken.


Für die Kreativität, auch in der Mathematik, ist es hilfreich in Bildern zu denken.

Aber im Falle der Mathematik müsste diese ja gänzlich ausfallen, da diese ja quasi auch eine "Sprache" darstellt, die man schlichtweg nicht erlernt hat.
Was mich fragen lässt: Kann ein Mensch überhaupt ohne die Kunst einer Sprache/Mathematik "zählen"?Oder vielmehr nur zwischen "mehr" und "weniger" differenzieren


Zuerst einmal musst Du Dir eine eigene Definition von "denken" machen, oder die Fragestellung an einer allgemein anerkannten Definition abarbeiten. Die Diskrepanzen und Zweifelsfälle, die dann auftreten, diese kann man dann untersuchen.

Genau das macht es anscheinend so schwierig, da es zu viele verschiedene Definitionen gibt und anscheinend große Unterschiede zwischen Menschen bestehen.Der eine scheint mehr in Worten zu denken, der andere mehr in Bildern.



Ich danke euch allen schon einmal für eure Anteilnahme.Ich finde dieses Thema echt spannend und aufregend :)



Achja, hier noch ein kleines Experiment, das damit zu tun hat:

Ein Forscher (http://www.tagesspiegel.de/wissen/das-gluecklichste-volk-der-welt-pirah-indianer-schlaf-nicht-hier-gibt-es-schlangen/1932682.html)

C-MO
20-01-2012, 16:50
http://www.digitalbusstop.com/wp-content/uploads/2010/07/Philosoraptor-If-a-person-was-born-deaf-Then-what-language-do-they-think-in.jpg

Boxer123
20-01-2012, 17:33
http://www.digitalbusstop.com/wp-content/uploads/2010/07/Philosoraptor-If-a-person-was-born-deaf-Then-what-language-do-they-think-in.jpg


:spam:

metalsteve20
20-01-2012, 18:15
es gab mal vor einiger zeit einen interessanten bericht im tv, über einen könig irgendwo im jahre 1500 oder so, der mit 5 frauen aus verschiedenen kulturen kinder zeugte, und alle wurden gleich erzogen, total ohne sprache, und die idee des königs war das kind zu finden welches alleine sprechen lernt und diese kultur ist die einzig wahre, lange rede kurzer sinn, alle kinder waren psychisch gestört, konten auch nicht reden und konnten sich nicht normal einfügen und starben in jungem alter, ich würde dir gern den link zur sendung schicken aber weiß nicht mehr wie sie hieß :( mfg steve

Aggression
20-01-2012, 22:15
Aber im Falle der Mathematik müsste diese ja gänzlich ausfallen, da diese ja quasi auch eine "Sprache" darstellt, die man schlichtweg nicht erlernt hat.
Was mich fragen lässt: Kann ein Mensch überhaupt ohne die Kunst einer Sprache/Mathematik "zählen"?Oder vielmehr nur zwischen "mehr" und "weniger" differenzieren


[/URL]

Zählen ist eine Handlung, eine einzige die man wiederholt.
Sprache ist keine Handlung, man kann aber Handlungen einen Namen geben , sprachlich.
Wörter haben nur die Bedeutung die man ihnen gegeben hat.