Integration von Behinderten Mensche in Kampfsport [Archiv] - Kampfkunst-Board

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wwjd28041982
25-01-2012, 09:27
Hallo liebe Kampfsportgemeinde.

Da ich jetzt in einen Fachbeirat für integration von behinderten Menschen in Kampfsport tätig bin, (als Ansprechpartner) würde ich mich echt mal interessieren.

Wie integriert ihr diese Leute in Kampfsport?

Wie vermittelt ihr solchen Leuten mit
Behinderungen , Augenerkrankung,
Körperbehinderung , Geistige Behinderung , ADHS. ect. den Lehrstoff, Training?
Wie geht ihr damit um, wenn einer als behinderter in eine gesunde Gruppe kommt?

Eingliederung in Gruppen mit Nichtbehinderten ?

ect.

Ich selbst habe auch eine Augenerkrankung aber aus Sicht von Gesunden Trainern würde mich mal eure Sichtweise interessieren.

Schreibt mir einfach eure Erfahrungen damit.

Beste Grüsse von

wwjd

Sven K.
25-01-2012, 14:53
Warum eröffnest du die Frage im Anfängerbereich?
Weil Du Anfängerin bist oder sollen die Antwortenden Anfänger sein?
Wir haben einen speziellen Bereich für "Barrierefreies Budo"
Barrierefreies Budo - Kampfkunst-Board (http://www.kampfkunst-board.info/forum/f97/)
Da sind einige Trainer die auch mit Behinderten arbeiten.
Ansonsten würde ich die Frage im offenen KK-Bereich eröffnen. Nicht jeder
von den Profis liest im Anfängerbereich. ;)

Eventuell verschiebt ein Kollege.

Für meinen Teil kann ich nur sagen, ich arbeite derzeit "nur" mit ADHSlern.
Habe aber auch mit Epileptikern, Leuten mit geistiger Behinderung gearbeitet.
Einige andere hatte ich noch auf Lehrgängen.

Ich versuche die Leute(alle) immer da abzuholen wo sie gerade sind. Man
geht halt etwas stärker auf sie ein. Das mache ich aber bei allen. Beim einen
geht's schneller und andere brauchen länger. ;)
Man sollte halt in der Lage sein, Dinge jeweils so anpassen zu können, dass
sie wieder passen.

wwjd28041982
25-01-2012, 15:17
vielen lieben Dank Sven, für deine Nachricht. Du da hab ich mich bestimmt verkuckt. Naja meine Äuglein wieder. :D

Ähm. Du kannst es gerne verschieben wo du es haben willst. Kein Problem

Danke dir.

:D

Lieben Gruss

wwjd

jkdberlin
26-01-2012, 08:38
verschoben.

HolgerSVB
26-01-2012, 09:47
Hi!
Um welchen „Fachbeirat“ handelt es sich? Um welche Kampfkunst geht es? Um Alle? Zu welcher Organisation gehört dieser Fachbeirat?
Fragen über Fragen!

Trotzdem vorab schon mal ein paar Antworten:
Ich unterrichte seit über 10 Jahren behinderte Menschen in Selbstverteidigung.

„….aber aus Sicht von Gesunden Trainern würde mich mal eure Sichtweise interessieren.“
Kann ich so nicht mit dienen. Ich bin zwar gesund aber behindert.

„Eingliederung in Gruppen mit Nichtbehinderten ?“ Ja, wir integrieren Nichtbehinderte in unsere Gruppe! Das geht ganz gut !:D

„Wie vermittelt ihr solchen Leuten mit
Behinderungen , Augenerkrankung,
Körperbehinderung , Geistige Behinderung , ADHS. ect. den Lehrstoff, Training?“
in ganz kleinen Schritten, die sich an den Fähigkeiten der Leute orientieren. Wie Sven schon sagt: Die Leute werden da abgeholt wo sie stehen.

„Wie integriert ihr diese Leute in Kampfsport?“ Ich integriere nicht die Leute in den Kampfsport sondern ich passe das Training meinen Schülern an.

Ich hoffe ich konnte Dir weiterhelfen. (Wäre aber schön, wenn Du meine Fragen noch beantworten könntest)
Gruß

Holger

wwjd28041982
26-01-2012, 11:35
Hi!
Um welchen „Fachbeirat“ handelt es sich? Um welche Kampfkunst geht es? Um Alle? Zu welcher Organisation gehört dieser Fachbeirat?
Fragen über Fragen!

Trotzdem vorab schon mal ein paar Antworten:
Ich unterrichte seit über 10 Jahren behinderte Menschen in Selbstverteidigung.

„….aber aus Sicht von Gesunden Trainern würde mich mal eure Sichtweise interessieren.“
Kann ich so nicht mit dienen. Ich bin zwar gesund aber behindert.

„Eingliederung in Gruppen mit Nichtbehinderten ?“ Ja, wir integrieren Nichtbehinderte in unsere Gruppe! Das geht ganz gut !:D

„Wie vermittelt ihr solchen Leuten mit
Behinderungen , Augenerkrankung,
Körperbehinderung , Geistige Behinderung , ADHS. ect. den Lehrstoff, Training?“
in ganz kleinen Schritten, die sich an den Fähigkeiten der Leute orientieren. Wie Sven schon sagt: Die Leute werden da abgeholt wo sie stehen.

„Wie integriert ihr diese Leute in Kampfsport?“ Ich integriere nicht die Leute in den Kampfsport sondern ich passe das Training meinen Schülern an.

Ich hoffe ich konnte Dir weiterhelfen. (Wäre aber schön, wenn Du meine Fragen noch beantworten könntest)
Gruß

Holger




gelöscht , da es mir zu viele Diskussionen um den Verein Statt um Das Eigentliche Thema sind.
Herzliche Grüsse

Osu

wwjd

jkdberlin
26-01-2012, 13:16
ich sehe da keinen Verein, nur einen Shop?

Dirk1976
26-01-2012, 13:25
In der Leiste links steht was von "Fachlicher Beirat", vielleicht ist das gemeint!

domo77
26-01-2012, 13:32
ich sehe da keinen Verein, nur einen Shop?

dito...

どうして
26-01-2012, 13:43
In der Leiste links steht was von "Fachlicher Beirat", vielleicht ist das gemeint!



BUDOKONZEPT betreut mit seinem Vertriebs- und Beratungsgeschäft eine große Bandbreite von verschiedenen fernöstlichen Stilrichtungen, Systemen, Verbänden usw.
Um die fachliche Qualität bei dieser Vielfältigkeit des Themas aufrecht erhalten zu können, und um Ihnen um die "richtigen", geeigneten und bewähren Produkte und Medien anbieten und empfehlen zu können, haben wir unseren "Fachlichen Beirat" ins Leben gerufen.
Schlich kommerziell, oder?

domo77
26-01-2012, 16:59
Schlich kommerziell, oder?

ist komerziell was schlimmes?? denke nein...

Sven K.
26-01-2012, 17:21
ist komerziell was schlimmes?? denke nein...

Naja. Wenn man "Ratgeber" mit 14 Seiten bei eBay verkauft, in denen nichts
als Werbung und heiße Luft drin steht, ist das in meinen Augen schon SEHR
kommerziell. ;)

wwjd28041982
26-01-2012, 17:28
hier noch der Verein.

Budokai Melle (http://www.budokai-melle.de/Team/team.htm)

Beste Grüsse

Osu

wwjd

wwjd28041982
26-01-2012, 17:33
Ich werde meine Arbeit hier in diesen Thread nicht diskutieren ob hier was Kommerziel ist oder nicht . Das ist hier nicht das Thema sondern Integration von Behinderten Kampfsportlern.

Ich wurde gefragt wo ich im Fachlichen Beirat tätig bin. Und das ist nicht die einzige Aufgabe die ich mache. Aber wie gesagt ich diskutiere hier nicht über Kommerziell oder wie auch immer.

Es wäre gut wenn dieser Thread hier nicht ausarten würde.

Vielen Dank für euer Verständnis.

Osu

wwjd

Helmut Gensler
26-01-2012, 17:49
Um was geht es dir im "Beirat" ??
Um Integration von wem auch immer? .. dann ist Methodik und Didaktik gefragt.
um Verkauf von Material an andere? ... dann solltest du die Trainierenden fragen, was sie brauchen können.
Um individuell angepasste Hilfsmittel? .. wer stellt die dann passend her?

wwjd28041982
26-01-2012, 18:14
Um was geht es dir im "Beirat" ??
Um Integration von wem auch immer? .. dann ist Methodik und Didaktik gefragt.
um Verkauf von Material an andere? ... dann solltest du die Trainierenden fragen, was sie brauchen können.
Um individuell angepasste Hilfsmittel? .. wer stellt die dann passend her?

Mir geht es in erster Linie : Um Integration von Behinderten im Kampfsport und Methodik Didakatik. Auch von gemischten Gruppen , Beh. und nicht Beh.
oder sogar , wenn nur ein Behinderter in eine nicht behinderte Gruppe kommt.
das lezte würde mich sogar am meisten interessieren-

どうして
26-01-2012, 19:11
ist komerziell was schlimmes?? denke nein...
Nein, nicht unbedingt. Aber ich finde, es muß dann auch offen rüberkommen.

Ich habe einige gute Bekannte, die ihr Geld nicht allein durch ihr dojo und ihre Lehrgänge verdienen, sondern auch mit dem Verkauf oder Weiterverkauf von "Kampfkunstbedarf".

Das hier finde ich irgendwie schräg. Ich kann aber noch nicht genau fassen, warum eigentlich.

Aikempo
27-01-2012, 08:51
Back to topic, please.

Helmut Gensler
27-01-2012, 12:30
Mir geht es in erster Linie : Um Integration von Behinderten im Kampfsport und Methodik Didakatik.
das ist aber ein riesige Pensum, darüber gibt es einige Bücher , beispielsweise von Holger Liedtke und massig (unterschiedlich gute) videos bei you tube.
Wir selbst im KISI halten verschiedenste Lehrgänge ab, der nächste ist am 24.2. in Stuttgart.

im Klartext: so auf die Schnelle kann ich keinerlei individuelle Tipps geben, das geht nur am Einzelfall.

marq
27-01-2012, 12:32
ich dachte so ein fachrat hätte ahnung :)

Helmut Gensler
27-01-2012, 12:42
Na ja, vielleicht reicht oft genug ein gute Adressenheft............
Diverse Fachräte bei den Politikern lassen auch schon da Zweifel aufkommen.

Sven K.
27-01-2012, 14:19
Ich denke auch ein wenig, es war ein Platz frei, der wurde besetzt und nun
informiert man sich, was man da so machen muss. :rolleyes:

Dirk1976
27-01-2012, 14:37
"Ich weiß wie man Kinder erzieht! Ich war schließlich selbst mal eines!":D

wwjd28041982
27-01-2012, 18:59
@Marq: Unser Fachbeirat hat Ahnung- und nochmals darüber diskutiere ich nicht. Weder über Kommerziell, weder über anderer Dinge über den Verein.
Ich möchte mich einfach nur hier austauschen über Integration von Behinderten Menschen in Kampfsport.

@Sven K. Das ist eine Unterstellung. Den Platz den ich da bekomme bzw. bekommen habe ist fair abgelaufen. Nix mit einfach ne Freie Stelle und dann mal irgendeinen reinschieben.

Ich habe ehrlich KEINE lust über unseren Verein zu diskutieren. Und das gehört hier nicht her.

Was hat das damit auch zu tun. Kann man sich denn nicht austauschen mit Menschen die auch oder vielleicht mehr Erfahrungen gesammelt haben. Die schon lange Trainer sind. Das ist doch hier nicht so das Problem.

Freue mich über weitere Antworten.

Osu
wwjd

Helmut Gensler
28-01-2012, 09:15
Ich habe überhaupt keine Probleme damit, Geld mit seinem Wissen zu verdienen. Schließlich tue ich es als Lehrer selbst.
Der Austausch von Informationen ist für uns selbstverständlich. siehe www.kae-in-sog-in.de Da gibt es schon was. Und wir geben sehr gerne Wissen weiter, denn nur damit können wir "Integration" verbessern. Aber es sollten halt auch Fragen sein, auf die ich/wir einigermaßen kompetent und zielgerichte antworten können... "wie geht Integration ?" ist etwas zu unscharf formuliert.

どうして
28-01-2012, 13:08
Ich habe überhaupt keine Probleme damit, Geld mit seinem Wissen zu verdienen. Schließlich tue ich es als Lehrer selbst.
Wie viele andere auch.
Ich finde es nicht verwerflich Geld zu verdienen. Sei es durch Wissensvermittlung (tue ich auch), Dienstleistungen (tue ich auch) oder den Verkauf von Waren welcher Art auch immer (tun viele Menschen, die ich kenne).

Ich fühle mich aber verschaukelt, wenn eine Frage suggeriert, es gehe um einen Verein, der sich u.a. um die Integration von Menschen mit Behinderung bemüht.
Und ich dann aber feststelle, daß die Frage abzielt auf das Produktmanagement in einem "Budo Allround-Unternehmen", das "Ausrüstung - Medien - Kampfkunst Management" verkauft.

Vielleicht ist das kleingeistig oder ich bin altmodisch oder was anderes?

Man kann natürlich sagen: Schön, daß das Unternehmen dieses Themenfeld beackern will und sich um entsprechene Produkte oder Konzepte bemühen möchte. Vielleicht ist ja auch das schlicht eine Facette des Inklusionsprozesses?

Helmut Gensler
31-01-2012, 18:32
Es gibt halt verschiedene "Level" im Zugehen und den Grundideen.

by the way.... lieber wwjd28041982
könnt ihr mir 10 Blasrohrmundstücke besorgen?

Vollkorn84
06-04-2012, 19:59
ich möchte noch ne andre frage in den raum werfen...
wie müsste das training(trainingsaufbau...) sein damit behinderte nicht mehr "integriert" werden müssten,also so das man das training eigentlich gar nich umstellen braucht.Inklusion ist ja grad ein großes thema,sonder und förderangebote werden abgeschafft.dafür sollen alle zusammen arbeiten können.
kitaplätze in der umgebung auch für behinderte in nicht sonderpäd/Integrativ ausgerichteten institutionen...
also wie muss es aussehen damit barrierefreiheit auch soziale barrierefreiheit meint?
lg

Helmut Gensler
09-04-2012, 17:10
Die "richtige" Antwort suchen entsprechende Profis seit Jahren.
Ich kann nur meinen Ansatz andeuten:
Integration/Inklusion setzt voraus, dass jeder den anderen so nimmt, wie er ist. Also gibt es dann grundsätzlich differenzierte Angebote für jeden / jede Kleingruppe. Ausgrenzungen werden durch ein respektvolles Miteinander ersetzt.

Kundalini
09-04-2012, 17:26
Ich denke, dass hier einige ein Stereotypisches Bild von Behinderten haben,
damit tragt ihr aktiv zur Ausgrenzung von Menschen mit einem Handicap bei
(auch wenn ihr mit diesem Tread eigentlich das Gegenteil erreichen wollt).

Behandelt die Menschen mit einem Handicap wie ihr jeden Schüler behandelt!

Alles andere wird von den Betroffenen schnell als Benennung ihres anders sein wahrgenommen.
Das schlimmst was ihr machen könntet wäre z.b.
„Wir haben einen neuen Schüler der Uli und der Uli ist Behinder/hat
Psychische Probleme, stimmts nicht Uli? Willst du etwas dazu sagen?“

Vollkorn84
10-04-2012, 11:54
Alles andere wird von den Betroffenen schnell als Benennung ihres anders sein wahrgenommen.
Das schlimmst was ihr machen könntet wäre z.b.
„Wir haben einen neuen Schüler der Uli und der Uli ist Behinder/hat
Psychische Probleme, stimmts nicht Uli? Willst du etwas dazu sagen?“
:D danke,du weist nicht was ich mache und deshalb lass ichs mal so stehen.Es sei dir eins gesagt SO! würde ich das nie machen.egal wo.

Ich denke, dass hier einige ein Stereotypisches Bild von Behinderten haben,
damit tragt ihr aktiv zur Ausgrenzung von Menschen mit einem Handicap bei
glaub mir das ich das nicht mache.
die frage zielte nicht darauf ab,alle in einen topf zu werfen.
auch gleiche diagnose,bedeutet nicht gleiche symptome.
ich habe einige behinderte in meinem freundeskreis,da wird die geduld und die verständniss echt manchmal auf die probe gestellt.Nichts desto trotz sind es immernoch individuen die genauso individuell behandelt werden wollen.

Behandelt die Menschen mit einem Handicap wie ihr jeden Schüler behandelt!

Integration/Inklusion setzt voraus, dass jeder den anderen so nimmt, wie er ist.Absolut.
nur,brauche ich da tatsächlich differenziertere angebote?
ich glaube eben nicht.wir brauchen kleinere klassen.Individuelle förderung,ressourcenorientiert und zielführend.
die differenzierung is doch das was zu stigmatisierung führt.
immer weiter zu differenzieren is mit der idee der inklusion nicht vereinbar.

Sven K.
10-04-2012, 13:14
Grundsätzlich möchte ich KK/KS vermitteln. Nicht mehr aber auch nicht
weniger. Ich will niemanden "therapieren", "heilen" oder zu einem besseren
Menschen machen. Wenn ich es dennoch schaffe, schön! :D
Ich muss JEDEN da abholen, wo er steht. Da ist es vollkommen egal, wer da
mit welchen "Einschränkungen" steht. Menschen sind ALLE unterschiedlich.
Jeder bekommt soviel Unterstützung, die er benötigt.

LazarusLong
10-04-2012, 13:19
Zumindest versuchen wir das so zu handhaben. Wir haben eine "Behindertenquote" von ca. 10% im Verein, wobei ich starkes Übergewicht ebenfalls dazuzähle. Ist es bei diesem Sport wohl auch. Ansonsten haben wir rein körperliche Einschränkungen, aber auch Kinder mit psychischen Problemen, die in einem Fall schon in Richtung Authismus ging. Ein Mädchen ist extrem schüchtern, ohne eine Spur von Selbsbewusstsein, keine Behinderung im medizinischen Sinn, aber für sie ein Riesenhandicap.
Kommt ein neuer Kandidat hinzu, sprechen wir mit den Eltern, dem Betreuer und mit dem Kandidaten vorher unter 4 Augen. Fragen die im Vorfeld geklärt werden müssen:
Art der Behinderung
Einschränkungen
Reaktion bei Notfällen (zB wenn epileptische Anfälle zu erwarten sind)
Belastbarkeit
Evtl. sportärztliches Attest zur körperlichen Belastbarkeit
Motivation
Erwartungshaltung
Nach diesem Gespräch entscheiden wir, ob wir die Verantwortung in diesem speziellen Fall übernehmen können und in welchem Bereich wir ein Training empfehlen (BJJ, GojuRyu, TsuShinGen). Dann kommt die erste Trainingsstunde, wo der Kandidat bei den Anfängern ganz normal mittrainiert. Da wir bereits behinderte Kinder in den Gruppen haben, gibt es so gut wie keine Berührungsängste, die meisten unserer Kiddies sind im Gegenteil stolz wie Oskar, wenn sie einem Neuling, behindert oder nicht, etwas beibringen dürfen. Ansonsten versuchen wir Behinderte so zu behandeln, wie jeden anderen Neuling auch: Fordern innerhalb seiner Leistungsgrenzen, aber auch immer wieder an diese Grenzen heranführen. Partnerübungen mit behinderten und nicht behinderten Partnern, grösseren und kleineren, älteren und jüngeren.
Ich betrachte die Integration als gelungen, wenn die behinderten Kiddies den nicht behinderten etwas zeigen und beibringen können.
BTW, Erwachsene mit Behinderung habe ich bisher noch nicht als Neuling oder als Interessierte im Dojo gesehen. Ist das bei euch anders?

Frank

Helmut Gensler
10-04-2012, 15:59
hallo Frank,
zuerst mal ein ganz dickes Kompliment für deine Grundgespräche. Das findet man ganz selten.


nur,brauche ich da tatsächlich differenziertere angebote?
ich glaube eben nicht Na ja wenn unterschiedliche Fähigkeiten auch differenzierte Ziele haben, dann ist notwendigerweise keine Gleichschaltung im Training möglich.
Möglicherweise reden wir jetzt aneinander vorbei.
Ich kenne es halt üblicherweise, dass alle gleiche Ziele (Gürtelprüfungen etc.) haben und daher in den gleichen Techniken/ Bewegungsformen / Strategien unterrichtet werden.
Ein Rollifahrer hat hat nur sehr begrenzt Fußtritte drauf. Was macht der dann? zugucken, ausscheiden,sich ärgern...... oder alternative Angebote bekommen, also differenziertes Handeln.

LazarusLong
10-04-2012, 17:56
Hallo Helmut
Danke für das Kompliment. Allerdings ist für mich diese Herangehensweise selbstverständlich, ich finde es fast schon erschreckend, dass das selten sein soll.
Was die differenzierte Herangehensweise angeht:
Ich versuche jeden nach seinen Möglichkeiten zu fördern und zu fordern (und gelegentlich gelingt mir das auch). So gesehen bekommt jeder bei uns eine "Spezialbehandlung". Natürlich ist die Zuwendung, die ein Behinderter bei uns bekommt eine andere als die eines 16jährigen, gesunden Sportlers, differenzierte Angebote haben wir nicht, wir versuchen jedem so gut wie möglich zu helfen. Letztendlich habe ich festgestellt, daß der Erfolg bei Behinderten leichter zu erreichen ist, weil die oftmals einen brennenden Ehrgeiz zeigen und man sie manchmal sogar bremsen muss.
Wir haben übrigens doch differenzierte Angebote:
Kinder
Jugendliche
Erwachsene
Ich habe festgestellt, daß ich eine ganz andere Einstellung zum Training habe, als zB ein 15jähriger. Daher diese Aufteilung, die aber auch nicht sklavisch eingehalten wird.
Mit Rollstuhlfahrern habe ich allerdings noch keine Erfahrung gemacht.

Frank

Helmut Gensler
11-04-2012, 13:46
jetzt mal ganz plakativ:
Wenn du weiter so machst, dann wirst du mit Rollifahrern kaum Probleme haben und sie voll integrieren können. Denn die differenzierte Grundhaltung passt und das ist völlig normal so.

Brodala
11-04-2012, 15:20
...die differenzierte Grundhaltung passt und das ist völlig normal so.
Sehe ich auch so.
Neben meinen Gastspielen beim Kae In Sog In habe ich seit langer Zeit auch einen Autisten und auch seelisch beeinträchtigte "Clienten". Da ist Differenzierung ein ganz wesentlicher Bestandteil und wie Helmut sagt, völlig normal.

P.S. Helmut, schickst du mit noch die Logo CD und so? Adresse etc. findest du auf der Homepage (schon wieder neu).

baston
18-04-2012, 18:24
Ich halte es bei Behinderten und Nichtbehinderten, wie ich es mit Männern und Frauen halte: Anders behandeln, sowiet sie anders sind, gleich behandeln, soweit sich gleich sind. Als kind musste ich beim Judo häufig als Trainingspartner für einen Behinderten herhalten (geistige Entwicklungsstörung, man hat gesagt dass er auf dem Stand eines etwa Zehnjährigen stehenbleiben wird), der zusätzlich zu seiner geistigen Beeinträchtigung einige motorische Schwächen hatte, was auch einer der Gründe für den Judounterricht war. Ich war häufg sein Partner, weil ich von Gewicht, Größe und Alter zu ihm gepasst habe, und... eben belastbarer war. Das war bei dem auch nötig, denn der hat immer sehr, sehr fest zugepackt, und wurde schnell jährzornig, hat bei Übungen, wenn er "Uke" sein sollte, sehr unnachgiebig dagegen gehalten, was ich natürlich damals als Herausforderung sah, denn ich wollte ja meine Übungen machen. Im Endeffekt wurde er trotzdem mit Samthandschuhen abgepackt, und in allen Aspekten Rücksicht auf seine Behinderung genommen. Wenn es wegen seines Jähzorns und seines geistigen Rückstandes Reibereien gab, dann war grundsätzlich der Andere - sprich ich - Schuld, denn der arme Junge könne ja nichts dafür, und man selbst würde es ja besser wissen... und das als... Sechs- oder Siebenjähriger. Empfand ich schon damals als äußerst ungerecht, und geht mir heute nicht anders. Natürlich konnte der Junge nichts dafür. Ich aber genauso wenig.
Ohne das jetzt großartig thematisieren zu wollen: Ich bin selber behindert. Ich bin Autist, und Kampfsport, wie alles, was mit anderen Menschen zu tun hat, ist auch nach vielen Jahren immer noch sehr schwierig für mich. Für mich hatte gerade BJJ einen positiven Effekt, weil es mich für Berührungen desensibilisiert hat (ich mag es immer noch nicht, von anderen Menschen berührt zu werden, aber meine Toleranzgrenze ist schon viel höher). Ich möchte es nicht, deswegen anders behandelt zu werden. Die Probleme, die sich ergeben, versuche ich so gut es geht von anderen Menschen fern zu halten, was in 99% der Fälle auch klappt. Wenn ich mal eine Auszeit brauche, dann nehme ich sie mir, und das ist der einzige Punkt, an dem ich auf Verständnis und ein gewisses Maß an Rücksichtnahme hoffe. Auf der anderen Seite bringt mein Geisteszustand nämlich durchaus Vorteile. Ich hatte schon immer sehr schnelle Reflexe, und meine obsessive Tendenzen sind in Bereichen, die auf Wiederholung basieren, sehr nützlich (einer der Gründe, warum ich FMA so sehr mag: Zeig mir einen Drill, und ich kann ihn Stundenlang am Stück machen, ohne dass es mir langweilig oder zu blöd wird). Mein "Stimming" (halb-bewusste Körper- und Handbewegungen in Stresssituationen) nutze ich inzwischen, um bestimmte Abläufe immer und immer und immer wieder durchzugehen.
Körperliche Behinderungen sind sicherlich noch eine etwas differenzierter zu betrachtende Angelegenheit. Auf der anderen Seite ist es wegen ihrer Offensichtlichkeit auch einfacher, sich darauf einzustellen. Insgesamt würde ich aus meiner eigenen Erfahrung sagen, dass man den Status eines behinderten Menschen nicht überbewerten sollte. Die meißten, die ich kenne, wollen nicht, dass man ständig Rücksicht auf sie nimmt, weil sie andere Menschen nicht belasten und nicht immer im Mittelpunkt stehen wollen. Man kann davon ausgehen, dass Behinderte, wenn sie Hilfe benötigen, auch ganz offen danach fragen. (Ich hoffe, dass ich jetzt niemandem auf den Zeige gehe mit Dingen, die den meißten Menschen klar sind. Ich wollte nur meine ganz persönliche, aus direkter Erfahrung beruhende Sichtweise abgeben^^.)

kanou65
19-04-2012, 09:27
Hallo baston,

vielen Dank für Deinen Erfahrungsbericht. Da ich selbst Judo-Trainer bin und bei uns auch Kinder mit und ohne handicap gemeinsam trainieren, kann ich Deine Sichtweise gut nachvollziehen-besonders was die "Ungerechtigkeit" betrifft, die manchmal auftritt,wenn man das Training nicht zu 100% unter Kontrolle hat,d.h.,wenn man als Trainer nicht mitbekommt, wer denn da gerade "Quatsch" macht und wer der echte Schuldige ist.

Ich neige dann auch häufig dazu, den Behinderten "in Schutz zu nehmen". Allerdings sind mir im Laufe meiner Tätigkeit im Netzwerk (http://budonetzwerker.npage.de) auch Kollegen/innen begegnet, die da durchaus "deutlicher" mit gehandicapten Sportlern umgehen-wo ich oft dachte: "Upps-ganz schön streng..."
Aber vielleicht ist das genau der richtige Weg und so meinst Du das auch,wenn ich Dich richtig verstehe: im Training gleiches Recht für alle.
Insofern bringen Fortbildungslehrgänge und Erfahrungsaustausch für Trainer eine Menge.

baston
19-04-2012, 10:39
Ja, so war das insgesamt gemeint. Natürlich muss man, und das ist auch das schwierige beim Umgang mit Kindern generell, immer ein wenig individueller auf auf sie eingehen. Behinderte Kinder stellen in dieser Hinsicht sicherlich noch ein mal eine größere Herausforderung dar. Meine Situation ist ja nun auch schon fast 20 Jahre her, in der Zeit hat sich sicherlich viel getan. Im Endeffekt möchte ich da auch keinen Vorwurf in den Raum stellen. Jemanden, der offensichtliche Nachteile ggü. anderen hat, über die er sich wahrscheinlich niemals vollständig emanzipieren können wird, besonders in Schutz zu nehmen, ist vollkommen verständlich. Die Gefahr ist meiner Ansicht nach, es eben immer zu machen, ohne die individuelle Situation zu bewerten, eben einfach aus dem generellen Zustand der Person abgeleitet.

Helmut Gensler
19-04-2012, 18:10
Die Gefahr ist meiner Ansicht nach, es eben immer zu machen, ohne die individuelle Situation zu bewerten, eben einfach aus dem generellen Zustand der Person abgeleitet
Genau die "Ableitung und Zuschreibung eines generellen Zustandes" ist das Problem für viele, denn diesen generellen Zustand gibt es nicht. Die Individualiät zu erfassen und entsprechend mit in ein inklusives Training einzubeziehen ist die Schwierigkeit, die sich doch (zu) viele Trainer nicht zutrauen (können).

itto_ryu
20-04-2012, 20:08
Hier etwas von den Waffenbrüdern aus Übersee. Broadsword im Rollstuhl. Die junge Dame macht das schon recht gut, wäre toll, wenn sie dabei bleibt und wir den ersten Rolli-Broadswordfechter haben:
Practice Loose Play Bout Amanda Kirkwood vs Jonathan Alford 4 3 12 - YouTube (http://www.youtube.com/watch?v=1_qX-0nyMuo)