Vollständige Version anzeigen : Energiearbeit Chen-Taiji
Ich betreibe seit einiger Zeit - Gut 2 Jahre - Chen-Taijiquan und stolpere dabei meiner Ansicht nach immer über einen Widerspruch. Die Nachfrage bei diversen Lehrern blieb bislang erfolglos.
Es geht um die Energiekreisläufe von Yin und Yang. In jedem Unterricht, Buch, Seminar, Video und was es nicht alles gibt, wird immer wieder darauf hingewiesen, daß die Form nur dann gut ausgeführt werden kann, wenn sie den Prinzipien der Seidenübungen und damit der Harmonie zwischen Yin und Yang folgt.
Jetzt sehe ich persönlich aber die Prinzipien der Seidenübungen schon bei der zweiten Figur der ersten Form alter Rahmen (jin gang dao dui) als verletzt. Die Seidenübungen lehren einen: Anschwellendes Yin = keine Gewichtsverlagerung. Vervollständigendes Yin = Gewichstverlagerung. Anschwellendes Yang = Keine GEwichtsverlagerung. Vervollständigendes Yang = Gewichtsverlagerung.
In beinahe jedem Video aktueller Meister und Großmeister passiert aber genau das nicht. Direkt nach der Eröffnung wandert das Gewicht nach rechts, während mit der rechten Hand aus der Hüfte in Richtung Dantien, also nach links geschoben wird. Eigentlich müsste sich das Gewicht in diesem Zeitraum ebenfalls nach links und nicht nach rechts verlagern.
Wie ist das zu erklären?
Mittlerweile habe ich mir hunderte Demonstrationen angeschaut und wurde schließlich bei einer alten Aufzeichung von Tian Xuchen fündig - seines Zeichens direkter Schüler Chen Fake's.
Tian Xuchen führt die Bewegung entsprechend der Seidenübungen aus. Er verlagert sein Gewicht nach der Eröffnung nach links, während der mit der rechten Hand ins Dantien schiebt.
Hier mal die Videos - Ich hoffe echt jemand kann mir da weiterhelfen und erklären wie dieser evtl vermeindliche Widerspruch zu erklären ist, bin langsam am Verzweifeln:
Tian Xuchen - bei 1:00
Tian Xuchen (1of2) - YouTube (http://www.youtube.com/watch?v=eGWJxJndw6o)
Chen Zhenglei - bei 0:36
Chen Taijiquan - Laojia Yi Lu (part 1) - YouTube (http://www.youtube.com/watch?v=saPQ6wf4eCw)
Chen Xiaowang - bei 0:32
?????????????1????? - YouTube (http://www.youtube.com/watch?v=vnuUdXtnXh0)
Achso eins noch, Jan Silberstorff geht in seinem Buch "Chen" auf Seite 174 genau auf diese BEwegung ein... beschreibt deutlich, wo das Gewicht zu welcher Zeit zu ruhen hat, geht aber leider erst ab der zweiten Hälfte der Bewegung auf den Energiefluss im Zusammenhang mit der Gewichtsverlagerung ein.
Am Anfang heißt es nur "...Nun verlagern wir unser Gewicht leicht nach rechts, die Hüfte dreht etwas ein und die Hände heben sich schräg links vor den Körper..." Inwiefern dies aber mit dem Energiefluss der Seidenübungen übereinstimmt erwähnt er mit keinem Wort. Er später wieder, dort, wo dieser auch nach meinem Dafürhalten wieder korrekt "läuft" wird dieser explizit erwähnt.
Ich bin kein Chen Praktikant, aber vielleicht kann ich der Disskusion einen Start geben :)
Sind die Seidenübungen nicht ein Produkt von Chen Xiao Wang ?
Hm ich bin nicht in der Materie drin, aber überträgt sich da das Yin Yang nicht einfach nur auf eine Körperseite ? Sprich rechtes Bein tendiert nach rechts(Yang) + rechter Arm geht nach Links (Yin ) = Harmonie(auf diese Situation bezogen.
Liebe Grüße,
Shin
Yangshuo
12-02-2012, 09:26
Nimm ein Partner, halte seinen Arm und finde heraus wieso das Gewicht da rechts (rechts-mittig, denn ganz rechts ist es nicht) ist.
Und such dir eine andere Schule, wenn du schon bei solchen Dingen verwirrt aus dem Training nach hause kommst. (Nach 2Jahren verwirrt über die erste Gewichtsverlagerung)
YS
Mag es daran liegen, dass Du in die 1. Bewegung zu viel hinein interpretierst? Einfach üben und sich dabei aufs Körpergefühl verlassen, anstatt sich auf Theorien versteifen.
Es ist allerdings tatsächlich so, dass kreisende Bewegungen in der Regel mit einem kleinen, oft nicht sichtbaren Gegenkreis beginnen. Hier etwas ausgeprägter:
Wang Xian 2007 in Jiaozuo - YouTube (http://www.youtube.com/watch?v=vb3FTRsTLPI)
@ Shin: Nein, Seidenübungen sind kein Produkt von Chen Xiaowang, das kommt nur so rüber, weil in D vor allem WCTAG-Schulen bestehen. Seidenübungen waren schon immer ein Prinzip des Chen-Stils, unter anderem ausführlich beschrieben in Chen Xin's Buch "Chen Shi Taijiquan Tushuo". Sie wurden später von den 4 Buddha-Wächtern aus der Form extrahiert um der Allgemeinheit aus Japan und dem Westen den Zugang zum Chen-Stil zu erleichtern. Das Prinzip selbst besteht aber seit Jahrhunderten.
Dass das Thema Energiebahnung wieder zu Auseinandersetzungen zwischen Praktikern und Theoretikern führt, war mir schon klar...
Hoffe es artet nicht zu sehr aus ;)
Vom Prinzip her würde ich mich irgendwo in der Mitte einordnen. Ich verlasse mich bei jeder Bewegung zunächst auf mein Körpergefühl und denke erst anschließend darüber nach, wieso mein Körper diese Bewegung auf genau diese Art und Weise ausführt und ob eine Anpassung eventuell mehr Effizienz zutage fördert.
Ich persönlich kenne keine Schule in der nicht zunächst die "äußere" Form gelehrt würde, bevor man an die Besprechung innere Energiebahnungen geht - und das dauert eben seine Zeit, wenn man wöchentlich nur 2mal Unterricht hat. Das heißt nicht, daß diese zuvor nicht angesprochen wurden, aber eben nur hinsichtlich der Seidenübungen. In der Form finde ich diese Prinzipien auch in jeder Bewegung wieder, aber ganzheitlich nur bei Xuchen - Bei Zhenglei und Xiaowang habe ich bei manchen Bewegungen meine Probleme diese Prinzipien nachzuvollziehen.
In der von Dir angegebenen Regel ist doch keine Richtung der Gewichtsverlagerung vorgegeben daher kann allein aufgrund dieser Regel doch nicht links richtig sein, wenn rechts falsch ist?
Das regt zum Nachdenken an... Ist das fundiert?
In den Seidenübungen wurde uns nämlich genau das gelehrt: Die rechte Hand schiebt in das Dantien, sodass wir uns nach links bewegen MÜSSEN um den Seidenfaden nicht reißen zu lassen - So hieß es wörtlich. Schiebe ich mit rechts in das Dantien und bewege mich dabei nach rechts, zerreist nach dieser "Regel" der Faden.
Das Problem bei der Bewegung hinsichtlich dieser Regel besteht eher darin:
Wie kannst Du in der rechten Hand das Yin "anschwellen" lassen, wenn die schon im vollem Yin ist?
Das sehe ich anders. Die rechte Hand ist nach der Eröffnung Hüfthoch gelagert. Sobald sie sich von hier aus in Richtung Dantien bewegt vollendet sie das Yin bis sie das Dantien erreicht. Erst dann ist sie in vollem Yin - Genau das ist ja der Ursprung meiner Verunsicherung.
Die oben beschriebene Regel ist eine Regel für Beginner, damit die einen Zugang für das Zusammenspiel für Gewichtung und Energiefluss bekommen.
Du kannst auch Energiekreise ausführen ohne Bewegung, bzw. mehr als einen Kreis in eine von der Bewegung her vermeintliche Yangphase packen.
Stimmt!
Aber wenn eine Grundregel für Anfänger gilt, wieviel ist sie wert, wenn sie für Fortgeschrittene oder Meister nicht mehr gilt? Es ist hier ja nicht so, daß ein zusätzlicher "kleiner" Energiekreis eingeführt wird, sondern ein bereits vorhandener "großer Kreis" einfach umgekehrt wird.
Um das nochmal zu verdeutlichen: Mich verwirrt, daß Tian Xuchen seine Körpermitte im "jin gang dao dui" (Und nicht nur dort!) bis zur ersten Schrittarbeit mit der Handbewegung synchronisiert (Hände rechts = Körper rechts, Hände links = Körper links), während Xiaowang und Zhenglei die Körpermitte gegengleich zu den Händen verlagern (Hände links = Körper rechts, Hände rechts = Körper links).
An alle Pragmatiker: Seid nachsichtig ;)
Verwirrung kann übrigens auch gezielt eingesetzt werden, um verkopfte Schülern auf eine andere Ebene der Wirklichkeit zu führen.
Den Seitenhieb habe ich durchaus verstanden ;)
Richard22
12-02-2012, 11:28
Seidenübungen werden schon von Chen Xin (16 Generation, 1849–1929) vermittelt.
Die Konzepte, die Du beschreibst, sind starke Vereinfachungen, aber nicht falsch.
Die Praxis ist weitaus kompilzierter - die einfachen Konzepte fassen da nicht. Eine rein mechanische Sicht genügt auch nicht für die innere Alchemie.
Wo ein Anfänger einmal zwischen Yin und Yang wechselt, da wird der Anwender ein gutes Dutzend mal gewechselt haben, ein Meister noch mehr. Das ist es ja, was das Taiji unvorhersehbar macht.
Taiji von Videos lernen ist ebenfalls sehr schwer.
Fechtergruß
Yangshuo
12-02-2012, 11:31
Arbeitest du schon mit der umgekehrten Bauchatmung und dantian Rotation?
Das ist Voraussetzung dafür, dass du deine Frage irgendwann mal verstehst. Sonst suchst du am falschen Ende.
YS
Yangshuo
12-02-2012, 11:35
Wo ein Anfänger einmal zwischen Yin und Yang wechselt, da wird der Anwender ein gutes Dutzend mal gewechselt haben, ein Meister noch mehr. Das ist es ja, was das Taiji unvorhersehbar macht.
In der Form nicht. Da sind die Wechsel vorgegeben. Man sollte nicht einfach noch einige extra Kreise in die Form einbauen.
YS
@Simplicius
Das hat mir jetzt ganz ehrlich die Augen geöffnet...
Mir wurde es immer so erklärt, daß die Hände außer bei Fajin IMMER dem inneren Schwerpunkt zu folgen haben. Deswegen hat mich das all die Zeit ja so irritiert, daß dies eben öfter mal in der Form nicht der Fall ist. Wenn du jetzt sagst, daß das Prinzip von Yin und Yang eigentlich nicht zwangsläufig mit der Handbewegung einhergeht und dies durch die Seidenübungen nur besser veranschaulicht werden kann, dann muss ich alles was mir beigebracht wurde in Frage stellen und nochmal bei Null anfangen...
Deine Anmerkung zur Rotation um die Längsachse fand ich ebenfalls interessant. Im Unterricht haben wir es anders gelernt. "Mit heben der Arme nach links verschieben wir das Gewicht nach rechts". Es soll also eine Bewegung auf der Querachse sein - Keine Rotation!
Nach deiner Aussage ergibt aber die Folgebewegung, in der die Arme nach rechts wandern - aber eben wieder durch Rotation der Längsachse - einen viel besseren Sinn. Danke für die Korrektur! ...
Wird nun zu klären sein, wie ich das im Unterricht unterbringen kann oder ob es nicht sinnvoller ist einen neuen Lehrer zu suchen - Das wäre dann schon der 3te, der einem außer vieleicht der Form selber nichts beibzubringen hatte.
Zu "Mantel befestigen" kann ich dir nur sagen wie ich das für mich bislang immer erklärt habe: Die rechte Hand ruht in der linken, danach bewegen sich beide Hände kurz nach rechts und schieben dann quasi den Schwerpunkt gemeinsam nach links. Die rechte Hand beschreibt einen Halbkreis nach oben und füllt damit Yang. Kurz vor volendetem Yang folgt die Gewichtsverlagerung nach rechts - so wie bei der einhändigen Seidenübung. Danach folgt die Gewichtsverlagerung nach links, weil die rechte Hand sich erneut dem Zentrum (vollendetes Yin) nähert. Schritt - erneut vollendendes Yang, deswegen Gewichtsverlagerung nach rechts.
Bei liu feng si bi das selbe - diesmal bewusst ohne Yin und Yang, da ich das Prinzip offensichtlich immer falsch verstanden habe: Die linke wandert zur Rechten. Danach beschreiben beide einen Halbkreis nach unten - nähern sich der Längsache, Gewichtsverlagerung nach links. Beide Hände wandern weiter. Sobald sie sich der Längsachse unter dem Kopf nähern folgt die nächste Gewichtsverlagerung nach rechts.
So gesehen ergab das für mich fast immer einen Sinn mit dieser Aussage bezüglich Hand und Zentrum synchron zu bewegen, zumal es meinem Körpergefühl sehr entgegenkommt - Darüberhinaus haben wir aber wie gesagt auch nicht viel darüber gelernt, nur anhand der Seidenübungen. Nähere ich mich also mit den Händen der Längsachse verlagere ich das Gewicht - damit läßt sich fast jede Bewegung erklären, aber eben nicht alle - und das hat mich all die Zeit erheblich gestört...
Ganz offensichtlich habe ich da in den letzten 2 Jahren vieles falsch gelernt. Wäre schön, wenn du für mich diese Bewegungen mal nach Yin und Yang aufdröseln könntest (z.B. anhand von lan zha yi).
Zum Ausgangspost: jain, es ist mehr ein scheinbarer Widerspruch.
Wie schon von Urs erwähnt, beim Einstieg in die Form ist nach der Eröffnungsbewegung auch das dabei, was CXW eine Dantien-Rotation nennen wrde, was auf Video 1 (dort wird die Xinjia begonnen, nicht die Laojia) deutlich zu sehen ist.
Und zwar einmal im und einmal gegen den Uhrzeigersinn, erst beim Ansatz des Hochbringens der Arme, danach beim Wenden der Hände und der Gewichtsverlagerung auf links. Das finden wir auch in der Laojia, aber versteckter
CXW übers Dantien: http://www.youtube.com/watch?v=YFxdiMV3-80
ab 1:32 über den Anfang der Form: http://www.youtube.com/watch?v=wo1JTq40mA8&feature=related
Nun aber zur Bewegung an sich:
Die rechte Hand schiebt sich ja nicht wirklich links vor/über den Körper, sondern geht nur bis zur Mittellinie ( CZL Video bei 0:38, gut zu sehen an der Knopfleiste seines Anzugs: http://www.youtube.com/watch?v=saPQ6wf4eCw )
die linke Hand hebt sich auf der linken Seite und in Ausgewogenheit zum Heben der Arme sinkt das Gweicht in/durch die Hüfte und verwurzelt sich. Links hoch und rechts runter, das entspricht Ying & Yang durchaus und findet sich in anderer Form auch in den Seidenweberübungen.
Dadurch, daß das Gewicht rechts ist und die rechte Hüfte noch vorne, erfährt der Rumpf eine leichte Linkswendung, weshalb es so aussieht, als würden wir die Hände/Arme nach links bringen.
Unter diesem Aspekt sieht die Bewegung anders aus: Um Verwurzelung und Gleichgewicht zu halten, ist es erforderlich, zunächst rechts schwer zu werden, bzw. mit dem Gewicht zu verbleiben.
Erst danach Löst sich die Hüfte, zusammengeschlossen mit der Kreisbewegung der Arme oben und das Gewicht gleitet automatisch weiter nach links.
Betrachtet man die Anwendung dieser Bewegung, ist es wichtig, mit dem linken Fuß flexibel zu bleiben, um ggf. einen Schritt machen zu können. Das Verlagern nach rechts ist ein Reagieren auf einen (eingebildeten) gegnerischen Angriff. Das Gewicht zu früh nach links zu bringen, würde eine "doppelte Gewichtung" bedeuten. Hier eine App von Chen Ziqiang, etwa ab 0:30 http://www.youtube.com/watch?v=xBtw1gUHmGg
Im Verlauf wird dann aber den Seidenweberübungen Genüge getan, schon bei der nächsten Bewegung, bevor der Mörser gestampft wird, deutlich sichtbar. Speziell danach Lan Zha Yi- den Mantel überwerfen, ist ja das Paradebeispiel der rechtsarmigen Seidenweberübung, in Liu Feng Si Bi finden wir die Rechtsarmige und die Schräge, in der Peitsche die des linken Armes und ggf die der rotierenden Hand vorm Bauch usw. (Videolink ganz unten!)
Schlüssel ist eine liegende 8 mit der Hüfte, wobei die Drehbewegungen/Spiralen der Arme/Hände in der Regel gekoppelt sind an das (innere) Lösen im Hüftgelenk. Wer das verinnerlicht hat und fühlt und auf die Zusammenschlüsse achtet, kann auch das Seidenweberprinzip umsetzen.
Allerdings gibt es auch einige Bewegungen mit 2x Yang oder Yin hintereinander, keine Regel ohne Ausnahme! ;-)
Ansonsten: Versuch doch einfach, nicht allzu "kopflastig" an die Sache ranzugehen. Taiji macht man mit dem Körper, der Verstand spielt beim Bewegen eine untergeordnete Rolle. Chen Xiaowang (und andere) beschreibt in seinen 5 Leveln ja nicht umsonst, daß man die Umsetzung des Seidenweberprinzips in der Regel erst ab dem 3. Level tatsächlich versteht.
Wenn man unverkrampft übt, bilden sich im Körper sowieso "merkwürdige" Strukturen, die Dich dann genau fühlen lassen, ob es paßt oder ob gerade was "zerreißt", so gesehen kommt das Verständnis auch ohne theoretisches Kopfzerbrechen ganz von selbst, wenn die entwicklung weit genug fortgeschritten ist.
Wer gesagt hat, die Seidenweberübungen würden keine Gewichtung vorgeben, der irrt allerdings, sie geben sogar recht deutlich vor, wann wie verlagert wird, müssen sie ja auch, denn auch bei ihnen gelten die äußeren und inneren Zusammenschlüsse.
Hier sehr schön erklärt von Chen Zhengleis Nichte, Meisterin Chen Huixian: http://www.youtube.com/watch?v=84Njos8X-oE&feature=related
Zur Atmung: atmet in den ersten Jahren um Gottes Willen einfach nur natrlich. (Empfehlung von CXW und Chen Bing)
@scarabe
Ich persönlich komme halt vom Leistungsschwimmen und weiß aus leidlicher Erfahrung wie schwer man ersteinmal falsch gelernte Bewegungen wieder loswird.
Und ob nun Taijiquan oder Schwimmen oder sonstwas. Das Prinzip der Bewegung ist ja immer das Selbe. Da möchte ich nicht gleich was falsches einschleifen lassen, was ich dann später bereue... daher das Kopfzerbrechen :)
In der Hinsicht macht mir dein Beitrag echt Mut, doch nicht alles falsch verstanden zu haben. Dachte schon, ich könnte die letzten 2 Jahre wegwerfen...
Ich bin halt momentan in der Mitte von Level 2 (Auch wenn mein Lehrer diese Einteilung nicht nutzt), also im Feintuning der gesamten Form. Und dann fängt man halt an schon hier und da mal über Energiefluss usw. nachzudenken - Was dann sehr frustrierend sein kann, wenn der eigene Lehrer so blockt (Vieleicht aus gutem Grund) und man selbst halt irgendwie an Grenzen stößt - sei es aus Unverständnis weil man einfach noch nicht so weit ist, oder was auch immer...
Also kann ich mich bis zur näheren Erkenntnis der genauen Zusammenhänge damit über Wasser halten, daß es einfach hier und da Besonderheiten gibt, deren Natur ich einfach noch nicht erfassen kann - deren Gesetzmäßigkeiten aber in höheren Stufen plötzlich klar werden!?
...Ach nochwas: Dieses Video, was du gepostet hast, in dem Xiaowang über Dantian redet, weißt du zufällig auf welcher DVD das drauf ist und wo man die kaufen kann? Würde ich mir gerne mal zulegen sowas.
Die Erklärungen mit Yin und Yang sind zwar schön, lassen in deutscher Erklärung aber außer acht, daß jede Hand-/Armspirale und jede noch so kleine Drehung mit einer Hüftaktion- und sei es nur ein kleines Lösen und Durchsinken IM Körper untrennbar verbunden ist. Achtet der Schüler zu sehr nur auf voll /leer werden /Sein, leidet schnell diese so wesentliche innerkörperliche Verdrahtung. (sozusagen "verbundene Spiralen)
Das zweite Problem ist, daß mit dieser fast mathematischen Erklärung, so gut sie in Bezug auf Yin und Yang ist, nicht nur der Focus einsitig zu sehr nur auf Yin und Yang gelenkt wird und durch das leider bei Anfängern oft dauernde Nachdenken über voll und leer während der Form kommt es oft zu einem unnatürlichem Zustand des "Nicht-natürlich-entspannt/locker Seins".
Schlimmer: Vor lauter achten auf leer und Voll werden oft andere Phänomene, die im Körper auftreten und hilfreiche Entwicklungszeichen sind, völlig ignoriert.
So gesehen sind das alles nette Anhaltspunkte, aber der schlüssel ist Chen Xiaowangs Rat "Be natural". Wie ein Kind, unvoreingenommen einfach machen und geschehen lassen.
Deshalb ist es auch genau genommen bedenklich zu sagen, der rechte Arm ginge am Anfang nach links, denn das bedeutet bei den Schülern meistens zweierlei:
sie heben den Arm über die Mittellinie des Rumpfes, was genau genommen nicht korrekt ist, weil es u.a. Angreifbarkeit zur Folge hat udn den Energiefluß im Schulterbereich beeinflußt- oft liegt der Oberarm dabei quer vor der Brust, es bleibt zu wenig Raum unter der Achsel
und zweitens geht der Arm wenns korrekt gemacht wird nirgendwohin außer vor der Mitte nach oben, sondern die Bewegung kommt aus der Mitte (Dantien/Taillenbereich) und durch die Rumpfstellung sieht es so aus, als wäre der Arm auf der linken Seite, was er aber nicht ist. er ist in der Mitte, nur der Körper hat sich nach links gewendet.
Tip zum Üben: Die Bewegung(en) öfter mal OHNE ARME machen, dann sieht man genau, ob Struktur und Bewegen aus "der Mitte" ok sind.
Zuletzt: Um Struktur und Tiefenmuskulatur aufzubauen, kommt der Einsteiger um große Bewegungen, Gewichtsverlagern etc nicht herum. Mit der Zeit werden die äußeren Bewegungen kleiner, das Lösen findet IM Körper statt, man rutscht im Seitenkanal DURCH die Hüfte durch, statt großartig im Gelenk zu "Lösen", die Bewegungen sind von außen kaum sichtbar. Aber: Sich dieses deutliche äußere Bewegen am Anfang spraen zu wollen, füht zu Defiziten, die sich dann heimtückisch und unerwartet auf höheren Niveaus bei bestimmten Bewegungsanforderungen zeigen- darum ist es sehr sinnvoll, am Anfang wirklich Zeit in große, saubere Bewegungen mit eindeutigen Zusammenschlüssen zu investieren.
Ich habe z.B. in Chenjiagou erlebt, wie zwei Kursleiter Probleme damit hatten in gewissen Bewegungen eindeutig rechts/links zu gewichten und das Gewicht deutlich zu verlagern. Sie hatten das nie geübt, obwohl sie eine in D anerkannte Ausbildung hatten. Nach einer Weile hats dann geklappt, gab aber Muskelkater. Sowas läßt sich vermeiden, wenn man sich nicht zu fein ist, wirklich Schritt für Schritt von den großen äußeren zu den kleinen inneren bewegungen zu gehen. Dann entwickelt sich auch der innere Energiefluß leichter, wenn der untrainierte/undurchlässige Körper erst mal mit ausholenderen Bewegungen vorbereitet wird.
@Diecha-
am besten die 5 Level bestellen und lesen (oder öfter mal lesen), jedes Mal (je nach Entwicklungsstand) versteht man mehr und besser, was CXW gemeint hat und liest neue Details, bzw deren Bedeutungen heraus. Immerhin hat man pro Level ja mehrere Jahre Zeit, da kommt man langsam und geduldig oft schneller vorwärts ;-)
PS: ist witzig, ich bin auch 10 Jahre Wettkämpfe geschwommen... ist aber schon anders als Taiji!
@simplicius: Ich sehe da keinen Zusammenhang, was hat CXW`s Rat "be natural" damit zu tun, von CDs zu lernen?
Worum es geht- und das beschreibt das Yin-Yang-Prinzip ausführlich, ist die Ausgewogenheit und die Balance ALLER BETEILIGTER FAKTOREN.
Eine natürliche Ausgewogenheit im Körper und Geist zu erhalten, natürlich zu sein, ohne in irgendeinem Bereich ins Ungleichgewicht zu rutschen-
Es widerspricht also genau genommen dem Prinzip von Yin und Yang, wenn man einseitig nur auf leer/voll werden und diese Form von Yin und Yang in der Bewegung achtet.
Yin und Yang beinhaltet vor allem, eine natürliche Ausgewogenheit ALLER Komponenten zu berücksichtigen: Prinzipien, Struktur, Konzentration, körperliche und mentale Anspannung-Entspannung etc...
Dazu die richtige körperliche und geistige Intensität: genug zu üben, aber nicht zu übertreiben.
Ausgewogenheit zwischen hart-schnell-außen und langsam-meditativ-innen.
Das richtige Maß an Konzentration/Yi, ohne zu übertreiben.
DAs bedeutet auch, nicht immer nur meditativ und langsam, sondern zwischendurch auch mal etwas flotter und mehr "außen" zu trainieren- natürlich erst, wenn die Bewegungen einigermaßen korrekt sitzen. (Das Ganze natürlich abgestimmt aufs tägliche Leben: Wer da den ganzen Tag Yang hat, also Streß, Hektik, Rennerei und körperliche Anstrengung, der tut gut daran, im Training den Yin-Aspekt- entspannt, langsam, meditativ, zu pflegen. Aber wer tagsüber nur herumsitzt sollte beim Training ruhig auch mal etwas mehr körperliche Anstrengung, Tempo etc. ausprobieren, zum Ausgleich, damit Yin und Yang wieder in Balance sind!)
Neben dem körperlichen Aspekt auch den Geist und die Philosophie des Taijiquan zu studieren, JEDOCH OHNE DABEI ZU KOPFLASTIG ZU WERDEN.
USW.
Wie bei allem im Leben, die natürliche Balance aufrecht zu erhalten.
So gesehen schließt sich der Rat, nur von CDS zu lernen, schon von selbst aus, denn es wäre einseitig und unnatürlich.
Das PDF hat mir ein wenig weitergeholfen, danke dafür!
Bedenklich finde ich, daß ich innerlich ähnliche Dinge erspüre, wie Marquardt sie bildlich umschreibt, mein Lehrer aber nichts dazu sagen will (oder kann?)... vor allem der fließende Übergang zwischen Rotation und Gewichtung gefällt mir dabei sehr gut.
Bezüglich der Aussage, man könnte auch von DVD lernen: Ganz ehrlich, wenn ich mir anschaue, was ich in den letzten 2 Jahren im Unterricht gelernt habe, dann fällt mir ausser TuiShou nichts ein, was man nicht auch mit ein paar Büchern, Videos und einem Spiegel hätte lernen können... Insowfern finde ich auch die Aussage "Wie ein Kind, unvoreingenommen einfach machen und geschehen lassen." sehr schlüssig. Schließlich sieht die Natur Imitation als Überlebensstrategie vor - Kan daher nichts falsches daran finden.
Entscheidend wird der Lehrer ja erst bei der Korrektur und beim Anleiten derselbigen. Und wie ich gerade feststellen muss, ist es wohl das Beste, wenn ich mich da nochmal auf die Suche nach jemand anderem begebe.
@simplicius
Wieso hast du denn alle deine Beiträge gelöscht? Da war einiges, was ich nochmal lesen wollte, schade...
Ich hab diejenigen, die sich auf Deine Fragen beziehen, wiederhergestellt.
Vielen Dank ;)
Richard22
14-02-2012, 14:10
Scara, Du bringst jetzt Didaktik herein - es gut doch erst einmal um die Energiearbeit.
Es ist doch auch bestimmt jedem klar, daß beim Anfängerkonzept von Seidenübungen oder Energiearbeit erst mal der Gegner nicht vorkommt.
Auf der nächsten Stufe ist es aber mehr der Gegner, um dessen Fluß ich mich kümmere, als mein eigener - ich will mir ja nicht weh tun - der Gegner mag das ganz anders sehen.
Ich finde Franks PDF gut - weil westliche Schüler nunmal Erklärungen lieben, welche sie zumeist sowieso nicht verstehen, aber so tickt nunmal unsere Kultur.
Fechtergruß
(hab ja gar nichts über die Pdf geschrieben...)
jaja, wir laufen ja auch durch die Gegend und konzentrieren uns darauf, wie das Herz schlägt, das Blut durch die Adern fließt und wieder zurück zum Herzen, die Atmung in die Lunge strömt, die Lunge voll wird und dann wieder leer, .......
naja, glücklicherweise funktioniert unser Körper auch, wenn wir mal nicht drauf achten und einfach nur leben... ;-) (soll sogar bei Leuten funktionieren, die noch nie von Blutzirkulation und Co gehört haben...)
Was nun aber die Seidenweberübungen betrifft:
die werden z.T. auch dazu eingesetzt, Fajin zu üben und eben den Gegner härter treffen zu können.
Genutzt, um den Arm des Gegners besser abwehren zu können. Genutzt, um Schulter- Ellbogen- und Handstöße kraftvoller anbringen zu können. Uvm....
Nur leider wird dieser Teil der Seidenweberübungen bei uns gerne vergessen, weil er nicht "gesundheitskonform" ist- ist er natürlich schon, aber wer nur Gesundheitstaiji machen will, mag es oft nicht, dabei an solch brutale Sachen denken zu müssen ...
Da hat man es in deutschland einfach "wegrationalisiert"...
Nun ist es aber so, daß ich bei meinen Anfängern festgestellt habe, daß sie die Struktur wesentlich besser halten können, wenn sie sich eben schon vorstellen, wie sie (auch mit z.B. Rumpfkraft) ziehen oder drücken müssen, um effektiv zu sein.... und schon stimmts auch besser mit Struktur, Zusammenschlüssen und Co.... so gesehen wäre es sehr sinnvoll, eben schon von Anfang an die Seidenweberübungen praxixorientiert zu lehren/üben.
(ok, das war gemein, Ironie...)
Simplicius
15-02-2012, 02:15
@scarabe:
Werden von Chen Bing eigentlich die Energieflüsse entsprechend der angesprochenen Regeln unterrichtet und war das auch Bestandteil der Prüfung zu Deinem vierten Duan, oder ist das eher so ein Steckenpferd von Chen Xiaowang?
Die Seidenweberübungen waren ein Teil meiner Prüfung bei Chen Bing, die ich bereits ein Jahr vor den Duanprüfungen ablegte.
Die Duanprüfung habe ich gemacht, um auch noch eine unabhängige Wertung mir gegenüber neutraler Juroren/Großmeister zu erhalten, da es leider einige Neider gab, die behaupteten, o.g. Prüfung könne ja auch geschummelt sein....
Deshalb habe ich die Duanprüfung auch nicht in eigener Umgebung gemacht (oft kommen die Juroren ja auch in die Schulen oder zu den Verbänden), sondern bin nach Jiaozuo gefahren, wo Leute aus aller Welt und allen Linien geprüft wurden. Obwohl die Prüfung von der CWA (Mutterverband der IWUF) ausgerichtet wurde, der auch CXW angehört, war CXW bei mir nicht in der Jury, sondern (u.a.) Großmeister und "Buddhawächter" Chen Zhenglei.
(Der höchste dort an Praktizierende westlicher Abstammung vergebene Duan war der Vierte, fünfte und höhere Duans gingen ausschließlich an Lehrer asiatischer Abstammung (aus Hongkong, Malaysia etc), deren Niveau zugegebenermaßen auch noch einmal um einiges höher war. Ich trat für den 4. an und erhielt ihn auch, konnte also zufrieden sein.
Das Reglement war für alle einheitlich, begann bei vorgeschriebenem korrektem Taiji -Anzug und entsprechenden Waffen, die auch mit den üblichen Tasseln ausgestattet sein mußten und ging bis zu den Formen, die je Duan eine bestimmte Anzahl an Bewegungen haben mußten mit sauberem Abschluß uswusw... je nach Duan mußte dann ein bestimmter Mindestscore erreicht werden, der sich aus Korrektheit, Schwierigkeitsgrad usw zusammensetzte... )
Wieder zur Frage: Chen Bing hält sich in seinem Unterrichtssystem selbstverständlich an die Vorgaben von Chen Xiaowang, dennoch kann man in Chenjiagou einiges an Ergänzungen dazu "erfahren", wenn man offen und interessiert ist und nicht davon ausgeht, schon alles zu wissen. Auch sein Aufwärmsystem ist etwas bewegter als bei CXW, wobei bei CB ja auch mehr jüngere Leute in den Klassen sind, die noch etwas beweglicher sind.
So gesehen kann es auch von Vorteil sein, wenn man alleine reist, denn man befindet sich dann nicht in einem "Gruppen.-Kokon", der innerhalb eines fest reglementierten Programms unterrichtet wird, sondern hat eher die Möglichkeit, auch Austausch jenseits eines festgelegten Lehrprogramms zu pflegen.
Du brauchst Dir aber nur die DVDs/Videos von z.B. Chen Ziqiang oder CXX ansehen, schon findest Du allerlei Übungen, die bei uns eher unbekannt sind.
Des weiteren gibt es auch von den Großmeistern Zhu Tiancai und Chen Zhenglei, die- abgesehen davon, daß sie nicht den Titel Linienhalter tragen- mit CXW auf einer Stufe stehen (CZL ist in China sogar fast noch angesehener, was hier nicht wertend gemeint ist, denn ich bin sehr froh, CXW als Großmeister zu haben), Übungssysteme, die über das, was bei uns an Seidenweberübungen bekannt ist, deutlich hinausgehen.
Wenn man um Wissen bemüht ist, kann man manchmal auch alte Videos von den großen Chen-Meistern früherer Jahrzehmte finden, wo hervorragende Übungen zum Seidenspulen, Qi-bilden oder zur Kraftübertragung/ Faijin-Entwicklung zu sehen sind, die bei uns weitgehend unbekannt sind.
Nun möchte ich damit nicht abwertend klingen: ein Lehrprogramm, das allgemeingültig für eine breite Öffentlichkeit verschiedener Praktizierender festgelegt wird, muß standardisieren; ab einer gewissen Entwicklung kann es bei ernsthaftem Interesse aber trotzdem sinnvoll sein, der Rahmen des "Breitensports" zu verlassen und intensiver einzusteigen- wenn ich diesen Vergleich mal bringen darf. (Also sozusagen, das Trainingsprogramm für einen Freizeit-Jogger sieht anders aus, als wenn einer Laufen wirklich als Sport trainiert, z.B.. )
Das Lehrprogramm, das CXW als Standard für den Westen entwickelt hat, bietet eine ausgezeichnete, breite Basis für diejenigen, die solides, gesundes Taiji lernen möchten.
Meine persönliche Erfahrung dazu ist, daß in diesem Lehrprogramm, das in D unterrichtet wird, auf bestimmte Aspekte extremer Wert gelegt wird und daß diese fast bis zur Perfektion betrieben werden, während aber andere Aspekte, die in anderen Familienzweigen der Chenlinie oder auch anderen westlichen Ländern innerhalb von CXWs Verband praktiziert werden, kaum Beachtung finden. Hierzu möchte ich keine Wertung abgeben, das ist wohl "Geschmackssache". Ich versuche selbst jedoch, Sinnvolles aus anderen Zweigen, was mir in meiner Entwicklung weiter hilft, soweit wie möglich zu integrieren.
Simplicius
15-02-2012, 10:36
Die Seidenweberübungen waren ein Teil meiner Prüfung bei Chen Bing.
Das hoffe ich mal.
Wurde dabei auch die besagte Regel abgefragt, oder der entsprechende detaillierte Energieverlauf gemäß der vier (acht) Stufen in einer konkreten Formbewegung?
Edit: ich wart mal, bis der Mammutbeitrag 35 fertig ist. Als ich obenstehende Antwort gab, hatte der nur so gefühlte 10 Zeilen
Sag mal, was soll das denn heißen? Du glaubst hoffentlich nicht, ein Meister wie Chen Bing, der seit 35 Jahren intensiv Taiji von CXW, CXX und den besten Meistern der Welt gelernt hat, wisse nicht, wie Taiji geht oder könne es nicht unterrichten?
Das ist eine andere Klasse als unsere hiesigen Lehrer oder "Meister", die vielleicht gerade mal 20 Jahre ein paar Stunden die Woche Taiji gelernt haben....
Weißt Du, bei solchen Fragen regt sich bei mir altes Mißtrauen: Als ich damals zu einem großen Verband kam und schon ein paar JAhre Taiji machte, dachten viele dort doch tatsächlich, daß nur sie wissen, wie Taiji richtig geht, daß nur ihre Theorie befähigt, Taiji zu lernen und daß alle anderen Systeme/Meister schlechter sind.... Daß meine Meister/Lehrer aus der Linie CXX und Chen Quanzhong kamen , beeindruckzte niemanden, weil sie gar nicht wußten, wer die sind. Statdessen kam sogar der Kommentar "Bloß, weil jemand Chen heißt, muß er noch kein gutes Taiji können...." Später hieß es dann sogar mal, CB wär ja viel zu jung, um gut unterrichten zu können... :-/ (ok, so sind nicht alle, aber dummerweise bin ich ausgerechnet denen zuerst begegnet)
Ich werde schnell hellhörig, weil ich mich immer frage, ob solche Fragen wie oben nicht suggerieren sollen: "Schau mal, sowas weißt Du doch bestimmt nicht, das können nur wir"... ? Irre ich mich? Egal.
CXW sagte dazu 2008 in Hamburg: Auch andere sind gut. Nur, weil jemand etwas anders macht, ist das nicht schlechter oder weniger gut. Solange die Prinzipien beachtet werden, ist es gutes Taiji. Noch besser ist sein anderes Zitat: "there are many roads into New York; it doesn't matter which one we take just so long as we get there."
Deine Frage: Deine vier/acht Stufen sind auch nur ein Anhaltspunkt für Lernende, denn letztendlich fließt die Energie nicht in Stufen sondern fließend- und auch aus Innen- der Außenseite des Armes (nur als Bsp.) wird irgedwann einbreiter "Strom", der quasi den ganzen Arm füllt und bewegt und dafür srgt, daß der Rumpf-Achsel-Schulter-Arm-Abstand paßt usw. Du fühlst, wie die Energie durch deinen Zentral- und Deine Seitenkanäle hochsteigt oder runter "durchfließt" usw usw.
Zuletzt kannst Du den mit der Atmung, bzw. mittels Dantien heranziehen und wegschieben, Rotationen und Spiralen bilden usw...
Aber nun zu Dir: Weißt Du nur theoretisch, wie die Energie verlaufen soll, oder fühlst Du sie auch, wie sie fließt und wo genau sie jeweils ist?
Kannst Du sie soweit verstärken, daß sich Deine Arme quasi von selbst, ohne jeglichen Kraftaufwand, wie auf Luftkissen und innerlich mit Energie gefüllt, bewegen, und nicht nur Arme, sondern auch Dein Rumpf und Deine Beine?
Fühlst Du sofort an einem "Ziehen" um Deinen Körper rum, wenn Du mal Gefahr läufst, aus der idealen "Verbindung" herauszurutschen?
Fühlst du das auch in der Form, hebt z.B. der Ellbogen das Knie von selbst hoch, sorgt die Energie für den richtigen Abstand zwischen Armen und Rumpf usw?
Wie, nein?
Nix für ungut, aber dann solltest Du vielleicht einfach weiterüben...
Zuletzt noch etwas, was ich am Anfang auch erst lernen mußte: Ich habe ja auch Jans Bücher gelesen, wei WCTAG-Lehrern gelernt usw.... aber nicht nur bei denen. Und das, was in der WCTAG unter einem bestimmten Namen unterrichtet wird, heißt in anderen Familienzweigen des Chen oft ein wenig anders, wird ein wenig anders beschrieben und unterrichtet und- es funktioniert trotzdem, oft sogar besser, weils einfacher beschrieben wurde!
Ein gutes Beispiel ist die liegende 8 der Hüfte, die in den Formbewegungen für korrekte, deutliche Gewichtsverlagerung und Zusammenschlüsse sorgt. Kombiniert man sie z.B. mit den Seidenweberstufen 4, 1, 2, 3, kann in der Form auch theoretisch wenig schiefgehen (super Bsp. Lan Zha Yi , die 4 der Rechtsarmigen...). Kombiniert amn das mit CBs Übungen zum besseren Dantien-Bewußtsein, erfolgt die Bewegung tatsächlich aus "der Mitte", wobei die entsprechende Struktur und Kraftübertragung autmatisch erhalten bleiben...
Und zuletzt noch ein Gag, der im Unterricht viele AHA-Erlebnisse produziert hat: einfach mal die Bewegungen ohne Arme laufen und stattdessen "nur" auf die Schulter focussieren- sehr aufschlußreich in Bezug auf Harmonien, Gewichtsverlagerung, Struktur allgemein...
Simplicius
15-02-2012, 12:00
kannst Du "Endfassung" drunter schreiben, wenn Du fertig bist?
Danke:)
Es ist jetzt fertig- aber Du solltest es komplett lesen, denn darin enthalten ist Vieles, was Dir beim Taiji begegnet und es schadet nicht, das auch mal aus anderem Blickwinkel gehört zu haben. ;-)
Yangshuo
15-02-2012, 12:44
.. wird irgedwann einbreiter "Strom", der quasi den ganzen Arm füllt und bewegt und dafür srgt, daß der Rumpf-Achsel-Schulter-Arm-Abstand paßt usw. Du fühlst, wie die Energie durch deinen Zentral- und Deine Seitenkanäle hochsteigt oder runter "durchfließt" usw usw.
Zuletzt kannst Du den mit der Atmung, bzw. mittels Dantien heranziehen und wegschieben, Rotationen und Spiralen bilden usw...
..
Kannst Du sie soweit verstärken, daß sich Deine Arme quasi von selbst, ohne jeglichen Kraftaufwand, wie auf Luftkissen und innerlich mit Energie gefüllt, bewegen, und nicht nur Arme, sondern auch Dein Rumpf und Deine Beine?
Fühlst Du sofort an einem "Ziehen" um Deinen Körper rum, wenn Du mal Gefahr läufst, aus der idealen "Verbindung" herauszurutschen?
Fühlst du das auch in der Form, hebt z.B. der Ellbogen das Knie von selbst hoch, sorgt die Energie für den richtigen Abstand zwischen Armen und Rumpf usw?
..
:halbyeaha
Kann man das pinnen? :D
YS
Simplicius
15-02-2012, 17:27
Es ist jetzt fertig- aber Du solltest es komplett lesen,
hab ich, 1.260 Worte die beiden Beiträge insgesamt.
Aber ich konnte keine klare Antwort auf meine doch eigentlich recht einfache Frage finden.
"Hält sich an die Vorgaben von CXW" werte ich mal als "Ja, Energieverläufe und die entsprechenden Gesetzmäßigkeiten werden unterrichtet"
War eigentlich schon alles.
Dass das in D teilweise etwas zu sophisticatet ist, kann man eventuell so sehen.
Levelstreitigkeiten von GMs oder deren Schülern interessieren mich nicht.
Yangshuo
15-02-2012, 18:18
Wurde dabei auch die besagte Regel abgefragt, oder der entsprechende detaillierte Energieverlauf gemäß der vier (acht) Stufen in einer konkreten Formbewegung?
Was meinst du mit den vier (acht) Stufen?
YS
hab ich, 1.260 Worte die beiden Beiträge insgesamt.
Aber ich konnte keine klare Antwort auf meine doch eigentlich recht einfache Frage finden.
"Hält sich an die Vorgaben von CXW" werte ich mal als "Ja, Energieverläufe und die entsprechenden Gesetzmäßigkeiten werden unterrichtet"
War eigentlich schon alles.
Dass das in D teilweise etwas zu sophisticatet ist, kann man eventuell so sehen.
Levelstreitigkeiten von GMs oder deren Schülern interessieren mich nicht.
schön, Du hast aber auch meine Frage nicht beantwortet: Kannst du es nur theoretisch runterbeten oder fühlst Du auch, wie und wo die Energien fließen, bzw. sind?
PS: Hast Du die Wörter mühsam gezählt oder gefallen dir meine Texte so gut, daß du sie abkopiert hast? ;)
Simplicius
16-02-2012, 07:22
schön,
gut, dann kannst Du ja Yangshuos Frage beantworten.
Du hast aber auch meine Frage nicht beantwortet: Kannst du es nur theoretisch runterbeten oder fühlst Du auch, wie und wo die Energien fließen, bzw. sind?
Ja, die fühle ich.
Drück Dich nicht, ein bißchen ausführlicher darfs schon sein!
(Ein paar "Beweise" dürfen schon sein, damit wir sehen, daß das auch wirklich so ist bei Dir und du es nicht nur behauptest- oder hast Du Angst vor "Lücken" ;))
Simplicius
16-02-2012, 11:00
(Ein paar "Beweise" dürfen schon sein, damit wir sehen, daß das auch wirklich so ist bei Dir und du es nicht nur behauptest- oder hast Du Angst vor "Lücken" ;))
Du nennst mich einen Lügner?:mad:
Du nennst mich einen Lügner?:mad:
Interpretierst Du das so?
Würd ich nie tun, sowas
Ich wundere mich nur, daß Du so wichtig auf allerlei Theorien verweist und dann nichts nachkommt, wenn jemand es genauer wissen möchte....
Odysseus22
16-02-2012, 14:38
Ich wundere mich nur, daß Du so wichtig auf allerlei Theorien verweist und dann nichts nachkommt, wenn jemand es genauer wissen möchte....
Ich finde deine Beiträge echt interessant, weil du deine Entwicklungen und inneren Prozesse so offen darlegst. Ich glaube, du bist eine gute und engagierte Lehrerin.
Kamenraida
16-02-2012, 16:36
[QUOTE=scarabe;2744360]Was nun aber die Seidenweberübungen betrifft:
die werden z.T. auch dazu eingesetzt, Fajin zu üben und eben den Gegner härter treffen zu können.
QUOTE]
Wie sieht das konkret aus? Ich kenne Reeling Silk nur als langsame Übung.
einige der Seidenweberübunen werden dazu auch mit Fajin ausgeführt, dann gibt es einige recht ähnliche Übungen dazu.
Von den bei uns bekannten Seidenweberübungen kann man z.B. die Schräge auch mit Fajin ausführen, was man z.B. in der Xinjia dann wiederfindet.
Letztendlich ist es nur ein scheinbarer Widerspruch, denn diese speziellen Übungssets wurden ja nur ausgewählt, weil man mit ihnen den inneren Energiefluß/das "Seidenspulen" besonders gut auch separat üben kann. Aber er ist natürlich permanenter Bestandteil aller formbewegungen, genauso, wie sich die Seidenweberübungen in der Form wiederfinden- und umgekehrt!
@ Odysseus: danke, man tut was man kann....
Richard22
17-02-2012, 11:50
Sacara, wie ich tippte - es geht bei Seidenweben nicht nur um die Wahrnehmung des eigenen Körpers.
Klar kann man durch Seidenübungen mehr Schlagkraft aufbauen - wenn die Bewegung von mehr Gelenken getragen wird, dann bewegt sich auch mehr Masse des Körpers, was wiederum in einer höheren Energieabgabe mündet.
Technisch haben Seidenübungen von allen den Zweck Gegners Energien zu entgehen. Getroffen zu werden ist nie gut - da sind wir uns wohl alle einig.
Fechtergruß
Das halte ich für ein Gerücht. Wobei, streng genommen kann man von hinten kommen und dem zustimmen, weil man zumindest den Körper trainiert dass er die Kraft anderer Leute von sich weghalten oder aushalten kann. Solange da keiner mit "ausweichen" kommt.
Technisch haben Seidenübungen von allen den Zweck Gegners Energien zu entgehen. Getroffen zu werden ist nie gut - da sind wir uns wohl alle einig.
Fechtergruß
In erster Instanz eher nicht, verwechselst Du das eventuell mit den PH-Routinen?
Kamenraida
17-02-2012, 13:24
Technisch haben Seidenübungen von allen den Zweck Gegners Energien zu entgehen. Getroffen zu werden ist nie gut - da sind wir uns wohl alle einig.
Fechtergruß
Da du selbst gerne robuste Worte wählst: Was du da schreibst, ist barer Unsinn!
RS hat erst einmal gar nichts mit nem Partner zu tun, die Übungen gelten dem Verständnis und der Entwicklung der eigenen Energie (was dann indirekt natürlich viel mit dem anderen zu tun hat, aber so wirst du es kaum meinen).
Was mich übrigens mal interessieren würde, Rich: Du schreibst oft, dass für dich der "militärische" Hintergrund des Taichi wichtig ist. Das finde ich interessant, obwohl ich zugeben muss, dass ich Taichi gerade anders sehe, individuell, körperkultivierend, sv-mäßig, zweikampf, etc... Kannst du das mal erklären, was du meinst? (ehrliche, interessierte Frage - zumal du dich ja historisch auszukennen scheinst).
zumal du dich ja historisch auszukennen scheinst).
LOL, der war gut ;)
Richard22
20-02-2012, 09:58
Naja, im Taiji geht es darum andere Menschen dazu zu bringen nicht mehr am Geschehen auf dieser Welt teilzunehmen.
Wozu sollten sonst Waffenformen gut sein? Oder all die Schlag- und Schneidetechniken waffenlos? Wenn Schubsen reichen würde, dann gäbe es auch nur Schubsen, aber nicht z.B. den golden Hahn auf einem Bein.
Historisch ist es so, daß in der Ming-Zeit die waffenlose KK als Grundlage für die Waffen-KK gesehen wurde. Das war bei uns im 14. Jhd genauso.
In den Seidenübungen lerne ich den Energiefluß wahrzunehmen, der meine Bewegungen steuern kann. Darüber hinaus gibt es bei den Seidenübungen immer einen Widerstand (der Faden wird geschoben, nicht gezogen).
Mit dem Widerstand kann ich üben. Einmal kann er Gegners Druck simulieren, zum zweiten kann ich lernen Gegners Fluß wahrzunehmen. Um Gegenrs Fluß zu verstehen muß ich den meinen verstehen. Das ist doch ganz einfach.
Im Taiji ist es ja ein Ziel sich zu bewegen, bevor der Gegner sich bewegt - das benötigt ein Element der Kontrolle oder der Steuerung.
Klassiche Formen haben ja auch nichts mit Partnern zu tun, aber nur für den Wohlfühlsportler. Was übe ich denn in den Formen? Nur Bewegungen im Kontext mir dem Gegner - sonst würde ich nur Stehende Säule üben.
Fechtergruß
Naja, im Taiji geht es darum andere Menschen dazu zu bringen nicht mehr am Geschehen auf dieser Welt teilzunehmen.
Wozu sollten sonst Waffenformen gut sein?
Der ist aber auch gut!!! (LOL)
Eine weiterhin unterhaltsame Woche wünsch ich!
Richard22
21-02-2012, 12:39
Das ist mit Sicherheit richtig, Yang.
Mit einer Feuerschußwaffe habe ich aber einen andere Reichweite, mit der Handgrante eine andere Flächenwirkung.
Im Nahkampf, mit oder ohne Waffen, ist mein erstes Ziel nicht selber getroffen zu werden. Das zweite Ziel ist es den Gegner möglichst schnell auszuschalten. Waffenlos soll man mindestens drei Wirkungstreffer anbringen.
Sicher, es gibt Wunden, die mit dem Leben nicht vereinbar sind, aber es ist nicht sol leicht, wie es scheint, einen Gegner auch mit einer Blankwaffen kampfunfähig zu machen, damit er mich nicht treffen kann.
Schaue Dir einfach moderne Waffen für den Nahkampf an, also Straßen-, Graben- und Tunnelkampf.
Denkst Du, eine Flammpatrone, die mit weißem Phosphor geladen ist, ist dazu angetan einen Gegner zu verwunden? Oder ein Feuerstoß mit 5 Schuß - soll der Dich verwunden?
Schaue Dir an was im WKI für den Grabenkampf aufkam - das ist alles darauf ausgelegt den Gegner schnell von seiner Atemtätigkeit zu befreien.
Es ist jeden von der operativen Situation abhängig, welche Taktik dienlich ist.
Schaue Dir Taiji-Stücke an, lese die historischen Schriften dazu, schaue Dir Blankwaffen wie Dao oder Jian an und betrachte Studien über Wunden, die diese Waffen verursachen.
Man sieht ja auch in diesem Forum, daß der militärische Hintergrund der historischen KK nicht jedem schmeckt - Wohlfühltaiji hat eben den Vorteil den gesamten Anwendungsbereich elegant auszublenden.
Fechtergruß
T. Stoeppler
22-02-2012, 16:55
Also bevor es sich jetzt NOCH weiter vom Thema entfernt, schliesse ich das hier.
Wer etwas zur "ENERGIEARBEIT IM CHEN TAIJI" hat, PN bitte an mich...
Gruss, Thomas
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