PDA

Vollständige Version anzeigen : Giftpfeile der Aino



sbenji
19-02-2012, 22:28
Da ich gerade Literatur zu dem Thema zur verfügung habe und das Thema in Verbindung mit den Ninja/Shinobi immer mal wieder aufkommt. In einem der Bücher findet sich auch etwas über die Aino (Japanisch Ureinwohner auf den nördlichen Inseln):

Zumindestens diese kannten Pfeilgifte.

Es wurden 2 Pfeiltypen Genauer beschrieben:
Der erste Besteht aus einem Gefiderten Rohr mit 375mm Länge als Schaft in welchen ein eisener Ansatz eingepasst ist. Die vorderen 5 cm dieses Metallstüchs sind als Pfeilspitze ausgeformt.
Der Zweite Pfeiltyp besteht aus 330mm gefiedertem Rohr aus Holz oder Bambus. Darin ist ein langes Stück Hirschknochen eingepasst. Darauf eine Widerhakenbewehrte Spitze aus Bambus mit 45mm.
Beide Pfeiltypen sind 505mm lang.
Es wurden auch Pfeile mit geringerer Länge und mit Bronzespitzen beobachtet.

Die dazugehörigen Bögen sind 1 bis 1,20 m lang. Die Durschlagskraft wird so beschrieben, dass der ganze knöcherne Teil ins Fleisch eindrang, die Spitze blieb beim herausziehen des Schaftes zurück.

Die Pfeile wurden auch mit fest aufgestellten Bögen verschossen.

Die Basis der Gifte bildet der Eisenhut (in weiten Teilen Eurasiens der Renner in dem Bereich :) ) U.a auch Aconitum ferox, welche als die giftigste Pflanze der Welt bezeichnet wird. Je nach Rezeptur wurden noch weitere Gifte hinzugemischt. ua Tabak, Insekten. Aufgetragen wurde erst eine Schicht Tannenharz zur besseren Haftung dann das Gift, darüber noch eine weitere Schicht harz um das Gift zu schützen.

Wenn ein Aino versehentlich getroffen wurde, hat man das Fleisch herausgeschnitten und die Wunde gewaschen. (Erfolgreich)

ps wer Bilder solcher Pfeile hat/kennt, würde es mich freuen diese hier verlinkt/gepostet zu sehen. Ich habe leider auf die Schnelle keine gefunden.


(Den europähischen Thread dazu findet ihr hier) (http://www.kampfkunst-board.info/forum/f65/pfeilgifte-mythos-141569/)

Edit: Eine kleine Warnung:
Falls hier jemand unreifes meint, mit Gift zu spielen wäre cool.
Das Aconitin (Das Gift des Eisenhutes) ist wirklich sehr stark, und kann durch die Haut aufgenommen werden. Wer also ohne Erfahrung mit gefährlichen Substanzen damit handtiert, muss mit entsprechenden Vergiftungserscheinungen rechnen.

ryoma
20-02-2012, 10:22
Welche Bücher wären denn das?

Die Ainu bevölkerten zwar vor langer Zeit grosse Teile Honshus, wurden allerdings durch den jap. Kaiserhof schon früh immer weiter nördlich getrieben. Mit "früh" meine ich so ab dem 7. Jhd. n.Chr. Im Nihonshoki werden die Ainu übrigens "Emishi" genannt. Ab dem genannten Zeitpunkt gab es diverse grossangelegte Strafexpeditionen welche die Ainu zuerst nach Nord-Honshu und dann nach Hokkaido abdrängten. Ca. ab dem 12. Jhd. gingen die Ainu praktisch in der japanischen Bevölkerung auf (bis auf wenige Ausnahmen auf Hokkaido und den Kurilen-Inseln).

Mich wundert einfach, woher so exakte Angaben zu Pfeillängen und Details stammen können.

Daemonday
20-02-2012, 11:24
Ganz einfach, Ausgestorbensind weder die Ainu noch deren Traditionen.

Und in Museen gibts eine ganze Menge Ainu Zeug:

Ainu in Rüstung
http://gunsight.jp/c/image2/ainu-03.jpg

Ainu Rüstung in einem Museeum
http://farm6.static.flickr.com/5045/5244919830_140ba3511f.jpg

Schert und im Hintergrund Pfeilspitzen
http://www.vikingsword.com/vb/attachment.php?attachmentid=47697&stc=1

Die von dir schon erwähnten fest aufgestellten Bögen:
ImageShack® - Online Photo and Video Hosting (http://imageshack.us/photo/my-images/378/177crossbowbi9.jpg/)


Lg
Micha

sbenji
20-02-2012, 11:25
Louis Lewin "Die Pfeilgifte" das Buch ist aus den 20ern

Die Jagd mit Giftpfeilen wurden den Aino damals zwar verboten und sie beutzen weitgehend Feuerwaffen für die Jagd, vereinzelt waren diese aber noch in gebrauch. Lewin bezieht sich auf einen Expeditionsbericht, oder Logbucheinträge. Ich kann das heute Abend noch einmal nachschlagen.
Evt. hatte er die Pfeile sogar.

Edit @Daemonday: danke schöne Bilder

sbenji
20-02-2012, 19:33
Beschreibung der Pfeile:

Die Pfeilgifte, L. Lewin , Hildesheim, 1973 S. 170.
Das Buch ist ein Nachdruck. Das Original erschien 1923

Quellenangaben von Lewin:
Siebold, Zeitschrift f. Ethnologie 1878, Bd. 10, S. 431
Ethnologische Studien über die Aino, 1881, S.19

Warjag
13-05-2012, 22:50
Im Nihonshoki werden die Ainu übrigens "Emishi" genannt.

Ob die Emishi wirklich Ainu waren oder nicht, ist eine Frage für sich. Aber das würde von der Eingangsfrage zu weit wegführen. Genau genommen kann man erst ab ungefähr 1300 den Namen Emishi/Ezo für die Ainu verwenden. Ob die mit dem gleichen Namen belegten Menschen in den Jahrhunderten davor aber Ainu waren, oder vielmehr Japaner die politisch/kulturell von den anderen Japanern abwichen, ist eine sehr interessante aber schwierige Frage.

Meines Wissens nach setzten übrigens auch einige Japaner vergiftete Pfeile ein, aber ich habe gerade keine Quelle zur Hand wo ich das herhabe. Irgendwo habe ich es mal gehört, dass in der Heian-Zeit japanische Bogenschützen in manchen Provinzen Pfeilgifte einsetzten.

Daemonday
14-05-2012, 09:32
Heian Jidai?
Das sind ja nur mal eben nurmal knapp 400 Jahre (794–1192 nChr).
Und zu Anfangs gab es noch nichtmal richtige Samurai, die wurden eigentlich sehr vereinfacht gesagt, als Fazit der Armee Strucktur wärend der Emishi Kriege (ca 780) eingeführt und erst 792 wurde die Strucktur der Armee so verändert das das auch möglich war.

Also zumindest in der anfänglichen Heian Jidai War der unterschied in der Bewaffnung der Yamato Japaner und der Emishi Japaner nicht so groß wie man sich das vieleicht denkt.

Und da die Vernichtungs und Eroberungsfeldzuüge bis weit in das 9. Jahrhundert reingedauert haben gab es sicher auch noch regen austausch zwischen Yamoto und Emishi.

Zum Thema Ainu und Emishi, es war wohl nicht zu allen Zeiten dasselbe gewessen wenn es auch heute so bezeichnet wird.
Ursprünglich sind Ainu und Ezo/Emishi jeweils eigenstäntige Völker gewessen vergleichbar mit Apachen und Commanchen in Amerika.


Lg
Micha

Warjag
14-05-2012, 21:27
Meiner Ansicht nach waren die ursprünglichen Emishi ebenso Japaner wie die Yamato Japaner, die aber eben politisch und teilweise auch kulturell außerhalb des Kaiserreiches standen.

Es handelte sich um Gruppen die weniger oder sehr viel weniger durch die chinesische Kultur beeinflusst waren und nach archäologischen Funden den ursprünglichen japanischen Kulturen vor der Heian Zeit verwandt waren. Es handelte sich meiner Meinung nach aber eben nicht um Ainu oder mit den Ainu verwandte Völker, sondern von der Abstammung und Sprache her gesehen um kulturell ursprünglichere Japaner, die außerhalb des Kaiserreiches lebten und gegen das Vordringen desselben kämpften.

Der Begriff Ezo wurde dann im Laufe der Zeit allgemein ein Begriff für alteingesessene Gruppen außerhalb und wurde dann für die Ainu weiter verwendet.

Hier noch eine umfassendere Netzseite mit Informationen deren Ansichten und Schlußfolgerungen ich aber persönlich nicht teile da sie mehr der Ainu These folgt und in den Emishi ein den Ainu verwandtes Volk sieht (trotzdem eine Fundgrube für allerlei geschichtliche Daten):

Emishi (http://www.emishi-ezo.net/)

Who Were the Emishi? (http://www.emishi-ezo.net/WhoEmishi.htm)

In Bezug auf die Frage von Pfeilgiften ist vielleicht interessant, dass berittene Bogenschützen die Primärwaffe der Emishi waren und der Bogen allgemein bei ihnen die wichtigste Waffe darstelle. Die besondere Bedeutung von Pferden und Pferdezucht unter den Emishi unterscheidet diese auch ganz klar von den Ainu, die nicht nur völlig andere Bögen und Pfeile verwendeten, sondern auch im Gegensatz zu den Emishi mit Pferden und Pferdezucht nicht vertraut waren.

Hitakami and Emishi Horse Archers (http://www.emishi-ezo.net/HITAKAMI.htm)


If the ancestors of the Ainu had fought as horse archers in the Tohoku in the ninth century how could they have lost interest in horses by the medieval period? It is hard to understand why they would give up raising and riding horses in Hokkaido. In Honshu they never gave up horse riding. The Ezo of north Honshu became part of the horse riding culture of the Japanese samurai.

Das ganze ist natürlich keine Frage, wenn man davon ausgeht, dass die Emishi eben keine Ainu bzw mit diesen nicht verwandt waren, sondern dass sie ebenfalls Japaner waren.