Vollständige Version anzeigen : Energie-Arbeit Nr 2
Kamenraida
24-02-2012, 20:34
Möchte einen Punkt aus dem vorangegangen Thread aufgreifen.
Gibt es in der Form / Yilu tatsächlich Bewegungen, in denen zweimal Yin aufeinanderfolgt? Welche sind das in der Yilu? Und lässt sich diese scheinbare Unmöglichkeit nicht doch jeweils mit kleinen, nahezu unsichtbaren Bewegungen auflösen?
Hi! Du kannst, wenn angebracht, immer im Yin-Modus agieren!
Gruß
Hongmen
Kamenraida
24-02-2012, 21:44
Hi Hong,
das kommt darauf an, was man damit meint.
Meine Frage ist eher "theoretischer" Art - jedenfalls könnte man das meinen. Es gibt im Chen nun einmal ein Modell energetischer Bewegung, das einen großen Einfluss auf die eigene Körperschulung hat.
Die Frage ist einfach, ob das Modell "Lücken" bzw. Brüche hat. Meiner Meinung nach hat es das nicht. Aber es ist spannend, die Feinheiten zu betrachten.
Aber abgesehen davon, würde ich dir auch so widersprechen. Taichi ist die Kunst des Wandels - zwischen Yin und Yang. Wer immer nur Yin ist, bekommt irgendwann auf die Fresse. Es sei denn, zwischen ihm und seinem Gegner ist ein Yang aus Holz oder Beton.
Hi Hong,
das kommt darauf an, was man damit meint.
Meine Frage ist eher "theoretischer" Art - jedenfalls könnte man das meinen. Es gibt im Chen nun einmal ein Modell energetischer Bewegung, das einen großen Einfluss auf die eigene Körperschulung hat.
Die Frage ist einfach, ob das Modell "Lücken" bzw. Brüche hat. Meiner Meinung nach hat es das nicht. Aber es ist spannend, die Feinheiten zu betrachten.
Aber abgesehen davon, würde ich dir auch so widersprechen. Taichi ist die Kunst des Wandels - zwischen Yin und Yang. Wer immer nur Yin ist, bekommt irgendwann auf die Fresse. Es sei denn, zwischen ihm und seinem Gegner ist ein Yang aus Holz oder Beton.
Wenn man nicht wandeln kann, muss man in seinem Status bleiben und warten! Ich hoffe Du verstehst was ich meine?
Richard22
25-02-2012, 10:25
Es gibt viele Bewegungen mit zwei Yin Phasen.
Wenn ich immer auf Yin dann Yang und umgekehrt folgen lassen muß, dann bin ich extrem berechenbar und damit ein Opfer für jeden Angriff.
Ein Modell ist nur eine Krücke für die Wirklichkeit.
Es ist vollkommen einerlei wie oft ich Yin oder Yang als Kette aufeinander folgen lasse - solange ich mich damit mit dem Gegner im Gleichgewicht befinde. Das ist eben der Unterschied zwischen einer lebenden Kunst und toten Formenwerk.
Taiji - das Höchste Letzte, ist nicht die Kunst des Wandels - das könnte ja niemals das Höchste Letzte sein, sondern immer nur die Stufe davor. Jenes, daß den Wandel antreibt, ist nicht dem Wandel unterworfen.
Taiji - das Höchste Letzte, ist, mit Dschuangzi, der Angelpunkt des Sinns, also der Punkt, in dem die Gegensätze sich aufheben oder beide zur selben Zeit in gleicher Stärke vorhanden sind. Dschuangzi nennt dies halb subjektiv, halb objektiv sein. Er nennt diesen Zustand die Erleuchtung, also das Erkennen dessen, was den Wandel erst möglich macht. Das haben die Konfuzianer als Tarnung Taiji genannt - weil sie nichts mit Metaphysik am Hut haben, sondern eben nur Sitten und Gebräuche als wichtig erachten.
Chen Xiaowang hat das "50% Denken, 50% nicht Denken genannt.
Das habe ich schon öfters getippt - es geht beim Taiji-Symbol nicht um Yin und Yang, sondern um den Punkt in der Mitte des Zeichens.
Kamen - wenn Dir einer die Faust in die Magengrube rammen und danach sofort mit der anderen Faust auf die Leber schlägt - möchtest Du ihn dann erst darüber belehren, das es in der Chen-Energiearbeit in Modell gibt, daß ihm nicht erlaubt zweimal eine Yang-Bewegung zu vollführen?
Und die "Chen-Energiearbeit" ist die innere Alchemie des Huang Ting Nei Wai Yujing Jing.
Ich will nicht tippen, daß Du systematisch verarscht worden bist - aber es hilft ungemein sich mal mit dem Kram zu beschäftigen, auf dem nunmal die gesamte Theorie des Taiji fußt - der mystisch-philosopische Daoismus.
Und Hong hat natürlich recht - rein im Yin Modus zu verbleiben ist zumeist viel effektiver als den reinen Yang Modus, den man in den ganzen KS- und Wettkampfsachen findet.
Fechtergruß
Das sind wir wieder beim Problem, was ist Yin, was ist Yang, und hat man es wieder mal mit einer äusserst merkwürdigen, fabrizierten "Definition" davon zu tun, die das eigentliche schön und völlig unsinnig verfremdet.
Es gibt Dinge die MÜSSEN aufeinander folgen. Expandieren und Kontraktieren müssen aufeinander folgen, weil irgendwann mal alles gestreckt ist was gestreckt werden kann, und da ist es dann gut mit Expansion. Da gehte nixe mehr. Das nächste ist Zusammenziehen. Daneben gibt es noch leer und voll, schwer, leicht, und so weiter. Yin und Yang als Synonym willkürlich für einiges davon, oder für was gar nicht greifbares zu nehmen, ist oft Geschwafel und dient zu gar nichts.
mal eine ganz banale Erklärung: ran ans Dantien/an den Körper = Yin. Raus, Weg, ausdehnen, strecken ist Yang.
Da Ganze gibts nicht nur äußerlich an den Gliedmaßen erkennbar, sondern auch im Körper, Energiefluß von Finger/Zehenspitzen zum Dantien.
(Übrigens auch das Sinken, es kann sogar rein IM Körper stattfinden, wenn die Gelenke entsprechend geöffnet sind)
Damit wär auch gleich die obige Frage beantwortet, ob man durch minimale äußere Bewegung eine der Phasen (Yin/Yang) quasi wegrationalisieren kann: kann man nicht, denn nur weil die äußere Bewegung gering ausfällt (je Fortgeschrittener, desto mehr/öfter), wird ja das innere Geschehen dadurch nicht neutralisiert, es bleibt also trotzdem yin oder yang (je nach Bewegung).
Man kann aber durchaus das Heranziehen in zwei Etappen machen oder auch zweimal ausdehnen- was speziell im Kampf schon mal vorkommt. Auch wenn der Wechsel öffnen schließen, ein-aus usw. das Übliche ist.
Kamenraida
25-02-2012, 22:47
Dann vielleicht noch mal so:
Die Form dient doch dazu, ein Bewegungsprinzip zu verstehen, zu üben und in die instinktive Bewegung einzubrennen – und zwar weil dieses Bewegungsprinzip anderer äußerer Bewegung überlegen ist.
(Man kann das natürlich für Quatsch halten, aber ich würde denken, das ist erst einmal die Idee vom Taichi und ein paar Meister bringen das ganz überzeugend rüber).
Im Chen lautet das Bewegungsprinzip nun einmal: Kein Yang ohne Yin, kein Yin ohne Yang. Wenn die Energie nach außen geflossen ist, muss sie zurück zu Tantien, um erneut ins Yang zu wandeln. Sonst geht die Bewegung nicht vom Zentrum aus und bricht das Bewegungsprinzip.
Es ist ja klar, dass man sich auch anders bewegen KANN – nur dass es aus Taichi-Sicht unsinnvoll ist, weil dann körperliche und energetische Bewegung konträr laufen. (@ Herr Richard: Das hat gar nix mit Verteidigung gegen zwei unmittelbare Schläge oder so zu tun. Es geht nicht um das, WAS ich mache, sondern WIE).
Meine Frage war einfach nur an die Chenler hier gerichtet, ob das Prinzip möglicherweise im Formablauf durchbrochen wird, zum Beispiel weil frühere Einzelbewegungen eben so in der Form aneinandergefügt worden sind, obwohl sie so richtig gar nicht passen...
Im übrigen glaube ich, dass das, was Hong mit Yin-Modus meint, die Yin-Yang-Frage auf einer ganz anderen Ebene anspricht.
Simplicius
26-02-2012, 06:38
-
Richard22
28-02-2012, 11:21
Naja,
in der Form kommen ja auch Schritte und Wendungen vor.
Yin und Yang sind erst einmal Gegensätze. Man kann da Ebenen wähle, so viel man will - so wird man immer im Gegensatz bleiben und diesen nicht überwinden.
Wenn also die Energie nach außen fließt, dann kann ich die Energie auch wieder zurückfließen lassen, was Stand bedeutet, oder eine Schritt machen, wobei der Schritt den Rückfluß kompensiert. Bei Wendungen wird es noch komplizierter, weil diese eigentlich immer auf 3 Dimensionen arbeiten.
Solange ich Stückwerk betrachte werde ich niemals verstehen, was Taiji, das Höchste Letzte ist, weil ich nunmal im Gegensatz gefangen bin.
Die Lang-Formen entstehen historisch offenbar in der Ming Zeit und dienen dem Konservieren von Stücken - ihr würdet es Kampftechniken nennen. Das Bewegungsprinzip kann man in der Form schon üben - nur fehlt eben der Gegensatz, der Partner/ Gegner. Deshalb ist Taiji ja auch heute eine fast tote Kunst.
Lang-Formen dienen, denke ich, in erster Linie als reiner Katalog, als Wissensbehälter. Bei uns im Westen waren das eher Lehrgedichte, die man in Stücken immer mit einem Partner focht.
Fechtergruß
vBulletin v4.2.5, Copyright ©2000-2025, Jelsoft Enterprises Ltd.