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Vollständige Version anzeigen : "tief" oder "breit" lernen?



junger Tiger
19-03-2012, 18:12
Für welchen Weg habt ihr euch entschieden?
Lernt ihr lieber eine Kampfkunst intensiv, also in die Tiefe gehend oder lernt ihr verschiedene Stile, also "breiter", und vervollständigt so eure Kampfkunst?

Bin auf eure Antworten gespannt, denn diese Frage drängt sich mir immer wieder auf: Ist es sinnvoller, verschiedene Stile zu lernen, um eine hohe Vielfalt zu erhalten oder kann man auch eine Vielfalt erhalten, wenn man bloß bei einer Form bleibt?

Liebe Grüße
J.T.

Klaus
20-03-2012, 01:15
Man braucht nicht "viel", um ein sehr hohes Niveau in körperlicher und geistiger Hinsicht zu erlangen. Ein paar wenige gute Übungen reichen völlig. Man muss es nur jeden Tag machen, und sich auf den eigenen Geist einlassen statt auf Bullshit aus Büchern. Am Ende stellt sich aber immer die Frage, was man eigentlich mit dem anfangen möchte was man lernen kann. Leuten die böse sind stets und ordentlich vor den Kopf hauen gibt Probleme mit dem Gesetz, mindestens.

Muy fa
20-03-2012, 01:26
Wenn Du es so sagst - "tief".
Das gilt meiner Meinung nach für fast alles, was es in den traditionellen CMA gibt.

pilger
20-03-2012, 08:33
Moin :)

Ich gehe gerne in die Tiefe :)

Was aber ein "Aufschnappen" und eventuelles "Verwerten" aus anderen Bereichen (Breite) ebenfalls zulässt, wenn es eben zu "meinem" passt.

Aber meine hauptsächliche Konzentration und Aufmerksamkeit liegt ganz klar auf dem einen, was ich eben lerne.

Viele Grüße
Pilger

T. Stoeppler
20-03-2012, 12:36
Bei Gongfu gehts um "Tiefe".

Gruss, Thomas

klar
02-06-2012, 21:24
modular ;)

bei manchen Sachen ist eine gewisse Tiefe nötig um sie überhaupt richtig lernen zu können,
bei anderen Sachen sind die tiefsten Tiefen eher hinterlich, in dem Sinn das man das Wesentliche aus den Augen verliert und sich in Details verhedert

ein chinesisches Sprichwort lauert: große Sachen soll man gelassen angehen, kleine Dinge soll man genau machen

Es ist auch ein Unterschied was Deine Zielsetzung ist:
- zur Verbesserung der Körperdynamik, Gesundheit und solche Sachen: möglichst in die Tiefe gehen und dabei entspannt bleiben
- Entspannung und Meditation: gar nicht in die Tiefe gehen, auch nicht in die Breite, einfach machen und sein
- Kampf: Grundlagen in die Tiefe, Anwendungen in die Breite

Reshi
03-06-2012, 00:56
Einen Stil tief, und nebenbei "breit" über den Tellerrand rausschauen.

metalsteve20
03-06-2012, 10:21
ich bin auch dafür etwas intensiv zu lernen anstatt zu viel verschienes nur halbwegs zu können, den viele techniken nützen nicht viel wenn man sie dafür nur so halbherzig beherscht.

Richard22
03-06-2012, 14:28
Beim Wushu/ Gong Fu geht es vor allem um den Gegner/Partner.

Kampf ist ein soziales Ereignis.

Fechtergruß

Jadetiger
11-06-2012, 12:18
Ich bin der Meinung, man sollte erst einmal mehrere Sachen antesten, um sich ein Bild zu machen, was einem liegt. Wenn man sich dann entschieden hat, sollte man diesen Stil möglichst "tief" lernen, aber jederzeit den peripheren Blick für anderes bewahren, um nicht betriebsblind zu werden. Außerdem sollte man jederzeit bereit sein, das Lernen abzubrechen, wenn man erkennt, dass der Weg nirgendwohin führt. Es gibt keinen "Point of no return".

Just my 2 cents.

scarabe
11-06-2012, 19:39
Die meisten, die ich kennengelernt habe, lernen lieber breit als tief und hier mit dem Focus vor allem auf Außen,
denn sie wollen gut aussehen und durch tiefe Stände oder andere optische Hingucker beeindrucken und gelobt werden.
Denn selbst die noch so tiefste innere Arbeit, wo sich sonst was an Intensivstem tut, kommt in der Öffentlichkeit nicht gut an, wenn man dabei nur langsam und in höheren Ständen unterwegs ist oder gar irgendwie "komisch" aussieht.

Die coole Optik ist bei einer Kampfkunst bei 90% der Betreibenden doch (fast) alles und die verbesserten Feinheiten bei jemandem, der auch in die Tiefe gegangen ist, können diejenigen, die das selbst nie getan haben, sowieso nur unzulämglich erkennen, bzw. sie sehen den Unterschied nicht
oder denken automatisch, schwungvolle, fluffige Bewegungen und tiefe Stände wären das Non-Plus-Ultra.

Zum Glück gibts aber trotzdem einige Leute, die auf den Geschmack des "In-die Tiefe-Gehens" gekommen sind und dene es egal ist, wie Unerfahrenere darüber denken. Zum Glück, denn sonst würden die echten Kampfkünste ganz aussterben- so bleibt wenigstens ein Teil ihrer Essenz erhalten.

rudongshe
11-06-2012, 19:47
Ich will stressige Situationen, Konflikte und Angriffe möglichst stressfrei, entspannt und überschadet überstehen.

Wenn es sein muss, lerne ich dafür breit.
Wenn es sein kann, lerne ich dafür tief.

123keilerei
19-06-2012, 13:18
Moin, Tiger!



Für welchen Weg habt ihr euch entschieden?
Lernt ihr lieber eine Kampfkunst intensiv, also in die Tiefe gehend oder lernt ihr verschiedene Stile, also "breiter", und vervollständigt so eure Kampfkunst?

Ich habe recht breit angefangen. In den ersten 20 von 27 Jahren Kampfkunst habe ich lange Zeit Kyokushinkai gemacht, einige Jahre Cadena de Mano und MMA. Dann lernte ich Systema kennen, was mir eine, für mich ungewohnt weiche, Kunst zeigte.

Ein paar Jahre später sattelte ich den Senshido-Trainer drauf, bleibe aber weiterhin beim "Weichen" wie Systema. Seit einiger Zeit übe ich auch andere "innere" Prinzipien aus diversen IMAs. Überhaupt merke ich, wie die "inneren" Prinzipien immer mehr Raum bei mir einnehmen. Muß das Alter sein :D

Sprich: Nach breiter Anlaufphase gehe ich jetzt immer tiefer.


Bin auf eure Antworten gespannt, denn diese Frage drängt sich mir immer wieder auf: Ist es sinnvoller, verschiedene Stile zu lernen, um eine hohe Vielfalt zu erhalten oder kann man auch eine Vielfalt erhalten, wenn man bloß bei einer Form bleibt?


Ich glaube, die Frage nach der Sinnhaftigkeit kann nur jeder von uns für sich selbst beantworten. Bei mir mußte es ganz offensichtlich von der Breite in die Tiefe gehen.

Liebe Grüße,
Norbert

BiGF00T
25-06-2012, 09:39
Ich habe das Gefuehl, dass es bei mir stufig pyramidenfoermig geht. Man lernt etwas und bleibt dabei, entwickelt es und geht in die Tiefe. Irgendwann komme ich an einem Punkt an, an dem die Entwicklung stagniert oder ich unmotiviert werde. Dann muss etwas Neues her. Hier gehe ich in die Breite, lerne Neues und probiere aus. Das alte uebe ich meist weiter, vertiefe es und trainiere gleichzeitig das neu Hinzugenommene, gehe also in die Breite. Irgendwann bin ich wieder an einem Stagnationspunkt und nehme Neues hinzu. Teilweise fliegt dann auch was aus dem Trainingsplan raus, weil ich mit meiner verfuegbaren Zeit nicht alles vertiefen kann. Trotzdem bleibt so der Kern im Grund erhalten und bohrt sich langsam aber sicher in die Tiefe. Jedes neu erlernte und auch das Aufgegebene bilden fuer mich die Breite, die ich als Motivationsschub brauche. Die Breite wird nur durch meine woechentliche Trainingszeit begrenzt.

Minne
25-06-2012, 10:53
Ist wohl bei jeder Kampfkunst anders.
Bezogen auf mich und meinen Weg, also Tai chi würde ich sagen das man tief gehen sollte. Lieber einen stil beherrschen, lieben und fühlen als mehrere halbherzig ausführen.

rudongshe
25-06-2012, 12:36
Lieber einen stil beherrschen, lieben und fühlen als mehrere halbherzig ausführen.

Lieber die Lösungen aus mehrenen Stilen für sich nutzbar machen als einen Stil betriebsblind auszuführen.

Polemik finde ich kein gutes Mittel

Simplicius
25-06-2012, 13:53
Polemik finde ich kein gutes Mittel

der beliebte Polemikvorwurf ist meist Polemik :p

WingChun77
25-06-2012, 19:22
Für welchen Weg habt ihr euch entschieden?
Lernt ihr lieber eine Kampfkunst intensiv, also in die Tiefe gehend oder lernt ihr verschiedene Stile, also "breiter", und vervollständigt so eure Kampfkunst?


Aus der Breite kann Tiefe entstehen. Ich denke der Knackpunkt ist hier der "Zeitfaktor". Wenn ich genug Zeit habe, um "tief" in verschiedene Stile einzudringen, dann habe ich automatisch auch eine "Breite" darin.

Geht man aber zu sehr in die Tiefe, dann hat man den Blick über den Tellerrand nicht mehr. Geht man hingegen zu sehr in die Breite, dann besteht die Gefahr der oberflächlichen Durchdringung.

Wie so oft im Leben macht es IMO die Mischung und die koppelt sich an Zeit, die nicht jeder hat...


LG

Günther

rudongshe
25-06-2012, 21:05
der beliebte Polemikvorwurf ist meist Polemik :p

Bei mir nicht. Mein Beitrag war nur ein Spiegeln.

Minne
26-06-2012, 10:11
Lieber die Lösungen aus mehrenen Stilen für sich nutzbar machen als einen Stil betriebsblind auszuführen.

Polemik finde ich kein gutes Mittel

also lieber alles ein wenig und nichts richtig? :D

Ist wohl geschackssache.

Aber du machst bestimmt schon länger Tai chi als ich, also lehre mich eines besseren.

klar
26-06-2012, 13:33
also lieber alles ein wenig und nichts richtig?

Kann man so nicht stehen lassen. Durch andere Blickwinkel und unterschiedliche, eigene Erfahrungen bekommt man ein andere Tiefe. Manchmal hilft eine neue und andere Erfahrung/Sichtweise das Bekannte und Altbewährte besser zu verstehen. Nur immer zu machen was der Lehrer sagt und die Traditionen zu leben verflachen Taichi mit Sicherheit mehr als wenn man mal aus allen Mustern ausbricht und seine eigenen Erfahrungen macht. Natürlich kann man dabei auch in die ******* beißen, aber dann weiß man wenigstens wie ******* schmeckt! Gerade in der Selbstverteidigung gibt es heute Generationen von Lehrern die etwas unterrichten was ihnen so beigebracht wurde, ohne das jemals getestet zu haben und ohne das jemals gegen andere Stile probiert zu haben. Und im Ernstfall können sie das was sie unterrichten gar nicht erfolgreich einsetzen. Hingegen eine gewissene Offenheit und der Blick über der Tellerrand helfen können sein eigenes Zeugs besser zu verstehen und einzuordnen. Der Weg in die Tiefe kann auch über die Breite gehen.

Ronny Wolf
26-06-2012, 14:13
Oder einfach mal einen anderen Lehrer aus dem gleichen Stil besuchen? Schließlich setzt ja jeder andere Schwerpunkte.