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Vollständige Version anzeigen : Wie richtig deeskalieren?



Cortalios
30-03-2012, 11:44
Hallo zusammen,

beschäftige mich in letzter Zeit ein bisschen mit der Frage, wie man richtig bzw. unter möglichst großer Erfolgswahrscheinlichkeit deeskalieren sollte. Teilweise ist diese Frage auch in meinem persönlichen Umfeld entstanden, weil es da offensichtlich ganz unterschiedliche Herangehensweisen gibt, die ich teils überhaupt nicht nachvollziehen kann.

Es folgen drei verschiedene Reaktionsweisen darauf, wenn man von einer aggressiven und/oder betrunkenen Personen (in der U-Bahn oder ähnliches) angesprochen wird:

1. Ich werde dumm angequatscht und bleibe völlig passiv. Sprich ich ignoriere den anderen soweit wie möglich, lasse mich auf keine Diskussionen ein. Wird er aggressiver, versuche ich mich trotzdem bedeckt zu halten, beruhige ihn und hoffe er geht weg. Dazu behalte ich den Blick möglichst gesenkt und versuche nicht aufzufallen.

2. Im Verglich zum 1.Beispiel werde ich etwas aktiver. Sprich Hände vorm Körper, Blickkontakt suchen und versuchen dem anderen klar zu machen, dass wenn er Streit möchte, er ihn gerne bekommen kann. Dabei versuche ich jedoch trotzdem nicht aggressiv rüberzukommen, sondern eher gelassen und ruhig, aber offensichtlich bereit.

3. Die Dritte Möglickeit wäre natürlich noch dem anderen gleich eine runterzuhauen, aber die lassen wir mal weg, weil es fällt wohl nicht wirklich unter Deeskalation ;).

Meiner Ansicht nach hast du mit Variante 2 die größten Erfolgschancen, da es nicht wie in der 1. den Anschein erweckt man sei ein komplettes Opfer und sich der Aggressor vllt etwaige Aktionen 2x überlegt, wenn er einem entschlossenen Kontrahenten gegenübersteht.

Also wie würdet ihr vorgehen bzw. welche der Varianten haltet ihr für die Sinnvollste? Natürlich habe ich hier nur 3 Extrembeispiele genannt, aber können es ja in der Folge des Threads noch ein bisschen differenzieren.

Tratos
30-03-2012, 12:15
Interessantes Thema finde ich :)

1. Empfinde ich wie du gesagt hast als etwas Unklug da man sich damit nur noch mehr in die Opfer rolle hineinbrintg und das kann Fatal werden.

2. Könnte funktionieren auch wenn man mehr Verbal an die ganze Sache ren gehen sollte als Gleich den Kampf zu Signalisieren.

3. Esskalation ;)

4. (möglichkeit) Ich schau mich nach Passanten im Umfeld um und bitte Sie um Hilfe, das kann auch Deeskalierend wirken.

mfg

Cortalios
30-03-2012, 12:19
4. (möglichkeit) Ich schau mich nach Passanten im Umfeld um und bitte Sie um Hilfe, das kann auch Deeskalierend wirken.



Meistens passieren solche Dinge ja nicht um 1400 auf belebten Einfkaufsstraßen, dann wäre das nämlich mit Sicherheit die intelligenteste Lösung.

Aber Nachts in öffentlichen Verkehrsmitteln glaub ich schauen 99% der Menschen eher zu, als dass sie dir helfen. Vllt hab ich ein schlechtes Menschenbild, aber habe noch ganz selten gehört, dass da jemand eingreift.

ian92
30-03-2012, 12:23
wie Tratos sagte 1 & 3 sind schlecht...
Zu NUmmer 2 versuchen zu klären ruhig und gelassen (aber natürlich selbstbewusst) Hände am besten hoch um zu gestikulieren (hat den Vorteil das du offene Hände hast und auch eine Deckung hast wenn es hart auf hart kommt) wenn er handfreiflich wird kannst du direkt einen Hebel o.ä. machen und wenn ncihts geht musst du halt zu schritt 3 übergehen (was ich nicht hoffe) schließlich musst du dich selbst schützen und wenn es nicht anders geht mit gewalt (so viel wie nötig ,so wenig wie muss)

gruß Ian

Tratos
30-03-2012, 12:24
Selbstverständlich ist die Chance das dir jemand Hilft leider nicht so Hoch wie sie sein sollte. Aber sollten Passanten in der Nähe sein wäre es die Optimalste Lösung.

JotBot
30-03-2012, 13:43
Der nachträglich eingebrachte 4. Punkt ist sehr gut!

Es geht gar nicht darum, dass jemand "eingreift", sondern wie sich die Gruppendynamik entwickelt. Sobald man jemand mit in die Situation einbindet, hat man in aller Regel Beistand der nicht-körperlichen Art!

Ich habe in einer Schulung von der Polizei Aufnahmen gesehen, in der genau das versucht wurde und es hat im Vergleich mit anderem Verhalten die besten Ergebnisse gebracht.

Man kann anderen Personen zurufen, dass sie die Polizei alarmieren sollen. Oder über das Handy Hilfe holen sollen. In einem Waggon kann man darum bitten den Schaffner zu informieren, damit dieser die Leitstelle informiert, usw. Es gibt immer Möglichkeiten.

Was fast immer geschieht, ist, dass die allgemeine Stimmung zu Ungunsten des Agressors kippt, was dieser meist merkt! Der spürt ganz schnell, dass alle anderen sich im Zweifelsfall gegen ihn wenden würden, auf jeden Fall er bei späteren Befragungen von der Polizei von allen geschlossen die Arschkarte bekäme.

Ein ganz ungünstigster Fall ist sicherlich der, wenn der Angreifer für solche Dynamiken, für Argumente und dem Ruf nach Polizei gar nicht mehr empfänglich ist, weil zu betrunken oder sonstwie berauscht ist.

Trotzdem würde ich klar bleiben und nicht wie unter 1. reagieren. Mir gefällt Punkt 2 am besten, mit dem Zusatz, dass ich nicht nur nicht "so rüberkommen" möchte als sein ich nicht aggressiv, sondern, das ich mich tatsächlich nicht in die Aggression treiben lasse, sondern bei mir bleibe. Hier beginnt für mich der KampfKUNST Aspekt, der zu dem rein technischen / sportlichen Aspekt hinzukommt. Kann ich quasi auch "innerlich" ausweichen oder muß ich innerlich den anderen bereits zerlegen, also Wut (Hass?) aufbauen?

concrete jungle
30-03-2012, 17:44
Gutes Buch zum Thema ,,Das Ruge Prinzip", wurde hier auch schon besprochen.

Helmut Gensler
30-03-2012, 19:26
kampffreie Variante: Handy ziehen, einen "realen" Kumpel anrufen und laut mit ihm besprechen, dass du ja nur ein paar ...zig Meter vor seiner Wohnung stehst und er dir gerne entgegen kommen kann.
DIE eine Lösung zur Deeskalation gibt es nicht. Wir haben vor kurzem ein Seminar "zammgrauft" mit einem Polizisten gehabt. Das war hochinteressant, von dieser Seite aus einen Zugang zu bekommen.

Ares83
30-03-2012, 19:53
Ich würde ebenfalls die zweite Variante anwenden bzw. habe diese bisher immer relativ erfolgreich angewandt. Was mir auch schon oft gehofen hat, ist zu versuchen das Thema quasi zu wechseln. Ich versuche manchmal (wenn irgendwie möglich) ein "Gespräch" anzufangen, in dem es um irgendetwas anderes, als die momentane Situation geht. Völlig egal um was und völlig egal, wie viel man erfinden muss...Hauptsache der Andere springt darauf an und man kann die Situation entschärfen.

Ansonsten: klar und deutlich - aber dennoch möglichst gefasst und ruhig - zu verstehen geben, dass man eben KEIN Opfer ist und man sich definitiv wehren kann und wird!

Aber es stimmt schon: die EINE Technik wird es auch hier nicht geben und der Erfolg jeder Strategie ist immer auch davon abhängig, wie extrem das Gegenüber auf Krawall aus ist...denn manche Menschen kann man einfach nicht deeskalieren:rolleyes:.

Meine Meinung.

Lars´n Roll
30-03-2012, 20:10
Ich würde ebenfalls die zweite Variante anwenden bzw. habe diese bisher immer relativ erfolgreich angewandt. Was mir auch schon oft gehofen hat, ist zu versuchen das Thema quasi zu wechseln. Ich versuche manchmal (wenn irgendwie möglich) ein "Gespräch" anzufangen, in dem es um irgendetwas anderes, als die momentane Situation geht. Völlig egal um was und völlig egal, wie viel man erfinden muss...Hauptsache der Andere springt darauf an und man kann die Situation entschärfen.


Das hab ich auch schon öfters gemacht, jau.

Odysseus22
30-03-2012, 20:29
Ich würde eine Mischvariante vorschlagen: ihn nicht direkt ansehen oder provozieren, aber ihn aus den Augenwinkeln beobachten und selbst einen entschlossenen Blick aufsetzen und sich auch mental auf Verteidigung, sollte durch ihn ein Angriff erfolgen, einstellen. Reden birgt das Risiko, dass es vielleicht nicht authentisch wirkt bzw. den anderen provoziert. Es ist aber davon abhängig, ob er direkt mit dir spricht oder nicht. Wenn er nicht mit dir spricht, würde ich von selbst kein Gespräch beginnen. Wenn er allerdings mit dir quatscht, würde ich die Kommunikation auf kurze Sätze beschränken.

Schellenbaum
02-04-2012, 12:36
Präzisiere mal bitte "von einer aggressiven und/oder betrunkenen Personen angesprochen werden". Wie wirst du angesprochen? Ich gehe mal von einem standardisierten "Was glotzt du!? Willst du Stress?!" aus.


1. Ich werde dumm angequatscht und bleibe völlig passiv. Sprich ich ignoriere den anderen soweit wie möglich, lasse mich auf keine Diskussionen ein. Wird er aggressiver, versuche ich mich trotzdem bedeckt zu halten, beruhige ihn und hoffe er geht weg. Dazu behalte ich den Blick möglichst gesenkt und versuche nicht aufzufallen.
Das haben mir meine Eltern zur Schulzeit auch gesagt: Ignorieren! Das sagt dem Aggressor nur, dass er dich ungestraft anmachen kann wie er will. Wird er aggressiver, wird das beruhigen schwerer, weil er sich auf der Eskalationsleiter immer weiter hochhangelt.
Blick gesenkt halten ist eine Unterwerfungsgeste. Nicht auffallen wollen heißt hier "Ich habe mich mit dem Status abgefunden, den mir der Aggressor aufzwängt."


2. Im Verglich zum 1.Beispiel werde ich etwas aktiver. Sprich Hände vorm Körper, Blickkontakt suchen und versuchen dem anderen klar zu machen, dass wenn er Streit möchte, er ihn gerne bekommen kann. Dabei versuche ich jedoch trotzdem nicht aggressiv rüberzukommen, sondern eher gelassen und ruhig, aber offensichtlich bereit.
Aktiver werden schön und gut. Hände vorm Körper auch, aber das "wie" ist entscheidend. Hände vorm Körper wird entweder als abwehrend oder als Vorbereitung für Kampf interpretiert. Auf jeden Fall gehe ich auf das Streitgesuch ein, sei es durch "Ich will nicht!" oder durch "Ich bin bereit, komm her!" Beides meiner Erfahrung nach nicht wirklich optimal.
Hier tu ich mir selbst oft schwer. Hatte ich die Hände in den Taschen, ziehe ich sie, während ich rede heimlich raus und spreche bildhaft (mit sachter Gestik, damit ich die Hände etwas oben habe und Abstand halten kann).
Bas Rutten empfiehlt ja das Arme verschränken mit einer Hand am Kinn, zur Deckung. Meine Erfahrung ist, dass das dem Gegenüber Überheblichkeit und/oder Kampfbereitschaft kommuniziert. Ich gestikuliere, aber nicht zu hektisch. Je nach Aggressor kann man zur Kontrolle auch die Hand sachte an seine Schulter oder an seinen Oberarm legen, wenn man keinen Abstand mehr generieren kann. Muss man aufpassen, ist von Person zu Person unterschiedlich.
Ruhig zu sagen, dass er gerne Streit haben kann, wäre nichts für mich. Bei mir kann er keinen Streit haben, nicht mal für Geld.


3. Die Dritte Möglickeit wäre natürlich noch dem anderen gleich eine runterzuhauen, aber die lassen wir mal weg, weil es fällt wohl nicht wirklich unter Deeskalation ;).
Das kann durchaus unter Deeskalation fallen! Ich verprügel den Kerl, bevor er schlimmeres anrichtet. Meistens sind Aggro-Typen dann für den Rest des Tages ziemlich ruhig. Ist halt die Frage, wie das mit einem selbst vereinbar ist und wie Zeugen das ganze später beschreiben werden. Als erster zuschlagen und dabei "Hilfe! Hilfe!" schreien kann auch von Zeugen als Angriff gewertet werden. :D


4. (möglichkeit) Ich schau mich nach Passanten im Umfeld um und bitte Sie um Hilfe, das kann auch Deeskalierend wirken.
Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, den Aggressor nochmal zu sehen? Gleich Passanten direkt anzusprechen ist ein Tiefstatus-Signal. Es symbolisiert Angst und empfundene Unterlegenheit. Sieht man den Aggressor nochmal, wird er sich daran erinnern und a) vielleicht nicht mehr alleine sein oder b) dich dort anpöpeln, wo dir keiner helfen kann.

Mein spontaner Ansatz auf "Was glotzt du!?":

Wie habe ich zuvor auf ihn gewirkt? Wie war meine Körpersprache? Kann man erahnen, dass man in ein Abteil gehen MUSS, wo es Stunk geben könnte, ist es ratsam, sich gelassen zu bewegen, aber trotzdem aufrecht. Ein bisschen gespielte Gedankenversunkenheit ist nie verkehrt. Man setzt/stellt sich hin und wird angemotzt.
Aggro-Typ: "Was schaust du mich so an? Willst du Stress!!?"
Antwort: (du schaust ihn an, als hätte er dich grade aufgeweckt) "Oh sorry, hab ich dich angeschaut? War grad in Gedanken ganz woanders, wollte dich nicht beleidigen. Wie geht's dir?"

Einfach mal mit dem Typen reden, das besänftigt oft. Sobald man etwas quatscht, kann man auf den anderen besser eingehen, ihn vll. sogar kennenlernen. ("Wie geht's dir?" => hilft oft)

Besänftigt es nicht und der Aggro-Typ sagt: "Was geht dich an wie's mir geht? Biste schwul oder was?"
Antwort: "Tut mir echt Leid, ich wollte dich nicht sauer machen. Erst heute hatte ich wieder lauter Überstunden und mein Chef hat mir die Arbeit von zwei Wochen kaputt geredet. Kennst du sowas?"
Ich wechsle das Thema von Streit auf etwas anderes. Und wichtig: Ich zeige in Körpersprache und Stimme keinerlei Unterwürfigkeit.

Ich saß mal im frisch gereinigten Anzug in einem Bus und habe mich mit einem Streitsuchenden über meine Arbeit in einer Werbeagentur unterhalten (unbezahlte Überstunden, ständig angeschrien werden, sich auf's Wochenende freuen). Da kann man ruhig auch lügen. Ziel ist es, dem anderen zu zeigen, dass man auch nur ein Mensch ist, dass man ihn und seinen Ärger verstehen kann. Ein richtiges Prinzip dahinter gibt es nicht. Ratschläge kann man nur geben, wenn man wirklich konkrete Fallbeispiele beschrieben bekommt (wer war wie drauf? wie hat er auf das und das reagiert? etc.)

Es gibt eine gewisse Geisteshaltung, die deeskalierend wirkt (Innen-Status hoch, Außen-Status tief). Und man sollte die Themenebene des Streits verlassen, damit das Gespräch und die Gedanken des Aggressors bei etwas anderem liegen. Schwer zu erklären.

Das Ruge-Prinzip ist ein nettes Buch für den Einstieg, aber richtig bedient sah ich mich damit nicht. Ich würde bzgl. Deeskalation mal etwas näher in den Output von Rory Miller und Marc MacYoung schielen. Zwar für den amerikanischen Markt geschrieben, aber auch hierzulande gut anwendbar.

Kumgang
02-04-2012, 15:53
Das haben mir meine Eltern zur Schulzeit auch gesagt: Ignorieren! Das sagt dem Aggressor nur, dass er dich ungestraft anmachen kann wie er will. Wird er aggressiver, wird das beruhigen schwerer, weil er sich auf der Eskalationsleiter immer weiter hochhangelt.
Blick gesenkt halten ist eine Unterwerfungsgeste. Nicht auffallen wollen heißt hier "Ich habe mich mit dem Status abgefunden, den mir der Aggressor aufzwängt."




Genau der Meinung bin ich auch, den Aggressor zu ignorieren ist nahezu das schlechteste das man machen kann.

Die Variante die ich für die bessere halte ist die zweite mit ein paar Ergänzungen: Wenn du blöd angesprochen wirst, keine ruckartigen Bewegungen, damit machst du den Anschein du bist ein ängstlichens Reh dass nur schnell davon rennen will.
Wenn du angemacht wirst, Blickkontakt herstellen, du baust dich langsam vor dem dir Gegenüberstehenden auf, wenn er größer ist als du bau dich trotzdem auf, versuch dich so stark aussehen zu lassen wie du kannst. Versuche Überlegenheit auszustrahlen. Die meisten Streitsuchenden machen einen Rückzieher wen sie bemerken dass sie es nicht mit einem Schwächling zu tun haben.
Wenn man dich angreift, dann ist es keine Schandtat handgreiflich zu werden, allerdings immer beachten wie weit man gehen sollte.

Lars´n Roll
02-04-2012, 16:57
Ich wechsle das Thema von Streit auf etwas anderes. Und wichtig: Ich zeige in Körpersprache und Stimme keinerlei Unterwürfigkeit.

Ich saß mal im frisch gereinigten Anzug in einem Bus und habe mich mit einem Streitsuchenden über meine Arbeit in einer Werbeagentur unterhalten (unbezahlte Überstunden, ständig angeschrien werden, sich auf's Wochenende freuen). Da kann man ruhig auch lügen. Ziel ist es, dem anderen zu zeigen, dass man auch nur ein Mensch ist, dass man ihn und seinen Ärger verstehen kann. Ein richtiges Prinzip dahinter gibt es nicht. Ratschläge kann man nur geben, wenn man wirklich konkrete Fallbeispiele beschrieben bekommt (wer war wie drauf? wie hat er auf das und das reagiert? etc.)

Es gibt eine gewisse Geisteshaltung, die deeskalierend wirkt (Innen-Status hoch, Außen-Status tief). Und man sollte die Themenebene des Streits verlassen, damit das Gespräch und die Gedanken des Aggressors bei etwas anderem liegen. Schwer zu erklären.



:halbyeaha

So Geschichten hab ich schon paar mal mit Erfolg gemacht. Einmal ein paar Fascho-Glatzen auf nem Festival dazu gebracht sich als Experten zu fühlen, die mir erklären konnten, welche Rolle ihrer Ansicht nach Rechtsrock wie Skrewdriver für die Faschoszene in England und für den Mainstream spielen. Hab denen halt erklärt dass ich mich als Nicht-Nazi da ned so auskenne und dass ich gerne wüsste, wie sich das in der eigentlich unpolitischen Subkultur mit jamaikanischer Mucke hin zur rechten Szene mit hartem Rock entwickelt hat...
Das hat die gefreut. Da hat sie jemand ernstgenommen, wollte was von ihnen wissen und hat ganz normal nachgefragt und die konnten mir dann was erzählen. Streit mit dem Langhaarigen anfangen war dann gar kein Thema mehr.

Schellenbaum
02-04-2012, 17:59
@Lars´n Roll: Haha, genial! Erinnert mich auch noch an was:

Hatten 'nen Gig mit meiner Band und beim Soundcheck kam die ganze Zeit ein ziemlich angetrunkener Alt-Rocker angelaufen und meinte rumschreien zu müssen. Ist richtig aggressiv geworden und keiner wusste warum. Er ist dann zu mir ans Mischpult und wollte sichtlich Streit anfangen. Er hat nur beiläufig in seinem Rausch irgendwas kurz erwähnt, dass er lange Trompete gespielt hat. Genau da hab ich ihn dann "abgeholt" und das Gespräch darauf gelenkt. Hier und da noch ein wenig Bewunderung - ich habe ihn ernst genommen und fand seine musikalischen Heldengeschichten wirklich nett, haha - und dass ich mal Trompete spielen wollte, aber keinen Ton rausbekam => so fühlte er sich auch noch ein bisschen gebauchpinselt, ohne dass ich in eine unterwürfige Rolle fiel; ich disqualifizierte mich nur bzgl. Trompete spielen (macht einen in den Augen des anderen menschlicher und sympathischer).

Die Moral: Wir waren solange er da war echt gute Freunde. :D

Lars´n Roll
02-04-2012, 18:14
Jau, wenn wer einfach so Stunk sucht, dann hat er irgendwo nen Furz querhängen und will sich davon ablenken, indem er sich ein positives Erlebniss verschafft - in solchen Fällen indem sie wen fertig machen wollen.
Wenn mans schafft dem- oder denjenigen nen alternativen Weg anzubieten, wie er sich gut fühlen kann, z.B., dass er sich als Gesprächspartner ernstgenommen fühlt, dann wird er den oftmals annehmen.

Dabei nicht unterwürfig zu wirken ist ein wichtiger Punkt - von jemandem der sich bückt will man keinen Respekt, das muss auf Augenhöhe laufen, sonst bist Du als Gesprächspartner über dessen Aufmerksamkeit sich der andere freut ja auch nix wert.

Asahibier
02-04-2012, 18:30
Auf Obi_Lars Worte höre, wirst bald sein ein Yedi... bzw. was er sagt ist zu 100% richtig. Ob als Gesprächspartner oder Gegner - Deeskalation verläuft immer auf Augenhöhe.

Lars´n Roll
02-04-2012, 18:34
Jedi? Pff...


You know that warm, fuzzy feeling you get when you see a cute, furry animal? Or, that bitter-sweet sensation of pity when you see someone totally crushed by the world (or by you)? That's your enemy. You have to kill it. If you allow it to live, you'll get nowhere.

It is the vicious who thrive. If Star Wars were real life, the Sith would always slaughter the Jedi. Always.

:cool:

Schellenbaum
03-04-2012, 08:47
Jau, wenn wer einfach so Stunk sucht, dann hat er irgendwo nen Furz querhängen und will sich davon ablenken, indem er sich ein positives Erlebniss verschafft - in solchen Fällen indem sie wen fertig machen wollen.
Wenn mans schafft dem- oder denjenigen nen alternativen Weg anzubieten, wie er sich gut fühlen kann, z.B., dass er sich als Gesprächspartner ernstgenommen fühlt, dann wird er den oftmals annehmen.

Dabei nicht unterwürfig zu wirken ist ein wichtiger Punkt - von jemandem der sich bückt will man keinen Respekt, das muss auf Augenhöhe laufen, sonst bist Du als Gesprächspartner über dessen Aufmerksamkeit sich der andere freut ja auch nix wert.
Treffend und prägnant zusammengefasst, nice. :halbyeaha

rückenmark
07-04-2012, 20:54
2te Variante...