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Vollständige Version anzeigen : Ist Ju-Justu besser als sein Ruf?



schleck
11-05-2012, 08:58
Hallo,

will jetzt keinen Glaubenskrieg anfangen, aber diese Frage beschäftigt mich.

Habe vor ca. 20 Jahren, also 1990, selber ein Jahr Ju Jutsu beruflich trainieren müssen. Hat mir damals persönlich überhaupt nicht gefallen. Zu statisch, nicht realitätsbezogen (mit Ansage woher der Schlag kommt und dazu den richtigen Block anwenden, ein paar Fallübungen usw., für mich keine realistische SV).
Habe dann ein paar andere Sachen ausprobiert, die ich wesentlich effektiver fand. Mache jetzt aber seit fast 10 Jahren nichts mehr.
Mein 10-jähriger Sohn, wollte jetzt eine Budosportart anfangen. Wir waren jetzt bei zwei unterschiedlichen Hapkido-Vereinen bei uns in der Nähe, wobei ich sagen muss, das Training war grottig.
Am Mittwoch waren wir dann bei einem Ju Jutsu Verein in unserer Nähe und ich muss sagen, ich war positiv erstaunt.
Erstmal ein total netter Trainer, der für alles offen war, einige Sachen des JJ selbst auch in Frage gestellt hat, wie z.B. Messerabwehr.
Das Training fand ich total gut, vernünftiges, knackiges Aufwärmprogramm und dann ging es sofort los mit SV. Am Anfang trainierten die Anfänger mit den Fortgeschrittenen. Diese konnten den Kleinen dann auch sofort Hilfestellungen und Tipps geben.
In diesem Verein wird auch viel Wert auf Sparring und Freikampf, aber auch Wettkampfsport gelegt. Ein paar ältere trainierten für die, ich glaube Deutschen Meisterschaften und das war alles sehr schön knackig.
Auch der Trainer griff immer wieder ein, erklärte es allen immer wieder, machte echt einen positiven Eindruck.
Er erklärte mir auch, dass man das heutige Ju Jutsu mit dem von vor 20 jahren nicht mehr vergleichen könnte. Es sind mehr Systeme mittlerweile mit aufgenommen worden, obwohl er mir aber auch sofort sagte, dass er nicht alles toll findet, was man da zusätzlich mit reingenommen hat.
Zum Sparring bzw. Freefight sagte er mir, dass er das als Kickboxen mit Würfen und Bodenkampf verstehe. Fand ich alles sehr positiv.

In der Außendarstellung finde ich und ich möchte mich damit auch einbeziehen, kommt Ju Jutsu einfach nicht gut weg.
Wenn ich jemanden frage, der eine KK oder einen KS betreibt, habe ich noch nie als Antwort Ju Jutsu gehört und wenn, hätte ich ihn aufgrund meiner damaligen Erfahrung wohl nur müde belächelt.
Also ich fand dieses Training echt gut, ob man daraus jetzt sofort ableiten kann, dass man in SV-Situationen besser gewappnet ist, kann ich nicht sagen, aber es hat mir viel, viel besser gefallen als das Training was ich früher kannte.
Auch die Kampfsequenzen während des Trainings bei den Fortgeschrittenen haben mir sehr gut gefallen.
Nur habe ich aber den Eindruck, dass ein großer Teil, sich gar nicht darüber bewusst ist, das JJ das alles bietet.
Oder es lag einfach an diesem Verein, der meines Erachtens ein echt tolles Training anbietet.

MfG

DerLenny
11-05-2012, 09:05
Seit 2k ist JJ vom "Sammelsurium" zu etwas geworden, das wirklich das Wort "System" verdient.

Was davon wirklich umgesetzt wird, ist allerdings immer abhängig vom Trainer. Daher ist auch das Niveau bei den höheren Gürteln auf den Lehrgängen etwas durchwachsen.
Meiner einer mag JJ. Ich sehe aber auch die Probleme.

Roma
11-05-2012, 09:35
Ist Ju-Justu besser als sein Ruf?

Die Antwort ist einfach, Ja.

MikePike
11-05-2012, 09:46
Bei welchem Verein war das denn? Bin nämlich auch auf der Suche nach etwas Neuem, und da ich vorher KM trainiert habe, hört sich das ganz gut an, aber nach keinem wo ich bisher ein Probetraining gemacht habe...

baston
11-05-2012, 09:49
Ich denke auch, dass sich Ju Jutsu über die Jahre hinweg, soweit ich das beurteilen kann, merklich weiterentwickelt hat. Ich sehe die größte "Schwäche" im Selbstverständnis als System zur Selbstverteidigung. Sehe ich persönlich einfach nicht so, ist mir zu theoretisch und aufgebläht. Ich habe über FMA öfter Kontakt zu Ju Jutsu Leuten, die v.A. Messertechniken bei uns lernen wollen. Da sehe ich das größte Defizit, denn das im Ju Jutsu gelehrte erzeugt mMn insbesondere beim Messer eine zu große falsche Sicherheit (gleiches gilt übrigens für mich auch beim ATK). Alles andere ist, wie bei den meißten Stilen auch, sicherlich eine Frage des Lehrers und der Herangehensweise. Wenn es auf Dich einen guten Eindruck macht und es deinem Sprössling Freude macht, dabei bleiben.
Ob es besser ist als sein Ruf... kann ich nicht sagen, stecke ich nicht tief genug drin, aber ich habe bisher auch noch nicht wirklich viel ernstzunehmende wirklich negative Kritik vernommen (mal abgesehen von dem obligatorischen "Ist doch eh alles Unfug", was man aber irgendwo und irgendwann von irgendwem schon mal über jeden Stil gehört hat). Das einzige, was ich an dem Training, das ich bisher gesehen habe, zu bemängeln hätte, ist, dass vergleichsweise viel geredet wird, sowohl vom Trainer als auch von den Schülern. Aber das ist sicherlich Geschmackssache.

schleck
11-05-2012, 09:53
Zu den Messerabwehren, sagte ich ja bereits, hatte der Trainer selber auch keine hohe Meinung.
Aber ich finde Messerabwehr egal in welcher KK sehr fragwürdig, ist aber meine Meinung.
Und wie gesagt, ich fand schon, dass dort knackig trainiert wurde, habe aber auch aktuell keine Vergleiche, bis auf das Hapkido.

Cillura
11-05-2012, 10:04
Kommt sehr viel auf den Trainer an.

Bzgl. Messerabwehr: Meiner Meinung nach ist das ohnehin nur Schadensbegrenzung. Unverletzt wird man vermutlich nie bei nem Messerangriff davon kommen. Daher lieber von vorn herein die Flucht antreten.

Selbst im Training klappt Messer nicht immer. Hab mir in ner Demo drei mal das blöde Gummimesser durchs Gesicht gezogen, weil ich aufgeregt war. Dabei warns total simple Techniken. Hatte zum Glück keiner gesehen, außer meinem Übungspartner. :D

xXoXx
11-05-2012, 10:19
Falls sie auch am Wettkampfsport teilnehmen und dafuer trainieren sind sie in der Minderheit unter den Jujutsu Schulen. Das verspricht im Trainingsrahmen ueberpruefbare Mechaniken. Jujutsu Wettkaemper haben einen schoenen sehr fluessigen Uebergang durch alle Distanzen und nicht zu verachtende Faehigkeiten.

SV Befaehigung faengt mit einem selber an und hoehrt auch da auf.

JuJutsu steht und faellt zu 100 Prozent mit dem Trainer und das war schon immer so.

Da du aus Koeln bist zb im samurai leverkusen unter dem Heidtmann war schon immer hervorragendes Jujutsu Training. Auch gab es u.a. eine gute Schule in Koeln, in BG und im PSV Langenfeld. Ebenso gab es auf der anderen seite auch immer die uebergewichtigen xten dan Traeger die lahmes Bullshitsu verbreiten in der Nachbarschaft

schleck
11-05-2012, 10:29
Also ich war in Köln-Ehrenfeld bei "Tokio Hirano", also mir als Zuschauer und meinem Sohn hat es gut gefallen, habe aber jetzt auch nicht so die Vergleichsmöglichkeiten was das JJ betrifft.

xXoXx
11-05-2012, 11:17
HI schleck

das ist schon passend entsprechend dem was du suchst dort. kenn den laden nicht hab mir aber die homepage angeschaut. Siehst anstaendig aus

sie berufen sich auf das 2000 modernisierte jujutsu Fassung und haben eine wettkampfabteilung, Die Lehrer machen einen fitten Eindruck und schieben keine Killerplautzen vor sich her. Augenscheinlich so wie es sein soll. hinzukommt dein persoenlicher guter Eindruck dem du ruhig vertrauen solltest.

Auch fuer das Alter deines Sohnes Jujutsu eigentlich genau passend. kommt durch seine Vielfalt dem kindlichen Bewegungsdrang entgegen und entwickelt effektive Mechaniken durch alle Distanzen die spaeter bei Bedarf und Interesse gezielt vertieft werden koennen usw.

Das allerwichtigste ist das dein Sohn Spass bei der Sache hat, gute Betreuung hat und motiviert wird dabei zu bleiben
Gruesse

Dr.Satan
11-05-2012, 11:28
Ju-Jutsu war auch schon vor 20 Jahren gut, wenn man den richtigen Verein erwischt hat. Und das dürfte ja jetzt bei dir der Fall sein.:D

baston
11-05-2012, 14:21
Aber ich finde Messerabwehr egal in welcher KK sehr fragwürdig, ist aber meine Meinung.

Ich wollte nicht den Eindruck erwecken, dass ich der Meinung bin, dass es Systeme gibt, die einem Messerabwehr derart vermitteln, dass man sich gegen Messer 100%ig verteidigen kann. Gibt es mMn nicht. Die FMA gehen in den allermeißten Fällen auch von einer 1:1 Situation aus, also beide mit MEsser. Alles, was darüber hinausgeht, ist nur der Versuch der Schadensminimierung.

AndyLee
11-05-2012, 14:45
Nein.

Teilweise verleugnet sich das JJ selbst, meint, alles wären JJ-Techniken, obgleich sich das JJ von vornherein bei anderen Kampfkünsten bedient hat ("Das Beste aus Karate, Judo und Aikido). Nun bedient es sich auch noch aus dem Escrima, Teakwon-Do, Boxen, Ringen, etc.
So gesehen gibt es keine JJ-Techniken, es sind Techniken und Ideen anderer Kampfkünste. Aus meiner Sicht einer der größten Lügen im Ju-Jutsu. Schade, weil es so viele Systeme gibt, die es gleich machen und dazu stehen. So gesehen steckt das JJ mitten in den midlife crisis, bockig, uneinsichtig, alles von sich weisend, unnahbar.


Ja.

Das JJ selbst ist eigentlich ein tolles System, in dem es viele Möglichkeiten gibt - praktisch kommt jeder, so er will, auf seine Kosten. Es ist breit aufgestellt, europäisch orientiert. Ansich ein - traditionell gesehen - moderner Sport.


Vielleicht.

Es gibt viel zu viele "Altmeister", die an alten Zöpfen hängen und die sich selbst - so ohne Weiteres - weder beleheren noch sonst irgendwie (z. B. zum Rücktritt) bewegen kann. Schade, darunter leidet das "Moderne". Gute Frage: "quo vadis"...

Fazit: Interessenten sollten sich ein eigenes Bild machen, vieles liegt am Trainer, nicht am System. Für die "alten Hasen": Jeder hat eine eigene Meinung aus ganz unterschiedlichen Sichtweise und das ist gut so.

DerLenny
11-05-2012, 15:13
"Das Beste aus Karate, Judo und Aikido
Der Slogan war vor JJ2k evtl. angebracht, inzwischen ist es eigentlich kein Sammel-Jutsu mehr.

Ein Schlag ist ein Schlag, ein Tritt ein Tritt, ein Hebel ein Hebel. Alle basieren auf der gleichen Grundlage. Shotokan ist eine Synthese, ebenso wie Judo. Wie Sambo. Wie JDK. Wie so vieles andere.

Das aktuelle Programm ist in sich stimmig und führt den Schüler konsequent an Sparring ran und erweitert den Anteil an nicht abgesprochenen Drills und Übungen von Gürtel zu Gürtel.

Ansonsten sehe ich das eine oder andere eher als eine Öffnung in bestimmte Richtungen, weniger als eine Aufnahme.

Wobei der Einfluss der FMA nicht zu leugnen ist, wobei ich das auch nicht so furchtbar schlimm finde.

amasbaal
12-05-2012, 10:09
Wobei der Einfluss der FMA nicht zu leugnen ist, wobei ich das auch nicht so furchtbar schlimm finde.

... was ich schlimm fänd, wenn du es tätest :D;).

tokio hirano ist in köln wohl der bekannteste verein - und ein guter. ich hab früher (auch anfang 90er) zum glück bereits gute erfahrungen gemacht: eine trainingsgruppe, die zu etwa der hälfte der zeit technisch und zt. in den übungsformen sehr stark am vollkontakt orientiert war. davor hatte ich ne gruppe, bei der man vorsichtig sein musste, auch nur etwas heftiger zuzupacken - reine bewegungstherapie.
guter trainer, trainierende mit der entsprechenden motivation - und alles wird gut.

R. Lee Ermey
12-05-2012, 14:21
Ich gehe gerne zu Tagen der offenen Tür von KK/KS-Schulen/Vereinen.
Im Ju Jutsu habe ich schon alles gesehen, von lächerlichen Messerabwehren und Blocks, die im Ernstfall nie funktionieren bis zu erstklassiger SV mit Einflüssen aus dem MT und WC.

Schnueffler
12-05-2012, 19:47
Es steht und fällt mit dem Trainer und wie er die Gruppe bewegen kann!

schleck
14-05-2012, 08:10
Haben ja doch noch einige was zum Besten gegeben.
Ich denke auch, dass es mit den Trainern in erster Linie zu tun hat, aber generell finde ich, dass sich das JJ zudem wie ich es damals kennen gelernt habe, sehr verändert hat und mir das jetzt persönlich sehr gut gefallen hat.
Ob man das jetzt von einem angesehenen Training wirklich beurteilen kann, weiß ich nicht, aber es machte ein sehr guten Eindruck.
Auf jeden Fall ist man dort eher gewillt noch mal hinzugehen, als wenn es beim ersten Mal sofort schon schlecht rüber gekommen ist.
Wie schon gesagt, gab es dort sehr sparringlastiges Training was ich persönlich sehr gut finde, aber auch SV- Techniken kamen nicht zu kurz.
Auch für die Kleinen wurde zum Schluss nicht noch ne viertel Stunde Fussball gespielt, sondern mit verschiedenen Partnern "Bodenrandori" (heißt das so?) gemacht, da konnten sie auch noch mal so richtig Gas geben. Vor allem mit unterschiedlichen Gegnern (Größe, Gewicht) kämpfen.
Ich behaupte mal, wenn JJ überall so trainiert würde wie dort und dass auch so publik gemacht und von der Öffentlichkeit wahrgenommen würde, hätte es ein viel besseres Standing und noch mehr Anhänger.

fang_an
14-05-2012, 12:11
das image wurde doch durch BJJ voll aufpoliert. die tollen bodenkämpfer in der mma, haben es in rampenlicht gebracht; dann seit 2k immer mehr wissen über den ursprung, vielseitigkeit auch in standkampf, selbstverteidigungstechniken, usw. - so ein JJ-system z.B. a la B. Friedrich ist gut und hat auch ein super ruf - da brauch man sich keine sorgen zu machen ;)

max.warp67
14-05-2012, 13:03
das image wurde doch durch BJJ voll aufpoliert. die tollen bodenkämpfer in der mma, haben es in rampenlicht gebracht; dann seit 2k immer mehr wissen über den ursprung, vielseitigkeit auch in standkampf, selbstverteidigungstechniken, usw. - so ein JJ-system z.B. a la B. Friedrich ist gut und hat auch ein super ruf - da brauch man sich keine sorgen zu machen ;)

Ich denke Du verwechselst BJJ mit dem DJJV Ju-Jutsu ;)

Für das DJJV JJ gilt eigentlich schon immer das gleiche. Das System bietet alle Möglichkeiten. In einem so großen Verband mit so vielen Mitgliedsvereinen hast Du Luschen, Überflieger und alle Nuancen dazwischen. Wie in jedem Verband halt.

Der Ruf des JJ ist global gesehen so schlecht nicht. In Foren wie diesen hier wird von einigen Vertretern der kommerziellen Hybriden gerne gedisst um den hohen Preis des eigenen Produktes zu rechtfertigen. Letztendlich kochen die aber mit gleichem Wasser. Da gibts auch Pfeifen und gute Leute....:rolleyes:

mrx085
14-05-2012, 13:10
@max warp Frage. Wie meinst du das mit Global gesehen? Wird das DJV JJ überhaupt international als solches wahrgenommen? Das gibt es ja nur in D-Land, wobei das oft keinen großen Unterschied macht. Den es gibt im DJV JJ nichts was man nicht im Jiu Jitsu wie man es international gern nennt, findet. Besonders dann nicht, wenn man es noch nach der alten Schule betreibt. Also der Pre 2000 Prüfungsordnung. Nach der neuen PO gesehen könnte es zwischen dem DJV JJ und dem "anderen JJ durchaus ein paar technische Unterschiede zu geben. Denke ich zumindest..

fang_an
14-05-2012, 14:00
Ich denke Du verwechselst BJJ mit dem DJJV Ju-Jutsu ;)

ja und nein, ich habe es netterweise in einem topf geworfen, weil Ju-Jutsu eben von dem ruhm von Jiu-Jitsu profitiert und ich dachte der TE meint beides - aber ja, jetzt wo ich den thread nochmals überflogen habe, war ich der erste der Jiu gesagt hat.

Franz
14-05-2012, 14:39
@max warp Frage. Wie meinst du das mit Global gesehen? Wird das DJV JJ überhaupt international als solches wahrgenommen?

der DJJV ist Mitglied bei der JJIF und nimmt dort sehr erfolgreich an (internationalen) Wettkämpfen teil

max.warp67
14-05-2012, 15:23
Mit global gesehen hab ich eher an die Welt ausserhalb der Foren gedacht. War vieleich etwas falsch ausgedrückt.

Da JJ eher in Vereinen betrieben wird und eigentlich kaum kommerziell stattfindet ist das Marketing auch nicht wirklich gut.

Das machen die anderen SV-Sportarten wesentlich aggresiver, manchmal auch besser. So erscheinen die dann nach aussen besonders neu, cool, funktional, tactical...... und machen eigentlich nix was man mit JJ nicht auch so lösen kann.

Blickt man hinter die Kulissen findet man, wie bereits gesagt, dort genauso Könner wie Nieten. Da werden die Nieten nur besser verkauft. ;)

Eskrima-Düsseldorf
14-05-2012, 15:50
Das machen die anderen SV-Sportarten wesentlich aggresiver, manchmal auch besser. So erscheinen die dann nach aussen besonders neu, cool, funktional, tactical......

..ziehen mit dieser Werbung aber auch ein anderes clienteel (schreibt man das so?) das sich im JJ wohl nicht wohlfühlen würde ..

mrx085
14-05-2012, 19:12
..ziehen mit dieser Werbung aber auch ein anderes clienteel (schreibt man das so?) das sich im JJ wohl nicht wohlfühlen würde ..

Naja so "schlimm" ist die Klientee der Hybrid Systeme nun auch wieder nicht. Eben Leute die lernen wollen sich zu verteidigen. und die könnten sich im JJ durchaus auch wohl fühlen sofern der Trainer in seinem Untericht das Thema SV schwerpunkt mäßig thematisiert. Was aber nicht bei jedem Verein der Fall ist, denke ich. JJ hat ja nicht nur SV zum Ziel sondern auch Breitensport und WK.

schleck
14-05-2012, 20:43
Wie habe ich denn JJ als Breitensport zu verstehen?

mrx085
14-05-2012, 20:51
Wie habe ich denn JJ als Breitensport zu verstehen?

Damit ist gemeint, das es einfach nur Spaß traniert wird, um sich körperlich Fitt zu halten. Das Erlangen einer wirklichen Kampfähigkeit ist da nur sekundär.

Exodus73
14-05-2012, 20:56
Denke mal mit Breitensport ist ein Sv-angehauchtes Training gemeint!
Oder anders ausgedrückt das Training was man zum überwiegenden Teil zu sehen bekommt! Da wird zwar immer von effektiver SV geredet - sieht man aber mal ganz genau hin beschränkt sich diese sog. effektive SV zumeist auf Befreiung von Klammerangriffe, Hände greifen etc.! Gegen die einwirkung von massiver GEwalt können sich nur die wenigsten wirklich verteidigen - entweder weil sie sich woanders zusätzlich weitergebildet haben, sie über eine enorme physische Konstitution/Größe/Masse verfügen oder weil sie es (warum auch immer einfach drauf haben - so leute gibts überall). Von einer gescheiten Verteidigung gegen Waffen oder gar den vernünftigen Umgang von WAffen will ich gar nicht erst anfangen!

Ja ich weiß es gibt auch andere JJ-Vereine, aber die sind eindeutig in der Minderheit!

Warum ich selbst JJ trainiere??? Mit sicherheit nicht weil die SV so effektiv ist, sondern weil es ein super Ganzkörpertraining ist, weil es im SV-Bereich ein hohes technisches Niveau fordert, weil es sehr vielseitig ist - und man damit überall in anderen Stilen recht schnell zurecht kommt! Und weil es so wie es bei uns trainiert wird einen einfach Fitt hält!

Allerdings gibt es auch in den modernen SV-Systemen mehr Schatten als Licht, viele unausgegorene Konzepte, das produzieren von Trainern/Instruktoren am Fließband - Trainer die den Namen nicht verdienen, oftmals Abzocke vor allem bei Anfängern usw. usw....

schleck
14-05-2012, 21:49
Das ist das, was ich ja mit der Threaderstellung meinte. Wenn ich sehe wie andere Stile beworben werden, ob es nun KM, Alpha, Kokkar, Kapap oder in den 90´er das WT der EWTO, dann kommt JJ einfach viel zu schlecht weg, wenn man aber beachtet welche Möglichkeiten es bietet.
Ich habe noch nie erlebt, dass JJ besonders beworben wird, es ist halt da und so wie ich es jetzt kennen lernen durfte, gar nicht mal so schlecht.
Ich denke auch das es solche und solche Vereine gibt, aber die gibt es ja überall und bei jedem System.

mrx085
15-05-2012, 08:36
@Schleck nun im Gegensatz zu den SV Hybriden die nur mit knallharter SV werben war das DJJV JJ schon immer ein zweischeidiges Schwert, das versucht effektive SV mit Spaß, also Breitensport und Wettkampf unter einem Hut zu bringen. Ob sie das gut oder schlecht machen lassen wir mal außen vor. Ob das dem Ruf das JJ wirklich schadet kann ich wirklich nicht sagen. Theoretisch gesehen sollte dem Ruf des JJ eigentlich nützen, da man auf ein breiters Publikum anspricht als die Hybrid Systeme

Um das zu verdeuteln hier ein Video direkt von der DJJV wie die ihr JJ sehen.

http://www.youtube.com/watch?v=ssLOUHeIk3c

DerLenny
15-05-2012, 09:48
JJ ist noch immer zu breit orientiert.

Das eigentliche System ist gut.
Das Fighting Wettkampfsystem gefällt mir nicht so, da gefällt mir die Allkampf Geschichte besser.
Das DUO System "hat was" geht aber klar in die Show Ecke.
Das neue Ne Waza System ist gut, aber öffnet eine weitere Sparte.
Jetzt gehe ich mal davon aus, dass der eine oder andere noch "SV" mit nicht ganz so eleganten Mitteln wie für das DUO typisch vermitteln möchte.

Für Fighting und Duo werden "klassische" Techniken gebraucht, das Training sollte sich an Sportkarate und Sportjudo orientieren, damit auf Wettkämpfen entsprechende Erfolgschancen gegeben sind.

Für ne-waza Turniere sollte man BJJ trainieren, oder sein Training zumindest daran orientieren.

Für Allkampf (der keine offizielle DJJV Geschichte ist) ist ein Training wie fürs MMA sinnig. Standkampf, Takedowns, Boden.

Für SV sind die Schwerpunkte wieder leicht anders, da man von einer ungleichen Kampfsituation ausgehen muss (Verteidiger im Nachteil) und ein deutlich aggressiveres Vorgehen nötig ist. Überleben anstatt sportliche Fairness sollte hier die Maxime sein.

Dies unter einen Hut zu bringen ist nur schwer möglich.

Daher werden sich Trainer auf den Teil konzentrieren, der ihnen am Herzen liegt. Daher werden Trainer und Schüler ggf. auch ihren eigenen Schwerpunkt auf die Bereiche legen, die ihnen selbst liegen. Wodurch Inseln innerhalb des Systems entstehen.

Das ist nicht wirklich schlimm, sorgt aber für unterschiedliche Aussendarstellungen.

Wenn wir jetzt noch unterschiedliche Leistungsstufen mit ins Kalkül aufnehmen und die Leute, die in erster Linie im alten System (vor 2k) trainiert haben und im Grunde dieses noch immer unterrichten, ist klar, warum hier jeder schreibt, dass es beim JJ extrem vom Trainer abhängt, was man bekommt.

Und solange dies noch der Fall ist, wird es schwer sein, das JJ nach außen als ein System mit einem spezifischen Bild zu vermarkten / präsentieren.

matz21
17-05-2012, 13:36
@ Lenny Super Post - volle Zustimmung

Ich bin nicht mehr aktiv im Bereich Ju-Jutsu, aber dass es oft belächelt wird habe ich auch schon mitbekommen. KM, Kapap und alle anderen Hybrid-SV Systeme kommen einfach effektiver herüber.

Keiner kann das Rad neu erfinden und dass ist auch nicht das Problem, welches ich beim JJ sehe. Spreche hier nur vom JJ beim DJJV. Es sind mittlerweile aus so vielen Systemen Trainingsmethodiken und Techniken übernommen worden, so dass die Techniksammlung mit jedem Hybrid mithalten kann.

Das Problem des JJ sehe ich in folgenden Punkten:

Zwar wurden Techniken aus den FMA, dem MT oder Boxen übernommen. Aber viele Trainer sind und bleiben eben nur JJler, sprich sie haben die Techniken nie selbst richtig gelernt. Kenne kaum einen JJler der mal Boxen trainiert hat, er brauch nicht aktiv gekämpft haben, aber einige Zeit Boxtraining sollte schon jeder KS hinter sich haben. Genauso verhält es sich für Clinch und Lowkickarbeit oder im Bereich Stock.

Hier sollten die Trainer aber auch die Schüler vielmehr Cross trainieren. Das JJ ist ja gerade darauf ausgelegt, dass man sich mit den Techniken spielen kann. Also warum seine Fähigkeiten mit dem Stock oder Low-Kicks nicht beim Cross-Training verbessern.

Nächster Punkt ist die Trainingsweise. Da ich in letzter Zeit nur Kyokushin und Kickboxen trainiere, ziehe ich einfach einmal einen Vergleich zu vielen JJ-Vereinen die ich besucht habe.

Wollte nämlich wirklich wieder mit dem JJ anfangen, aber die Trainingsweisen sind mir einfach zu lasch. Komme kaum ins Schwitzen, sehr viel Technikvariationen, dafür kaum Verbesserung bei grundlegenden Sachen wie richtiger Schlagschule. Warum? Trainer kann nicht ja gar nicht boxen, also wird die Schlagschule vom Karate übernommen. Ist aber für echtes Sparring nicht die Schlagschule, die der JJler verwenden sollte. Nur meine Meinung.

Trainingshärte: Ich selbst habe JJ nur dienstlich bei einer Behörde trainiert. Hier wurde geboxt, nach MMA-Regeln gekämpft und der Kontakt war immer Vollgas. Sowohl im Sparring war härterer Kontakt erwünscht, als auch bei den SV-Techniken, sprich richtiges Schocken. In den Vereinen wurde aber oft nur angedeutet, härterer Kontakt führte zu Diskussionen mit dem Partner.

Ich muss doch im Training Härte und Schmerzen erfahren und auch damit umgehen lernen. Wie soll ich sonst in einer Real-Situation damit umgehen.

Bei uns kamen die SV-Ausbilder aus allen Stilen, wurde alles unter dem Mantel des JJ verkauft. Ich fand es damals wirklich sehr cool zum Trainieren.

Leider habe ich so einen Verein nicht mehr gefunden. Deswegen mache ich jetzt eben Kyokushin und Kickboxen und ab und an Grappling.

Funktioniert für mich einfach am besten, es wird für den Kampf trainiert und mehr brauch ich nicht.

Und auch die Wettkämpfe sind für mich uninteressant, wenn ich ein guter Striker bin, dann hilft mir des in Part I aber ich kann nie vorzeitig gewinnen, brauch ja noch eine Wertung in Part II und III. Werde ich aber gegriffen, dann darf ich nicht mehr schlagen und treten. Kontakt ist nur Leichtkontakt,
ich finde es einfach nicht mehr zeitgemäß und dadurch auch nicht interessant für mich.

Das Allkampf-System ist da wirklich eine positive Entwicklung, wünsche dieser Sparte des JJ eine wachsende Gemeinde und vor allem mehr Vereine, die es hier im schönen Bayern anbieten.

Wie gesagt, zu meiner Ausbildungszeit fand ich JJ bei uns super. Techniken kann man einbringen aus allen Richtungen ohne dass sich der Trainer auf den Schlips getreten fühlt nur weil man jetzt z.b. Bewegungen aus dem Kali mit rein nimmt.

Aber die Einstellung vieler Trainierender ist für mich einfach ein Grund nicht mit dem JJ wieder anzufangen. Ihr wollt ein SV-System trainieren, dann trainiert auch für die Realität. Und das geht nun mal nicht ohne Schwitzen und gewisse Härte und regelmäßiges Sparring.

Und Sparring kann man immer so betreiben, dass alle unverletzt nach dem Training aus der Halle gehen können.

Es gibt bestimmt sehr viele gute Trainer im JJ, dessen bin ich mir bewusst. An alle JJler, freut euch wenn ihr so einen Verein gefunden habt und trainiert fleißig.

Der Threadersteller scheint einen solchen Verein gefunden zu haben, herzlichen Glückwunsch und viel Spaß beim Training.

Schnueffler
17-05-2012, 13:56
...

Um das zu verdeuteln hier ein Video direkt von der DJJV wie die ihr JJ sehen.

http://www.youtube.com/watch?v=ssLOUHeIk3c

Das Video ist eher ein Zuschnitt aus allen Sparten, die Lenny in dem Post danach super erklärt hat.

mrx085
17-05-2012, 14:55
@Schnueffler Das meinte ich doch damit. Das das Jj versucht mehrer Sparten gleichzeitig zu bedienen, was das Video gut verdeutlicht.

schleck
22-05-2012, 07:40
In erster Linie habe ich ja was für meinen Sohn gesucht und da erschien mir Judo oder auch JJ für einen 10-jährigen ganz gut geeignet, obwohl ich damals in meiner Ausbildung vom JJ gar nicht begeistert war.
Daher habe ich mich vorher auch noch mal im Netz schlau gemacht und bin auf diesen Verein gestoßen, wo wir dann auch waren. Dort stand dann was von JJ 2000, dass sich seit dem viel verändert hätte usw.
Und beim Tarining war ich dann sehr positiv überrascht, ob es jetzt der Trainer war, der einen guten Eindruck machte oder aber auch das Training als solches, wo eine Gruppe Kampftraining trainiert hat, ein anderer Teil SV und so ein paar die sich auf ne Gürtelprüfung vorbereitet haben.
Habe mir auch zwischenzeitlich auch dank Lenny ein paar Videos der unterschiedlichen Sparten des JJ angesehen.
Duo finde ich, sieht echt toll aus, auch wenn es nur reine Show ist, aussehen tut es trotzdem cool. Dieses Freefighting, finde ich eine Katastrophe, nix halbes nix ganzes, kann ich nichts mit anfangen. Allkampf finde ich richtig gut, ich bin jetzt kein Fachmann, aber ich sehe da jetzt keinen ganz großen Unterschied zum MMA, außer das GI´s getragen werden. Also das finde ich top.
Zu den SV-Sachen kann ich jetzt nicht soviel sagen, machen aber auch keinen so schlechten Eindruck.
Die Symbiose aus allem hat mir eigentlich gut gefallen und so hätte ich JJ aus meiner Erinnerung nie erwartet.
Ich denke auch, dass das JJ den richtigen Weg eingeschlagen hat, wie es sich behaupten wird im Dschungel unzähliger KK und wie es von den Suchenden angenommen wird, wird sich zeigen.
Meiner Meinung nach müsste der Allkampf (weil Vollkontakt) in allen JJ-Schulen mit aufgenommen werden und wirklich realistische SV unterrichtet werden, dann müsste man sich eigentlich auch nicht mehr vor immer neuen unbesiegbaren Hybridsystemen verstecken.
So kommt es aber oft rüber und das eigentlich zu Unrecht.