Capoeira vs. ... [Archiv] - Kampfkunst-Board

PDA

Vollständige Version anzeigen : Capoeira vs. ...



Ligeirinho
20-02-2004, 09:48
Sorry, wenn’s das Thema schon mal in irgendeiner Form gab. Das soll kein Tread werden a la „Ist Capoeira für SV geeignet oder nicht“ oder „Mein Stil ist besser als Deiner“. Was mich interessiert sind Anwenderberichte: Wer von euch hat schon einmal Capoeira-typische Bewegungen in einem Sparringskampf mit anderen Stilisten gebraucht? Wenn ja, was hat gut funktioniert, was nicht so gut? Wenn es nicht funktioniert hat, wo seht ihr die Ursachen? (Geschwindigkeit, Timing, Technik, Taktik...) Welchen Stellenwert hattet ihr der Malicia im Sparring eingeräumt (Stichwort: Täuschungen, Hinterlist)? Wie sollte eurer Meinung nach ein guter Capoeirista kämpfen, wenn er mit anderen Stilisten sparrt oder VK kämpft? Mich interessiert nicht, wie euer Mestre darüber denkt oder wie Capoeira im Vale Tudo abschneidet - mich interessieren EURE Erfahrungen als Lernende.

soares
20-02-2004, 11:40
ja ich hab das mal gemacht. bjj vs. capoeira. da wir nach 20 sekunden auf dem boden lagen und mein sparringspartner keine submissiontechniken konnte war s ne einseitige sache. er war sehr wendig und hat immer versucht sich rauszuwinden, aber meist hat er sich in die falsche richtung gedreht.

Ligeirinho
20-02-2004, 11:53
Danke. Kannst Du noch mehr darüber sagen? Wie hat Dein Gegner reagiert? Hat er sich in der Ginga (Capoeira-typischer Wiegeschritt) bewegt oder in Boxerauslage? Welche Takedown hast Du angewandt? Wie hat er versucht, den Takedown zu verhindern? Wie hart war der Kontakt (VK, LK?) Nach welchem Reglement habt ihr gesparrt?
Ich frage deshalb, weil Bodentechniken beim Capoeira nicht gerade zum Standardrepertoir zählen, jedoch in vielen Akademien Wert auf Takedowns und deren Konter gelegt wird.

soares
20-02-2004, 12:22
also soweit ich noch weiss hat er den takedown gemacht und ich hab mich ned dagegen gewehrt und mich in die guard fallen lassen.

das lief nach den bjj sportregeln ab. es wurd also ned geschlagen und getreten. deswegen war s für ihn halt auch ungünstig. wie du aber gesagt hast fiel uns beiden auf das er zwar takedowns draufhatte aber danach garnix mehr.

Speedy
20-02-2004, 12:23
hi!

habe vor ca. 2 jahren bei uns im stadtgarten eine schlägerei zwischen ein paar capoeira übenden und ein paar halbstarken gesehen.

nach dem die jungs das training gestört hatten und der lehrer sie mehrmals aufgefordert hatte zu gehen kam es erst zum "ey alder" geschupse und irgend wann ist einer der kiddies nach vorne geprescht mit etwas was nach kettenfauststösse aussah.
obwohl die treffer nicht unbedingt wirkung zeigten hat er den typen überrant und zu boden gebracht, wo er noch ein paar treffer landete bevor die umstehenden leute sie auseinander brachten.

der capoeira lehrer war auch nicht mehr in der lage was zu machen (mindestens nase war gebrochen und war sehr benommen aus)

greetings

Ligeirinho
20-02-2004, 12:50
Meinte zwar geregeltes Sparring und keine Streetfights, aber trotzdem danke.

Ichigeki
20-02-2004, 13:13
unterschied zwischen geregeltem sparring und street fight? darf ich im sparring keine kettenfauststöße machen?

Ligeirinho
20-02-2004, 13:31
Sparring/Freikampf: nach Absprache, Regeln, Teilnahme freiwillig, Ort und Zeit stehen vorher fest, ev. Runden...
Streetfight: weder Ort, Zeit, noch Umstände stehen vorher fest, keine Regeln...

orb_
20-02-2004, 13:43
Ich könnt nur eine SV Situation aufzählen: Nach kurzem gerangel hatte ich, sozusagen als Präventivangriff, eine "Rasteira em Pé" (Rasteira im Stand) eingesetzt. Das hat sich selbstverständlich entsprechend auf den Gegner ausgewirkt. Selbiger ist, darauf nicht vorbereitet, in die Knie gegangen, bzw. umgefallen. Dazu muss ich sagen, dass ich lange Karate und auch etwas Judo gemacht habe, insofern mag meine Erfahrung dieses "Fußfegers" eher daher kommen. Allerdings hatte ich den Angriff mit wesentlich mehr Körpereinsatz gestartet (ich habe mich fast 360° gedreht), und war dem gerangel mit einem Ginga-änlichen Schritt entwichen.
Ganz pauschal kann man sicherlich sagen, dass viele Techniken in der Capoeira-Regional, die nicht völlig Capoeira-eigen sind, sich ziemlich effektiv einsetzen lassen 'können'.
Wenn man wirklich kämpft (nicht spielt), sollte man wohl sich nicht zu sehr auf die Capoeira-Mentalität fixieren... Aber ich bin, was das betrifft, zu unkompetent, bzw. zu unerfahren was Capoeira angeht.
Vielleicht in 1-2 Jahren mehr dazu =)

:::mfg orb

SpoOky
20-02-2004, 13:48
Ich als Taekwondoin wollte ein paar Capoeira Kicks beim Sparring anwenden. Was aber nix genützt hat, kurz gesagt. lol.

Ligeirinho
20-02-2004, 14:19
Erst mal Danke für eure Beiträge.
Zu meinen eigenen Erfahrungen. Ich hatte während meiner Capoeira-Zeit mal Lust, das Gelernte ein bisschen auszuprobieren. Mein damaliger Trainer dachte wohl genauso, denn wir hatten einige Trainingseinheiten, wo wir mit Schienbeinschützern und Boxhandschuhen z.T. ziemlich heftig miteinander gesparrt hatten. Neben dem regulären Training hatte ich damals eine Kickboxschule und zwei Karateschulen besucht, um dort zu sparren.

Ergebnisse::

Tritte aus der Ginga (Grundschritt) haben so gut wie gar nicht funktioniert oder zeigten selten eine Man-Stop-Wirkung. Gründe: Signalisiert; außerdem konnte ich bei der ständigen Gewichtsverlagerung meist nicht rechtzeitig auf Angriffe reagieren. (Bin dann wieder zur gewohnten Boxstellung übergegangen.)

Meia Lua de Compasso (gedrehter Hackenkick zu den Beinen oder zum Kopf) hat in einem Fall funktioniert (k.o. meines Gegners), in 4 Fällen nicht. Grund: Timing ist unheimlich schwer. Wenn man den Tritt nicht mit einer Täuschung vorbereitet oder den richtigen Zeitpunkt verpasst (was ich offensichtlich hatte), trifft man entweder gar nicht oder man trifft statt mit der Hacke mit dem Unterschenkel. Macht ziemlich Aua, wenn man dabei auf einen Ellenbogen oder auf ein Schienbein trifft.

Rasteira (Fußfeger) hat in zwei Fällen funktioniert (als Konter auf hohe Halbkreistritte). In einem Fall Fehlanzeige. Grund: der Typ war zu schwer (Ich Volliditot!). Ich wurde dann noch auf den Knien durch Boxhiebe angeknockt.

Banda (Hineingehen bzw. Unterlaufen eines Kicks) hat gegen meinen Gegner ein paar Minuten lang funktioniert - bis er auf die Idee kam, nur noch Low- und Middlekicks zu benutzen.

Armada (Drehkick mit durchgestrecktem Bein) ist m.M. nach eine Infighttechnik, die auf Schlagdistanz ausgeführt werden müßte, um Wirkung zu zeigen. Hat nie funktioniert, weil meine Gegner schneller mit den Fäusten treffen konnten, als ich mich drehen konnte. In einem Fall war ich schneller, wurde aber durch vorgeschobene Schulter (Boxdeckung) gestoppt und aus dem Gleichgewicht gebracht.