VC, WC, WT..... in Hong Kong [Archiv] - Kampfkunst-Board

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Vollständige Version anzeigen : VC, WC, WT..... in Hong Kong



Gloomy
25-02-2004, 09:35
Moin,
im I-net habe ich in einigen Artikeln gelesen, dass manche in Hong Kong Monate o. sogar Jahre VT,WC...Unterricht genommen haben.
Mein letzer HK Besuch ist zwar schon Jahre her, bin dennoch von der Stadt begeistert. Da drängt sich bei mir die Frage auf, wie die Leute das geschafft haben dort zu lernen.
Eine Schule zu finden ist wohl nicht schwer. Aber Wo wohnen (bei den Mietpreisen!) und als Was arbeiten??
Würde gerne eure Eindrücke(falls vorhanden) + Tips dazu wissen.

juerschue
26-02-2004, 12:29
Hi Gokudo

Leider muss man ja fast vorsichtig sein, nicht die "falsche" Umschreibung for diesen südschinesichen Kungfu-Stil zu wählen, um nicht wegen unerlaubter Nutzung eines geschützten Names verklagt zu werden.

Ving Tsun
Gibt sich Gruppen und Schulen hier. Natürlich kann man versuchen bein den "Grossen" der Branche (Leung Ting etc.) zu trainieren, habe mir aber nicht die Mühe gemacht. Ich trainiere bei Sifu Cliff Au Yeung , der seine kleine Schule (ca. 50 Mitglieder) in Wanchai auf der Hennessy Road hat. Sifu Cliff kommt aus der Wong Shun Leung Linie. Kannst ja mal unter http://www.vt.com.hk nachschauen. Sifu Cliff ist der Mensch ohne Haare (nicht Yip Man). Das Training ist intensiv, aber man muss sich viel um sich selbst kümmern. Ich suche mir immer "ältere Kungfu-Brüder", die mich weiterbringen, da Sifu Cliff oft mit den Kindern (5 - 12 Jahre) trainiert. Ist aber OK, denn ich lerne viel bei den Fortgeschritteneren. Sifu Cliffs Preise sind fair mit einem Monatsbeitrag EUR 60.00 f. 3 - 5 x Training die Woche. Ich schaffe es aber nur 1 x die Woche. Habe es mit den anderen Instituten und Schulen nicht versucht, da a) viel zu teuer (EUR 300.00 / Monat aufwärts) oder zuweit weg von meinem Wohnort. Mir hat es von Anfang an bei Sifu Cliff gefallen, weil es dort "menschelt". Hin und wieder vermisse ich mehr "Drills", Übungen, die mich auf das Chi Sao vorbereiten bzw hier unterstützen, aber mein (Nicht-)Fortschritt ist auch meine Sache. Ich weiss, ich bin weitergekommen gegenüber meinen Versuchen in dieser Kunst in Deutschland, aber irgendwie bin ich noch weit weg vom Ziel.

Wohnen
Es gibt auch preiswertere "Short Rent" Kontakte und für EUR 400.00 im Monat kann man schon etwas finden. Dann natürlich sehr klein, > 30 m2, aber man hat dann auch seine eigenen Nassraum / Toilette etc. Meine Frau und ich zahlen f. eine 60m2 Wohnung EUR 950.00 / Monat (dafür im 37. Stock). :D

Arbeiten
Hier wird es schon etwas schwierigier. Bei mir war es die Firma, die mich versendet hat (wollte ich auch), aber gegenwärtig wird bei ausländischen Arbeitnehmern schon sehr geschaut, da man hier in Hong Kong eine eigene recht hohe bzw. voher unbekannte Arbeitlosenquote von ca. 7.5% hat (Rot-Grün und auch CDU/CSU wären froh, wenn wir in Deutschland diese Quote hätten, aber für Hong Kong ist das ein Schock.) Also werden Anträge auf Arbeitserlaubnis 3fach geprüft und auch sehr oft abgelehnt. Eigentlich kontraproduktiv, weil wir "Expats" mehr Geld, Know-How und Kontakte mit nach Hong Kong bringen. Ein gutes bis sehr gutes Englisch ist ein MUSS, denn Englisch können die Chinesen selber (oft nicht so gut). Weiterhin ggf. technische Fertigkeiten (e.g. Ingenieur, Qulitätskontrolle etc.) mit Blick auf Produkte, die exportiert werden => Wir kennen die Qualitätsstandards in unserem Land. Ich persönlich arbeite im "Sourcing / Einkauf" mit Anbindung an das Mutterhaus in Deutschland, bin aber mehr auf der kaufmännischen Seite aktiv.

Eine Bekannte von mir hat ein 1-jähriges Praktikum bei einer dt. Firma gemacht, aber das Problem war, dass die Arbeitserlaubnis auf "Praktikantin" ausgestellt war und nicht verlängert wurde. Sie ist dann f. 3 Monate nach Deutschland zurückgegangen und ist jetzt wieder hier. Sie hat jetzt einen Job bei einem amerikanischen Versicherungskonzern und arbeitet im mathematischen Bereich (in Deutschland hat sie Steuerfachgehilfin gelernt).

Am besten Mal 1-2 Monate vorbeischauen (einer meiner Mitschüler hier bei Sifu Cliff war ein britischer Weltenbummler, der sich eine Auszeit von 6 Monaten gekönnt hat - 3 Monate nur Training in Hong Kong und 3 Monate entspannen in Australien). Nach 3 Monaten nur Basistechniken und konzentrietes Chisao bei Sifu Cliff ist er wirklich extrem besser geworden.

That's all for now.

Gruss in die Schneelandschaft in Deutschland
Juerschue

Gloomy
26-02-2004, 17:54
Hallo juerschue

Zunächst einmal vielen herzlichen Dank für deine kompetente ausführliche Antwort. Hätte ich nicht damit gerechnet dass sich jemand hier äussern kann. Und schon gar nicht mit direkten Infos aus der Quelle eines HK-Residents.

Wie der Zufall es will, bin ich am Samstag genau auf diese Homepage von Cliff geraten. Die annehmbaren Preise brachten mich auch auf die Idee dieses Threads.

Also gibt es wohl doch bezahlbare Wohnung im Großraum HK. Hätte ich nicht gedacht.
Wohnen im 37. Stock hat auch seinen Vorteil! Wenn der Aufzug mal streikt, kannst du dir das Training an diesem Tag sparen. :D

Wie du bereits erwähnt hast, ist es mit der Arbeit am schwierigsten. Ingenieurberufe sind auf den HK-Jobsites die häufigsten ausgeschriebenen Berufe. Da komme ich mit meinem Industriekaufmann nicht weit. Qualitätsmanagements-Erfahrung sind zwar vorhanden, genügen aber mit Sicherheit nicht dem Internationalen Standart.

Als Deutsch/Brite bin ich zweisprachig aufgewachsen. Mache zur Zeit auch wieder einen Refresher und im Anschluss eine Business-Kurs. Leider wird auf meiner Arbeitsstelle mein Englisch kaum gefordert, somit dürfte ich etwas eingerostet sein.

An eine Praktikumsstelle habe ich auch gedacht, allerdings bin ich "schon" 26.
Selten werden diese Praktikumsstellen auch ausreichend vergütet. Müßte also für ein Praktikum meine Wohnung auflösen und danach hier wieder von vorne anfangen. Das würde sich kaum rentieren. Alles verkaufen und woanders neu anfangen lohnt sich nur, wenn ich auch einen festen Job an Ort und Stelle bekomme. Für "nur" 6 - 12 Monate?? Da wären meine Verluste zu hoch.

Werde mich mal bei der IHK nach potentiellen, vorzugsweisen deutschen Firmen in HK erkundigen und diese dann anschreiben.

Wie lange hast du vor in HK zu bleiben? Aus deiner Erfahrung heraus...Ist HK lebenswert? Sprich kannst du es dort lange aushalten oder ist HK nur ein kurzer Wegbegleiter für einge Jahre?

Mein HK-Besuch ist schon.....8 Jahre her. 1996 also kurz vor der Übergabe. Konnte noch den genialen Anflug über den Köpfen der Hausbewohner genießen. Nächstes Jahr steht HK definitiv wieder in meinem Reiseplan,dieses Jahr ist erstmal Japan dran. Aber wer weiß, vielleicht.................... :cool:

Beste Grüße
aus dem (heute) regnerischen Deutschland

Gokudo

DasHaeschen
01-03-2004, 22:05
Also, ich kenne nur zwei, die mal kurze Zeit in HK waren und die haben sich das von hier Erspartem finanziert, weil sie ganz gut verdienen, kann dir also leider nicht weiterhelfen....
Aber ich sehe, das ist auch garnicht mehr nötig... :-)

Gloomy
02-03-2004, 08:12
@DasHaeschen

bin für jede Post dankbar. Welche Schule haben die zwei denn besucht? Hat denen das Training dort etwas gebracht?

juerschue
13-03-2004, 05:55
Hallo Gokudo
Komme leider erst heute dazu, auf Deine Fragen zu antworten bzw. diese zu kommentieren.

Ich gebe zu, dass es nicht einfacht ist, alles stehen und liegen zu lassen, aber "26 Jahre alt" finde ich nicht "zu alt". Ich muss fast schon schamhaft gestehen, dass ich erst mit 30 mein Studium beendet habe; gejobbt habe ich immer - muss gerade meine "Ehre" retten", und bin erst seitdem in einem "richtigen" Job. Also mit 26 Jahren würde ich mir auf jeden Fall trauen, f. ein Jahr auszusteigen und neue Erfahrungen zu sammeln. Einer meiner Business Patner hat mit 40 Jahren sein MBA nachgeholt, weil er - aus den Erfahrungen von 9/11 - meint, dass er diesen Traum, zu studieren und mehr zu lernen, dann doch umsetzen wollte. Nun, im Anschluss daran hat er in der Verbindung von zig Jahren Praxis und neuer theoretischer Fundierung sofort einen Primajob gefunden.

In unserer internationalren Welt macht sich so ein Auslandsaufenthalt sicherlich gut, ich habe u.a. meinen Job bekommen, weil ich während des Studiums insgesamt fast 2 Jahre im Ausland gelebt habe. Es ist immer ein Risiko, aber man bekommt halt nichts zum Nulltarif. Wenn es Dir wirklich wichtig ist, dann tue es.

Eine Bekannte von mir macht ab Ende März ein Jahr (12 Monate) "work & travel" in Australien über eine Organisation. Sie hat ihren Job gekündigt und will sich weiterentwickeln. Sie darf in "down under" max 3 Monate pro Arbeitgeber arbeiten und muss sich diese Stelle selbst suchen. Sie macht das Über eine Organisation in Münster, die ihr geholfen hat, das "work & travel" Visum zu bekommen. Ggf. gibt es so etwas auch für Asien? Bez. "Ving Tsun" etc. kann man auch Taibei empfehlen, wo Lo Man Kam (Neffe von Yip Man) lehrt. Es gibt eine Lo Man Kam Organisation in Deutschland. Hin und wieder reisen einzelne Mitglieder und der dortige Sifu nach Taiwan und Hong Kong, ggf. kannst Du Dich einer solchen dt. Organisation anschliessen und f. 2 - 3 Wochen eine Trainingsreise machen und Dich vor Ort umsehen. Hier sind die "Verluste" geringer, denn 2 - 3 Wochen sind a) finanzierbar und b) Du "opferst" nur 2 - 3 Wochen Urlaub. Frage doch mal herum, wer solche Trainingsreisen zu chinesischen Lehrern anbietet und versuche so einen Einstieg zu finden.

Hong Kong ist f. mich zur Zeit meine "Traumstadt". Erstens bin ich eher Städter (bin im Ruhrgebiet aufgewachsen und brauche Beton um mich herum :D ) und mich fasziniert die provinzielle Internationalität von Hong Kong: in einem Moment bist Du von vielen Langnasen und "international business" umgeben, im nächsten Moment bist Du auf den Märkten der "locals" hier, wo nicht ein Wort Englisch oder Mandarin Chinesisch gesprochen wird und man nur mit einem Taschenrechner vor Dir fuchtelt, um Dir etwas zu verkaufen.

Wenn es Dir um chinesische Kultur geht, dann ist Taiwan auf jeden Fall interessanter, denn Hong Kong ist / war schon in sich abgeschlossen. Die Hong Kong Kultur besteht aus "Shopping / Food / Shopping / Food" und wenn man weniger Geld hat, ist es schwer hier mitzuhalten, besonders wenn mal als "Langnase" auch mal in ein westliches Restaurant gehen will, dann kann es schnell teuer werden. Das Gute ist aber, dass alle soviel arbeiten (wir haben z.B. 9:00 - 21:00, hin und wieder auch Samstags), dass Du keine Zeit hast, viel Geld auszugeben und wenn Du dann noch Deine Freizeit beim *ing *un verbringst in einer Schule, wo Du wie schon erwähnst ca. EUR 50 - 60 / Monat bezahlst, dann geht es schon, aber ich würde sagen EUR 1,200 - 1,500 sind schon nötig, wenn Du etwas "mithalten" willst.

Ggf. auch mal über die "German - Hong Kong Chamber of Commerce" versuchen.

Was ist mit Deinem Arbeitgeber? Kann sich dieser vorstellen, Dich für 6 Monate "zu entlassen" und Dir danach Deinen Job wieder zu geben?

Unabhängig vom *ing *un, ich möchte nicht mehr weg von Hong Kong (wenigstens für die nächsten 5 Jahre), u.a. ist meine Frau Chinesin, die nach 6 Jahren Deutschland wieder in einem Teil ihres Landes lebt (hatte ich vielleicht schon einmal geschrieben - sorry ob der Wiederholung), wir lieben das Hong Konger Steuersystem (12% Einkommenssteuer!!).

Ggf. gehen wir aber in gut 6 - 8 Monaten nach Shanghai, da unsere Firma plant, dort ein Büro zu eröffnen. Dann werde ich aber alle 3 Monate zum Privattraining mit Sifu Cliff nach Hong Kong kommen, denn ich habe jetzt "Blut geleckt", nicht weil ich am Originalschauplatz trainiere (gute Lehrer gibt es auch in Deutschland), sondern will ich nach Jahren des Hin und Her (mal 6 Monate trainiert, dann wieder gestoppt etc.) wirklich dabei bleiben will.

Alles Gute, solltest Du es mal nach Hong Kong schaffen, dann melde Dich über dieses Forum, wo ich jetzt regelmässig hinein schauen werde.

Gruss
Juerschue :)