Vollständige Version anzeigen : Was ist Terror?
Michael Kann
11-03-2004, 10:38
Immer häufiger geht es sowohl in den Medien als auch hier um den s.g. Terror.
Was ist Terror?
Was zeichnet Terror aus?
Welche Ziele verfolgen Terroristen?
Manchmal habe ich das Gefühl, dass wir über den vorgeblichen "Terror" im Irak vergessen, dass Terror eben KEIN rein ARABISCH oder MUSLIMISCH geprägter Begriff ist.
ETA, IRA, ANC, RAF usw.
Heute ins Auge gestochen und beim lesen des Artikels darauf gekommen
[Qutoe]Drei Tage vor den spanischen Parlamentswahlen hat eine Serie von Bombenanschlägen die spanische Hauptstadt Madrid erschüttert. Bei Explosionen in Bahnhöfen und Vorortszügen wurden mindestens 62 Menschen getötet. Das teilte das spanische Innenministerium mit. Mehr als 100 Menschen wurden verletzt. Politiker machen die baskische Separatistenorganisation ETA für die Terroranschläge verantwortlich. In drei Bahnhöfen detonierten zur Hauptverkehrszeit Sprengsätze im Abstand von wenigen Minuten. [/quote]
Manche TERRORGruppen werden später "liebevoll" als Widerstandsgruppen bezeichnet - siehe Nelson Mandela und den ANC - dies sollte jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass diese Gruppierung durch TERROR das erreicht hat was sie wollte. Dies eben, wie viele andere Gruppierungen auch!
Was sind die Ursachen für Terror?
Warum werden meist nicht die Ursachen, sondern die Wirkung, sprich, der Terror bekämpft?
sumbrada
11-03-2004, 11:03
Generell ist Terror der Versuch gewisse Ziele mit Gewalt zu erreichen.
Man kann natürlich unterscheiden in verschiedene Arten von Terror, wobei eigentlich alle Arten schlecht sind.
Meistens unterscheiden sich die Terroristen nur in der Art ihrer Motive, ihre Geisteshaltung ist die Gleiche.
Darum kann ein ehemaliger RAF-Terrorist plötzlich hoher NPD-Funktionär werden, siehe Horst Mahler.
Ich hab mal eine psychologische Studie über Terroristen gelesen, die das nur bestätigt hat.
Meistens handelt es sich bei Terroristen um narzistische Gewalttäter, wo der Terror weniger Mittel zu Zweck ist, sondern vielmehr das eigentliche Ziel.
Es gibt allerdings auch andere Formen des Terrors, den man unter wirklichen Befreiungskampf werten kann.
Das Problem ist, wo zieht man die Grenze zwischen legitimen und falschen Terrorismus.
Altes aber immer wieder gerne genommenes Beispiel, die Russen greifen uns an ;), sie durch Anschläge zu zermürben und in die Flucht zu schlagen, wäre in meinen Augen legitim. Aber ist das, was Palestinenser in Jerusalem machen dann auch legitim, ich bezweifel es. Eher, wenn sie Israelis in den palestinensischen Gebieten angreifen. Da beide Angriffe aber aus der selben Richtung kommen, schweres Thema.
Dann gibt es den Staatsterror, wo der Staat seine Gewalt ausübt, um seine Macht zu festigen oder zu vergrössern.
Michael Kann
11-03-2004, 11:27
@sumbrada
wenn Du die Studie noch hast würde sie mich interessieren!
@ all
Hochaktuell - auf einer internationalen Konferenz wollen sich nun Vertreter von mehr als 25 Staaten über Krieg gegen "Guerillatruppen und Terror" austauschen. Israel wolle seine Kenntnisse über Kampftaktiken und Ausrüstung mit anderen Ländern teilen, sagte ein Armeevertreter in Tel Aviv. Unter den Teilnehmern der ersten Tagung seien auch Offiziere, Diplomaten und Wissenschaftler aus mehreren europäischen Staaten. Die dreitägige Konferenz beginnt am 22. März. Ich bin mal darauf gespannt ob man etwas über den Ausgang der Konferenz mitteilt!
Michael Kann
11-03-2004, 11:29
Zur ETA mal n paar Eckdaten
Die baskische Untergrundorganisation ETA (Euskadi Ta Askatasuna - Baskenland und Freiheit) wurde 1958 in Spanien gegründet. Sie kämpft mit Waffengewalt für einen unabhängigen baskischen Staat. Bei Terroranschlägen der ETA kamen in den vergangenen 30 Jahren über 800 Männer, Frauen und Kinder ums Leben.
Die ETA betrachtet sich selbst als eine links stehende Befreiungsorganisation. Von der Europäischen Union und anderen internationalen Organisationen wurde sie offiziell als terroristische Vereinigung eingestuft. Sie spielte eine wichtige Rolle beim Kampf gegen die Franco-Diktatur (1939-1975).
Auch nach der Rückkehr Spaniens zur Demokratie setzte die Organisation ihren bewaffneten Kampf fort. Damit verlor sie stark an Sympathien in der Bevölkerung. Seit dem ersten Mordattentat 1968 folgten zahlreiche Anschläge in ganz Spanien. Das bislang blutigste ETA-Attentat war ein Anschlag auf ein Kaufhaus in Barcelona im Juni 1987 mit 21 Toten und 30 Verletzten.
Die ETA-nahe Baskenpartei Batasuna (Einheit) wurde im März 2003 vom Obersten Gerichtshof verboten. Sie galt als politischer Arm der Terroristen. Das spanische Verfassungsgericht bestätigte das Verbot der Partei im Januar dieses Jahres.
crazysource
11-03-2004, 11:58
ich glaube dass die medien dass jetzt auch verbreiten. es ist nicht der eta stil.
es sei denn die hätten aufeinmal ein ego-problem seit el quaida so viel medienrummel hat. aber ich denke bei dem attentat in spanien eher an islamische radikale
sumbrada
11-03-2004, 12:05
Die Vorgehensweise ähnelt jedenfalls mehr an Al Quaida.
@Michael Kann
Tut mir leid, ist schon Jahre her, wo das gelesen habe, weiss auch nicht mehr wo.
Michael Kann
11-03-2004, 12:18
Die Vorgehensweise ähnelt jedenfalls mehr an Al Quaida.
Dann warten wir mal die Ergebnisse ab, bin schon gespannt wer sich dazu bekennt!
@Michael Kann
Tut mir leid, ist schon Jahre her, wo das gelesen habe, weiss auch nicht mehr wo.
Schade!
deepforest
11-03-2004, 13:04
Bedeutung von Terror (ergoogelt)
Terror (v. lat.: terror Schrecken, terrere in Schrecken versetzen) ist
1. die systematische Verbreitung von Angst und Schrecken durch Gewaltaktionen besonders zur Erreichung politischer Ziele.
Bereits im ausgehenden Mittelalter wird der Begriff Terror als juristische Größe verwendet. Der lateinische Ausdruck territio (deutsch "Territion" Schreckung) bezeichnet das Zeigen der Folterinstrumente, eine Vorstufe der Folter.
Terror war ursprünglich eine dem Staat zugeschriebene legitime Funktion. Für Thomas Hobbes war der "Schrecken gesetzlicher Bestrafung" (terror of legal punishment) eine notwendige Voraussetzung eines Staatswesens, dem auf der anderen Seite der "der Schrecken der Macht" (the terror of some power) korrespondierte.
Am Vorabend der Französischen Revolution empörten sich die Aufklärer und warfen der Monarchie ein terrorostisches Schreckensregiemt ("par la terreur") vor. Auch Voltaire bezeichnet 1769 die staatlich inszenierte öffentliche Folterpraxis vor Hinrichtungen mit Rädern und Zerreißen bei lebendigem Leibe als "Terrorapparat" (appareil de terreur).
Die französischen Revolutionäre waren es selbst, die ab 1793 mit Robespierre den Terrorismus, die "Terrorherrschaft" als staatliches Machtmittel ausriefen.
2. Zwang, Druck durch Gewaltanwendung (der Terror des Geheimdienstes)
3. in der Umgangssprache Zank und Streit ("mach nicht solchen Terror")
gruss
deepforest
crazysource
11-03-2004, 14:12
bomben weist wohl doch auf die eta hin!!!
krank
Michael Kann
25-03-2004, 11:03
Der traditionelle Frühjahrsgipfel der EU steht unter dem Zeichen der Terrorismusbekämpfung. Die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union treffen sich in Brüssel, um ein gemeinsames Vorgehen zu besprechen. Gedacht ist an einen EU- Koordinator für die Terrorismusbekämpfung. Auch die gemeinsame Verfassung der Gemeinschaft steht auf der Tagesordnung. Der amtierende Ratspräsident, Irlands Regierungschef Bertie Ahern, will möglichst bald die dafür zuständige Kommission wieder einberufen.
Michael Kann
14-04-2004, 08:23
"Tragt den Krieg in die Wohnzimmer Eurer Feinde, erst dann werden sie begreifen was sie uns tag täglich antun!"
Zitat - unbekannt
Wäre dies einer der Gründe?
Mittlerweile wissen wir ja alle das in Madrid doch Islamisten wieder mal feige und hinterhältig tätig waren.
Meine Fragen betreffen allerdings die ETA. Wo und wann wurden die Basken denn, in Spanien oder anderswo auf der Welt, so sehr entrechtet, gefoltert und betrogen dass sie heute noch in einem so freien und freundlichem Land wie Spanien bomben? Mit welcher Berechtigung verlangen die Basken einen eigenen Staat? Ist es einem Basken wirklich so unmöglich einfach frei, glücklich und ohne Angst in Spanien zu leben?
P.S. Das Zitat finde ich einfach nur bescheuert.
Michael Kann
14-04-2004, 11:50
Mittlerweile wissen wir ja alle das in Madrid doch Islamisten wieder mal feige und hinterhältig tätig waren.
Die einen bomben "gerechtfertigt" oder auch nicht, mit oder ohne Kriegserklärung, mit oder ohne der Zustimmung der UNO, sprich Völkerrechtswidrig Zivilisten tot und die anderen tun dies auf der Basis von s.g. Terror. Für mich ist beides eine Form des Terrors - beides ist feige und größtenteils auch hinterhältig (siehe Raketenangriffe).
Meine Fragen betreffen allerdings die ETA. Wo und wann wurden die Basken denn, in Spanien oder anderswo auf der Welt, so sehr entrechtet, gefoltert und betrogen dass sie heute noch in einem so freien und freundlichem Land wie Spanien bomben? Mit welcher Berechtigung verlangen die Basken einen eigenen Staat? Ist es einem Basken wirklich so unmöglich einfach frei, glücklich und ohne Angst in Spanien zu leben?
Basken
Woher sie gekommen sind, weiß niemand so genau. Neuere genetische Untersuchungen haben ergeben, daß sie wahrscheinlich "kaukasischer" Abstammung sind; aber die politisch korrekten Herren Professoren teilen die Menschen halt lieber nach Sprachen ein als nach Genen, und die Basken sprechen nun mal keine indo-germanisch, sondern eine ganz andere Sprache. Genauer gesagt, andere Sprachen, denn "das Baskische" gibt es gar nicht (ebenso wenig wie es "das Irische" oder "das Räto-Romanische" gibt) - auch wenn uns kluge Lexika, vor allem französische, etwas anderes weis zu machen versuchen. Es gibt West-Baskisch, das in der Vizcaya gesprochen wird (das ist die Gegend um Guernica), Ost-Baskisch, das in der Soule gesprochen wird (das ist die Gegend um Mauléon-Licharre) und schließlich Mittel-Baskisch, das sich wiederum in drei Mundarten unterteilt, die jeweils in der Guipúzcoa (um San Sebastián), Labourd (um Ustaritz) und West-Navarra (um Pamplona) gesprochen werden - und damit wissen wir nun, wo die Basken beheimat sind.
Baskenland - gibt es das überhaupt?
Auf spanischer Seite gab es das Königreich Navarra, auf dessen Thron auch schon mal ein (halber) Baske saß, aber eben nur mal für kurze Zeit. Und da gab es auf französischer Seite das Herzogtum Gascogne, von dem die Franzosen meinen, es sei nach den Basken benannt. Aber selbst wenn dem so wäre: Mit den Gascognern haben die Basken nur gemeinsam, daß sie verwaltungsmäßig erst von ihren römischen, dann von ihren westgotischen und schließlich auch von ihren französischen Besatzern zusammen in einen Topf geworfen wurden, den sie "Aquitanien (Land am Wasser)" nannten, und daß sie gleichermaßen als Säufer galten: Bis heute bedeutet "soule" im Französischen "besoffen", und "Armagnac" bezeichnet nicht so sehr den Bewohner dieser gascognischen Landschaft als vielmehr einen Branntwein bzw. jemanden, der diesem regelmäßig in übergroßen Mengen zuspricht und darob ein grobes Verhalten an den Tag legt. Jahrhundertelang (bis zur Aufstellung einer offiziellen "Fremden-Legion") füllten die Franzosen ihre Kanonenfutter-Einheiten für die riskantesten Reise-Einsätze mit Basken und Gascognern auf - das ist die dritte und letzte Gemeinsamkeit.
In der guten alten Zeit, die heute im allgemeinen als schlecht und böse gilt, da ja nur die neuerungssüchtige Moderne gut ist, hatten die Basken hüben wie drüben gewisse Sonderrechte, die es ihnen ermöglichten, ihre Eigenart einigermaßen zu bewahren.
Dann kam die Pariser Mai-Revolution von 1789, die später "französische" Revolution genannt wurde und alle Menschen gleich machte (dafür wird sie jedenfalls heute von den offiziellen Märchen-, pardon, Geschichts-Schreibern gerühmt), also auch die Basken gleich schaltete und ihnen ihre Sonder-Rechte nahm. Nicht nur ihnen, sondern auch all den anderen "unfranzösischen" Minderheiten (ein wohlbekanntes Spiel) in Frankreich: den Bretonen, den Flamen, den Elsässern und den Juden - wobei die letzteren beiden praktisch deckungsgleich waren, denn nur im früher deutschen, also toleranten Elsaß hatte sich eine nennenswerte jüdische Minderheit gehalten; in allen anderen Gegenden hatten die Franzosen sie schon vorher platt gemacht. Der okzitanische Süden hatte schon seit den Albigenser-Kriegen keine Sonderrechte mehr gehabt.
Die Minderheiten - und auch viele Franzosen - bedankten sich schön für diese Gleichheit und griffen zu den Waffen, um ihre Ungleichheit und ihre Freiheit zu verteidigen gegen den Wahlspruch der neuen Republik, "unité, indivisibilité", "Einheit (nein, nicht "Einigkeit" - die brauchts doch gar nicht, wenn man die Untertanen zur Einheit zwingen kann!), Unteilbarkeit".
Letzteres war besonders wichtig: "Gleiches Recht für alle" meinte nicht, daß nun alle mehr Rechte haben sollten als bisher, sondern daß einige, die bisher Sonderrechte hatte (die man nun abfällig "Vor-Rechte" oder "Privilegien" nannte) diese verloren, also vor allem die Freiheit, anders zu sein.
Die alberne und in sich widersprüchliche Parole "liberté, égalité, fraternité", "Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit" (die Schwestern waren noch ausgeschlossen, auch wenn "droits des hommes" bis heute fälschlich mit "Menschen-Rechte" übersetzt wird statt richtig mit "Männer-Rechte", wie es damals unzweifelhaft gemeint war) sollten die Franzosen erst bei der übernächsten, der Februar-Revolution von 1848, erfinden - allerdings erstmal nur auf die Befreiung der Sklaven gemünzt, denn von den Nicht-Sklaven verlangte man noch etwas mehr, nämlich auch "probité", Rechtschaffenheit.
Erst im Jahre 1880, bei den 50-Jahr-Feiern zur Juli-Revolution von 1830, als auch der 14. Juli zum National-Feiertag erklärt wurde, sollte die Rechtschaffenheit gestrichen, der Spruch von "Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit" unter krasser Verfälschung der Geschichte auf 1789 zurück datiert und die damalige "Erstürmung" der leer stehenden Bastille - die schon lange nicht mehr als Gefängnis genutzt worden war, aber zufällig auch im Juli statt fand - zum Beginn der "französischen" Revolution hoch stilisiert werden.
Zurück in die 90er Jahr des 18. Jahrhunderts. Vor allem in den Grenzregionen zwischen "echten" Franzosen und "ihren" Minderheiten tobten die Kämpfe: In der Vendée, in der Provence, im Roussillon und in der Gironde, dem Gebiet nördlich des Baskenlandes. Am Ende hatte die Freiheit verloren und die Gleichmacherei gesiegt.
Nun, wie sollte es auch anders sein in einer Demokratie: Da gilt der Wille der Mehrheit, nicht wahr, dem sich die Minderheiten zu beugen haben, und wenn sie Widerstand zu leisten wagen, muß dieser gebrochen werden, denn Gemeinnutz geht vor Eigennutz. Oder gehört dieser schöne Spruch zu einer anderen Staatsform? Wenn ja, dann haben ihn deren Schöpfer jedenfalls bei den "Demokraten" abgeschöpft, pardon abgeschrieben.
Als das republikanische Terror-Regime einige Jahre später in Bedrängnis geriet, unterstützten die Basken den Vertreter einer anderen Minderheit, einen Korsen.
Der Korse siegte und errichtete an Stelle des Königs- ein Kaiserreich; aber er dankte den Basken und seinen anderen royalistischen Verbündeten ihre Hilfe schlecht: Er versuchte nicht nur Frankreich, sondern ganz Europa gleich zu schalten. Als auch er schließlich gescheitert war, wurde das geschlagene Frankreich wieder eine Monarchie; aber die alten Rechte der Minderheiten wurden nicht nur nicht wieder hergestellt, sondern unter dem Neffen des Korsen, der aus Frankreich erneut ein Kaiserreich machte, wurden diese noch brutaler unterdrückt als unter den Republikanern - selbst der Gebrauch ihrer Muttersprache wurde ihnen verboten.
Zurück nach Spanien, auch wenn das aus baskischer Sicht etwas Problematisch ist ... in Spanien dauerte es etwas länger, bis zu den Bürgerkriegen des 19. Jahrhunderts, die von den Spaniern "Carlisten-Kriege" genannt werden. An deren Ende verloren die Basken auch dort ihre "Fueros", ihre Sonder-Rechte.
1895 gründete Sabino Arana, ein junger Mann aus Bilbao, eine Organisation, die er "Euzkadi" nannte (was für "Baskenland" stand); er starb sieben Jahre später im Kerker, aber die Erinnerung an ihn blieb lebendig.
Im 20. Jahrhundert versuchten die Basken erneut, ihre Freiheit zurück zu erlangen. Da die Republik sie ihnen nicht gewähren wollte (trotz vieler Versprechung und neuer VÖLKERRECHTE), unterstützten sie den Vertreter einer anderen Minderheit, einen Galizier, im Spanischen Bürgerkrieg gegen die "Republikaner", Demokraten, Sozialisten, Kommunisten und Anarchisten.
Der Galizier siegte; aber er dankte den Basken ihre Hilfe schlecht: Er gab ihnen nicht nur ihre alten Rechte nicht zurück, sondern unterhöhlte ihre Eigenständigkeit noch, indem er die Ansiedlung armer Angehöriger einer weiteren Minderheit, der Andalusier, im Baskenland förderte.
Die Einwanderung dieser Wirtschaftsflüchtlinge sollte nach und nach die - in anderen Teilen Spaniens schon längst nicht mehr vorhandene - mittelständische Wirtschafts-Struktur des einst reichen Baskenlandes zerstören.
In den fünfziger Jahren griffen einige Basken Aranas Wortschöpfung "Euzkadi" wieder auf und ergänzten sie um die Wörter "... ta Aztakasuna (und seine Freiheit)"; ihre Feinde aber nannten die Organisation bald nur noch nach ihrer Abkürzung "E.t.A." (Euzkadi ta Aztakasuna).
Mit dem Ende der Franco-Zeit und der Ausarbeitung der heute gültigen demokratischen Verfassung im Jahre 1978 ist der Konflikt zwischen dem Baskenland und der Madrider Zentralregierung nicht beigelegt worden. Obwohl in der Verfassung die nationale Vielfalt Spaniens ausdrücklich betont wird, wurde seither nach Ansicht vieler Basken dem Verlangen nach mehr Eigenständigkeit nicht genügend Rechnung getragen. Als Begründung für mehr Autonomie bis hin zur nationalen Selbständigkeit sieht der baskische Nationalismus die kulturelle und sprachliche Besonderheit des Baskenlandes an.
Das Baskische ist als nicht-indogermanische Sprache mit keiner der anderen auf der Iberischen Halbinsel gesprochenen Sprachen verwandt. Diese Andersartigkeit führte 1895 zum Erwachen des baskischen Nationalismus und zur Gründung des Partido Nacionalista Vasco (PNV) In der Ära Franco (1939-1975) wurde jeglicher regionaler Nationalismus in Spanien, der auf kultureller
Eigenständigkeit basierte, vor allem in Katalonien und im Baskenland, unterdrückt.
Der Gebrauch der baskischen Sprache war sowohl im öffentlichen als auch im privaten Leben verboten. Als der baskische Nationalismus nach dem Zweiten Weltkrieg seine Hoffnungen auf einen Sturz Francos enttäuscht sah, trat Anfang der sechziger Jahre zum erstenmal die ETA als militante nationalistische Gruppe in Erscheinung. Radikaler Nationalismus, gepaart mit
marxistischen und anarchistischen gesellschaftlichen Ordnungsvorstellungen, fügten sich zu einem Ideengebäude zusammen, das auf eine nicht unbedeutende Anhängerschaft zurückgreifen kann.
1977 erließ die erste demokratische Regierung eine allgemeine Amnestie für die ETA-Terroristen, aber auch für die Verbrechen der Franco-Diktatur (dies dürfte der eigentliche Grund gewesen sein).
Nach der Verabschiedung der Verfassung 1978, die die Basken nicht ratifizierten, wurden den autonomen Regionen mehr und mehr Kompetenzen
übertragen. Dennoch blieb es bei der Spaltung des baskischen Nationalismus in eine nationalistische christlich-demokratische-gemäßigte, bürgerliche politische Partei (PNV) und einen politischen Arm (HB) der Terrororganisation ETA, der für eine Loslösung von Spanien mit Waffengewalt und der Errichtung eines baskischen Staates unter Einschluss der spanischen Autonomen Region Navarra und der französisch-baskischen Provinz eintritt.
Die Anschläge der ETA führten u. a. Anfang der achtziger Jahre zur Aufstellung von staatlichen Antiterrorgruppen, die unter der Verantwortung des damaligen sozialistischen Innenministers Aktionen durchführten, die nach Ansicht des Obersten Spanischen Gerichtshofes rechtsstaatliche Grenzen überschritten und Mitte 1998 zur Verurteilung der damals politisch Verantwortlichen führte. Zwischenzeitlich wurden der seinerzeitige Innenminister und sein Staatssekretär durch einen Gnadenakt der Regierung
vor Weihnachten 1998 wieder auf freien Fuß gesetzt.
Anfang Mai 2001 wurde gerichtlich verfügt, die beiden ehemaligen Spitzenpolitiker sollten aufgrund eines Delikts, das durch die Begnadigung 1998 nicht abgedeckt war, erneut eine Haftstrafe antreten.
Im September 1998 verkündete ETA einseitig einen unbefristeten Waffenstillstand. Vorausgegangen waren nach der Ermordung mehrerer kommunaler Abgeordneter des Partido Popular Massendemonstrationen im Baskenland und in nahezu allen spanischen Städten, in denen die Bevölkerung ein Ende der Gewalt forderte. Daneben gelangen der spanischen und französischen Polizei (da es ja kein rein spanisches Problem ist) im Laufe der letzten Jahre beachtliche Erfolge im Kampf gegen den Terror.
Durch die Aufnahme von Gesprächen zwischen Sinn Fein und der Regierung Blair sahen sich ETA und HB gezwungen, ihren kompromisslosen Kurs zu
überdenken. Dabei kam HB zugute, dass die gemäßigten baskisch-nationalistischen Parteien Gesprächsbereitschaft zeigten. Diese Gespräche
mündeten schließlich in die Erklärung von Estella vom 12. September 1998, die von PNV, EA3, HB, IU4 und 19 weiteren sozialen und gewerkschaftlichen
Organisationen des Baskenlandes unterzeichnet wurde. Diese Erklärung enthält eine Verpflichtung zu allseitigen und offenen, gleichzeitig aber rein
baskischen Verhandlungen über die Zukunft des Baskenlandes (sog. alleiniger baskischer Entscheidungsspielraum).
Der PNV verlässt das Lager der Demokraten. Die Kontakte von PNV mit HB stellten eine Abkehr von der bisherigen Übereinkunft aller spanischen
demokratischen Parteien dar.
Bisher galt der Grundsatz: mit ETA wird nicht verhandelt, solange ETA
mordet. Folglich wurde dieser Dialog heftig von PP5 und PSOE6 kritisiert. Während vor dem Waffenstillstand der ebenfalls aus dem Baskenland stammende spanische Innenminister, Jaime Mayor Oreja, einen harten Kurs gegen die ETA vertrat und darin auch von der gesamtspanischen Opposition unterstützt wurde, konnte man in der Folgezeit eine Doppelstrategie der Regierung in Madrid erkennen. Zum einen betonte sie, dass sie am unnachgiebigen Kurs gegenüber der ETA festhalte, insbesondere da nicht abzusehen sei, ob die ETA diesen Waffenstillstand nicht bloß verkündete, um die Wahlaussichten der nationalistischen Parteien im Herbst 1998 zu verbessern und sich darüber hinaus selbst eine Atempause zu verschaffen; zum anderen wurde jedoch die Bereitschaft der Regierung zu Verhandlungen mit HB oder sogar direkt mit der ETA signalisiert. Ein Anzeichen dafür war auch die Verlegung von vier Häftlingen der ETA in baskische Gefängnisse und damit eine teilweise Erfüllung dieser immer wieder vorgetragenen Forderung nationalistischer baskischer Kräfte.
Die Regionalwahlen vom 25. Oktober 1998, bei denen der PNV zwar stärkste Partei blieb, der Partido Popular und der politische Arm der ETA (HB – EH) jedoch als Sieger anzusprechen waren, führten zu langwierigen Verhandlungen über die Regierungsbildung. Die nationalistischen Kräfte setzten
sich durch und Juan José Ibarretxe, PNV-Kandidat für das Amt des „Ministerpräsidenten“ entschloss sich auf Druck und massive Einflussnahme des PNV-Vorsitzenden Javier Arzallus zu einer rein baskischen
Regierung aus PNV und EA mit parlamentarischer Unterstützung durch HB. Diese hatte mit 41 von 75 Parlamentssitzen eine komfortable absolute
Mehrheit. Friedensverhandlungen in Anlehnung an das irische Vorbild gescheitert.
In den Folgemonaten und während des ersten Halbjahres 1999 wurden Friedensverhandlungen mit Vertretern des politischen Armes der ETA, aber auch direkt mit Repräsentanten der Terroristenorganisation in Spanien und in der Schweiz aufgenommen. Daran beteiligte sich die spanische Regierung.
Obwohl die Straßengewalt durch die ETA und durch die militante Jugendorganisation Jarrai durch mehrere Sachanschläge mit Molotowcocktails weiterbetrieben wurde, hielt sich ETA an den im September 1998 verkündeten Waffenstillstand. Die Friedensverhandlungen führten zu keinen Ergebnissen. Die Forderungen nach einem von Spanien unabhängigen Baskenland unter Einschluss von Navarra und des französischen baskischen Gebietes waren für die spanische Regierung inakzeptabel und unerfüllbar. Trotz der Versuche einer internationalen Vermittlung im zweiten Halbjahr 1999 kündigte ETA ihren Waffenstillstand Ende November 1999 auf. Die Verhandlungen waren damit endgültig gescheitert. Der Terror begann von neuem.
Die erfolglosen Friedensbemühungen und die Aufkündigung des Waffenstillstandes führten auch zu einer Verhärtung der Fronten zwischen dem politischen Arm der ETA und dem regierenden PNV. Die 14 Abgeordneten von HB kündigten Anfang 2000 ihre Zusammenarbeit im baskischen Regionalparlament auf. Der PNV, gemeinsam mit EA, hatte keine Mehrheit mehr.
Im März 2000 gewann die Volkspartei in einem überwältigenden Sieg die allgemeinen Parlamentswahlen und stellte die absolute Mehrheit der Sitze in
den Cortes. José María Aznar ist seit diesem Zeitpunkt nicht mehr auf nationale Abgeordnete regionaler Parteien angewiesen, um seine Regierungsfähigkeit und parlamentarische Mehrheit zu sichern.
Der baskische PNV, die katalanische CiU und die kanarische Parteienkoalition waren in der Legislaturperiode 1996 – 2000 der Volkspartei durch einen
Regierungspakt verbunden und sicherten der Regierung in Madrid die Mehrheit im nationalen Parlament.
Nach der zweiten Regierungsbildung unter José María Aznar verschärfte sich der Ton gegenüber dem politischen Gegner im Baskenland. Die Konflikte
und Auseinandersetzungen über die Strategie zur Lösung der Baskenfrage zwischen dem nationalistischen Block aus PNV, EA sowie dem politischen
Arm der ETA und den beiden gesamtspanischen Parteien PP und PSOE verhärteten und intensivierten sich. Das Scheitern der Friedensverhandlungen mit der Aufkündigung des ETA-Waffenstillstandes, das Wiederaufflammen der Terroranschläge insbesondere gegen Gemeindepolitiker der gesamtspanischen
Parteien, die Deutlichkeit, mit der ETA der spanischen Regierung zeigte, dass sie die Waffenruhe zur Stärkung ihrer eigenen Organisation und Schlagkraft
in Frankreich und in Spanien genutzt hatte, das sture Festhalten des PNV an einer Strategie des Dialogs auch unter Einbeziehung der Vertreter der Terrororganisation sowie das Nichtabrücken der rein baskischen politischen Kräfte von der Forderung nach mehr Selbstbestimmung bis zur Autonomie mit Loslösung aus dem gesamtstaatlichen Verbund führten im Verlauf des Jahres 2000 zu einer bisher kaum gekannten Polarisierung zwischen PP und PNV. Die gegenseitigen Vorwürfe, Unterstellungen, die persönlichen Verunglimpfungen und Beleidigungen der Spitzenpolitiker verhärteten und vergifteten das innenpolitische Klima. Vergleiche von Arzallus mit Milosevic, von José María Aznar mit einem Postfranquisten, das Verbot der ETA-Zeitung durch die spanische Justiz, die Festnahme der Herausgeber und die nicht eindeutige
Distanzierung vom Terror durch die PNVFührung boten Angriffsflächen und erzeugten Aufgeregtheiten, die häufig die Grenzen des guten Geschmacks sprengten und dazu führten, dass sich viele Basken mit ihrer politischen Führung und mit dem ihres Erachtens zu Unrecht gescholtenen Lehendakari solidarisierten.
Die gegenseitigen Diffamierungen führten auf dem IDC-Kongress im Dezember 2000 in Santiago de Chile auf Drängen und Betreiben der spanischen
Volkspartei zu dem Ausschluss des PNV aus der Internationale. Der Beschluss hat das Gründungsmitglied dieser Organisation, sowohl die PNV Führung
als auch die Mitglieder, tief getroffen. Damit waren den baskischen Nationalisten als christlich-demokratischer Partei die internationalen und europäischen Gesprächsforen weggebrochen.
Seit den Europawahlen und dem Ende 1999 beschlossenen Austritt des PNV aus der Familie der Europäischen Volkspartei veränderte der Partido Popular seine Strategie in Bezug auf das Baskenproblem im Rahmen seiner internationalen Parteibeziehungen.
Man bemühte sich fortan um europäische und internationale Solidarität im Kampf um den ETA-Terror. Dies stand im Gegensatz zur bisherigen Haltung der spanischen Regierung, das Baskenproblem sei ein innerstaatliches spanisches Anliegen; ausländische Einmischung sei nicht erwünscht.
In der Folge haben die Partei, aber auch Ministerpräsident Aznar persönlich bedeutende Spitzenpolitiker befreundeter Parteien zu Besuchen nach Madrid eingeladen. Diese äußerten sich dann auch meist wunschgemäß im Sinne der Auffassung der spanischen Regierungspartei zur Behandlung der Baskenfrage
und gaben auf diese Weise dem Standpunkt internationale Legitimität. Die EVP-Mitgliedsparteien solidarisierten sich auch durch die Annahme einer von
der spanischen Schwesterpartei lancierten Resolution während des letzten EVP-Kongresses im Januar 2001 in Berlin.
Ermutigt durch die anfänglichen Fortschritte beim irischen Friedensprozess versuchte dagegen der PNV, die Frage des Selbstbestimmungsrechtes der
Basken international abzusichern. Foren der Vereinten Nationen wurden benutzt, um das Baskenproblem im Sinne des PNV darzustellen und Verbündete
dafür zu gewinnen. Auch beschäftigte sich der Europarat mit der Baskenfrage; im Europaparlament erhielt der PNV-Abgeordnete Redeverbot, als er die ETA nach einem der jüngsten Terroranschläge nicht verurteilte und die spanische Regierung als autoritär und repressiv brandmarkte.
Der Hauptvorwurf der gesamtspanischen Parteien gegen die gemäßigten Nationalisten des PNV gipfelte in der berechtigten Forderung, die baskische
Regierung möge sich aus der Umklammerung einer undemokratischen politischen Partei lösen (gemeint war HB) und den Pakt von Estella aufkündigen. Zu diesem Schritt war weder der amtierende Ministerpräsident
Ibarretxe noch der Vorsitzende des PNV, Arzallus, bereit. Dies verwundert, da auch der PNV mehr und mehr einsah, von der ETA und ihrem politischen
Arm durch den Waffenstillstand getäuscht worden zu sein. Eine Rückkehr zum Grundkonsens aller Demokraten – die Gewalt als politisches Mittel ablehnen – wurde zwar von den gesamtspanischen Parteien PP und PSOE gefordert; erleichtert hat man dem PNV diesen Schritt jedoch nicht.
Mit dem Auszug der Abgeordneten von HB aus dem baskischen Regionalparlament war die Regierung Ibarretxe gegenüber der Zahl der Abgeordneten von PP und PSOE in der Minderheit. Eine ordnungsgemäße
Regierungsarbeit war daher seit Anfang 2000 nicht mehr möglich. Schon frühzeitig wurden Stimmen aus dem Lager der gesamtspanischen Parteien
laut, Ibarretxe solle zu vorgezogenen Neuwahlen aufrufen. Der baskische „Ministerpräsident“ widersetzte sich diesen Forderungen anfänglich hartnäckig. Nach wie vor stehe die Mehrheit der baskischen Bevölkerung hinter einer rein baskischen nationalistischen Regierung. Der Geist des Paktes von Estella bleibe gültig und sei nach wie vor Regierungsauftrag. Der PNV sei der einzige Garant für eine friedliche Verhandlungslösung in der Baskenfrage.
In diesem Klima der gegenseitigen Schuldzuweisungen, das kein gutes Beispiel für die politische Kultur in Spanien war, lenkte José Ibarretxe Ende 2000,
Anfang 2001 ein und gab dem Druck der gesamtspanischen Parteien PP und PSOE mit ihrer Forderung nach vorgezogenen Neuwahlen nach. Nach mehreren
Wochen der internen Beratungen und Überlegungen wurde der Wahltermin von der baskischen Regierung Anfang Februar auf den 13. Mai 2001 festgesetzt.
Vorausgegangen war im Dezember 2000 ein Antiterrorismuspakt zwischen den großen spanischen Volksparteien PP und PSOE. Der insbesondere innerhalb der Sozialisten nicht unumstrittene Schritt einer gemeinsamen Vorgehensweise beider Parteien bei den Neuwahlen im Baskenland sah vor, dass bei Erreichen einer genügenden Mehrheit die gesamtspanischen
Parteien eine Koalitionsregierung im Baskenland unter Ausschluss der nationalistischen Kräfte bilden könnten. Dies war eine bisher noch
nicht versuchte Variante zur Lösung der Baskenfrage durch einen demokratischen Urnengang. Die Grundlage der Vereinbarung bildete das eindeutige Bekenntnis gegen die Gewalt als politisches Mittel. Im Rahmen rechtsstaatlicher Normen sei der Terror durch die Polizeikräfte zu bekämpfen.
Der PNV habe der Gewalt durch seine Zusammenarbeit mit dem politischen Arm einer Terrororganisation Vorschub geleistet und sich damit aus dem Lager der Demokraten selbst ausgeschlossen. Der erst seit Juli 2000 amtierende neue Vorsitzende des PSOE, José Luis Zapatero, der sich einerseits gegenüber dem nach wie vor hinter den Kulissen einflussreichen Felipe González zu profilieren sucht und andererseits durch eine konstruktive
Opposition, die in Fragen von nationalem Interesse auch Gemeinsamkeiten mit der Regierung anstrebt, seinen eigenen Stil durchsetzen möchte, hatte es
nicht einfach, die Gesamtpartei auf diesen Kurs zu verpflichten. Viele Spitzenpolitiker des PSOE, dessen baskischer „Landesverband“ in vergangenen
Legislaturperioden gemeinsam mit dem PNV regiert hatte, fürchteten, dass der vom PP initiierte Kurs der Polarisierung und der Ausgrenzung des politischen Gegners, dem sich der PSOE durch den Pakt anschließen musste, die Wahlchancen des baskischen PSE verringern könne und darüber hinaus Optionen für eine künftige Regierungsbildung verschütte.
Die jüngere Geschichte dürfte weitestgehend bekannt sein und auch, dass trotz vieler Versprechen die Baskenfrage weiterhin ungelöst und offen ist.
P.S. Das Zitat finde ich einfach nur bescheuert.
Deine Sicht ... ich finde es TIEFGRÜNDIG!
Vielen Dank das du dir die Mühe gemacht hast.
Ich werde mir den Text heute abend auf jeden Fall gründlich durchlesen.
Was du am Anfang geschrieben hast sehe ich nicht ganz so.
Bei einem Terroranschlag sollen vorwiegend weiche Ziele getroffen werden (bestes Beispiel die Twin Towers oder Madrid), bei einem Bombenangriff werden weiche Ziele aus versehen getroffen.
Ich glaube nicht daß du einem amerikanischen Bomberpiloten vorwerfen willst, daß er absichtlich Bomben auf Wohngebiete, Schulen oder Krankenhäuser wirft.
Michael Kann
14-04-2004, 13:23
Ich glaube nicht daß du einem amerikanischen Bomberpiloten vorwerfen willst, daß er absichtlich Bomben auf Wohngebiete, Schulen oder Krankenhäuser wirft.
Nein ... niemals ... ich doch nicht ... ich würde das allen Bomberpiloten vorwerfen - Beispiele: Nagasaki, Hiroshima, Bremen, Dresden, Nürnberg, Vietnam, Korea ... weitere Beispiele ziehe Dir einfach selbst!
Bzgl. absicht oder nicht
Es ist für Dich also dann ein LEGALER Angriff (auch auf Zivilisten - dabei wird dies im übrigen von den "Strategen" als unumgänglicher "Sachverhalt" eingeplant - wenn Du mir nicht glauben willst, befrage die Herren Planer in Uniform)?
Ich meinte eigentlich die aktuellen Beispiele Afghanistan und den Irak.
Michael Kann
15-04-2004, 09:38
Ich meinte eigentlich die aktuellen Beispiele Afghanistan und den Irak.
Ich weiß nicht, irgendwie habe sich mir andere Bilder in diesem Bezug ins Gedächtnis gebrannt :confused:
Wer es billigend in Kauf nimmt, u.a. bei seinen Bomben- und Raketenangriffen die FALSCHEN (weiche Ziele *kotz*) zu treffen um eine angeblich "höheres" Ziel zu erreichen, ist und bleibt für mich ein Mörder!
Das erste Opfer jedes Krieges ist die Wahrheit und die "Geschichte" zeichnet lieber Helden als Opfer! Im übrigen geht es nicht nur um Amerikanische Kriege ... Ob die Vertreibung von Menschen mit dem Begriff "ethnische Säuberung” zu einer Art überfälligem nationalen Frühjahrsputz verharmlost wird oder im NATO-Jargon die von Bomben und Cruise Missiles zerfetzten jugoslawischen Frauen und Kinder zum "Kolateral-Schaden” neutralisiert werden, das Orwellsche Neusprech feiert allemal fröhliche Urständ.
Wir vergessen zu gerne, solange der Krieg nicht in unserem "Wohnzimmer" tobt, dass ein s.g. Kolateral-Schaden ein Gesicht hat(te)! Zum Beispiel dieses
http://www.cd4.de/Irak/kriegsopfer00.JPG
oder dieses
http://www.cd4.de/Irak/kriegsopfer02.JPG
oder dieses
http://www.spiegel.de/img/0,1020,256837,00.jpg
ganz böse Iraker!
KRIEG, TERROR ... nenn es wie Du willst. Es hat viele Gesichter. Siehst Du ein Positives darunter?
http://www.faridb.com/contra/opfer/grafiken/zielgetroffen2.jpg
http://www.faridb.com/contra/opfer/grafiken/kleinesmaedchen.jpg
http://www.faridb.com/contra/opfer/grafiken/madel.jpg
http://www.faridb.com/contra/opfer/grafiken/kniee.jpg
http://www.faridb.com/contra/opfer/grafiken/nagasaki.jpg
http://www.faridb.com/contra/opfer/grafiken/zielgetroffen.jpg
Ja ich weiß, wir bekommen meist nur jubelnde Gesichter zu sehen ... Friede, Freude, Eierkuchen ... ignorieren ist so einfach ...
Es geht um die Bomberpiloten.
Meinst du wirklich, daß die Mehrheit der dort kämpfenden Soldaten das "billigend in Kauf nimmt" oder das aus Überzeugung oder Mordlust tut?
Du kannst doch nicht die Soldaten für diese Kriege verantwortlich machen.
Und alles hat zwei Seiten. Warum postest du nicht mal Bilder von gefolterten Menschen des Saddamregimes oder das der Taliban.
Weißt du eigentlich wie viele unschuldige Kinder und Frauen die Taliban auf dem Gewissen haben und was die für Methoden hatten? Ich hab einen sehr guten Freund der dir da einiges erzählen könnte, weil live erlebt.
Wir, die wir hier weit weg von allem im Wohlstand sitzen, können immer viel erzählen. Und wir brauchen auch nicht mit dem Zeigefinger auf die "bösen" Amerikaner zeigen. Wir hier in Europa lassen die Verelendug und die daraus resultierende Gewalt vieler Teile der Welt genauso tatenlos zu.
Und das Krieg grundsätzlich scheiße ist und viele unschuldige Opfer nach sich zieht, müssen wir hier ja wohl nicht diskutieren.
Ich möchte hier bitte auch nicht als Befürworter des Irakkriegs hingestellt werden.
Michael Kann
15-04-2004, 12:35
Tach Sefredi ...
Es geht um die Bomberpiloten.
Nein ... es geht um Terror!
Meinst du wirklich, daß die Mehrheit der dort kämpfenden Soldaten das "billigend in Kauf nimmt" oder das aus Überzeugung oder Mordlust tut?
Das mußt Du die Soldaten fragen und nicht mich! Ich würde es nicht tun. Hast Du gestern die Reportage über die US-Veteranen gesehen? Wenn nicht, der Hammer was diese Leute heute versuchen DAGEGEN zu unternehmen.
Du kannst doch nicht die Soldaten für diese Kriege verantwortlich machen.
Also muß ich sie von der Verantwortung gänzlich frei sprechen?
Und alles hat zwei Seiten. Warum postest du nicht mal Bilder von gefolterten Menschen des Saddamregimes oder das der Taliban.
Du erzählst mir da nichts neues und ich kann weder dem staatlich verordneten noch dem anderen Terror etwas gutes abgewinnen.
Wenn Du Bilder von den Opfern einstellen willst, dann steht Dir das frei! Ich bedauere jedes Opfer ...
Des weiteren ist der aktuelle Krieg Völkerrechtswidrig und das weißt Du auch. Die Gründe für diesen Krieg sind ein Hohn! Dazu aber bitte im richtigen Thread mehr.
Weißt du eigentlich wie viele unschuldige Kinder und Frauen die Taliban auf dem Gewissen haben und was die für Methoden hatten?
Du erzählst mir wieder nichts neues ... ich weiß es und finde es mehr als bedauerlich. Doch auch hier stellt sich mir die Frage nach dem Warum? Warum bekämpft man nicht die Ursachen sondern die Wirkung?
Gestern wurden die Palästinenser mehr als deutlich gänzlich verarscht. Ich will mir gar keine großen Gedanken über das "Nachspiel" der Vereinbarungen von Bush und seinem israelischen Freund machen. Was meinst Du was daraus entsteht?
Ich hab einen sehr guten Freund der dir da einiges erzählen könnte, weil live erlebt.
Ja ... die lieben Freunde ... bei mir ist es der Ex-Mann meiner Cousine der im ersten Golfkrieg "gearbeitet" hat. Heute Veteran und mit ner ganz anderen Einstellung zur US-Regierung, zum Militär usw. gesegnet!
Wir, die wir hier weit weg von allem im Wohlstand sitzen, können immer viel erzählen. Und wir brauchen auch nicht mit dem Zeigefinger auf die "bösen" Amerikaner zeigen. Wir hier in Europa lassen die Verelendug und die daraus resultierende Gewalt vieler Teile der Welt genauso tatenlos zu.
Du? Ich nicht! Wo ich was tun kann werde ich alles in meiner Macht stehende tun dagegen anzugehen.
Und das Krieg grundsätzlich scheiße ist und viele unschuldige Opfer nach sich zieht, müssen wir hier ja wohl nicht diskutieren.
Ich möchte hier bitte auch nicht als Befürworter des Irakkriegs hingestellt werden.
:halbyeaha
Das mußt Du die Soldaten fragen und nicht mich! Ich würde es nicht tun. Hast Du gestern die Reportage über die US-Veteranen gesehen? Wenn nicht, der Hammer was diese Leute heute versuchen DAGEGEN zu unternehmen.
Genau das meine ich doch. Sie sind meistens auch nur Opfer und zerbrechen an dem was in Kriegen geschieht und was sie tun müssen.
Also muß ich sie von der Verantwortung gänzlich frei sprechen?
Nein, natürlich nicht. Aber Soldaten fangen keine Kriege an, das sind andere.
Du erzählst mir da nichts neues und ich kann weder dem staatlich verordneten noch dem anderen Terror etwas gutes abgewinnen.
Das seh ich genauso.
Du erzählst mir wieder nichts neues ... ich weiß es und finde es mehr als bedauerlich. Doch auch hier stellt sich mir die Frage nach dem Warum? Warum bekämpft man nicht die Ursachen sondern die Wirkung?
Das sehe ich ebenfalls genauso. Nur bei dem Beispiel Afghanistan war es leider schon zu spät. Ich wünsche dem Afghanischem Volk für seine Zukunft alles Gute.
Gestern wurden die Palästinenser mehr als deutlich gänzlich verarscht. Ich will mir gar keine großen Gedanken über das "Nachspiel" der Vereinbarungen von Bush und seinem israelischen Freund machen. Was meinst Du was daraus entsteht?
Das sehe ich schon wieder genauso. Und ein weiterer Schritt zur Versöhnung kann man es wohl nicht nennen.
Ja ... die lieben Freunde ... bei mir ist es der Ex-Mann meiner Cousine der im ersten Golfkrieg "gearbeitet" hat. Heute Veteran und mit ner ganz anderen Einstellung zur US-Regierung, zum Militär usw. gesegnet!
Auch ein Opfer des Krieges.
Du? Ich nicht! Wo ich was tun kann werde ich alles in meiner Macht stehende tun dagegen anzugehen.
Man kann nur hoffen das es immer mehr werden die etwas wirklich sinnvolles tun.
Michael Kann
18-04-2004, 19:06
Als kleine Info ... Heute ... 20.15 Uhr auf Eins Extra "Gebrochene Helden" US-Soldaten nach den Einsätzen im Irak. Reportage über psychische Spätfolgen.
Michael Kann
19-04-2004, 09:21
Nur stellvertretend - als Gegenargument zu der Aussage "Soldaten tragen nicht die Verantwortung!"
Kriegsverbrechen in Vietnam
Apocalypse Now
Die Männer der Tiger Force mähten wehrlose Bauern nieder, schnitten ihren Opfern die Ohren ab und enthaupteten Babys: Monatelang recherchierten Journalisten der amerikanischen Lokalzeitung "Toledo Blade" die blutige Spur der US-Eliteeinheit im Vietnam-Krieg. SPIEGEL ONLINE (www.spiegel.de) hat den Report übersetzt, der jetzt mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet wurde.
Quang Ngai, Vietnam - Die zehn älteren Bauern hatten auf dem offenen Reisfeld keine Chance. Auf der einen Seite der Fluss, auf der anderen die Berge. Dazwischen rückten die Soldaten immer näher: eine amerikanische Elitetruppe, bekannt unter dem Namen Tiger Force.
Die Bauern waren unbewaffnet, doch das machte keinen Unterschied. Am 28. Juli 1967, dem Tag, an dem die Sondertruppe den Ort erreichte, war niemand sicher.
Niemand.
Als die Kugeln flogen, fiel einer nach dem anderen, die Flucht erschwert durch das Dickicht an Grünpflanzen und den Schlamm. Binnen Minuten war alles vorbei. Vier waren tot, weitere verwundet. Einige überlebten, weil sie regungslos im Schlamm verharrten.
Später erinnerten sich vier der Soldaten an den Überfall: "Wir wussten genau, dass die Bauern unbewaffnet waren", sagte einer, "aber wir haben sie trotzdem erschossen."
Der grundlose Überfall ist einer von vielen, den die hoch dekorierte Militäreinheit im Vietnam-Krieg ausführte. Das ergaben achtmonatige Nachforschungen von "The Blade", einer Regionalzeitung im US-Bundesstaat Ohio.
Das Platoon - ein kleiner, hervorragend ausgebildeter Trupp von 45 Fallschirmjägern, der ursprünglich als Spähtrupp gedacht war - geriet zwischen Mai und November 1967 völlig außer Kontrolle.
Sieben Monate lang zog die Tiger Force über das vietnamesische Zentral-Hochland und metzelte dabei Dutzende unbewaffneter Zivilisten nieder. Einige Opfer wurden gefoltert und verstümmelt. Diese Gewalttaten waren der amerikanischen Öffentlichkeit bislang unbekannt.
Die Männer der Elitetruppe warfen Handgranaten in unterirdische Bunker, in denen sich Frauen und Kinder versteckt hielten, und schufen so Massengräber. Sie erschossen unbewaffnete Zivilisten, die um ihr Leben flehten. Oft folterten und erschossen sie ihre Gefangenen, dann schnitten die Soldaten ihren Opfern die Ohren ab oder skalpierten sie - als Souvenir.
Eine Durchsicht von Tausenden von geheimen Armeedokumenten, Unterlagen aus US-Nationalarchiven und Funk-Aufzeichnungen geben Einblicke in die Praktiken einer Kampfeinheit, die die umfangreichste Serie von Gräueltaten im Vietnam-Krieg beging. Die verantwortlichen Kommandeure sahen einfach weg.
Die Recherchen der US-Armee erstreckten sich über viereinhalb Jahre, zahlreiche Augenzeugen wurden ausfindig gemacht, die die Kriegsverbrechen der Einheit bestätigten. Schließlich wurden die Akten jedoch in den Archiven vergraben - drei Jahrzehnte lang. Niemand wurde dafür jemals zur Rechenschaft gezogen.
"The Blade"
Den diesjährigen Pulitzer-Preis für investigativen Journalismus verdankt die Lokalzeitung "Toledo Blade" aus Ohio nicht nur hartnäckiger Recherche. Mindestens ebenso wichtig war, dass die Chefredaktion des Blattes die vermeintlich unpatriotische Reportage über amerikanische Kriegsgräuel in Vietnam trotz Gegenwinds veröffentlichte.
Keiner weiß genau, wie viele unbewaffnete Männer, Frauen und Kinder dieser Truppe vor 36 Jahren zum Opfer fielen. Die Unterlagen sprechen von mindestens 81 Opfern, die Schuss- oder Stichwunden erlagen. Aber viele weitere wurden umgebracht - unter eindeutiger Verletzung der US-Militärgesetze und der Genfer Konventionen von 1949.
Bei über 100 Interviews, die "The Blade" mit ehemaligen Soldaten der Tiger Force sowie vietnamesischen Zivilisten führte, stellte sich heraus, dass in diesen sieben Monaten Hunderte von unbewaffneten Zivilpersonen ihr Leben verloren.
"Keiner hat Buch geführt", so der ehemalige Gefreite Ken Kerney, heute Feuerwehrmann in Kalifornien. "Ich wusste, was wir taten, war nicht richtig, aber so war es eben."
Viele Einzelheiten der Geschehnisse im fraglichen Zeitraum sind unbekannt: Unterlagen aus den Nationalarchiven sind verschwunden, Täter und Zeugen sind verstorben. In vielen Fällen erinnern sich die Soldaten zwar an die begangenen Taten und den ungefähren Ort, jedoch nicht an genaue Daten.
Nur eines ist klar: Fast vierzig Jahre später können noch immer viele die brutalen Verbrechen an den Bauern nicht vergessen - weder die vietnamesische Dorfbewohner noch die ehemalige Tiger-Force-Soldaten.
"Wir waren total außer Rand und Band", erklärte der damalige Sanitäter Rion Causey, 55. Causey ist heute Atomingenieur und fragt sich selbst: "Auch wenn das alles 30 Jahre her ist - wie können manche Leute ruhig schlafen?"
Die Zeitung "Toledo Blade" fand heraus:
Die Kommandeure waren sich über die Gräueltaten der Truppe 1967 durchaus im Klaren und ermutigten in einigen Fällen die Soldaten sogar weiterzumachen.
Zwei Soldaten, die sich gegen die Untaten aussprachen, wurden von ihren Befehlshabern verwarnt, den Mund zu halten, bevor sie in eine andere Einheit versetzt wurden.
Zwischen Februar 1971 und Juni 1975 ermittelte die US-Armee in 30 Verdachtsfällen von Kriegsverbrechen gegen Mitglieder der Tiger Force, mit dem Ergebnis, dass insgesamt 18 Soldaten derartiger Verbrechen bezichtigt wurden, darunter Mord und tätliche Übergriffe. Keiner der Schuldigen wurde je formell angeklagt.
Sechs Soldaten, die Kriegsverbrechen verdächtigt wurden, darunter ein Offizier, wurde gestattet, während der Nachforschungen in den Ruhestand zu treten. Damit konnten sie sich dem Bereich militärischer Ermittlungen entziehen.
Den Unterlagen zufolge gelangten die Ergebnisse der Recherchen bis in die Reihen der obersten Heeresführung, auch der Verteidigungsminister selbst hatte Kenntnis. Dennoch geschah nichts.
Spitzenleute im Weißen Haus, so auch John Dean, ehemaliger Chefberater von Präsident Richard Nixon, erhielten regelmäßige Berichte über die Fortschritte der Ermittlungen.
Bis heute verweigern die Ermittler der US-Armee die Herausgabe von Tausenden von Unterlagen, die aufklären könnten, was genau geschah und warum die Sache unter den Teppich gekehrt wurde. Armeesprecher Joe Burlas erklärte in der vergangenen Woche, es sei möglicherweise schwierig gewesen, die Anklage zu verfolgen. Fehler in den Ermittlungen könne er sich jedoch nicht erklären.
Die Armee befragte 137 Zeugen und machte ehemalige Tiger-Force-Mitglieder in über 60 Städten weltweit ausfindig. Dennoch war der Fall in den letzten 30 Jahren nicht einmal eine Fußnote wert in den Annalen eines der umstrittensten Kriege der USA.
Dreißig Jahre nachdem die US-Truppen aus Vietnam abzogen, leben die alten Bauern im Song-Ve-Tal mit Erinnerungen an das Platoon, das vor so langer Zeit durch ihre Dörfer zog. Nguyen Dam, 66, erinnert sich noch gut, wie er um sein Leben rannte, als die Soldaten an jenem Sommertag 1967 in das Reisfeld schossen. "Ich bin heute noch zornig", erklärt er, heftig gestikulierend, "unsere Nachbarn hatten es nicht verdient, so zu sterben. Wir waren Bauern, keine Soldaten. Wir haben niemandem etwas zu Leide getan."
William Doyle, ehemaliger Sergeant in der Tiger Force, der heute in Missouri lebt, sieht dennoch kaum Gründe, sich für die Aktionen von damals entschuldigen zu müssen. Wie Doyle selbst sagt, tötete er während des Vietnam-Kriegs derart viele Zivilisten, dass er diese nicht mehr zählen konnte.
"Wir haben immer von einem Tag zum anderen gelebt und nicht damit gerechnet zu überleben. Keiner da draußen, der ein wenig Verstand hatte, glaubte wirklich daran, dass wir überleben", sagt Doyle. "Alles was wir machten, haben wir getan, um zu überleben. Und die einzige Chance zu überleben war das Töten - denn von einem Toten hatte man nichts mehr zu befürchten."
Die Quang-Ngai-Provinz zieht sich ostwärts von den üppig grünen Bergen bis zu den weitläufigen weißen Stränden des südchinesischen Meeres.
Für die Einheimischen war diese Region schon seit Generationen nicht nur das Stück Land, das sie liebten, sondern vor allem auch das Land, das sie bewirtschafteten und von dem sie lebten. Für die Nordvietnamesen dagegen war die Provinz die Hauptnachschublinie für die Guerillas, die für die Wiedervereinigung des Landes kämpften.
Für die US-Militärs hingegen war die Provinz ein Landstrich voller Dschungel und Flussbetten, der dringend unter ihre Kontrolle gebracht werden musste, um die kommunistische Infiltration von Südvietnam aufzuhalten. General William Westmoreland, Kommandeur der US-Streitkräfte in Vietnam, hatte 1967 hierfür eigens eine speziell ausgebildete Eingreiftruppe ("Special Task Force") initiiert.
Für den Fall eines größeren Konflikts mit heftiger Gegenwehr von Guerilla-Kämpfern brauchten die amerikanischen Streitkräfte eine Eliteeinheit, die sich schnell im Dschungel bewegen, feindliche Stellungen aufspüren oder Hinterhalte vorbereiten konnte. Diese Aufgabe fiel der Tiger Force zu, einem Elite-Ableger der 101. Luftlande-Divison. Die 1965 gegründete Einheit agierte meist in kleinen Gruppen, die - gekleidet in Tarnanzüge mit Tigerstreifen und ausgestattet mit 30-Tage-Essensrationen - den Feind im Dschungel ausspähten.
Nicht jeder wurde bei diesem Platoon angenommen. Zum einen mussten sich die Soldaten freiwillig für die Tiger Force melden, zum anderen über Fronterfahrung verfügen und sich einer ganzen Reihe von Fragen stellen - darunter Fragen zu ihrer Einstellung zum Töten. Die Mehrzahl dieser Männer stammte aus kleinen Städten wie Rayland in Ohio, Globe in Arizona oder Loretto in Tennessee.
Vor ihrer Ankunft in der Quang-Ngai-Provinz am 3. Mai 1967 hatte die Tiger Force bereits weiter südlich in My Cahn und Dak To schwere Gefechte geführt. Doch dies hier war ein ganz anderer Ort - ein Ort, an dem die Menschen tief mit ihrem Land verwurzelt waren und ihre Freiheit vehement verteidigten. Und in dieser unbekannten Umgebung begannen die Dinge außer Kontrolle zu geraten.
Niemand weiß genau, was die Aktionen auslöste, die zum Tod von unzähligen Zivilisten und Gefangenen führen sollten. Bereits wenige Tage nachdem die Tiger Force ihre Zelte in der Region aufgeschlagen hatte, begannen die Soldaten, Kriegsgesetze zu missachten.
Es fing alles mit den Gefangenen an.
Während einer Morgenpatrouille am 8. Mai entdeckten Tiger-Force-Mitglieder zwei vermeintliche Vietcong am Song-Tra-Cau-Fluss - die örtliche Miliz stellte sich gegen die US-Intervention in Vietnam. Einer der Männer entkam durch einen Sprung ins Wasser und verschwand durch einen Unterwasser-Tunnel.
Der andere wurde jedoch gefasst. Da dieser Mann deutlich größer und muskulöser war als die meisten Vietnamesen, ging man davon aus, dass er Chinese sei. In den kommenden zwei Tagen wurde er wiederholt verprügelt und gefoltert. Wie spätere Zeugenaussagen unter Eid belegen, diskutierten die US-Soldaten auch einmal darüber, den Gefangenen in die Luft zu sprengen.
Einer der damaligen Soldaten, Specialist William Carpenter, erklärte nun gegenüber "The Blade", er habe damals versucht, den Gefangenen zu retten. "Doch ich wusste, seine Zeit war abgelaufen", so Carpenter. Nachdem man dem Gefangenen gesagt hatte, er sei frei und ihn daraufhin angewiesen hatte wegzurennen, war dieser von den US-Soldaten erschossen worden.
Diese Art der Behandlung Gefangener - Quälen und Exekutieren - sollte in den folgenden Monaten zum gängigen Prozedere der Einheit gehören.
Immer wieder sprachen Mitglieder der Tiger Force von so vielen Exekutionen von gefangenen vietnamesischen Soldaten, dass die Ermittler später große Schwierigkeiten hatten, eine Gesamtzahl der Getöteten festzustellen.
Im Juni hatte der Gefreite Sam Ybarra einem Gefangenen mit einem Jagdmesser die Kehle durchgeschnitten und dann skalpiert. Den Skalp hängte er ans Ende eines Gewehrlaufes, sagten Soldaten in beeideten Stellungnahmen. Gegenüber Armee-Ermittlern verweigerte Ybarra später jede Aussage zu diesem Vorfall.
Einem anderen Gefangenen war befohlen worden, einen Bunker zu graben. Wie Akten belegen, wurde er dann mit einer Schaufel zusammengeschlagen und schließlich erschossen. Dieser Mord veranlasste den Sanitäter Barry Bowman dazu, sich an einen Geistlichen zu wenden: "Es erschütterte mich so sehr, ihn sterben zu sehen", sagte Bowman vor kurzem "The Blade". Ein anderer Tiger-Force-Soldat, Sergeant Forrest Miller, erzählte Ermittlern der US-Armee, dass die Ermordung von Gefangenen "ein ungeschriebenes Gesetz" gewesen sei.
Und die Elite-Soldaten exekutierten nicht nur Kriegsgefangene, sondern begannen auch damit, unbewaffnete Zivilisten hinzurichten. Im Juni wurde ein älterer Mann in einer schwarzen Robe erschossen, nachdem er sich bei den US-Soldaten über die schlechte Behandlung der Dorfbewohner beschwerte. Wie Platoon-Soldaten später den Ermittlern erklärten, war dem getöteten Mann - der vermutlich ein buddhistischer Mönch war - eine Handgranate untergeschoben worden, um den Eindruck zu erwecken, er sei ein feindlicher Kämpfer.
Im selben Monat erschoss Ybarra den Akten zufolge einen 15 Jahre alten Jungen in der Nähe des Dorfes Duc Pho. Ybarra hatte seinen Kameraden später erzählt, den Teenager seiner Sportschuhe wegen getötet zu haben.
Die Schuhe passten Ybarra nicht - was ihn allerdings nicht davon abhalten sollte, ein inzwischen übliches Ritual auszuführen: Nach Aussagen von Carpenter schnitt Ybarra die Ohren des toten Jungen ab und legte diese in eine Proviant-Tüte. Im Laufe der US-Armee-Ermittlungen gegen die Tiger Force sollten später 27 Soldaten aussagen, dass das Abtrennen von Ohren eine gängige Praxis war. Der Grund dafür: Vietnamesen einzuschüchtern.
Den Akten zufolge hatten Platoon-Soldaten die abgetrennten Ohren zudem nicht nur gesammelt, sondern auf Schnürsenkeln aufgereiht um den Hals getragen. "Es gab eine Zeit, in der praktisch jeder eine solche Ohren-Kette um den Hals trug", erzählte der einstige Tiger-Force-Sanitäter Larry Cottingham den Ermittlern. Und die Unterlagen belegen eine weitere grausame Praxis: Toten Zivilisten traten die Soldaten die Zähne aus, um an deren wertvolle Goldfüllungen heranzukommen.
Dorfbewohner widersetzen sich Umsiedelungs-Befehlen
Die Kämpfe in der Quang-Ngai-Provinz waren für die Tiger Force völlig unberechenbar. Als die Platoon-Soldaten in den ersten drei Mai-Wochen unbekannte Pfade auskundschafteten, lagen sie unter stetigem Heckenschützen-Feuer. Hügel und Strände waren übersät mit versteckten Sprengladungen.
Am 15. Mai geriet die Einheit in einen nordvietnamesischen Hinterhalt, der als "Muttertags-Massaker" bekannt werden sollte. Von 11 Uhr morgens bis 17.45 Uhr war das Platoon unter heftigem gegnerischen Feuer in einem Tal eingeschlossen. Zwei Tiger-Force-Soldaten starben, 25 wurden verwundet.
In den kommenden Wochen veränderte sich das Platoon personell. Mit Lieutenant James Hawkins sollte die Einheit einen neuen Kommandeur bekommen; zusätzlich wurden zwei Dutzend Tiger-Force-Soldaten von neuen Kollegen abgelöst.
Die Neulinge stießen zur Truppe, als diese gerade in das Song-Ve-Tal vordrang. Dort sollten die Einheimischen zum Verlassen ihrer Dörfer und zur Umsiedlung in Flüchtlingslager gezwungen werden; womit auch der Anbau von Reis unterbunden werden sollte, der wiederum feindlichen Truppen als Nahrung diente.
Wie sich herausstellte, war dieses Unterfangen jedoch alles andere als einfach.
Viele Dorfbewohner weigerten sich, in die Umsiedlungslager zu ziehen. Diese von Betonmauern und Stacheldraht umgebenen Camps, die stark an Gefängnisse erinnerten, kritisierte 1967 auch schon das US-Außenministerium; vor allem wegen des Mangels an Lebensmitteln.
Die US-Armee warf zudem von Hubschraubern aus Flugblätter ab, mit denen die 5000 Einheimischen dazu aufgefordert wurden, sich in die Lager zu begeben. Die meisten ignorierten diese Anordnung jedoch. "Die Leute wollten einfach auf ihrem Land bleiben", erinnerte sich der Bauer Lu Thuan, 67. "Wir standen in diesem Krieg auf keiner Seite."
Dorfbewohnern und Historikern zufolge war das von der dichter besiedelten Küste entfernt gelegene und nur über schmale Schlammpfade zu erreichende Song-Ve-Tal im Gegensatz zu den vielen anderen Teilen der Provinz nie eine Rebellen-Hochburg. "Wir wollten einfach nur unsere Ruhe haben", sagt Lu Thuan.
Doch sie wurden nicht in Ruhe gelassen: Das Song-Ve-Tal - rund sechs Kilometer breit und zehn Kilometer lang - wurde in den kommenden zwei Monaten das Operationszentrum der Tiger Force.
Um die Leute zur Umsiedlung zu bewegen, begannen die Soldaten damit, Dörfer niederzubrennen. Aber selbst das hatte nicht immer die erhoffte Wirkung. Mitunter flohen Dorfbewohner in andere Dörfer. Oder sie versteckten sich einfach.
Für die Soldaten wurde das Tal damit ein immer frustrierenderer Ort. Tagsüber trommelten sie Einheimische für die Umsiedlungslager zusammen. Nachts suchten sie in ihren Lagern auf dem Boden kauernd Schutz vor den Granaten, die feindliche Soldaten aus den Bergen abfeuerten.
Die Grenze zwischen Zivilisten, die sich einfach nur weigerten, ihr Land zu verlassen, und feindlichen Kämpfern verschwamm für die Tiger-Force-Krieger immer mehr.
Eines Nachts trafen Platoon-Soldaten auf den alten Schreiner Dao Hue, der gerade den seichten Song-Ve-Fluss überquerte. Hue lebte schon immer hier im Tal und kannte den Weg am Fluss entlang zu seinem Dorf so gut wie seine Westentasche.
In dieser Nacht, es war der 23. Juli, sollte er es dennoch nicht bis nach Hause schaffen. Obwohl Hue um sein Leben flehte, wurde er von den US-Soldaten getötet - fünf Amerikaner erinnerten sich später im Rahmen des Ermittlungsverfahrens an seine Erschießung.
Die Tötung Hues war von den Talbewohnern als deutliches Zeichen aufgenommen worden, dass niemand mehr sicher war. Hunderte flohen daraufhin.
Nachdem das Platoon das Tal durchkämmt hatte, schlug die Tiger Force ihr Lager in einem verlassenen Dorf auf. Hubschrauber versorgten die Soldaten dort mit Bier. Bei Einbruch der Dämmerung sollen einige betrunken gewesen sein.
Wenig später erhielt das Platoon den völlig unerwarteten Befehl, den Fluss zu überqueren und einen Hinterhalt vorzubereiten. Was dann folgte, war ein Schusswechsel, der die Soldaten noch sehr lange nach ihrem Vietnam-Aufenthalt beschäftigen sollte.
Kaum hatte Dao Hue die andere Seite des Song-Ve-Flusses erreicht, lief der alte Mann mit dem grauen Bart Sergeant Leo Heaney in die Arme. Sofort warf der 68-Jährige seine Schultertrage mit zwei Körben voller Gänse auf den Boden. "Er war völlig verängstigt, faltete seine Hände und begann, mit lauter, hoher Stimme um Gnade zu bitten", erklärte Sergeant Heaney gegenüber Ermittlern der US-Armee.
Wie Heaney weiter aussagte, sei sofort zu erkennen gewesen, dass von dem alten Mann keine Gefahr ausging. Heaney eskortierte Dao Hue dann zu den Platoon-Führern, Lieutenant Hawkins und Sergeant Harold Trout. Zitternd vor Angst, plapperte der alte Mann laut vor sich hin, worauf Lieutenant Hawkins den Vietnamesen schüttelte und anschrie. Wie Zeugen berichteten, schlug Trout den Vietnamesen schließlich mit seinem M-16-Gewehr nieder. Blutüberströmt sank der Alte zu Boden.
Als der Sanitäter Barry Bowman versuchte, Dao Hues Kopfwunde zu versorgen, hob Hawkins den knienden Mann auf und schoss ihm mit einem Karabiner ins Gesicht. "Der alte Mann fiel rückwärts zu Boden und Hawkins schoss erneut auf ihn", erklärte Specialist Carpenter unter Eid. "Ich wusste sofort, dass er tot war, denn sein halber Kopf war weggeblasen." Gegenüber Armee-Ermittlern sagte Carpenter zudem, dass er Lieutenant Hawkins damals erklärt habe, dass der alte Mann "nur ein Bauer war und keine Waffen trug".
Lieutenant Hawkins wies bei einer Befragung von Armee-Ermittlern am 16. März 1973 alle Anschuldigungen von sich. In einem kürzlich mit "The Blade" geführten Interview gab Hawkins die Erschießung von Dao Hue allerdings zu. Er habe den Vietnamesen getötet, da dieser mit Absicht so laut gewinselt hätte, um die feindlichen Truppen auf sich aufmerksam zu machen. "Und das habe ich dann auf der Stelle abgestellt", so Hawkins.
Wie vier weitere Soldaten aussagten, hätte es jedoch bessere Möglichkeiten gegeben, den Alten zum Schweigen zu bringen. Außerdem hätten die Schüsse die Position der US-Einheit erst recht verraten, was dann auch zu einem Schusswechsel führte. "Es gab keinen Grund dafür, Dao Hue zu erschießen", sagte Bowman den Ermittlern.
Heute, fast vier Jahrzehnte nach diesem Ereignis, sagen die Dorfbewohner, die damals Dao Hues Leiche fanden, dass sie sofort wussten, dass er von den Amerikanern getötet wurde. Seine Nichte, Tam Hau, heute 70 Jahre alt, war eine der ersten Personen, die Daos leblosen Körper am nächsten Tag am Fluss entdeckten.
Gemeinsam mit Bui Quang Truong, einer anderen Verwandten, schleppte sie die Leiche ihres Onkels ins Dorf. "Er hatte Schusswunden am ganzen Körper", erinnert sich Hau. "Das war für uns alle sehr traurig."
Soldaten intensivieren Attacken im Song-Ve-Tal
Vier Tage nach der Erschießung von Dao Hue wurden vier Tiger-Force-Soldaten bei Granaten-Angriffen der Guerilla verletzt. Der Gegenschlag des US-Platoons sollte prompt folgen: In den kommenden zehn Tagen zogen die Soldaten ohne jede Rücksicht marodierend durch das Tal.
Die Gegend war zur "Feuer-frei-Zone" erklärt worden - eine spezielle Bezeichnung dafür, dass US-Truppen auch ohne die Zustimmung von ihren Kommandeuren oder südvietnamesischen Offiziellen feindliche Soldaten angreifen konnten. Wie ehemalige Platoon-Mitglieder bestätigen, nahmen die Tiger-Force-Soldaten diesen Begriff wörtlich und schossen auf alles, was sich bewegte: Männer, Frauen und Kinder.
Zwei fast blinde Männer, die man beim Wandern im Tal aufgegriffen hatte, waren zum Song-Ve-Fluss geführt und dann erschossen worden. Zwei andere Dorfbewohner, darunter ein Teenager, wurden exekutiert, weil sie nicht in Umsiedlungslagern waren.
Am 28. Juli eröffneten Platoon-Soldaten das Feuer auf zehn ältere Bauern, die auf einem Reisfeld arbeiteten. Das Bild von überall verstreuten Leichen auf der weiten grünen Fläche sollte einigen Soldaten und den Bewohnern des Dorfes Van Xuan noch lange im Gedächtnis bleiben.
Dabei dachten die Bauern, sie seien sicher. Einerseits waren sie zu alt dafür, beim Militär zu dienen; andererseits standen sie in dem Konflikt - zumindest öffentlich - auf keiner Seite.
Auf dem Reisfeld wurden vier Bauern getötet - alle vier Erschießungen waren späteren Aussagen von mehreren Tiger-Force-Mitgliedern zufolge völlig ungerechtfertigt. Den Akten zufolge kam der Befehl, das Feuer zu eröffnen, von Lieutenant Hawkins, der die Patrouille anführte.
Ein Dorfbewohner erinnerte sich kürzlich, dass die Bauern von den Schüssen völlig überrascht wurden. Kieu Trac, heute 72 Jahre alt, sagte, er habe hilflos beobachten müssen, wie sein Vater und andere Bauern in das Reisfeld fielen. Erst Stunden später traute sich Trac, im Schutz der Dunkelheit in das Reisfeld zu krabbeln und seinen Vater zu suchen. Er drehte einen leblosen Körper nach dem anderen herum, bis er seinen Vater, Kieu Cong, 60, fand. Zusammen mit seiner Frau Mai Thi Tai trug er die Leiche zur Bestattung ins Dorf. Die drei anderen Bauern, Le Muc, Phung Giang und eine ältere Frau aus der Trang-Familie, wurden später von ihren Angehörigen beigesetzt.
"Die Bauern haben lediglich auf dem Feld gearbeitet und nichts getan [...] Sie haben die Soldaten nicht verletzt", sagt Kieu Cong während er auf die Stelle zeigt, an der sein Vater und die anderen Bauern erschossen wurden. "Sie dachten, die Soldaten lassen sie in Ruhe."
Lu Thuan, ein anderer Dorfbewohner, der die Attacke von einem nahe gelegenen Hügel aus beobachtete, sagt, er könne sich nicht mehr daran erinnern, wie viele Bauern verletzt wurden. "Einige waren verwundet und konnten nicht weglaufen", sagt Lu Thuan, heute 67. "Andere stellten sich einfach tot."
Einer aus der Tiger-Force-Patrouille, Specialist William Carpenter, besteht heute darauf, dass er seine Waffe nicht abgefeuert hat. "Diese Aktion war falsch", sagt Carpenter. "Es gab keinen Grund für mich zu schießen, denn diese Leute hatten niemandem etwas getan." Doch er habe große Angst davor gehabt, seine Meinung zu äußern, sagte Carpenter den Ermittlern. In der Einheit habe es mit der Zeit als völlig in Ordnung gegolten, Zivilisten zu erschießen - und die Kommando-Führer hätten Carpenter zufolge streng darüber gewacht, dass alle Soldaten Stillschweigen bewahrten. Vier andere Ex-Tiger-Force-Soldaten erzählten den Militär-Ermittlern ebenfalls, dass sie die Gräueltaten aus Furcht vor ihren Vorgesetzten nicht an höhere Militärstellen meldeten.
Ken Kerney, damals Gefreiter in Vietnam, erinnert sich noch ganz genau an die Anweisungen, die er beim Eintritt in die Tiger Force erhielt. "Die Kommandeure sagten zu mir: 'Was hier passiert, bleibt hier. Du erzählst niemandem, was bei uns vor sich geht. Wenn wir herausfinden, dass du dennoch geredet hast, wirst du das bereuen'", so Kerney. "Man hat mir zwar nicht genau gesagt, was man mit mir machen würde, aber ich wusste es. Daher hatte man Angst, überhaupt den Mund aufzumachen."
Dorfbewohner berichten jetzt in einem Interview, dass sie Dutzende Massengräber ausheben mussten, nachdem die US-Soldaten durch das Tal gezogen waren. Nguyen Dam, 66, erinnert sich an die grauenvolle Aufgabe, seine in den Feldern zurückgelassenen Nachbarn und Freunde zu begraben. "Wir konnten nicht mal mehr essen wegen des Gestanks", sagt der Reisbauer. "Ich fühlte mich manchmal, als könnte ich nicht mehr atmen. So viele Leute aus dem Dorf wurden getötet, dass wir sie nicht einzeln, sondern nur alle gemeinsam in Massengräbern bestatten konnten."
Das Platoon zieht nach Norden, konzentriert auf "Body count"
Tage nach der Attacke auf die Reisbauern flogen amerikanische Flugzeuge über das Song-Ve-Tal und warfen Tausende Liter Entlaubungsmittel ab. Damit sollte sichergestellt werden, dass niemand während des Krieges Reis anbauen konnte.
Für die Tiger Force war der Song-Ve-Feldzug beendet. Am 10. August zog das inzwischen mit Nachschub und Verstärkung versorgte Platoon auf Lastwagen in die gut 50 Kilometer nördlich gelegenen Provinz Quang Nam; ein großer und unübersichtlicher Landstrich voller dichter Dschungel und verwinkelter feindlicher Tunnel.
Als Ziel der Tiger Force in Quang Nam galt es, die Provinz unter Kontrolle zu halten - jedoch nicht im Sinne militärischer Landgewinnung.
Das Platoon entwickelte in dieser Schlacht eine Gewohnheit, die zum Mantra des Vietnam-Krieges wurde: Body count, die explizite Zählung getöteter feindlicher Soldaten. Der Erfolg einer Schlacht wurde nun anhand der Zahl der getöteten Vietnamesen gemessen und nicht etwa danach, ob ein Dorf erobert wurde, so die eidesstattlichen Aussagen von elf ehemaligen Offizieren.
Am 11. September startete die US-Armee die "Operation Wheeler", die eine der blutigsten Perioden des Jahres 1967 einleiten sollte.
Das Kommando über die Tiger Force hatte inzwischen Bataillons-Kommandeur Lieutenant Colonel Gerald Morse übernommen, der neben der Tiger Force drei andere Einheiten leitete. Der 38-Jährige, als aggressiver Anführer bekannte Soldat, bewegte sich vor allem im Helikopter fort und hielt gewöhnlich Funkkontakt mit seinen Einheiten im 1. Bataillon, 327. Infantrie-Division.
Nur Tage nachdem Morse die Führung übernommen hatte, änderte er die Namen der drei Kompanien: Fortan nannten sich die drei Kompanien nicht mehr A, B und C, sondern Assassins (Mörder), Barbarians (Barbaren) und Cutthroats (Verbrecher). An den Bataillons-Hauptquartieren wurden entsprechende Namensschilder angebracht. Morse nannte sich außerdem "Ghost Rider".
Unter seinem Kommando durchkämmte die Tiger Force Dutzende kleiner Dörfer in der Provinz. Wie die Soldaten sehr schnell erfahren sollten, war dies ein wesentlich schwierigeres Unterfangen als im Song-Ve-Tal, denn hier traf man nicht nur auf die Vietcong, sondern auch auf die gut ausgerüstete Zweite Division der nordvietnamesischen Armee.
Nachdem sich die Truppen aus dem Norden eine Zeit lang in den Annamese-Bergen versteckt hatten, bewegten sie sich nun in Richtung Chu Lai, der immer weiter auswuchernden amerikanischen Militärbasis, auf der auch die Tiger Force beheimatet war.
Ab Anfang September stellten die Vietnamesen den US-Truppen Fallen und versuchten, sie in Hinterhalte zu locken - darunter auch die Tiger Force. "Plötzlich stand uns der Feind Auge in Auge gegenüber", erinnert sich der damalige Specialist Carpenter, der nun im Osten Ohios lebt. "Es schien fast so, als würden wir jeden Tag getroffen." In den ersten drei Wochen im neuen Operationsgebiet starben fünf Tiger-Force-Kämpfer, zwölf wurden verletzt. Die verbliebenen Soldaten waren entsprechend verbittert und wütend.
In Splittergruppen von vier bis sechs Soldaten sann die Tiger Force nun auf Rache und attackierte die Dörfer. "Alle waren damals blutrünstig, jeder wollte es den Vietnamesen heimzahlen und die Zahl der gefallenen Kameraden begleichen", erklärt Ex-Sanitäter Rion Causey. Ihre Aggressionen ließen die Soldaten, Causey zufolge, an unbewaffneten Zivilisten aus, die sich weigerten, ihre Häuser zu verlassen.
"So etwas habe ich noch nie gesehen. Wir sind da einfach rein gegangen und haben die Zivilbevölkerung ausgelöscht", sagt Causey, heute 55 Jahre alt und Nuklear-Ingenieur in Kalifornien. "Und das haben wir jeden Tag gemacht."
Immer wieder hatte die US-Armee auch Flugblätter über den Dörfern abgeworfen und die Bewohner dazu aufgefordert, sich in die Umsiedlungslager zu begeben. "Diejenigen, die dennoch blieben, wurden getötet", so Causey.
Um die Erschießungen zu vertuschen, gingen die Platoon-Führer nun auch dazu über, getötete Zivilisten als feindliche Kämpfer zu zählen, so fünf ehemalige Soldaten gegenüber "The Blade". Armee-Akten bestätigen diese Berichte: Gemäß den Aufzeichnungen sollen die Platoon-Soldaten in den zehn Tagen, die auf den 11. November folgten, 49 Vietcong getötet haben - wie die Unterlagen belegen, wurden in 46 Fällen keinerlei Waffen gefunden.
Causey erinnert sich auch noch an eine Meldung an die Kommandeure: "Wir gaben Funksprüche durch wie: 'Sieben Vietcong rannten aus einer Hütte. Wir haben alle erschossen'", so Causey. "Dabei sind diese Leute, verdammt noch mal, nicht weggerannt. Und wir wussten auch nicht mal, ob sie Vietcong waren."
Sergeant James Barnett erzählte den Ermittlern, dass er einmal gegenüber Hawkins seine Bedenken wegen der Tötung unbewaffneter Vietnamesen äußerte. "Hawkins sagte nur, ich solle mir keine Sorgen machen", so Barnett. "Um die Waffen können wir uns immer noch später kümmern."
Wie Armee-Unterlagen zeigen, begingen die Soldaten in dieser Phase ihre brutalsten Gräueltaten: Ein 13-jähriges Mädchen wurde missbraucht, danach wurde ihr die Kehle durchgeschnitten. Eine junge Mutter wurde erschossen, nachdem man ihre Hütte abgebrannt hatte. Ein unbewaffneter Teenager wurde in den Rücken geschossen, nachdem ein Platoon-Sergeant ihn aufgefordert hatte, sein Dorf zu verlassen. Ein Tiger-Force-Soldat köpfte ein Baby - weil er dessen Halskette mitnehmen wollte.
Joseph Evans, ein Ex-Gefreiter, der im Zuge der Armee-Ermittlungen gegen die Tiger Force seine Aussage bislang verweigerte, sagte nun gegenüber "The Blade", dass viele Vietnamesen, die während des Krieges vor den US-Soldaten flohen, keinerlei Bedrohung für die Amerikaner darstellten. "Die rannten einfach nur, weil sie panische Angst hatten", so Evans. "Wir haben viele Leute getötet, die nicht hätten getötet werden sollen."
Granateneinsatz gegen Zivilisten in Bunkern
Für die Dorfbewohner war das Verstecken in unterirdischen Schutzbunkern längst Routine. In jedem kleinen Dorf gab es diese von Bambus gestützten und mit Blättern getarnten Höhlen, in denen sich die Zivilisten ebenso vor den Amerikanern wie vor den Nordvietnamesen versteckten.
Erbitterter Kampf während der "Tet-Offensive": "Die einzigen Möglichkeiten auszusteigen waren, entweder getötet oder schwer verwundet zu werden"
So suchten auch die Bewohner eines kleinen Dorfes 32 Kilometer westlich von Tam Ky, Zuflucht in einem Erdbunker, als Tiger-Force-Soldaten plötzlich auf einem Pfad zu ihrem Dorf auftauchten. Tiger-Force-Soldaten erzählten Ermittlern später, dass sie dort Frauen und Kinder in die Eingänge kriechen sahen.
Keiner wusste genau, wie viele Menschen sich in dem unterirdischen Bunker versteckten. Doch das interessierte auch niemanden. Als die Soldaten die Zugänge erreichten, wussten sie, "was zu tun war", erinnerte sich der Gefreite Ken Kerney gegenüber den Militär-Ermittlern. Ohne auch nur ein Wort mit den Menschen im Untergrund zu wechseln, warfen die Soldaten entsicherte Handgranaten in die Höhle hinein.
Nicht weit davon entfernt schlugen die Soldaten später ihre Zelte auf, wo die ganze Nacht Schreie aus den unterirdischen Bunkern drangen.
Aber keiner machte sich die Mühe zu helfen.
Platoon-Soldat Charles Fulton kam es so vor, als würde diese Nacht nie enden. "Wir hörten ständig die menschlichen Laute, die aus der Richtung der Bunker kamen", erklärte Fulton den Ermittlern. "Das waren die Stimmen von Verletzten, die um Hilfe riefen. Wenn auch schwach, waren diese doch klar zu verstehen."
Wie andere Ex-Soldaten aussagten, wurden die Leichen schließlich von den Dorfbewohnern weggebracht. In den Bunkern wurden Augenzeugenberichten zufolge keine Waffen oder sonstige Hinweise darauf gefunden, dass diese Leute eine Bedrohung für die US-Soldaten dargestellt haben könnten. Am nächsten Tag sahen Soldaten im Dorf die Leichen von Frauen und Kindern auf der Straße liegen.
Zielvorgabe erreicht: 327 Vietnamesen getötet
In der letzten Phase der "Operation Wheeler" wurde die Lust am Töten sogar noch größer. Wie sich Jahre später sieben Soldaten erinnerten, kam eines Tages per Funk der Befehl, 327 Vietnamesen zu töten. Diese Zahl war deshalb von Bedeutung, weil sie gleichzeitig die Kennungszahl des Bataillons war, die des 327. nämlich. Drei ehemalige Soldaten schworen später einen Eid darauf, dass diese Zielvorgabe von "Ghost Rider" kam - diesen Spitznamen benutzte Colonel Morse im Funkverkehr.
Wie Armee-Akten belegen, wurde diese Marke auch tatsächlich erreicht. Am 19. November meldete Tiger Force den 327. getöteten Vietnamesen.
Colonel Morse, der 1979 in den Ruhestand versetzt wurde, stritt in einem Interview mit "The Blade" ab, diesen Befehl jemals gegeben zu haben und bezeichnete die Vorwürfe als "lächerlich". "Ich hätte so etwas niemals getan", so Morse.
Der Ex-Gefreite John Colligan erklärte im Rahmen einer Befragung von Armee-Ermittlern jedoch, dass dieser Befehl sehr wohl erteilt wurde. Außerdem sollte Colligan zufolge derjenige, der den 327. Vietnamesen tötete, "irgendeine Belohnung erhalten". Auch Sergeant Barnett sagte den Ermittlern, dass er den Funkbefehl von einer Person gehört habe, die sich als "Ghost Rider" identifizierte.
Drei andere Ex-Soldaten erklärten gegenüber "The Blade", dass der "Body count" von 327 getöteten Vietnamesen nur erreicht werden konnte, weil auch viele Dorfbewohner erschossen wurden.
Zahl der Todesopfer weiter unbekannt
Niemand weiß genau, wie viele unbewaffnete Zivilisten tatsächlich zwischen Mai und November 1967 durch die Tiger Force ums Leben kamen. Dem ehemaligen Sanitäter Rion Causey zufolge sollen die Soldaten des Platoons alleine in einem Monat 120 Dorfbewohner getötet haben. Causeys Sanitäterkollege Harold Fischer erinnert sich daran, dass die meisten Soldaten der Einheit, "auf allen Seiten, rechts wie links, Leute erschossen haben", so Fischer. "Wir gingen einfach in die Dörfer und erschossen alle Einwohner. Wir brauchten dafür nicht mal einen Grund. Wer sich dort aufhielt, der war praktisch schon tot", sagt Fischer.
Im Zuge der Ermittlungen der US-Armee gegen die Tiger Force konnten 18 Soldaten während ihrer Aktionen im zentral-vietnamesischen Hochland 20 Kriegsverbrechen nachgewiesen werden. Gegenüber "The Blade" beschrieben ehemalige Mitglieder der Elitetruppe nun elf weitere Kriegsverbrechen, darunter:
In einem kleinen Dorf in der Nähe von Tam Ky wurden zwei ältere Männer ohne ersichtlichen Grund getötet. Einer wurde enthauptet; der andere war verwundet und erhielt von Sanitäter Barry Bowman den "Gnadenschuss", so Bowman.
In der Nähe von Chu Lai erschoss der Gefreite Colligan einen älteren Mann - wie Sanitäter Harold Fischer sagt, wollte Colligan seine neue Pistole, Kaliber 38, an einem beweglichen Ziel testen.
In einem kleinen Dorf in der Nähe von Chu Lai erschossen dem ehemaligen Gefreiten Douglas Teeters zufolge Tiger-Force-Soldaten zahlreiche Dorfbewohner. Die Vietnamesen winkten den Soldaten mit Flugblättern zur Umsiedelung zu. Als von einer anderen Seite feindliche Schüsse abgefeuert wurden, eröffneten die US-Soldaten das Feuer in alle Richtungen.
"Wir haben eine ganze Reihe von ihnen getötet. Wie viele es waren, weiß ich allerdings nicht mehr", so Teeters. "Aber ich erinnere mich daran, dass wir danach behaupteten, die Toten seien alle Vietcong gewesen; obwohl wir wussten, dass das nicht stimmte." Und die meisten Soldaten haben einfach geschwiegen, selbst wenn sie gar nicht beteiligt waren. "Man darf nicht vergessen, dass es da draußen im Dschungel keine Polizei gab, keine Gesetze, keine Richter", sagt Kerney. "Man konnte tun und lassen, was man wollte, es gab niemanden, der einen hätte hindern können. Also schauten wir zu und schwiegen. Aus heutiger Sicht ist das schrecklich, wir hätten etwas unternehmen müssen. Aber damals war jeder der Meinung, dass das schon alles okay ist, was wir da machten. Aber das war es nicht - und das ist sehr traurig."
Der Krieg wendet sich, Truppen geraten in die Defensive
Ende November war auch dieser lange Feldzug zu Ende.
In einem Artikel für die Armee-Zeitung "Stars and Stripes" wurde der Tiger-Force-Soldat Sam Ybarra für den 1000. Toten der "Operation Wheeler" gewürdigt. Am 27. November 1967 wurden die Tiger-Force-Kämpfer im Rahmen einer Zeremonie auf der Phan-Rang-Militärbasis mit Orden ausgezeichnet. Darunter auch Sergeant Doyle, der die Exekution eines Bauern angeordnet hatte.
In den folgenden Wochen zog sich die Tiger Force aus dem zentral-vietnamesischen Hochland zurück. Bis Ende des Jahres 1968 sollte sich der Krieg deutlich verändern. Die Nordvietnamesen starteten eigene Feldzüge - die "Tet Offensive" - und attackierten 100 Dörfer und Städte im Süden des Landes.
Die Tiger Force wurde an die Grenze nach Kambodscha verlegt, um dort eine Militärbasis zu bewachen. Für den Sanitäter Rion Causey ging es damit im Vietnam-Krieg nun nicht mehr darum, Zivilisten zu töten, sondern eine amerikanische Hochburg zu halten; währenddessen marschierte der Feind immer weiter Richtung Süden auf Saigon zu.
Als das Basislager von nordvietnamesischen Kriegern angegriffen wurde und US-Soldaten starben, kam er zu einer bitteren Erkenntnis: "Die einzigen Möglichkeiten, aus der Tiger Force auszusteigen, waren, entweder getötet oder schwer verwundet zu werden."
Causey sollte Recht behalten: Am 6. März 1968 wurde er verletzt. Bei seinem Abtransport im Hubschrauber schaute der Sanitäter auf seine Mitstreiter der Tiger Force hinab.
"Ich erinnere mich daran, dass ich da zu mir selbst sagte: 'Gott vergebe euch dafür, was ihr getan habt. Gott vergebe euch`."
Michael Kann
19-04-2004, 12:00
Jordaniens Fahndungserfolg belegt die Terrorgefahr?!
Wie realistisch die Schreckensszenarien sind, die Medien nun im Nachhinein entwerfen, wage ich nicht zu beurteilen. Als sicher gilt nur: In Amman wurden durch die Wachsamkeit der Sicherheitsbehörden des Königreichs offenbar Anschläge von gewaltigem Ausmaß in letzter Minute vereitelt. Die Polizei hatte auf Grund handfester Geheimdienstinformationen eine Reihe von Verdächtigen festgenommen und Fahrzeuge sichergestellt, vollgepackt mit Sprengstoff, Zündern und Material zum Bombenbau. Und was die bisherige Vernehmung der Inhaftierten ergab, das übersteigt in seiner kriminellen Energie alle bisher bekannten Dimensionen. Das gottlob verhinderte Attentat hätte vermutlich alles bisherige in den Schatten gestellt. So spricht man von Giftgasattentate,, Angriffen mit chemischen Bomben.
Die entscheidende Frage bleibt, wie man der Gefahr wirksam begegnet?
Ich bin davon überzeugt, dass der bisherige Weg, sprich, meist blinde militärische Präventivschläge am falschen Ort nur dazu führen wird, dass die Vereinigungen und Organisationen zulauf erhalten und somit den Terror stärken.
Elementarstes Problem dabei ist der seit Jahrzehnten eingeschlagene, nur von wirtschaftlichen Interessen motivierte, Kurs Washingtons.
Es fehlt eine Politik die einen fairen Ausgleich und globale Gerechtigkeit anstrebt und somit die Ursache und nicht die Wirkung bekämpft!
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Elementarstes Problem dabei ist der seit Jahrzehnten eingeschlagene, nur von wirtschaftlichen Interessen motivierte, Kurs Washingtons.
Es fehlt eine Politik die einen fairen Ausgleich und globale Gerechtigkeit anstrebt und somit die Ursache und nicht die Wirkung bekämpft!
DITO
folgende arten von terroristen sind mir bekannt.
- kneipenterroristen die nach ein paar bier zu viel, in oder vor der disko, oder einer anderen veranstaltung für stress sorgen.
- geistig verwirrte die molotow cocktails auf häuser von fremden werfen.
- ich nenne sie ho-tschi-mins, die von thailand (roten khmer) bis spanien (nicht ETA) veränderungen erzwingen wollten.
- die ETA kann mann eher mit der ex-IRA vergleichen, unabhängigkeit erzwingen (dazu scheint es ne menge oben zu lesen geben).
- selbstmordattentäter für heutige kreuzzüge der moslems, den heiligen krieg.
die soldaten des dritten reiches oder der USA darf man nicht als terroristen bezeichnen, auch wenn die geistigen führer dieser länder in der welt für unruhe und terror sorgen oder sorgten? (netter vergleich von mir)!
sollte man die söldner-truppen südamerikanischer drogenbarone als terroristen bezeichnen? hört sich unlogisch an. Eure meinung.
Michael Kann
13-09-2004, 12:53
Wie viel Rückhalt haben Terroristen in den arabischen Ländern?
Hat der Krieg gegen den Terror, wie ihn die USA führen, eine Chance?
Nimmt der Westen die Probleme, die die arabische Welt zerreißen, überhaupt wahr?
Um diese und ähnliche Fragen drehte sich drei Jahre nach den Anschlägen vom 11. September 2001 ein zweitägiges Seminar „Arabien - jenseits der Bomben“ der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju). Gemeinsam mit zwei Journalisten aus Jemen und Jordanien versuchten gut 20 Teilnehmer aus ganz Deutschland, alte Schablonen aufzubrechen.
So muss Suleiman Al-Qudah nicht gedrängt werden, klare Worte zu finden, was er von der Entführung zweier französischer Reporter im Irak hält. „Das tut mir in der Seele weh“, sagt der 69-jährige jordanische Journalist, der auch Präsident der International Organization of Journalists ist. „Aber was untergeht:“, fügt er an, „die vielen toten arabischen Journalisten.“ Von denen ist in westlichen Medien fast nie die Rede.
Da frag ich mich doch gleich, WARUM EIGENTLICH NICHT?
Paßt es nicht ins Konzept der "Denkgängler" dieser Erde?
Al-Qudah ist kein jugendlicher Hitzkopf, und sein Ton ist nicht anklagend. Und doch ist offenkundig, wie sehr er das Zerrbild der arabischen Welt bedauert, das sich nur noch verstärkt hat, seit islamistische Todespiloten zwei Flugzeuge in die Türme des World Trade Centers lenkten. Gerade so, als habe nur der Westen unter dem Terror zu leiden, der vor allem seit der US-geführten Irak-Invasion die Welt verstört. „Der Terrorismus ist eine Herausforderung auch für die islamische Welt“, beharrt Al-Qudah. Auch dort werden mühsam erkämpfte Freiheiten wieder eingeschränkt, gewinnen innere Konflikte neue Schärfe.
Von dem Demokratisierungs-Plan, den US-Präsident George W. Bush jüngst vorgelegt hat, hält Al-Qudah gar nichts. „Dieser Plan ist primitiv und hat mit der Realität nichts zu tun“, meint er. Der arabischen Welt einfach das westlich-parlamentarische System überzustülpen, kann aus seiner Sicht nicht gelingen, weil es den Zusammenhalt in Clans und Stämmen missachtet. Im Gegenteil wirft Al-Qudah Bush vor, durch die Invasion „alle Widersprüche, die wir in den arabischen Ländern haben, in den Irak verlagert“ zu haben. „Die USA haben nur Chaos angerichtet“, sagt er und nennt als katastrophalsten Fehler die Auflösung von Armee und Polizei nach Saddam Husseins Sturz. „Plötzlich war eine Million Menschen arbeitslos“ - und anfällig für radikale Parolen.
Eine Einschätzung, die auch Professor Horst Kopp teilt, der in Erlangen den Lehrstuhl für Kulturgeographie und Orientforschung innehat und enge Kontakte in die arabische Welt pflegt: „Nur fünf Prozent der Muslime sind Islamisten, die übergroße Mehrheit ist friedlich.“ Auch sie hält die Ermordung Unschuldiger für Unrecht und Selbstmordattentate für verwerflich. Im Übrigen funktioniert in weiten Teilen der arabischen Welt das Zusammenleben von Moslems und Christen friedlich - trotz allem.
Auch Kopp bedauert die holzschnittartige Debatte im Westen. Es fängt schon mit der Übersetzung von Dschihad als „Heiliger Krieg“ an. Das arabische Wort bedeutet nichts anderes als das Bemühen, Gott näher zu kommen. Heilige Handlungen aber sind Allah vorbehalten.
Ebenso kritisiert Kopp, wie sehr Bilder blutiger Anschläge alle anderen Themen verdrängen. „Wir übersehen, dass es auch in der arabischen Welt eine außerordentlich lebhafte Debatte über einen Reform-Islam gibt“, sagt er - selbst über eine Trennung von Religion und Staat. Allerdings sind diese Ideen bisher nur im Intellektuellen-Milieu angesiedelt und „haben noch keine rechte Stoßkraft“.
Die Frage, ob Frauen Schleier tragen sollen, findet Al-Qudah dagegen bei weitem nicht so wichtig, wie sie im Westen genommen wird. Für ungleich bedeutender hält er, ob Frauen Zugang zu Bildung haben und sich ihre Rechtsstellung verbessert. In einigen arabischen Ländern sind 60 Prozent der Bevölkerung Analphabeten, bei den Frauen sogar bis zu 90 Prozent. „Was will ich hier mit Demokratie?“, fragt Al-Qudah leicht provokant.
Wie steht ihr zu den Vorfällen in Russland?
Es ist eine riesen Sauerei was die Russen in Tschetschenien seit "Katharina"
dor abgezogen haben . z.B die deportation von einer viertel Millionen Menschen 1944 weil sie angeblich mit den Nazies kollaboriert haben.Und unter Putin(ist in meinen Augen ein Kriegsvrbrecher und ein korruptes Schwein) krachts da unten ja auch richtig ordentlich!
Nur was die Tschetschenen in Russland gemacht haben war ja auch unter aller sau !!! Kleine Schulkinder abzuschiessen etc... wie würdet ihr mit solchen Menschen Vefahren wenn ihr was zu sagen hättet?
Wer der Terrorist ist entscheidet der Sieger !echt schlimm in meinen Augen ! :mad:
Michael Kann
16-09-2004, 14:20
Die USA und die EU haben die von Russlands Präsident Wladimir Putin geplanten Reformen (aufgrund der jüngsten Ereignisse) zur Stärkung der Zentralregierung in Moskau heftig kritisiert. Die russische Regierung wies die Vorwürfe zurück.
Die EU-Kommission schloss sich der US-Kritik an. „Ich hoffe, dass die Regierung der Russischen Föderation nicht zu dem Ergebnis kommt, dass die einzige Antwort auf Terrorismus ein Machtzuwachs des Kreml ist“, sagte Außenkommissar Chris Patten im EU-Parlament in Straßburg. Eine dauerhafte Lösung des Tschetschenien-Konflikts sei nur mit einer weitsichtigen, menschlichen und entschlossenen Politik möglich. „Der Kampf gegen Terrorismus rechtfertigt oder entschuldigt nicht die Verletzung von Menschenrechten“, sagte Patten.
Diktatur in Planung?
Putin hatte Änderungen im Wahlsystem sowie bei der Ernennung der regionalen Gouverneure angekündigt, die seine Position stärken würden. Anlass für die Reformpläne war die Geiselnahme in Beslan, bei der mindestens 326 Menschen, davon viele Kinder, getötet wurden. US-Außenminister Powell hatte die Reformpläne als „Rücknahme einiger demokratischer Reformen“ kritisiert.
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