Vollständige Version anzeigen : Was versteht man unter "The Stuff" Ed Harts Methode
andreas222
11-03-2004, 12:42
Hallo zusammen,
um was fuer Techniken oder Material handelt es sich bei "The Stuff" oder besser Ed Harts Methode ?
Sind es eine bestimmte Trainings-Methoden, Techniken welche auf Ed eingebracht hat ?
Kann das jemand beschreiben ?
Vielen Dank fuer Infos.
Gruesse
Andreas
Ich kann nur das beschreiben, was ich als Eindruck empfunden haben, als ich auf dem Seminar in Geneve mit Tom deFelice (der Nachfolger von Ed Hart) trainierte: Es wurde viel Power-Punching, viel Chi Sao und viele Closing Techniken gemacht. Es kam mir jedoch vor als würden die mit etwas härterem Vorwärtsdruck arbeiten als man es z.B. bei Jesse R. Glover normalerweise tut, aber das kann auch nur eine persönliche Note sein und nichts Prinzipielles. Außerdem hat Tom deFelice genau wie Jesse auch recht oft mit Steve Smith (aus WallaWalla, WA, glaube ich) zu tun. Von dieser Seite finden die offensichtlich beide eine Menge Inspiration in Richtung von simplen Techniken, womit man einfach und Effizient das Gleichgewicht des Gegners brechen kann. Vor allem handelt es sich um Techniken, die sich gut an das Wing Chun ähnliche Trapping knüpfen lassen.
Aus welcher Ecke der Kampfkünste diese Techniken ursprünglich kommen, kann ich nicht ganz durchschauen - die basieren auf ganz andere Prinzipien als was man z.B. aus Aikido oder JiuJitsu kennt. Es kommt mir nur so vor als würde der o.g. Steve Smith verdammt gut mit dem Skelett und vor allem mit der Wirbelsäule des Menschen auskennen.
Prinzipiell glaube ich nicht, dass es wirklich große Unterschiede zwischen The Stuff und Non Classical Gung Fu gibt. Der Ursprung ist der Selbe, die benutzen heute noch weiträumig die gleichen Trainingsdrills und lassen sich von den gleichen Kampfkunst-Kollegen inspirieren.
Dann fragt man sich natürlich: Wenn Ed Hart und Jesse R. Glover seit den 60er Jahren bis zu Ed Harts tot vor wenigen Jahren in etwa das Gleiche unterrichtet haben und sich die Trainingsräumlichkeiten geteilt haben, warum nennt dann der eine seinen Lernprozess The Stuff und der andere seinen Non-Classical Gung Fu.
Das sollte man die Jungs am besten selber Fragen. Ich weiß nur, dass es eine allgemeine Tendenz ist. Bruce hat Jesse gebeten sein Gung Fu, nicht als Wing Chun und auch nicht als Jun Fan Gung Fu zu bezeichnen. Das war kurz bevor er nach San Francisco ging. Für diese Bitte gibt es offensichtliche organisations-politische Gründe. Während also Hinz und Kunz den Namen JKD für sonstwas benutzt, was manchmal gar nichts damit zu tun hat, gibt es offensichtlich ein anti-Trend: Jedes mal einen neuen Namen. Cris Sutton, der im prinzip auch genau das Gleiche wie die Anderen macht, nennt seine Variante Non-Classical Wing Chun. Bei Pierre Hartmann in Geneve macht man im Grunde auch Jesse Glovers NCGF. Das steht aber auch nirgendwo auf dem Label, sondern nur Chinese Boxing Assosiation. Was James DeMile machte, nannte er Wing Chun Do. Wie seine Schüler es heute nennen, weiß ich nicht.
andreas222
15-03-2004, 09:23
@Lino,
merci fuer die Infos.
Ich kenne die Zusammenhaenge nur grob u.a. aus Jesse Glovers Buch "Bruce Lee between wing Chun u. Jeet Kune Do"
Aufjedendfall kann ich mir gut vorstellen das Chris Sutton, Pierre Hartmann in Genf u. einige andere so ziemlich das Gleiche machen. (NCGF)
Von James DeMile u. seinem Wing Chun Do, habe ich auch schon gelesen.
Interessant waeren die einfachen Trainings-Ideen/Drills die hinter Power-Punching etc. stehen. Leider habe ich nur ein sehr schlechtes Tape von Jesse wo es teilweise erklaert wird. Verstehen tut man kaum etwas.
Viele Gruesse & Merci
Andreas
Von dieser Seite finden die offensichtlich beide eine Menge Inspiration in Richtung von simplen Techniken, womit man einfach und Effizient das Gleichgewicht des Gegners brechen kann. Vor allem handelt es sich um Techniken, die sich gut an das Wing Chun ähnliche Trapping knüpfen lassen.
Aus welcher Ecke der Kampfkünste diese Techniken ursprünglich kommen, kann ich nicht ganz durchschauen - die basieren auf ganz andere Prinzipien als was man z.B. aus Aikido oder JiuJitsu kennt. Es kommt mir nur so vor als würde der o.g. Steve Smith verdammt gut mit dem Skelett und vor allem mit der Wirbelsäule des Menschen auskennen.
Interessant, was du da schreibst. Gibt's da eine Seite, wo man sich vielleicht weiter über Steve Smith informieren kann?
Steve Smith:
WEBSITE: http://www.blackbelts.us/nwmaf
http://www.blackbelts.us/nwmaf/0000_0014.jpg
Steve Smith ist ein sehr netter Kampfsportler, ein bebrillter Herr, den man sich vom Äusseren ein bisschen wie einen jungen Elton John ohne dessen schräge Outfits vorstellen kann.
In Paris fiel mir nur seine zurückhaltende, freundliche und hilfsbereite Art und seine kräftige Statur, Arme, Handgelenke usw. auf.
Man könnte ihn für "den freundlichen Nachbarn von nebenan" halten, aber Jesse charakterisierte ihn mal mit den Worten: "He's a "sleeper"....he looks like he sleeps, but as soon as you realize that he's awoken, you're dead."
Jesse hält Steves Abwehren gegen (Schuss)waffen für die realistischsten Möglichkeiten / Chancen, und seine waffenlose Kampfkunst enthält Techniken, die direkt gegen die Wirbelsäule, Genick, Halswirbel, Kehlkopf, etc. gehen und sich deren Beschaffenheit zunutze machen (vom Zu-Boden-Bringer bis zu wirklich bösen Sachen), möglicherweise eine Mischung aus Aikijitsu und Grappling/Wrestling-Techniken.
Ich habe diese Dinge ansatzweise auf einem Seminar gespürt, und auf einem kanadischen Seminar-Video von Tommy Carruthers demonstriert dieser auch ein paar dieser Dinge - ernsthafter Stoff!
Dass Bruce Lee seinem Schüler und Assistenz-Lehrer Jesse Glover erlaubte, weiterhin in Seattle zu unterrichten, vorausgesetzt, er würde die Namen Wing Chun und Jun Fan Gung Fu nicht benutzen, liegt IMHO in der Tatsache, dass er doch noch ein wenig die Tradition wahrte, und keiner seiner Schüler als offizielles Mitglied des Wing Chun-Klans betrachtete. Bruce Lee erzählte Jesse, dass er seinen alten Lehrer Yip Man per Brief gefragt hätte, ob er Nicht-Chinesen offiziell unterrichten dürfe. Er erwähnte nie wieder etwas davon. Yip Mans Antwort kann man sich denken.
Desweiteren unterrichtete BL seine Schüler nicht so, wie er Wing Chun noch selbst in Hongkong gelernt hatte, was man leicht an Jesses Trainingschronologie unter BL (siehe "Bruce Lee's Non-Classical Gung Fu", 1978, Jesse Glover) und seinen eigenen Non-Classical Gung Fu-Approach erkennen kann.
Der Name "Jun Fan Gung Fu" war das, was Bruce Lee in den früheren Sechzigern für sich persönlich (übersetzt = "Bruce Lee Kung Fu"), und für seine Schulen entwickelte. Jesse und andere (z.B. James DeMile) stiegen da aus. Es wäre demnach verfehlt, Bruce Lees erste Schüler (ausser Taky Kimura) als Jun Fan Gung Fu-Studenten zu bezeichnen.
Aus der "Not" (die niemals wirklich eine war, da dies nur in kommerzieller Hinsicht von Wert ist), ihre Methode nicht als Wing Chun oder Jun Fan Gung Fu bezeichnen zu können, machten Bruce Lees erste Schüler eine Tugend:
Sie forschten und entwickelten auf der Grundlage dessen, was sie vor, mit und nach Bruce Lee gesehen und gelernt hatten und entwickelten in Folge dieser frühen n i c h t k l a s s i s c h e n Erfahrung (hervorragend erklärt von Johnny Williams) (http://www.forumco.com/pauljbax/topic.asp?TOPIC_ID=2832&FORUM_ID=88&CAT_ID=7&Topic_Title=question+about+Bruce%27s+training&Forum_Title=1%2DJKD%3A+Forum+I) im Laufe der Zeit ihr eigenes Ding...
Jesse Glover: Non-Classical Gung Fu
Mike Lee: Nova
Ed Hart: The Stuff
James W. DeMile: Wing Chun Do
Bleibt die Frage, ob Bruce Lee von Beginn an bereits individuell oder einfach lückenhaft unterrichtete...oder Beides?
Ed Hart zum Beispiel konnte sich nie so sehr der Wing Chun-Methodik verschreiben wie Jesse, da er bereits vorher sehr stark vom Boxen geprägt war....Hier noch eine interessante Info über Ed Hart:
http://www.forumco.com/pauljbax/topic.asp?TOPIC_ID=2941&FORUM_ID=88&CAT_ID=7&Topic_Title=To+JESSE+GLOVER%21&Forum_Title=1%2DJKD%3A+Forum+I
Grüsse,
Andreas
P.S.: Da man sich neuerdings (wieder mal) in Paul Baxs Board registrieren lassen muss, um dort auch nur zu lesen, kann ich diese Texte bei Bedarf (und mit Erlaubnis des Moderators) auch gern hier posten....
Grüsse
Jo danke für die Info. Werde auf dein Angebot vielleicht zurückkommen...
Eine vereinfachte Beschreibung von einer der Wirbelsäulentechniken werde ich hiermit versuchen - zumindest so haben wir die ab und zu mit Jesse oder mit Wolfgang trainiert:
Der Opponent hebt dummerweise die Hände (oder wenn nicht entfällt Part eins). Beim Closing wird er mit einem harten Pak Sau aus der richtung gedreht (typisch Jesse).
Auf dem weg rein wird mit offener Hand das Gesicht angegriffen nach hinten gedrückt oder geschlagen. (Hier kommt dann Steve Smith stuff): Im Moment, wo er leicht ausser Gleichgewicht ist oder zumindest wo sein Körper nicht gerade steht drücken beide Hände auf seinem Kopf von oben.
Das ist eine Übung, mit der man verdammt vorsichtig sein muss, denn die Beine des Opponenten müssen nachgeben oder die Wirbelsäule trägt plötzlich verdammt viel Gewicht in einer total unmöglichen Position. Aber da der Körper das noch nie gemacht hat, und die Reflexe der Beine natürlich eher versuchen werden, das Gleichgewicht zu halten, fällt der Körper schon lange nicht so schnell, wie ein normaler Mensch drücken kann.
So in etwa geht eine Variante davon. Wer es nicht versteht soll mal einen 20-40 kg schweren Gegenstand auf dem Kopf balancieren und versuchen, Limbo zu tanzen.
P.S.: Da man sich neuerdings (wieder mal) in Paul Baxs Board registrieren lassen muss, um dort auch nur zu lesen, kann ich diese Texte bei Bedarf (und mit Erlaubnis des Moderators) auch gern hier posten....
Grüsse
Überigens scheint dies sich auch wieder geändert zu haben: Zumindest kann man die wichtigsten threads über Training und JKD-Politics ohne Registrierung lesen und auch mit kostenloser Registrierung posten.
vBulletin v4.2.5, Copyright ©2000-2025, Jelsoft Enterprises Ltd.