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Vollständige Version anzeigen : SV orientiertes Training - Trainingsdidaktik



Manfred85
19-11-2012, 20:41
Guten Abend,

mein Name ist Manfred, ich trainiere seit mehreren Jahren Jiu Jitsu im Verein (wobei die KK Art bei meinem Problem keine Rolle spielt), und zwar aus Fitnessbestreben und dem Erlernen von adäquater Selbstverteidigung im Ernstfall. War ich zu Beginn sehr zufrieden mit dem Training (2x pro Woche) - in der Pubertät, die ich so langsam überstanden haben sollte, fühlt man sich bei sowas schnell unbesiegbar -, wir haben sehr nette Trainer und Sportskameraden, so änderte ich meine Meinung in den letzten Wochen und Monaten. Meine Trainingspartner, die im Gegensatz zu mir schon mehrmals beianderen Vereinen trainierten, bestätigten mir eine sehr große Bedeutung des Technikteils in unserem Programm. Menschen aus anderen Vereinen empfinden unser Training auch oft als etwas lasch. Das Problem bei uns ist, dass unsere Trainer neben Erwarmung, Fallschule und Pratzentraining oft nur Techniken vorzeigen, was dann etwas an die JJ Duo Wettkämpfe erinnert. So können z.B. mein Trainingspartner und ich Techniken für das Prüfungsprogramm, wissen diese aber im Ernstfall nicht anzuwenden. Das ist, warum ich bei Ihnen im Forum schreibe. Ich bitte Sie alle darum, mir einen Weg aufzuzeigen, wie ich meine Trainer im Namen mehrerer davon überzeugen kann, unser Training praxisorientierter zu gestalten, konkret etwa durch Sparring und Bodekampf bei jedem Training, was bei uns wahrscheinlich schon zu einer großen Verbesserung der Lage führen würde, da wir damit Techniken auch real anzuwenden lernen. SV orientiertes Training, muss das heißen, auf Sparring zugunsten von Trockenübungen zu verzichten? Allerdings trainiere ich wie eingangs erwähnt schon mehrere Jahre bei unseren auch sehr netten Lehrern (welche übrigens auch nicht zu traditionell veranlagt sind vom Trainingsstil wenn ich das richtig formuliere), ich möchte sie keinesfalls seelisch verletzen oder vor den Kopf stoßen, immerhin bin ich Schüler und sie haben mir einiges an Erfahrung voraus. Ich bitte um Tipps für eine Herangehensweise!

Liebe Grüße und einen schönen Feierabend

Manfred85

P.S.: Bitte entschuldigen Sie das Fehlen von Absätzen, ich schreibe dies mit einem Smartphone.

big X
19-11-2012, 21:38
der einfachste psychologische trick, der mir einfällt, deine trainer dazu zu bringen einen praxisorientierteren traingsteil in euer training einzubauen, wäre sie zu fragen, ob ihr nicht mal randori, sparring, kreistraining, szenarios, ortswechsel, ... machen könnt.
manchmal sind beide seiten so eingefahren, dass sie den wald vor lauter bäumen nicht sehen ;).

sparring ist ein wesentlicher teil von SV-orientierten stilen.

Bubatz
19-11-2012, 21:51
Ich würde auch so ähnlich vorgehen: "Könnten wir nicht öfter mal Bodenrandori, Sparring und freie Angriffe ins Training einbauen? Vielleicht jedes so einmal im Monat? Da hätten wir total Lust drauf!" Das dürfte eigentlich die netten Trainer nicht vor den Kopf stoßen. Abraten würde ich hingegen von Äußerungen wie "Unser Training ist total unrealistisch!" oder "Andere Vereine machen aber ..." etc. weil das negativ rüberkommt.

Manfred85
19-11-2012, 22:00
Ich würde auch so ähnlich vorgehen: "Könnten wir nicht öfter mal Bodenrandori, Sparring und freie Angriffe ins Training einbauen? Vielleicht jedes so einmal im Monat? Da hätten wir total Lust drauf!" Das dürfte eigentlich die netten Trainer nicht vor den Kopf stoßen. Abraten würde ich hingegen von Äußerungen wie "Unser Training ist total unrealistisch!" oder "Andere Vereine machen aber ..." etc. weil das negativ rüberkommt.

So habe ich mir das auch gedacht und auch schon angewendet, allerdings wird es trotz Bitten nicht oft gemacht. Haben Sie ein paar stichhaltige Argumente für Sparring und Randori, warum das so gut für unser Training wäre?

amasbaal
19-11-2012, 23:10
So habe ich mir das auch gedacht und auch schon angewendet, allerdings wird es trotz Bitten nicht oft gemacht. Haben Sie ein paar stichhaltige Argumente für Sparring und Randori, warum das so gut für unser Training wäre?

ganz einfach: weil es eine mehr oder weniger kontrollierte simulation eines kampfes ist und keine reproduktion einer bestimmten, zuvor festgelegten technik/technikabfolge.

Odysseus22
19-11-2012, 23:34
Einfach mit Leuten aus anderen Schulen und Stilen trainieren/sparren, das bringt weit mehr, als wenn du deine Trainer bittest, etwas zu tun, das sie offenbar nicht wollen, denn sonst wären sie vermutlich in ihren vielen Jahren als Trainer bereits selbst darauf gekommen. :rolleyes:
Letztlich hilft es wenig, wenn man den Leuten, mit denen man immer trainiert, sagt: greif mich etwas realistischer an! Besser mit ganz anderen Leuten trainieren, denn da ist auch ein leichter Angriff schwerer abzuwehren, wenn die Angriffsart des anderen Systems dir nicht bekannt ist.

cross-over
22-11-2012, 07:42
Mein Vorschlag, sammelt erst einmal die Punkte die euch am Training nicht gefallen. Dann sollte sich ein Schüler, der mit dem Trainer am besten zurecht kommt oder am höchsten graduiert ist, mit diesem in neutraler Umgebung zusammensetzen um eure WÜNSCHE zu erläutern. Falls euer Trainer zustimmt, eure WÜNSCHE umzusetzen, solltet Ihr Euch nach ca. 6 Monaten wieder zusammen setzen um das Ergebnis zu überprüfen. Dies kann man regelmäßig 1-2 mal im Jahr machen.
Wir bieten das auch unseren Schülern an.

Ganz wichtig keine persönlichen Angriffe.

Habt ein wenig Gedult mit eurem Trainer, denn auch er kann sich nicht von heute auf morgen umstellen.

Sollte er sich allerdings VOLLKOMMEN verweigern muss man sich darüber Gedanken machen ob man da bleibt.

Übrigens brauchst Du hier keinen mit SIE anreden.

wiesenwurz
22-11-2012, 08:28
Mich schon. :cool:

Aber jetzt mal kurz ne andere Persepektive:

Was ist wenn es tatsächlich so ist, dass nur du das Training so gestalten willst und alle Anderen vollkommen glücklich sind damit? Ist ja irgendwie auch nicht sinnvoll das Training umzumodeln für einen Einzigen. Stattdessen wäre es sinnvoller sich eine Gruppe zu suchen, die dann eher seinen Wünschen entspricht. Alternative: Ich selber trainiere manchmal mit nem Freund aus nem anderen Bereich um bestimmte Dinge auszuprobieren die im Training eher nicht/selten gemacht werden.

Papatom
22-11-2012, 09:39
Moin,
wie ist dass denn in Eurem JJ Verein/ Verband? Gibt es da eine Art Vereinsregel? Satzung? Zielsetzung des Trainings?

Bei uns ist es z.B. so, dass wir zwar auch eine ganze Menge Techniken haben, die wir lernen sollen, aber im Vordergrund steht, die Techniken/ Prinzipien/ Körpermechaniken usw. so verstanden zu haben, dass wir generell frei und kreativ arbeiten können. Die Techniken sind letztlich nur Ideen und mittel zum Zweck....
Letztendlich soll man in der Lage sein, im Sparring diese Ideen anzuwenden, welche dann eben nicht starr Technik 1 oder 5 sein müssen.

Wie ist das bei Euch definiert? Wäre doch ein Aufhänger. Ihr lernt die Techniken doch bestimmt auch nicht nur, um nachher möglichst viele Techniken zu sammeln, oder?

Einfach vom KK Aspekt ausgehen und die Ideen und Prinzipien hinter den Techniken lernen wollen und das Eurem Trainer vorschlagen, Kreatives Arbeiten damit nach dem Verstehen funktioniert ja dann nur in der freieren Anwendung....

Ob man Schlagen und Treten kann, lernt man letztlich ja auch nur im Sparring..Timing, Distanz unter Streß und Druck...

Viel Erfolg

Gruß

concrete jungle
22-11-2012, 10:52
Die Technik sauber einzutrainieren ist nie verkehrt.

Danach müssen aber Drills her und schliesslich Sparring.

Für den TE: Besorg Dir einen langen, schweren Sandsack und Bandagen, Sandsackhandschuhe und schlage mit Kraft und schnell darauf ein, dann Intervalltraining, Liegestütze, Burpees,wieder den Sack dreschen für einige Minuten- so baust Du Dir eine kampfspezifische Ausdauer auf.

Wenn der Trainer nicht anders will und auch um Dein Selbstvertrauen aufzustocken, gehe in andere Vereine, Gyms und trainiere da ein paar mal mit(Probetraining, Monatsmitgliedschaft)
Boxen, Thai , MMA usw.-es wird heftig am Anfang, beim Sparring kommt eine Gefühlsdusche, was schon den Ernstfall mal erahnen lässt.