Rollstuhl im training [Archiv] - Kampfkunst-Board

PDA

Vollständige Version anzeigen : Rollstuhl im training



Mahmut Aydin
25-11-2012, 15:16
Hin und wieder kommt seit paar wochen bei uns mal ein alter Ringer, der leider seit vielen jahren im rollstuhl sitzt, mal zum training ins studio...

ich würde gerne die jenigen unter euch, die erfahrung mit dem training von rollstuhl fahrenenden menschen haben, wie man einem rollstuhlfahrer einen takedown verpassen kann...

also wenns um seine power, dank arm, schulter und rücken geht, lohnt sich ein das clinshen nicht... (schneller und technisch besser ist er ebenfals) er wiegt auch gut 20-25 kilo mehr... daher, wie schaffe ich es ihn vom rollstuhl runter, oder samt rollstuhl runter zu bekommen?

ich war anfangs der meinung, der wäre eigentlich kein starker gegner, da er recht langsam unterwegs sein können und seine arme zum bewegen benutzen muss, aber ehrlich leute, wenn man einen guten gegner hat ist das auch so eine haarige angelegenheit

Sojobo
25-11-2012, 15:51
Um welchen Kampfsport handelt es sich denn?

Nelsoix
25-11-2012, 16:58
Ich frage mich eher wie ein Rollstuhlfahrer überhaupt eine Sportart mit Takedowns betreiben kann...Gibt es dafür extra Rollstühle wie z. B. beim Rollstuhlbasketball oder so?

Aikempo
25-11-2012, 20:38
Okay, reduzieren wir das aufs technische, ganz ohne moralische Aspekte. Rollstuhlfahrer sitzen normalerweise direkt über der Achse, bisweilen kurz dahinter. Damit ist der Schwerpunkt soweit nach hinten verlagert, dass du ihn nach vorn kaum aus dem Stuhl bekommst. Auch zu den Seiten geht schwer wg. der Reifenbleche. Bleibt nur der Weg nach hinten. Sind Griffe am Rollstuhl, reicht ein senkrechter Druck von oben auf die Griffe - jedoch nur, wenn der sitzende Kämpfer die Hände zu diesem Zeitpunkt nicht an den Greifringen oder Rädern hat (sonst kann er mit einer schnellen Gegenbewegung des Stuhl sofort wieder stabilisieren). Ein Zug oder Druck am Oberkörper des Sitzenden lässt den ganzen Rollstuhl nach hinten rollen, so dass du ihn so nicht werfen kannst. Die einzige Möglichkeit hier ist, das Hinterrad beim Wurf mit einem Fuß zu blockieren. Dann - und nur dann - bekommst du einen wirklich erfahrenen Kämpfer im Rollstuhl rückwärts geworfen. Aber es kostet dich auf jeden Fall Schmerzen im Fuß, denn das Hinterrad rollt drüber.

Grüße
Dirk

Aikempo
25-11-2012, 20:43
Nachtrag: Da du es mit einem Ringer zu tun hast, richte dich darauf ein, dass das ganze in einem Opferwurf endet. Wenn er fällt, wird er dich mit runter ziehen. Aber davon gehst du ja sicher aus, ne?

Und achte drauf, dass das Stützrad hinten nicht ausgefahren ist. Einen Rolli über das das Stützrad zu werfen, kostet viel Kraft.

Mahmut Aydin
25-11-2012, 21:04
Um welchen Kampfsport handelt es sich denn?

oh, das hätte ich erwähnen sollen... es handelt sich eigentlich zum kein echtes regelwerk... wir werfen uns bloß oder ich versuch ihm irgendwie mal einen mata leo zu verpassen... also einfach so weit es geht zusammen bisschen "rollen". mal mit gi, mal ohne mal sitz ich auch im rollstuhl, wir versuchen viele möglichkeiten durchzugehen, alles schlag- und tretfrei...


Ich frage mich eher wie ein Rollstuhlfahrer überhaupt eine Sportart mit Takedowns betreiben kann...Gibt es dafür extra Rollstühle wie z. B. beim Rollstuhlbasketball oder so?

das wüsst ich jetzt nichz zu beantworten... das einzige was mir auffällt, was anders ist, dass er beim training die reifen wechselt, damit kein finger oder sowas in der speiche hängen bleibt.. zusatzlich hat er für die polsterung noch eine pratze hinten festgemacht beim training, um mit dem kopf nicht auf die matte zu klatschen, aber nichts was irgendwie mechanisch geändert wurde sonst


Okay, reduzieren wir das aufs technische, ganz ohne moralische Aspekte. Rollstuhlfahrer sitzen normalerweise direkt über der Achse, bisweilen kurz dahinter. Damit ist der Schwerpunkt soweit nach hinten verlagert, dass du ihn nach vorn kaum aus dem Stuhl bekommst. Auch zu den Seiten geht schwer wg. der Reifenbleche. Bleibt nur der Weg nach hinten. Sind Griffe am Rollstuhl, reicht ein senkrechter Druck von oben auf die Griffe - jedoch nur, wenn der sitzende Kämpfer die Hände zu diesem Zeitpunkt nicht an den Greifringen oder Rädern hat (sonst kann er mit einer schnellen Gegenbewegung des Stuhl sofort wieder stabilisieren). Ein Zug oder Druck am Oberkörper des Sitzenden lässt den ganzen Rollstuhl nach hinten rollen, so dass du ihn so nicht werfen kannst. Die einzige Möglichkeit hier ist, das Hinterrad beim Wurf mit einem Fuß zu blockieren. Dann - und nur dann - bekommst du einen wirklich erfahrenen Kämpfer im Rollstuhl rückwärts geworfen. Aber es kostet dich auf jeden Fall Schmerzen im Fuß, denn das Hinterrad rollt drüber.

Grüße
Dirk

das klingt eigentlich sehr gut, wir trainieren auch mit stiefeln, daher wird das mit dem fuß sicher nicht so schlimm, barfuß ist schon einige male in die hose gegangen... und naja ich hab ihn eigentlich bisher immer versucht oft nach vornehin rauszuholen, quasi mit ziehen und drehen seine starken positionen auszumerten um ihn dann vom oder samt rollstuhl zu werfen... bisher schwer, aber die barrikade und der richtungswechsel sind eine gute idee. danke


Nachtrag: Da du es mit einem Ringer zu tun hast, richte dich darauf ein, dass das ganze in einem Opferwurf endet. Wenn er fällt, wird er dich mit runter ziehen. Aber davon gehst du ja sicher aus, ne?

Und achte drauf, dass das Stützrad hinten nicht ausgefahren ist. Einen Rolli über das das Stützrad zu werfen, kostet viel Kraft.

also bisher ist es egal wie es mal geklappt hat grundsätzlich der fall gewesen, dass ich entweder vom rollstuhl oder von ihm mitgerissen wurde... dabei im stehen zu bleiben ist sehr schwer...

das stützrad ist beim training nicht ausgefahren.. dankeschön für die hilfe

HolgerSVB
26-11-2012, 11:01
Hi!
Das finde ich ja mal ausnehmend interessant. Ich unterrichte (und unterrichtete) viele Rollstuhlfahrer. Bisher war mein Bestreben sie zu beraten und zu trainieren wie sie nicht zu Boden gebracht werden und nicht dem „Angreifer“ Tipps zu geben…………………..
Es wird uns (also allen die Rollifahrer unterrichten und den Rollifahrern selber) immer wieder unterstellt, dass sich jemand im Rollstuhl NICHT wirklich gegen einen Fußgänger wehren kann. All diesen Leuten sollte man diesen Beitrag zu lesen geben.
Ich danke Dir dafür.
Ach ja, zu den Ausführungen von Aikempo gibt es nichts hinzuzufügen. Der Mann weiß wovon er schreibt.
Gruß

Holger

Mahmut Aydin
26-11-2012, 14:03
Hi!
Das finde ich ja mal ausnehmend interessant. Ich unterrichte (und unterrichtete) viele Rollstuhlfahrer. Bisher war mein Bestreben sie zu beraten und zu trainieren wie sie nicht zu Boden gebracht werden und nicht dem „Angreifer“ Tipps zu geben…………………..
Es wird uns (also allen die Rollifahrer unterrichten und den Rollifahrern selber) immer wieder unterstellt, dass sich jemand im Rollstuhl NICHT wirklich gegen einen Fußgänger wehren kann. All diesen Leuten sollte man diesen Beitrag zu lesen geben.
Ich danke Dir dafür.
Ach ja, zu den Ausführungen von Aikempo gibt es nichts hinzuzufügen. Der Mann weiß wovon er schreibt.
Gruß

Holger

Ich hätte mich eigentlich vor einigen Monaten den Menschen angeschlossen, ich hab ihn wirklich unterschätzt. ich dachte mir, der war mal ein guter ringer, aber da hatte er eine funktionierende hüfte und zwei gesunde beine...

also ich würde um ehrlich zu sein sicher kein schweres spiel haben, wenn wir das hauen und treten einführen würden, da ich auch mit wenig technik und viel gewalt weit käme... aber wenn wir zusammen mal "rollen" ist es eine für mich aufgrund..
- seiner erfahrung ohne rollstuhl, sprich zu wissen wie ich mich bewege,
- seiner erfahrung im rollstuhl, zu wissen wie er sich bewegen kann und wie nicht, also seine positionen gut verteidigt
- seinem enormen kraft und masseunterschied im vergleich zu meinen schlappen 65kg.

also ich hab durch ihn meinen meinung stark geändert... im rollstuhl läßts sich kämpfen

Aikempo
26-11-2012, 19:36
Es wird uns (...) immer wieder unterstellt, dass sich jemand im Rollstuhl NICHT wirklich gegen einen Fußgänger wehren kann. All diesen Leuten sollte man diesen Beitrag zu lesen geben.

Das unterschreibe ich sofort!

Helmut Gensler
27-11-2012, 18:08
stelle ihn mal auf 4 Waagen, für jedes Rad eine. Die bekommst du sicher über deine Trainingsgruppe... kurzfristige Ausleihe aus dem eigenen Badezimmer.... ;))

dann notiere, wie die Gewichte im normalen Sitzen" und bei einer Körperhaltung "kämpfen" sind. Dann rede ich weiter.

Mahmut Aydin
29-11-2012, 15:35
Hab ihn mal gefragt, sein Rollstuhl wiegt 12,8Kg und er pendelt zwsischen 84-86Kg rum... Das gewicht steht auf dem Rollstuhl seins wurde vor 5 Wochen bei einer Ärztlichen untersuchung ermittelt...

Aikempo
29-11-2012, 21:56
Mahmut, die Sache mit den Waagen sollte dir verdeutlichen, wie dein Ringer seinen Schwerpunkt von der Alltagshaltung zur Kampfposition verlagert (darum die vier Waagen). Mit dem Background wird dir klar, wie du ihn effektiv destabilisieren kannst.

Helmut Gensler
30-11-2012, 11:24
um Dirks Aussage zu erweitern:
beim Rollibasketball oder beim Tanzen sind die Rollis so eingestellt, dass höchstens 10% des Gesamtgewichtes auf beiden Vorderrädern lasten.

Mahmut Aydin
30-11-2012, 14:31
ok, das hatte ich mir gleich gedacht, dass es deshalb war, leider war der post aber schon raus :D

also die vier waagen hatten wir, aber ich hab die zahl ehrlich gesagt nicht mehr im kopf, aber es waren keine 20k die vorne angezeigt worden sind...

also ist eigentlich so etwas wie eine wt stellung in rollstuhlformat?!?!?

Helmut Gensler
07-12-2012, 13:31
unter 20% Ja, wenn die Kippbewegung perfekt beherrscht wird oder ein 5. Rad hinten das Umfallen verhindert. Dieses Kippschutzrad verhindert aber auch das Ankippen bei Bordsteinen und auf unebenem Gelände.... kann da stark hinderlich sein.
Ein einfaches Umstellen der Räder klappt leider nicht. Dann sind die Vorderräder nicht mehr senkrecht zum Boden und flattern beim Fahren.

Helmut Gensler
09-12-2012, 13:09
noch was vergessen... haben die Greifräder einen Sturz? Wenn JA, wieviel?