Michael Kann
16-03-2004, 10:20
"Demokratische Fassade" oder "Russlands Präsident ließ sich wiederwählen"
Wenn Wladimir Putin in seiner ersten Amtszeit Positives bewirkte, dann das: Senioren bekommen in der Ägide dieses russischen Präsidenten wieder Rente und Beschäftigte Lohn. Das war bis dahin keineswegs selbstverständlich, deshalb sollte es niemand gering schätzen.
In der wilden Umbruch-Ära unter Vorgänger Jelzin, als sich einige Raffkes (auch Jelzins Familie) bei den Privatisierungen schamlos bereicherten, verloren zugleich Millionen redlich arbeitende Menschen alles, in der Rubel-Krise 1998 auch die letzten Ersparnisse.
Selbst ehemalige Universitätsdozenten standen da in Suppenküchen Schlange. Nicht wenige Mütter, Schülerinnen schon prostituierten sich, da sie in einer Nacht mehr nach Hause brachten als der Vater - falls überhaupt - im Monat. Viele junge Leute gingen ins mafiose Milieu, statt brotlos zu studieren.
Verhältnisse, die zahlreiche Russen als persönliche Erniedrigung verstanden. Hinzu kam eine als entwürdigend angesehene Zerrüttung des Staates.
> Gorbatschow warfen die Landsleute vor, das sowjetische Imperium, den Supermacht-Status verspielt zu haben.
> Über Jelzin und seine in Wodka-Seligkeit besonders unkontrollierten Ausbrüche empfanden sie am Ende kollektive Scham.
Putin selber erinnerte unlängst an die damalige Misere, als er vom „bemitleidenswerten moralischen Verfall unserer Gesellschaft“ sprach. Er rechnet sich als sein Verdienst an, stabilere Zustände geschaffen, die Stimmung allgemeinen Niedergangs gestoppt zu haben.
Tatsächlich wächst die Wirtschaft wieder. Die relativ gute Haushaltslage hat in erster Linie mit den momentan hohen Öl- und Erdgaspreisen zu tun. Eine Ökonomie aber, die primär von der Ausbeutung bestimmter Rohstoffe abhängt, steht auf tönernen Füßen. Das allerdings dürfte die Wähler des Kremlführers kaum beunruhigen. Für sie zählt der Eindruck, dass ein „starker Mann“ das Chaos entschlossen beendet und sich patriotisch zeigt! Nationalimus pur?
Putin dürfte damit sein Ziel erreicht haben. Das bestand im Ausbau der eigenen, nun fast unbegrenzten Machtfülle wie in der Kontrolle aller Schalthebel durch die alte KGB-Kameraden. Diktatur oder Demokratie?
Der Weg zum Ziel!
> Die Medien und ihre Magnaten bekamen Maulkorb beziehungsweise Exil verordnet.
> Unternehmer, die sich erdreisteten, die Kreise der neuen Kamarilla zu stören, wanderten hinter Gitter.
> Die Justiz degenerierte wie im totalitären UdSSR-System zum willfährigen Organ.
> Im Parlament sitzen seit Dezember zu 80 Prozent Abnicker der präsidialen Politik.
> Im ausgewechselten Kabinett hocken brave Technokraten.
Putin hat, genau genommen, keine seiner Zusagen aus dem Jahr 2000 erfüllt. > Die Zivilgesellschaft versprach er zu stärken - sie ist kaum noch erkennbar. > Korruption sollten seine Behörden bekämpfen - doch dieses Karzinom wuchert schlimmer denn je.
> Das Tschetschenien-Problem (das eben kein rein tschetschenisches ist) suchte er mit brutalster Gewalt rasch und definitiv zu lösen — jetzt kommt der Krieg bereits nach Moskau zurück.
Wo gehts lang mit Russland?
Wenn Wladimir Putin in seiner ersten Amtszeit Positives bewirkte, dann das: Senioren bekommen in der Ägide dieses russischen Präsidenten wieder Rente und Beschäftigte Lohn. Das war bis dahin keineswegs selbstverständlich, deshalb sollte es niemand gering schätzen.
In der wilden Umbruch-Ära unter Vorgänger Jelzin, als sich einige Raffkes (auch Jelzins Familie) bei den Privatisierungen schamlos bereicherten, verloren zugleich Millionen redlich arbeitende Menschen alles, in der Rubel-Krise 1998 auch die letzten Ersparnisse.
Selbst ehemalige Universitätsdozenten standen da in Suppenküchen Schlange. Nicht wenige Mütter, Schülerinnen schon prostituierten sich, da sie in einer Nacht mehr nach Hause brachten als der Vater - falls überhaupt - im Monat. Viele junge Leute gingen ins mafiose Milieu, statt brotlos zu studieren.
Verhältnisse, die zahlreiche Russen als persönliche Erniedrigung verstanden. Hinzu kam eine als entwürdigend angesehene Zerrüttung des Staates.
> Gorbatschow warfen die Landsleute vor, das sowjetische Imperium, den Supermacht-Status verspielt zu haben.
> Über Jelzin und seine in Wodka-Seligkeit besonders unkontrollierten Ausbrüche empfanden sie am Ende kollektive Scham.
Putin selber erinnerte unlängst an die damalige Misere, als er vom „bemitleidenswerten moralischen Verfall unserer Gesellschaft“ sprach. Er rechnet sich als sein Verdienst an, stabilere Zustände geschaffen, die Stimmung allgemeinen Niedergangs gestoppt zu haben.
Tatsächlich wächst die Wirtschaft wieder. Die relativ gute Haushaltslage hat in erster Linie mit den momentan hohen Öl- und Erdgaspreisen zu tun. Eine Ökonomie aber, die primär von der Ausbeutung bestimmter Rohstoffe abhängt, steht auf tönernen Füßen. Das allerdings dürfte die Wähler des Kremlführers kaum beunruhigen. Für sie zählt der Eindruck, dass ein „starker Mann“ das Chaos entschlossen beendet und sich patriotisch zeigt! Nationalimus pur?
Putin dürfte damit sein Ziel erreicht haben. Das bestand im Ausbau der eigenen, nun fast unbegrenzten Machtfülle wie in der Kontrolle aller Schalthebel durch die alte KGB-Kameraden. Diktatur oder Demokratie?
Der Weg zum Ziel!
> Die Medien und ihre Magnaten bekamen Maulkorb beziehungsweise Exil verordnet.
> Unternehmer, die sich erdreisteten, die Kreise der neuen Kamarilla zu stören, wanderten hinter Gitter.
> Die Justiz degenerierte wie im totalitären UdSSR-System zum willfährigen Organ.
> Im Parlament sitzen seit Dezember zu 80 Prozent Abnicker der präsidialen Politik.
> Im ausgewechselten Kabinett hocken brave Technokraten.
Putin hat, genau genommen, keine seiner Zusagen aus dem Jahr 2000 erfüllt. > Die Zivilgesellschaft versprach er zu stärken - sie ist kaum noch erkennbar. > Korruption sollten seine Behörden bekämpfen - doch dieses Karzinom wuchert schlimmer denn je.
> Das Tschetschenien-Problem (das eben kein rein tschetschenisches ist) suchte er mit brutalster Gewalt rasch und definitiv zu lösen — jetzt kommt der Krieg bereits nach Moskau zurück.
Wo gehts lang mit Russland?