Vollständige Version anzeigen : Bronzeschwerter
moin,
letzthin hab ich ne Doku über Troja geguckt (ich weiß, TV-Dokus sind mit Vorsicht zu genießen, deshalb frag ich ja hier ;) ).
Die hatten vorgeführt, warum die ollen Griechen eher mit dem Speer als mit den Bronzeschwertern rumgemacht haben.
Mal abgesehen von der Reichweite zum einen deshalb, weil so ein Speer nicht so schwer und ermüdend ist auf Dauer, zum anderen, weil ein Bronzeschwert sich sofort verbogen hat bei Benutzung.
Stimmt das ? Oder gab es evtl irgendwelche Legierungen die tauglich waren ?
Soweit ich weiß, waren die immer recht anfällig. Verglichen mit Eisenschwertern. Ich würde aber vermuten, dass es vor allem am nicht unerheblichen Reichweitenvorteil des Speeres lag, dass dieser in erster Linie verwendet wurde. Mit ihm kannst du nicht nur stechen, sondern auch sehr gut schwingen. So wenig Schwerter waren in dieser Zeit aber gar nicht im Einsatz. Man vermutet, dass sie in recht großer Zahl gegossen wurden. Andererseits, bei dem Verschleiß....
T. Stoeppler
19-02-2013, 20:52
Der Speer ist die primäre Waffe der Infanterie gewesen. Neben Reichweite, Benutzefreundlichkeit, Hebel, Werfbarkeit etc kann man den als Formationswaffe einsetzen. Und billig ist der auch.
Das Schwert kommt generell nicht so oft zum Einsatz. Bronzeschwerter damals waren recht kurz, aber leichtes (sofortiges) Verbiegen würde ich nicht bestätigen. Man hat sie so gefertigt und geformt, dass die Klingen nach Möglichkeit nicht leicht verbiegen. Dafür gab es auch damals schon gut geeignete Legierungen.
Wer mal ein feines antikes Bronzeschwert in der Hand hatte (hatte ich) wird dem Teil volle Funktionalität zusprechen.
Bei solchen Aussagen muss man natürlich immer berücksichtigen, dass es natürlich keine einheitlichen Standards für die Qualität gibt. Es gibt hervorragende Bronzeklingen und genauso wie übelsten Schund.
Gruss, Thomas
DavidBr.
19-02-2013, 21:09
Ich vermute ähnlich wie Thomas, dass Speere einfacher herzustellen waren, Reichweite, billiger in Herstellung und Anschaffung und Ausbildung der Soldaten war in kurzer Zeit möglich (reine Vermutung, ohne Primärquellen)
Radioknopf
20-02-2013, 02:24
Spröde und trotzdem zu weich, dazu noch sehr teuer. Metalle waren nicht so geläufig wie heute, man muß die gewinnung bedenken ;)
Lange Bronzeschwerter machen nicht wirklich sinn und kurze haben auch keine grandiose haltbarkeit.
Damals waren für kurze Entfernungen Beile sicher etwas verbreiteter.
Interssanter Thread. Das Thema Bronzeschwerter interssiert mich auch schon länger.
Nur waren Bronze Schwerter wirklich immer kurz? China hat zwar nichts mit Griechenland zu tun, aber dort hat man meines Wissens nach ursprünglich die Jian bereits aus Bronze gefertigt. Als Kurzschwert würde ich die Jian nicht gerade bezeichnen.
Bin aber nur ein Laie, der sich mit der Waffentermiologie nicht auskennt, und das die Bronze Jians kurzer waren, als die spätere Eisenversion kann ich auch nicht auschließen.
Das mit den China Schwerten sollte nur eine kleine Anregung sein.
Es hat sehr lange Bronzeschwerter gegeben, bis zu 1,40. Das Problem war eher dass die schnell stumpf wurden.
Helmut Gensler
20-02-2013, 12:07
ich habe eine Broncedolch. Zum Kämpfen würde ich ihn nicht verwenden, denn die Klinge macht nicht den standhaftesten Eindruck.
Das Ding ist relativ schwer, da könnte man gut 1 1/2 Speeerspitzen daraus machen, denn der Griff ist massiv. Also auch eine Kostenfrage.
Ich kann der Aussage von Thomas nur beipflichten. Bronzeschwerter waren durchaus kampftauglich. Eine gute Bronzelegierung liegt im Bereich einer mittelmäßigen Stahlsorte. Allerdings waren schwerter meist eh nur Seitenwaffen. Allgemein kann man sagen das die kürzeren Schwerter für den Einsatz gedacht waren, nur die ganz langen Bronzewaffen von +1m waren wohl mehr zum angeben als zur Kampftauglichkeit gedacht.
Speere waren die Hauptwaffe größere Reichweite, gute eignung für den Formationskampf, günstige Herstellung, und auch schon mit wenig Übung effektiv einsetzbar.
Es hat sehr lange Bronzeschwerter gegeben, bis zu 1,40. Das Problem war eher dass die schnell stumpf wurden.
Danke für die Infos. Beziehst du dich da auf europäische Waffen oder die Chinesischen?
Chinesische, bei europäischen weiss ich es nicht. Die Chinesen waren allerdings sehr gut im Herstellen von unterschiedlichen Legierungen und laminiertem Aufbau. Dem Aussehen nach waren das keine "Prunkwaffen", sondern eher schmale Funktionsgeräte, vermutlich zum Einsatz zu Pferd oder auf einem Kriegswagen. Von den kurzen Waffen gibt es auch Prunkausführungen.
Chinese swords - Wikipedia, the free encyclopedia (http://en.wikipedia.org/wiki/Chinese_swords)
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/0/07/Chinese_swords.jpg
Hier ein paar Bilder zu den griechischen Schwertern:
http://chestofbooks.com/reference/American-Cyclopaedia-11/images/1-Greek-Sword-from-a-Monument-2-Greek-Sword-in-the-Royal.jpg
Hier kann man verschiedene Schwerttypen sehen.
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/2/2f/Mycenaean_vases_and_a_bronze_sword.jpg
Das wirkt auch mich durchaus relativ lang.
http://www.lessing-photo.com/p2/100301/10030125.jpg
Die Vasenbilder bestätigen diesen Eindruck.
http://www.theoi.com/image/P23.4Gorgon.jpg
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/2/28/Death_Actaeon_BM_VaseF176.jpg/220px-Death_Actaeon_BM_VaseF176.jpg
Ebenso mythologische Zeichnungen.
Klaus Nochmal danke für die Infos. Wirklich interssant diese alte chinesischen Waffen.
Razor auch an dir ein Thx für das Posten der Bilder. Die griehischen Schwerter hatten auch ein interssantes Design und sie wirken auch auf mich zum Teil recht lang.
T. Stoeppler
20-02-2013, 16:39
Die extralangen chinesischen Bronzewaffen sind eine Meisterleistung der damaligen Waffenschmiede und sehr aufwändig herzustellen. Mir sind keine Bronzeklingen aus Europa mit diesen Ausmassen bekannt.
Gruss, Thomas
Danke schon mal für die Antworten :)
Die hatten wohl nicht ohne Grund diesen Längssteg, der auf den griechischen Vasen zu sehen ist. Verbiegungsvorbeugung, denk ich mal.
Weil man aus der gleichen Menge Bronze viel mehr Speerspitzen als komplette Schwerter produzieren konnte.
Meine Überlegung als Laie ;)
Wobei es sich bei den von Razor geposteten Schwertern zum Teil um Eisenwaffen handeln dürfte.
Gerade bei den Abbildungen auf den Vasen dürften eiserne Schwerter welche zum Zeitpunkt der Erstellung der Vasen in Gebrauch waren Vorbild gewesen sein, auch wenn mythologische Ereignisse vergangener Epochen dargestellt werden.
Weil man aus der gleichen Menge Bronze viel mehr Speerspitzen als komplette Schwerter produzieren konnte.
Meine Überlegung als Laie ;)
Die hatten aber vermutlich traumhafte Quoten im Materialrecycling.
Ob die wohl Pfand auf Pfeilspitzen und Schwerter hatten ? ;)
Wobei es sich bei den von Razor geposteten Schwertern zum Teil um Eisenwaffen handeln dürfte.
Gerade bei den Abbildungen auf den Vasen dürften eiserne Schwerter welche zum Zeitpunkt der Erstellung der Vasen in Gebrauch waren Vorbild gewesen sein, auch wenn mythologische Ereignisse vergangener Epochen dargestellt werden.
Ja, sind sie zum Teil, insbesondere das Falcata. Die anderen können aber auch aus Bronze gewesen sein, daher das Beispiel aus dem Museum.
Die hatten aber vermutlich traumhafte Quoten im Materialrecycling.
Ob die wohl Pfand auf Pfeilspitzen und Schwerter hatten ? ;)
Wenns Trittin schon gab dann ja :D
Wenns Trittin schon gab dann ja :D
War das nicht der, der das Dosenpfand auf Streubomben eingeführt hat ?
Wie leicht sich Bronzeschwerter angeblich verbiegen ist unter anderem in diesem unterhaltsamen Clip zu sehen
https://www.youtube.com/watch?v=H_JOan5f9WQ&list=LLslj--zGsf8DbkipD6eWqMg
Aber zu mehr als zu Unterhaltungszwecken ist dieser Film leider nicht zu gebrauchen. Besonders wissenschaftlich fundiert scheint der Clip nämlich nicht zu sein. Gerade im Bezug auf europäisches Langschwert und Katana, wird der übliche Unsinn verbreitet, und das Katana wieder extrem gehypt.
Sorbus Aucuparia
05-03-2013, 22:32
Guten Abend interessanter Thema
Die Darstellungen auf den Vasen sind keinesfalls Bronzeschwerter. Selbst die schwarfigurige iist höchstens aus dem 7. Jhd. Aber ich vermute eher korinthisch, Anfang d. 6. Jhd. v. Chr. Von den rotfigurigen Darstellungen brauchen wir gar nicht mehr zu reden.
Auch sind die abgebildeten Waffen typisch griechische Eisenwaffen. Auf der schwarzfigurigen ist es eine Makhaira, (Keine Falcata, diese waren iberisch und hatten eine geringfügig andere Form) auf den beiden rotfigurigen Xiphoi.
Zwar wurden Mythen die in der Bronzezeit spielten (Troja) rezipiert aber mit den zur Verfügung stehenden Mitteln aufgearbeitet. Es gab bedingt durch die Dark Ages einen Bruch in der Kultur und Kunst und die mykenische materielle Kultur gehörte nicht zum tradierten Erbe der "klassischen" Griechen. Ganz anders als z.B. in Ägypten wo es über 3 Jahrtausende eine kulturelle Kontinuität gegeben hat.
Zu den Bronzeschwertern. Was ich noch so aus meinen Aufzeichnungen raus hab.
Man sollte wissen das die Bronzeschmiedetechnik grundlegend anders ist als die Eisenschmiedetechnik.
Bronzelegierung die sich für Klingen eignen müssen Kaltgeschmiedet werden. Dies geht bis zu einem Prozentsatz von 6% Zinn.
Bronzen bis 10 % Zinn werden heiß geschmiedet, können wegen ihrer sprödigkeit nicht zu Schwertern verarbeitet werden.
Im Gegensatz zum Stahl wird Bronze durch abschrecken nicht hart und spröde sondern weich und Elastisch. Diese kann nun durch kalthämmern wiederrum geformt und partiell gehärtet werden.
Die Härte von Bronze wird in Brinell gemessen. Kaltgeschmiedeter 5%ige Zinnbronze hat eine Härte von ca. 230 Brinell.
Weichgeglühter Baustahl liegt etwa bei einer ähnlichen Härte. Zum Vergleich ist die Härte von modernen Messerklingen bei 55-60 HRC, was umgerechnet 496-616 Brinell wären.
Nimmt man also n schlechten Baustahl und macht ne Klinge rein hat man in etwa ein sehr gutes Bronzeschwert.
Auch das gießen war ein komplizierter Prozess. Bei etwas so langem un dünnem wie einem Schwert, war es schwer auf der ganzen Länge so gleichmäßig zu gießen dass es überall gleich abkühlte und die selbe Härte hatte. Ansonsten baut man sich nur Sollbruch oder Biegestellen in seine Waffe. Es gibt also einiges was mehr für Speere und weniger für Schwerter spricht.
Ich bin bei meinen Gießversuchen nicht zu einem halbwegs brauchbaren Ergebniss gekommen.
Dazu kommt noch, dass selbst in der Bronzezeit für spezialaufgaben wo große Schärfe und Härte gefragt war, wie etwa Pfeilspitzen,häufig immer noch Feuerstein Verwendung fand. Man wusste also auch damals um die Grenzen des Materials.
Diese Schwerter haben zweifelsfrei existiert. Allerdings lassen sie sich fast nur noch im Grabkontext und in Horten finden. Dort kann man über den realen Gebrauchswert oft nur spekulieren.
Allerdings hat es z.b. in der süddeutschen Bronzezeit, als auch in Südfrankreich und der iberischen Halbinsel (bestimmt noch viel mehr aber nurdiese sind mir gut bekannt) Entwicklungen zu reinen Stich und Hiebschwertern gegeben. Es muss also ein Waffentechnologischer Hintergrund existieren, welcher sich hinter der Fassade des Grabkontextes befindet und nahe legt das Schwerter, wenn auch nicht unbedingt jene in Gräbern auch benutzt wurden und nicht nur reine Prunkwaffen waren.
Es ist aber denkbar schwer die tauglichkeit solcher Waffen nachzuweisen. Man müsste bei jedem einzelnen Stück die Metallzusammensetzung prüfen und sehen ob dies ein Kampftaugliches Schwert war oder nur ein schön anzusehendes, aber unter metallurgischen Gesichtspunkten völlig unbrauchbares Schwert war.
Was interessant und Bedenkenswert ist, dass zum Ende der Bronzezeit wieder hauptsächlich Dolche auftauchen. Hier ist wieder die Frage. Wurde die Kampfesweise mit dem Dolch vorherrschend oder liegt dies nur an Grabsitten, welche Dolche bevorzugten?
edit: Rechtschreibfehler sind zu übersehen, ich schrieb schnell
....
Diese Schwerter haben zweifelsfrei existiert. Allerdings lassen sie sich fast nur noch im Grabkontext und in Horten finden. Dort kann man über den realen Gebrauchswert oft nur spekulieren.
Allerdings hat es z.b. in der süddeutschen Bronzezeit, als auch in Südfrankreich und der iberischen Halbinsel (bestimmt noch viel mehr aber nurdiese sind mir gut bekannt) Entwicklungen zu reinen Stich und Hiebschwertern gegeben. Es muss also ein Waffentechnologischer Hintergrund existieren, welcher sich hinter der Fassade des Grabkontextes befindet und nahe legt das Schwerter, wenn auch nicht unbedingt jene in Gräbern auch benutzt wurden und nicht nur reine Prunkwaffen waren.
...
Das will ich meinen. Oder sind irgendwelche Prunkwaffen bekannt, die nicht auch praktisch verwendete Pendants hatten ? Hach, es gibt so viel wovon ich keine Ahnung habe :D
Also, wenn ich Deinen erstklassigen Beitrag (danke schön dafür :) ) richtig verstanden habe gab es diese Schwerter in der Anwendung durchaus, aber wegen des eher mäßigen Aufwand/Nutzen-Verhältnisses vermutlich seltener als später die Eisenwaffen ?
Anmerkung:
Wenn ich den ollen Homer richtig in Erinnerung habe war das bei Achilles/Hektor so daß Hektor plötzlich ohne Speer quasi mit heruntergelassener Hose dastand, und er erst dann sein Schwert zog.
Seine Attacke wurde dann von Achilles gestoppt indem er ihm den Speer in den Hals rammte. Hektor hatte sich aber ohne Speer bereits keine Hoffnung mehr gemacht.
Sorbus Aucuparia
06-03-2013, 17:44
Es sind mehrere Stellen in Ilias und Odysse wo Schwerter eingesetzt wurden, aber ich hab sie nicht komplett im Kopf. Die bekannteste ist wohl der Selbstmord des Ajax, welcher sich aus Scham für seinen Wutanfall selber in sein Schwert stürzte. Also zumindest zum selbstmord ist so ein Schwert ausreichend :D
Wenn man sich die Trojanischen Kriege vorstellt hat man vermutlich am ehesten Brat Pitt in korinthischem Helm und Hoplitenausrüstung vor sich, was gar nicht in die Bronzezeit gehört. (Ja auch Brat Pitt) Diese "Geschichtsfälschung" hat aber Tradition. Schon auf den rot und schwarzfigurigen Vasen wurden die homerischen Epen in der gegenwärtigen Ausrüstung dargestellt, wie ich oben ja bereits erwähnte.
Die eigentlich vorherrschende Kampfweise in der Ägäis und dem vorderen Orient, war aber der Streitwagenkampf der Eliten.
Wer die Ilias aufmerksam ließt, wird sehen dass sich fast nur die bekannten und wichtigen Leute bekämpfen. Das ist aber nicht nur eine heroisierung der Menschen, sondern auch dem Umstand geschuldet, dass die Kriege damals fast nur von den wenigen edlen, die sich Streitwagen leisten konnten, geführt wurden. Wärend die Fußtruppen zuschauten und als hilfstruppen eingriffen.
Die Lanze und der Wurfspeer hatten also eine deutlich bedeutendere Stellung in der Kampfanwendung als das, für den Wagenkampf viel zu kurze Schwert.
In Mitteleuropa, war offenbar die Fußkampfweise deutlich vorherrschender. Womöglich auch da durch die massive Bewaldung ausufernde Wagenkämpfe nicht möglich waren.
Guten Abend interessanter Thema
Was interessant und Bedenkenswert ist, dass zum Ende der Bronzezeit wieder hauptsächlich Dolche auftauchen. Hier ist wieder die Frage. Wurde die Kampfesweise mit dem Dolch vorherrschend oder liegt dies nur an Grabsitten, welche Dolche bevorzugten?
Moin,
die Grabsitten sind immer ein Problem. So war es in vielen Gegenden (z.B. dem Ostalpenraum) in der Bronzezeit generell unüblich, Waffen ins Grab mitzugeben - dafür hat man halt mehr Horte.
Aber um auf deine Frage zurückzukommen: davon, dass die Schwerter Ende der Bronzezeit stark rückläufig wären, weiß ich nichts, das Formenspektrum läuft soweit ich weiß ziemlich direkt in die (anfangs sogar auch noch oft aus Bronze hergestellten) Hallstattschwerter über. Die Dolche kommen dagegen in Hallstatt D (Hausnummer 500 vor Christus) stärker - wie mein ehemaliger Prof diesbezüglich süffisant bemerkt hat: "Damit kann man höchstens dynastische Probleme lösen!"
Ganz so einfach ist die Sache meines Erachtens nicht, aber wenigstens merken sichs die Studenten so.
Zu der Länge der Bronzeschwerter in Europa kann ich euch auch noch ein paar Daten geben: Bei den Griffzungenschwertern lag die Durchschnittslänge in der Regel so um die 60-70 cm, was zumindest meinem Empfinden kein echtes Kurzschwert mehr ist; es gibt aber einige Varianten, die deutlich stattlichere Ausmaße erreicht haben, so etwa der Typ Locras Variante Port (SB III, verbreitet in der Schweiz und in Südfrankreich), von dem bis zu 110 cm lange Exemplare bekannt sind (Quelle: P. Schauer, Die Schwerter in Süddeutschland, Österreich und der Schweiz. 1. [Griffplatten-, Griffangel- und Griffzungenschwerter]. In: Prähistorische Bronzefunde IV/2 (München 1971) 178 – 179).
So weit stehen wir also nicht hinter den Chinesen zurück ;)
Was die Haltbarkeit betrifft: soweit meine akademischen Recherchen in die Richtung gekommen sind, ist so ein bronzeschwert durchaus eine taugliche Waffe. Ich hab keine Ahnung, wie manche Forscher auf den – Verzeihung – Stuss kommen, dass die nicht zu gebrauchen wären. Klar ist der Guss nicht immer optimal, aber wenn man das Ding in erster Linie als Stoßschwert einsetzt, ist es absolut tauglich. Himmel, heute gibts ja Anti-Terror-”Experten”, die darüber schreiben, wie man aus einer zertretenen Coladose eine behlfsmäßige Waffe herstellen kann, das nur mal so als Maßstab... Einen wirklich vernünftigen Test mit einem sachgemäß hergestellten Bronzeschwert mit ausgehämmerten (= verdichteten, um nicht zu sagen selektiv gehärteten) Schneiden ist mir noch nicht untergekommen.
Was man aber noch anfügen muss: soweit der Kenntnisstand reicht, ist das Schwert in der Bronzezeit eine Elitenwaffe, also für den einen Typen im Streitwagen, der eine halbe Hundertschaft Dorfbewohner oder so kommandiert (und zwar wohl meistens von hinter ihnen aus) – und auch für ihn weniger als Primärwaffe, sondern eher als Notbehelf. In der Ilias läuft das soweit ich mich erinnern kann ja auch ziemlich ähnlich, der Großteil vom Business wird mit Speeren ausgetragen (sogar von den Streitwagenkämpfern, vom Fußvolk ganz zu schweigen) und wenn die Speere weg sind, dann wirft man oft noch eher Steine, bevor man das Schwert nimmt (vor allem der große Ajax macht das gern). Warum? Nun, ein Einhandschwert ist ungeachtet des Materials gegen einen voll gerüsteten Gegner mit großem Schild in der realen Welt halt keine so ultraheiße Waffe, wenn man ihm zu Fuß gegenübersteht, da würd ich mir eher eine italienische Hellebarde mit Schaftfedern und mindestens zwei Metern Schaft wünschen... es hat seine Gründe, warum das Schwert zu fast allen Zeiten vor allem für die Reiter wichtig war, für die Fußsoldaten eher sporadisch bzw als Anpassung an spezielle Taktiken.
PS: Wie die Realität auf den spätmykenischen Schlachtfeldern ausgeschaut hat ist fraglich, aber man sollte sich immer im Hinterkopf behalten, wer denn die Dichter bezahlt hat ;) Die alten Iren schrieben nämlich auch leidenschaftlich gern über glamouröse Streitwagenkämpfe, während die Wissenschaft ziemlich einhellig der Meinung ist, dass man sowas im morastigen alten Irland höchstens auf den paar Kilometern Bohlenwegen zustande gebracht hätte... Die Menschen sind doch überall gleich ;)
Period.
Peter Paul
27-07-2013, 17:33
Liebe Forumsmitglieder,
ich bin gerade neu dazu gestoßen, weil ich bei Euch eventuell den Sachverstand vermute, den ich bereits eine ganze Weile suche. Beim Googeln der Stichwörter 'Schmiedetechnik' und 'Eisenschwerter' bin ich auf Euer Forum gestoßen und habe interessante Beiträge über bronzene Schwerter, etc., gelesen.
Meine Fragen, die ihr vielleicht sachkundig beantworten könnt, sind folgende:
1. Wo finde ich in der Literatur Aussagen darüber, welche Querschnitte die Grenze dessen bilden, was ein Schmied mit der eigenen Arme Kraft zu schmieden vermag? Also, eine Frage nach der Obergrenze, bis hin zu der das Schmieden von Werkstücken / Objekten noch händisch möglich ist. Die Antwort könnte zB. lauten, daß ein Querschnitt von ca. 5 x 5 cm das Maximum dessen darstellt, was mit Muskelkraft herstellbar / bearbeitbar ist.
Wie gesagt, ich benötige dazu eine belastbare Quelle aus der Literatur, die 'wissenschaftlich' fundiert ist, wenn es denn geht.
2. treibt mich die Frage um, ab wann der Wechsel zu einer maschinellen Schmiedetechnik erfolgt ist?
Wir wissen, daß im Mittelalter – aber wer weiß, ab wann? - die Erfindung von wassermühlengetriebenen Hammerwerken erfolgte, mit deren Hilfe es möglich wurde, die Schmiedekraft eines menschlichen Schmieds weitaus zu übertreffen. Es wurden Querschnittsgrößen von 7 x 6 cm x ca. 7 m Länge (und mehr) erreicht. Mit diesen Schmiedestücken war es möglich, eiserne Ringanker zu schmieden, mit denen man zB. bei Kirchenbauten die Zugkräfte von Gewölben und Kuppeln in den Griff bekommen konnte. Aus der Gotik kennen wir viele Beispiele, aber die Erfindung muß früher erfolgt sein. Jedoch die Römer kannten diese Erfindung noch nicht, denn ihre großen Kuppelbauten (fürwahr Meisterleistungen) sind noch ohne eisernen Ringanker gebaut worden.
Auch dazu benötige ich belastbare Aussagen aus der Fachwelt.
Ich würde mich sehr freuen, bei Euch kompetente Antworten auf diese Fragen finden zu können. Diese und weitere geschichtliche Themen werden in dem 'Forum für Grenzwissenschaften' mit seinem Thread 'Ich bin im Jahr 1693 geboren' kontrovers diskutiert. Vielleicht könnt ihr aus Eurem Wissen etwas dazu beitragen.
Herzlichst, Peter Paul
panzerknacker
31-07-2013, 18:51
Da wäre es wohl schlauer, einen Schmied zu befragen .....
Man schmiedet eh nicht allein an großen Stücken, dafür gibt es Zuschläger.
Es gab mal vom WDR vor 25 Jahren eine herausragende Dokumentation über
den damals ca. 80 Jahre alten Meisterschmied Alfred Habermann, alles was Du wissen willst, könntest Du daraus entnehmen, sofern Du die aufgetrieben bekommst.
Oder fragst im Messerforum.net, da gibt´s Messerschmiede zuhauf.
Oder Markus Balbach, Peter Stienen,... anschreiben und mal nett fragen.
Gruß
F.
das hier: http://www.handwerksfilme.de/Filmliste/Schmied/schmied.html
Das ist was für ressortübergreifende Forschung, Physiker, Architekten, Maschinenbauer / Ingenieure mit Schwerpunkt Werkstoff zusammen mit Historikern / Archäologen. Einen heutigen Schmied kann man wohl kaum fragen wann bestimmte Werkstoffe im Frühmittelalter in Erscheinung traten.
Ich kenne mich mit Bronzezeit kaum aus, deshalb lese ich sehr interessiert mit.
Trotzdem möchte ich noch das hier lassen:
https://www.youtube.com/watch?v=eEWIuyeNp2k&list=PL7B772EE130DD5754
Hat schon irgendwie was magisches. :)
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