Vollständige Version anzeigen : Mehr Sicherheit durch Selbstverteidigung? Eine wissenschaftliche Untersuchung.
KravMa1986
19-03-2013, 15:02
Hallo miteinander,
ich mach mal einen Versuch und werde im Folgenden erklären, worum es geht.
Und zwar geht es um ein Thema, welches wahrscheinlich in Form einer wissenschaftlichen Publikation von mir behandelt werden wird. Sollte dies der Fall sein, wird natürlich der Text dem Forums-Usern zum Meckern (oder auch Loben) zur Verfügung gestellt. Freilich würde ich mich dann natürlich noch bei allen Personen (aber nicht einzeln beim Namen:D)
Gegenstand meiner Betrachtung wäre "Selbstverteidigung" (SV) aus sozialwissenschaftlicher Sicht im Bezug zu "Sicherheit". Klar: SV soll ja die individuelle Sicherheit maximieren, doch was ist, wenn neue Risiken entstehen? Man könnte jetzt beispielsweise argumentieren, dass gerade innerhalb moderner SV-Angebote einem das Gefühl suggeriert werde, dass wenn man - und dies nur als ein Beispiel - an einem "Messerabwehrkurs" (für nur schlappe 200 Euro für drei Stunden :D) teilnimmt, erfolgreich Messerangriffe abwehren könne. Dies könnte jetzt den Effekt haben, dass die Frau ergo die Kursteilnehmerin, welche zuvor im Ernstfall weggerannt wäre (=beste Option), meint, sich wehren zu können (=schlechteste Option), wodurch ihre Sicherheit in dem Moment eben nicht maximiert, sondern einem erhöhten Risiko ausgesetzt wird. Wie gesagt, dass wäre ein möglicher Aspekt.
Doch gehen wir über zu einem weiteren Punkt: Die Trennung der Kampftechniken von den kulturellen, philosophischen, didaktischen etc. Prinzipien. Steigt dadurch das Risiko? Nicht für den Einzelnen; doch was, wenn das Problemkind aus dem Problemviertel, welches schon in der Schule immer alle vermöbelt hat, nun zu allem Überfluss auch noch Kickboxen kann? :ups:
Und wie schaut es auch mit dem ganzen Internetmaterial? Hunderte von Videos mit der Botschaft "So einfach/ lernen sie innerhalb kürzester Zeit..." - gibt es dadurch mehr und mehr Menschen, die dann wirklich glauben, sich effektiv dadurch plus via Autodidaktik verteidigen zu können?
Ihr seht, man kann hier schon eine Menge - wie ich finde - interessanter Fragen stellen. Ich will die oben genannten Fragen auch selbst gar nicht mit meiner persönlichen Position bereits jetzt unterfüttern - die Forschung soll wenn dann ins Blaue hinein verlaufen.
Die Fragen jetzt an euch:
(1) Hättet ihr Lust an einer (standartisierten) Umfrage teilzunehmen?
(2) Wenn ihr Trainer kennt: Hättet ihr Lust diese mal zu fragen, ob diese für ein Interview (außerhalb) des Forum (vermutlich postal) parat stehen würden?
(3) Welche Fragen würden euch zu diesem Thema interessieren?
Also seht dieses Topic auch einfach mal als ein Experiment - ich tu's auch :)
Für Fragen, Anregungen und Kritik, einfach losschreiben.
Liebe Grüße
Hört sich jedenfalls mal interessant an. ;)
[...] die Forschung soll wenn dann ins Blaue hinein verlaufen.
... grandiose Voraussetzung für 'ne wissenschaftliche Arbeit:p
Vorschläge:
a) Definiere ein klar umrissenes, möglichst konkretes Thema
b) Stell' eine Arbeitshypothese auf, die Du dann versuchst zu belegen. Wenn sie im Verlauf der Arbeit widerlegt wird - auch gut.
c) Fang' mit einer Literaturrecherche an (hier stellt sich vor allem die Frage nach statistischem Material)
Außerdem: Was soll "wissenschaftliche Publikation" heißen? Eine Dissertation? Oder nur 'ne Masterarbeit? Oder weder noch?
KravMa1986
19-03-2013, 15:53
... grandiose Voraussetzung für 'ne wissenschaftliche Arbeit:p
Vorschläge:
a) Definiere ein klar umrissenes, möglichst konkretes Thema
b) Stell' eine Arbeitshypothese auf, die Du dann versuchst zu belegen. Wenn sie im Verlauf der Arbeit widerlegt wird - auch gut.
c) Fang' mit einer Literaturrecherche an (hier stellt sich vor allem die Frage nach statistischem Material)
Außerdem: Was soll "wissenschaftliche Publikation" heißen? Eine Dissertation? Oder nur 'ne Masterarbeit? Oder weder noch?
a) versteht sich von selbst. hier geht es nur um das Sammeln von Ideen, Anreizen usw.
b) Du meinst wohl Leifrage? Hypothesentests würden dann in Bezug zum statistischen Material erfolgen (Expertenbefragung/ Forumsumfrage). Die kann ich aber auch immer noch dann formulieren, wenn der Fragebogen entwickelt wird ;)
c) Habe ich behauptet, über keine Literatur zu verfügen? :p
und zu deiner letzten Frage: Weder noch :ups: Wissenschaftliche Texte werden ja nicht nur im Gegenzug zu irgendwelchen Bildungstiteln geschrieben. Abgesehen davon, haben doch Politiker und Politikerinnen zu genüge bewiesen, dass der wissenschaftliche Grad einer Publikation nix über deren Gehalt aussagt. :zwinkern:
ps: Ins Blaue hineinforschen meint, dass ich die Ergebnisse meiner Fragestellung noch nicht habe bzw. das Ergebnis offen lasse :)
Stefan1990
19-03-2013, 17:43
dass der wissenschaftliche Grad einer Publikation nix über deren Gehalt aussagt.
Mit den Arbeitstechniken des wissenschaftlichen Arbeitens sollte man aber trotzdem vertraut sein :) ...und da es ja in die "Sozialwissenschaftliche" Schiene gehen soll - wie sieht es mit Fachwissen aus ?
Verstehe mich bitte nicht falsch, ich will hier nix schlecht machen oder rumstenkern, dass sind nur eben so Fragen, die sich mir gerade aufwerfen :)
KravMa1986
19-03-2013, 18:10
Mit den Arbeitstechniken des wissenschaftlichen Arbeitens sollte man aber trotzdem vertraut sein :) ...und da es ja in die "Sozialwissenschaftliche" Schiene gehen soll - wie sieht es mit Fachwissen aus ?
Verstehe mich bitte nicht falsch, ich will hier nix schlecht machen oder rumstenkern, dass sind nur eben so Fragen, die sich mir gerade aufwerfen :)
Ist vorhanden - oder was glaubst du, warum ich auf die Idee komme, eine entsprechende Arbeit zu schreiben? :gruebel: Und ja, die Soziologie ist mein Fachgebiet :)
The little Dragon
19-03-2013, 18:22
Coole Idee, bin dabei :D
KravMa1986
19-03-2013, 18:27
Coole Idee, bin dabei :D
Ja, vor allem habe ich ja einen Risikoherd oben noch gar nicht aufgelistet: Den Trainer :biglaugh:
Pyriander
19-03-2013, 18:37
Gegenstand meiner Betrachtung wäre "Selbstverteidigung" (SV) aus sozialwissenschaftlicher Sicht im Bezug zu "Sicherheit". Klar: SV soll ja die individuelle Sicherheit maximieren, doch was ist, wenn neue Risiken entstehen?
Interessantes Thema!
Man könnte jetzt beispielsweise argumentieren, dass gerade innerhalb moderner SV-Angebote einem das Gefühl suggeriert werde, dass wenn man - und dies nur als ein Beispiel - an einem "Messerabwehrkurs" (für nur schlappe 200 Euro für drei Stunden :D) teilnimmt, erfolgreich Messerangriffe abwehren könne. Dies könnte jetzt den Effekt haben, dass die Frau ergo die Kursteilnehmerin, welche zuvor im Ernstfall weggerannt wäre (=beste Option), meint, sich wehren zu können (=schlechteste Option), wodurch ihre Sicherheit in dem Moment eben nicht maximiert, sondern einem erhöhten Risiko ausgesetzt wird. Wie gesagt, dass wäre ein möglicher Aspekt.
Schwierig zu untersuchen, oder? Wir wissen ja nicht; wer vorher weggelaufen wäre und wir wissen auch nicht, wer sich wirklich wehren würde - selbstaussagen über: "in Extremsituationen verhielte ich mich xy" sind ja leider überhaupt gar gar gar nichts wert.
Und wie schaut es auch mit dem ganzen Internetmaterial? Hunderte von Videos mit der Botschaft "So einfach/ lernen sie innerhalb kürzester Zeit..." - gibt es dadurch mehr und mehr Menschen, die dann wirklich glauben, sich effektiv dadurch plus via Autodidaktik verteidigen zu können?
Ihr seht, man kann hier schon eine Menge - wie ich finde - interessanter Fragen stellen. Ich will die oben genannten Fragen auch selbst gar nicht mit meiner persönlichen Position bereits jetzt unterfüttern - die Forschung soll wenn dann ins Blaue hinein verlaufen.
Ist natürlich immer schwierig, mit der Fragestellung nicht bereits die Wertung mitzuliefern.
Die Fragen jetzt an euch:
(1) Hättet ihr Lust an einer (standartisierten) Umfrage teilzunehmen?
(2) Wenn ihr Trainer kennt: Hättet ihr Lust diese mal zu fragen, ob diese für ein Interview (außerhalb) des Forum (vermutlich postal) parat stehen würden?
(3) Welche Fragen würden euch zu diesem Thema interessieren?
1: Ja
2: Ich stelle mich gerne zur Verfügung.
The little Dragon
19-03-2013, 18:38
Ja, vor allem habe ich ja einen Risikoherd oben noch gar nicht aufgelistet: Den Trainer :biglaugh:
:D:D:D
Schick ihm doch nen Fragebogen mit der Post ;)
dirtrider4life
19-03-2013, 18:52
Ich könnte mir vorstellen dass es nicht nur negative Auswirkungen hat, weil das erste was man im Training lernt ja ist wenn ich keinem wehtue tut mir im Normalfall auch keiner weh. Dass was ich kann, kann der Andere meistens auch.
Daher ist es im Training für beide Seiten eine heilsame Erfahrung weil das Training sowohl die Opfer- als auch die "Täterrolle" beleuchten kann.
Ich würde das auch als Grenzen setzen bezeichnen da man im Training auch schön seine Grenzen aufgezeigt bekommt.
Vielen Leuten die Gewalt als Akteure praktizieren haben mMn eine mangelnde Fähigkeit sich auch in die andere Seite(Opfer) hineinzufühlen. Wenn die in diesem Moment einen besseren Bezug zum Opfer hätten wäre es eventuell öfter vermeidbar dass sowas eskaliert.
Viele von solchen Leuten sind sich auch nicht über Konsequenzen im klaren, wenn man auch rechtzeitig über die Konsequenzen seines Handelns aufgeklärt wird hilft das eventuell auch.
Ein Großteil der jungen Leute die so abdrehen wurden einfach nicht rechtzeitig in ihrem Tun begrenzt, weil unsere Justiz zu langsam und zu träge ist.
Die spüren die Konsequenzen erst dann wenn bereits Hopfen und Malz verloren ist. Wenn ich jahrelang straffällig werden kann ohne dass es knallt werde ich ja in meinem Handeln bestätigt ergo werde ich das Ausbauen!
Es braucht nicht härtere Strafen sondern einfach etwas Disziplinierendes dass unmittelbar greift.
Wenn man rechtzeitig beide Seiten (Täter/Opfer) beigebracht bekommt hilft es bestimmt vielen sich etwas zusammenzureißen.
Ein besseres Verständnis für diese Beziehung hilft mit gewisser Wahrscheinlichkeit in vielen Fällen.
Einen gewissen Prozentsatz wird man nicht retten können sei es weil der schlicht zu unterbelichtet ist oder weil da im Kopf ein paar Rezeptoren verpolt sind.
Wer den Wochenendkurs zur Messerabwehr mitmacht und dann rumläuft und glaubt für alle Eventualitäten gewappnet zu sein dem ist sowieso nur schwer zu helfen.
Ob das Internet beim erlernen von SV so hilfreich ist bezweifle ich.
Es gibt lediglich guten Ein- oder Überblick und zum Kämpfer wird das Internet kaum jemanden machen. Das schließt sich der Kreis mit dem Messerabwehrkurs. Sowas bereinigt die Realität wenn man es drauf ankommen lässt.
KravMa1986
19-03-2013, 20:04
Ich könnte mir vorstellen dass es nicht nur negative Auswirkungen hat, weil das erste was man im Training lernt ja ist wenn ich keinem wehtue tut mir im Normalfall auch keiner weh. Dass was ich kann, kann der Andere meistens auch.
Daher ist es im Training für beide Seiten eine heilsame Erfahrung weil das Training sowohl die Opfer- als auch die "Täterrolle" beleuchten kann.
Ich würde das auch als Grenzen setzen bezeichnen da man im Training auch schön seine Grenzen aufgezeigt bekommt.
Geb ich dir Recht, nur setzt dies eben voraus, dass dies auch tatsächlich so praktiziert wird? Kenne schon Kurse, da wird "pure" Defense beigebracht, ohne solche von dir genannte Aspekte zu erörtern. Die Frage wäre ja hier, wie die jeweiligen Anteile (wird gemacht/ wird nicht gemacht) ausfallen.
Vielen Leuten die Gewalt als Akteure praktizieren haben mMn eine mangelnde Fähigkeit sich auch in die andere Seite(Opfer) hineinzufühlen. Wenn die in diesem Moment einen besseren Bezug zum Opfer hätten wäre es eventuell öfter vermeidbar dass sowas eskaliert.
Viele von solchen Leuten sind sich auch nicht über Konsequenzen im klaren, wenn man auch rechtzeitig über die Konsequenzen seines Handelns aufgeklärt wird hilft das eventuell auch.
Ein Großteil der jungen Leute die so abdrehen wurden einfach nicht rechtzeitig in ihrem Tun begrenzt, weil unsere Justiz zu langsam und zu träge ist.
Die spüren die Konsequenzen erst dann wenn bereits Hopfen und Malz verloren ist. Wenn ich jahrelang straffällig werden kann ohne dass es knallt werde ich ja in meinem Handeln bestätigt ergo werde ich das Ausbauen!
Es braucht nicht härtere Strafen sondern einfach etwas Disziplinierendes dass unmittelbar greift.
Wenn man rechtzeitig beide Seiten (Täter/Opfer) beigebracht bekommt hilft es bestimmt vielen sich etwas zusammenzureißen.
Ein besseres Verständnis für diese Beziehung hilft mit gewisser Wahrscheinlichkeit in vielen Fällen.
Einen gewissen Prozentsatz wird man nicht retten können sei es weil der schlicht zu unterbelichtet ist oder weil da im Kopf ein paar Rezeptoren verpolt sind.
Ist auf jeden Fall interessant und würde in den "Ausblick" erwähnt werden, sozusagen als Lösungsansatz. Top!
Wer den Wochenendkurs zur Messerabwehr mitmacht und dann rumläuft und glaubt für alle Eventualitäten gewappnet zu sein dem ist sowieso nur schwer zu helfen.
Ob das Internet beim erlernen von SV so hilfreich ist bezweifle ich.
Es gibt lediglich guten Ein- oder Überblick und zum Kämpfer wird das Internet kaum jemanden machen. Das schließt sich der Kreis mit dem Messerabwehrkurs. Sowas bereinigt die Realität wenn man es drauf ankommen lässt.
Die Frage wäre bei dem Beispiel mit der Messerabwehr: Inwiefern aber wird gerade dies seitens der Betreiber suggeriert? Wenn man sich so manche Preise anschaut, könnte man ja durchaus auch die Position vertreten, hier werde ein lukratives Geschäft betrieben. Mit der Wirkweise von Internetvideos habe ich noch meine Schwierigkeiten, da ich in der Hinsicht noch am grübeln bin, inwiefern man hier neben einer theoretischen Diskussion auch wirklich mit empirischen Material beikommen kann. Als Lösung würde mir vorschweben, dass man über eien Umfrage hier im Bord explizit die User danach fragt und auf der anderen Seite eben sich danach erkundigt, ob man jemanden kennt, bei dem dies zutrifft. Zusätzlich dazu wäre natürlich noch die "Expertenbefragung" geeignet.
Interessantes Thema!
Danke :)
Schwierig zu untersuchen, oder? Wir wissen ja nicht; wer vorher weggelaufen wäre und wir wissen auch nicht, wer sich wirklich wehren würde - selbstaussagen über: "in Extremsituationen verhielte ich mich xy" sind ja leider überhaupt gar gar gar nichts wert.
Hat schon seine Tücken. Ist vielleicht auch der Grund dafür, dass dieses Thema bisher in der Wissenschaft (meinen Kenntnisstand folgend vernachlässigt wurde). Die Frage zu den Lösungsstrategien:
(1) Fragebogen an diverse Self-Defense-Programme (wie Krav Maga) schicken mit der Bitte, dass die Teilnehmer diese ausfüllen. Zusätzlich dazu wieder (2) die Umfrage im Bord unter den Usern plus (3) die von den Experten.
Ist natürlich immer schwierig, mit der Fragestellung nicht bereits die Wertung mitzuliefern.
Klar, ein Grundproblem der Wissenschaft - ist nie so "wahrhaftig" wie immer gerne suggeriert wird. Ich werde einfach mal mein bestes geben, zumal ich wie bereits gesagt habe, auf das Ergebnis selbst noch gespannt bin.
1: Ja
2: Ich stelle mich gerne zur Verfügung.
Danke! :)
Für so ein Thema brauchst du eine breite statistische Basis in Bezug auf SV-Situationen, die repräsentativ ist. Sind solche Abfragen und Untersuchungen in Bezug auf die Gesamtbevölkerung geplant? Du scheinst bisher hauptsächlich auf "Gelegenheits-SV-Kursler" und "Kampfkünstler" abzustellen, die nur einen Bruchteil der Bevölkerung ausmachen. Ich fürchte, die Beurteilung könnte rein an der Menge relevanter Daten scheitern, denn solche Untersuchungen erforderten natürlich erheblichen Aufwand. Hast du die Mittel für solche Ermittlungen?
Ich finde das Thema jedenfalls sehr interessant. Aus deiner Beschreibung scheint mir eine gewisse Vorprägung bei der Beurteilung heraus zu lesen zu sein, aber das macht nichts, Gary Kleck war auch ein Waffengegner, bevor er die Rolle von Schußwaffen in den USA bei Straftaten untersucht hat.
KravMa1986
20-03-2013, 10:29
Für so ein Thema brauchst du eine breite statistische Basis in Bezug auf SV-Situationen, die repräsentativ ist. Sind solche Abfragen und Untersuchungen in Bezug auf die Gesamtbevölkerung geplant? Du scheinst bisher hauptsächlich auf "Gelegenheits-SV-Kursler" und "Kampfkünstler" abzustellen, die nur einen Bruchteil der Bevölkerung ausmachen. Ich fürchte, die Beurteilung könnte rein an der Menge relevanter Daten scheitern, denn solche Untersuchungen erforderten natürlich erheblichen Aufwand. Hast du die Mittel für solche Ermittlungen?
Ich finde das Thema jedenfalls sehr interessant. Aus deiner Beschreibung scheint mir eine gewisse Vorprägung bei der Beurteilung heraus zu lesen zu sein, aber das macht nichts, Gary Kleck war auch ein Waffengegner, bevor er die Rolle von Schußwaffen in den USA bei Straftaten untersucht hat.
Also eine für Deutschland repräsentative Umfrage dürfte vermutlich den Rahmen sprengen, trotz allem Ehrgeiz. Bei der Operationalisierung würde es daher wohl mehr auf eine Feldanalyse hinaus laufen, bei der grundsätzlich vorhandenes statistisches Material - aus der Wissenschaft, ebenso aus gesammelten Beständen seitens der Behörden [1] - mit eben den von mir geplanten (subjektiven) "Dispositionen" der Kampfkunstbetreibenden bzw. -experten verglichen und dahingehend untersucht wird. Der Rückgriff auf die rein quantitative Erhebung in Bezug auf bestimmte Ereignismengen ist ein Ansatz, aber es gibt ja Gott sei Dank nie (!) nur einen Ansatz um an Sachverhalte ranzugehen :)
Und noch etwas zur eben genannten "Operationalisierung": Es ist wissenschaftlich gar nicht problematisch, wenn man eben nur auf diese "kleine Gesamtheit der SVler" - wenn man sie denn so nennen möchte, abzielt. Bedingung dafür ist aber, dass dies klar gemacht wird. Zur Verdeutlichung: Wenn das Risiko x für bestimmte Szenarien durch eine verstärkte Antizipation bestehender SV-Angebote tatsächlich (statistisch gesprochen: signifikant) steigen würde, wäre es (statistisch) irrelevant, ob die "SVler" nur 15 oder 3 Prozent der Gesamtpopulation ausmachen. Der Risikoanstieg würde sich dann zwar nur auf diese kleine Gruppe beziehen, wäre aber dennoch gegeben. Und außerdem würde sich dann ja die Frage ableiten, was passiert, wenn diese Angebote immer mehr genutzt würden oder gar bestehende Angebote "vom Markt" trennen.
[1] Die Datenbestände der Polizei sind gar nicht so geheim wie man vielleicht vermuten könnte :D
Interessante Idee, ich sehe aber nicht wirklich wie du das methodisch fundiert runterbrechen willst. Für die Auswertung der Interviews bräuchtest du bestimmte Gemeinsamkeiten, die du eher nicht bekommen wirst.
Aber vl. hast du da ja verschiedene Ideen.
Gruß
Phelan
KravMa1986
20-03-2013, 10:52
Interessante Idee, ich sehe aber nicht wirklich wie du das methodisch fundiert runterbrechen willst. Für die Auswertung der Interviews bräuchtest du bestimmte Gemeinsamkeiten, die du eher nicht bekommen wirst.
Aber vl. hast du da ja verschiedene Ideen.
Gruß
Phelan
Was für Gemeinsamkeiten meinst du?
Naja es wurde ja hier schon öfters angesprochen, was willst du genau machen? Du kannst jetzt 50 Leute mit einer Standardform interviewen, ohne den jeweilig individuellen Hintergrund der Person bzw. der KK (oder auch ihrer Trainingszeit, Erfahrung, Intention etc.) zu berücksichtigen, kannst du keinen wirklichen Erkenntnisgewinn herausziehen der belastbar ist. Abgesehen davon halte ich (Historiker-Sicht) Oral-History bzw. allgmeine Befragungen eh für fragwürdig und gefährlich, aber ich weiss das die Sozialwissenschaften das nunmal methodisch benutzen (müssen).
Du siehst ja, dass die Reaktionen hier sehr positiv sind. Meiner Meinung nach musst du halt erst einmal entscheiden, was du genau willst: Eine wissenschaftliche Untersuchung mit der hier einige nicht glücklich werden, oder eine eher populär-wissenschaftliche die einige Probleme umschifft (nicht negativ gemeint). Beides wirst du nicht utner einen Hut bringen können, aber das ist ja auch in Ordnung so. Es hat ja schon seinen Grund das es kaum wissenschaftliche Untersuchungen zu Kampfkünsten gibt.
Gruß
Phelan
KravMa1986
20-03-2013, 11:06
Naja es wurde ja hier schon öfters angesprochen, was willst du genau machen? Du kannst jetzt 50 Leute mit einer Standardform interviewen, ohne den jeweilig individuellen Hintergrund der Person bzw. der KK (oder auch ihrer Trainingszeit, Erfahrung, Intention etc.) zu berücksichtigen, kannst du keinen wirklichen Erkenntnisgewinn herausziehen der belastbar ist. Abgesehen davon halte ich (Historiker-Sicht) Oral-History bzw. allgmeine Befragungen eh für fragwürdig und gefährlich, aber ich weiss das die Sozialwissenschaften das nunmal methodisch benutzen (müssen).
Du siehst ja, dass die Reaktionen hier sehr positiv sind. Meiner Meinung nach musst du halt erst einmal entscheiden, was du genau willst: Eine wissenschaftliche Untersuchung mit der hier einige nicht glücklich werden, oder eine eher populär-wissenschaftliche die einige Probleme umschifft (nicht negativ gemeint). Beides wirst du nicht utner einen Hut bringen können, aber das ist ja auch in Ordnung so. Es hat ja schon seinen Grund das es kaum wissenschaftliche Untersuchungen zu Kampfkünsten gibt.
Gruß
Phelan
Die Größe der Stichprobe steht m.E. in Abhängigkeit zu der Bereitschaft, daran teilzunehmen - ich hoffe an dieser Stelle, dass diese hier im Bord groß ist. Auch wenn zu Recht digitale Umfragen "schwer" sind, würde ich dennoch behaupten, mit dem Bord hier einen guten Ansatzpunkt zu haben. Die Abfrage persönliche Daten (Dauer der Trainingserfahrung/ persönliche Erfahrungen mit SV-Siutationen etc.) sehe ich nicht als problematisch; kann man ja einfach angeben ;) Und wie bereits mehr betont, würde es schwerpunktmäßig auf eine Expertenbefragung im besten Fall hinauslaufen. D.h., so 50 verschiedene Trainer (als Beispiel) die den Umgang mit Waffen(-angriffen) unterrichten, werden zu dem Thema gefragt. Und ich wiederhole: Das eine schließt das andere nicht aus. Der Rückgriff auf statistisches Material wird gegeben sein. Vielleicht finde ich ja mal die Tage die Zeit, hier expliziter zu werden. Und Umfragen mit denen subjektive Dispositionen abgegriffen werden, sehe ich gerade in dem Zusammenhang als kein Problem - denn gerade die psychologische Komponente sollte doch in SV-Situationen nicht unterschätzt werden. Abschließend noch: Niemals würde ich eine populär-wissenschaftliche Untersuchung machen! Ich verachte derartiges und in dem Zusammenhang, in dem die Arbeit verfasst werden soll, geht das auch gar nicht ;)
KravMa1986
20-03-2013, 11:07
Nur damit keine Missverständnisse auftauchen: Das wären also zwei Umfragen!
Stefan1990
20-03-2013, 11:10
Ist vorhanden - oder was glaubst du, warum ich auf die Idee komme, eine entsprechende Arbeit zu schreiben? :gruebel: Und ja, die Soziologie ist mein Fachgebiet :)
Na dann hab ich nix gesagt :D Es gibt nur genug Spezies im Internet, mit abenteurerlichen Ideen. Aber wenn du vom Fach kommst, ist ja alles im Lot
KravMa1986
20-03-2013, 11:11
Und ganz abgesehen davon könnte ich auch komplett qualitativ verfahren :ups::rolleyes::D
KravMa1986
20-03-2013, 11:13
Na dann hab ich nix gesagt :D Es gibt nur genug Spezies im Internet, mit abenteurerlichen Ideen. Aber wenn du vom Fach kommst, ist ja alles im Lot
:D Ja, könnt man aber dennoch positiv sehen, man wächst ja an seinen Herausforderungen - und warum nicht mal als gelernter Mechaniker eine Dissertation zum Thema "Lösungsstrategien im Nahost-Konflikt unter besonderer Berücksichtigung der Rational-Choice-Theorie am Beispiel der Ereignisse von 1973-1979" schreiben? :hehehe::rofl:
Ich habe mal etwas gestöbert, ich verfüge sicher nicht über so viel Literatur wie du, aber in "Armed - New Perspectives on Gun Control", G. Kleck und D.B. Kates, New York 2001, wird in Kapitel 7 eine vergleichbare Analyse an Beispielen (Raub, tätlicher Angriff, Einbruch) beschrieben.
Wenn ich mir die Schwierigkeiten dabei anschaue, wird mir etwas bange. Die Analyse beruht ganz stark auf Daten des NCVS, bei dem z.B. auch in statistisch repräsentativer Weise abgefragt wird, ob Verletzungen vor oder nach der Anwendung von SV-Mitteln erfolgen. Außerdem werden grundsätzlich SV-Handlungen je nach verwendeter Methode aufgenommen. Vergleichbare Untersuchungen bei uns sind mir nicht bekannt.
Grundsätzlich ergibt sich, daß SV mit Schußwaffen meistens zu erheblich geringeren Verletzungsrisiken für das Opfer plus zuzätzlich zur Vereitelung des Angriffserfolgs führt, als SV mit anderen oder ohne Waffen und als der Verzicht auf SV. Verteidigung ohne Schußwaffen führt immer zu größerem Verletzungsrisiko als Verteidigung mit Schußwaffen. Bei Raub beträgt z.B.der Anteil der Verletzten bei Verteidigung mit Schußwaffen 12,8%, mit anderen Waffen 41,9% und ohne Waffen 52,1%; der Verletzungsanteil bei Nicht- Verteidigung beträgt 23,6%. Man hat also die doppelte Chance, einen Raubüberfall heil zu überstehen, wenn man Schußwaffen zur Verteidigung einsetzt, als nichts zu tun. Man wird erheblich weniger oft verletzt, wenn man sich nicht wehrt, als sich ohne Waffen zu wehren.
Bei tätlichem Angriff sieht das so aus: hier besteht ein Risiko der Verletzung bei Schußwaffenverteidigung von 27,9%, mit anderen Waffen von 60,7% und ohne Waffen von 82,7%, während bei Nichtverteidigung 55,2% verletzt werden. Bei Wegrennen werden nur 38,4% verletzt.
Zu bemerken ist generell, daß jeweils nur ein geringer Anteil der Verletzungen nach der SV-Handlung erfolgte, die SV also in der Regel keine schwereren oder mehr Verletzungen nach sich zog. Damit ist aber nicht gesagt, daß die Verletzung nicht anläßlich der SV-Handlung erfolgte.
Da in Deutschland die Verteidigung mit Schußwaffen prozentual sehr gering sein dürfte, könnte man erwarten, daß hier das Ergebnis wäre, daß eine Verteidigung insgesamt eher zu größerer Verletzungsgefahr führt als eine Nicht-Verteidigung. Da wir das duckmäuserhafte Opferleben ohne Risiko der Selbstverteidigung vorziehen, hätte bei uns die Polizei recht, die ja generell eher von Verteidigungshandlungen abrät.
Insgesamt krankt auch die obige Analyse an erheblichen Datenmängeln, denn es wird nicht spezifiziert, welchen Schweregrad der jeweilige Angriff hatte und welche Alternativen das Opfer gehabt hätte. Die Erhebung solcher Daten wäre sicher sehr aufwendig.
KravMa1986
26-03-2013, 10:46
Ich habe mal etwas gestöbert, ich verfüge sicher nicht über so viel Literatur wie du, aber in "Armed - New Perspectives on Gun Control", G. Kleck und D.B. Kates, New York 2001, wird in Kapitel 7 eine vergleichbare Analyse an Beispielen (Raub, tätlicher Angriff, Einbruch) beschrieben.
Wenn ich mir die Schwierigkeiten dabei anschaue, wird mir etwas bange. Die Analyse beruht ganz stark auf Daten des NCVS, bei dem z.B. auch in statistisch repräsentativer Weise abgefragt wird, ob Verletzungen vor oder nach der Anwendung von SV-Mitteln erfolgen. Außerdem werden grundsätzlich SV-Handlungen je nach verwendeter Methode aufgenommen. Vergleichbare Untersuchungen bei uns sind mir nicht bekannt.
Grundsätzlich ergibt sich, daß SV mit Schußwaffen meistens zu erheblich geringeren Verletzungsrisiken für das Opfer plus zuzätzlich zur Vereitelung des Angriffserfolgs führt, als SV mit anderen oder ohne Waffen und als der Verzicht auf SV. Verteidigung ohne Schußwaffen führt immer zu größerem Verletzungsrisiko als Verteidigung mit Schußwaffen. Bei Raub beträgt z.B.der Anteil der Verletzten bei Verteidigung mit Schußwaffen 12,8%, mit anderen Waffen 41,9% und ohne Waffen 52,1%; der Verletzungsanteil bei Nicht- Verteidigung beträgt 23,6%. Man hat also die doppelte Chance, einen Raubüberfall heil zu überstehen, wenn man Schußwaffen zur Verteidigung einsetzt, als nichts zu tun. Man wird erheblich weniger oft verletzt, wenn man sich nicht wehrt, als sich ohne Waffen zu wehren.
Bei tätlichem Angriff sieht das so aus: hier besteht ein Risiko der Verletzung bei Schußwaffenverteidigung von 27,9%, mit anderen Waffen von 60,7% und ohne Waffen von 82,7%, während bei Nichtverteidigung 55,2% verletzt werden. Bei Wegrennen werden nur 38,4% verletzt.
Zu bemerken ist generell, daß jeweils nur ein geringer Anteil der Verletzungen nach der SV-Handlung erfolgte, die SV also in der Regel keine schwereren oder mehr Verletzungen nach sich zog. Damit ist aber nicht gesagt, daß die Verletzung nicht anläßlich der SV-Handlung erfolgte.
Da in Deutschland die Verteidigung mit Schußwaffen prozentual sehr gering sein dürfte, könnte man erwarten, daß hier das Ergebnis wäre, daß eine Verteidigung insgesamt eher zu größerer Verletzungsgefahr führt als eine Nicht-Verteidigung. Da wir das duckmäuserhafte Opferleben ohne Risiko der Selbstverteidigung vorziehen, hätte bei uns die Polizei recht, die ja generell eher von Verteidigungshandlungen abrät.
Insgesamt krankt auch die obige Analyse an erheblichen Datenmängeln, denn es wird nicht spezifiziert, welchen Schweregrad der jeweilige Angriff hatte und welche Alternativen das Opfer gehabt hätte. Die Erhebung solcher Daten wäre sicher sehr aufwendig.
Moin,
und est einmal danke. Werde der Untersuchung mal zu Leibe rücken. Das "Datenproblem" liegt vor allem deshalb vor, weil es das sogenannte "Dunkelfeld" gib. Diesem Problem sieht sich jeder Kriminolge gegenüber gestellt. Es ist beispielsweise gerade im Bereich der (leichten) Körperverletzung gegeben, dass ein Großteil der Delikte überhaupt nicht zur Anzeige gebracht wird. Im übrigen ist es auch "interessant" (mit einem :(), wie selten sexueller Missbrauch respektive Vergewaltigungsdelikte rechtliche Bahnen einschlagen. Zurück zur Körperverletzung: Ich würde etwa die These aufstellen, dass eine starke Korrelation zwischen Alter des Opfers und dem Grad des Dunkelfeldes besteht. Weitere Faktoren wären Schichtzugehörigkeit oder Geschlecht etc. (hierbei aber ein kleines ?).
Von Bedeutung wäre deshalb für mich, "subjektive Werte" messbar zu machen. So könnte (rein exemplarisch) gefragt werden, ob der Aussage zugestimmt wird, dass der Respekt gegenüber körperlichen Auseinandersetzungen durch das Training gestiegen ist. Nimmt man jetzt eine Likert-Skale oder ähnliches und vergleicht die Ergebniswerte mit dem Faktor "Zeit" (d.h. die Jahre des Trainings/ Erfahrung), könnten Hypothesen gebildet und geprüft werden. Anbieten würden sich dann dazu Kontrollfragen um zu gucken, ob man hier auch ja kein Quark ankreuzt :p
lg
Falls man für Deutschland repräsentative Werte für das, ich nenne es mal "allgemeine Verteidigungsrisiko" hätte, wie aus dem NCVS (kenne solche Daten nicht, die PKS hilft da wenig), könnte man gezielte, aber repräsentative Umfragen unter "Kampfkünstlern" oder "SV-Kurs-Absolventen" anstellen und deren Verteidigungsrisiko berechnen. Ein Vergleich wäre bei allen statistischen Tücken zumindest ein Anhalt, ob SV-Training etwas nützt.
Schön wäre es, wenn man statistisch relevante Daten für verschiedene SV-Arten hätte, z.B. SV mit Schußwaffen (leicht zu erraten, mit Abstand am wirkungsvollsten), mit Reizstoffen, mit Messern, Hiebwaffen, Kubotans, Regenschirmen, Vasen, Stühlen, Bleistiften etc. und ohne Waffen. Letzteres wäre idealerweise noch mal unterteilt in bestimmte Systeme. Das würde auch dieses Forum toll aufmischen. :)
Dann müßte man noch, um nicht zu einseitig zu bewerten, am besten eine Untersuchung zu den mit der SV erreichten Zielen gegenspiegeln. Wenn ich z.B. weiß, daß man bei SV ohne Waffen ein Risiko von 30% eingeht, eher verletzt zu werden, als bei Nichtstun, welche Chance habe ich, den Erfolg des Angriffs zu vereiteln? Lohnt es sich vielleicht, das Risiko einzugehen? Ist die Chance, den Angriffserfolg zu vereiteln, höher, wenn ich SV-trainiert bin, auch wenn ich eher verletzt werde? Und so weiter, die interessanten Fragen gehen nicht aus. Diskussionen zu dem Thema sind leider meistens durch großes Unwissen bestimmt, und nicht nur, wie es üblich ist, weil die Diskutanten zu uninfomiert sind und keine Lust haben, sich zu informieren (= blöd), sondern weil es einfach kaum Daten gibt. Da könntest Du in eine Lücke stoßen. Am besten wäre natürlich ein kriminologischer Lehrstuhl im Hintergrund.
KravMa1986
26-03-2013, 12:24
Falls man für Deutschland repräsentative Werte für das, ich nenne es mal "allgemeine Verteidigungsrisiko" hätte, wie aus dem NCVS (kenne solche Daten nicht, die PKS hilft da wenig), könnte man gezielte, aber repräsentative Umfragen unter "Kampfkünstlern" oder "SV-Kurs-Absolventen" anstellen und deren Verteidigungsrisiko berechnen. Ein Vergleich wäre bei allen statistischen Tücken zumindest ein Anhalt, ob SV-Training etwas nützt.
Schön wäre es, wenn man statistisch relevante Daten für verschiedene SV-Arten hätte, z.B. SV mit Schußwaffen (leicht zu erraten, mit Abstand am wirkungsvollsten), mit Reizstoffen, mit Messern, Hiebwaffen, Kubotans, Regenschirmen, Vasen, Stühlen, Bleistiften etc. und ohne Waffen. Letzteres wäre idealerweise noch mal unterteilt in bestimmte Systeme. Das würde auch dieses Forum toll aufmischen. :)
Dann müßte man noch, um nicht zu einseitig zu bewerten, am besten eine Untersuchung zu den mit der SV erreichten Zielen gegenspiegeln. Wenn ich z.B. weiß, daß man bei SV ohne Waffen ein Risiko von 30% eingeht, eher verletzt zu werden, als bei Nichtstun, welche Chance habe ich, den Erfolg des Angriffs zu vereiteln? Lohnt es sich vielleicht, das Risiko einzugehen? Ist die Chance, den Angriffserfolg zu vereiteln, höher, wenn ich SV-trainiert bin, auch wenn ich eher verletzt werde? Und so weiter, die interessanten Fragen gehen nicht aus. Diskussionen zu dem Thema sind leider meistens durch großes Unwissen bestimmt, und nicht nur, wie es üblich ist, weil die Diskutanten zu uninfomiert sind und keine Lust haben, sich zu informieren (= blöd), sondern weil es einfach kaum Daten gibt. Da könntest Du in eine Lücke stoßen. Am besten wäre natürlich ein kriminologischer Lehrstuhl im Hintergrund.
Hallo
Auch wenn ich dir grunsätzlich Recht gebe, dass es gut mehr als interessant wäre, dein oben angesprochenes "Verteidigungsrisiko" so zu ermitteln, so ist dies wissenschaftlich nahezu unmöglich bzw. ich bräuchte dafür ein eigenes Team und mindestens 3/4 Jahre, wobei dies immer noch nicht die generellen Schwierigkeiten aus dem Weg räumen dürfte. Betroffen ist das oben von mir angeführte Dunkelfeld. Ein Beispiel: Bei 10 gewalttätigen Übergriffen auf 10 Personen, die SV/ KK/ KS machen, kommt es lediglich bei einem zur Anzeige und damit zu einer statistischen Erfassung. Bei diesem einen Fall muss dann aber immer noch nicht zwingend gegeben sein, ob der entsprechende Hintergrund von der Polizei erfasst wird oder nicht. Außerdem darf nicht übersehen werden, dass eine Erfassung aller SV/KS/KK-Betreibenden analog zur amtlichen Statistik über Schätzwerte ermitteln werden muss, wobei hier extreme Schwierigkeiten bestehen.
Daher muss der Ansatz auch ein anderer sein (m.E., aber ich lasse mich gerne korrigieren). Dein dritter Absatz verdeutlicht für diesen Zusammenhang relevante Faktoren, welche ich bei einer reinen deskriptiven Erfassung quantitativer Daten (Anzahl an Delikte im Verhältnis zur Kampfkunst x oder y/ Anzahl an auseinandersetzungen mit besuchern einer KK 1 und KK 2) ohnehin zu "Störfaktoren" werden würden. Bereits körperliche Merkmale wie Größe und Gewicht sowie das Auftreten in der Öffentlichkeit sind Faktoren, welche etwa darüber entscheiden, ob es zu einer SV-Siutation überhaupt kommt, wie sie verläuft etc. Ergänzend dazu müsste man dann aber auch einmal die "Täter" befragen. Man darf auch nicht vergessen, dass das Verteidigungsrisiko von Faktoren wie dem Wohnort und dem Beruf abhängt.
lg
KravMa1986
26-03-2013, 12:27
Aber vielleicht noch wegen dem Vergleich unter KK/KS/SV - hierin stimme ich überein, würde und werde dies aber ebenfalls über die Messbarmachung subjektiver Werte verfolgen. In meiner Arbeit werden aber vermutlich die KS sachen rausfallen, dies ist aber noch nicht in Stein gemeiselt und hängt davon ab, wie groß die Bereitschaft zum Ausfüllen der Fragebögen sein wird.
Ich verstehe immer weniger, wie Du die im ersten Post genannte Fragestellung (Vergrößert SV die Sicherheit, vergrößert sie sie nicht oder vermindert sie sie sogar?) mit so einer qualitativen Umfragemethode allein beantworten willst. Du mußt doch zumindest eine nicht-SV-Vergleichsgruppe statistisch erfassen? Aber egal, ich habe so'n Krams zwar mal studiert, bin aber längere Zeit damit nur noch dilettierend beschäftigt, daher kann ich Deine Analysemöglichkeiten nicht richtig einschätzen. Ich bin jedenfalls sehr auf den Fragebogen gespannt und wünsche guten Erfolg. :)
concrete jungle
28-03-2013, 10:08
Wer in ähnlicher Richtung geforscht hat...allerdings nicht gerade akademisch...
ist der Herr hier:
Welcome (http://www.jameslafond.com/index.php?c=modern)
...der hat viele Gewalttäter interviewt und Statistiken erstellt,
die Bücher und Artikel sind durchaus lesenswert!
Oja, ich mag James Lafond sehr!
Axel_C_T
03-04-2013, 15:22
Hi zusammen,
als ich die Überschrift gelesen habe, habe ich erst gedacht, du möchtest folgende Umfrage machen:
Wie steigert Selbstverteidigung/Kampfsport das Sicherheitsgefühl des einzelnen.
Das Thema: Wehrhaftigkeit durch Selbstverteidigung und dadurch erhöhtes /verringertes Risiko aus der Situation heil herauszukommen... die statistische Erfassung eines solchen Sachverhaltes wäre mir zu komplex.
Interessant fände ich die Frage: Ob Leute, die Selbstverteidigung trainieren, öfters in körperliche Konflikte verwickelt sind als welche, die nicht trainieren.
Ich weiß nicht, ob das für deine Forschung interessant ist. Es gibt eine Statistik bei sexuellen Angriffen/Übergriffen auf Frauen die belegt, dass eine Frau, die sich wehrt (egal wie), eine 66% höhrere Chance hat, den Angreifer zu verjagen. Leider kann ich dir die Quelle nicht nennen.
Tschüs
Axel
Pyriander
03-04-2013, 17:27
Die % ist auf jeden Fall noch höher, gängigste / bekannteste Untersuchung dazu kommt von der Polizeidirektion Hannover.
...
Das Thema: Wehrhaftigkeit durch Selbstverteidigung und dadurch erhöhtes /verringertes Risiko aus der Situation heil herauszukommen... die statistische Erfassung eines solchen Sachverhaltes wäre mir zu komplex.
...Tschüs
Axel
So komplex ist das nun auch wieder nicht. Die relevanten Faktoren lassen sich einigermaßen sicher festlegen. Die Sache ist halt nur aufwendig und nicht mit ein paar Fragen an Kampfkunstspezies erledigt. Man müßte eine Abfrage (geht auch telefonisch) bei einer statistisch relevanten Zahl von repräsentativ ausgewählten Subjekten machen. Ein paar tausend sollten es schon sein. Das "Problem" ist, das in Deutschland relativ wenige Gewaltstraftaten geschehen, also müßte man erstmal die Leute finden, die Opfer wurden. Dann fragt man weiter den Angriffen/Straftaten, die das Subjekt in einem bestimmten Zeitraum erlebt hat, nach dem Verhalten dabei, dem Erfolg und den Folgen des Verhaltens. Solche Abfragen gibt es jedenfalls in den USA. Wenn's danach geht, sollte man lieber auf SV verzichten, wenn man keine Schußwaffe hat. ;)
Dazu das Besondere wäre hier, nach Leuten ohne SV-Training/Beschäftigung und welchen mit SV-Training/Beschäftigung zu unterscheiden.
KravMa1986
09-04-2013, 17:13
Hey, wollte mich eigentlich schon früher melden, aber gab nach Absprachen Änderungen im Untersuchungsdesign.
Der Ausgang ist aber noch relativ offen. Nach mehreren Gesprächen Stand nun auch die Option im Raum, ein experimentelles Design zu wählen. Ich hatte ja von dem einen oder anderen eine positive Resonanz erhalten, ich würde dann in der Hinsicht noch einmal eine Rückmeldung geben.
@ Pyriander: Hab deinen Beitrag also nicht vergessen :)
An sich würde sich dein SV-Angebot anbieten und ich könnte es dann eben mit einem andern Anbieter (vergleichen). Die großflächige statistisch-empirische Aufbereitung ist auf Grund des hohen Dunkelfeldes mehr als schwierig und für Befragungen im repräsentativen Rahmen brauch ich eine sehr hohe Stichprobenmenge, was ein ziemlicher Unsicherheitsfaktor ist, wenn Verbände respektive einzelne ihrer Mitglieder nicht mitspielen.
Auch wenn ich einer internet-gestützten Befragung grundlegend eher skeptisch bin, muss ich gestehen, würde mich das KKB schon reizen. Dazu müssten aber die Mods Personendaten zur Verfügung stellen bzw. es müsste eingerichtet werden, dass ich zumindest bestimmte "Grunddaten" wie Alter, Erfahrung und wenn ja in welchem Bereich, aber auch die Nutzungshäufigkeit im KKB, in Erfahrung bringen kann, um die Stichprobe zu begrenzen. Problematisch ist m.E. nach hier aber, dass die Umfragefunktion des KKB dafür natürlich mehr als unzureichend ist, deshalb würde eine externe Survey eher in Betracht kommen. Die Daten würden natürlich anonymisiert verarbeitet werden. Voraussetzung ist aber eine möglichst große Teilnahmebereitschaft, da ich die Grundgesamtheit "approximieren" muss (ja, ein furchtbares Wort, sorry)
Für mich wäre das ein einigermaßen vertretbarer Kompromiss, würde man die Daten der experimentellen Seite mit der der Umfrage abgleichen und auf Zusammenhänge hin untersuchen können.
Gruß
Wie erfaßt du die Vergleichsgruppe, also die Leute ohne SV-/KK-Training?
vBulletin v4.2.5, Copyright ©2000-2025, Jelsoft Enterprises Ltd.