afrikanische Kampfstile [Archiv] - Kampfkunst-Board

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Vollständige Version anzeigen : afrikanische Kampfstile



MisterDevil
11-03-2002, 15:25
Hallo Leutz,

ich hatte schon mal vor langer Zeit gefragt ob jemand afrikanische
Kampfstile kennt (abgesehen vom Capoera was nur die Wurzeln in Afrika hat).

Ist es nicht komisch,das fast in jedem Land ureigenste Kampfstile gibt aber nicht von dem riesigen afrikanischen Kontinent ????(oder Australien oder Amerika ???)

Da ja unsere Forengemeinde nun ganz schön gewachsen ist hoffe ich diesmal auf mehr Informationen.

Gruß
MD

maxe
11-03-2002, 15:44
Hi!

Nein, halte ich nicht für komisch, wenn ich ehrlich sein soll.
Afrika ist gross und war nicht sonderlich dicht besiedelt.
Ich will jetzt nicht mit den Mäuseexperimenten wegen Gedrängefaktoren kommen:p , aber ich glaube, da ist auch bei uns was dran.
Wenn man in kleineren Stammesverbänden lebt, braucht man eben keine Fortschrittliche Kampfwaffentechnik/waffenlose Kampfkunst. Statt dessen wurde eher Gewicht auf Jagdwaffen gelegt(Speer, Pfeil/Bogen, Messer); Mit den Jagdwaffen werden auch teilweise Formähnliche Tänze ausgeführt.
Abgesehen davon, dass die Entwicklung von Kampfsportarten fast immer mit der Entwicklung von Kultur gekoppelt war. Da man in Afrika zu grossen Teilen eher in der Natur als der Kultur lebt(berichtigt mich ruhig, ich weiss, dass das in der klassischen philosophischen Hinsicht nach Gehlen und Konsorten nicht ganz korrekt ist), hatte man schon genug damit zu tun, zu überleben.
Meine Überlegungen, maxe

Twist
11-03-2002, 15:49
Habe mich damit auch schonmal auseinander gesetzt.
Es gab überall da auch Kampfstile, aber sie sind eben nicht so verbreitet.. hier mal ein paar Beispiele:

African

Egyptian
- Egyptian stick fencing: (classic) Several types were practised during religious ceremonies, processions and as sport or game in ancient Egypt. More 'modern' visitors to Egypt reported similar stick fencing still to exist in the 18th century. Stick fencing is still popular, particularly during the Ramadan (Islamic fasting month).
- Sebekkha

Guineean
Peul: Fighting method from Guinee

Angolan
Capoeira d'Angola: African fight discipline form which modern Capoeira evolved

Sudanese
Nuba fighting: Sudanese ('Nuba' people) also 'Nuba' stick fencing: Stick fencing as practised by 'Nuba' people in the Sudan, possibly related to the ancient egyptian stick fencing.

Sengealese
Dioula: Senegalese fight discipline

Kenyan
Massaï Fight discipline of 'Massaï' people (Kenia)



Genauso gab es stile bei den großen Indianervölkern (Azteken, Inka), bei den großen Steppenindianerstämmen, bei den Inui, ... Auf Hawaii zB gibts Lua (klingt sehr interessant und man findet auch infos im internet).
Wo immer Menschen sind gibts auch KK. Du kennst doch auch kaum noch Europäische KK - da gibts so viel, von Irish Stickfighting bis Savate und irgendwelchen Messerstilen in Südeuropa. Kennt keine mehr, weil ne Pistole effektiver ist. Das Problem in Afrika und Amerika wird sein, daß der Kampf unterdrückt wurde als im Zuge der Kolonisierung die Europäer kamen. Gegen die Überlegenen Waffen brachte es eh nicht viel und die Besatzer waren sicher nicht dafür, daß dort weiter geübt wurde, sich zu wehren (Ausnahmebeispiel vielleicht Fillipinen *G*).
Aber wenn du mal Nachrichten schaust und irgendwelche Zulus ihre Stammesfehden austragen, dann rennen da regelmäßig auch welche mit Speeren und so rum. Die werden schon wissen, wie man damit umgeht.

Marc
12-03-2002, 02:02
Ich denke, Twist hat recht, daß es überall, wo Menschen leben, auch Kampfkünste gibt oder wenigstens gab. Nur sind bei uns eben die asiatischen - vor allem die japanischen und chinesischen - Stile am bekanntesten (vor 30, 40 Jahren hatte in Europa vermutlich auch niemand z.B. von Eskrima, Kali, Bando, Kalaripayat oder Capoeira gehört, sondern höchstens von Judo und Karate).

Soweit ich weiß, gibt es in Südafrika einen Stockkampfstil bei den Zulus. Ein paar spärliche Infos gibt es hier:

Zulu Combat (http://www.kzn-deat.gov.za/tourism/culture/warriors/menu.htm)

Angeblich soll unter afroamerikanischen Insassen amerikanischer Gefängnisse ein Stil names 52 Hand Blocks bzw. Jailhouse Rock praktiziert werden, der ähnlich wie Capoeira ursprünglich von afrikanischen Sklaven nach Amerika gebracht worden sein soll... das ganze wirkt allerdings eher suspekt. Hier ein Link zu jemandem der den Stil angeblich beherrscht (links auf der Seite "Jailhouse Rock" anklicken):

Jailhouse Rock (http://www.osmalandrosdemestretouro.bigstep.com/)

Und ein Link mit vielen Hintergrundinfos dazu:

52 Hand Blocks (http://stickgrappler.tripod.com/52/52.html)

Thyura
12-03-2002, 17:35
Hast du vielleicht Links zum Thema Lua? Ich find nämlich nix *schäm*

Gruß

Thyura

Twist
12-03-2002, 17:39
Klaro ;)
Ich weiß, daß es auch Videoserien zu kaufen gibt, aber nicht genau, wo. Alle meine Infos dazu hab ich von http://www.olohe.com/ und von Grandmaster Olohe Solomon Kaihewalu direkt. (SEHR netter Mensch... wenn du Fragen hast, einfach mal anmailen.)

uksplinter
12-03-2002, 18:39
Thyura :
In der Videosammlung der "Kampfkunst International" gibt es ein Video über "Hawai Lua". Das habe ich allerdings selbst nicht gesehen. Ich erinnere mich, daß in dieser Zeitschrift vor einigen Jahren ein Artikel darüber stand.

Um 1910 herum warnte man weisse Besucher Hawais, nicht nachts an abgelegene Strände zu gehen, wenn dort Eingeborene sehr schöne Tänze aufführten. Es war manchmal eine tödliche Falle für die weissen Besatzer !:(

Twist
12-03-2002, 18:50
Wenn man den Berichten glauben kann ist es jedenfalls ne recht ungesunde KK - sehr viel mit Knochen Brechen und Gelenken auskugeln.

MisterDevil
13-03-2002, 11:12
Also jetzt bin ich ja mal richtig Überrascht.
Ich hatte bisher immer an das Klischee von harmlos lächelnde hawaianische Hula-Tänzer(innen) gedacht die in Ihren Baströckchen herumspazieren.

Aber habt Ihr euch schon mal die Waffen angeschaut ?:confused:
Die Dinger sind ja richtig bestialisch.
Die Baströckchen-Krieger wollten Ihre Gegner nicht einfach und sauber töten sonder richtig schmerzhaft und qualvoll ins Jenseits schicken.

Lua-Waffen (http://www.olohe.com/weapons/weapons.html)

Also ich finde die Waffen richtig fies.....:säg:

Grüßle
MD

mat~°~rose
17-03-2002, 00:08
is ja interessant, von JHRock hab ich meinerseits ja noch nie was gehört...
vielleicht, weil ich noch nicht die Ehre hatte im amerikanischen Bau zu sitzen
der Artikel bzw. das INterview über die Verbindung von Capoeira und JailhouseRock (http://www.planetcapoeira.com/Articles/DennisNewsome.htm) ist gut, vielen Dank

Die Existenz von Dioula aus Senegal kann ich bestätigen, habe vor etlichen Jahren mal einen Senegalesen getroffen, der diese KK in einer Hybridform gemischt mit anderen weiterentwickelt, aber leider kein Kontakt geblieben.

Lua is ja saftig :D

blob
16-01-2006, 04:58
Im Beitrag von Twist sind die angegebenen Namen schlicht und einfach die der Völker in der Region; zBsp in Kenia die Massai, in Guyana die Peul (Fulbe), in Senegal die Djola.

In Westafrika wird fast ausschliesslich Ringkampf als KS gemacht, was in Wolof Mbër heisst.

itto_ryu
16-01-2006, 09:23
Abgsehen vom uralten ägyptischen Stockfechten, gibt es sicher noch viele andere afrikanische KK´s. Soweit ich weiß ist Ringen in Westafrika die KK schlechthin, besonders in Gambia, vom Stockkampf der Zulku habe ich auch schon gehört (jeweils in der Sendung "Spiele der Welt"). Siehe dazu diese Links:

http://www.spielederwelt.de/spiele/wrestling/index.html

http://www.spielederwelt.de/spiele/stockkampf/index.html

Ich hatte aber auch mal ein Buch über Blankwaffen in den Händen, in dem es eine Abteilung für Afrika gab. bei den vielen (fiesen) Waffen, die es in ganz Afrika gibt, muss daran auch entsprechende Umgangsübungen hängen, denn Afrika hat ja schließlich auch eine lange Geschichte großer Königreiche und starker Krieger. Im Sudan z.B. kann man ziemlich geschickt mit einem gerade Einhandschwert und dazugehörigem Schild umgehen.