Anmelden

Vollständige Version anzeigen : Kappo & Kuatsu im Karate



Luaith
21-05-2013, 16:58
5. Dan: Vitalpunkte und -äh- "erste Hilfe & Wiederbelebung" oder so...)

Ihr prüft Kappô ab? Wow, ist mir neu ... :)

lG
L.

SKA-Student
21-05-2013, 19:27
Ihr prüft Kappô ab?


Bin mir nicht ganz sicher, habe noch keine Godan-Prüfung gesehen, habe nur davon gehört, und ein Godan hat uns mal einen Abend sowas gezeigt.
Mit "Wiederbelebung" meine ich, wie man einen KO-/schlafen-gegangenen wieder fit bekommt.
Keine Auferstehung der Toten! :)

Sowas meine ich:
Emilio Zafón Godan Prüfung - YouTube (http://www.youtube.com/watch?v=DB5enLFtlbY)

Keine Ahnung, ob das Kappô, Voodoo oder überhaupt medizinisch sinnvoll ist - habe NULL Ahnung von sowas.
Vielleicht kann einer der hiesigen Mediziner was dazu sagen?

kanken
21-05-2013, 22:08
Ganz ehrlich:

Sowohl als Notfallmedizinier, als auch als Qigonglehrer, als auch als Karatelehrer graust es mich vor dem Video!

Lieber einen Erste-Hilfe-Kurs machen als so etwas! Wenn überhaupt sollte man auf so einem Level eine normale Sanitäterausbildung fordern, muss ja kein Rettungssanitäter sein.

Die Dinge, die man da sieht, bringen Leute auf den Friedhof. Alleine das "Freimachen der Atemwege", gruselig!

Basic-Life-Support zu "Staying Alive", ein Handy und das Wissen, dass man 112 wählen muss ist im Zweifelsfall besser. Ich trauen den Leuten in dem Video jedenfalls nicht zu zu unterscheiden ob da noch ein Puls oder eine Atmung ist oder nicht, bzw. welche Glasgow Coma Scale (GCS) vorliegt (bei Schädel-Hirn-Traumata=Licht aus durch Aua bei KK, nicht unwichtig).

Grüße

Kanken

SKA-Student
21-05-2013, 22:23
Ganz ehrlich:

Sowohl als Notfallmedizinier, als auch als Qigonglehrer, als auch als Karatelehrer graust es mich vor dem Video!

Lieber einen Erste-Hilfe-Kurs machen als so etwas!
...

Mist, ich hatte es befürchtet! :(

Edit: befürchtet, weil ein anderer Karate-Lehrer (Berufssoldat), leicht die Augen verdrehte, als das aufkam...

Vagabund
22-05-2013, 08:49
Ganz ehrlich:

Sowohl als Notfallmedizinier, als auch als Qigonglehrer, als auch als Karatelehrer graust es mich vor dem Video!

Lieber einen Erste-Hilfe-Kurs machen als so etwas! Wenn überhaupt sollte man auf so einem Level eine normale Sanitäterausbildung fordern, muss ja kein Rettungssanitäter sein.

Die Dinge, die man da sieht, bringen Leute auf den Friedhof. Alleine das "Freimachen der Atemwege", gruselig!

Basic-Life-Support zu "Staying Alive", ein Handy und das Wissen, dass man 112 wählen muss ist im Zweifelsfall besser. Ich trauen den Leuten in dem Video jedenfalls nicht zu zu unterscheiden ob da noch ein Puls oder eine Atmung ist oder nicht, bzw. welche Glasgow Coma Scale (GCS) vorliegt (bei Schädel-Hirn-Traumata=Licht aus durch Aua bei KK, nicht unwichtig).

Grüße

Kanken

Interessanter Beitrag! Vielleicht haben wir ja mal die Gelegenheit, uns zu treffen und uns auszutauschen.

Wir machen Kappo/Kuatsu jedes Jahr, ich selbst leite die Seminare. Ich kann mich insofern anschließen, als dass das Gezeigte wenig überzeugend wirkt. Die Techniken werden teilweise einfach viel zu langsam und vorsichtig ausgeführt. Wenn man das so sieht, hat man keinen Eindruck von einem Notfall, sondern eher von einer esoterischen Schamanenzeremonie.

Wir üben zwar einige der dort gezeigten Techniken, aber immer auch im Zusammenhang mit moderner Erste-Hilfe. Wir machen am Anfang des Seminars HLW (und singen dazu seit letztem Jahr "Staying alive" ;) ), wir machen Stabile Seitenlage, simulieren einen Notfall inkl. Handyanruf bei 112 usw.

Glücklicher Weise hat Kappo/Kuatsu auch schon häufig funktioniert. Auf meiner Webseite (http://kuatsu.net/) habe ich auch ein Beispiel beschrieben:

Bei einem Seminar von Hans-Jürgen Sobota lernte ich Manfred Thull (3. Dan Jiu-Jitsu) kennen. Er berichtete mir einige Zeit nach dem Seminar von folgendem Notfall, bei dem er eine klassische Kuatsu-Technik erfolgreich eingesetzt hat.


"Folgendes ist passiert:

Es sollte von den Schülern eine Abwehrtechnik gegen geraden Fauststoß bzw. Schubsen geübt werden. Mein zu übender Vorschlag war: Tai-sabaki nach links (Ausweichen mit Schritt nach links), dabei Schlag unter den Arm des Angreifers zur linken Schulter Angreifer (im Ernstfall Hals) und dann mit rechts einen O-Soto-Gari (Große Aussensichel) zum Wurf.

Der Übende traf dabei den Angreifer wirklich am Hals bzw. den Kehlkopf. Folge war das Röcheln und Luftschnappen.

Ich bin sofort hin und habe mit der flachen Hand von oben auf den Kopf gehauen (der Verletzte stand). Die Besserung setzte sfort ein und die betroffene Person konnte wieder ohne Irritation atmen.

Anekdote: die betroffene Person hat den 1. Dan Judo und ist sonst eigenlich unser medizinisches Hilfswunder - da war er dann selbst baff, wie einfach das geht."

Trainer und Ausführender der helfenden Technik: Manfred Thull, 3. Dan JJ
Dojo: Azemichi Goshinjutsu JC 71 Düsseldorf, Azemichi Goshinjutsu - Jiu-Jitsu in Düsseldorf (http://www.azemichi-goshinjutsu.de)

Der Artikel (http://www.kuatsu.net/documents/Kuatsu_Artikel_Taekwondo_Aktuell.pdf), den ich dort verlinkt habe, enthält weitere Beispiele aus der Praxis.

Die Technik gegen Nasenbluten wurde allerdings nicht beschrieben (auch im Video fehlt sie, wie auch viele andere). Eine Schülerin von mir hat sie bei ihrer Schwester angewendet. Ein Schlag und die Blutung hörte auf.

Der Schweizer Judo-Bund macht ein sehr modernes Kuatsu, da leiten Mediziner die entsprechende Ausbildung. Wir stehen miteinander in losem Kontakt.

Ich denke, moderne Erste Hilfe und Kuatsu können sich ergänzen. Außerdem motiviert man über Kuatsu Leute, sich hin und wieder mit 1. Hilfe zu beschäftigen, die sonst nie wieder in einen Kurs gegangen wären.

LG,
Vagabund

P.S. Bei den Seminaren meines Kuatsu-Lehrers Hans-Jürgen Sobota und auch bei meinen eigenen sind fast jedes Mal Sanis oder Ärzte dabei. Bisher haben sich alle positiv geäußert. Das ist wohl der Unterschied Video zu 2-tägigem Seminar.