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Vollständige Version anzeigen : Schlaghand wie angewachsen



Bv84
22-05-2013, 20:08
Moin Leute,

bin ja eigentlich schon ein alter Trainingsfuchs, aber seit meiner einjährigen Pause und den letzten drei, vier Sessions (gestern auch wieder) quält mich ein merkwürdiges Problem: Ich kann meine Schlaghand nicht mehr "gehen lassen"; rund 98% des Sparrings absolviere ich mit dem Jab, und die Rechte hängt mir wie angeklebt am Kinn.

Um ehrlich zu sein: Ich kannte das bisher so nicht. Ich war zwar schon immer leicht auf die Führhand fixiert, aber so bin ich praktisch einarmig unterwegs - und das Schlimme daran: Es fällt mir im Durchgang sogar auf und ich versuche dann auch, die Schlaghand öfter zu bringen. Leider kommt sie, wenn sie denn kommt, mit dem Speed einer Bahnschranke.

Ich habe das so noch nie erlebt. Kann man das irgendwie abtrainieren? Einseitiges Training am Sandsack? Einarmiges Schattenboxen? Auslagenwechsel?

Ratlose Grüße,
Bv84

Kundalini
22-05-2013, 20:11
sage immer innerlich zu dir selbst:"links - rechts, links - rechts,...."

dieKrake
22-05-2013, 21:55
Ich kenne das Problem ein Stück weit auch. Bei mir war mir die Ursache aber selber klar. Da ich noch nicht so lange boxe fällt es mir zuweilen noch schwer die Schlaghand schnell zu bringen ohne das sie dann zu hart kommt. Beim Jab kann ich das über die Distanz irgendwie besser dosieren als mit rechts. Einige Male kam die Rechte im Sparring schon zu doll, was für andere Hobbyboxer einfach nicht o.k. ist - ist ja kein Wettkampfsparring ..

Ums abzukürzen : Meine Lösung waren 18 Oz Sparringshandschuhe und nicht zu erfahrene "Gegner" das ich innerlich locker bleiben kann. Nervlich angespannt kann man einen Jab noch einigermassen zurecht mogeln finde ich, aber bei der Rechten ist das schwierig für mich.
Es muss "spielerisch" sein, so hab ich die Erfahrung gemacht - dann passt es schon.

So habe ich seit einiger Zeit jetzt die Rechte schön mit im Spiel und irgendwie glaube ich auch das ich sie bald schon besser dosieren kann.


Ich könnte mir vorstellen das da bei Dir auch eher eine psychisches als ein physisches Problem vorliegt.

Wie ist es denn am Sandsack ?

Supreme
23-05-2013, 01:34
Hi vielleicht liegt es an deiner Beinstellung. Dieses Problem hatte ich. Schaumal ob der Abstand zwischen deinen Beinen optimal ist, um die Schlaghand zu schlagen. Wenn man zu eng steht und das Bein von der Jabseite zuweit vorne steht, ist es schwerer mit der Schlaghand zuschlagen. Stell die Beine etwas Paraleller und mit etwas weiterem Abstand.

peep
23-05-2013, 03:42
@TE:

Hör auf den Kraken und such Dir Trainingspartner, mit denen Du es locker und spielerisch angehen kannst. Nimm Druck raus, Nimm Tempo raus, nimm Aggression raus, nimm den ganzen Zwang zum Erfolg raus.

Such Dir einen Spielkameraden. Dann wird sich im Spiel auch die Blockade lösen. Und wenn sie weg ist, kannst Du mit Deinem Spielkameraden im leichten Sparring wieder den Druck und das Tempo steigern und Deine fahnenflüchtige Faust auf dem Rückweg zum Kampf mitnehmen. ;)

WCBBerlin
23-05-2013, 07:53
Möglicherweise ist es auch einfach ein technisches Defizit, angefangen von der Fußstellung bis hin zu fehlender Körperbewegung (insbes. Hüftrotation), hier legen viele nicht genug Wert drauf. Wenn hier alles stimmt, dann sollte es doch laufen. Hier mal ein guter Clip zum Nachmachen:

????? ?????.???? ?????? ? ?????(?.1) - YouTube (http://www.youtube.com/watch?v=-Wm5eqSsEyA)

Ring frei!

concrete jungle
23-05-2013, 08:19
Befolge die oben gemachten Tips und dazu:Locker mit dicken Handschuhen erstmal nur zum Körper sparren!

Oder Schultersparring...

Guter Trainer an den Pratzen, der einen verbal zwingt, die Rechte lang und hart zu schlagen!

paka
23-05-2013, 15:13
vielleicht nur psychisch, da man sich bei der Schlaghand stärker eindreht und dadurch offener für ANgriffe ist, vllt hat sich das nach ein paas SParrings

WCBBerlin
23-05-2013, 17:30
Grundsätzlich sollten Grundschläge etc. ohne langes Überlegen kommen, Handlungen müssen automatisiert werden. Was soll denn psychisch so bremsen, wenn doch die Führungshand kommt? Ich glaube, dass das freie Sparring noch zu früh ist. Erst einmal die Grundschläge erlernen, viel Partnerübungen und dann bedingtes Sparring (z.B. beide dürfen nur mit der Schlaghand boxen) und wenn das beherrscht wird, ist freies Sparring möglich.

dieKrake
23-05-2013, 18:04
Ich hatte zum Beispiel sehr starke Defizite in der Beinarbeit und somit war trotz langer Arme meine Rechte im Vorwärtsgang grundsätzlich zu kurz.
Das klassische Links rechts ging gar nicht, mit links war der Gegner oft schon in der Rückwärtsbewegung und dann kam ich da mit Rechts nicht mehr hinterher. Oder die Deckung war dann schon zu und die kriegt man mit einer zu kurzen Rechten auch nicht vernünftig auf.

Mal ein "Panikkonter" der glückte wenn der andere marschiert ist, aber das waren dann die instinktiven Schläge die ich eigentlich gar nicht so hart im Sparring bringen wollte.
Was mir ein wenig geholfen hat war Schattenboxen und Sandsack Training. Immer und immer wieder 1-2 im Vorwärtsgang und Rückwärtsgang geübt. Grad im Vorwärtsgang macht es auch Sinn das rechte Bein schön "mitzunehmen". Erst vorm Spiegel und am Sandsack aus Langdistanz und irgendwann dann auch mal locker im Sparring angebracht.
So entwickelt sich langsam auch das Vertrauen in die Schlaghand, man weis dann was sie "kann" und bis wohin man damit kommt.

WCBBerlin
23-05-2013, 18:52
Das ist der Punkt, so wie auch bei der Wettkampfvorbereitung, muss man sich alles erarbeiten und dann kann und wird man normalerweise auch das Vertrauen in die eigene Fähigkeiten haben. Ist das anders, sagt einem die Psyche, dass man nicht bereit ist, also wieder zurück und ordentlich üben!

paka
25-05-2013, 12:37
Grundsätzlich sollten Grundschläge etc. ohne langes Überlegen kommen, Handlungen müssen automatisiert werden. Was soll denn psychisch so bremsen, wenn doch die Führungshand kommt? Ich glaube, dass das freie Sparring noch zu früh ist. Erst einmal die Grundschläge erlernen, viel Partnerübungen und dann bedingtes Sparring (z.B. beide dürfen nur mit der Schlaghand boxen) und wenn das beherrscht wird, ist freies Sparring möglich.

ich meinte das Phänomen, dass wenn jemand die Grundschläge und Deckung bei allen Übungen eigentlich kann, sich bei den ersten Sparrings trotzdem instinktiv wegdreht, da man es schlicht noch nicht gewohnt ist.
Der TE ist laut eigener Aussage erfahren und hatte eine längere Pause, daher habe ich darauf geschlossen, dass er eine Hemmung bei Bewegungen hat, die ihn beim Sparring tendenziell offener machen. Eine Schlaghand macht einen offener als eine Führungshand (der hintere Körper dreht sich ja nach vorne).

Bv84
25-05-2013, 17:47
Erstmal danke für alle Antworten!


ich meinte das Phänomen, dass wenn jemand die Grundschläge und Deckung bei allen Übungen eigentlich kann, sich bei den ersten Sparrings trotzdem instinktiv wegdreht, da man es schlicht noch nicht gewohnt ist.
Der TE ist laut eigener Aussage erfahren und hatte eine längere Pause, daher habe ich darauf geschlossen, dass er eine Hemmung bei Bewegungen hat, die ihn beim Sparring tendenziell offener machen. Eine Schlaghand macht einen offener als eine Führungshand (der hintere Körper dreht sich ja nach vorne).

Das wird es wohl sein, nach reiflicher Überlegung. Ich stehe wirklich sehr seitlich (fast schon in der "Pocket"), um so wenig Trefferfläche wie nötig zu bieten. Früher habe ich dazu geneigt, eher die Ringmitte zu behaupten und aus einem soliden Stand heraus klassisch und gerade zu boxen; seit meiner Pause boxe ich fast nur im Rückwärtsgang. Könnte also tatsächlich sowas wie "Angst" oder Anspannung sein - möglicherweise muss ich erstmal wieder reinkommen und die Basics trainieren, wie WCBBerlin schreibt, und sollte lieber locker sparren.

Über eine fehlerhafte Fußstellung und die mangelhafte Hüftrotation habe ich mir auch schon den Kopf zerbrochen, zumal ich relativ schwer und unbeweglich geworden bin.