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Vollständige Version anzeigen : Clash of Civilizations!



wuddy
04-04-2004, 15:48
Ich möchte an dieser Stelle ein sehr interessantes Buch vorstellen, welches wohl einige Diskussionen entfachen wird. Geschrieben wurde es von Samuel Huntington, Professor für Politikwissenschaften an der Universität von Harvard und Berater des US-Außenministeriums. Der Titel, der auch das Thema des Buches ist lautet: „Kampf der Kulturen – Die Neugestaltung der Weltpolitik im 21. Jahrhundert“. Huntington erstellt zunächst ein Modell, mit dessen Hilfe er versucht den Wandel der Weltpolitik, der bereits kurz vor dem Ende des Kalten Krieges begonnen hat zu erklären. Dieses Modell unterteilt die Staaten und Völker der Erde in Kulturkreise und beschreibt dann den allgemeinen Aufbau eines solchen Kulturkreises.


Hier das Wichtigste in Kürze:

1)
Die westliche Kultur mit dem westlichen Christentum als vorherrschender und Wert gebender Religion (römisch-katholisch und protestantisch). Mittel- und Westeuropa, USA, Kanada, Australien und Neuseeland. Die USA ist der Kernstaat des Westens, wobei in Europa Deutschland und Frankreich als „Motor“ der Europäischen Union einen ähnlichen Status einnehmen.

2)
Die lateinamerikanische Kultur mit römisch-katholischer Religion, aber deutlichen Unterschieden zur westlichen Kultur. Brasilien wird sich wohl als Kernstaat etablieren.

3)
Die orthodoxe Kultur mit Russland als Kernland, dazu Weißrussland, dem östlichen Teil der Ukraine, den orthodoxen Teilen des Balkans und einigen GUS-Staaten.

4)
Die islamische Kultur, von Indonesien bis Marokko. Der Iran, die Türkei und Saudi-Arabien ringen um den Status des Kernstaates. U.A. Das Nichtvorhandensein eines Kernstaates erschwert die friedlichen Beziehungen in und mit diesem Kulturkreis.

5)
Die hinduistische Kultur (fast nur Indien).

6)
Die sinische Kultur mit China als Kernstaat, dazu Taiwan, Singapur und Hongkong mit dem Buddhismus und Konfuzianismus als Religion. Japan wird man wohl in Zukunft auch hinzuzählen können, spielt noch aber einer Sonderrolle.


Aus diesem Modell und Extrapolationen von jetzt vorherrschenden Trends prognostiziert er dann u.a. Folgendes:

1)
Durch die demographische Entwicklung im Islamischen und den wirtschaftlichen Aufschwung des sinischen Kulturkreises stehen dem Westen die beiden größten Herausforderungen des 21. Jahrhunderts ins Haus.


2)
Die Macht des Westens geht relativ zu den anderen Kulturkreisen zurück. Die Bevölkerung des Westens überaltert und die Moral schwindet. Die westlichen Werte werden vergessen und/oder mit Big-Mac, Nike usw. verwechselt.

3)
Fehlende Assimilierungs- und Integrationskraft der westlichen Staaten machen die durch die alternde Bevölkerung notwendige Einwanderung zur Bedrohung. Es entstehen Konflikte zwischen den Einwanderern, die sich immer noch mit ihrem Kulturkreis identifizieren und den Einwohnern des Gastlandes. Daraus resultieren dann so genannte „zerissene Staaten“.

4)
Kriege und Konflikte der Zukunft werden Hauptsächlich so genannte „Bruchlinienkriege“ sein. Also Kriege dort, wo die Grenzen der Kulturkreise verlaufen. Die Kernstaaten der Kulturkreise, die an diesen „Grenzkonflikten“ indirekt beteiligt sind, müssen dann gemeinsam eine Lösung herbeiführen, sofern sie kein Interesse daran haben, dass sich der Bruchlinienkonflikt ausbreitet.


Was soll der Westen tun? Auch hierauf hat Huntington eine Antwort:

1)
Der Westen muss sich erneuern und sich auf seine Werte zurückbesinnen. Diese sind: Trennung von geistlicher und weltlicher Macht, Rechtsstaatlichkeit (rule of law), Gesellschaftlicher Pluralismus, Repräsentativorgane und Individualismus. Die Quintessenz der westlichen Kultur ist die Magna Charta, nicht der Big Mac!

2)
Die Länder des Westens müssen eine stärkere politische, wirtschaftliche und militärische Integration erreichen und die Politik so abstimmen, dass Staaten anderer Kulturen daran gehindert werden Differenzen unter ihnen auszunutzen.

3)
Die westlichen Staaten Mitteleuropas Polen, Ungarn, Tschechien, Slowakei, sowie die baltischen Republiken Slowenien und Kroatien müssen in die EU und die NATO integriert werdem. Die Türkei, Griechenland und andere „Kulturkreisfremde“ Staaten bringen dagegen viel Uneinigkeit und Probleme für EU und NATO mit sich. Kulturkreisübergreifende Wirtschaftsunionen sowie Militärbündnisse sind nach dem kalten Krieg zum scheitern verurteilt. Beispiele und Erläuterungen würden den Rahmen hier bei weitem Sprengen.

4)
Der Westen muss einsehen, dass eine Intervention bei Angelegenheiten anderer Kulturkreise wahrscheinlich die gefährlichste Quelle von Instabilität und potentiellem globalen Konflikt in einer mulikulturellen Welt ist.


Mit freundlichen Grüßen
wuddy

Bill
04-04-2004, 23:19
Dieser -Sorry- "Scheißkerl" war auch ein intimer Verfechter der Idee, teile und herrsche. Ein Möchtegern-Neo-Nostrodamus, nicht mehr nicht weniger. Sein Gedankengut ist beeinflußt von der englischen Lordschicht die so manche Nazigrößen auf die Insel gerettet und bewahrt hat. Mehr Aufmerksamkeit verdienen solche Subjekte nicht wirklich.

mit Brechreiz
Bill