Vollständige Version anzeigen : Geschichte der Wado-Kata
Mehr oder weniger bekannt ist, dass es im Wado-Ryu nur 9 "eigene" Kata gibt: Die 5 Pinan, Naihanchi, Chinto, Seishan und Kushanku. Die restlichen 6, die gelehrt werden, hat Ohtsuka einfach aus dem Shotokan übernommen. Die Frage ist jetzt: Warum hat er das getan?
Mein Trainer beantwortet diese Frage immer so: Als die Wado-Ryu-Leute anfingen, auf Kata-Wettkämpfe zu gehen, hat die WUKO gesagt, dass 9 Kata einfach zu wenig seien. Man müsse schon mehr zeigen. Also wurden aus naheliegenden Gründen einfach Kata aus dem Shotokan importiert und minimal stilspezifisch angepasst.
Meine Frage ist jetzt: Stimmt das so? Wann genau war das? Quellen? Henning?
Ohtsuka hat bei Funakoshi jahrelang gelernt.
Die Katas kommen aus dem Shotokan.
Pinan -> Heian
Naihanchi -> Tekki
Kushanku -> Kanku
usw.
Funakoshi hat die Namen der Katas geändert.
Ja, ne, is schon klar. Die Frage ist: Warum gibt's im Wado 15 Kata und nicht 9.
Funakoshi hat 15 Kata als stilbildend fürs Shotokan bezeichnet.
Nick_Nick
13-06-2013, 10:15
Otsuka hat all diese Kata (und noch mehr) sehr zeitig gelernt, nicht nur von Funakoshi, sondern vor allem auch Mabuni. Irgendwann hat er eben festgestellt, dass die 9 Kata ausreichend sind für das, was er in Solokata vermitteln will (er soll mal gesagt haben, 3 Solokata sind ausreichend). Vielleicht weil sich in höheren Kata das Ganze bloß wiederholt oder es für ein Leben ausreichend ist, die 9 zu erlernen. Die restlichen jedenfalls wurden dann nicht mehr angepasst und für sein Karate aussortiert, allerdings anfangs trotzdem weiter unterrichtet (später nicht mehr).
Alte Japanische Kampfkunst - aus der Otsuka kommt - legt im Gegensatz zur okinanwanischen keinen solchen Wert auf Solokata. Es wird vor allem der Körper aufgebaut und das Bewegen geübt. Die restliche und eigentliche Ausbildung erfolgt in Partnerkata, die tatsächlich Kata sind und nicht nur Partnerübungen. Und davon hat das Wado Ryu 10: die Kihon Kumite. Das sind die eigentlichen Kata.
Hallo,
auf die neun Kata legte sich H. Ōtsuka (1892–1982) spätestens 1940 fest, als es darum ging, seine Schule bei einer großen Kampfkunstvorführung, die vom Dai-Nippon Butokukai (DNBK) veranstaltet wurde, vorzustellen (http://www.kampfkunst-board.info/forum/f7/dai-nippon-butokukai-karate-155746/#post2993113).
Nur zwei oder drei Jahre später fügte er sieben weitere Kata hinzu, diesmal für den neuaufgebauten DNBK. Eine nachvollziehbare Begründung dafür kann ich z. Z. nicht liefern. Mit sportlichen Wettkämpfen hatte das aber nichts zu tun.
1950 verfaßte er seine „Forschungen zur Kunst des Karate. Erster Teil. Band zur Kata“ und darin legt er sich wieder deutlich auf neun Kata fest, die er in eine bestimmte Lernreihenfolge bringt, an deren Anfang die fünf Pinan stehen, gefolgt von Kūshankū, Naihanchi (Shodan, die anderen bezeichnet er als nutzlos), Seishan und schließlich Chintō als Höhepunkt. Dazu bemerkt er, daß bei der Zahl der Kata Qualität vor Quantität steht, d. h. er will, daß wenige Kata gut ausgeführt werden, anstatt viele Kata schlecht. In dieser Zeit betont er also wieder diese Zahl von neun Kata.
Es ist folglich nicht ganz richtig zu sagen, daß ins Wadō-Ryū in Zeiten der WKF/WUKO „zusätzliche“ Kata eingefügt wurden, sie gab es schon vorher, im Zweiten Weltkrieg. H. Ōtsuka selbst lernte und lehrte Ende der 1920er, Anfang der 1930er Jahre aber Kata über diese sechzehn Kata hinaus.
Grüße,
Henning Wittwer
Vielen Dank Henning! Ich war auch der Meinung, dass es irgendwas mit dem DNBK zu tun hatte.
Eine nachvollziehbare Begründung dafür kann ich z. Z. nicht liefern.
Falls du irgendwann mal über eine Begründung stolpern solltest, würde ich mich freuen, wenn du dich an diesen Thread erinnerst ;)
Dampfhämmerlein
17-06-2013, 20:33
Dazu bemerkt er, daß bei der Zahl der Kata Qualität vor Quantität steht, d. h. er will, daß wenige Kata gut ausgeführt werden, anstatt viele Kata schlecht. In dieser Zeit betont er also wieder diese Zahl von neun Kata.
Henning Wittwer
jep in meinem stil gibt es sogar nur 3 kata von denen man bis zum 1. kyu nur eine einzige übt, so war das auch im alten china, da hat man ewig lange wenige formen trainiert, damit man diese auch versteht und anwenden kann. Und bei zweistelligen kata-anzahlen denke ich kaum, dass eine person in seinem ganzen kampfkunstleben die alle jemals so draufhaben kann, dass es sinn macht alle paar monate ein neues fass aufzumachen. Da sind 9 (essenziell-wichtige)kata mmn. schon fast zu viel des guten.
Luce Bree
17-06-2013, 22:21
jep in meinem stil gibt es sogar nur 3 kata von denen man bis zum 1. kyu nur eine einzige übt, so war das auch im alten china, da hat man ewig lange wenige formen trainiert, damit man diese auch versteht und anwenden kann. Und bei zweistelligen kata-anzahlen denke ich kaum, dass eine person in seinem ganzen kampfkunstleben die alle jemals so draufhaben kann, dass es sinn macht alle paar monate ein neues fass aufzumachen. Da sind 9 (essenziell-wichtige)kata mmn. schon fast zu viel des guten.
Na dann sei mal froh, dass Tetsuhiko Asai leider nicht mehr unter uns weilt (Gott hab ihn selig!).
Er hatte so geschätzt 150 Kata in seinem Fundus und Repertoire...und ich kann nur bestätigen, dass er die auch alle vermutlich besser ausführen konnte, als der "normale" Karateka die Heian-Serie...;)
Aber ok...er war auch die absolute Ausnahme unter uns :D
Wenn ich ganz kritisch meine Erfahrungen im Kata-Bereich überdenke, dann hast Du vermutlich wirklich Recht...selbst die Größen der Karate-Welt sind meist für eine spezielle Kata bekannt geworden...das könnte man munter aufzählen.
Dampfhämmerlein
18-06-2013, 07:08
150 ? :ups: wozu denn das ?
Zingultas
18-06-2013, 09:46
hier ein Artikel zu der Frage warum so viele Asai Kata.
The Asai Karate Kata - By Andre Bertel (http://www.theshotokanway.com/theasaikaratekata.html)
“Shotokan-ryu has more than enough kata already. One kata is more than enough, or punching the sandbag is more than enough”.
“Whatever you do, keep training, whether it’s one kata, ten kata or 150 kata.” Asai Tesuhiko
Da Kata eine Methode sind (und nicht das Ziel) um Karate bzw. verschiedene Attribute und Fähigkeiten zu schulen soll man nachdem man einige Basis/Grundlagenkata gelernt hat Heian-/Junro-/Tekki-Serie (im Shotokan) selber wählen und probieren können.
Damit man auch alleine täglich bis mehrmals täglich ohne Hilfmittel trainieren kann.
Es ist nicht obligatorisch alle/viele Kata zu können/kennen.
Jeder kann seinen Bedürfnissen entsprechend seine Tokui-Waza herausfinden und seinen eigenen Stil entwickeln.
Luce Bree
18-06-2013, 16:18
150 ? :ups: wozu denn das ?
Kleine Zusatzinfo:
Asai hatte in jeder seiner eigenen Kata einen speziellen Lerneffekt als Ziel.
So sind z.B. in seiner Junro-Serie verschiedene keri waza und die gesamten (koshi) kaiten abgedeckt
Dampfhämmerlein
19-06-2013, 18:08
also hat er die "erfunden" und das sind technikabfolgen die alle "möglichen ausprägungen" aus den basisformen dokumentieren oder wie ?
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