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Vollständige Version anzeigen : Tui Shou Video - BITAK / DaoZentrum Berlin



GilesTCC
06-07-2013, 22:57
Hi allerseits,

Martin und ich haben ein neues Tui Shou-Video gemacht. Es gibt einen Eindruck von unserem jetztigen Tui Shou-Trainingsprogramm - nicht alles, was wir miteinander üben aber schon die Sachen, die wir zur Zeit unterrichten.

Tai Chi Tui Shou Training ?????? - YouTube (http://youtu.be/N7-SG0pJnec)

Viele Grüße,

Giles


PS. An die 'alten Hasen' hier im Unterforum: Zur Zeit poste ich ganz wenig hier, da ich mit anderen Projekten und Lebensbereichen sehr beschäftigt bin. Lese aber öfters mit. :)

john_doe
07-07-2013, 18:08
Hallo Giles!


Ein richtig schön gemachtes Video - die angenehme und unverkrampfte Trainings-Atmosphäre kommt imho gut rüber ...


Schöne Grüße,
john_doe


P.S.: Ich sende Dir noch eine PM ...

Zhen Wu Germany
07-07-2013, 21:21
Ich schau mir eigentlich kaum noch ein Video aus dem Taiji Bereich zur Gänze an, aber eures habe ich mir gerne ganz angesehen. Sehr gut gemacht, sehr interessant und kurzweilig. Und ich habe noch ein paar nette Anregungen für mich selbst mitnehmen können. Danke dafür!

steffen13
07-07-2013, 21:25
Wirklich schönes Trainingsvideo. So etwas habe ich bisher nur selten gesehen. Danke!

Snakesqueezer
08-07-2013, 11:26
Habt Ihr wieder schick hinbekommen!

An Martins wenige Haare muß ich mich aber erst noch gewöhnen. :rolleyes:

Ich hab noch mit den Nachwirkungen meines Knie-Crashs zu tun, muß mich dann mal wieder bei Euch blicken lassen.
Da liegen auch noch Schuhe und ein Buch von mir rum. :)

Sean
08-07-2013, 17:46
Sehr schöne Sachen da drinne! Chapeau!

KlingonJake
08-07-2013, 18:35
gefaellt mir sehr gut :)

martin3
09-07-2013, 11:19
Hallo Giles,

sehr schön - danke.

Gruß

Martin

Richard22
09-07-2013, 13:19
Meiner Meinung nach solltet ihr generell mehr mit dem Leib/Torso, also Körper bewegen.

Dazu habt ihr immer das Gewicht auf beiden Beinen, seit also immer tretbar/fegbar - das wird die doppelte Gewichtsverteilung genannt, denke ich, und gilt als Anfängerfehler.

Es sollte sich immer ein eigener Arm zwischen Gegner/Partners Arm und dem eigenen Hals befinden. Ansonste führt jeder Kontakt zur Katastrophe.

Wenn man den Partner/ Gegner stoßen/schieben möchte, dann zieht man ihn in der Regel erst zu sich - Eure Stöße/Schieber finden auf viel zu weite Entferungen statt - der Gegner bekommt dadurch einen freien Tritt zu Eurem Kopf oder Leib.

Generell steht ihr nicht gerade, was die Wirbelsäule angeht, und ihr lehnt Euch von. Das macht den Köper ziehtbar (Nackenzug) und birgt vor allem die Gefahr, das ihr Kopf/Stirn gegen Gegner/Partners Kiefer rammt - Zähne sind recht teuer, gute 2k je Stück, wenn ausgeschlagen.

Das ist eben das Traurige mit dem Taijiquan der heutigen Zeit - es wird in einen KK-Zusammenhang gestellt - ohne überhaupt noch einen Bezug zur KK zu haben.

Fechtergruß

gast
09-07-2013, 17:59
Richard: Tuishou ist nicht Freikampf! Beim Tuishou übt man Attribute, die einem im Kampf zugute kommen. Ständig darüber nachzudenken, ob man gerade eine gute Deckung hat oder ob man "fegbar" ist, ist nicht Teil der Übung und nicht zielführend. Das sind Aspekte, die bei anderen Übungsformen, nämlich Sparring in diversen Varianten, Sinn machen und dazugehören.
Die Übungen, die man auf dem Video hier sieht, sind sinnvoll und gut ausgeführt, mMn!

Richard22
10-07-2013, 10:47
Ganz im Gegenteil.

Aber Nan, Du ziehst ja bereits eine Verbindung zwischen Schieben und KK.

Schiebende Hände (Tui Shou) ist die Vorstufe zu den Zersteuenden Händen (San Shou). Großes Ziehen (Da Lu) ist die dritte Stufe und bricht Heben und Griffe - ist also viel schwieriger.

Schieben ist die langsamere und anstrengendere Methode - wer gut schiebt kann zumeist viel leichter Schlagen und Treten.

Schlagen und Treten ist beim Üben viel gefährlicher und läuft wesentlich schneller ab - deswegen ist es gut ausreichend Schieben geübt zu haben, bevor mal mit dem Zerstreuen anfängt.

Technisch gibt es waffenlos und mit Waffen zwei Grundideen: Gegner binden (Schiebende Hände) oder Ersttreffer, was einen kurzen Kontakt davor bedingen kann (Zersteuende Hände). Die dritte Idee ist es sich aus einem überraschendem Kontakt durch Hebel und Griffe zu lösen und zu Schlagen und Treten, großes Ziehen (Da Lu).

Das ist ja eben der Grund, warum Taiji Quan sich auf dem absoluten Tiefpunkt seiner Entwicklung befindet.

Wenn man also Schieben übt - dann gelten dieselben Regeln, wie beim Zersteuen - eben die Logik des Gefechts.

Wenn man davon keine Ahnung hat, oder nicht davon wissen will - dann ist das auch gut, nur sollte man nicht Halbwissen unterrichten.

Das ist wie eine Sprache zu unterrichten, die man selber gar nicht versteht - das ist keine gute Idee. Würde ein Sprachlehrer dies tun, würde jeder ihn einen Betrüger schimpfen - nicht zu unrecht, denke ich.

Ich weiß, die Taiji Gemeinde zieht sich nicht gerne den Schuh der KK an - zurecht, denn die meisten haben null Plan davon - aber dann sollte man eben auch wissen, was man kann und nicht kann.

Zumindest kann man auch dem Video klar sehen, daß KK durchaus beabsichtigt ist, wie man unschwer an den angedeuteten Schlägen usw sehen kann.

Man stelle sich einfach vor, man nimmt Schießunterricht, und der Übungsleiter hat keinen Plan von den verwendeten Waffen, der Munition, dem Waffengesetz und welchen Risiken er sich und anderen aussetzt - er feuet wild und ohne Kontrolle herum - jeder denkende Mensch würde das für keine gute Idee halten.

Fechtergruß

steffen13
11-07-2013, 00:28
@Richard
Es ist wirklich bedauerlich, dass die meisten Taiji-übenden diese Kunst nicht als Kampfkunst verstehen wollen. Ich habe lange nach einen kampforientierten Lehrer gesucht (in sachsen). Es war ein Grausen! Im preußischen Berlin bin ich dann erst fündig geworden. Der Trainer dort vermittelt alle Übungen aus der Kampfperspektive (mit Sparring). Also, Kopf hoch es gibt sie! die Traditionalisten!:D
Zum Video: Ich finde das dieses Trainingsvideo sich hinsichtlich einer Anwendungsperspektive aus der Masse heraushebt. Klar, ist kein Sparringsvideo (wirds wahrscheinlich nie geben), aber es zeigt den Willen aus dieser Perspektive Taiji zu erschließen.

Richard22
12-07-2013, 14:52
Es geht mitnichten um Sparring - das ist eine spezielle Übung aus dem westliche Boxen mit Handschuhen und hat mit KK wenig zu tun - wird doch nach Regeln geübt. Pauken würde es eher treffen.

Es geht einfach um grundsätzliche Denkfehler. Mangelnder Eigenschutz. Allergrundsätzlichste Körperstruktur.

Sozusagen um das absolute Einmaleins. Wer sich nicht bewegen kann muß stehen üben usw.

Alleine schon der Begriff "kampforientierter Lehrer" zeigt ja schon die bedauerliche Entwicklung zum Rentnersport.

Fechtergruß

steffen13
12-07-2013, 20:15
Es geht einfach um grundsätzliche Denkfehler. Mangelnder Eigenschutz. Allergrundsätzlichste Körperstruktur.

Sozusagen um das absolute Einmaleins. Wer sich nicht bewegen kann muß stehen üben usw.

Alleine schon der Begriff "kampforientierter Lehrer" zeigt ja schon die bedauerliche Entwicklung zum Rentnersport.

Fechtergruß

Ja so ist es leider. Wobei "kampdorientierter Lehrer" eine sehr holprige Wortkreation von mir ist. Ich meinte damit einen Trainer, der z.B. o.g. Denkfehler nicht besitzt. Der vielmehr u.a Schrittechniken, Meidbewegungen usw. im Taiji-Kontext trainiert.
Aber prinzipiell ist es so wahrscheinlich so, dass es kaum Taiji-Schulen in Deutschland gibt. Nur irgendwelche esoterische Derivate.

Richard22
13-07-2013, 11:16
Das ist ja gerade das Problem - alleine schon die Idee, daß es "Schrittechniken, Meidbewegungen usw. im Taiji-Kontext" gibt - Taijiquan ist eine KK.

Schaut man sich die Gefechte und waffenlosen Stücke des Taijiquan an, dann sieht man, daß sie zum 100% zur KK des 17. Jhds. gehören und eher allgemeinen Charakter haben. Es ist, aus der Körperarbeit, überhaupt nichts Besonderes, daß ist einfach militärischer Nahkampf.

Völligen Realitätsverlust findet man auch allgemein im Gong Fu - also allen China KKs.

Ein Taijiquan Lehrer, der keine KK ausübt oder lehrt, ist kein Taijiquan Lehrer, sondern eben etwas anderes.

Fechtergruß

steffen13
13-07-2013, 20:16
Das ist ja gerade das Problem - alleine schon die Idee, daß es "Schrittechniken, Meidbewegungen usw. im Taiji-Kontext" gibt - Taijiquan ist eine KK.

Schaut man sich die Gefechte und waffenlosen Stücke des Taijiquan an, dann sieht man, daß sie zum 100% zur KK des 17. Jhds. gehören und eher allgemeinen Charakter haben. Es ist, aus der Körperarbeit, überhaupt nichts Besonderes, daß ist einfach militärischer Nahkampf.



Fechtergruß

Das verstehe ich nicht.
Wenn ich bspw. an das "Voll" und "Leer" -Prinzip vom Taijiquan denke und dieses auf z.B. die Schrittechniken beziehe und trainiere, ist das doch ein Trainingsaspekt im Sinne von KK? Warum gehört das nicht zum Taijiquan?

Richard22
14-07-2013, 15:37
Alle diese Prinzipien finden wir schon vor dem Taijiquan im 17. Jhd. in China.

Das ist also kein Kontext/Zusammenhang zum Taijiquan, sondern ganz allgemein zur professionellen oder militärischen KK seiner Zeit.

Es gibt keine Schritttechnik in der China-KK, die dem Taijiquan zueigen wäre, daß Taijiquan ist einfach militärischer Nahkampf im 17. Jhd.

Taiquan ist also in keinem Fall etwas Besonderes oder Einzelstehendes, sondern eher etwas sehr Allgemeines, schaut man sich die KK's des 17. Jhds. an. Und schließlich gründet sich ja das Changquan Chen Wangtings ja auch darauf.

Genauso wie es keine kampforientierte KK geben kann - denn KK ist nunmal aus Gefecht bestehend, genausowenig kann es Schritt- und Meidbewegungen im Taiji-Kontext geben - das ist ganz normaler Bestandteil der KK.

Das ist ja eben das Problem heute. KK ist universell und Taijiquan war universell - es gab ja nur eine Quelle und einen Stil.

Schaut man sich die Werbung an, dann findet man Stile der China-KK, die aus Unterstilen und Unterunterstilen bestehen (z.B. Haumichtot Shaolin Yang Taiji Quan). Das sind einfach Worthülsen - denn es gibt eben keine Stile.

Genauso sind Namen von Leuten, die Stile unterrichten, völlig belanglos - Taijiquan ist Taijiquan.

Stelle Dir einfach vor, Dein Englischlehrer Wolfgang Buchstabenmeister (dessen Prof an der Uni im Englischen unter anderem Heinrich Hühnen war) würde Dich unterrichten, und Dir erzählten das er Buchstabenmeister Englisch Unterrichtet, in der Lineage von Heinrich Hühnen. Du würdest vor Lachen umfallen.

Je mehr Namen davon und danach gestellt werden, desto mehr geht es alleine um Verkaufsstrategien und desto weniger um KK.

Genauso die Abstammungslinien (Lineages) - die völlig willkürlich sind, oft gefälscht und überhaupt keine Wert in Sachen KK haben - nur zu Vermarktung werden sie genutzt.

Genauso das Video in diesem Strang - KK hat Regeln und Gesetzmässigkeiten - die oberste Regel lautet nicht selber getroffen zu werden. Also steht Eigenschutz an erster Stelle - wer das aber nicht übt oder vermittelt, der betreibt eben etwas anderes.

Fechtergruß

steffen13
14-07-2013, 22:31
Ich danke Dir, für die sehr informative Antwort. Habe ich jetzt was zum nachdenken.
Mit dem Begriff "kampforientiert" wollte ich eine Abgrenzung zu den Eso`s unter den Taiji-Leuten ziehen. KK is nu ma kämpfen, klar.

Wen ich das nächste Mal nach Berlin zum Training fahre, werde ich mal den Trainer über das Universelle des Taijiquan befragen.

Deine Kritik über das Video verstehe ich jetzt besser. Mir ist nicht explizit aufgefallen das z.B. der Eigenschutz so stark vernachlässigt wird. Bei u.a. diesen Fehler ertappe ich mich im privaten Training zu Hause mit´n Kumpel auch hin und wieder. Von außen betrachet ist dieser wahrscheinlich noch viel öfter zu sehen.

Mit den unterschiedlichen Abstammungslinien komme ich nicht klar. Kann ich nicht einschätzen, ob dieses Wissen für mein Training relevant ist.

Richard22
17-07-2013, 13:02
Versuche einfach Deinen Lehrer zu schubsen oder zu treffen - wenn es immer wieder klappt, dann solltest Du dich nach einem anderen Lehrer umsehen.

Fechtergruß

Ronny Wolf
17-07-2013, 13:19
Dazu habt ihr immer das Gewicht auf beiden Beinen, seit also immer tretbar/fegbar - das wird die doppelte Gewichtsverteilung genannt, denke ich, und gilt als Anfängerfehler.


Nein, wenn dem so wäre, würde man in der Form ständig den Fehler der Doppelten Gewichtung machen.

GilesTCC
19-07-2013, 09:49
Bin wieder aus dem Urlaub zurück und kann jetzt antworten.

Danke erst mal für all Reaktionen, sowohl die positiven als die negativen!
Uns war tatsächlich wichtig zu zeigen, dass wir versuchen, gezielte Arbeit und Spaß zu vereinigen.
Und Martins kurze Haare habe ich schnell liebgewonnen... :D

@ Richard
Manches an deiner Kritik kann ich nachvollziehen, anderes weniger.

Es stimmt, dass ich mich manchmal zu viel nach vorne lehne. Mehr, als ich selber will, also gebe ich dir gerne Recht. (Wobei ich Konter gegen Nackenzüge auch übe, die sind halt nicht in diesem Video).
Dabei gibt es “wohlstrukturiertes Lehnen”, wie bei Wu-Stil und manchen Varianten des Yang-Stils, und “falsches Lehnen”. Manchmal lehne ich mich eben “falsch.” Das bleibt bei mir work in progress. :)

Mit dem auf beiden Beinen stehen, halte ich (bzw. wir) eher wie Ronny Wolf: wichtig ist, dass man zu jedem Zeitpunkt das Gewicht von Fuß zu Fuß flüssig und ohne Blockade wechseln kann, bzw. den vorderen oder hinteren Fuß heben kann, bzw. schreiten. Steht man nur auf einem Bein, kann eben dieses Bein auch genauso gut getreten oder gefegt werden. In der Theorie. Wichtig ist, dass man sich mit den Beinen nie festlegt oder “eingräbt”, und auch, dass man ein Gefühl hat, was die jeweiligen Gefahrenabstände sind und wie der/die Gegner diesbezüglich stehen bzw. sich bewegen. Und dann entsprechend mit der eigenen Körpermitte (und damit auch mit den Beinen) reagieren.

“Es sollte sich immer ein eigener Arm zwischen Gegner/Partners Arm und dem eigenen Hals befinden”.
Ein wichtiger Punkt. Aber immer genau der Hals? Bei 1.10 bis 1.30 im Video wird dieses Prinzip ja sträflich vernachlässigt :D aber ansonsten ist es uns auch grundsätzlich wichtig, dass wir ja auch während freundlichem und kooperativem Tuishou gedeckt bleiben. Kopf, Hals, Herz, Bauch, alle sind wichtig, können aber nicht gleichzeitig gedeckt werden. Wir versuchen es mit dem Prinzip zu halten, dass Deckung nicht nur durch die (wichtige) räumliche Positionierung der Hände realisiert wird, sondern auch durch adäquates Zuhören und Kleben. Natürlich sind manche Unsauberkeiten drin. :)
In den Videoabschnitten, wo wir uns ein klein bisschen schlagen, hebeln, usw. haben wir oft dem Partner jeweils eine Öffnung geschenkt, damit er eine Technik ausführen konnte, auch wenn die Technik selbst dann spontan entstand. Das ist natürlich ein bisschen ‘gestellt’ aber da wir ein ähnliches Niveau haben, müssten wir sonst stundenlang filmen, um solche ganz freie Momente herauspicken zu können. Und dafür ist einfach nicht die Zeit. Wir haben nur solche Techniken gezeigt, die wir auch sonst einsetzen können.

Wenn du grundsätzlich findest, dass der Film ein weiterer Beweis für unqualifiziertes Anfängertum und Degeneration in Taijiquan ist, dann lasse ich deine Meinung stehen anstatt dagegen zu argumentieren. Du hast deine klaren Ansichten über was du gut und nicht gut findest. Manches, nicht alles, sehen oder tun wir eben anders und das basiert auch auf einem bestimmten Verständnis. Was sich natürlich noch weiter ändern kann.
Und bezüglich #19: Versuche von Nichtkooperativen, Martin und mich "zu schubsen und zu treffen", sind nicht immer erfolgreich... ;) Manchmal natürlich doch schon – wir kochen alle nur mit Wasser.

ciao

Giles

Zwiebelrostbraten
19-07-2013, 12:31
Also ich finde es gut das überhaupt ein Video gepostet wurde, wo auch ersichtlich ist das die Leute sich mit TJQ als KK auch wirklich beschäftigen. Das ist weit mehr als in den meisten Schulen sonnst passiert.

Meiner Erfahrung nach wird in letzter Zeit vermehrt mit KK geworben, aber in den Schulen geht das dann max. in Richtung 3xPH im Jahr, phantasievolle Erklärungen zu den Bildern der Form und regelmäßige Verweise wie gut welcher GM ist oder in der Vergangenheit war, was aber selbstverständlich nur durch das Stehen/Formenlaufen erreicht wurde.

Schulen wo bei den Stichwörtern "Sparring" oder "Treffen" (steffen13/Richard) die Augen vor Freude leuchten und nicht die Schweissperlen auf der Stirn erscheinen, halten sich doch extrem in Grenzen, weshalb mich so ein Video umso mehr freut :)
Danke fürs einstellen!

Richard22
19-07-2013, 16:49
Hallo Giles - ich hoffe der Urlaub war erholsam.

Ist schon super, das Du überhaupt etwas zum Thema antwortest - das Ihr überhaupt ein solches Video hier einstelltet ist ja eher die Ausnahme. Auch Argumente sind eher selten - eine Diskussion lebt aber von Argumenten.

Kritik - fachlicher Austausch sollte nicht negativ aufgenommen werden. Begründete Argumente gilt es abzuwägen - und sich daraus seine eigene Meinung zu bilden.

Das nach vorne Lehnen muß der Körper mit einem Zug im Rücken kompensieren, oder man fiele um (nach vorne). Zieht der Rücken, dann führt man eine rückläufige Kraft durch sich, die additiv zur Kraft des Gegners wirkt und meine also substraktiv beeinflußt. Außerdem bringe nach vorne Lehnen den Hals und den Kopf näher an Gegners Kopf und Elbogen. Lehne ich mich also vor, dann mache ich den Gegner stärker - natürlich gibt es aber Stücke, wo man sich vorlehnen muß, z.B. dämonische/schräge Stellung, bei der Nackenzugbefreiung. Sich auf den Gegner zu lehnen ist natürlich auch möglich, aber noch ungünstiger, denn wenn dieser seinen Widerstand entfernt (Kong) falle ich nach vorne.

Das Thema der doppelten Gesichtsverteilung - wenn beide Beine mehr als ihr jeweiliges Eigengewicht tragen, dann ist ein Schritt mit den Beinen erst möglich, wenn eines der Beine wieder voll mit dem Gewicht des Rumpfes/Arme/Kopfes belastet wird. So gehen Menschen, und so rennen sie auch. Besondern wichtig ist das Trennen des Gewichtes (in den Beinen) gegen Tritte des Gegners in kurzer Entfernung.

Die ständige Deckung des eigenen Halses (Hals und Augen sind oben nunmal die Primärziele) kann durch einen Deckungsarm, durch eine Flankenstellung und durch ständige Destabilisierung (Entwurzeln) des Gegners gewährleistet werden.

Ich finde (wie schon getippt), daß Ihr euch überhaupt viel zu wenig mit dem Körper/Schwerpunkt bewegt, das ist die größte Kraftquelle, die wir als Menschen zur Verfügung haben. Deswegen zieht Ihr meiner Meinung auch nicht, bevor ist schubst/stoßt. Freiheitsgrade der Hüfte werden in der Literatur zum Thema Taijiquan ja reichlich beschrieben. Spiralkräfte der Hüfte sind es erst, die Schläge/ Schieber mit ausreichend Energie versorgen.

Zwiebel - die Erforschung der Inhalt der Formen des Taijiquan beginnt erst gerade. Die "GM"'s, von denen man etwas hört oder sieht haben sich damit gar nicht erst beschäftigt.

Fechtergruß

rudongshe
20-07-2013, 18:58
Nein, wenn dem so wäre, würde man in der Form ständig den Fehler der Doppelten Gewichtung machen.

Im Snakestyle stehst Du immer voll und leer 100 zu 0, hast sozusagen drei Gliedmaßen frei.

70 zu 30 ist die Verteilung der Körpermasse über der Zentrallinie.

Ich habe es vorher auch anders gelernt und kann nur sagen die Mechanik des Körpers ist eine andere.

Doppelgewichtig in diesem Sinn bin ich nur während der Phase des Schritts.

Ziel ist das schnellstmögliche rooting auf dem neuen Bein, rooting von Jin.

Der snakestyle ist aber auf Beweglicheit ausgelegt und nutzt das Stehenkönnen nur als Funktion für Kraft, nicht zum Zweck unverrückbar zu sein.

GilesTCC
21-07-2013, 21:29
Im Snakestyle stehst Du immer voll und leer 100 zu 0, hast sozusagen drei Gliedmaßen frei.

70 zu 30 ist die Verteilung der Körpermasse über der Zentrallinie.

Ich habe es vorher auch anders gelernt und kann nur sagen die Mechanik des Körpers ist eine andere.

Doppelgewichtig in diesem Sinn bin ich nur während der Phase des Schritts.

Ziel ist das schnellstmögliche rooting auf dem neuen Bein, rooting von Jin.

Der snakestyle ist aber auf Beweglicheit ausgelegt und nutzt das Stehenkönnen nur als Funktion für Kraft, nicht zum Zweck unverrückbar zu sein.

So wie beschrieben zu trainieren ist eine sinnvolle Methode. (Übrigens trainiere ich auch Sachen, wo man nur oder meistens auf einem Bein ist, das ist aber nicht in diesem Video zu sehen). Zugleich heisst es nicht automatisch, dass wenn man tendenziell anders trainiert, Form läuft usw., man rütscht deswegen in die Doppelgewichtung. Wie oft im Forum gesagt im Laufe der Jahren, es ist die innere körperliche Organisation, die ausschlaggebend ist.

Mir gefällt das Bild von der 'altmodischen' Waage mit zwei Schalen. Ist die Fixierschraube festgedreht und man druckt auf eine der Schalen, wird die ganze Waage umkippen (Doppelgewichtung). Ist die Fixierschraube gelöst, dann gibt die eine Seite der Waage gemäß dem Druck nach und die Waage selbst bleibt stehen (nicht doppelgewichtet). Dabei ist es unerheblich, ob die Waage am Anfang 50/50 steht oder irgendwie anders.

Sonst wäre das Stehen in Zhan Zhuang eine Übung, die die doppelte Gewichtung (automatisch) fördert.

Ups, wird das hier der x'te Thread zum Thema DG...? :o
.

Richard22
22-07-2013, 13:43
Die Stehende Säule ist 100% doppelte Gewichtsverteilung, weil ja eben keine Bewegung das Ziel der Übung ist.

Die Formen beginnen immer mit doppelter Gewichtsverteilung und enden auch damit - die alten Formen enden mit der Gesicht zur Gegenrichtig (zu der Richtung, in der sie begannen).

Fechtergruß

GilesTCC
22-07-2013, 13:58
Da gibt es zum Teil unterschiedliche Auffassungen der Übung. Man kann es so sehen, dass - ich beziehe mich auf mein Sinnbild in #25 - die eventuelle doppelte Gewichtung in der Übung davon abhängt, ob man im Körper und im Geist die "Fixierschraube" festgedreht hat oder nicht. Bewegung bleibt dann immanent, auch wenn sie sich nicht gerade manifestiert.

Das sind sowieso nur Ansichten und Möglichkeiten. Ich finde es momentan interessanter, verschiedene Perspektiven zu hören und mitzunehmen als zu sagen, es muss so oder so sein. :)

Richard22
22-07-2013, 14:26
Siehe es einfach so: Stehende Säule kommt aus dem Schamanismus und hat andere Ziele als Stücke aus der KK.

Schamanismus und KK können sich aber durchaus an ähnlichen Konzepten orientieren.

Einigen wir uns darauf: In der stehnden Säule bin in nicht im Gefecht und muß mich also noch nicht an einen Partner/Gegner anpassen - ergo gilt hier eine andere Denke.

Übe ich mit dem Partner/Gegner, dann arbeite ich eigentlich daran, ein Gefecht (oder Teile davon) nachzustellen. Im Gefecht wird der Partner/Gegner danach streben mich mit allen seinen Mittel möglichst schnell als Gefahr zu beseitigen.

Fechtergruß

rudongshe
23-07-2013, 14:44
So wie beschrieben zu trainieren ist eine sinnvolle Methode

... Dabei ist es unerheblich, ob die Waage am Anfang 50/50 steht oder irgendwie anders.

Sonst wäre das Stehen in Zhan Zhuang eine Übung, die die doppelte Gewichtung (automatisch) fördert.

Ups, wird das hier der x'te Thread zum Thema DG...? :o


Hallo Giles,

ich weiß das es da schon etliche Streitdebatten im Forum gab ...

Die Formen sind Übungsmethoden um bestimmte Qualitäten zu forcieren.

Die Idee der 100/0-Mechanik ist in meinen Augen, aus einer beweglichen Situation heraus mit drei Gliedmaßen zu "wurschteln" (blocken, ableiten, Ansetzen) um dann aus dieser Position heraus bei guter Gelegenheit Ganzkörperkraft loszulassen.

Man steht auch ordentlich und kann Einschläge gut abfedern und ableiten, aber im Rahmen der Beweglichkeit! will sagen als 70/30 Panzer steht man stabiler.

Ich denke dann immer "Die Kraft wurzelt in den Füßen" (nicht "Ich wurzele...")

Aber! Bis zu einem gewissen Trainingsstand tun sich die Stile sowieso nichts gegenseitig, da hat jeder "recht"

Grße

Ronny Wolf
23-07-2013, 15:01
Die Frage war nicht, ob eine Gewichtsverteilung 50:50 gut oder schlecht ist, sondern ob mit "Doppelter Gewichtung" die Verteilung des Gewichts auf beide Beine gemeint ist.
Doppelte Gewichtung hat etwas mit Yin und Yang zu tun, denn diese müssen sich im Körper abwechseln. Vorkommen von Yang-Yang und Yin-Yin sind doppelte Gewichtung, denn hier ist keine Wandlung möglich(siehe Taiji-Symbol). Ich glaube ich brauche jetzt nicht weiter ausführen, wie komplex das Thema Doppelte Gewichtung ist, wenn es z.B. Techniken gibt, bei denen beide Hände Yang sind. Viel Spass beim Austüfteln.

rudongshe
23-07-2013, 19:09
Die Frage war nicht, ob eine Gewichtsverteilung 50:50 gut oder schlecht ist, sondern ob mit "Doppelter Gewichtung" die Verteilung des Gewichts auf beide Beine gemeint ist.


Hallo,

ich halte mich da an den alten Yang, aus dem Clan kommt mein Stil.

Ich denke es gibt viele Umsetzungen dieses Prinzips.

Yang betont es in seinen 10 Prinzipien, aber er sagt nicht das es die einzige Umsetzung ist (was ich auch nicht glaube).

Verbunden mit dem Schwerpunkt "100/0 oder 3/1-Anwendung" aber schon eine Stilwichtige.

Grüße

Richard22
25-07-2013, 14:17
Ronny hat das auf den Punkt gebracht.

Genau dies zeigt das Video - steht man wie dort gestanden wird, dann kann man sich nicht zeitnah bewegen.

Lehnt man sich dann auch noch vor - dann ist das Gefecht gelaufen.

Nur darum geht es. Das hat ganz simple Regel der KK zum Inhalt - nicht verkopfte Theorien.

Fechtergruß