Vollständige Version anzeigen : Statische Übungen im Fechten?
Jadetiger
09-07-2013, 13:50
Hi Leute,
ich trainiere Innere-Kampfkunst-bedingt Zhang Zhuan (Stehen wie eine Säule). Im I Liq Chuan nutzen wir das, um Stellungen zu verinnerlichen, nicht benötigte Muskeln zu entspannen und Bewegungsabläufe so weit zu verkleinern, dass sie von außen nicht mehr sichtbar sind.
Nun schreibt F. A. W. L. Roux 1849 in "Die Kreussler'sche Stossfechtschule", §8:
Alle Gelenke [...] müssen sozusagen spielen, ohne dass jedoch davon Etwas sichtbar seyn darf. [...] Ich will nur darauf aufmerksam gemacht haben, dass man jederzeit zum schnellen Ausfall sich bereit halten möge, was denn doch nicht gut angeht, wenn die Muskeln und Gelenke stets gespannt gehalten werden, wodurch auch der Blutumlauf gehemmt wird.
Das hört sich für mich sehr stark nach dem Grundprinzip des Zhang Zhuan an.
Da ich zusätzlich mit dem Gedeckten Hiebfechten nach A. Fehn einen Säbelstil mit physisch sehr anspruchsvollen Haltungen trainiere, kam mir der Gedanke, diese statisch zu halten, und dadurch zu lernen, wo ich Verspannungen aufbaue, die nicht nötig sind.
Kennt ihr eine solche Trainigsmethode (statisches Halten einer Stellung) aus dem Fechten?
Was haltet ihr von dem Ansatz?
Fechtergruß,
Jadetiger
Hi,
hm.....kenne nur mein Sportfechten und meine KK....aber ich persönlich kann mir gerade schwer vorstellen, Bewegungsdynamiken entspannter zu erlernen, in dem ich einzelne Posen davon "übe".
Wäre es nicht sinnvoller, das wie beim Tai Chi zu machen und zu erlernen, die gesamte Bewegung langsam unter Berücksichtigung einer gewissen Struktur zu erlernen? Dann wären Deine Positionen höchstens ne Vorstufe davon...
Aber vielleicht verstehe ich das auch gerade falsch
Grüße
Versteh ich nicht. Mögliche An- und Verspannungen sind doch bei einer maximal beschleunigten Bewegung andere als bei einer langsamen, und die wiederum andere als bei einer statischen Haltung?
Mag ja sein, dass es hilft. Mir erscheint es als Umweg. Warum nicht gleich die Bewegungen flott bis schnell üben und dabei auf Verspannungen achten?
Versteh ich nicht. Mögliche An- und Verspannungen sind doch bei einer maximal beschleunigten Bewegung andere als bei einer langsamen, und die wiederum andere als bei einer statischen Haltung?
Hi,
ich habe zumindest die Erfahrung gemacht, wenn ich mal Anfange, Bewegungen "auseinander zu nehmen" mir oft auffällt, dass ich Fehler kompensire. Meistens durch Kraft. Bewegungsökonomisch also suboptimal sozusagen. Dass wird einem beim langsameren eher klar, da man teilweise sehr viel mehr Kraft aufwendet und einfach vergleichen kann, wie es besser geht. Oder man kommt an eine gewisse "Hürde" die man mit Kraft überweinden muss und stellt fest, dass diese bei einem besseren Bewegungsablauf gar nicht vorhanden ist.
Beim schnellen Ausführen merke ich persönlich so was nicht so gut, es ist halt einfach nur "anstrengender"
Auch kann man sich ja falsches, schon eingeschliffenes nicht mal eben so abgewöhnen. Ich zumindest nicht, ich muss mir das dann selber anscheuen, was ich da für einen Mist mache und das geht langsamer halt besser.
Grüße
Jadetiger
09-07-2013, 16:28
@Papatom
Nein, du verstehst nichts falsch.
Meine Erfahrungen bezüglich dem langsamen und schnellen Ausführen von Bewegungen sind bisher gemischt. Es stimmt, dass die Analyse, welche Muskeln arbeiten, bei langsamen Bewegungen leichter fällt. Es gibt aber auch Bewegungen, die erst flüssig und verständlich sind, wenn man den Säbel "laufen lässt". Meine Devise daher: Immer schnell und langsam ausprobieren :)
@all
Danke für die produktiven Kommentare bisher!
Noch eine ergänzende Erläuterung zum Gedeckten Hiebfechten:
Es handelt sich dabei um einen Stil für den Haurappier, militärischen Säbel und Pallasch (alle deutlich schwerer als der heutige Sportsäbel), der mit einer relativ passiven und abwartenden (-> gedeckten) Stellung arbeitet, in der der Korb verhältnismäßig hoch gehalten wird, und zwar fast schulterhoch trotz steiler Auslage (Klinge über Korb). Zudem werden fast alle Aktionen bei gestrecktem Arm nur mit dem Handgelenk ausgeführt.
Der Gegner kann also in meinem momentanen Fitnesszustand theoretisch einfach passiv abwarten, bis mir der Arm abfällt :D
Dass man Attacken und Paraden dynamisch üben sollte, klingt logisch, aber ich möchte eben auch zusätzlich diese gedeckte "Lauerstellung" üben.
T. Stoeppler
09-07-2013, 18:34
@Jadetiger
In der Form selbst weniger, allerdings gibt es die Übungen aus der Destreza, wo der Waffenarm bei nahezu allen Beinarbeitsübungen auf Schulterhöhe gegen den Gegner gerichtet bleibt.
Was das reine statische hohe Halten der Waffe betrifft, das sehe ich insofern als wenig zielführend an, da der Körper dann unweigerlich eine Haltearbeit verrichtet, die überhaupt nicht in die Richtung der Waffe selbst geht.
Das, was der Körper dann lernt, ist sich so zu organisieren, dass dem Drehmoment der Waffe permanent nach oben Widerstand geboten wird.
Das ist extrem ungünstig, was spontane Beweglichkeit betrifft.
Anders sieht es aus, wenn man die reine Haltung ganz ohne Waffe übt, und nur mit Waffe für kurz, bei gut eingerichteter Körperspannung. Wenn man beim Halten der Waffe den Groundpath (hinterer Fuss -> Schwerpunkt der Waffe) verliert, schadet man seiner eigenen Beweglichkeit. Also darauf muss man wirklich achten, sonst hat man garnichts von der Übung.
Bei tiefen Waffenpositionen wiederum kann man die Waffe näher am eigenen Körperschwerpunkt positionieren, da kann man wirklich am Stand selbst solange feilen, bis man seine Waffe möglichst effektiv und ohne Verzögerung starten kann.
Gruss, Thomas
defensiv
09-07-2013, 21:52
Ich hab mal ein paar Semester akademisches Schlägerfechten betrieben und war auch Fechtwart. :D
Moin,
dann würde mich mal interessieren, wofür der Stil gedacht war, bzw. was die Vorteile sein sollen, denn das wäre ja sowohl für Gefechte als auch für Duelle ungeeignet? Was ist die Idee dahiner, einen so Energieraubenden Stil zu beherrschen?
Danke...
Gruß
Der Fitnesszustand wird doch auch (bzw. gerade) bei dynamischem Training mit der Zeit kommen.
Und, ehrlich gesagt, ich weiß ja nicht, mit was für Knüppeln Ihr da arbeitet, oder wie lange Ihr "abzuwarten" gedenkt. Aber wenn man mal ne Weile dabei ist (d.h. dass man mindestens 2-3mal die Woche für jeweils anderthalb Stunden mit dem Ding hantiert), sollte es eigentlich doch kein allzugroßes Problem mehr sein, es mal ein paar Minuten am gestreckten Arm zu halten. Die Fechter von damals waren halt auch keine Spargel.
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