Vollständige Version anzeigen : Was ist ein "komplettes System"?
derKünstler
22-07-2013, 13:39
Angeregt durch Beobachtungen aktueller Großmeister im VT und WT, die deutliche strukturelle Auffälligkeiten zeigen (insbesondere Rundrücken) stellt sich die Frage:
Was ist ein komplettes System?
Faktisch sieht es so aus, dass einige von uns regelmäßig "ausgleichende Übungen" machen, um die durchaus einseitige Belastung und Beweglichkeit gerade im ing un zu kompensieren. Das ist absolut sinnvoll und zeugt von einer guten Einstellung zum eigenen Körper.
Andererseits brüsten sich ausgerechnet die ing un - Stile damit, ein "komplettes System" zu unterrichten, was immer das bedeuten mag.
Wie kann etwas komplett sein, wenn ich meinen Körper nur durch Dinge dauerhaft funktionell/fit/gesund erhalten kann, die außerhalb des Systems liegen?
Und weiter, historisch gesehen: Wie kann etwas komplett sein, was ja ausdrücklich betont, sich aus ganzheitlichen Systemen nur ein paar subjektiv relevante "Rosinen" herausgepickt zu haben und damit ein einst sehr umfassendes System der Persönlichkeitsentwicklung auf reine "Kampfaspekte" komprimiert zuu haben?
Ich sehe das genau so: In den zumindest geläufigen ing un - Stilen wird das körperliche Bewegungsspektrum aus praktikablen Gründen auf ein Minimum reduziert und in überhaupt keiner Weise auf eine ganzheitliche "Menschenbildung" Wert gelegt. Weder körperlich und schon gar nicht geistig/mental - Ausnahme wäre der sogenannte "Kampfgeist" - auch total einseitig!
Was andererseits bedeutet, dass man ing un gar nicht auschließlich trainieren sollte. Denn es ist per se inkomplett.
Wie wird das von der Forengemeinschaft gesehen?
Viele Grüße, dK
Schellenbaum
22-07-2013, 15:35
Die Frage ist eher, was du unter einem kompletten System in der Kampfkunst verstehst. Ein körperlich fit, gesund und kampfstark machendes, die Persönlichkeit entwickelndes, Seelenheil bringendes Gesamtpaket? Für mich ist ein System komplett, wenn es alle Kampfdistanzen gleichermaßen gut abdeckt. So verwenden wir diesen Ausdruck zumindest im Avci WT (auch wenn ich anderer Meinung darüber bin, was WT hier imstande ist zu leisten).
Dass man sich im Dingsbumms aus ganzheitlichen Systemen die "Rosinen" rausgepickt hat, ist mir übrigens neu. Woher soll die Nonne denn auch ... äh lassen wir das. :p
Klingt oberflächlich betrachtet eher nach JKD, MMA & Co.
Was andererseits bedeutet, dass man ing un gar nicht auschließlich trainieren sollte. Denn es ist per se inkomplett.
Wo die Liebe halt hinfällt. :D
Wer und was ist schon wirklich komplett?
venom1984
22-07-2013, 16:51
Ein komplettes System gibt es eigentlich nicht, denn abgesehen von allen Distanzen müsste man dann auch noch alles mit und ohne Waffen trainieren und wenn mit Waffen dann mit allen möglichen und nicht nur den üblichen Verdächtigen. Und wenn man es ganz genau nimmt, dann alles noch einmal sportlich und einmal SV bezogen.
Also ich wüsste da jetzt auf anhieb nichts. Vielleich irgend ein Kung Fu Stil? Aber da hab ich kein Plan.
Was ist ein komplettes System?
Ein System bezeichnet allgemein eine Gesamtheit von Elementen, die so aufeinander bezogen bzw. miteinander verbunden sind und in einer Weise interagieren, dass sie als eine aufgaben-, sinn- oder zweckgebundene Einheit angesehen werden können.
Das habe ich mir natürlich nicht selbst einfallen lassen, sondern aus Wikipedia zitiert.
Die "Elemente", die oben erwähnt werden, sind in meinen Augen *ing *un-typische Bewegungen, Abläufe, Drills, Formen, etc. die eben - korrekt angewendet, den Prinzipien folgend - das ausmachen, was man *ing *un nennt.
Schaut man *ing *un an, gibt es dort gewisse Elemente, die viele (allerdings nicht alle) üben/trainieren. Da wären die Formen (Siu Nim Tao, Cham Kiu, Biu Tze, Holzpuppe, Langstock, Doppelmesser), weiterhin Chi Sao, Lat Sao, Sparring, Schrittarbeit, Schlagkrafttraining, etc. .... das ganze variiert total nach Stil, Lehrer, Überzeugung, usw.
Manche Leute bezeichnen das Gesamtpaket aus Techniken, Formen, Chi Sao, Anwendungen, etc. als "SYSTEM" und meinen mit "komplettes System lernen", dass man alles davon vermittelt bekommen kann.
Kennen manche Lehrer nur die Siu Nim Tao, die Cham Kiu und die Biu Tze - fehlt ihnen aber noch die Holzpuppe, der Langstock, die Doppelmesser, Chi Sao Inhalte, etc. hört man häufig Aussagen wie: "dieser Lehrer kann nicht das komplette System vermitteln" bzw. "ihm fehlt das Gesamtbild des Systems" ...
Es gibt sicherlich auch andere Interpretationen von dem Begriff "komplettes System". Für manche Leute beinhaltet das einen ganzheitlichen physischen und psychischen Ansatz ...
Wie auch immer - eigentlich ist der Begriff "unscharf". Ich verwende ihn jedenfalls für alles, was ich vermitteln kann. Also Chi Sao Sektionen, Anwendungen, alle Formen und und und .... das nenne ich dann bei mir: das komplette System. Genau so gut könnte ich sagen: das "komplette Elsner System"
Was anderes ist es nämlich nicht - es ist immer die Interpretation einer einzelnen Lehrer-Gurke in ihrem ganz persönlichen Gurken-*ing *un-Stil, was nun komplett ist und was nicht. Und ganz ehrlich: meistens wissen die Leute, die von komplettem System faseln selbst nicht so genau, was sie da faseln. Hauptsache es klingt gut ...
So ist das übrigens häufig im *ing *un :D
VlesSchaf
22-07-2013, 20:47
Andererseits brüsten sich ausgerechnet die ing un - Stile damit, ein "komplettes System" zu unterrichten, was immer das bedeuten mag.
das kenne ich so nicht. Aber ich kenne auch noch lange nicht alles.
Wie kann etwas komplett sein, wenn ich meinen Körper nur durch Dinge dauerhaft funktionell/fit/gesund erhalten kann, die außerhalb des Systems liegen?
Wing Chun in alles Schreibweisen ist besser als sein Ruf. Man kann es gesund lernen.
...und damit ein einst sehr umfassendes System der Persönlichkeitsentwicklung auf reine "Kampfaspekte" komprimiert zuu haben?
...
und in überhaupt keiner Weise auf eine ganzheitliche "Menschenbildung" Wert gelegt.
Ich persönlich bin schon ein fertiger Mensch und ich bin gut so wie ich bin. Wenn ich zum Wing Chun gehe, dann lerne ich, wie ich anderen auf die Fresse haue. Denn genau das ist etwas, was mir in meinem Leben fehlt.
Mit religiösen Aspekten und anderen Dingen, die mich in meiner Persönlichkeit formen sollen will ich beim Training nichts zu tun haben.
ironpalm
22-07-2013, 21:01
Ein komplettes System ist für mich eine KK die alle 5 Kampfdistanzen abdeckt.
Randbemerkung vorab: Oft ist mit dem "kompletten System" ja auch nur der Lehrplan gemeint; also das, was irgendwer als dem System zugehörig definiert. Dagegen ist dann wenig einzuwenden, außer dass es Menschen ein Gefühl von Unvollständigkeit gibt, wenn sie eben noch nicht "alles" kennen.
Was ist ein komplettes System?
Das kann wohl (wenn so etwas Absolutes überhaupt denkbar ist) nur ein System sein, das über sich hinaus weist. Denn solange ich mich auf die Muster einer Sprachgemeinschaft beziehe, bin ich weit entfernt von der lebendigen Wirklichkeit. Daher teile ich auch vollkommen, was du hier schreibst...
Und weiter, historisch gesehen: Wie kann etwas komplett sein, was ja ausdrücklich betont, sich aus ganzheitlichen Systemen nur ein paar subjektiv relevante "Rosinen" herausgepickt zu haben und damit ein einst sehr umfassendes System der Persönlichkeitsentwicklung auf reine "Kampfaspekte" komprimiert zuu haben?
Ich sehe das genau so: In den zumindest geläufigen ing un - Stilen wird das körperliche Bewegungsspektrum aus praktikablen Gründen auf ein Minimum reduziert und in überhaupt keiner Weise auf eine ganzheitliche "Menschenbildung" Wert gelegt. Weder körperlich und schon gar nicht geistig/mental - Ausnahme wäre der sogenannte "Kampfgeist" - auch total einseitig!
...auch wenn das zumindest in diesem Forum zwangsläufig eine Außenseiter-Position sein muss.
derKünstler
23-07-2013, 17:41
das kenne ich so nicht. Aber ich kenne auch noch lange nicht alles.
Ich persönlich bin schon ein fertiger Mensch und ich bin gut so wie ich bin. Wenn ich zum Wing Chun gehe, dann lerne ich, wie ich anderen auf die Fresse haue. Denn genau das ist etwas, was mir in meinem Leben fehlt.
Mit religiösen Aspekten und anderen Dingen, die mich in meiner Persönlichkeit formen sollen will ich beim Training nichts zu tun haben.
Ok, warum dann Wing Chun? Warum all die tausende Stunden Formen, ChiSao? Auf die Fresse hauen ist eine Qualität, die weit weniger quantitaver Übungen bedarf ;) Was ist, wenn man nach einem Jahr, den "Fressschlag" souverän beherrscht, was gibt es dann im Sinne des Kämpfens zu "komplettieren" ... ?
Wir brauchen gar nicht mal ins Religiöse zu gehen. Ich schrieb davon, wie EINSIEITIG sich alleine der KÖRPER durch Inkomplettheit der Übungen eines Systems entwickelt. Es sei denn, man findet Wege, dies mittels systemfremder Maßnahmen auszugleichen.
Die "Elemente", die oben erwähnt werden, sind in meinen Augen *ing *un-typische Bewegungen, Abläufe, Drills, Formen, etc. die eben - korrekt angewendet, den Prinzipien folgend - das ausmachen, was man *ing *un nennt.
....
Manche Leute bezeichnen das Gesamtpaket aus Techniken, Formen, Chi Sao, Anwendungen, etc. als "SYSTEM" und meinen mit "komplettes System lernen", dass man alles davon vermittelt bekommen kann.
Genau, Cord, und das ist letzten Endes eine willkürliche Zusammenstellung eines Konstruktes, dem man dann einen Namen gibt. Und es als komplett bezeichnet.
Komplett bedeutet ja
1. Wenn ich etwas wegnehme, fehlt etwas am System
2. Wenn ich etwas hinzufüge, ist es nicht mehr das eigentliche System
Das bedeutet, dass ein "komplettes System" immer für sich selbst steht und außer Acht lässt, was eigentlich lebendig ist.
Wäre die Physik vor 300 Jahren als "komplettes System" versiegelt worden, was ist dann ein Automobil, ein Kraftwerk? (etc)
Meine Grundfrage zielt darauf ab, welchen Wert ein "komplettes System" - hier wing chun - als solches überhaupt hat, wenn man ohnehin noch weitere Elemente benötigt, um sich bei alledem auch langfristig gut zu fühlen und wenn man sich nicht einem System unterwerfen möchte, bloß um sagen zu können, man habe irgendein ausgedachtes Konstrukt von jemandem kopiert, sondern wenn man einzi und alleine SICH SELBST weiterentwickeln will (sei es zum kämpfen oder generell)
@wfn
Natürlich Außenseiter. Ich habe früher (12 Jahre+ her) aber genau so gedacht wie ein mustergültiger WT'ler und versuche nachzuvollziehen ;)
@derKünstler - sehr schöne Eingangswortmeldung. Sehe ich genauso und musste mich deshalb vom (mittlerweile komplett gelernten) Wing Tsun System als ganzheitliche Kampfkunst verabschieden.
An sich ist komplett schon sehr unwahrscheinlich, ganzheitlich eher möglich. Komplett würde heißen, 100%iger Erfüllungsgrad der Anforderungen.
Wir im ARTMA versuchen zumindest ganzheitlich zu sein - und ja, das schließt neben dem Waffenlosen (einschließlich Elemente aus dem Boxen, Judo usw.) auch Waffen (neben Langstock & Doppelmesser mittelalterliches Schwert, Chen Speer, Dao & Jian, Wurfmesser & Äxte, Schild & Waffe usw.) mit ein. Daneben körperliche Aspekte wie Prasara Flows und eben auch geistige wie Meditation.
Komplett sind wir trotzdem nicht - keiner von uns trainiert "für den Ring", wenige Fortgeschrittene "für die Straße", sondern geht es uns vielmehr darum, in vielen Bereichen weit über die Grenzen von "Normalanwendern" hinaus eine solide Basis zu haben und uns eben nicht nur einseitig zu entwickeln.
Gegen einen mittelatlerlichen Schwertprofi stinken wir genauso ab wie gegen einen sehr guten Ringer oder anderen hochentwickelten Spezialisten, welche 100% ihrer Trainingszeit darauf verwenden - mit der "breiten Masse" in diesen Dispziplinen schaut´s aber nicht schlecht aus.
Komplett ist also meiner Meinung nach gar nichts, ganzheitlich ein schöner Ansatz. Trotzdem ist es natürlich (gerade in der heutigen Zeit der "schnellen Erfolge") verständlich, sich damit zu begnügen einen Stil vollständig (lt. Stil eben) zu erlernen.
Warum Wing Chun - weil es eben oft angeboten wird ;-)
Gewisse Organisationen machen eine sehr "Mainstream"-Werbung dafür - auch das bringt Verbreitung.
Golf war früher ein "Sport" für die reiche Elite, seit es viele Golfplätze gibt, ist es massentauglich.
Gruß
Günther
derKünstler
24-07-2013, 21:26
Hallo Günther, habe mir Artma gerade angesehen und festgestellt, dass ihr genau in diese Richtung geht, die ich angesprochen habe.
Leider fehlt vielen Stilisten die Offenheit, sich den Dingen völlig unabhängig von ihren mühsam erlernten Systemen zu sehen.
Eine Frage noch zu Artma, gerne hier öffentlich:
Auf den ersten Blick schaut es nach einer Mischung aus verschiedenen östlichen Kampfkünsten aus, die durch westliche Körperübungen ergänzt werden.
Also ein Versuch durch mehr Quantität sich an die "Komplettheit" anzunähern.
(mehr Bewegungen, mehr Lehren, mehr "Stoff" für die Schüler)
Ist dem so?
Viele Grüße, dK
Komplett bedeutet ja
1. Wenn ich etwas wegnehme, fehlt etwas am System
2. Wenn ich etwas hinzufüge, ist es nicht mehr das eigentliche System
Kann man zu einem kompletten System etwas hinzufügen? :ups:
Glaube, das heißt dann in kompletten Systemen "Wiederentdecken".
derKünstler
24-07-2013, 21:49
Kann man zu einem kompletten System etwas hinzufügen? :ups:
Glaube, das heißt dann in kompletten Systemen "Wiederentdecken".
Nö Terao, das heißt dann, wie man wunderbar in der EWTO sieht: ReakTsun, Glibschen, ManipulaTsun, Antibodenkampf, WT- ChiKung, Gesundheits-SiuNimTao, Blitzdefence, ................
Selbstverständlich kann man mit Leichtigkeit in einem "kompletten System" beliebig etwas hinzufügen :)
Was denkst du denn, weshalb ich das ganze Gefasel hierüber so in Frage stelle?
;)
Du hast es halt nicht verstanden. Das Neue ist bloß das immer besser verstandene Alte. Am Kern, den genialen, allgültigen Prinzipien, ändert sich gar nichts. Sie werden bloß immer verständlicher vermittelt. :D
Das ist eben die Dialektik des WT. Es verbessert sich fortwaehrend, bleibt aber ewig gleich. Und je mehr es sich fortentwickelt, desto naeher kommt es seinem eigenen Ursprung.
Das ist eben die Dialektik des WT. Es verbessert sich fortwaehrend, bleibt aber ewig gleich. Und je mehr es sich fortentwickelt, desto naeher kommt es seinem eigenen Ursprung.Naja, eigentlich ist das doch ein Muster, das man in allen "kompletten Systemen" findet. Man ist der Überzeugung, die seien schon immer komplett gewesen. Stolpert man dann immer wieder über Sachen, die da einfach nicht drin sind, wird aber nicht diese Überzeugung aufgegeben. Nein, da muss entweder was "verlorengegangen sein", oder es steckt in Wirklichkeit immer noch drin, muss aber erst "verstanden werden".
(Einzel-)Formen sowie "Prinzipien" eignen sich für diesen "Wiederentdeckungsprozess" aufgrund ihrer Deutungsoffenheit am besten.
Und was wird da nicht alles drin entdeckt. :cool:
Ich muss da immer an diese Leute denken, die mittels raffinierter Algorithmen Prophezeiungen aus der Bibel herauslesen, die sich erfüllt haben. Große Begeisterung, bis jemand mit Anwendung derselben Algorithmen ebenso gute erfüllte Prophezeiungen aus Melvilles "Moby Dick" herauslas...
Naja, ist halt mehr ein Marketing-Spagat finde ich. Auf der einen Seite muss man die Tradition betonen, damit die Freunde "uralter asiatischer Weisheit" etwas finden. Auf der anderen Seite muss man die staendigen Veraenderungen verkaufen koennen. Da kommen dann die "neusten wissenschaftlichen Erkenntnisse" rein :D.
Eine Frage noch zu Artma, gerne hier öffentlich:
Auf den ersten Blick schaut es nach einer Mischung aus verschiedenen östlichen Kampfkünsten aus, die durch westliche Körperübungen ergänzt werden.
Also ein Versuch durch mehr Quantität sich an die "Komplettheit" anzunähern.
(mehr Bewegungen, mehr Lehren, mehr "Stoff" für die Schüler)
Ist dem so?
Viele Grüße, dK
Hi Künstler,
auch wenn dem so scheinen könnte, ist es nicht so. Wir bedienen uns zwar verschiedener Ideen der einzelnen Stile, nicht aber der Stile selbst - mischen uns also keinen "neuen Stil" zusammen, sondern versuchen die Matrix dahinter zu erarbeiten. Artma ist ein ganzheitliches Lehr- und Unterrichtskonzept, kein Stil. Wir bauen also auf Ideen und teilweise auch Übungen unterschiedlicher Stile auf, nehmen was uns nützt (zBsp. mal mit Judo Gi trainieren, um festzustellen, wie sich das auf gewisse Trainingsinhalte auswirkt). Oder wie es im Film the Grandmaster so schön forumuliert wird - wir versuchen die Flamme weiterzutragen, und nicht die Asche.
Östlich/Westlich? - beides; viele Waffengattungen (Schwert, Degen, Rapier, Schild & Schwert) haben ihre Schwerpunkte "westlich", das ist jedoch nicht so wichtig für uns. Ob ich zBsp. Elemente aus dem Ringen nehme oder die Ursprünge davon im ChinNa finden will - die Ideen dahinter sind die gleichen, also warum unterscheiden....
Mehr Quantität ist es auf alle Fälle, sonst könnte es ja nicht Richtung Ganzheitlichkeit gehen. Wir haben also quasi viele "Spielwiesen", auf denen wir uns austoben (eine davon ist definitiv WingTsun - da kommen wir eben auch her).
Dass das natürlich mehr Zeit und Arbeit in Anspruch nimmt, als nur auf einer Wiese zu spielen versteht sich von selbst - aber wir haben ja auch ein Leben lang Zeit. Es geht darum Fähigkeiten zu erwerben und Erfahrungen zu machen, nicht irgendwelche Graduierungen zu erreichen oder sich zu vergleichen. Und wenn ausgewogenes Training dazu führt, dass ich mich mit 60 immer noch gut bewegen kann, hindert mich auch nichts daran, in hohem Alter noch Spaß daran zu haben "zu spielen".
Gruß
Günther
VlesSchaf
25-07-2013, 23:44
Oder wie es im Film the Grandmaster so schön forumuliert wird - wir versuchen die Flamme weiterzutragen, und nicht die Asche.
...
Und wenn ausgewogenes Training dazu führt, dass ich mich mit 60 immer noch gut bewegen kann, hindert mich auch nichts daran, in hohem Alter noch Spaß daran zu haben "zu spielen".
Sehr schönes Posting. Vielen Dank. :yeaha:
WT-Sympathisant
12-08-2013, 17:41
Möglicherweise ist mit "komplett" wohl "in sich geschlossen" gemeint.
Also ein System, welches strukturell auf Bewegungs- und/oder Kampfprinzipien aufbaut, die über einzelne Schüler-, Techniker- und Meistergrade vermittelt werden und einen "Kreis des Lernens" bilden, der letztlich auf der höchsten Entwicklungsstufe geschlossen wird und man so wieder am Anfang angelangt. Danach geht es nur noch um die absolute Perfektionierung jeder Bewegung, jeder Technik bzw. das System zu seiner zweiten Natur zu machen. Kämpfen ohne zu denken, weil alles in Körper und Geist über Jahre hinweg abgespeichert wurde, um den Zeitverlust zwischen Denken und Handeln fast zu beseitigen.
Im Gegensatz zu Systemen, die auf willkürlichen Techniksammlungen beruhen, die sich zwar in der Fülle ergänzen aber auch inhaltlich widersprechen.
Evtl. ist mit "komplett" aber auch die Abhandlung aller 5 Kampfdistanzen bezeichnet, also Fuß-, Hand-, Trapping-, Grappling- und Bodendistanz.
Shixiong
20-08-2013, 01:33
Wenn man die Prinzipien anwendet bekommt man ein System.
Ein System, das es bereits gibt, enthaelt auch Anwendungen von Waffen, daher kennen die meisten nicht die Anwendung der Prinzipien auf Waffen, als System, sondern nur Sub-Systeme ohne Waffen, wenn auch sie die Prinzipien kennen.
Im Prinzip sind die Prinzipien wichtiger als ein System, brauchen aber das System um vermittelt und angewandt zu werden. Eine Symbiose.
Wer will, kann sich entsprechend seines Verstaendnisses der Anwendung der Prinzipien, dadurch sein eigenes System erschaffen, angewandt auf eine spezifische Umgebung.
zB kann man ja in Ritterruestung immer dann vorgehen wenn der Weg frei ist.
Da der Ellenbogen so schwer auf die Angriffslinie kommt in dieser Ruestung, warere es sicher vorteilhaft sich dann seitlicher hinzustellen.
Auch mit den taktilen Dingern laeuft es dann sicher anders :D Fuer alle Faelle sollte man in System mit einbringen, dass auch zwei geruestete Ritter gegeneinander kaempfen koennen. Da Metall nicht so gut klebt werden sich andere Moeglichkeiten ergeben fuer das Prinzip "des Klebens am Zentum".
Zieht sich ein Ritter zurueck folgt man ihm, hat er eine Lanze muss man gucken, dass meine Lanze seine Lanze keilt... :D man sieht also Prinzipien sind formlos, anwendbar auf die umgebungen, daraus ergeben sich umgebungs-speziefische Formen die zusammen ein System darstellen. Immer vorraus gesetzt dass ein tiefes Verstaendniss der Anwendungen dr Prizipien mit einhergeht. :D In unserem Beispiel: Hat der Ritter zwei Kurzschwerter sollte man auch zwei haben.
Kurz um: wer das komplette System "hat", hat ein Buch ergattert, voll mit tollen Sachen. Bis er das gelernt hat braucht er 10 Jahre, und anhand dieses kompletten Systems lernt er die Anwendung der Prinzipien.
Man kann aber auch durch die Anwendung der Prinzipien das komplette System erlernen. :D
Das ist dann eher die WT Didaktik wie wir sie kennen moegen.
Man sollte sich nicht wundern wenn man auf solchen Trips wieder bei dem landet, wo man einst gestartet ist, schliesslich beschaeftigen sich seit einigen tausend Jahren Leute damit. Dennoch ist es wichtig und richtig und der einzige Weg die Prinzipien zu verstehen, sie anzuwenden und ueber die Anwendung zu reflektieren.
FanzerPaust
20-08-2013, 09:56
Tabek,
Man sollte sich nicht wundern wenn man auf solchen Trips wieder bei dem landet, wo man einst gestartet ist, schliesslich beschaeftigen sich seit einigen tausend Jahren Leute damit. Dennoch ist es wichtig und richtig und der einzige Weg die Prinzipien zu verstehen, sie anzuwenden und ueber die Anwendung zu reflektieren.
...oder um es mit den Worten von Natasha Bedingfield zu sagen:
"Feel the rain on your skin
No one else can feel it for you"
gruß
Biathlonmann
21-08-2013, 08:13
Ein komplettes System ist für mich, wenn man bei jeder Auseinandersetzung heil geblieben ist und dabei etwas tat, was man vorher mal vom System gelernt hat :o
Denn ist das Ziel nicht die SV?
Ein komplettes System ist für mich, wenn man bei jeder Auseinandersetzung heil geblieben ist und dabei etwas tat, was man vorher mal vom System gelernt hat :o
Denn ist das Ziel nicht die SV?
SV hat nichts mit einem kompletten System zu tun - für SV (im engeren Sinne) ist es völlig unwichtig ein komplettes System zu erlernen - da reichen einige wenige gut eingedrillte Bewegungsmuster normalerweise aus.
Ein komplettes Kampfkunstsystem sollte die Bereiche der Gesunderhaltung (Qigong), waffenlosen Kampfkunst (wenn möglich mit den Bereichen Greifen/Halten, Schlagen/Treten, Werfen/Hebeln), Waffenkunst und Geistesentwicklung beinhalten. Daher ist es auch nicht nötig und für die wenigsten Ziel, ein komplettes Kampfkunstsystem zu erlernen.
Ein komplettes Kampf/SV-System kommt da mit viel weniger Anspruch aus - hauptsache es funktioniert ;-)
Daher verstehe ich KRK Ansatz einerseits sein WT als "die SV" anzupreisen, andererseits aber nun eine innere Kampfkunst anbieten zu wollen nicht - beides sind unterschiedliche "Baustellen".
Eine Kampfkunst kann (und sollte) SV-Situationen entsprechend lösen können, es ist aber nicht ihr einziges Ziel.
Biathlonmann
21-08-2013, 13:14
Bin eher nur von der SV- Variante ausgegangen, weils sich der Sinn der anderen Sachen für mich selbst nicht erschließt :D
Bin eher nur von der SV- Variante ausgegangen, weils sich der Sinn der anderen Sachen für mich selbst nicht erschließt :D
Der Sinn von Gesunderhaltung erschließt sich dir nicht?
"Komplettes System" ist ein Marketingbegriff, den jeder genau so definiert, dass nur das eigene System die Anforderungen erfüllt und die Systeme der Mitbewerber nicht, um so den Anschein einer Überlegenheit gegenüber den Mitbewerbern zu suggerieren.
"Kampfsysteme" sind "komplett", wenn sie über alle Distanzen gehen, am besten noch mit Waffen, Kampfkünste sind "komplett" wenn sie neben dem Kämpfen auch noch der Gesunderhaltung und der Geistesschulung dienen, und, und, und. Irgendwie sind alle komplett und alle anderen nicht. ;)
"Komplettes System" ist ein Marketingbegriff, den jeder genau so definiert, dass nur das eigene System die Anforderungen erfüllt und die Systeme der Mitbewerber nicht, um so den Anschein einer Überlegenheit gegenüber den Mitbewerbern zu suggerieren.
"Kampfsysteme" sind "komplett", wenn sie über alle Distanzen gehen, am besten noch mit Waffen, Kampfkünste sind "komplett" wenn sie neben dem Kämpfen auch noch der Gesunderhaltung und der Geistesschulung dienen, und, und, und. Irgendwie sind alle komplett und alle anderen nicht. ;)
+1
Boxen ist auch komplett. :D
MuayPero
21-08-2013, 20:56
Ein komplettes Kampfkunstsystem sollte die Bereiche der Gesunderhaltung (Qigong), waffenlosen Kampfkunst (wenn möglich mit den Bereichen Greifen/Halten, Schlagen/Treten, Werfen/Hebeln), Waffenkunst und Geistesentwicklung beinhalten. Daher ist es auch nicht nötig und für die wenigsten Ziel, ein komplettes Kampfkunstsystem zu erlernen.
Was hat Gesunderhaltung (Quigong) mit nem kompletten KAMPFsystem zu tun?
Ist meiner Meinung nach wieder ne komplett andere Baustelle...
Nix - hab ich ja auch geschrieben....
Genauso, wie ich Qigong in Verbindung mit einem Kampfkunstsystem geschrieben habe ;)
Außer, dass ein Gesunder natürlich besser kämpfen kann als ein Kranker, Selbstverteidigung sich von gesetzes Wegen mit körperlicher Unversehrtheit befasst. Ob das nun ein Anderer negativ beeinflusst oder ich selbst - hat für mich miteinander zu tun, für andere aber eben nicht.
Zurück zum Punkt - vollständige Systeme sind Definitionssache - was dem einen zu wenig ist, ist dem anderen zu viel. Ist doch gut, dass es unterschiedliche Anforderungen und auch unterschiedliche Angebote gibt ;)
Ich sehe das genau so: In den zumindest geläufigen ing un - Stilen wird das körperliche Bewegungsspektrum aus praktikablen Gründen auf ein Minimum reduziert und in überhaupt keiner Weise auf eine ganzheitliche "Menschenbildung" Wert gelegt. Weder körperlich und schon gar nicht geistig/mental - Ausnahme wäre der sogenannte "Kampfgeist" - auch total einseitig!
Was andererseits bedeutet, dass man ing un gar nicht auschließlich trainieren sollte. Denn es ist per se inkomplett.
Wie wird das von der Forengemeinschaft gesehen?
Viele Grüße, dK
absolute zustimmung meinerseits !
gruss1789 ;)
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