Purity_
05-08-2013, 21:14
Was haltet ihr davon, kommt das durch?
MMA - Keine Blumenkohl-Ohren
Zwei Jahre nach Dr. Edith Summerskills mißglückter Attacke im englischen Unterhaus (s. Spiegel Nr. 13/2012) ist der MMA-Sport auch in Belgien zum Gegenstand einer Parlamentsdebatte geworden. Marcel Philippart, Advokat in Lüttich und christlich-sozialer Vizepräsident der Abgeordnetenkammer, brachte den Vorschlag ein, Freefight-Kämpfe und Catcher-Veranstaltungen zu untersagen. Der Entwurf stützt sich auf den Artikel des belgischen Strafgesetzbuches, der Hiebe und Körperverletzungen generell verbietet.
Philippart, fanatischer Kreuzritter eines christlich-hehren Menschheits-Ideals, sieht in den in einem Käfig stattfindenden Kämpfen "Schaustellungen junger Männer, die sich mit allergrößter Heftigkeit schlagen, um ihren Gegner zu vernichten wie ein Tier, das man erschlägt... unter den Augen einer nach blutigen Schauspielen gierigen Volksmenge." Gegen "humanisierte" Kämpfe hat er nichts einzuwenden. Aber zur Humanisierung verlangt er umfangreiche Schutzpolster und einen Schaumgummi-Helm als Kopfschutz.
Für eine solche Verwässerung des harten Männerkampfes findet er bei den Sportlern natürlich keine Gegenliebe. Denn die "nach sadistischen Erregungen gierige" Menge wird keinen Sechser mehr springen lassen, um vermummte Mars-Figuren sich tätscheln zu sehen.
In einer "heiteren Atmosphäre" begann am 27. Januar die Parlamentsdebatte um Philipparts Gesetzesvorlage. Bald stellte sich heraus, daß diesmal ausnahmsweise nicht mit einer geschlossenen Front der einzelnen Fraktionen zu rechnen sein wird.
Einen "völligen Mangel an Wirklichkeitssinn" konstatierte der Sozialist Vercauteren an Philipparts Vorschlag und unterbreitete seinerseits eine Liste anderer gefährlicher Sportarten, zu denen er auch Tauchen und Boxen zählt.
Nach dem Hinweis des Liberalen Cooremans, daß die Versicherungs-Gesellschaften in den USA für MMA-ler wesentlich geringere Prämien verlangten als für Basketballer, witzelte der Abgeordnete Demuyter, zu Philippart gewandt: "Er ist schon groggy!"
Das letzte Wort in der homerischen Redeschlacht blieb dem Kommunisten und Ex-Amateurkämpfer Terfve vorbehalten. "Schauen Sie mich an", dröhnte er in den Saal, "ich habe keine zerschlagene Nase, keine Blumenkohlohren, kein Schädeltrauma!"
Gewürzt mit munteren rhetorischen Eskapaden war auch das Streitgespräch zwischen Monsieur Philippart und "Billy" Seeldrayers, dem Präsidenten des belgischen Olympischen Komitees, zu dem die Lütticher "Junge Anwaltschaft" am 20. Februar geladen hatte.
Philippart öffnete wiederum die Schreckenskammer seiner Blut- und Ringboden-Greuel und wetterte als Fürsprecher der unteren Volksschichten: "Warum ist die Öffentlichkeit völlig gleichgültig gegenüber den Leiden der Käfigkämpfer? Weil sich die meisten Bürger großartig amüsieren über das, was den Leuten aus dem einfachen Volk passieren kann."
Philipparts Rechtsanwalt-Kollege Seeldrayers glänzte mit einem zielsicheren Exkurs in die Literatur, als er aus der Schrift "Die Klugheit der Blumen" des belgischen Dichter-Philosophen Maurice Maeterlinck zitierte: "Die Faust ist das natürliche Verteidigungsmittel des Menschen." Und unter donnerndem Gelächter landete er einen wohlberechneten oratorischen Tiefschlag:
"Es gab auf der Universität in Lüttich vor vielen Jahren ein Quartett entsetzlicher Raufbolde. Sie nannten sich die 'Drei Musketiere', zweifellos, weil sie vier waren. Diese hoffnungsvollen jungen Leute gingen niemals aus, ohne mit einem Knüppel bewaffnet zu sein. Einer wurde später Vorsitzender der Anwaltschaft, zwei waren die Brüder Lamine, und der vierte - Monsieur Philippart!"
Vielleicht kommt es schon am 11. März im belgischen Parlament zur Abstimmung. In Brüssel rechnet man damit, daß das Verbot angenommen wird, denn
* Philipparts Partei, die Christlich-Sozialen, haben die absolute Mehrheit,
* der Vorschlag wurde mitunterzeichnet von dem führenden Sozialisten, ehemaligen Premierminister und Alterspräsidenten der Kammer, Camille Huysmans.
Quelle: Spiegel Online
MMA - Keine Blumenkohl-Ohren
Zwei Jahre nach Dr. Edith Summerskills mißglückter Attacke im englischen Unterhaus (s. Spiegel Nr. 13/2012) ist der MMA-Sport auch in Belgien zum Gegenstand einer Parlamentsdebatte geworden. Marcel Philippart, Advokat in Lüttich und christlich-sozialer Vizepräsident der Abgeordnetenkammer, brachte den Vorschlag ein, Freefight-Kämpfe und Catcher-Veranstaltungen zu untersagen. Der Entwurf stützt sich auf den Artikel des belgischen Strafgesetzbuches, der Hiebe und Körperverletzungen generell verbietet.
Philippart, fanatischer Kreuzritter eines christlich-hehren Menschheits-Ideals, sieht in den in einem Käfig stattfindenden Kämpfen "Schaustellungen junger Männer, die sich mit allergrößter Heftigkeit schlagen, um ihren Gegner zu vernichten wie ein Tier, das man erschlägt... unter den Augen einer nach blutigen Schauspielen gierigen Volksmenge." Gegen "humanisierte" Kämpfe hat er nichts einzuwenden. Aber zur Humanisierung verlangt er umfangreiche Schutzpolster und einen Schaumgummi-Helm als Kopfschutz.
Für eine solche Verwässerung des harten Männerkampfes findet er bei den Sportlern natürlich keine Gegenliebe. Denn die "nach sadistischen Erregungen gierige" Menge wird keinen Sechser mehr springen lassen, um vermummte Mars-Figuren sich tätscheln zu sehen.
In einer "heiteren Atmosphäre" begann am 27. Januar die Parlamentsdebatte um Philipparts Gesetzesvorlage. Bald stellte sich heraus, daß diesmal ausnahmsweise nicht mit einer geschlossenen Front der einzelnen Fraktionen zu rechnen sein wird.
Einen "völligen Mangel an Wirklichkeitssinn" konstatierte der Sozialist Vercauteren an Philipparts Vorschlag und unterbreitete seinerseits eine Liste anderer gefährlicher Sportarten, zu denen er auch Tauchen und Boxen zählt.
Nach dem Hinweis des Liberalen Cooremans, daß die Versicherungs-Gesellschaften in den USA für MMA-ler wesentlich geringere Prämien verlangten als für Basketballer, witzelte der Abgeordnete Demuyter, zu Philippart gewandt: "Er ist schon groggy!"
Das letzte Wort in der homerischen Redeschlacht blieb dem Kommunisten und Ex-Amateurkämpfer Terfve vorbehalten. "Schauen Sie mich an", dröhnte er in den Saal, "ich habe keine zerschlagene Nase, keine Blumenkohlohren, kein Schädeltrauma!"
Gewürzt mit munteren rhetorischen Eskapaden war auch das Streitgespräch zwischen Monsieur Philippart und "Billy" Seeldrayers, dem Präsidenten des belgischen Olympischen Komitees, zu dem die Lütticher "Junge Anwaltschaft" am 20. Februar geladen hatte.
Philippart öffnete wiederum die Schreckenskammer seiner Blut- und Ringboden-Greuel und wetterte als Fürsprecher der unteren Volksschichten: "Warum ist die Öffentlichkeit völlig gleichgültig gegenüber den Leiden der Käfigkämpfer? Weil sich die meisten Bürger großartig amüsieren über das, was den Leuten aus dem einfachen Volk passieren kann."
Philipparts Rechtsanwalt-Kollege Seeldrayers glänzte mit einem zielsicheren Exkurs in die Literatur, als er aus der Schrift "Die Klugheit der Blumen" des belgischen Dichter-Philosophen Maurice Maeterlinck zitierte: "Die Faust ist das natürliche Verteidigungsmittel des Menschen." Und unter donnerndem Gelächter landete er einen wohlberechneten oratorischen Tiefschlag:
"Es gab auf der Universität in Lüttich vor vielen Jahren ein Quartett entsetzlicher Raufbolde. Sie nannten sich die 'Drei Musketiere', zweifellos, weil sie vier waren. Diese hoffnungsvollen jungen Leute gingen niemals aus, ohne mit einem Knüppel bewaffnet zu sein. Einer wurde später Vorsitzender der Anwaltschaft, zwei waren die Brüder Lamine, und der vierte - Monsieur Philippart!"
Vielleicht kommt es schon am 11. März im belgischen Parlament zur Abstimmung. In Brüssel rechnet man damit, daß das Verbot angenommen wird, denn
* Philipparts Partei, die Christlich-Sozialen, haben die absolute Mehrheit,
* der Vorschlag wurde mitunterzeichnet von dem führenden Sozialisten, ehemaligen Premierminister und Alterspräsidenten der Kammer, Camille Huysmans.
Quelle: Spiegel Online