Vollständige Version anzeigen : Chi herausfließen lassen?
Hallo,
ich habe gestern diesen Text http://www.tanden-aikido.de/aikido_book/ch02s02.html (eine Aikido Seite) über Ki gelesen.
In einem Abschnitt steht:
Um seine Kraft zu steigern, muss man das Ki herausfließen lassen. (von mir FETT geschrieben)
Findet man diese Prinzip auch im Tai Chi Chuan wieder?
Danke
Schönes Wochenende
Yen Li
Ich sehe gerade, dass der Link nicht auf der richtige Seite landet.
Habe ich jetzt korrigiert.
YL
Das ist wie so vieles eine Metapher. Klar, man kann das Gefühl so stimulieren, und vom Gefühl her fliesst da auch wirklich was in den Knochen oder unter der Haut. Aber das ist nur eine Art von Stimulation, so wie man auch das Blut durch Imagination dazu bekommt, stärker in Körperregionen zu gehen als sonst. Aber die Funktion von Blut wird eben nicht ständig nur durch "Imagination" "kontrolliert", sondern von ganz anderen Mechanismen die immer aktiv sind. Genauso verhält es sich mit dem, was wirklich hinter "Qi" steckt. Man kann es dazu bringen verstärkt zu zirkulieren oder in bestimmten Regionen ein bischen aktiver zu werden, aber es gibt andere Mechanismen die eigentlich viel sinnvoller sind, und die das ständig wesentlich feiner, genauer, und sinnvoller "kontrollieren". Nur ein totaler Vollidiot würde alles und jedes im Körper "steuern" wollen. Das funktioniert im Normalfall alles prima von alleine, wenn man es ein bischen unterstützt, und Übungen macht die die Ressourcen grösser werden lassen. Ein Gewichtheber sinniert auch nicht in seine Muskeln sie mögen jetzt wachsen (obwohl sowas teilweise klappt), sondern er hebt einfach nur Gewichte und trainiert die so, und der Körper baut die Muskeln dann auf. Ganz exakt so verhält es sich auch mit den Mechanismen die was mit "Qi" zu tun haben, bzw. damit was das konkret und tatsächlich ist. Man kann z.B. einfach sehr langsame Bewegungen machen, und stimuliert das damit prima auch ohne Wollwollwollwoll. Der Vorteil ist, ich muss dann nix "wollen" wenn ich das brauche und habe, der Körper nimmt es sich dann einfach so wie er meint, und dann wenn er meint es wäre nötig oder sinnvoll. Demnächst pinkeln Leute wohl nicht mehr wenn sie auf Toilette müssen, sondern "kontrollieren" das mit ihrem tollen "Geist".
[...]
Hallo Klaus,
danke schon einmal für deine Antwort.
Der obige LINK hat nicht richtig funktioniert.
Ich habe es jetzt korrigiert.
Dass es eine Metapher ist, habe ich mir schon gedacht.
Mir ging es um die "Idee" an sich.
Chi/Qi/Ki ansammeln, vermehren, es zirkulieren lassen oder auch ausstoßen - hatte ich schon gehört.
Es aber "herausfließen" lassen, damit es "besser" wird, diese Theorie ist mir neu.
Gruß
Yen Li
T. Stoeppler
05-10-2013, 15:37
Nein... vielleicht eine eigene Idee des Verfassers. Bewusstes "Benutzen" des Qi-Flusses gibt es nur bei einigen Übungen des Neigong.
Gruss, Thomas
Shin-Shin-T?itsu Aikid? ? Wikipedia (http://de.wikipedia.org/wiki/Shin-Shin-T%C5%8Ditsu_Aikid%C5%8D#1._Ki_flie.C3.9Fen_lassen)
carstenm
05-10-2013, 16:01
... vielleicht eine eigene Idee des Verfassers.
Ich vermute, daß dieser Gedanke auf Tohei Koichi zurück geht.
Im sog. Ki-Aikido hat dieses Fließen-lassen des ki soweit ich weiß eine zentrale Bedeutung. Ein konkretes Beispiel für die Anwendung in einer Übung ist der sog. "unbeugbare Arm".
Bewußtes Lenken des qi - allerdings innerhalb des Körpers - mithilfe der Vorstellung, kenne ich sowohl aus dem aikidô, wie auch aus dem qi gong / nei gong.
carstenm
05-10-2013, 16:52
Shin-Shin-T?itsu Aikid? ? Wikipedia (http://de.wikipedia.org/wiki/Shin-Shin-T%C5%8Ditsu_Aikid%C5%8D#1._Ki_flie.C3.9Fen_lassen) 17:01 Uhr :-)
Ich finde es nur ulkig, weil der Verfasser offenbar aus einer ganz anderen Traditionslinie kommt. Nishio aikidô ist eher durch die Bezüge zum karate bekannt geworden, als durch Nähe zum Ki-Aikido.
Zudem: Für jemand, der qi gong unterrichtet, finde ich den Text bzw. die Gedanken zu qi etwas "hausbacken", ehrlich gesagt.
17:01 Uhr :-)
:p
Zudem: Für jemand, der qi gong unterrichtet, finde ich den Text bzw. die Gedanken zu qi etwas "hausbacken", ehrlich gesagt.
Konstantin Rekk ist zertifizierter Qigong-Lehrer der Deutschen Qigong Gesellschaft und beschäftigt sich seit 1988 intensiv mit Kampfkunst, Meditation, Qigong und buddhistischem Yoga. Unter anderem
Studium tibetisch-buddhistischer Meditations-Praktiken in Nepal im Buddha Dharma Center bei Lopön Tsechu Rinpoche in Kathmandu (Nepal) 1999-2001,
Nei Yang Gong bei Liu Ya Fei am Ausbildungszentrum für Medizinisches Qi Gong in Beidaihe (China),
Chan Mi Gong bei Jiang Xue Ying,
Zifa Wuqinxi bei Gitta Bach; [...]
Stilles Qigong und Taoistische Innere Alchemie (Neidan) bei Meister Zhi Chang Li seit 2008. [...]
3-jährige Ausbildung in Chinesischer Medizin und Akupunktur am Shou Zhong Ausbildungszentrum in Berlin.
http://www.tanden-aikido.de/index.php?t=qigong_berlin&lang=de
carstenm
05-10-2013, 18:23
Genau das meine ich.
Was an seinen Ausführungen erwartest Du nicht, bei jemanden seiner Ausbilung?
carstenm
06-10-2013, 11:09
Ich will's nicht aufbauschen und kann's auch nicht präzise formulieren oder festmachen.
Wird schon alles gut sein.
Das Problem ist, dass sowas halt nicht präzise sagt was es meint. Man kann halt "Qi" tatsächlich irgendwo "fliessen" lassen, es fühlt sich dann so an. Das ist dann den Vorgang an sich zu stimulieren damit mehr gebildet wird von "etwas", und das leichter fällt.
Dann kann man das aber noch "fliessen" lassen in dem Sinne dass man das als Jin einfach benutzt. Bei mir, einem extrem komischen Typen bei dem eigentlich alles anders ist als bei den normalen Bücherwürmern, war das überhaupt nicht bewusst "machbar" in dem Sinne dass man quasi den inneren "Knopf" drückt. Ich habe eine Bewegung gemacht, und dann kam das da "rein", und die Bewegung wurde stärker und kaum noch aufhaltbar, ausser von Leuten die wirklich viel stärker und schwerer waren, oder das genau gleiche Training gemacht haben. Es hat vom ersten Wieder-Auftreten (gut, hatte ich sporadisch auch schon mit 9 oder früher) mit etwa 30 einige Wochen bzw. Monate gebraucht, bis das von gelegentlichem spontanen Auftreten bei so exotisch-esoterischen Aktionen wie einen Lederball irgendwo hin werfen konstant bei annähernd jedem Wurf kam. Und dann halt auch in allen anderen Bewegungen, mit der Zeit, und das nach und nach stärker, genauer, abgefahrener. Auch sowas könnte man "Qi herausfliessen lassen" nennen.
Sucht euch was aus was das "bedeutet".
Bei "Fajin (http://de.wikipedia.org/wiki/Fajin)" wird Energie in der Faust konzentriert und dann beim Schlag plötzlich "explosionsartig" abgegeben ("Kanonenfaust"). Vielleicht ist das ja gemeint?
Bei "Fajin (http://de.wikipedia.org/wiki/Fajin)" wird Energie in der Faust konzentriert und dann beim Schlag plötzlich "explosionsartig" abgegeben ("Kanonenfaust"). Vielleicht ist das ja gemeint?
lernst Du das so bei Deinem Lehrer?
Hast Du den Text (http://www.tanden-aikido.de/aikido_book/ch02s02.html) gelesen?
Zugegeben ich habe hier nicht alles durchgelesen,
aber der Mensch nimmt und gibt durch das Atmen allein schon Qi.
Frisch wird aufgenommen, altes/verbrauchtes abgegeben.
lernst Du das so bei Deinem Lehrer?
Hast Du den Text (http://http://www.tanden-aikido.de/aikido_book/ch02s02.html) gelesen?
Ich versteh' die Frage nicht, und mir mißfällt der aggressive Unterton.
ebrenndouar
08-10-2013, 08:36
lernst Du das so bei Deinem Lehrer?
Hast Du den Text (http://www.tanden-aikido.de/aikido_book/ch02s02.html) gelesen?
Was erklärt der Text denn? Ich finde ihn eher etwas schwafelig, als wäre dem Autor der Gedankenfluss in der Euphorie des Schreibens etwas entglitten.
Was das Speichern des Ki in der Faust beim Fajin angeht, wundert mich diese Aussage aber auch ein bisschen.
Was erklärt der Text denn? Ich finde ihn eher etwas schwafelig, als wäre dem Autor der Gedankenfluss in der Euphorie des Schreibens etwas entglitten.
zumindest scheint der Autor dort Ki "ausfließen lassen" als einen Akt der Verbindung/Austausch mit der Außenwelt zu verstehen.
Dass damit z.B. ein Faustschlag gemeint sein soll, passt für mich nicht ganz in's Bild.
Morihei Ueshiba sprach von Ki als von etwas sowohl Persönlichem als auch Universellem. Der persönliche Ki-Fluss jedes Menschen muss nach einer Vereinigung mit dem universellen Fluss streben. Es liegt ein kleinlicher, fast lächerlicher Ehrgeiz darin, sein Ki zu stimulieren, um die eine oder die andere großartige Tat auszurichten. Wenn das Ki wirklich grenzenlos fließt, schenkt das eine geistige Erfahrung, die das Individuelle völlig bedeutungslos macht. Man beginnt, den kosmischen Äther selbst zu atmen, und das ich bin, das den Kern des Ki bildet, geht auf im ganzen Seienden des Universums. Man ist nicht länger von der Existenz unterschieden, sondern wird eins mit dem Weltall.
ebrenndouar
08-10-2013, 10:56
zumindest scheint der Autor dort Ki "ausfließen lassen" als einen Akt der Verbindung/Austausch mit der Außenwelt zu verstehen.
Dass damit z.B. ein Faustschlag gemeint sein soll, passt für mich nicht ganz in's Bild.
Das Verbundensein mit dem kosmischen Ki ist nicht nur eine geistige Erfahrung oder eine philosphische Idee, sondern konkrete Arbeit auf körperlich/mentaler Ebene.
Man bekommt bei dem Text den Eindruck, dass nicht wirklich ein Verständis dessen vorliegt, was bei der Arbeit mit Ki die Grundlage bildet, daher kann ich auch Carstens Einwand verstehen.
Dieses Satz zum Beispiel ergibt überhaupt keinen Sinn, bzw. ist so verschwurbelt, dass man keinen erkennt:
Man beginnt, den kosmischen Äther selbst zu atmen, und das ich bin, das den Kern des Ki bildet, geht auf im ganzen Seienden des Universums. Man ist nicht länger von der Existenz unterschieden, sondern wird eins mit dem Weltall.
Das "ich bin" ist der Kern des Ki? Man ist nicht von der Existenz unterschieden? Völliger Unsinn.
Das ein Faustschlag aber ein Ausdruck sein kann, bzw. demonstrieren kann ob das eigene Ki harmonisert ist und "fließt", ist doch in den chinesischen Kampfkünsten eine ganz normale Vorstellung.
Allerdings die Idee, dass Ki "in der Faust" konzentriert wird, passt nicht zur Theorie das Fajin.
Das "ich bin" ist der Kern des Ki? Man ist nicht von der Existenz unterschieden? Völliger Unsinn.
Erfahrungen des Alleinsseins/Nichtgetrenntseins, die vielleicht hinter Worten stecken, kann man mit vielen spirituellen Methoden machen, insbesondere mit manchen, die er in seiner Vita angibt.
Das ein Faustschlag aber ein Ausdruck sein kann, bzw. demonstrieren kann ob das eigene Ki harmonisert ist und "fließt", ist doch in den chinesischen Kampfkünsten eine ganz normale Vorstellung.
Aber nicht unbedingt raus, das heißt ja Fajin oder Fali und nicht Faqi
Allerdings die Idee, dass Ki "in der Faust" konzentriert wird, passt nicht zur Theorie das Fajin.
Was ist denn die Theorie des Fajin?
Naja, IMO zumindest ein Gegenentwurf zu der daoistischen Methode, Qi zu sammeln, anzureichern und zu veredeln, wo es ja Auswüchse wie Energievampirismus gibt.
ebrenndouar
08-10-2013, 13:07
Erfahrungen des Alleinsseins/Nichtgetrenntseins, die vielleicht hinter Worten stecken, kann man mit vielen spirituellen Methoden machen, insbesondere mit manchen, die er in seiner Vita angibt.
Das mag ja sein, aber trotzdem ergeben die Sätze keinen Sinn. Eine Methode ist hier nicht ersichtlich, nur aneinandergereihte Gedanken ohne wirklichen Gehalt.
Ki hat keinen Kern, und schon gar keinen der aus "ich bin" besteht.
Und welche/wessen Existenz ist gemeint?
Aber nicht unbedingt raus, das heißt ja Fajin oder Fali und nicht Faqi
Das Qi wird von Absicht (Yi) gelenkt, und das Qi lenkt den Körper. Das ist die Idee dahinter.
Das "Jin" ist die körperliche Manifestation. Wenn das "Yi" nicht in die richtige Richtung geht, folgt auch nicht das Qi/Ki, und somit gibt es auch kein Jin. Der körperliche Ausdruck ist die Folge des Ki-fließens, oder fließen lassens.
Naja, IMO zumindest ein Gegenentwurf zu der daoistischen Methode, Qi zu sammeln, anzureichern und zu veredeln, wo es ja Auswüchse wie Energievampirismus gibt.
Nur keiner, der auf den Ideen Ueshibas beruht, sondern eine eigene Interpretation ist, die meiner Ansicht nach weder Hand noch Fuß hat.
Ueshibas Lehre entstammt genau jener daoistischen Methode, die allerdings in den Bildern der shintoistischen Mythen verpackt ist, statt Yin und Yang benutzte er beispielsweise die Worte Izanami und Izanagi.
Ueshiba hat nie von "Ki ausfließen lassen" gesprochen, dafür aber viel von solchen Dingen, wie das Ki das Himmels und der Erde im Dantien zu sammeln, zu speichern und mit seinem eigenen Ki zu verbinden, von 8 Kräften die sich in vier Gegensatzpaaren gegenüberstehen, von Feuer und Wasser und dergleichen mehr.
Tatsächlich merkwürdig das jemand der in den chinesische Methoden "gut ausgebildet" zu sein scheint, solche Dinge schreibt.
Eins kann ich jedenfalls mit Sicherheit sagen, Jin speichert kein Qi in der Hand, auch nicht beim Fajin. Die Menge die da aus der Muskulatur der Hand kommt, dürfte ein klein wenig zu gering sein, um grossartig was zu bewirken. Was man merkt ist, dass "etwas" in die Hand drückt (es kribbelt), das findet tatsächlich statt wenn man mit der Hand überträgt.
Aber die Zitate oben sind ja ziemlich eindeutig, da geht es um das Wahrnehmen von "etwas grösserem". Sowas geht auch, und ist Teil eines Vorgangs, der es erlaubt dass "das" mehr in unser Alltagsdenken kommt. Mich jedenfalls beruhigt es, wenn es sich einstellt. Wenn nicht, geht es mir nicht gut.
Der "Energievampirismus" von "Daoisten" beruht meinem Empfinden nach auf einem üblen Fehlverständnis, und einer grotesken Fehlmotivation. Ohne weiter tiefer darauf eingehen zu wollen, das Qi was man da aufnimmt und veredelt kommt mehr oder weniger über die Umwelt frei Haus. Da wird es schnell metaphysisch, und da kann man ohne Empfindungen gehabt zu haben nicht drüber "diskutieren".
Ueshiba hat nie von "Ki ausfließen lassen" gesprochen, dafür aber viel von solchen Dingen, wie das Ki das Himmels und der Erde im Dantien zu sammeln, zu speichern und mit seinem eigenen Ki zu verbinden, von 8 Kräften die sich in vier Gegensatzpaaren gegenüberstehen, von Feuer und Wasser und dergleichen mehr.
Das ist höchst interessant, deutet daraufhin dass der Mann Kontakt mit entsprechenden Kreisen in China hatte. Eine einfache Grundübung dazu ist, schlicht für ein bischen Zeit auf den Himmel, den Horizont und die Erde zu sehen. Der Mensch kann instinktiv eine ganze Menge (Tiere ebenso), ohne sich dessen gewahr zu sein, zuviel darüber reden, besonders das "wissenschaftlich" wegzudiskutieren, ist sehr schädlich. Ich weiss nicht, ob es Menschen wirklich hilft, zu besprechen dass da eine Art Kreis von Mensch zu Mensch gebildet werden kann, der "etwas" überträgt. Oder dass da einer ist, von unten über die Füsse durch einen durch in den Himmel. Das kann jeder, auch ohne es zu wissen, man akzeptiert es, oder tut es nicht. Leider verweigern das eine Menge Menschen, einfach weil man dann Menschen näher kommt als man möchte, und man die nicht mehr so leicht verarschen und benutzen kann, ohne dass man sich doof fühlt.
In dem Sinne ist "Ki ausfliessen zu lassen" eine Art Mitleid. Man versucht darüber zu erreichen dass sich jemand anders besser fühlt.
Tatsächlich merkwürdig das jemand der in den chinesische Methoden "gut ausgebildet" zu sein scheint, solche Dinge schreibt.
Nicht merkwürdig, sondern traurig.
Das Qi wird von Absicht (Yi) gelenkt, und das Qi lenkt den Körper. Das ist die Idee dahinter.
Das "Jin" ist die körperliche Manifestation. Wenn das "Yi" nicht in die richtige Richtung geht, folgt auch nicht das Qi/Ki, und somit gibt es auch kein Jin.
Gibt es in der Aikidoterminologie eigentlich den Begriff Yi?
Mir scheint der irgendwie schon in Ki enthalten zu sein.
Der Verfasser des hier diskutierten Textes spricht von einem "Äther der Intention"
Auch ein Begriff der gerne fehlverstanden wird, wenn man das nicht kennt. Die "Absicht" die hier gemeint ist, ist der eigentliche Grund. Z.B. dass ich eine schwere Kiste heben möchte, und der Körper packt automatisch soviel "Qi" rein dass man sie gehoben bekommt. Meine Absicht dabei ist also die Kiste zu heben, und nicht "das Qi in die Muskeln" zu dirigieren. Die Absicht muss sich nicht mal mittelbar im aktiven Denken bilden, z.B. wenn man von etwas getroffen wird was man nicht kommen sah. Der Körper schützt sich dann trotzdem mit "Qi", weil er selbst die "Absicht" hat nicht verletzt zu werden. Des mog er, der Körper.
carstenm
10-10-2013, 09:25
Gibt es in der Aikidoterminologie eigentlich den Begriff Yi?
Das kanji spricht sich auf Japanisch "i" aus.
Die Arbeit, durch die eigene Vorstellung qi im Körper zu bewegen und zu lenken, gibt es in dem aikidô, das mir vertraut ist, ganz genauso wie ich es auch im qi gong kenne.
Die Lehrer, bei denen ich übe, benutzen wenn sie auf Englisch unterrichten den Begriff "intent".
Der shihan, an dem ich mich orientiere bentutzt 気持ち [kimochi]. Das heißt eigentlich "Stimmung, Gefühl, Empfinden", meint also usprünglich einen emotionalen Zustand. Bedeutet in seinem Üben aber eher so etwas wie das qi an einen Ort im Körper "hinfühlen". Man directed sein kimochi z.B. in den Fuß (durch yonquan in die Erde). Oder man hat sein kimochi in den Fingerkuppen ("to have god in one's fingertips"). Usw.
Mir scheint der irgendwie schon in Ki enthalten zu sein.
Richtig: Intention, Wille, Absicht ist ein wesentlicher Aspekt der Übersetzung von "ki". Meint dann aber "die Richtung" des gesamten Menschen und nicht de qi innerhalb des Körper.
Die Kombination der Schriftzeichen: 意気 [iki] bedeutet Mut, Begeisterung, Wille zur Tat, u.a..
Die japanische Begriffllichkeit ist in Bezug auf die inneren Aspekte weniger ausdifferenziert als die chinesische. Und es gibt durchaus auch inhaltliche Verschiebungen.
Insgesamt erscheint mir der japanischen Kontext deutlich stärker emotnional geprägt im Gegensatz zu der eher analytischen chinesischen Terminologie. Das wär mal ein eigenes spannendes Thema.
Aber jedenfalls sind die Inhalte durchaus dieselben, bzw. stehen in enger Beziehung zueinander.
Der shihan, an dem ich mich orientiere bentutzt 気持ち [kimochi]. Das heißt eigentlich "Stimmung, Gefühl, Empfinden", meint also usprünglich einen emotionalen Zustand. Bedeutet in seinem Üben aber eher so etwas wie das qi an einen Ort im Körper "hinfühlen".
.
"hineinfühlen" erscheint mir der bessere Begriff im Vergleich zu "leiten".
Danke für die Infos:)
T. Stoeppler
10-10-2013, 10:42
Auch ein Begriff der gerne fehlverstanden wird, wenn man das nicht kennt. Die "Absicht" die hier gemeint ist, ist der eigentliche Grund. Z.B. dass ich eine schwere Kiste heben möchte, und der Körper packt automatisch soviel "Qi" rein dass man sie gehoben bekommt.
Ich würde das gerne hier hervorheben - besonders auch, weil diese "Absicht" zustande kommt, noch bevor(!) man sich dieser bewusst wird. Also bewusst eine "Absicht" erzeugen geht in diesem Sinne nicht.
Man kann, typisch für die IMAs, sein Bewusstsein(und den ganzen Rest) für das Umsetzen der Absicht sensibilisieren und trainieren. Das ist dann Arbeit mit dem YI - bringt nur nichts, wenn man das erzwingt.
Also - ich sehe das genauso wie bereits geschrieben wurde - der Begriff "leiten" ist unpassend und "fühlen" funktioniert (auch rein praktisch) viel besser.
Gruss, Thomas
ebrenndouar
10-10-2013, 10:46
Der Verfasser des hier diskutierten Textes spricht von einem "Äther der Intention"
Er schreibt da einiges, was einfach falsch oder unsinnig ist.
Schon die Aussage, in Europa wären keine der chinesischen Atemschulung verglichbaren Traditionen entstanden, zeugt von Ignoranz oder unkenntnis.
Ki wird mit Magie, Okkultismus und parapsychologie in einen Topf geworfen, und als Träger des Geistes oder des menschlichen Bewusstseins interpretiert.
Ich finde den Text immer schlechter, je öfter ich ihn lese.
Schon die Aussage, in Europa wären keine der chinesischen Atemschulung verglichbaren Traditionen entstanden, zeugt von Ignoranz oder unkenntnis.
welche gibt es denn da?
ebrenndouar
10-10-2013, 21:34
welche gibt es denn da?
Schon die alten Griechen glaubten, die Seele des Menschen befinde sich auf dem Zwerchfell.
Sänger machen auch im Westen schon immer spezielles Atemtraining, und z.B. in Russland ist dies ein Forschungszweig mit langer Tradition.
Es gibt genügend andere Beispiele für spirituelle vorchristliche und auch christliche Traditionen, die sich ausgiebig mit der Atmung befasst haben.
welche gibt es denn da?
Ich habe vor Jahren Mal ein Buch besessen was über Mantren aus allen Religionen sprach und schloss auch Kenntnisse über Mediation im jeweiligen Bereich ein. Habe es später nicht mehr gebraucht und weggegeben. Kann mich aber absolut nicht mehr an den Namen erinnern.
Im Christlichen Bereich wurde, da besonders Hildegard von Bingen erwähnt.
Vielleicht erinnert sich wer an das Buch.
Liebe Grüße,
Shin
Dass damit z.B. ein Faustschlag gemeint sein soll, passt für mich nicht ganz in's Bild.
Ah, ok, ich habe den Aikido-Text tatsächlich nicht gelesen. :)
Es gibt wohl auch diese Aikido-Interpretation, wonach Ai mit "Liebe" übersetzt wird, und also alle lieb sind, wobei auch der Gegner mit eingeschlossen wird. Ergibt für mich nicht viel Sinn, wenn man sich z.B. (Aikido-Meister) Steven Segal anschaut. Oder die Regel, "unterschreitet der Gegner eine bestimmte Distanz, führe Atemi aus" - heißt konkret, "schlag' ihm direkt ins Gesicht!".
Ich glaube, Ai meint "Harmonie", "Ai Ki" also "Qi in Harmonie", Aikido demnach "(Kampfkunst-)Weg des Qis in Harmonie", was Tai Chi Chuan ("(Faust-)Kampfkunst der Einheit und höchsten Harmonie (http://de.wikipedia.org/wiki/Taiji_(Chinesische_Philosophie))") vom Gedanken her sehr ähnlich ist.
So, mit dem Faustschlag ist das in der Qi-Theorie aber auch wirklich widersprüchlich: Qi ist die Lebensenergie, sie ist freundlich und sorgt für Leben, man soll sie vermehren und pflegen. Zugleich kann sie aber auch fies werden, und man verletzt sich durch eine Art "Stromschlag" am Arm des Qigong-Meisters (wenn der das will). Oder man wird durch sie weggeschleudert und fällt hin.
Daß die Schlaghand mit Qi aufgeladen werden kann und so besonderen Schaden anrichten kann, hab' ich insbesondere in dem (leicht esoterischen, aber dennoch empfehlenswerten) Roman "Die Tempelglocken von Shanghai (http://www.amazon.de/Die-Tempelglocken-von-Shanghai-Roman/dp/3835911066/ref=sr_1_6?ie=UTF8&qid=1381446509&sr=8-6)" von Hong Li Yuan (http://www.tai-chi-chuan-qi-gong.de/) gelesen, einem Qigong und Chen-Stil-Meister, der in Stuttgart lebt. Ich selbst übe kein Fajin und kann das auch gar nicht.
Atemtechnik ist, schätze ich, auch beim europäischen Fechten und bestimmt auch Boxen nicht unwichtig.
Ob sie spirituell wie etwa beim Yoga verwendet wurde, ist wohl schwer zu sagen: Manche europäisch scheinenden Philosophien wie die Stoa in der Antike, Gesundheitslehren wie die Makrobiotik im 18. Jahrhundert oder die Anthroposophie um 1900, die vielleicht auf sowas Wert legen könnten, sind ja von Lehren aus dem fernen Osten beeinflußt.
carstenm
11-10-2013, 07:36
Ich glaube, Ai meint "Harmonie", "Ai Ki" also "Qi in Harmonie", ...Wenn man's in die "chinesische Nomenklatur" übersetzt, meint aiki - so jedenfalls lerne ich es von meinen Lehrern - nichts anderes als das Einswerden von Himmel, Erde und Mensch im Übenden.
Die Verbindung mit dem ki eines Angreifers, die heute so sehr in den Mittelpunkt gerückt ist, ist - soweit ich es sehe - eine erst relativ moderne Interpretation dieser Arbeit. (Und keine sehr hilfreiche, wie ich finde. Aber das ist nur meine ganz persönliche Meinung.)
Antikörper
11-10-2013, 08:57
Wenn man's in die "chinesische Nomenklatur" übersetzt, meint aiki - so jedenfalls lerne ich es von meinen Lehrern - nichts anderes als das Einswerden von Himmel, Erde und Mensch im Übenden.
Die Verbindung mit dem ki eines Angreifers, die heute so sehr in den Mittelpunkt gerückt ist, ist - soweit ich es sehe - eine erst relativ moderne Interpretation dieser Arbeit. (Und keine sehr hilfreiche, wie ich finde. Aber das ist nur meine ganz persönliche Meinung.)
Also die Aussage "Die Verbindung mit dem ki eines Angreifers" ist nicht sehr hilfreich, aber die, für mich, sehr philosophische Aussage "Einswerden von Himmel, Erde und Mensch" nicht?
Könntest Du mir evtl. erklären was mit letzterer Aussage "Einswerden von Himmel, Erde und Mensch" gemeint ist, bzw. was Du darunter verstehst?
Grüße
carstenm
11-10-2013, 09:47
Also die Aussage "Die Verbindung mit dem ki eines Angreifers" ist nicht sehr hilfreich, ... ... weil sie vermittelt, daß aiki sich technisch auf die Beziehung von Angreifer und Verteidiger beziehen würde. Etwas das sich dann in Formulierungen wie "Aufnehmen und Umlenken der Energie des Angreifers" niederschlägt.
Die Gestaltung der Beziehung von tori und uke ist aber nach meinem Verständnis nur das Ergebnis des aiki, das in tori selber geschieht.
Könntest Du mir evtl. erklären was mit letzterer Aussage "Einswerden von Himmel, Erde und Mensch" gemeint ist, bzw. was Du darunter verstehst?Puhhh, das ist 'ne große Frage ...
Um es mal vom Ende her aufzurollen und etwas grobgestrickt zu zu formulieren: Die Harmonisierung der yin und yang Aspekte (im eigenen Körper) und die Arbeit damit. (jap. in-yo-ho).
Insgesamt hat das technische Aspekte, eine spirituelle Dimension und auch was mit dem Weltbild zu tun.
Wenn du ein Buch über qi gong hast, wirst einiges dazu finden.
Ein praktisches Beispiel aus dem aikidô:
ryote dori ten chi nage [Himmel Erde (!) Wurf] wird meist so verstanden, daß das ki des Angreifers von tori "aufgenommen" wird und dann "geteilt", so daß ein Teil Richtung Himmel und ein Teil Richtung Erde gelenkt wird. Weil die Energie des Angreifers so umgelenkt wird, fällt er. Ganz konkret, praktisch geschieht der Wurf bei diesem Verständnis, wenn uke gut nach oben und unten geöffnet ist und tori in diese Öffnung eintritt. tori nimmt uke auf, tritt in diese Öffung ein und wirft.
Man kann tenchi nage auch so verstehen, daß tori selbst sich jeweils zu Himmel und Erde hin orientiert, und beides in sich selber verbindet. uke fällt, ohne daß tori eintreten muß und ohne daß tori den "Himmelarm" wieder herab führt. (Kann ich hier so nicht nahvollziehbar beschreiben. Aber werfen kann ich so. An den guten Tagen ...)
Hat das irgendwie geholfen?
Antikörper
11-10-2013, 13:21
Herzlichen Dank für Deine Antwort!
Puhhh, das ist 'ne große Frage ...
:P
...
Hat das irgendwie geholfen?
Ja, doch :) Ich persönlich sehe Himmel/Erde/Mensch als ein Teilaspekt von AiKi. Dabei beschreibt Erde das eigene Rooting und Himmel das Uke das Rooting genommen wird. Also jetzt mal seeeehr vereinfacht ausgedrückt. ryote dori ten chi nage, ist eine Technik, bei der man wirklich schön beschreiben kann, was Himmel/Erde/Mensch bedeutet. Shioda z.B. hat öfters mal Ellenbogen demonstriert, das ist für mich ebenfalls AiKi.
Grüße
Schnitzelsekt
11-10-2013, 13:45
Ich habe vor Jahren Mal ein Buch besessen was über Mantren aus allen Religionen sprach und schloss auch Kenntnisse über Mediation im jeweiligen Bereich ein. Habe es später nicht mehr gebraucht und weggegeben. Kann mich aber absolut nicht mehr an den Namen erinnern.
Im Christlichen Bereich wurde, da besonders Hildegard von Bingen erwähnt.
Liebe Grüße,
Shin
Am Rande:
Nicht nur Hildegard von Bingen.
Ich werfe mal Namen wie Meister Eckhart (und die anonyme Nonne, die ja immer wieder genannt wird), Tauler, Paracelsus, Weinbrecht Ulferdingen in die Runde.
Es gibt Methoden, wie man atmet, und zwar sehr genaue, auch in Europa des Mittelalters. Nur läuft diese Schiene extrem Underground (wen wunderts, bei dem langen Arm der kirchlichen Institution).
Ist somit einfach nicht so präsent wie im asiatischen Raum, aber dennoch existent.
Korrigiere - was "Himmel, Erde, Mensch" für Manche bedeutet. Das ist nämlich so schön unscharf, und hat dann wieder diverse "Bedeutungen", nämlich immer die, die sich die entsprechenden Leute dafür ausgedacht haben. Genauer, was diese damit bezeichnen.
carstenm
11-10-2013, 16:22
Das ist nämlich so schön unscharf, und hat dann wieder diverse "Bedeutungen", ...
"Unscharf" und "diverse Bedeutungen" sind aber zwei paar Schuhe.
In meinem eigenen Üben kann Himmel-Erde-Mensch
- eine konkrete physische Übung meinen, bei der es um Bildung faszialer Strukturen geht.
- bestimmte Aspekte der inneren Alchemie meinen.
- etwas mit Rooting zu tun haben.
- sich auf den Austausch mit der Energie von Himmel oder Erde beziehen.
- die drei dantian beschreiben.
- die Stellung des Menschen in der Welt beschreiben.
und anderes noch.
Das sind ganz unterschiedliche Bedeutungen, die ihren Gehalt je vom Kontext her gewinnen. Auch wenn es natürlich Bezüge gibt.
Je für sich genommen sind sie aber klar - soweit solche Dinge klar sein können - und zuweilen sehr konkret.
carstenm
11-10-2013, 16:26
Es gibt Methoden, wie man atmet, und zwar sehr genaue, auch in Europa des Mittelalters. Nur läuft diese Schiene extrem Underground ... Naja, es gab solche Praxis im mönchischen Leben. Ich kenne das aus dem Bereich der Jesuiten und der Benediktiner.
Und auch in Asien waren solche Praktiken ja auch nicht einfach allgemein gebräuchlich.
Je für sich genommen sind sie aber klar - soweit solche Dinge klar sein können - und zuweilen sehr konkret.
Nur, sie sind willkürlich. Wenn einer vom Baguazhang einem vom Feng Shui was von Himmel-Erde-Mensch erzählt, dann reden die von völlig unterschiedlichen Dingen. Und wenn ich für meine Kampfsportart die drei Worte nochmal anders verwende, wissen die beide nicht was man meint, und es hat auch nichts miteinander zu tun. Aktionen die man mit der Balance oder Struktur von jemandem macht, findet man aber öfter, die sind nicht so immens verschieden in jeweiligen Stilen. Insofern hilft es, wenn man die Sache an sich beschreibt.
carstenm
12-10-2013, 09:24
Nur, sie sind willkürlich.Im Sinne von beliebig?
Ich nehme je länger je mehr die gemeinsamen Grundlagen und Verbindungen wahr.
(Und ganz konkret erlebe ich z.B. daß feng shui und KKe sich sehr wohl sehr gut über diese Aspekte verständigen können.
In manchen japanischen koryû (alten Schulen) wird beides unmittelbar miteinander verbunden unter dem Aspekt der Ortswahl und des Haus- bzw. Festungsbaus.)
Ich glaube, "Erde, Mensch, Himmel" bezeichnet einfach die 3:
Chinesische Zahlschrift ? Wikipedia (http://de.wikipedia.org/wiki/Chinesische_Zahlen#Zahlensymbolik)
So wie Yin und Yang die 2 bezeichnet.
das Einswerden von Himmel, Erde und Mensch im Übenden.
Ich denke, das meint, der Übende verhält sich gemäß den natürlichen Prinzipien, also sozusagen im Einklang mit dem Tao. Die Begriffe "Erde", "Mensch" und "Himmel" sind also nicht wörtlich zu verstehen, sondern symbolisieren die natürliche Ordnung.
Studiert hab' ich's natürlich nicht.
carstenm
14-10-2013, 11:52
Ich habe ja ein paar von den Aspekten angetippt, die Himmel-Erde-Mensch ganz konkret in meinem persönlichen Üben meint.
Dabei entspricht mein letzter Punkt: "... die Stellung des Menschen in der Welt beschreiben" wohl dem, was du mit "die natürliche Ordnung symbolisieren" meinst.
Ganz konkret kann man unendlich viele Sachen machen. Und alles was man tut, tut man konkret, und es hat konkrete Konsequenzen.
carstenm
14-10-2013, 13:11
Das ist richtig.
Wenn auch unkonkret.
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