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Vollständige Version anzeigen : Projekt "washi": Was funktioniert? Wissenschaftliche Untersuchung mit deiner Hilfe



washi
17-10-2013, 13:34
Liebe Kampfkunst-Community,

das Projekt "washi" (japanisch für Adler) ist eine Art Riesen-Brainstorming. Wie der Adler, der sich mit scharfem Auge von hoch oben im Himmel einen umfassenden Überblick verschafft über das Geschehen am Boden, versucht Projekt "washi" das Feld rund um die Frage zu erschließen:
Was ist denn im tatsächlichen Straßenkampf praktikabel?

Im Rahmen meiner sportwissenschaftlichen Forschung sammle ich Ideen und Meinungen über Anwendbarkeit von anderen Kampfkünstlern mit unterschiedlichen Hintergründen, um das Thema zu erkunden.
Was ist also relevant für realistische Kampfsituationen? Was funktioniert, was nicht, was ist zu riskant, wo gibt es bessere Alternativen, was sind Vor- und Nachteile von beobachteten Techniken, was sind Vor- und Nachteile von alternativen Bewegungslösungen? Wo habt ihr Zweifel, wo wurden Fragen aufgeworfen?

Teilt eure Erfahrung und Meinung mit mir, um Wissenschaft praxisrelevanter zu gestalten.

Als Anregung ein Beispiel:

Kernfrage: Sind Kicks im Straßenkampf sinnvoll?
Nachtile: relativ zu Händen langsam, leicht zu antizipieren, Folge ist Standinstabilität (?).
Vorteile: hohe Power, selbst wenn einfach zu reagieren dennoch schwer abzuwehren ohne Schaden in Kauf zu nehmen (?)

Es geht nicht darum, schon hier Antworten zu finden, sondern Fragen und Aspekte offenzulegen? Ich bitte um Anregungen, Diskussionen, auch Bezug zu Vorrednern, aber es gibt kein "xy hat Unrecht. Es ist besser, dass...". Es gibt kein richtig oder falsch, sondern nur Ideen, Überlegungen, auf die jeder kritische Mensch im täglichen Training stößt.


Über mich und den Sinn des Projekts:
Seit einigen jahren interessiert mich nach diversen Erfahrungen mit anderen Stilen in Trainingssituationen und realen Situationen fast ausschließlich die Anwendbarkeit von Kampfkunst in der realen Ernstsituation. Auf Basis des Brainstormingprojekts "washi" grenze ich die Thematik meiner Arbeit für die nächsten 1,5-2 Jahre ab. Das bedeutet, ihr beeinflusst direkt die Tiefe und Reichweite dieser wissenschaftlichen Arbeit. Es sind weitere Arbeiten geplant. Wenn also der Umfang der gesammelten Ideen es erlaubt, werden die daraus definierten Themen auch spätere Vorhaben prägen.
Das bedeutet eure zusätzlichen Inputs können eine langfristige wissenschaftliche, aber praxisrelevante Planung mitgestalten.

Terao
17-10-2013, 14:26
Ich muss ja bei "washi" eher an handgeschöpftes Papier denken. ;)

Und, ohne jetzt Deinen Entwurf schon im Keim ersticken zu wollen, aber der Begriff "Straßenkampf" ist m.A.n. wissenschaftlich unbrauchbar. Am Versuch, den auch nur grob zu definieren, sind schon x Debatten gescheitert.

Kleines Beispiel: Freitagnacht in einer der typischen Punk-und-Studenten-Kneipen im Friedrichshainer Nordkiez. Ein Bursche Mitte 20, Typ etwas bulligerer Student, ganz offensichtlich recht angetrunken, versucht immer wieder Leute durch Rempeln, Schubsen, Pöbeln zu Handgreiflichkeiten zu provozieren, aber irgendwie hat niemand Lust drauf. Die Sache schaukelt sich langsam hoch, der Typ wird immer aggressiver. Bis einer auf ihn zutritt, ihn packt und blitzschnell mit nem schönen Wurf zu Boden befördert. Nicht zu hart, nicht zu weich. Eher ein physisches Mahnen im Sinne von "Bursche, überschätz Dich nicht. Das kann wehtun". Der Typ, offenbar durch den jähen Sturz leicht ernüchtert, rappelt sich nach und nach auf, pöbelt noch ein wenig (aus sicherem Abstand zum Werfer) und verschwindet dann weiterhin laut pöbelnd in der Nacht.

Für viele hier sicherlich kein "realer Straßenkampf". Aber wirksam, angemessen und effektiv. Die Situation war gelöst, niemand wurde verletzt. Ich war schwer beeindruckt.

Promille Prolet
17-10-2013, 15:07
bei den kicks würde ich als vorteil auch schon mal eine große reichweite anführen, durch die der angreifer erst mal durch muss.

washi
19-10-2013, 14:08
@Terao
Ach, wer braucht schon Namen. Solange wir wissen, worums geht... :)

Das lag an der Qualität der Debatten, nicht an dem Thema. Es gibt keine vorab unbrauchbaren Begriffe und es geht auch nicht darum Straßenkampf zu definieren (das wäre zwar überhaupt kein Problem, allerdings ist es für meine Arbeit ohnehin belanglos). Aber überlass das dann ruhig mir.

Es geht darum, was in realen Situationen aus dem Alltag wirklich noch anwendbar ist und gut funktioniert (wobei gut bedeutet mit möglichst großen Erfolgschancen, möglichst geringem Risiko zu scheitern, möglichst wenig Abhängigkeit von Rahmenbedingungen/Situation, möglichst geringe Anforderungen auf allen Ebenen). Ob das letztlich auf der Straße stattfindet oder in einer Kneipe ist egal, und wie die konkrete Situation aussieht ist auch egal. Es ist beispielsweise nicht sehr praktikabel, wenn Aktionen nur in der geschilderten Situation funktioniert haben, weil bestimmte Rahmenbedingungen geherrschaft haben wie z.B. der Pöbler hat mit Reaktion auf sein Verhalten gerechnet und war vom sofortigen Angriff überrascht / war schon betrunken und hat im Moment gar nicht realisiert, was eigentlich passiert etc.

@Promille Prolet
Danke, wobei je nachdem ob Vor- oder Nachteile von Kicks überwiegen, sagt die Erkenntnis über die Reichweite uns nur, in welcher Distanz man diese Vor-/Nachteile schon oder nicht mehr hat. Aber es ist natürlich auf jedenfall vorteilhaft, wenn man dadurch andere Techniken aus näheren Distanzen umgehen kann. Allerdings ist fraglich, ob es in der Realität möglich ist, Distanzen einzuhalten.

m.l.l.
19-10-2013, 14:36
[...]
Was ist denn im tatsächlichen Straßenkampf praktikabel?

Im Rahmen meiner sportwissenschaftlichen Forschung [...]

Very glaubwürdig. (Farbhervorhebung durch mich.)

Sojobo
19-10-2013, 21:38
Very glaubwürdig. (Farbhervorhebung durch mich.)
Die Sportwissenschaften gehen weit über ein durch Regeln definiertes Sportverständnis hinaus. Welche andere Wissenschaft sollte die physischen Aspekte von Selbstverteidigung (hier jetzt "Straßenkampf" genannt) untersuchen, wenn nicht die Sportwissenschaft?

Zum Thema: Ich weiß ehrlich gesagt nicht so recht, was ich hier schreiben soll. Die Frage ist mir selbst für Brainstorming viel zu offen angelegt. Du hättest sie vielleicht vorstrukturieren können. So ganz allgemein formuliert beschäftigt sich doch jeder zweite Beitrag in diesem Forum mit der Thematik. Wo will man da also ansetzen?

Dein Tritt-Beispiel (und das ist ja schon so eine Art Musterbeispiel) zeigt doch auch schon, dass die Antwort auf fast jede Frage lautet: Kommt drauf an.

Terao
19-10-2013, 22:35
Das lag an der Qualität der Debatten, nicht an dem Thema. Es gibt keine vorab unbrauchbaren Begriffe und es geht auch nicht darum Straßenkampf zu definieren (das wäre zwar überhaupt kein Problem, allerdings ist es für meine Arbeit ohnehin belanglos). Aber überlass das dann ruhig mir.Natürlich überlass ich Dir das. Ist ja Deine Arbeit. ;)

Aber im Ernst, um eine Definition der Reichweite Deiner Thesen wirst Du nicht umhinkommen. Also warum nicht gleich hier. Dann steigt auch die Anzahl der brauchbaren Antworten.


Es ist beispielsweise nicht sehr praktikabel, wenn Aktionen nur in der geschilderten Situation funktioniert haben, weil bestimmte Rahmenbedingungen geherrschaft haben wie z.B. der Pöbler hat mit Reaktion auf sein Verhalten gerechnet und war vom sofortigen Angriff überrascht / war schon betrunken und hat im Moment gar nicht realisiert, was eigentlich passiert etc.Gibt keine Aktion ohne Rahmenbedingungen (bei Auseinandersetzungen vor allem Verhalten und Motivation des Gegenübers). Die haben natürlich immer einen wesentlichen Einfluss darauf, was geht und was nicht. Siehe Beispiel oben.



Welche andere Wissenschaft sollte die physischen Aspekte von Selbstverteidigung (hier jetzt "Straßenkampf" genannt) untersuchen, wenn nicht die Sportwissenschaft?Die Combatologie? :D

Nuada
19-10-2013, 22:55
Coole Idee. Los Leute, lasst mal alle zusammen überlegen, was im realen Straßenkampf funktioniert und was nicht. Hätte man echt früher drauf kommen können.

Pyriander
19-10-2013, 22:56
...

Im Rahmen meiner sportwissenschaftlichen Forschung sammle ich Ideen und Meinungen über Anwendbarkeit von anderen Kampfkünstlern mit unterschiedlichen Hintergründen, um das Thema zu erkunden.
Was ist also relevant für realistische Kampfsituationen? ...

Klingt ja eigentlich nach Plovdiev, aber dann hättest Du wohl keinen japanischen Namen genommen?!

washi
21-10-2013, 02:55
@Sojobo
1. Danke für die Erklärung an m.I.I.. Sportwissenschaft besteht generell aus interdisziplinären Zugängen zu menschlicher Bewegung.
2. Um einzuschränken: Vor allem bewegungsanalytische, biomechanische (Kräfte, Geschwindigkeiten etc) sind hilfreich, aber für langfristige Planung eben eigentlich alles, was einfällt, auch aus anderen Bereichen (Philosophie und Einstellung, Psychologie uvm.)
3. Es ist richtig, dass alles situationsabhängig ist. Aber manche Lösungen sind von weniger Rahmenbedingungen abhängig, funktionieren bei unterschiedlicheren, aber ähnlich wirkenden Situationen oder führen zu leichter korrigierbaren Konsequenzen, wenn Fehler passieren.

@Terao
um eine Definition der Reichweite Deiner Thesen wirst Du nicht umhinkommen. Also warum nicht gleich hier
Danke für den Hinweis. Das ist in der Tat notwendig und wird auch gemacht. Die Definition von Begrifflichkeiten und Thesen ist aber erst notwendig, wenn das Thema besser exploriert ist. Das geschieht also nach dem Brainstorming.

@Pyriander
Klingt ja eigentlich nach Plovdiev
Du meinst die KK-Uni vom Kernspecht in Plovdiv? Nein, keine Sorge. Damit habe ich nichts zu tun.

Superho
12-11-2013, 06:06
Ich kann nur aus meinen persönlichen Erfahrungen erzählen was funktioniert hat.

Die Guard Stellung im Stand oder Semi-Verteidigungsstellung. Man dreht den Körper so, das die Brust nicht zum Gegner gezeigt wird, sondern seitlich.

Vorteil:

-Weniger Angriffsfläche für den Gegner, mehr Deckung.

-Die Hand kann benutzt werden um Faustangriffe umzuleiten/abzuwehren. Icn spreche hier von der offenen Hand.

-hoher Stabilität, niemand kann dich von diese Stellung aus effektiv wegschubsen, sondern er muss dich von der Seite schubsen, um dich zur Fall zu bringen

Nachteil:

-Du kannst nicht beide Hände gleichzeitig für den Angriff verwenden.

Schnueffler
12-11-2013, 06:26
@Terao
Danke für den Hinweis. Das ist in der Tat notwendig und wird auch gemacht. Die Definition von Begrifflichkeiten und Thesen ist aber erst notwendig, wenn das Thema besser exploriert ist. Das geschieht also nach dem Brainstorming.


Wie willst du denn ein Brainstorming zu einem Thema haben, wenn das Thema, hier die Fachbegriffe nicht definiert sind?
Somit wird jeder vollkommen ab des Themas schreiben.

Terao
12-11-2013, 10:12
Ich hab ja den leisen Verdacht, dass unser Threadstarter seine eigene KK gründen will. "Wissenschaftlich" ist ja gerade voll im Trend. Vom Kerni lernen heißt siegen lernen und so. Na, und da fragt man halt einfach im nächsten Forum, lässt sich ein paar Erfolgstechniken nennen, und schwupps! washi-Do ist erfunden. Mit dem Besten aus Abba bis Zappa. In regem Kontakt mit führenden KK-Experten entwickelt. Natürlich für den realen, tatsächlichen Ernststraßenkampf (sic). :p

BuddhaBaer
14-11-2013, 14:32
Ich hab ja den leisen Verdacht, dass unser Threadstarter seine eigene KK gründen will. "Wissenschaftlich" ist ja gerade voll im Trend. Vom Kerni lernen heißt siegen lernen und so. Na, und da fragt man halt einfach im nächsten Forum, lässt sich ein paar Erfolgstechniken nennen, und schwupps! washi-Do ist erfunden. Mit dem Besten aus Abba bis Zappa. In regem Kontakt mit führenden KK-Experten entwickelt. Natürlich für den realen, tatsächlichen Ernststraßenkampf (sic). :p

findet, hier [am vBulletin] fehlt eindeutig der "like"-Button :)

Wobei ich die Grundfrage selbst höchst spannend finde und mich selber eifrig (wenngelich für meinen Geschmack immer viiiiiiiiiiel zu langsam) durch div. Bücher und DVDs und Trainingsgruppen buddel, um genau das rauszufinden: was funktioniert (das werd' ich in letzter Konsequenz natürlich erst dann rausfinden, wenn mir wirklich mal was "passiert" bzw. ich mich in höherkontaktige Formen von Trainingskämpfen vorgearbeitet haben sollte (wobei selbst Vollkontakttraining und -kämpfen m.E. niemals "Ersatz" für ernstliche Lagen in freier Wildbahn sein kann; es schult allerdings andererseits wohl das Funktionieren unter adrenalem Stress und Umgang mit Getroffenwerden, Senken der Schockschwelle/n und so *sinnier*))

Einerseits bin ich da ganz bei Nuada:

Coole Idee. Los Leute, lasst mal alle zusammen überlegen, was im realen Straßenkampf funktioniert und was nicht. Hätte man echt früher drauf kommen können.
man kann sich mit Sicherheit sehr vieles aus den wohlgefüllten Tiefen z.B. dieses Forums ziehen - auf der anderen Seite muss es aber auch kein völlig ablehnenswertes Unterfangen sein, derlei, wie von Washi vorgeschlagen, in einem Sammelthread zusammenzutragen. Oder in einem Sticky-Top-Post in der Realismus-Abteilung des Boards, wie ja in anderen Bereich bereits praktiziert.

Gemein natürlich, wenn am Ende wirklich "nur" eine neue Idee für ein neues Hybrid-System rausgewrungen werden soll. Die Idee eines "universellen Grundwerkzeugkastens" für Einsteiger hingegen find ich z.B. auch höchst reizvoll. (Gab's da nicht auch mal wen, der so was (oder ähnliches) als 24-bzw.-48h-Seminar anbot? Irgendwo hier im Rheinischen sogar?)
Aus dieser Motivation heraus grab ich mich ja auch durch nahezu alles, was mir unterkommt (wenn's nicht schon von ferne nach grobem Unfug riecht (ich sach nur "Yellow Bamboo" etc.).

Als Buch oder DVD hab ich sowas noch nicht wirklich gefunden (vielleicht mal abgesehen von John Wiseman's SAS Self Defense Manual (in Deutsch heisst das wohl grässlicherweise "City Survival") und den frühen MacYoung-Geschichten (ja, ich weiss, der wird kontrovers gesehen); immer "nur" eher systemspezifisch (wie z.B. die m.E. recht guten Krav Maga Kompendien von Darren Levine & Co). Aber das muss ja nicht heissen, dass es das nicht gibt. Das kann ja auch heissen, dass ich blind bin. :)
Kelly McCann's Combative Paket scheint es ja nicht mehr zu geben (und ausserdem hab ich _immer_ noch keinen Player, der NTSC/Region1-DVDs abspielen kann *grumf*)

Ich find's jedenfalls spannend (y) und folge darum auch interessiert den entsprechenden Bereichen hier. :)

Sokolo
14-11-2013, 17:29
Kleines Beispiel: Freitagnacht in einer der typischen Punk-und-Studenten-Kneipen im Friedrichshainer Nordkiez. Ein Bursche Mitte 20, Typ etwas bulligerer Student, ganz offensichtlich recht angetrunken, versucht immer wieder Leute durch Rempeln, Schubsen, Pöbeln zu Handgreiflichkeiten zu provozieren, aber irgendwie hat niemand Lust drauf. Die Sache schaukelt sich langsam hoch, der Typ wird immer aggressiver. Bis einer auf ihn zutritt, ihn packt und blitzschnell mit nem schönen Wurf zu Boden befördert. Nicht zu hart, nicht zu weich. Eher ein physisches Mahnen im Sinne von "Bursche, überschätz Dich nicht. Das kann wehtun". Der Typ, offenbar durch den jähen Sturz leicht ernüchtert, rappelt sich nach und nach auf, pöbelt noch ein wenig (aus sicherem Abstand zum Werfer) und verschwindet dann weiterhin laut pöbelnd in der Nacht.

Das war doch nur ein stummer Schrei nach Liebe. Keiner versteht einen. :(

Superho
18-11-2013, 11:16
Das war doch nur ein stummer Schrei nach Liebe. Keiner versteht einen. :(

Oder einer der:sport069: will;)

Nuada
18-11-2013, 13:32
Um den Thread verstehen zu können, muss man sich mit dem Vorgängerprojekt, "wishi", beschäftigen.

washi
04-12-2013, 15:44
@Superho
Danke für deinen Beitrag. Das ist eine subjektive Einschätzung wie sie wertvoll für mich ist, weil sie auf deiner individuellen Erfahrung basiert und etwas darüber verrät, was dieser Erfahrung nach wichtig sein könnte. Stichworte: Stabilität, Nähe der vorderen Hand zum Angriff, bessere Deckung


Wie willst du denn ein Brainstorming zu einem Thema haben, wenn das Thema, hier die Fachbegriffe nicht definiert sind?
Somit wird jeder vollkommen ab des Themas schreiben.
Ich dachte meine kurze Erklärung reicht aus. Aber ich kann verstehen, dass das nicht jeden zufrieden stellt. Ein bisschen konkreter, aber immer noch kurz: Wenn ein Feld noch nicht überschaubar ist, der Forscher nicht genau weiß, was ihn/sie erwartet oder man weiche Daten wie Erfahrungen, Einschätzungen erfassen will, dann forscht man qualitativ. Das hat oft explorativen Charakter und man verwendet offene Methoden. Im Gegensatz zu geschlossenen Methoden versucht man hier möglichst wenig zu standardisieren, man hat dann auch wenig Definitionen. Sinn der Sache ist, dass man bei der Datenerfassung nicht dem Befragten schon eine Richtung indirekt vorgibt, sondern die Interaktion/Beobachten/Befragung offen gestaltet. Dadurch hat man einen besseren Zugang zu der Sichtweise/Erfahrung etc. des Befragten.
Wen das mehr interessiert, der kann sich über Qualitative Methoden informieren.
In meinem Fall geht es darum, nicht meine Sicht und Meinung schon kund zu tun oder die Antwortmöglichkeiten einzuschränken, sondern Erfahrungen anderer zu erfassen. Damit ich nicht nur von meinem subjektiven Standpunkt aus an die Thematik Anwendbarkeit von Kampfkunst herangehe.

Damit will ich auf folgendes eingehen:

Ich hab ja den leisen Verdacht, dass unser Threadstarter seine eigene KK gründen will. "Wissenschaftlich" ist ja gerade voll im Trend. In nem Forum fragen was funktioniert, diese Sammlung dann als Hybridsystem zu verkaufen und sich auf Experten berufen.. das klingt so hohl und dreist, dass man den Hut ziehen muss vor demjenigen, der auf so eine Idee überhaupt kommt. Aber du hast natürlich Recht, daran hab ich ehrlich gesagt nicht gedacht und weiß jetzt auch nicht, wie ich das Gegenteil belegen kann.
Ich habe geschrieben, dass dieses Brainstorming für weiteres wissenschaftliches Vorgehen unternommen wird. Ich würde gerne darauf verzichten meine gesamten Zwischenergebnisse zu posten, eben um die offene Herangehensweise nicht zu behindern, solange bis kein neuer Input mehr kommt. Allerdings hatte ich vor Themen zu definieren, die sich aus allen Beiträgen herauskristallisiert haben (nicht nur aus diesem Thread), um das Feld in der zweiten Phase einzugrenzen und dort nachzuschärfen.
Über mich als Kampfkünstler (nicht als Wissenschaftler) kann ich nur sagen, dass die Ideensammlung meinen Stil nicht beeinflussen wird, im höchsten Fall werden das Ergebnisse darauffolgender Untersuchungen. Allerdings habe ich mein Hybridkonzept, das meiner Erfahrung nach praktikabel ist. Und da es in den erlebten Situationen seinen Zweck erfüllt hat, gibt es für mich auch keinen Anlass etwas daran zu ändern, hinzuzufügen oder andere Ideen zu klauen.

@BuddhaBaer
Danke für das Hinweisen auf konkretes Material. Diese Sammlung besteht natürlich nicht nur aus meinem eigenen Brainstorming und euren Beiträgen, sondern auch von Quellen aus diversen Trainingsgruppen und Literatur-/DVD-Material etc (wieder zum Thema "offener Zugang ohne Definitionen": Ich durchsuche solches Material um daraus zu kategorisieren, welche Themen den jeweiligen Leuten wichtig sind. Deshalb will ich nicht meine Themen vorab aufzwingen. Das ist der Hintergrund zu offenen Methoden.)

@Nuada
Ich nehms dir mal nicht übel, weil diesen Vorwurf die qualitative Methode öfter ertragen muss. Allerdings gibt es auch hier striktes, standardisiertes Vorgehen. Das würde hier jetzt deutlich zu weit gehen das alles zu erklären. Aber wenn du willst, kannst du einfach selbst recherchieren.

Terao
04-12-2013, 16:15
In nem Forum fragen was funktioniert, diese Sammlung dann als Hybridsystem zu verkaufen und sich auf Experten berufen.. das klingt so hohl und dreist, dass man den Hut ziehen muss vor demjenigen, der auf so eine Idee überhaupt kommt. Aber du hast natürlich Recht, daran hab ich ehrlich gesagt nicht gedacht und weiß jetzt auch nicht, wie ich das Gegenteil belegen kann.Diese Antwort bestärkt mich in meiner Vermutung. Dass jemand, der sich bereits seit längerem mit (ausgerechnet!) den SV-KKs befasst, solche (und noch viel größere) Peinlichkeiten nicht mal als MÖGLICHKEIT auf dem Schirm hat... sorry. Nee, glaub ich nicht.

Und sollte es wirklich stimmen, und Du derart naiv (nicht: neutral!) an die Sache herangehen, wünsch ich viel Glück. Du wirst es brauchen.

Gürteltier
04-12-2013, 16:27
Ich muss ja bei "washi" eher an handgeschöpftes Papier denken. ;)
...
Bis einer auf ihn zutritt, ihn packt und blitzschnell mit nem schönen Wurf zu Boden befördert. Nicht zu hart, nicht zu weich. Eher ein physisches Mahnen im Sinne von "Bursche, überschätz Dich nicht. Das kann wehtun". Der Typ, offenbar durch den jähen Sturz leicht ernüchtert, rappelt sich nach und nach auf, pöbelt noch ein wenig (aus sicherem Abstand zum Werfer) und verschwindet dann weiterhin laut pöbelnd in der Nacht.

Für viele hier sicherlich kein "realer Straßenkampf". Aber wirksam, angemessen und effektiv. Die Situation war gelöst, niemand wurde verletzt. Ich war schwer beeindruckt.

Welcher Wurf war denn das ?

Hätte Tai Otoshi versucht und ist auch beeindruckt :

Das Gürteltier

Terao
04-12-2013, 16:39
Welcher Wurf war denn das ?

Hätte Tai Otoshi versucht und ist auch beeindruckt :

Das GürteltierDu, irgendso ein Hüftwurfding mit Eindrehen. Genau konnt ichs nicht erkennen. Ging aber sehr schnell. War definitiv kein Laie. Und er stand nach dem Wurf wie ne Eins. Nix Bodenkampf.
Tai Otoshi wär aber auch so mein Favorit. Hab den eh immer gemocht, und den kann man notfalls auch ganz gut durchdrücken (und ganz gut dosieren, das fällt ja hier gerne mal unter den Tisch), wenn er nicht so perfekt angesetzt ist.
Generell denk ich ja: Gegen einen Laien, gegen den man nur einen Versuch hat, von dem man nicht weiß, was er kann, und der umgekehrt auch nicht weiß, was man selber kann, nimmt man einfach das, was man am besten kann.


Unserem Threadersteller war das aber wohl nicht "street" genug. Aber selektives Lesen fördert ja bekanntlich die Wissenschaftlichkeit. :D

Necdeus
06-12-2013, 09:03
Ich tip mal auf einen O Goshi, der ja auch leichter wird, wenn der Gegner größer ist.
Aussensichel (O Soto Gari) geht oft auch ganz gut, wenn man den Überraschungseffekt nutzt.

Kniehkigg
12-12-2013, 21:41
Zum Thema, ich glaub nicht an einen Fake. Wenn man sowas vorhätte könnte man sich genauso gut durch die ellenlangen Threads im SV Bereich wühlen und hätte genügend ergiebiges Material ;)

Was auf der Straße funktioniert und was nicht: ist zwar ein Thema mit langem Bart -und ich betreibe selbst kein SV!- aber ich würde sagen: einfache Techniken die leichter reflexhaft werden und Schutzreflexen ähneln als komplizierte Techniken die "gegen den Reflex" eintrainiert werden müssen.
Allgemein glaube ich kann jede KK effektiv sein wenn der/die Trainierende genügend Erfahrung hat und die Techniken wirklich sitzen.

Dann kann man natürlich unterscheiden zwischen speziellem SV Training (zB KM) und KS Training. Mit KM hat man für SV Situationen schon eine ziemlich effektive Methode. Weil KM für SV Situationen jeglicher Art geschaffen wurde. (gibt sicher noch etliche andere effektive SV Systeme, mit denen ich mich aber nicht wirklich auskenne).
Ich würde auch eine Unterscheidung machen zwischen Mann/Frau. Ich glaube Frauen sind meist (in Hinblick auf Selbstverteidigung!) in einem speziellen SV System besser aufgehoben als in einem KS wie Boxen, MT- wenn es um die größtmöglichste Sicherheit in SV Situationen geht.

Als Mann bewerte ich MT (für mich) als das Optimum an Sicherheit in SV Situationen, viel sicherer als vglweise komplizierte Techniken in denen ich erst überlegen/planen muss "auf welchen Fuß steigst du jetzt und wie schlägst du dann zu?".
Ich habe mal Jiu Jitsu ausprobiert und da festgestellt dass das -für mich- teilweise zu kontraintuitiv ist (was auch daran liegt dass man als Heranwachsender schneller lernt- und ich aus dem Alter raus bin :D dementsprechend so die ein oder andere Schwierigkeit hatte).
MT finde ich für mich intuitiv, effektiv und auch hypothetisch in Situationen unter Druck anwendbar. Einen rechte gerade und einen Uppercut hab' ich in solchen Situationen einfach schneller abrufbar als vergleichsweise aufwendigere Bewegungsprozeduren.