Vollständige Version anzeigen : Taijiquan seit wann in Deutschland?
Hallo,
ich bin über ein Buch des WT-Lehrers Dr. Kernspecht auf diese Frage gestoßen.
In dem Buch steht geschrieben, dass im Jahr 1976 Taijiquan in Deutschland noch nicht angekommen war. (Den Zusammenhang möchte ich hier nicht erläutern.)
Nach kurzem suchmaschinen bin ich dann aber darauf gestoßen, dass Hwang Ching Zheng bereits 1975 Kung Fu und Taijiquan Lehrer der Budo Akademie Europa war.
Gab es vor 1975 bereits Taijiquan Lernende/Lehrende?
Danke
Yen Li
"Noch nicht angekommen" benutzt man gelegentlich ja auch, um auszudrücken, dass etwas noch nicht im "Mainstream" angekommen ist. Und damit würden sich die Aussagen nicht mehr widersprechen.
Der Name "Hwang Ching Zheng" begegnet einem immer wieder. Kennt jemand seinen Namen in Schriftzeichen, dass man mal bissle googlen könnte? Hwang klingt nach 黄. Ching? kA. 青? Zheng, manchmal lese ich Seng, manchmal Zeng... Aber das ist hier ja nicht Thema. Wer es weiß, könnte mir ja eine PN schicken oder es kurz erwähnen ohne den Thread hier zu kapern.
T. Stoeppler
01-11-2013, 14:54
Das früheste TJQ, von dem ich mal gehört hatte, war in den späten 60ern hier in Deutschland. Ich weiss aber nicht mehr welche Lineage das war, ich glaube ein Lee-Stil Vertreter. Aber ansonsten kann man schon sagen, dass so in den 70ern das TJQ hier verbreitet wurde, also die Yangs bzw Chu, King-Hung von der ITCCA... der Chen Stil fand später Verbreitung.
Gruss, Thomas
Das früheste TJQ, von dem ich mal gehört hatte, war in den späten 60ern hier in Deutschland. Ich weiss aber nicht mehr welche Lineage das war, ich glaube ein Lee-Stil Vertreter. Aber ansonsten kann man schon sagen, dass so in den 70ern das TJQ hier verbreitet wurde, also die Yangs bzw Chu, King-Hung von der ITCCA... der Chen Stil fand später Verbreitung.
Gruss, Thomas
Lee-Stil - dann könnten es Schüler von Chee Soo gewesen sein?!
Über ihn und seine Schüler habe ich gerade was gefunden.
60er Jahre würde gut zur "Karate-Emma" Zeit von" Mit Schirm, Charme und Melone" passen - wo Chee Soo auch für die Kampfszenen zuständig war.
Danke für den Hinweis.
Liebe Grüße
Yen Li
"Noch nicht angekommen" benutzt man gelegentlich ja auch, um auszudrücken, dass etwas noch nicht im "Mainstream" angekommen ist. Und damit würden sich die Aussagen nicht mehr widersprechen.
[...]
Hallo,
das stimmt natürlich - und ist auch das große Problem bei Dr. Kernspechts Büchern.
Er schreibt (sehr) häufig zweideutig.
Mir ging es aber nicht darum einen Widerspruch zu belegen.
Ich war einfach nur neugierig, da mir 1976 sehr spät vor kam.
Liebe Grüße
Yen Li
Habe mal folgendes gefunden:
"Der Zen-Philosoph Graf Dürckheim gründete die Existential-psychologische Bildungs- und Begegnungsstätte in Todtmoos-Rütte, in der ab 1972 Taijiquan-Seminare u. a. von Wolfgang Höhn und später von Gia Fufeng geleitet wurden." (Barthel 1988, S. 60).
BARTHEL, Helmut u.a.(1988): "Pioniere der Kampfkunst(2) Wolfgang Höhn", Martial Arts - Magazin für Kampfkunst und Philosophie 9, S. 57-76
Gruß
Martin
Die Frage ist ja auch, ob man das überhaupt in Erfahrung bringen könnte, wenn das einfach irgendein Koch im Hinterhof praktiziert hat der dann Schüler hatte, ohne offizielle Schule. Wann kam denn Chen Man Ching nach Europa / Deutschland ?
Habe mal folgendes gefunden:
"Der Zen-Philosoph Graf Dürckheim gründete die Existential-psychologische Bildungs- und Begegnungsstätte in Todtmoos-Rütte, in der ab 1972 Taijiquan-Seminare u. a. von Wolfgang Höhn und später von Gia Fufeng geleitet wurden." (Barthel 1988, S. 60).
BARTHEL, Helmut u.a.(1988): "Pioniere der Kampfkunst(2) Wolfgang Höhn", Martial Arts - Magazin für Kampfkunst und Philosophie 9, S. 57-76
Gruß
Martin
Danke für die Info.
So bin ich dann auf den Wikipedia-Artikel von Frieder Anders gestoßen. Er praktiziert seit 1973 Taijiquan.
Schönes Wochenende
Yen Li
T. Stoeppler
02-11-2013, 10:27
Lee-Stil - dann könnten es Schüler von Chee Soo gewesen sein?!
Über ihn und seine Schüler habe ich gerade was gefunden.
60er Jahre würde gut zur "Karate-Emma" Zeit von" Mit Schirm, Charme und Melone" passen - wo Chee Soo auch für die Kampfszenen zuständig war.
Das könnte passen. In England waren die Lees ja schon sehr früh.
Gruss, Thomas
Moin zusammen,
also ich bin auch einer von den Lee-Stil Vertretern, aber was ich so gehört habe, ist die erste Schule dieses Stils in Deutschland wohl durch Rolf Weber aus Frankfurt Anfang der 80er nach Frankfurt a.M. gekommen. Gelernt hat er es glaube ich in den 70ern in England bei Chee Soo.
Aber wer weíß, vielleicht gab es ja schon früher einige Leute aus Deutschland die es auch dort gelernt und mit hier her gebracht haben.
Zumindest weiß ich durch meinen Lehrer Howard Gibbon aus England, dass der Stil dort in den 60er bereits existierte.
Aber wichtig ist das ja nicht wirklich, wer wann wo... ;)
Grüße
Pilger
Da Du mich mit dem Lee Stil angesteckt hast, musst Du das nun auch aushalten :p
1974 kam Chee Soo auf Einladung des Frankfurter Rings zum ersten Mal nach Deutschland.
1979 gab Rolf Weber für ca. 7 Jahre an der Frankfurter Universität Unterricht.
ab 1982 hatte Rolf Weber och eine eigene Schule, die auch heute noch besteht.
Das Lee Tai Chi dürfte das erste in Europa gewesen sein (ab 1934 durch Lee Kam Chan), doch das sind alles nur Zahlen, üben ist wichtiger.
Noch zu Frieder Anders:
Ab 1973 Yang Stil nach Cheng Man-ch'ing
ab 1979 Yang Stil nach Chu King-Hung
Ein solcher Thread wegen KRK *kopfschüttel* Sachen gibts.
Hier ein altes Interview mit Frieder Anders (http://web.archive.org/web/20041014003917/http://www.taichichuan.ch/Anders.htm), auch über die "wilden Siebziger". ;)
[...]
Ein solcher Thread wegen KRK *kopfschüttel* Sachen gibts.
:o Tschuldigung
Wenn ich bei KRK eine Jahreszahl lese, fange ich automatisch an neugierig zu werden. Ich will ja nicht unbedingt beweisen, dass er falsch liegt - aber oft liegt er daneben. Man könnte natürlich sagen, dass nach ca. 40 Jahren die Erinnerung einen manchmal täuscht. (Habe ich mir sagen lassen. Bin ja noch nicht so alt.) Aber, KRK hat auch schon in den 70er und 80er Jahren manchmal daneben gelegen.
Gruß
Yen Li
PS: War aber doch trotzdem interessant, oder?:)
KlingonJake
07-11-2013, 01:18
Mein Lehrer Hong Thay Lee kam 1973 nach Berlin und unterrichtete dort Kung Fu und sehr wahrscheinlich auch Tai Chi...deswegen halte ich 1976 fuer doch recht s[aet...das mag vlt. fuer -damals - den Westen der Republik gelten, in West-Berlin gab's das schon ab 1973...
Nanabozho
15-02-2015, 17:30
...
Ein solcher Thread wegen KRK *kopfschüttel* Sachen gibts.
Ich finde solche Geschichtsthemen sehr interessant.
Leider können nur die ganz alten aus der ganz alten Zeit berichten.;)
Die sind aber nicht so oft in Internetforen zu finden. :(
Dass es wegen K. R. Kernspecht einen solchen Thread gibt, ist doch auch interessant. Besonders, weil der Spiegel 1974 schon den Begriff "chinesisches Schattenboxen" benutzte.
Die Aussage im Kernspecht Buch "Die Essenz des WingTsun!" soll ja auch nur den peinlichen Umstand erklären, dass 1976, nach der großen Vorführung von Leung Ting (und Schüler) im Audimax der Uni Kiel, kein einziger(!) neuer Schüler dem Verein von Kernspecht neu beitrat.
Ich glaube schon, dass Taijiquan 1976 in Deutschland schon "angekommen" war und wer ein ehrliches Interesse hatte es zu lernen, dies auch konnte.
Der Falken Verlag hat bereits 1975 das Tegner Buch Kung Fu und Tai Chi übersetzt und herausgegeben.
Hat jemand inzwischen aktuellere Daten/Informationen?
Vielleicht eine alte Zeitung oder einen Groschenroman mit Werbung vor 1972 entdeckt?
Für den Yang-Stil kann man ja sagen, daß Yang Chengfu (gest. 1936) seine Form wohl so zwischen 1910 und 1920 entwickelt und anschließend (bis 1936) in China verbreitet hat. In den 1960er-Jahren brachte Cheng Manching dann den Yang-Stil in den Westen, in erster Linie nach Amerika.
1973 kam dann Frieder Anders. Das waren wohl so die Anfänge in Deutschland. Hier (http://web.archive.org/web/20031211002012/http://www.taichichuan.ch/Anders.htm) ein altes Interview mit ihm.
In den 1960ern/1970ern wütete die Kulturrevolution in China. Wer sich in dieser Zeit in Westdeutschland mit chinesischen Lehren beschäftigte, wurde auch leicht für einen Freund von "Chairman Mao" gehalten. In einigen Fällen traf das sicherlich auch zu (obwohl Mao selbst die alten Kampfkünste in China ja verboten hatte).
Vor der Öffnung Chinas durch die Globalisierung waren die japanischen Kampfkünste (Judo, Aikido, Karate) in Westdeutschland als Hobby erheblich populärer, da man ja auch sonst vieles aus Japan bekam, wie insbesondere Elektronik (Sony, Toshiba, Yamaha) und Autos (Toyota, Nissan).
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