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Vollständige Version anzeigen : IMA und klassisches Yoga - Symbiose oder Widerspruch?



pilger
26-11-2013, 12:51
Hallo zusammen,

das Thema interessiert mich momentan deshalb, weil ich vor einigen Monate angefangen habe, ein wenig Yoga zusätzlich in meine tägliche Praxis des Taiji und Qigong hinein zu nehmen.

Inspiriert durch meine Freundin, die Yogalehrerin ist, begann ich vor ein paar Monaten, mich für das Thema Yoga zu interessieren und ab und an einen Yoga-Workshop mit ihr zu besuchen. Seit kurzer Zeit halte ich es so an, ein paar der Übungen regelmäßig zusätzlich zum Taiji und Qigong zu machen.

So wie ich das derzeit mit meinem absolut laienhaften Wissen begreifen kann, dehne ich den Körper beim Yoga auf eine etwas andere Weise als in den Daoyin-Übungen. Auch die Haltung ist nicht unbedingt gleich. Stehen "wir" in den IMA ja eher mit leicht eingezogener Brust und entsprechend gesunkenen Schultern usw, so steht man in vielen Übungen des Yoga, zumindest wie ich es bisher verstehe, eher mit mehr Spannung in entsprechenden Bereichen. Natürlich auch keine Verspannung, aber deutlich merh Spannung als ich es bisher kannte.

Und was soll ich sagen, ich habe das Gefühl, dass der Zusatz dieser Übungen meinem Körper sehr gut tut.
Einige der körperlichen "Phänomene", die man manchmal so spürt, sei es die Hitze in den Gliedmaßen, das Kribbeln usw, haben sich seit Beginn der Yogapraxis sehr verstärkt. Es blubbert und zuckt (auf angenehme Weise)plötzlich an Stellen, wo es das vorher nicht tat oder nicht in dem Maße
.
Insgesamt habe ich das Gefühl, dass das Yoga meinem Körper sehr gut tut und ich habe so eine leise Ahnung, dass es die Kraft, die es für die IMA benötigt, etwas verstärkt. Klar, ist jetzt am Anfang der Yoga-Praxis noch schwer zu sagen, aber ich kenne meinen Körper sehr gut und kann schon immer sehr gut in ihn hinein hören.

Mich würde interessieren, wer von euch auch Erfahrungen mit Yoga, gerade in Bezug auf die IMA, hat und welche Erfahrungen ihr gemacht habt.

Eher eine schöne Symbiose oder eher kontraproduktiv?

Viele Grüße
Pilger

Klaus
26-11-2013, 14:05
Wenn es wirkt, ist es ok. Wann genau das kontraproduktiv wird, ist schwierig allgemein zu beschreiben.

T. Stoeppler
26-11-2013, 14:18
Je nach Yoga-System gibts da durchaus Schnittmengen und wenn man durch IMA-Übungen bestimmte Haltungs und Bewegungsmuster (innere wie äussere) eingeschliffen hat, tut da ein bischen neuer Input ganz gut. Da können durchaus auch funktional bedingte Blockaden gelöst werden.

Andersrum würde ich meinen, dass ein langjähriger Yoga-Praktiker das gleiche über die IMA bzw Qi Gong Systeme sagen könnte.

Gruss, Thomas

pilger
26-11-2013, 14:48
@Klaus
Jo, stimmt, allgemein was dazu zu sagen ist schwer. Spielen viele Komponenten ne Rolle. Daher ja auch die Frage, ob ihr evtl Erfahrungen in dem Bereich habt. Hast du? Wie war es bei dir?

@Thomas
Ja genau, so habe ich tatsächlich den Eindruck, dass da einiges zusätzlich gelöst wird.
Allerdings merke ich auch, bereits jetzt, dass ich nicht täglich ne Stunde Yoga machen sollte, denn dann wird es gefühlt eher ins Gegenteil umschlagen und bestimmte positive Attribute, die sich in den letzten Jahren durch mein Taijitraining gezeigt haben, eher wieder eindämmen. Denke die Dosis macht´s.

In der Tat, andersrum könnte das auch interessant sein. Meine Freundin möchte sich durch mich bald die acht Brokate zeigen lassen. Mal sehen, was sie sagt...

Grüße
Pilger

Klaus
26-11-2013, 15:10
Nur damit, "fremde" Übungen zu machen. Da kann durchaus schon passieren, dass irgendwas stimuliert wird, und Wärme oder so kommt. Sachen nicht zu machen entscheide ich von Fall zu Fall, habe aber schon vorher gewisse Überlegungen, was schlecht passen würde.

Eistee
26-11-2013, 23:39
Vielleicht ist es ein bißchen, wie wenn man zusätzlich eine andere KK macht oder oft die KK wechselt. Man liest, es sei besser, das für sich Richtige zu finden und das dann weiter zu vertiefen.
Ich persönlich mag auch nicht so gern, wenn Heilpraktiker chinesische, indianische, japanische, indische und europäisch mittelalterliche Praktiken zusammenwürfeln und daraus ihre Praxis irgendwie zusammensetzen. Oder wenn Mediziner und Krankenkassen von "Alternativen Heilmethoden" sprechen und dabei ebenfalls einfach alles in einen Topf werfen.
Es erscheint mir sehr viel seriöser, wenn ein Heilpraktiker z.B. versucht, ein guter TCM-Arzt zu werden und deshalb nur Methoden aus diesem System anbietet.
So sehe ich das auch mit der spirituellen Seite. Man sollte nicht Hinduismus und Taoismus mischen.
Auch der Dalai Lama empfiehlt Europäern, die sich für den tibetischen Buddhismus, bzw. für dessen Meditationspraktiken interessieren, aber insbesondere die Lehre der Wiedergeburt nicht annehmen können, lieber nicht halbherzig zum Buddhismus zu konvertieren, sondern dann lieber beim Christentum zu bleiben.
Wenn Du Yoga und Tai Chi/Qigong als reine Gymnastik ansiehst, mag es angehen, es teilweise zu mischen, aber für den geistigen Weg würde ich es für nicht so gut halten. Meine Meinung ...
Theoretisch soll man ja auch einen Meister (nach chinesischer Lehre), bzw. einen Guru (nach indischer Lehre) haben. Die beiden würden sich dann ja wahrscheinlich auch nicht so gut verstehen. :D

Klaus
27-11-2013, 10:29
Selbst wenn man nur "beim Taoismus bleibt", hätte man schon ein Potpourri an extrem verschiedenen Ansätzen. Ausserdem kann man Yoga-Übungen machen ohne Gedanken an Hinduismus zu entwickeln. So ähnliche Übungen gab es ja auch in chinesischen Kreisen.

pilger
27-11-2013, 15:16
...So sehe ich das auch mit der spirituellen Seite. Man sollte nicht Hinduismus und Taoismus mischen.
Auch der Dalai Lama empfiehlt Europäern, die sich für den tibetischen Buddhismus, bzw. für dessen Meditationspraktiken interessieren, aber insbesondere die Lehre der Wiedergeburt nicht annehmen können, lieber nicht halbherzig zum Buddhismus zu konvertieren, sondern dann lieber beim Christentum zu bleiben.
Wenn Du Yoga und Tai Chi/Qigong als reine Gymnastik ansiehst, mag es angehen, es teilweise zu mischen, aber für den geistigen Weg würde ich es für nicht so gut halten. Meine Meinung ...
Theoretisch soll man ja auch einen Meister (nach chinesischer Lehre), bzw. einen Guru (nach indischer Lehre) haben. Die beiden würden sich dann ja wahrscheinlich auch nicht so gut verstehen. :D

Hallo Eistee,

also ich bin kein Freund von sogenannten "...ismen" und mache das, wovon ich merke, dass es mir gut tut. Wenn ich merke, dass etwas nicht passt, lasse ich es wieder weg. (Und genau das wollte ich ja hier andiskutieren...wer von euch ERFAHRUNGEN damit hat, ganz konkret. Ob euch die Übungen gut taten)
Natürlich mische ich nicht völligkunterbunt, sondern kniee mich eher tief in Dinge, die ich beginne. Aber trotzdem ich seit Jahren Taichi und Qigong praktiziere, mache ich nebenbei auch etwas Krafttraining und gehe liebend gerne mal joggen oder ins Fitnesstraining. Passt alles wunderbar zusammen.
Und wenn ich merke, dass manche Yoga-Übungen auch mit in mein persönliches Wohlfühlpaket mit hineinpassen, dann mache ich es :)

Und was den philosophischen Überbau angeht, kann das ja jeder sehen wie er will. Man braucht aber definitiv nicht "Taoist" (was immer das ist) sein, um Tai Chi Chuan zu praktizieren, wenn auch ich der Lehre von Yin und Yang durchaus viel abgewinnen kann.
Andererseits habe ich auch schon das Ein oder Andere über die Philosophie des Yoga gelesen und weiß natürlich, dass sich dies nicht auf körperliche Asanas beschränkt. Trotzdem braucht man auch hier nicht der Philosophie folgen, um die Übungen zu praktizieren. Aber auch in dieser Philosophie finde ich im Übrigen sehr interessante Aspekte. Und auch Gemeinsamkeiten!!

Für mich gibt es im Prinzip drei Aspekte in den Künsten, sowohl im Tai Chi Chuan/Qigong als auch im Yoga (wie gesagt, meine Freundin ist Yogalehrerin mit viel Basiswissen, habe mich schon oft mit ihr diesbezüglich unterhalten)

Ich nenne die Aspekte mal ganz grob so:

1. Die körperliche (äußere) Ebene
2. Die körperlich-geistige (innere-energetische) Ebene
3. Die Philopsophische (religiöse) Ebene

Wer möchte, macht nur Ebene 1. Wer tiefer gehen will, begibt sich auf Ebene 2.
Und man kann durchaus auf den Ebenen 1 und 2 in die Tiefe vordringen, ohne mit Ebene 3 etwas am Hut zu haben! Aber wer dennoch möchte, beschäftigt sich mit Ebene 3.

Von daher kann ich wirklich nicht nachvollziehen, wieso unterschiedliche philosophische Konzepte es nicht erlauben sollten, verschiedene Künste zu üben.
Außerdem, sieh dir mal den Buddhismus und Taoismus an und schaue dir dann Chan bzw Zen an... im Prinzip ein Stück weit Mischung aus beidem...

Nach meinem Empfinden ist es sinnvoller, zu schauen, was Dinge gemeinsam haben als sie zu trennen.
Durch Trennung entstand schon immer (innerer) Unfrieden, durch Zusammenführen (innerern) Frieden.
Also sehe ich lieber, was ich für mich an Vorteilen aus verschiedenen Künsten ziehen kann und nicht, warum ich es trennen und das eine nicht mit dem anderen kombinieren sollte.

Viele Grüße
Pilger

pilger
27-11-2013, 15:16
Selbst wenn man nur "beim Taoismus bleibt", hätte man schon ein Potpourri an extrem verschiedenen Ansätzen. Ausserdem kann man Yoga-Übungen machen ohne Gedanken an Hinduismus zu entwickeln. So ähnliche Übungen gab es ja auch in chinesischen Kreisen.

Yep!

Jadetiger
27-11-2013, 16:19
Ohne die anderen Antworten vollständig gelesen zu haben:

Aus eigener Erfahrung finde ich, dass Yoga eine prima Ergänzung zu den IMA darstellen kann.

Im Grunde geht es im Yoga (wenn man mal die feinstofflichen Aspekte außen vor lässt) um Struktur und Muskelkontrolle. Es sollen alle Muskeln entspannt werden, die für die derzeitige Bewegung/Haltung nicht nötig sind. Zudem wird die allgemeine "Body Awareness" geschult. Genau das sind auch Grundprinzipien der IMA.
Man muss sich natürlich jederzeit darüber im klaren sein, dass die Bewegungen/Haltungen im Yoga nicht unter einem Kampfaspekt entwickelt wurden, weswegen Yoga weniger Kompromisse eingehen muss als die IMA.
Ein Beispiel:
Die Hände hinter den Rücken zu nehmen ist eine tolle Dehnübung und unterstützt das freie Atmen. Leider ist es im Kampf aus hoffentlich offensichtlichen Gründen kontraproduktiv :D

Zu Yoga vs. Qigong: Zwischen der inneren Alchemie des Yoga und des buddhistischen Qigong herrschen soviele Ähnlichkeiten, dass ich inzwischen der Meinung bin, dass diese Lehren schlicht aus Indien nach China importiert wurden (siehe dazu auch die Boddhidharma-Shaolin-Legende bzw. die Entstehungslegende der Yi Jin Jing)

Klaus
27-11-2013, 19:00
Glaube ich nicht, da schamanistische Traditionen inklusive mancher Übungen viel älter sind, die entsprechenden Volksgruppen nicht über den indischen Raum eingewandert sind sondern aus den mongolischen und weiter nordwestlichen Steppen kamen (deren schamanistische Tradition fand sich noch bei den Indianern wieder, und die sind 12.000 BC migriert), und ich z.B. im Yoga noch keine typischen IMA-Standübungen (entstanden aus dem Stehen im Wind) oder langsame Bewegungsübungen gesehen habe. Gewisse Ähnlichkeiten ergeben sich daraus, dass wir nunmal das gleiche Tier sind. Türkische Sufis machen auch Bagua. ;) Natürlich können indische und tibetische Mönche die eine oder andere Übung mitgebracht haben, die sich über Shaolin erhalten hat. Dafür waren manche Praktiken aus der Urzeit des Taoismus aber zu früh dran.

Alfons Heck
27-11-2013, 19:23
Hallo pilger,

weil ich vor einigen Monate angefangen habe, ein wenig Yoga zusätzlich in meine tägliche Praxis des Taiji und Qigong hinein zu nehmen.
was meinst du damit konkret? Welches Yoga und welche Übungen daraus?


Gruß
Alfons.

pilger
28-11-2013, 09:19
Hallo Jadetiger,

danke für deine Antwort. Endlich mal eine konkrete persönliche Erfahrung :)
Ähnlich wie dir geht es mir auch. Merke immer mehr, dass einige Asana mir wirklich gut tun.

Und zur Verwandtschaft der beiden Systeme...klar besteht die, aber ich denke nicht, dass da etwas 1:1 übernommen wurde sondern, man Dinge ergänzt hat. Da gehe ich eher mit der Ansicht von Klaus.

Hallo Alfons,

ich rede von verschiedenen Asana aus dem Hatha-Yoga.

Z.B. merke ich, dass mir die Aneinanderreihung von den Asana, die den sogenannten Sonnengruß ergeben, sehr gut tut.

Aber auch z.B. die Krähe, oder der Handstand, bei der man das Körpergewicht komplett auf den Händen hat, ist prima für die Entwicklung meiner Kraft. Und einige Asana, in denen ein Twist im Bereich der Wirbelsäule vorkommt, eignen sich scheinbar gut, um mich in dem Bereich flexibler zu machen.

Viele Grüße
Pilger

Eistee
28-11-2013, 11:17
Für mich ist es vor allem auch eine Zeitfrage. Taiji/Qigong ist in der Hinsicht ja schon allein ziemlich anspruchsvoll. Wenn man daneben immer noch Zeit findet, zusätzlich auch noch Yoga zu machen, klar, dann kann es auch gut sein. Ganz interessant z.B. die NZZ-Doku (http://www.youtube.com/watch?v=4N87rbaV23Q). Parallel ist danach z.B., daß man es offenbar auf sehr verschiedenen Niveaus machen kann. Das hatten wir bzgl. Tai Chi ja gerade im anderen Thema diskutiert ("Michelangelo" einerseits, "Malen nach Zahlen" andererseits).
Mir ist der Weg des Yogi ehrlich gesagt ein bißchen unheimlich. Vegetarische Ernährung (vegan?), angebliche Gewaltlosigkeit, radikales Meditieren und Askese. An Bhagwan muß man denken. Im Grunde wahrscheinlich kein schlechter Guru. Aber man weiß ja, wie sich das Ganze schließlich entwickelt hat. Jemand meinte mal, wahrscheinlich könnten wir Europäer (im Gegensatz zu den Indern selbst) mit den indischen Lehren letztlich einfach nicht umgehen.
Dagegen gefällt mir bei den Chinesen, daß sie (wie ich) nicht gern am Boden üben. Und daß sie gern essen (und der Askese damit eine Absage erteilen):

Konfuzius sprach: "Ich habe einmal einen Tag lang nicht gegessen und eine Nacht lang nicht geschlafen, um nachzudenken. Das hat nicht geholfen - besser ist es, stattdessen zu lernen."
;) Aber das ist natürlich nur meine Meinung. Andere mögen das anders sehen.

(P.S.: Bald haben wir sowieso "Bundesyoga (http://www.youtube.com/watch?v=zl0Aif98R5o)" (ruhig mal angucken, auch wenn's vielleicht schwerfällt). Aber das ist politisches Kabarett.)

aplundnei
28-11-2013, 13:23
Ich bin zwar großer Fan von Yoga und betreibe Ashtanga Yoga seit 3 Jahren täglich, aber die ganzen Geschichten von jahrhunderte oder sogar jahrtausende alter Tradition sind nichts anderes als Geschichten. Gibts ja in der Kampfkunst-Welt mehr als genug so. Das körperbetonte Hatha Yoga geht eindeutig auf Tirumalai Krishnamacharya zurück und obwohl in einigen alten Schriften Methoden zur Körperertüchtigung erwähnt werden und man theoretisch sagen könnte, dass er nur eine ältere Tradition wiederbelebt hat, darf man nicht aus den Augen verlieren, dass es zumindest direkt von Krishnamacharya Yoga in der heute bekannten Form nicht gab. Es gibt eine Doku mit und über Iyengar (ich glaub nicht Leap of Faith) in der er beschreibt in welchem Umfeld er von Krishnamacharya gelernt hat. Zu dieser Zeit galten sie wie Tänzer, Akrobaten und Musiker als nicht besonders gesellschaftsfähig. Erst durch den erstarkenden Hindu-Nationalismus, Förderung von offizieller Seite und Bestrebungen Yoga als Schulsport zu etablieren wurde Yoga in Indien und später auch in der restlichen Welt bekannt.

Wie gesagt finde ich Yoga echt klasse, aber das mit der uraaaaaalten Tradition brauch ich echt nicht. Gibt ja auch coole westliche Körperschulen, die auf 1 begabte Person zurück gehen.

Jadetiger
28-11-2013, 13:27
Hi Klaus,
auch wenn weder Qigong noch die Verwandschaft zwischen IMA und Qigong der Hauptpunkt meines Post waren, gehe ich kurz darauf ein
Glaube ich nicht, da schamanistische Traditionen inklusive mancher Übungen viel älter sind, die entsprechenden Volksgruppen nicht über den indischen Raum eingewandert sind sondern aus den mongolischen und weiter nordwestlichen Steppen kamen (deren schamanistische Tradition fand sich noch bei den Indianern wieder, und die sind 12.000 BC migriert) Alles völlig korrekt, deswegen bezog ich mich in meinem Post auch explizit auf buddhistische Qigong-Traditionen. Dass der Buddhismus von Indien nach China kam, bestreitet ja wohl kaum jemand.

und ich z.B. im Yoga noch keine typischen IMA-Standübungen (entstanden aus dem Stehen im Wind) oder langsame Bewegungsübungen gesehen habe.Das entspricht ganz klar NICHT meinen Erfahrungen:
Hol dir mal jemanden, der Iyengar-Yoga macht (das sind die Spezialisten für statische Haltungen) und jemanden der Yiquan macht (das sind die Spezialisten für Zhan Zhuang). Dann unterhalte dich mit denen mal über Tadasana (Berghaltung), über Vrikshasana (Baumhaltung) und über Pranayama (energielenkende Atemtechniken).

Klaus
28-11-2013, 15:45
Gut, ich kenne nicht "alle" Yoga-Schulen, aber glaube mir eins - was heute "modern" bei Yiquan oder wem auch immer gemacht wird, beinhaltet nicht mal einen grossen Teil dessen was es da mal gegeben hat. Das immer jeweils auf ein anderes Yoga das passt abbilden zu wollen, als hätte es das als EIN Yoga schon vor 2000 Jahren gegeben, um eine Herkunft herzuleiten, möchte ich gar nicht erst diskutieren.

Wenn man auf irgendein Qigong-Unterset geht, und findet Parallelen zwischen diesem und Yoga-Praktiken von vor 1300 Jahren, bin ich nicht feindlich gesonnen hier die Herkunft in einem Austausch zwischen Shaolin und Indien damals im 8. Jahrhundert zu überlegen. Aber ein bischen Shaolin-Qigong ist nicht "Qigong".

Klaus
28-11-2013, 16:02
Sowas hier hat nicht mal Ähnlichkeit mit den Übungen die ich meine (diese Übungen, übrigens mal bei einer Stern-Doku vor über 25 Jahren vom damaligen Abt aus Shaolin gezeigt, habe ich im Yoga noch nie gesehen):
http://www.bksiyengar.com/images/Guruji/arm-bal-TKM.jpg

Während das hier durchaus quasi Yoga "ist", ein Austausch ist äusserst wahrscheinlich:
http://articles.brunolazzari.com/images/daoyin1.JPGhttp://www.shme.com/kungfu/kungfu01.gif

Alfons Heck
28-11-2013, 16:25
Hall pilger,

ich rede von verschiedenen Asana aus dem Hatha-Yoga.

Z.B. merke ich, dass mir die Aneinanderreihung von den Asana, die den sogenannten Sonnengruß ergeben, sehr gut tut.
interessant. Ich mache Surya Namaskara B aus dem Ashtanga Yoga jeden Werktag morgen nach dem Aufstehen. Arbeite immer noch an der Ausführung. Finde es eine gute Methode fit in den Tag zu starten.


Gruß
Alfons.

Gast
28-11-2013, 19:33
Hy Jadetiger

Bei der Begrifflichkeit "buddhistisches Qi-Gong" bin ich immer etwas skeptisch. Welche Tradition meinst du da genau? Die einzigen beiden Qi-Gong-System die mir da mit Bezug auf China einfallen, wären Falun-Gong und Chanmi-Gong. Bei beiden würde ich mit Blick auf ihr junges Alter aber nicht wirklich von Tradition sprechen.
Die indischen prana und nadi-Vorstellungen finde ich dagegen zu großen Teilen ähnlich mit Konzeptionen des tibetische Vajrayana, wie sie z.B. in den sechs Yogas des Naropa und dazugehörigen Übungen vorkommen. Mit der Vasenatmung hätte man sogar ein "echtes" pranayama. Allerdings ist die Zielrichtung wie ich finde letztlich doch eine ganz andere. Das ist meiner Ansicht nach auch der Grund, warum Qigong/Yangsheng und Buddhismus insgesamt kaum gemeinsame Übungen hervorgebracht haben (und die legendären Bodhidharma Übungen wie das Knochenmark waschen werden in der Sinologie ja mittlerweile auch als eher dem 16ten Jahrhundert entstammend angesehen), weil der Buddhismus einfach viel zentraler auf den Geist ausgerichtet ist, und der Körper zwar gesund sein soll, aber letztlich doch nur Vehikel für den Geist ist.
Inwieweit die Yantra-Yoga-Tradition in Tibet authentisch ist, habe ich noch keine klare Sicht; da habe ich noch zuwenig Material gefunden (außer dem Buch von Namkhai Norbu (http://www.amazon.de/Yantra-Yoga-Tibetan-Of-Movement/dp/1559393084/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1385667018&sr=8-1&keywords=yantra+yoga) kenne ich da eigentlich keins, was ausführlicher darauf eingeht).
Hier gibt es noch ein neues Buch (http://www.amazon.de/Urspr%C3%BCnge-Tradition-chinesischer-Leibmeisterung-q%C3%ACgong/dp/3897333171/ref=sr_1_3?s=books&ie=UTF8&qid=1385667103&sr=1-3&keywords=emei), was vielleicht neues Licht auf obige Fragen wirf; ich habe es aber noch nicht gelesen.

Grüße,
Julian

gasts
28-11-2013, 20:24
die legendären Bodhidharma Übungen wie das Knochenmark waschen werden in der Sinologie ja mittlerweile auch als eher dem 16ten Jahrhundert entstammend angesehen

viel älter ist der Hatha Yoga eventuell auch nicht:

Yoga Body - The The Origins of modern Posture Practice | Media | Bücher | Rezensionen | yogaservice.de | (http://www.yogaservice.de/inhalt/yoga-body-mark-singleton-20120811)



Die ersten Texte des Hatha-Yoga, der Yoga der Körperübungen, entstanden im Hochmittelalter und beginnende Neuzeit: Goraksa Shataka, Shiva Samhita (15. Jhd), Hatha Yoga Pradipika (15./16. Jhd.), Hatha Ratnavali (17. Jhd.), Gheranda Samhita (17./18. Jhd.) und Joga Pradipika (18. Jhd). Ihr Fokus liegt auf der Kontrolle der Lebensenergie, Prana. Sie nennen wohl Asanas, heben aber noch mehr auf Pranayama, Reinigung und Versenkung ab.

Talisker
29-11-2013, 06:31
Mich würde interessieren, wer von euch auch Erfahrungen mit Yoga, gerade in Bezug auf die IMA, hat und welche Erfahrungen ihr gemacht habt.

Eher eine schöne Symbiose oder eher kontraproduktiv?
Gerade das Ashtanga Yoga bzw. das daraus entstandene Vinyasa oder Power Yoga kann ich nur empfehlen. Nach jeder Übungseinheit fühle ich mich echt so richtig präsent in jeder einzelnen Körperzelle, was ein sehr schönes Gefühl ist. Mein ganzer Körper fühlt sich dann so leicht an, was sich auch auf meine Stimmung auswirkt.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass Ashtanga/Vinyasa Yoga kontraproduktiv zu den IMA ist - zumindest nicht auf meinem Niveau.

Jedenfalls würde ich Ashtanga Yoga auch dann weiterhin regelmäßig machen, wenn es für die IMAs nichts bringen würde. Aber ich ordne dem Taiji und Qigong auch nicht alle anderen Körper- und Energieübungen unter. Ich bin gerade am Probieren, was mir gut tut. So interessiere ich mich zur Zeit z.B. für das Lu Jong (tibetisches Yoga) und Tsa Lung. Ich habe aber auch meine Favoriten zu denen ich immer wieder zurückkehre und das sind einige Qigongübungen (ZZ, Wudang Qigong) und eben das Ashtanga Yoga, welches ja eigentlich ein komplexer und langsamer Sonnengruß ist.

Günther
01-12-2013, 08:45
Genauso wie Yoga nicht auf die Asanas beschränkt werden sollte, sollte IMA/Qigong das auch nicht.

Wenn man bei beiden Wegen die Unterschiede sucht, wird man sie zweiflesfrei finden können. Wenn man die Gemeinsamkeiten sucht, wird man das ebenfalls.
Ausgehend von einem gemeinsamen Körper entwickelten sich eben auch viele "ähnliche" Wege.
Ob ich mein Dantien Hara nenne oder umgekehrt spielt für den einen mehr, für den anderern weniger eine Rolle.
Ob ich Atemübungen und Kontrolle der Lebensenergie im kleinen/großen himmlischen Kreislauf kultiviere oder das ganze Pranayama nenne, da oder dort mich mit Meditation (aktiv wie passiv) und Askese (Selbstschulung - nicht Verzicht auf alles!) befasse oder das ganze an Tschung Yung (Maß & Mitte) anlehne - ich kann im einen wie auch im anderen zu "mir" und zum "göttlichen" finden.
Wie gesagt - wer trennen will, wird sehr viele Beispiele dafür finden, wer das gemeinsame sucht ebenso.
"Stile" sind nicht wichtig - der Weg ist es, den man beschreitet.

Und zur "praktischen Erfahrung":
Ich übe mich regelmäßig sowohl im Prasara Yoga, als auch in ZZ, Seidenfäden, Baduanjin usw.
Atmung, Energie, Bewußtsein, Geist - sowohl in dem einem, als auch im anderen Weg essentielle Bestandteile - die Bewegung dazu ist (mM) nicht sooo wichtig und nur Mittel zum Zweck.

pilger
02-12-2013, 08:54
Hall pilger,

interessant. Ich mache Surya Namaskara B aus dem Ashtanga Yoga jeden Werktag morgen nach dem Aufstehen. Arbeite immer noch an der Ausführung. Finde es eine gute Methode fit in den Tag zu starten.


Gruß
Alfons.


Respekt, habe die Serie mal gesehen (ich denke ich meine die gleiche die du anführst) und finde sie sehr ansprchsvoll!

pilger
02-12-2013, 09:05
Gerade das Ashtanga Yoga bzw. das daraus entstandene Vinyasa oder Power Yoga kann ich nur empfehlen. Nach jeder Übungseinheit fühle ich mich echt so richtig präsent in jeder einzelnen Körperzelle, was ein sehr schönes Gefühl ist. Mein ganzer Körper fühlt sich dann so leicht an, was sich auch auf meine Stimmung auswirkt.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass Ashtanga/Vinyasa Yoga kontraproduktiv zu den IMA ist - zumindest nicht auf meinem Niveau.

Jedenfalls würde ich Ashtanga Yoga auch dann weiterhin regelmäßig machen, wenn es für die IMAs nichts bringen würde. Aber ich ordne dem Taiji und Qigong auch nicht alle anderen Körper- und Energieübungen unter. Ich bin gerade am Probieren, was mir gut tut. So interessiere ich mich zur Zeit z.B. für das Lu Jong (tibetisches Yoga) und Tsa Lung. Ich habe aber auch meine Favoriten zu denen ich immer wieder zurückkehre und das sind einige Qigongübungen (ZZ, Wudang Qigong) und eben das Ashtanga Yoga, welches ja eigentlich ein komplexer und langsamer Sonnengruß ist.

Hallo Talisker,

die Herangehensweise entspricht auch meiner Einstellung. Probieren und entscheiden ob etwas gut tut.
Danke für deine Erfahrung mit Yoga. Ich merke auch von Tag zu Tag mehr, dass es mir gut tut. Ich stehe da zwar gaaanz am Anfang, aber das ist völlig egal. Habe weder den Anspruch, alle Asanas bis zur Perfektion ausführen zu können, denn dafür reicht meine Zeit des Übens nicht mal ansatzweise, noch werde ich dem "achtgliedrigen Pfad" zur Gänze folgen.

Ich schaue einfach, was zu "meinem persönlichen Päckchen" passt und mache das dann :)

Grüße
Pilger

pilger
02-12-2013, 09:25
...Und zur "praktischen Erfahrung":
Ich übe mich regelmäßig sowohl im Prasara Yoga, als auch in ZZ, Seidenfäden, Baduanjin usw.
Atmung, Energie, Bewußtsein, Geist - sowohl in dem einem, als auch im anderen Weg essentielle Bestandteile - die Bewegung dazu ist (mM) nicht sooo wichtig und nur Mittel zum Zweck.

Ich finde die verschiedenen Bewegungen der verschienden Systeme dahingehend wichtig, dass sie in der Lage sind, mir neuen Input zu geben, und somit meinem Körper und Geist neue Impulse geben.

Alfons Heck
02-12-2013, 10:02
Hallo Pilger,

ich denke ich meine die gleiche die du anführst
ich mache diese Übungsfolge http:// w w w .youtube.com/watch?v=S94_5zvx3MY Wobei ich die Bewegung zu Beginn, mit gestreckten/parallelen Beinen nach hinten, recht schwierig finde; also den Anfang mit dem verlagern in Richtung Handstand.
Ansonsten kann ich dazu folgendes sagen:
Ich mache das jetzt etwa 2Jahre. Die grobe Form ging von Beginn an. Aber es gibt immer wieder neue Aspekte und kleine Fortschritte zu entdecken. Muskeltonus, Atemrhythmus, Dehnung-Entspannung, Gleichgewicht, Bewegungsrhythmus...
Interessant ist auch die Ausführung nach körperlicher Belastung zB Lehrgängen... oder nach "Krankheit" / körperlichem Unwohlsein.


Gruß
Alfons.

Klaus
02-12-2013, 11:20
Entspannt sieht der Mensch aber nicht aus, ich würde so nicht stehen am Anfang. Das Brust-raus-Rasierklingen-unter-der-Achsel-Syndrom.

Günther
02-12-2013, 12:00
Ich finde die verschiedenen Bewegungen der verschienden Systeme dahingehend wichtig, dass sie in der Lage sind, mir neuen Input zu geben, und somit meinem Körper und Geist neue Impulse geben.

Das schon, aber ob der kleine Finger 3 mm weiter links steht ist weit weniger wichtig als auf Atmung/Geist/Entspannung zu achten

Alfons Heck
02-12-2013, 13:20
Hallo Klaus,

Entspannt sieht der Mensch aber nicht aus
ich finde auch das er extrem posiert und mit seinen Bewegungen kokettiert.


Gruß
Alfons.

pilger
03-12-2013, 09:56
Hallo Pilger,

ich mache diese Übungsfolge http:// w w w .youtube.com/watch?v=S94_5zvx3MY Wobei ich die Bewegung zu Beginn, mit gestreckten/parallelen Beinen nach hinten, recht schwierig finde; also den Anfang mit dem verlagern in Richtung Handstand.
Ansonsten kann ich dazu folgendes sagen:
Ich mache das jetzt etwa 2Jahre. Die grobe Form ging von Beginn an. Aber es gibt immer wieder neue Aspekte und kleine Fortschritte zu entdecken. Muskeltonus, Atemrhythmus, Dehnung-Entspannung, Gleichgewicht, Bewegungsrhythmus...
Interessant ist auch die Ausführung nach körperlicher Belastung zB Lehrgängen... oder nach "Krankheit" / körperlichem Unwohlsein.


Gruß
Alfons.

Hallo Alfons,

habe es gerade geschaut. Ja, genau das ist der Sonnengruß B, den man öfter nach dem Sonnengruß A oder halt auch eigenständig macht, so wie du.
Viele machen diese Sequenz ja auch ein paar Mal, um sich "aufzuwärmen" für die anderen Asanas, die sie dann üben.

Diese Form des Sonnengrußes mache ich auch seit ein paar Wochen, aber halt lääängst nicht so wie dieser Herr. Denn die Flexibilität, die er besitzt, habe ich nicht annähernd(!) und werde sie in dieser Form auch nicht erreichen. Geht glaube ich allein schon deshalb nicht, weil ich wesentlich "kompakter" von der Muskulatur her bin und die Muskulatur früher, während ich noch intensiver als heute mit Hanteln usw gearbeitet habe, zu selten bzw zu wenig gedehnt habe. Bin zwar für Mitte 40 recht flexibel, aber diese Regionen der Flexibilität sind für mich nicht erreichbar, allerdings sehe ich es auch nicht als notwendig an. Wohlfühlen und in allen Bereichen einen Mix fahren: Kraft, Schnelligkeit, Flexibilität. Das ist so meins.

Trotzdem finde ich es beeindruckend, mit welcher Mühelosigkeit (wenn auch er "post") er den Sonnengruß ausführt. Wenn man den mal selbst gemacht hat, weiß man beim Zuschauen sehr gut, dass es bei einem selbst anders aussieht...bei mir zumindest :D

Grüße
Pilger