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Vollständige Version anzeigen : Langzeitschäden durch Grappling



Limette
01-12-2013, 13:46
Hallo KKB-Community!

Ich trainiere seit einigen Monaten Luta Livre. Da ich zurzeit wegen eines Meniskusschadens draußen bin, stelle ich mir die Frage in wie weit Langzeitverletzungen zum Grappling (reiner Bodenkampf, kein Ringen) dazu gehören.

Mit Langzeitschäden meine ich Verletzungen, die einem eine lange Zeit (das restliche Leben?) begleiten und beeinflussen - gerade mit Blick auf die Gelenke. Wegen Ringerohren, "normalen" Knochenbruchen und allem anderen was mit der Zeit heilt, mache ich mir keine Sorgen.

Da ich jetzt erst knapp über einem Jahr dabei bin und schon im Knie dauerhaft Schmerzen habe sowie ansatzweise in der Schulter, ist meine Liebe zu dem Sport gerade stark getrübt.

Natürlich gibt es Leute wie Helio Gracie, aber es gibt ja auch 100 Jährige Kettenraucher ;) Was sind eure Erfahrungen? Ist das Grapplen bis man alt wird ohne Langzeitschäden eine Ausnahme oder "locker" (=mit Verstand und Respekt) machbar?

Grüße,
Limette

Ir-khaim
01-12-2013, 20:08
Entweder Du trainierst scheiße oder Deine Trainingspartner sind mist. So ein paar Wehwechen hat jeder mal und Verletzungen können passieren aber langfristige Gesundheit sollte für alle Nicht- Leistungssportler auf der Prioritätenliste ganz oben stehen. Dazu gehört auch Verantwortung für die Gesundheit des Trainingspartners

Beginner`s Mind
01-12-2013, 20:21
... langfristige Gesundheit sollte für alle Nicht- Leistungssportler auf der Prioritätenliste ganz oben stehen. Dazu gehört auch Verantwortung für die Gesundheit des Trainingspartners

Schönes Ideal. Aber ist das auch die Praxis ?

Ir-khaim
01-12-2013, 20:25
Bei den Leuten, bei denen ich regelmäßig trainiere und bei denen, auf deren Seminare ich gehe weitestgehend schon.

Gesendet von meinem B15 mit Tapatalk

Beginner`s Mind
01-12-2013, 21:45
Na dann, Glückwunsch! :)

Björn Friedrich
01-12-2013, 21:55
Ich mach mich mal wieder unbeliebt, das kann ich sowieso am besten.;-)

Es gibt unzählige Schulen im Grapplingbereich, indem die Leute sich gegenseitig zerfetzen. Ich hab Schüler, die wurden Schüler bei mir, weil sie woanders in ihrer ersten Probestunde die Rippen gebrochen bekommen haben.....

Man kann Jiu Jitsu relativ sicher trainieren, aber dafür bedarf es einer gewissen Disziplin und einem Lehrer der als Vorbild voran geht und Leute nicht wie Frischfleisch behandelt.....

Wenn man sich einmal die USA anschaut ist es da noch viel schlimmer, was die Verletzungen betrifft....

Ich meine klar, wir sind Sportler, von daher gibts immer ein gewisses Risiko und man sollte sich da keine Illusionen machen, aber man kann durch ein sinnvolles oder eben nicht sinnvolles Training ziemlich viel Einfluss auf dieses Thema nehmen......

Tschüß
Björn Friedrich

Holmgang
01-12-2013, 22:12
kommt meiner meinung nach wie bereits beschrieben auf den verein bzw. auf die trainingspartner und auf die eigene einstellung an. klar steigt das verletzungsrisiko, wenn man leute hat die einfach schnell die submissions durchreissen oder die obwohl technisch weit überlegen ohne rücksicht un mit vollem krafteinsatz rollen. genauso steigt es, wenn man eher ungern tappt und so lang wartet bis es gelenk stark schmerzt. ich denke die möglichkeit sich langwierige un evtl bleibende schäden zu holen ist gegeben, dieses risiko besteeht aber bei allen sportarten. im vergleich zu fußball un handball z.b. würd ich das verletzungsrisiko prinzipiell niedrig einschätzen. und abnutzungserscheinungen hat man nunmal bei entsprechender trainingsintensität auch überall (hier z.b. kapselverletzungen der finger)

Gast
01-12-2013, 22:42
Die jeweiligen Trainingspartner halte ich für besonders entscheidend. Klar passieren kleinere Verletzungen auch bei verantwortungsvollen Trainingspartnern, aber ich denke man findet trotzdem schnell heraus, wer zu diesen Verantwortungsvollen gehört und wer nicht und dementsprechend sollte man soweit es geht versuchen, die die nicht dazugehören zu meiden, gerade beim Grappling. Und die, die technisch eher fortgeschrittenen sind meiner Erfahrung nach die angenehmeren Trainingspartner und ziehen Submissions eher selten unnötig hart durch.

Incognibro
02-12-2013, 01:27
Viele Leute haben einfach kein Gefühl für ihr Gegenüber, sieht man eigentlich in jeder KK dass zB der 120 kg Wikinger der 60kg Frau immer auf die Füße latscht und in die Visage boxt, dann nicht versteht wo das Problem ist^^



@Limette: Aussen-meniskus ist meistens falsche belastung der Füße durch Fehlstellung der Hüfte.
Ich hatte das selbe wegen ewig Kicks üben und falsche Situps plus viel sitzen-->
Hüftbeuger verkürzt dadurch knie und füße falsch belastet.
Mit Stabi-training im regulären Fitnessprogramm kann man da aber wieder ganz sicher werden.

Limette
02-12-2013, 08:09
Vielen Dank für die Antworten!

Ja, dass der Trainingspartner entscheident ist ist verständlich.

Aber gibt es keine Faktoren außer ignorante Trainingspartner, die einen "kaputt" machen können? Kein dauerhafter verschleiß, bei durchgehend anständigen Partnern?

Meine Sorge kommt dadurch, dass ich meiner Meinung nach in einem sehr vernünftigen Verein bin. Aber selbst die fortgeschritteneren die butterweich rollen und auch locker bleiben wenn ich als Anfänger mit Kraft und Hektik ankomme haben fast alle ihre dauerhaften Wehwehchen. Obs im Knie, Schulter oder Ellenbogen ist. Irgendwas chronisches scheint mir fast jeder zu haben. Ist das Zufall?

@Björn: Beruhigt mich, dass du sagst, dass die Amis da schlimmer sind. Bevor ich den Thread gestartet habe habe ich mich versucht selbst schlau zu machen. Auf den englischsprachigen Seiten findet man dazu meißt, dass der Kreuzbandriss und das humpeln quasi zum sport dazu gehört.

@Incognibro: Wäre ich nicht vor wenigen Tagen drauf gekommen mit Luftkissen Balanceübungen zu machen wäre dein Tip Gold wert gewesen ;) Danke, solche Übungen machen von Tag zu Tag die schmerzen weniger.

Schwerthase
02-12-2013, 10:00
Vielen Dank für die Antworten!

Ja, dass der Trainingspartner entscheident ist ist verständlich.

Aber gibt es keine Faktoren außer ignorante Trainingspartner, die einen "kaputt" machen können? Kein dauerhafter verschleiß, bei durchgehend anständigen Partnern?

Bei 3 Mal die Woche Training wahrscheinlich nicht. (Außer man hat von Haus aus vorbelastete Verletzungen, eventuell werden die dadurch nicht besser.)

Geht man in den Wettkampfsport, bzw. erhöht die Trainingsintensität kann es je nach Körper natürlich zu Abnützungserscheinungen kommen.

Am Ehesten betroffen sind da die Gelenke. Vor allem Schultern, Ellbogen und Knie. Was auch häufig vorkommen kann sind Schleimbeutelentzündungen an den Knien und den Ellbogen, sowie bei intensivem Gi-Training unter Umständen Athrose in den Fingern. (Natürlich erst nach jahrelangem exzessiven Training, wenn man die Veranlagung dazu hat.)

Ich selbst mach das jetzt auch schon eine Zeit, hab mir aber mit meinen 4-5 Trainingseinheiten die Woche keine dieser Schäden bisher aufgerissen. (Lediglich ab und zu Verspannungen und Prellungen)

Die Verletzungen kommen wie gesagt vor allem von zu heftigem Sparring, oder zu großem Ego ("ich tapp jetzt sicher nicht"). Wenn man mit Hirn trainiert ist es ein schönes Fitnesstraining, ohne sich dabei kapputt zu machen.

Guv´nor
03-01-2014, 21:02
als ich noch in prag war und oft in der slowakei und anderen oestlichen nachbarn kaempfte... waren immer viele ringer dabei....

ringer = verletzungen das ist echt so. liegt am ego der sportart und deren explosivitaet. in osteuropa sah ich meist kapputte schultern und leg lock verletzungen

in spanien sind es viele brasis die mit viel ego die leute verletzen... leider. meistens sind es die echt schlechten schwarzgurte die das machen.

hier sieht man viele aussenbandrisse weil sie zu verrueckte guards probieren.

im bjj ist es nicht die frage ob du eine verletzung davontraegst... sondern wann!

marq
04-01-2014, 14:04
grappling ist verletzungsintensiv, auch wenn man es mit verstand trainiert, gerade der competative charater der sportart ist ein grund dafür.

Björn Friedrich
04-01-2014, 14:11
und trotzdem war Helio Gracie mit 90 immer noch fitter, als andere mit 90 die nie Jiu Jitsu gemacht haben....

Von daher.....einfach weitermachen, natürlich mit den richtigen Jungs und nicht irgendwelchen Ego Psychos....

Tschüß
Björn Friedrich

Schwerthase
04-01-2014, 14:43
als ich noch in prag war und oft in der slowakei und anderen oestlichen nachbarn kaempfte... waren immer viele ringer dabei....

ringer = verletzungen das ist echt so. liegt am ego der sportart und deren explosivitaet. in osteuropa sah ich meist kapputte schultern und leg lock verletzungen

in spanien sind es viele brasis die mit viel ego die leute verletzen... leider. meistens sind es die echt schlechten schwarzgurte die das machen.

hier sieht man viele aussenbandrisse weil sie zu verrueckte guards probieren.

im bjj ist es nicht die frage ob du eine verletzung davontraegst... sondern wann!

naja, seh ich eigentlich nicht so. Klar, das Risiko steigt mit der Anzahl der Psychos die man auf der Matte trifft, aber im Endeffekt ist es viel Pech/Glück und vor allem Veranlagung. Mit guter Dehnung und einer gesunden Einstellung zum Tappen, klappts auch mit dem gesunden älter werden.

The little Dragon
04-01-2014, 15:00
Also ich habe schon mit Leuten gesprochen die ihr Leben lang Rückenprobleme hatten usw, und die meinten seit sie intensiv Bodenkampf trainieren ist das weg.

Björn Friedrich
04-01-2014, 16:30
Das Problem ist halt das viele Menschen mit unfunktionellen Körpern, versuchen Grappling zu lernen.....

Beim Grappling ist das Ziel den Körper in seiner Struktur zu verbiegen, d.h. die unfunktionellen Tendenzen, werden durch die verschiedenen Traumas noch mehr gesteigert.....

Nicht umsonst gehört bei den indischen Ringern, Massage, Yoga, usw. zum traditionellen Programm dazu und Rickson Gracie hat viele Einflüsse aus den inneren Kampfkünsten in seinem Jiu Jitsu.

Die typische "No Pain no Gain" Mentalität ist das beste Rezept sich zu zerstören:-)

Tschüß
Björn Friedrich

Addario
04-01-2014, 17:00
Das Problem ist halt das viele Menschen mit unfunktionellen Körpern, versuchen Grappling zu lernen.....

Beim Grappling ist das Ziel den Körper in seiner Struktur zu verbiegen, d.h. die unfunktionellen Tendenzen, werden durch die verschiedenen Traumas noch mehr gesteigert.....

Nicht umsonst gehört bei den indischen Ringern, Massage, Yoga, usw. zum traditionellen Programm dazu und Rickson Gracie hat viele Einflüsse aus den inneren Kampfkünsten in seinem Jiu Jitsu.

Die typische "No Pain no Gain" Mentalität ist das beste Rezept sich zu zerstören:-)

Tschüß
Björn Friedrich

Was würdest du dann z.B. einem Anfänger im Grappling (no-GI) empfehlen? Habe auch öfter mal bemerkt, dass ich an der Grenze meiner körperlichen Dehnbarkeit arbeite im Sparring, z.B. im Nacken hat es manchmal etwas unheimlich geknackt (und das obwohl ich generell sehr sportlich bin). Zum Glück meist keine bleibenden/starken Schmerzen, aber etwas vorsichtig bin ich doch geworden. Also: Im Dehn-und Aufwärmungsteil des Trainings alles geben, oder zuhause noch extra Dehnübungen und Yoga machen? Geld für ständige Massagen ist leider nicht drin :p

Björn Friedrich
04-01-2014, 19:31
Das erste ist schonmal, Techniken so auszuführen, wie sie biomechanisch korrekt sind. Nehmen wir mal die Rubber Guard als extremes Beispiel. Die funktioniert, ist aber biomechanisch komplett sinnlos und die Gefahr sich dabei zu verletzen extrem hoch.

Wichtig ist Stabilität und Mobilität, also eine aktive Beweglichkeit. Das erreicht man durch sinnvolles Kraft und Beweglichkeitstraining, dazu KANN Yoga gehören, muss es aber nicht.....

Und dann geht es halt um die Art und Weise wie dein Körper sich bewegt. In Einheit, koordiniert und geschmeidig wie bei einem Tänzer, oder halt ruckartig, hektisch und verkrampft wie bei vielen.....das spielt auch ne Rolle.

Und zu guter Letzt deine Trainingspartner, die dir alles versauen oder dir helfen können, je nachdem.....

Tschüß
Björn Friedrich

sivispacemparabellum
04-01-2014, 21:43
Das erste ist schonmal, Techniken so auszuführen, wie sie biomechanisch korrekt sind. Nehmen wir mal die Rubber Guard als extremes Beispiel. Die funktioniert, ist aber biomechanisch komplett sinnlos und die Gefahr sich dabei zu verletzen extrem hoch.

Völlig einer Meinung. Es gibt ja auch die Shawn Williams Guard, die besser ist.

jimmy-13
04-01-2014, 21:44
Also ein wichtiger Langzeitschaden, der bisher noch nicht genannt wurde, ist:

Es macht süchtig!!!

Wenn man auf kuscheln steht, also damit meine ich eben den sehr intensiven Körperkontakt, der ja so nur bei den Grapplingsportarten vorhanden ist,
dann beginnt man nach drei, spätestens vier Tagen unausgeglichen zu werden.
Also ich brauch dann da meine "Kuschelzeit".

Da sollte man vielleicht auch noch erwähnen.

:D

PS, hat schon jemand :ringerohr erwähnt? :D

Knoblauchkonsument
05-01-2014, 01:36
Wer sehr intensiv Grappling trainiert und auch sehr häufig, hat wohl regelmäßig ein paar störende kleinere Schmerzen. Ausnahmen könnten hierbei aber ein paar besonders zähe Menschen sein.
Andererseits gibt es aber auch Menschen, die anfälliger für Verletzungen sind.

Solche Situationen sind nie ganz einfach. Manchmal kann anfällige Stellen mit gezielten Muskeltraining unterstützen bzw durch Muskeln die Funktion ersetzen, manchmal kann man es nicht. Ich glaube den Meniskus kann man mit gut vorbereiteten gezielten Muskelaufbau unterstützen.

Pustekuchen
05-01-2014, 06:18
Andererseits gibt es aber auch Menschen, die anfälliger für Verletzungen sind.Was auch extrem an die Substanz geht, ist ein unregelmäßiges Training.
Man arbeitet bis zu einem bestimmten Punkt und traut sich nach einer Pause mehr zu, als der Körper aushält oder man ist übermotiviert.
Wenn ich regelmäßig trainiere, komme ich mit weniger Blessuren nach Hause, als wenn ich häufig on/off bin.

Belva
09-01-2014, 11:25
Es liegt in der Natur des Mannes, dass er nach dem Training humpelnd das Dojo verlässt. Da sie aber meistens in der nächste Trainingseinheit wieder mit dabei sind, kann es kein schlimmer Schmerz sein. Gilt übrigens auch für mich. Nach praktisch jede Trainingseinheit muss meine Frau mitanhören wie ich überall schmerze habe. Wahrscheinlich bin ich auch ein Wenig sadistisch veranlagt :), da ich trotzdem am nächsten Tag auf die Matte stehe.