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Vollständige Version anzeigen : An die Hybridinstructoren: Was macht ihr zum Ausgleich?



Kravist
06-01-2014, 19:44
Wir trainieren ausschließlich in Kleingruppen und absichtlich nur einmal pro Woche, da wir davon ausgehen, dass das beste Training für Gewaltschutz keinen übermäßigen Einfluss auf das alltägliche Leben nehmen soll. Quelle: Kurse-in-bonn (http://www.brodala-gruppe.de/Kurse-in-bonn.html)

Viele von uns Hybridinstructoren traineren tlw. täglich Menschen in Gewaltschutz, wir bilden uns in Sachen Gewaltschutz weiter, schauen uns Videos an in denen Menschen Gewalt angetan wird, setzen uns mit der Funktion von Waffen auseinander usw..

Warum wir das machen, lassen wir mal dahingestellt, aber selbst wenn uns unsere Arbeit Spaß macht, bedeutet sie für uns aufgrund des Themas unterschwellig Stress. Wie geht ihr damit um? Seid ihr bereits abgestumpft? Habt ihr euch darüber schon mal Gedanken gemacht? Macht ihr was zum Ausgleich?

Brodala
06-01-2014, 20:03
Hervorragende Frage, Kravist - nicht nur, weil das Zitat von mir war.

Ich hab schon dienstlich so einigen Stress und dann auch noch mit dem Training, Seminaren, Konferenzen etc. Da hast du völlig Recht. Zumindest mir geht das manchmal (und teilweise lange unbemerkt) ordentlich an die Substanz. Wollte dazu schon mal einen Blogartikel schreiben, weil es da vor einigen Wochen sogar einen definitiven Tiefpunkt gab. Das Ergebnis: Ich bin jetzt extra deswegen Primal Move Instructor geworden und habe einfach Spaß an völlig friedlicher Bewegung. Wir sagen auch immer so schön, "FUN in FUNdamental Movements".

Entsprechend nötigt mich sogar manchmal meine Freundin, endlich wieder "friedlich" zu trainieren - gerade weil man das sozusagen nicht "übertrainieren kann", wenn man es einfach mal so flowen lässt. Für mich ist das ein tolles Ausgleich...äh...nur gerade jetzt nicht. Hab mit 'nen Wirbel gebrochen und drehe völlig durch vor Unbewegtheit. :o

Björn Friedrich
06-01-2014, 21:10
Interessante Fragestellung. Meine Meinung ist ja, das man jede Art von Training, Kampf und Gewalt vollkommen entspannt und ohne störende Emotionen ausführen sollte. Ich sage immer zu meinen Schülern, macht das, als würdet ihr eine Dose Cola aus dem Kühschrank holen und so versuche ich auch zu trainieren.....

Von daher finde ich den Ausgleich gar nicht so wichtig, weil ich keine Gewalt und Agrression aufkommen lasse, die danach abgebaut werden muss....

Aber das ist halt auch sehr speziell und spirituell und nicht jedermanns Sache....

Tschüß
Björn Friedrich

Panther
06-01-2014, 23:05
Ich finde die Frage auch sehr gut - dazu passt auch eines meiner Lieblingszitate.

„Auf die Dauer der Zeit nimmt die Seele die Farbe der Gedanken an.“
Marcus Aurelius

Klar beeinflusst einen was man den ganzen Tag tut – darum ist Ausgleich sehr wichtig.

Ich klettere und mache FMA wo auch mal eher die Kunst im Vordergrund steht und die Freude an der Bewegung.
Dazu versuche ich ähnlich wie Björn die Dinge nicht zu ernst zu nehmen und sie eher gelassen anzugehen (klappt nicht immer).

samuraigladiator
08-01-2014, 20:15
Wie wär´s mit einem Buddhismus Studium?
Der Krieger sucht auch immer den inneren Frieden;)

Panther
09-01-2014, 09:38
Wie wär´s mit einem Buddhismus Studium?
Der Krieger sucht auch immer den inneren Frieden;)
Da es heute keine Krieger mehr gibt und vielleicht auch nie wirklich gegeben hat.....
Das Wort Krieger - hört sich für mich immer wie ein Mythos an - etwas zu schön für die Realität.

Asahibier
09-01-2014, 10:52
Interessante Fragestellung. Meine Meinung ist ja, das man jede Art von Training, Kampf und Gewalt vollkommen entspannt und ohne störende Emotionen ausführen sollte. ....

Tschüß
Björn Friedrich

Hallo Björn,

Dein Ansatz ist an sich vollkommen richtig für KK und KS aber ich bekomme das bei Szenariotraining nicht hin. Wenn ich den Attacker gebe habe ich den Anspruch mein Gegenüber möglichst nah an die reele Situation heranzuführen, also gebe ich mich dem auch ein Stück weit hin.
Dabei bin ich natürlich nie unkontrolliert oder wirklich aggressiv aber vollkommen in dem Szenario und zwar so das mein Gegenüber im Idealfall Angst und Streß hat, dazu muss man in die Rolle gehen. Andererseits hilft dies auch dabei wenn man mit Aggressivität und Gewaltbereitschaft selbst konfrontiert wird.

Fazit: ich empfinde dies wie auch Brodala als anstrengend auch wenn ich das nur nebenbei für andere mache und kein Profi bin. Der Profi bei dem ich da gern mal helfe boxt zum Ausgleich :)

FrAgGlE
11-01-2014, 15:34
Habt Ihr alle kein Privatleben neben dem Training? :ups:

Brodala
12-01-2014, 22:25
Nicht viel, Joe. Der Laden läuft ja zum Glück :o
Hey, ohne Spaß: Ist unterm Strich doch schon was anderes, wenn man mehr als nur Bewegung unterrichtet, oder? Kennst du ja sicher auch.

Die meisten von uns kommen ja außerdem nicht aus dem Bibliothekswesen in die Selbstverteidigung, sondern haben noch 'nen day job oder mal in der Vergangenheit reale Bezüge zu ihrem SV - Arbeitsfeld hergestellt. Dafür bist du doch auch ein Beispiel. Das kann schnell zur 'ner doppelten Belastung führen und wenn ich dran denke, dass die meisten Schullehrer schon schnell in's Burnout rutschen - wie soll es dann Lehrern im Arbeitsfeld Gewalt gehen?

Wenn du dir hier zwei, drei gut bekannte SV - Persönlichkeiten im Board heraus pickst, fallen mir direkt zwei ein, die sich den ganzen Tag mit Knackis herumschlagen und abends Leuten das Nicht-Fürchten beibringen. Dann zu verlangen, dass z.B. die Ehefrauen zuhause die Kohlen aus dem Feuer holen - also meine Mrs. wird sich mit dem Nudelholz bedanken... JAUSER :)

Hubertus
12-01-2014, 23:34
Ich bin zwar kein Hybridinstructor und erlebe Gewalt auch nahezu nicht mehr live mit, dafür habe ich aber nunmehr regelmäßig menschliche Abgründigkeiten in übelsten Facetten auf meinen Schreibtisch.

Auch wenn man ohne Emotionen an manche Dinge herantreten sollte, so bleibt man doch in erster Linie Mensch, so dass man die Gefühle nicht abschalten kann.
Selbst wenn man mit der Zeit auch abstumpft, lassen einen viele Dinge nicht kalt und es bedeutet auch Stress.

Ich handhabe dies für mich so, dass ich Beruf und Privatleben strikt trenne. Wenn ich nach Hause komme, ziehe ich bewusst andere Kleidung an und rede Privat eher selten über berufliche Dinge. Auch versuche ich Privat ganz besonders, Gewalt aus meinem Leben zu halten.

Linus
13-01-2014, 07:25
Einfach mal ne Pause einlegen.

Ansonsten helfen joggen, Sauna und ne intakte Familie ;)

FrAgGlE
13-01-2014, 20:05
Jepp, die intakte Familie bzw. das intakte soziale Umfeld.

Macht was entspannendes von dem Geld was reinkommt. Gönnt Euch etwas. Sonst würde doch der ganze Mehraufwand überhaupt nicht lohnen.

Oder... Engagiert Euch sozial ;)