Vollständige Version anzeigen : Nachbereiten von Trainingseinheiten - fragt Ihr bei Trainierenden nach?
kaffeegeniesser
14-01-2014, 17:51
Hallo,
man lernt in der Trainerausbildung (jedenfalls war es bei so), daß beim Aufbau einer Trainingseinheit als Abschluß für den Trainer die Nachbereitung der Einheit stehen sollte. Diese kann z. B. einen soll - ist Vergleich, Manöverkritik oder auch eine Rückmeldung der Trainierenden beinhalten.
So weit so gut. Als Trainer setze ich in meinem Öberstübchen das Ziel einer Einheit fest (also was will ich erreichen) und überlege mir einen für mich logischen Trainingsaufbau, um dahin zu kommen. Manchmal nenne ich zu Beginn der Einheit das Thema oder Ziel, manchmal nicht. Aber wie es so spielt im Leben: Was für mich logisch und glasklar ist, muß es für Karl Mustermann und Lieschen Müller nicht ebenso sein.
Gegen Ende der Einheit erlaube ich mir öfters mal nachzufragen:
Wie war's?
Ist Euch klar geworden, was ich wollte?
Was könnte ich besser machen?
etc.
Ich mache auch klar, daß ich auf diese Fragen ehrliche Antworten erwarte. Also wenn jemand meint, das Training wäre komplett sch... gewesen, möchte ich das auch hören. Natürlich mit einer Begründung, warum er / sie das so empfunden hat. Leider kommt von den Trainierenden ausser hmm, ja, passt scho (für die Nichtbayern: passt scho = summa cum laude) nicht viel.
Wie haltet Ihr das?
Die Frage geht an Trainer und an Trainierende.
Fragt Ihr als Trainer gezielt nach Kritik, Verbesserungsvorschlägen, etc. ?
Äußert Ihr als Trainierende Kritik wenn danach gefragt wird?
Gruß
Ja, ich mache in der Regel sowohl bei Seminaren als auch Trainings und auf Konferenzen eine Art Lage zu Anfang und ein Feedback am Ende. Bei den regeölmäßigen Trainings endet dieses Debrief in der Regel in der Kaffeeküche/ Bar unseres Trainingsraums ein Geschoss tiefer und auf Seminaren habe ich zwischen Tag 1 und 2 in der Regel ein Date mit den Trainierenden abends und eine (meist recht kurze) Feedbackrunde direkt im Anschluss an das Seminar.
Im Falle von Seminaren kommt außerdem ein elektronischer Fragebogen an die Teilnehmer dazu. Wer den ausfüllt, erhält dann auch das druckbare Handout inkl. sämtlicher Links zu Videos etc. Dieser Fragebogen dient eher der Optimierung und umfasst nur ca. 10 Fragen. Das Debrief am Ende der Trainingseinheiten ist offener.
The little Dragon
14-01-2014, 18:40
Äußert Ihr als Trainierende Kritik wenn danach gefragt wird?
Ja.
Auch wenn nicht gefragt wird, die Gruppe sich aber weitgehend einig ist das z.B. mehr Sparring gemacht werden sollte, wenden wir uns damit an den Trainer. Das nimmt auch niemand niemandem übel.
Äußert Ihr als Trainierende Kritik wenn danach gefragt wird?
Japp. Natürlich immer sachlich. Unser Trainer ist auch immer für Kritik offen - sofern begründet versteht sich. :)
Schnueffler
15-01-2014, 06:58
Meißt sitzt man eh nach dem Training noch kurz auf ne Apfelschorle zusammen. Da bekommt man schon so einiges gesagt, egal ob positiv oder negativ. Ansonsten frage ich ab und an mal speziell nach und frage, wie den Leuten das Training gefällt, in welche Richtung es gehen kann/soll, was geändert werden kann und vor allem wie sie es sich vorstellen.
Bei den Lehrgängen besteht immer die Möglichkeit auf der Verbandsseite seine Kritik zu äußern, da auch vollkommen anonym.
Als Trainer frage ich meist nach.
Aus der Gruppe kommt leider auch immer nur ein „war ok“ und nichts mit dem man arbeiten könnte.
Wenn ich dagegen einen Schüler direkt frage wie das Training war, kommt meist deutlich mehr dabei raus.
So frage ich regelmäßig immer andere Schüler nach dem Training wie das Training für sie war. So erfahre ich zum einen die Erwartungen jedes einzelnen und bekomme dazu noch ein brauchbares Feedback.
Als Schüler sage ich nach dem Training oder nach Seminaren meine Meinung.
Wenn es gut war, was gut war. Und wenn etwas für mich besser sein könnte, wie ich es mir vorstellen würde.
Direkt nach dem Training kommt selten wirklich was über "war gut, ok, jo" hinaus. Die Kiddis sind da direkter und konkret, wenn ihnen was besonders ge- oder missfallen ist.
kaffeegeniesser
15-01-2014, 14:09
Hallo,
danke schon mal für die Antworten.
@Brodala
Soweit, daß ich die Sache per Fragebogen evaluiere, möchte ich jetzt nicht gehen. Trotzdem danke für Deinen Beitrag.
@Schnueffler
Zusammensitzen gibt es bei uns einmal wöchentlich. Das beschränkt sich dann aber meist nur auf die Trainer. Da ich unter den Trainern der "dienstjüngste" bin, sind da Fragen wie "war klar, auf was ich hinaus wollte?", müßig. Klar, die trainieren und geben Training teils > 30 Jahre, denen sind die Sachen sowieso klar.
@ Schwabe & Rene
Also habt Ihr mit konkreten Beiträgen aus der Gruppe etwa die gleichen Erfahrungen wie meine Wenigkeit. Da kommt nicht viel.
Gruß
@ Schwabe & Rene
Also habt Ihr mit konkreten Beiträgen aus der Gruppe etwa die gleichen Erfahrungen wie meine Wenigkeit. Da kommt nicht viel.
Aber etwas kommt schon, es lohnt sich zu fragen!
Zeigt auch das Du deine Schüler ernst nimmst und ihre Meinung Dir wichtig ist.
Und versuch doch wie ich ab und an Einen direkt zu fragen.
Was für eine Gruppe hast Du? Anfänger, Fortgeschrittene, alles?
Ich unterrichte in einem Anfängerkurs. Die meisten Fragen kommen während der Übungen. Ich bin jederzeit ansprechbar, auch zum freien Training. Das Wichtigste ist bei uns aber der Kummerkasten mit den Feedback-Zetteln. Da kann jeder Kritik üben - anonym oder mit Namen.
kaffeegeniesser
15-01-2014, 23:28
Was für eine Gruppe hast Du? Anfänger, Fortgeschrittene, alles?
Hallo,
da wir nur ein kleines Dojo sind, ist die Gruppe heterogen. M / W, von 13 bis 60 Jahren, vom zierlichen 14- jährigen Mädel bis zum Enddreißiger 1.95m- Mann > 100kg, vom "hat Montag angefangen" bis "trainiert seit über 35 Jahren". Kinder sind in einer separaten Gruppe; mit Kindertraining hab ich aber nichts am Hut.
Ich bin nicht der einzige Trainer. Der Dojo- Leiter oder seine Stellvertreterin machen etwa 60% der Einheiten. Zwei Braungurte und meine Wenigkeit teilen sich der Rest der Einheiten. Also trainieren alle im Dojo bei mir, wenn man das so ausdrücken will, wobei ich ab Braungurt im Training niemand "verbessere".
Im Trainerkreis gibt's auch Manöverkritik, weil ich da auch gezielt danach frage. Aber das ist halt wie wenn der Assitent an der Uni die Vorlesung hält, sich der Prof. hinten reinsetzt und zuhört und der Assistent dann hinterher den Prof. fragt, ob er alles verstanden hat.
Also bleibt die Gruppe weiß bis blau, die bei mir evtl. was lernen kann. Die ist aber auch wieder heterogen vom Alter her mit 13 bis 60. Mit zwei Erwachsenen aus der Gruppe bin ich befreundet, die frage ich auch ausserhalb des Dojo und erhalte feedback. Der größere Teil sind aber Jugendliche und da kommt eben leider nichts.
Gruß
Man könnte jetzt sagen dass man von Jugendlichen eh nichts erwarten kann, da sie selbst oft noch nicht wissen wo sie stehen.
Persönlich habe ich aber die Erfahrung gemacht das gerade junge Leute einem noch ein ehrlicheres Feedback geben als teils ältere Leute, da die Jungen einfach ihr Herz noch auf der Zunge tragen.
Es macht auch einfach Sinn sich selbst immer ein Feedback zu geben. Heute z.B. waren bei mir 30 Minuten nicht so der Hit, da hat die Power gefehlt, lag aber an mir. Und genau diese Selbstreflektion ist wichtig.
So wie man ein Training selbst vorbereitet, sollte man es auch zuerst selbst für sich nachbereiten. Da kann einem zwar Feedback von außen auch helfen, ich bin aber der Meinung das man auch selbst in der Lage sein sollte sich eine Feedback zu geben.
Nur so kann man dann wirklich konstruktiv Feedback nehmen, den man muss zuerst selbst wissen was für einen richtig ist, nicht jedes Feedback passt zu Dir und macht für Dich Sinn.
Incognibro
15-01-2014, 23:58
Äußert Ihr als Trainierende Kritik wenn danach gefragt wird?
Gruß
Hängt von der Kritik ab.
Ich habe eigtl. den Grundsatz immer zu erst mit persönlich mit dem kritisierten zu sprechen bevor ich vor oder zu jemand anders was sage.
Zusätzlich gibt es Dinge die kann man nicht vor der großen Gruppe sagen.
"Die waren heute total überfordert, mach doch lieber weiter Grundtechniken bis die da drin sicherer sind."
"Der versteht das nicht aber traut sich nicht zu fragen, geh mal ein bischen mehr auf ihn ein."
Ich erwarte aber auch grundsätzlich zu viel und sage bei heiklen Sachen eher nichts und denk mir meinen Teil. Worst-case Schüler.
Ju-Jutsu-Ka
16-01-2014, 00:20
Ich versuche regelmäßig mir Feedback abzuholen, dabei sind entweder Neuling oder die ganz erfahrenen, die, die nicht immer nur mit "alles OK" antworten.
Hilfreich ist es auch mit offenen Ohren in der Umkleide zuhören oder selber mal einen Brocken in die Runde werfen:
- "heute war das doch locker im Vergleich zu sonst"
- "wir haben aber auch schon lange kein reines Bodensparring mehr gemacht"
gibt meistens brauchbare Reaktionen
Wenn ich eine mir unbekannte Gruppe habe (z.B. Lehrgänge), gibt es hinterher immer eine kurze Feedbackrunde auf der Matte.
Jeder soll (nicht muss) sagen:
- was gut war
- was neu war
- was nicht so gut (bei 'schlecht' trauen nach meiner Erfahrung sich weniger) war
- was gefehlt hat
Ich halte solches Feedback immens wichtig für die eigene Verbesserung.
Negatives Feedback mit den Füssen zu meinem Training ist -> Frauen mögen mein Training nicht.....
einer unserer Trainer fragt uns. Wir haben auch schon komplette Trainingsplanungen von unseren Trainern umgeschmissen durch Sonderwünsche. Normalerweise wird darauf eingegegangen. Bei erfahrenen Trainern gibt es eh immer die Möglichkeit zu variieren.
normalhero
16-01-2014, 09:31
Unser Training endet eigentlich immer damit, dass der Coach die einzelnen Techniken noch mal theoretisch durchgeht und erklärt, worauf es besonders ankommt. Dazu kommen ab und zu so Fragen wie "Peter, was passiert wenn mein Gegner Aktion XY macht?" und dann sollte Peter natürlich die richtige Antwort bringen.
Ich persönlich gehe meist nach dem regulären Training noch mal auf den Trainer zu und frage etwas tiefer nach, besonders weil ich als Linkshänder im K1 einige Dinge anders machen muss/sollte.
Kritisches Feedback gebe ich als Schülerin nicht gern in großer Runde, weil es nur den jeweiligen Trainer etwas angeht.
Persönlich direkt von ihm gefragt, jederzeit gerne.
Wenn es mir sehr wichtig ist, gehe ich auch persönlich auf Trainer zu.
Fragen zu einzelnen Übungen kann man sowieso jederzeit während des Trainings stellen.
Negatives Feedback mit den Füssen zu meinem Training ist -> Frauen mögen mein Training nicht.....
Warum nicht?
Haben Frauen andere Trainingsansprüche als Männer?
kaffeegeniesser
17-01-2014, 22:55
Hallo,
gab ja jetzt Stimmen, die lieber persönlich mit dem Trainer als vor der Gruppe sprechen. Wenn jemand was zu mir sagen will, kann er / sie das auch gerne unter vier Augen tun. Was ich allerdings nicht mache, ist dem / der Einzelnen noch hinterherlaufen und nach Kritik oder Anregungen zu fragen, dazu ist mir meine Freizeit ehrlich gesagt zu schade. Ich mach die Sache ehrenamtlich und das ist doch auch mit einem gewissen Zeitaufwand verbunden. Wenn jemand vor der Gruppe - und das sind immerhin Personen, mit denen man im Regelfall x mal pro Jahr zusammen trainiert und die man über einen längeren Zeitraum kennt - seine Meinung nicht frei heraussagen kann, kann der / die es dann auch bleiben lassen. Dann gehe ich Kraft souveräner Willkür davon aus, daß es nichts zu sagen gibt.
Gruß
Dann gehe ich Kraft souveräner Willkür davon aus, daß es nichts zu sagen gibt.
Hört sich gut an :D
Hinterherlaufen würde ich dafür auch niemanden, bei uns ist es normal das sich nach dem Training noch das ein oder andere Gespräch ergibt und da frage ich dann einfach manchmal nochmals nach.
Was mir jetzt noch nicht ganz klar war, bei Dir im Training sind auch gleich oder höhere Grade als Du?
Wenn die bei Dir mitmachen bekommen die von Dir kein Feedback, Kritik oder Korrekturen?
Warum nicht?
Wenn das bei Euch im Trainingsalltag normal ist, kannst Du eigentlich auch kein Feedback von anderen erwarten? Oder möchtest Du das Feedback nur von den Graden über Dir?
kaffeegeniesser
18-01-2014, 01:05
Hallo,
Was mir jetzt noch nicht ganz klar war, bei Dir im Training sind auch gleich oder höhere Grade als Du?
Richtig. Ich bin 3. Kyu und im Dojo geht's bis 2. Dan (und alles dazwischen). Die "über" mir trainieren dann mit der Gruppe mit. Einfach aus dem Grund, weil z. B. der Dojoleiter:
a) Nicht immer nur Training geben will, sondern auch unvorbereitet kommen und einfach mittrainieren will (gilt für die anderen, die auch Training leiten, ebenso)
b) Es ja neben dem Dojo auch noch ein Leben gibt. Geht's wegen Krankheit, Verletzung, Beruf, privaten Sachen, etc. beim einen nicht, springt halt ein anderer ein. Das wird kurzfristig abgesprochen.
Wenn die bei Dir mitmachen bekommen die von Dir kein Feedback, Kritik oder Korrekturen?
Warum nicht?
Das ist ein gentlemen's (und -women's) agreement. Chefe z. B. trainiert siebenmal so lange wie ich und ist auch der Trainer, vom dem ich gelernt habe (von den anderen Trainern natürlich auch). Da würde ich mir blöd vorkommen, den zu kritisieren oder zu korrigieren. Aus Respekt (nicht von ihm eingeforderten, sondern freiwillig von mir und auch anderen entgegengebrachten) würde ich nichts sagen. Falls mir wirklich was auffällt, sage ich das hinterher unter vier Augen. Und zwar genau so. Du, mir ist bei Dir aufgefallen, daß... . Ob die Leute ("über" mir) das dann annehmen, ist ihre Sache.
Wenn das bei Euch im Trainingsalltag normal ist, kannst Du eigentlich auch kein Feedback von anderen erwarten? Oder möchtest Du das Feedback nur von den Graden über Dir?
Ich habe ja eingangs schon geschrieben, daß ich nach dem Training ab und an die ganze Gruppe frage. Wenn mein Training gut war, kommen die "über" mir von selbst und sagen mir das. Wenn's Mist war, merke ich das selber, weil ich selbst mein härtester Kritiker bin. Die "über" mir sind länger dabei als ich, die checken natürlich was ich beabsichtige. Wo eben leider nichts kommt, ist von denen "unter" mir. Da würd's mich halt öfter interessieren, ob sie's verstanden haben oder ob's aus deren Sicht besser ginge.
Gruß
Wo eben leider nichts kommt, ist von denen "unter" mir. Da würd's mich halt öfter interessieren, ob sie's verstanden haben oder ob's aus deren Sicht besser ginge.
Natürlich war ich noch nie bei Euch im Training und kann nur von der Ferne was sagen, aber wenn das so bei Euch ist mit dem "gentlemen's (und -women's) agreement" kannst Du auch nicht von den "unteren" erwarten ein Feedback zu bekommen. Die sind in der gleichen Situation zu Dir, wie Du zu den "oberen".
Ist nur als Anregung gedacht, ich hoffe Du verstehst was und wie ich es meine?
Als Trainer frage ich vor dem Abgrüßen in die Gruppe ob alles gepasst hat oder ob es was auszusetzen gibt......egal ob Kinder/Jugendliche oder Erwachsene....
Außerdem wird auch angekündigt,was in der nächsten Einheit ansteht.
Als Trainierender bin ich froh unter einem Großmeister zu üben, der immer ein offenes Ohr für seine Schüler hat,egal ob Anfänger oder Danträger....
Allerdings beschränke ich es auf nach der Einheit. Fragen im Training,OK.
Kritik und Anregungen stören meines Erachtens den Unterricht und sollten außerhalb erfolgen.
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