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Vollständige Version anzeigen : Keine Lust auf BJJ



jkdberlin
15-01-2014, 13:38
On Not Giving a S%&# About BJJ: Don?t Judge | Breaking Muscle (http://breakingmuscle.com/brazilian-jiu-jitsu/on-not-giving-a-s-about-bjj-don-t-judge)

sehr guter Artikel. Ich kann die Autorin verstehen, auch wenn ich die Gefühle selber bisher wenigstens in Bezug auf BJJ und Training nicht kenne. Aber ich habe schon 2 oder 3 meiner eigenen Hobbies von einem auf den anderen Tag aufgegeben (eins davon wurde sogar vorher für 11 Jahre mein Job, eines Morgens wachte ich auf und wusste, das war's.).

Wie seht ihr das?

Dr.Jab
15-01-2014, 13:49
ich bin zwar noch nicht solange beim bjj, aber ich denke, dass es generell ganz wichtig ist, dass man seinen eigenen sport nicht überbewertet. für leute die ihren lebensunterhalt damit verdienen mag das anders aussehen, aber für die freizeitsportler (also circa 95%) gilt, dass man nicht vergessen sollte, dass es eben nur ein hobby ist.

das gym ist nicht der nabel der welt. es gibt weitaus wichtigere dinge, gute wie schlechte. wenn man seine ganze freizeit einem sport widmet macht man sich ausserdem sehr abhängig von seinem körper. als ich kürzlich wegen einer knieverletzung 2 monate pausieren musste war ich sehr froh dass ich noch andere interessen habe, sonst wär ich vermutlich durchgedreht ;)

just my two cents :)

Guv´nor
15-01-2014, 13:54
ab und an weniger trainieren. 2 mal die woche reicht manchmal und immer neue sachen probieren.

auch mal sachen machen die nix mit sport zu tun haben neue leute treffen den kopf frei kiregen ... und dann kommt die lust von alleine wieder :)

Mata-Leon
15-01-2014, 13:59
Hm ich denke nicht zwingend aber zum Teil hat es auch damit zu tun wie man in den Sport hinein gekommen ist, weil das ganz stark die Wahrnehmung beeinflusst die man von dieser "Sportart" hat, gerade bei KS.

Ich hatte das Glück schon als kleines Kind über meinen Vater mit BJJ in Berührung gekommen zu sein (bin nicht in Deutschland geboren), ich kann mich nur sehr schwer an ne Zeit zurück erinnern wo ich iwie kein BJJ gemacht habe, als Kind was dann das garnicht so bewusst "jetzt gehts zum Training" sondern man ist da eben hingegangen weil es so war, genau so wie man zu Schule ging oder abends zum Duschen.
Ich habe das nie jetzt speziell als "Hobby" von mir wahrgenommen sondern es ist mein ganzes Leben seit dem eine feste und irgendwie natürliche Routine geblieben.
Wenn mir jetzt jemand was sagt von BJJ aufhören dann klingt das für mich vollkommen absurd, genau so wenig wie ich aufhören würde morgens zu frühstücken.

Wenn aber jemand sich das bewusst als Hobby ausgesucht hat und dann irgendwann nach ner gewissen Zeit (auch nach langer Zeit) merkt OK ne irgendwie möchte ich lieber was anderes machen, dann kann ich das auch irgendwo verstehen, trotzdem wundert es mich offen gesagt.
Dachte dieser ständige Lernprozess der scheinbar nie endet spornt jemanden immer an weiter zu machen, aber ist sowieso jedem seine Sache, Menschen sind unterschiedlich und ihre Beweggründe auch.

Pustekuchen
15-01-2014, 14:03
Ich kann die Autorin auch gut verstehen. Meine Interessen wandeln sich auch und ich sehe das eher als Bereicherung und Wachstum. Die Welt hat so viele großartige Dinge zu bieten, ich könnte mich nicht entscheiden, wäre ich dazu gezwungen. Daher kann ich die populäre 1-Million-Dollar-Frage nicht leiden, da sie häufig viel Unverständnis hervorruft, wenn ich mit Handkuss das Geld für den ewigen Verzicht aufs Rollen eintauschen würde.

In den USA scheinen solche Dinge aber nochmal ernster genommen zu werden, die Leute haben viel Ehrgeiz und (sportlicher) Erfolg zählt unheimlich viel. Ich kann schon verstehen, dass sie sich da beinahe schon rechtfertigen will, andererseits, nach 15 Jahren will man ja auch nicht einfach eines Tages nicht mehr zum Training kommen und sich in Luft auflösen.

JoHatsu
15-01-2014, 14:39
Die Autorin spricht mir aus der Seele.

Little Green Dragon
15-01-2014, 15:18
Wie seht ihr das?

Man muss halt auch wissen wann Schluss ist...

Kenne das aus anderen sportlichen Bereichen, war sehr aktiv, Liga und Turniere, Training für Kids gemacht und mit Beginn der neuen Saison war der Drive und vor allem auch der Spaß an der Sache komplett weg. Dann wird es halt Zeit mal eine Pause einzulegen - widerkommen kann man immer noch.

Im KK Bereich war meine Pause eher unfreiwillig, fehlende Zeit, andere Interessen die den Vorrang bekommen haben. Nun bin ich seit kurzem wieder dabei und habe mich beim letzten Training gefragt warum ich nicht schon viel früher wieder eingestiegen bin und das währen der Schweiß nur so tropfte (ok mag nicht nur am Training sondern auch an der Kondition gelegen haben). Aktuell freue ich mich auf jeden Tag an dem ich wieder in die Halle kann. Insofern hat die Pause hier mit Sicherheit nicht geschadet - ob ich deswegen das auch die nächsten 30 Jahr machen werde bleibt dennoch abzuwarten.

Pustekuchen
15-01-2014, 15:42
Im KK Bereich war meine Pause eher unfreiwillig, fehlende Zeit, andere Interessen die den Vorrang bekommen haben. Nun bin ich seit kurzem wieder dabei und habe mich beim letzten Training gefragt warum ich nicht schon viel früher wieder eingestiegen bin und das währen der Schweiß nur so tropfte (ok mag nicht nur am Training sondern auch an der Kondition gelegen haben). Aktuell freue ich mich auf jeden Tag an dem ich wieder in die Halle kann. Insofern hat die Pause hier mit Sicherheit nicht geschadet - ob ich deswegen das auch die nächsten 30 Jahr machen werde bleibt dennoch abzuwarten.Ha! Same here! Ich bin mir allerdings sicher, dass ich irgendwann etwas anderes machen möchte und genieße einfach die Zeit, wo mir das BJJ gerade Spaß macht.

Bubatz
15-01-2014, 18:09
Meine Erfahrung ist, dass die Sachen, die einem wirklich wichtig sind, irgendwie immer wiederkommen. Ich habe schon mehr als einmal in meinem Leben wegen diverser Gründe (Verliebtsein, Zeitmangel, Krankheit usw.) mit KK aufgehört, aber irgendwann hat es mich dann doch immer wieder erneut gepackt - und man merkt dann auch, was einem die ganze Zeit über irgendwie "gefehlt" hat. Das ist beileibe nicht mit allen "Hobbys" so: Ich habe z.B. auch während einer Phase meines Lebens viele Jahre lang wie verrückt Schach gespielt - ich bin mir aber irgendwie ziemlich sicher, dass dieses "Fieber" nicht nochmal wieder ausbricht.

Pustekuchen
16-01-2014, 06:59
ich tue mich nur mit der Bewertung "wirklich wichtig" schwer, da es das für mich nicht wirklich gibt. In einer bestimmten Phase meines Lebens sind mir manche Dinge wirklich wichtig, das kann sich ja ändern, so wie ich mich ändere. Das beste Beispiel sind ja verflossene Liebschaften.
Ich fände es nur schwer, Dinge zu benennen, die mir wirklich wichtig sind, mit der Auflage, dass sie das mein ganzes Leben lang sein müssten. Da würde ich mich eingeengt fühlen. Gerade die Möglichkeit, dass ich stets frei wählen kann und es in meiner freien Entscheidung liegt, ob ich mich nun in einem miefigen Keller von verschwitzten haarigen Kerlen würgen lasse, ist mir wichtig. Wirklich wichtig :D

Vielleicht gehöre ich aber auch einfach nur zu dieser bindungsunfähigen Generation?

Björn Friedrich
16-01-2014, 13:16
Ich denke was wichtig ist, ist das man der eigenen Veränderung Raum gibt....

Ich meine ich kann mich noch gut an 2008 erinnern. Jiu Jitsu war nur noch ein Job. Ich habs gemacht, weil ich besessen davon bin, immer besser zu werden, aber die Freude war nicht mehr dabei, es war Dienst nach Vorschrift.

Dann ne schwere Verletzung, Pause und die Zeit mich umzuorientieren und damals kam ich dann zu den russischen und inneren Kampfkünsten und eine komplett neue Welt tat sich für mich auf.

Die Freude kam zurück, weil ich wirklich das gemacht habe, was ich wollte und so ging es dann weiter und die Dinge haben sich gegenseitig befruchtet.....

Von daher denke ich das es wichtig ist, sich über alle Dogmen, Label, Imagefragen, usw. hinwegsetzen sollten, um das zu tun, was man wirklich selber ist.:-)

Tschüß
Björn Friedrich

JoHatsu
16-01-2014, 13:32
Von daher denke ich das es wichtig ist, sich über alle Dogmen, Label, Imagefragen, usw. hinwegsetzen sollten, um das zu tun, was man wirklich selber ist.:-)

Tschüß
Björn Friedrich
Welch Ironie, dass du neben all den Perlen, die du absonderst, immer mal wieder den Autokraten raus hängen lassen musst mit deinen "Wer-nicht-für-mich-ist-ist-gegen-mich"-Sprüchen.

Pustekuchen
16-01-2014, 14:03
lol :D
Fand Björns Beitrag auch gut!

Bubatz
16-01-2014, 15:50
Fand Björns Beitrag auch gut!

Ja, ich auch.

itto_ryu
17-01-2014, 08:12
Nachvollziehbar, das kann man nicht nur auf BJJ, sondern auf Kampfsport und andere Sportarten, Leidenschaften, Hobbys, auch den Beruf beziehen. Irgendwann hat man ein Kapitel abgeschlossen und muss auf zu neuen Ufern. Ich sehe das als Entwicklung. Jetzt rein in der Kämpferwelt gesehen, ist irgendwann vielleicht auch der Moment gekommen, dass man sich sagt, man möchte sich weiter komplettieren, neue Wege, Waffen und Stile erkunden, nicht weil man auf der Suche "nach was besserem" ist, sondern um durch weitere Einflüsse ein besserer Kämpfer zu werden. Insbesondere, wenn ein Kampfsport ein bestimmtes Spezialgebiet abdeckt. So ging es mir nach 10 Jahren Kendo, ich liebe Kendo heute noch und es hat mir sehr viel gegeben. Wenn man sehr dahinter her ist, möglichst oft zu trainieren, besser zu werden etc. und einem die Sache viel gibt fürs gesamte Leben, ist das sehr positiv zu sehen. Es hilft aber auch immer ein Ausgleichshobby zu haben, ein anderer (nicht Kampf-)Sport wie Radfahrne, Schwimmen, Wandern oder ein gänlich anderes Hobby wie Schach, Modellbau oder Malerei.

Natürlich kann auch alles zur Sucht werden und deswegen verliert die dereinst große Liebe an Leidenschaft und man fühl sich davon eher angestrengt als bereichert. Das liegt dann aber eher in der Psyche des Einzelnen begründet und derjenige muss sich fragen, was er/sie vielleicht schon im Beginn falsch gemacht hat und aus welcher Motivation. Oftmals ist sowas auch eine Art der Realitätsflucht und die Gründe liegen nicht wie in diesem Fall im BJJ an sich, sondern der Person und ihren Lebensumständen.

JoHatsu
17-01-2014, 15:17
Natürlich kann auch alles zur Sucht werden und deswegen verliert die dereinst große Liebe an Leidenschaft und man fühl sich davon eher angestrengt als bereichert. Das liegt dann aber eher in der Psyche des Einzelnen begründet und derjenige muss sich fragen, was er/sie vielleicht schon im Beginn falsch gemacht hat und aus welcher Motivation. Oftmals ist sowas auch eine Art der Realitätsflucht und die Gründe liegen nicht wie in diesem Fall im BJJ an sich, sondern der Person und ihren Lebensumständen.
Was du schreibst, ist nicht von der Hand zu weisen. Allerdings würde ich nicht soweit gehen und und von "falscher Motivation" sprechen. Motivation ist nicht richtig oder falsch, sie "ist". Ich kenne Viele - Männer, wie Frauen - die Kampfsport deshalb betreiben, weil sie in Wirklichkeit gegen etwas ganz anderes kämpfen. Ich bin keine Frau und kann einige Dinge in dem folgenden Artikel nur bedingt nachvollziehen, aber ich verstehe sehr gut, wenn jemand aus einer Rolle oder einem gesellschaftlichen System ausbrechen will und dafür ein Symbol sucht. Und ich kann auch sehr gut verstehen, wenn dieser ständige Kampf Illusionen zerstört und müde macht.

The Secret Subversive Power of BJJ | Grapplearts (http://www.grapplearts.com/Blog/2012/07/the-secret-subversive-power-of-bjj/)

Noch einmal eine andere Geschichte ist das, was Buzz Aldrin die "Melancholie der erfüllten Aufgabe" nannte. Was kommt nach der Wettkampfkarriere, nach dem großen Ziel "Blackbelt", nach dem Unterrichten? Was Aldrin Hier (http://www.spiegel.de/wissenschaft/weltall/zehn-wahrheiten-von-buzz-aldrin-ich-wollte-nicht-als-erster-raus-a-637190.html) beschreibt, erinnert mich stark an das emotionale Tief, was Leistungssportler nach ihrem Karriereende erleben. Für den einen ist es der Mond, für den zweiten Gold bei Olympia, für einen anderen der ersehnte Blackbelt, auf den man fünfzehn Jahre lang hingearbeitet hat.
Wie gesagt, ich kann Valerie Worthington gut verstehen.

itto_ryu
17-01-2014, 22:01
Was du schreibst, ist nicht von der Hand zu weisen. Allerdings würde ich nicht soweit gehen und und von "falscher Motivation" sprechen. Motivation ist nicht richtig oder falsch, sie "ist". Ich kenne Viele - Männer, wie Frauen - die Kampfsport deshalb betreiben, weil sie in Wirklichkeit gegen etwas ganz anderes kämpfen. Ich bin keine Frau und kann einige Dinge in dem folgenden Artikel nur bedingt nachvollziehen, aber ich verstehe sehr gut, wenn jemand aus einer Rolle oder einem gesellschaftlichen System ausbrechen will und dafür ein Symbol sucht. Und ich kann auch sehr gut verstehen, wenn dieser ständige Kampf Illusionen zerstört und müde macht.


Durchaus nachvollziehbar.

Teashi
17-01-2014, 22:30
Was du schreibst, ist nicht von der Hand zu weisen. Allerdings würde ich nicht soweit gehen und und von "falscher Motivation" sprechen. Motivation ist nicht richtig oder falsch, sie "ist". Ich kenne Viele - Männer, wie Frauen - die Kampfsport deshalb betreiben, weil sie in Wirklichkeit gegen etwas ganz anderes kämpfen. Ich bin keine Frau und kann einige Dinge in dem folgenden Artikel nur bedingt nachvollziehen, aber ich verstehe sehr gut, wenn jemand aus einer Rolle oder einem gesellschaftlichen System ausbrechen will und dafür ein Symbol sucht. Und ich kann auch sehr gut verstehen, wenn dieser ständige Kampf Illusionen zerstört und müde macht.

The Secret Subversive Power of BJJ | Grapplearts (http://www.grapplearts.com/Blog/2012/07/the-secret-subversive-power-of-bjj/)

Noch einmal eine andere Geschichte ist das, was Buzz Aldrin die "Melancholie der erfüllten Aufgabe" nannte. Was kommt nach der Wettkampfkarriere, nach dem großen Ziel "Blackbelt", nach dem Unterrichten? Was Aldrin Hier (http://www.spiegel.de/wissenschaft/weltall/zehn-wahrheiten-von-buzz-aldrin-ich-wollte-nicht-als-erster-raus-a-637190.html) beschreibt, erinnert mich stark an das emotionale Tief, was Leistungssportler nach ihrem Karriereende erleben. Für den einen ist es der Mond, für den zweiten Gold bei Olympia, für einen anderen der ersehnte Blackbelt, auf den man fünfzehn Jahre lang hingearbeitet hat.
Wie gesagt, ich kann Valerie Worthington gut verstehen.
Der Weg ist das Ziel.