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Vollständige Version anzeigen : Warum macht die Shibashi Übungen jeder anders?



Momento
05-02-2014, 20:06
Hallo,

ich bin zur Zeit auf der Suche nach einem stimmigen Taiji-Qigong System.
Es gibt ja viele verschiedene Systeme, meistens eins abstruser und sonderbarer als das andere. Viele Lehrer verwechseln das wohl mit Zirkus und befinden sich in einem Wettstreit, wer sich die skurrilsten Formen ausdenkt.

Jedenfalls bin ich über die 18 Shibashi Übungen gestolpert. An sich sehr interessant. Leider unterscheiden sich die Übungen doch erheblich je nach Lehrer. Das macht mich echt fertig. Beim Fahrrad fahren setzen wir uns doch alle auch mit dem Hintern auf den Sattel mit dem Gesicht nach vorne (zumindest ist diese die einfachste, sinnigste und üblichste Variante!)

Kennt jemand eine ursprüngliche Quelle für diese 18 Übungen?

Und als Diskussionsanregung: Warum macht die Übungen jeder anders?

Klaus
05-02-2014, 20:29
Stille-Post-Syndrom. Manche Details sind quasi so gut wie egal, andere kann man mit ein bischen Nachdenken und Körpergefühl einordnen. Teilweise hat man auch komplett unterschiedliche Effekte, da muss man sich dann entscheiden, oder beide möglichen Varianten probieren / machen.

Momento
05-02-2014, 20:39
Stille-Post-Syndrom. Manche Details sind quasi so gut wie egal, andere kann man mit ein bischen Nachdenken und Körpergefühl einordnen. Teilweise hat man auch komplett unterschiedliche Effekte, da muss man sich dann entscheiden, oder beide möglichen Varianten probieren / machen.

Ich stecke zwar nicht sehr tief in der Thematik, aber ich weiß, dass man auf keinem Fall einfach rumprobieren sollte! Man kann sich auf diese Weise massiv Schaden zufügen.

Einige Unterschiede kann ich bereits selber ausschließen, z.B. falsche Atmung.

Ich habe natürlich auch einfach mal jede Variante gemacht. Meistens bekomme ich auch eine klare Energiereaktion, ob es falsch oder richtig ist. Leider ist es aber nicht immer so eindeutig. Und durch falsches Üben können auf Dauer leicht Schädigungen erzeugt werden.
Das möchte natürlich aber keiner!

Wer ist eigentlich der Autor der Shibashi Übungen?

Eistee
06-02-2014, 01:26
Schönes Thema! Ich bin ein großer Fan der 18 Bewegungen (Shibashi).
Ich habe erst die gelernt/gemacht, dann bin ich zur Yang-Chengfu-Form übergegangen, auf der wohl viele der Bewegungen beruhen. Es war eine gute Vorbereitung! Schön schnell zu lernen, man kann praktisch mehr oder weniger sofort loslegen. Nach meinem Gefühl wirken die 18 Bewegungen gesundheitlich sogar noch besser als die Yang-Form, weil diese ja auch auf den Kampfkunst-Aspekt Rücksicht nehmen muß und daher ingesamt nicht ganz so innerlich und stattdessen etwas "gymnastischer" ist. Nach ca. 2 Wochen Shibashi täglich war jedenfalls meine Atmung erstaunlich gelöst und fiel mir ungewöhnlich leicht. Das war eine schöne Erfahrung.
Laut

Tai Chi Qigong Shibashi: Free Chi Kung Video (http://www.taichi18.com)

habe Professor Lin Hou-Sheng die 18 Bewegungen 1979 entwickelt, eben auf der Grundlage der weit verbreiteten Yang-Chengfu-Form.
Hier ist ein schöner Clip von ihnen:

Qigong - Harmonie in 18 Figuren ( Shibashi ), Die 18 Übungen Taiji Qigong,18 Step Taiji Qigong - YouTube (http://www.youtube.com/watch?v=3FbD5GRf6gw)

Empfehlen kann ich dazu eine einfache DVD von "Lucy Lloyd Barker", die leider nur "Tai Chi" heißt (etwas mißverständlich), von der ich seinerzeit gelernt hatte. Kostete ca. 10-15 EUR im Supermarkt, scheint aber leider vergriffen zu sein. Offenbar sind ein paar Clips daraus inzwischen auch auf Youtube.
Sehr präzise ist dagegen diese auch sehr empfehlenswerte DVD:

Die 18 Übungen des Taiji-Qigong, DVD Film | Weltbild.de (http://www.weltbild.de/3/16387081-1/dvd/die-18-uebungen-des-taiji-qigong-dvd.html)

Jedenfalls tolle Übungen und ein schöner, einfacher Einstieg in das Qigong. Die meisten der 18 Bewegungen sind nicht so gefährlich (nicht so wie Karate, oder Yoga mit den starken Dehnungen). Genaugenommen ist es die am wenigsten gefährliche Übungsreihe, die ich kenne. Ich habe schon allein probiert. Aber das sollte wohl jeder selbst für sich entscheiden.
Die 18 Bewegungen richten sich an Anfänger. Allzugroße Energiereaktionen sollte man nicht erwarten. Zu einem Qigong-Meister wird man mit ihnen wahrscheinlich auch nicht (sofern man sie nicht den ganzen Tag macht). Aber einen schönen Gesundheitseffekt haben sie zweifellos. Das ist sehr wertvoll.

Ob man dann die höheren Qigong-Stufen mit 30 Minuten "Stehender Säule (http://old.wctag.eu/artikel.html#stehende)" aufwärts erreichen will (die dann ggf. schon deutlich intensiver und dadurch auch gefährlicher sind), wäre dann eine weitere Entscheidung. Anfänger, auch wenn sie ein paar Monate täglich die 18 Bewegungen geübt haben, schaffen ungefähr 3 Minuten Stehende Säule. 30 Minuten davon haben also eine ganz andere Qualität, das ist dann also eine ganz andere Ebene des Qigong, auf der man dann auch wirklich einen Lehrer braucht.

Talisker
07-02-2014, 07:44
Sind die "18 Shibashi Übungen" dasselbe wie die "18 Bewegungen des Taiji-Qigong"?

Alpensahne
07-02-2014, 10:22
Warum die Übungen jeder anders macht ?

z.B. :
ich mach z.Zt. eine med. Qigong Ausbildung,
da werden die Übungen wieder etwas gemacht,
allerdings sind die nicht in Stein gemeiselt, je nach dem wie man die Übungen braucht bzw. welche Organe u. Meridiane man ansprechen möchte bzw. aktivieren möchte. - simpel ausgedrückt: zu welchen Zweck. d
kommt auch ggf. auf die evtl. div. körperl. Einschränkungen an
wie z.B. Bandscheiben, Rückenprobleme, Knie,...etc.
(ersetzt natürlich keinen Arzt - aber als Ergänzung bzw. Nachbehandlung ganz hilfreich).

Huangshan
07-02-2014, 11:08
Info zu diesem Qigong Stil.


In the same year, 1979, Lin Housheng combined elements of Tai chi and Qigong to create the first set of eighteen exercises that made up Taiji Qigong – Shibashi.

Quelle siehe Adresse:http://www.linhousheng.com/

Kamenraida
07-02-2014, 14:59
Warum die Übungen jeder anders macht ?
z.B. :
ich mach z.Zt. eine med. Qigong Ausbildung,
da werden die Übungen wieder etwas gemacht,
allerdings sind die nicht in Stein gemeiselt, je nach dem wie man die Übungen braucht bzw. welche Organe u. Meridiane man ansprechen möchte bzw. aktivieren möchte. - simpel ausgedrückt: zu welchen Zweck. d
kommt auch ggf. auf die evtl. div. körperl. Einschränkungen an
wie z.B. Bandscheiben, Rückenprobleme, Knie,...etc.
(ersetzt natürlich keinen Arzt - aber als Ergänzung bzw. Nachbehandlung ganz hilfreich).

Sins Abkürzungen Teil deiner Ausbildung? ;-)

Eistee
07-02-2014, 17:12
Sind die "18 Shibashi Übungen" dasselbe wie die "18 Bewegungen des Taiji-Qigong"?
Soweit ich weiß, ja.

shibashi means 18 movements in Chinese
Da ist auch ein pdf:
http://www.taichi18.com/shibashi.pdf
Von den Beschreibungen her sind das die Übungen, die ich auch von den DVDs kenne (und ein paar Monate lang täglich gemacht habe).

Es gibt auch eine recht ausführliche (aber leider nicht sehr gut übersetzte) schriftliche Anleitung mit Bildern, in der es aber sogar um 28 Bewegungen geht. Sie war sonst immer auf "china-guide.de", aber da scheint sie nicht mehr zu sein. Über Google hab' ich sie gerade hier wieder gefunden:

Achtundzwanzig Schritte von Taiji-Qigong - Schritt 1 vom ersten Teil (Theorie) (http://german.cri.cn/21/2005/07/19/1@33054.htm)

Ferner gibt es noch ein Buch (http://www.amazon.de/Die-18-Bewegungen-Taiji-Qigong-Bewegung/dp/3833004045/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1391793227&sr=8-1), das ich aber nicht habe (weil ich ja inzwischen genug Material darüber hatte und ich Bewegungen auch besser von einem Videoclip nachvollziehen kann als aus einem Buch).

Alpensahne
08-02-2014, 01:09
Sins Abkürzungen Teil deiner Ausbildung? ;-)

ne, da gibts keine Abkürzungen, sondern stärker gezielt die jeweiligen Organe bzw. Meridiane ansprechen, - keine Abkürzung sondern eine etwas andere Ausführung, - insgesamt viel genauer, ausführlicher und deutlicher
als ich die Übungen mal vor Jahren gelernt hatte.
(z.B. im Hinblick auf Zusammenhänge/Übergänge bei Muskel, Sehnen, Körperbau, Knochen, Wirbelsäule, Gelenke, Organe, Meridianverläufe, Akupunktur,...usw.)

scarabe
21-02-2014, 13:41
ahh, China ist ein riesiges Land und die Shibashi-Übungen werden seit mehreren Jahren ja nicht nur in China praktiziert.....
es ist wie mit den 8 Brokaten oder den Taiji-Stilen: Jeder Zweig hat mit der Zeit seine Individualitäten entwickelt.

Macht doch nichts! Sofern die wichtigen Grundlagen wie Körperhaltung, Gelöstheit etc. beachtet werden, ist es trotzdem richtig und in Ordnung!

Mein Tip dazu:
Schau Dir verschiedene Übungsmethoden an, such Dir die geeignetsten heraus und dann mache die Ausführung, die am besten zu Deinen Schülern passt.
(soll heissen, sportliche, bewegliche Schüler können die Übungen u.U. etwas anders machen, als Alte, Unbewegliche, die dafür aber prima in meditative Ruhe gehen können).

Be flexible, wie der chin. Bambus ;-)

don_deviant
31-05-2014, 21:45
als ich zum qi gong kam, bin ich praktisch direkt mit diesen übungen eingestiegen. tja, dennoch wusste ich bis jetzt nicht, dass die unter dem namen shibashi bekannt sind. :) mein meister sagt dazu immer: 18-fach(e)-harmonie!

habe eben mal flüchtig in die geposteten youtube videos reingesehen und eigentlich bei allen figuren gewisse unterschiede zu dem von mir praktizierten stil gesehen. möchte jetzt nicht zu sehr ins detail gehen, doch bspw machte sich das je nach figur im hochheben der fußsohlen oder dem ausbreiten der arme nach dem begradigen der beine (im gegensatz zum synchronen ausbreiten und aufsteigen) fest. nun möchte ich nicht behaupten, dass das falsch ist, jedoch würde mein meister einschreiten und dies korrigieren!


Macht doch nichts! Sofern die wichtigen Grundlagen wie Körperhaltung, Gelöstheit etc. beachtet werden, ist es trotzdem richtig und in Ordnung!


sehe ich eigentlich genau so. wichtig sind die grundlagen, damit keine schäden entstehen. und die sollte man halt wirklich kennen, wenn man sich lehrer nennt. wobei ich nicht ausschließen möchte, dass es leider eine menge schwarze schafe gibt. daher wirklich aufpassen beim wählen der schule, des lehrers.

ansonsten: diese übungen sind wirklich mächtig! wenn man damit wächst, dann wird man auch verstehen, dass die übungen den schüler immer begleiten werden. denn je mehr fokussierter, gleichmäßger und geschmeidiger man sie ausführt, um so anspruchsvoller können sie auch sein.

bestes beispiel ist doch gleich die erste übung ("das wecken des qi"): je langsamer man nach unten und oben geht, dabei wirklich den rücken grade hält, den atem dazu synchron laufen lässt, desto schneller merkt man, dass hier hingabe verlangt wird!

Shibashi-Germany
02-10-2015, 13:13
Das Taiji Qigong Shibashi wurde von 1978 bis in die 90er Jahre von Prof. Lin Housheng, damals Dozent an der Universität von Shanghai entwickelt. Es handelt sich um ein System zur Erhaltung der Gesundheit, das aus acht verschiedenen Sätzen besteht.
Die Sätze 1 bis 3 und 5 bis 7 bestehen aus jeweils 18 Qigongübungen, die aus dem traditionellen Yang-Stil-Taijiquan entwickelt wurden. Der achte Satz kombiniert diese 108 Bewegungen in einer Art Quintessenz des Shibashi.
Der vierte Satz nimmt eine Sonderstellung ein. Er besteht aus 18 umfassenden Programmen zur begleitenden Therapie verschiedenster Gesundheitsprobleme wie Herzerkrankungen, Bluthochdruck, Diabetes etc.

Das gesamte System basiert auf einer ausgearbeiteten Bewegungs- und Atemmethodik, die sich nach äußerlichem Augenschein nicht vermittelt.

Heute wird auf der ganzen Welt Shibashi imitiert, selten jedoch bei Prof. Lin erlernt. Von den deutschen "Vertretern" des Shibashi ist Prof. Lin nach eigener Aussage nicht ein einziger bekannt (Stand Sept. 2015).

Wer Interesse daran hat, an der Quelle zu schöpfen, kann sich leicht per Internet an Prof. Lin Housheng wenden.

Eistee
02-10-2015, 17:23
Es handelt sich um ein System zur Erhaltung der Gesundheit, das aus acht verschiedenen Sätzen besteht. Die Sätze 1 bis 3 und 5 bis 7 bestehen aus jeweils 18 Qigongübungen, die aus dem traditionellen Yang-Stil-Taijiquan entwickelt wurden. Der achte Satz kombiniert diese 108 Bewegungen in einer Art Quintessenz des Shibashi.
Das ist natürlich schade, daß immer nur die 18 Bewegungen gezeigt werden, und es offenbar keine DVD oder andere Medien zum Gesamtsystem gibt.

Die Sätze 1 bis 3 und 5 bis 7 bestehen aus jeweils 18 Qigongübungen, die aus dem traditionellen Yang-Stil-Taijiquan entwickelt wurden. Der achte Satz kombiniert diese 108 Bewegungen in einer Art Quintessenz des Shibashi. ... Das gesamte System basiert auf einer ausgearbeiteten Bewegungs- und Atemmethodik, die sich nach äußerlichem Augenschein nicht vermittelt.
Das "große Geheimnis" also? Ich bin skeptisch, ob Yang Chengfu, von dessen Bewegungen Shibashi ja abgeleitet ist, so eine geheime Bewegungs- und Atemmethodik überhaupt kannte.

Ansonsten sind die 18 Bewegungen wirklich wunderbar, gerade auch zum Einstieg, aber ich persönlich möchte halt gern noch das Kampfkunstelement dazuhaben, so daß ich dann eben direkt Yang-Stil-Tai-Chi mache.

fei li
07-10-2015, 11:17
Das "große Geheimnis" also? Ich bin skeptisch, ob Yang Chengfu, von dessen Bewegungen Shibashi ja abgeleitet ist, so eine geheime Bewegungs- und Atemmethodik überhaupt kannte.

Ansonsten sind die 18 Bewegungen wirklich wunderbar, gerade auch zum Einstieg, aber ich persönlich möchte halt gern noch das Kampfkunstelement dazuhaben, so daß ich dann eben direkt Yang-Stil-Tai-Chi mache.

Wenn man Taijiquan übt, kann man meiner Meinung nach getrost auf Qigong verzichten. Taijiquan ist ja anders ausgedrückt Bewegungs-Qigong. Alles schon enthalten.

:D

Klaus
07-10-2015, 11:48
Teilweise.

Eistee
07-10-2015, 16:07
Wenn man Taijiquan übt, kann man meiner Meinung nach getrost auf Qigong verzichten. Taijiquan ist ja anders ausgedrückt Bewegungs-Qigong. Alles schon enthalten.
Na ja, Qigong ist halt noch statischer und dadurch noch innerlicher.
Ehrlich gesagt fühlte ich mich nach den 18 Bewegungen sogar noch etwas besser als jetzt nach meiner Yang-Form. Ich konnte da nach ein paar Wochen bestimmte Verbesserungen spüren, z.B. wurde die Atmung ungewöhnlich frei und lief wie von selbst (was ich sonst noch nie in dieser Weise gefühlt hab'). Vielleicht bekommt man das auch mit einer Tai Chi-Form hin, aber das dauert jedenfalls sehr viel länger.
Also, Qigong (Heilkunst, statisch) und Tai Chi (Kampfkunst, etwas mehr "Gymnastik") haben meiner Meinung nach schon beide ihre Berechtigung.

Qigong hat allerdings das Problem eines gewissen esoterischen Einschlags, und es dauert etwas, bis man begreift, was das überhaupt soll. Dadurch ist das auch anderen hier im Westen nicht so leicht zu erklären. Und wenn es dann zum Qi kommt, hat man seitenlange Diskussionen. ;)

QT333
31-10-2015, 19:30
Hallo,

ich finde es schwierig, die Qualitäten von Qigong und Taijiquan miteinander vergleichen zu wollen, sind doch beides lediglich Oberbegriffe für eine Vielzahl von Stilen/Systemen/Übungen mit anatomischen und energetischen Anteilen.

Es ist darüber hinaus ein Leichtes, martialische Anteile auch in scheinbar dafür nicht geeigneten (stilisierten?) Bewegungen zu entdecken, bzw. deren Verwertbarkeit in der Umsetzung bei einer Verteidigung oder einem Angriff.

Der Begriff der „weltweiten Imitationen“ der Shibashi erscheint mir ebenfalls nicht angemessen. Eine Imitation ist in der Regel gegenüber dem Original minderwertig.

Ist nicht das Imitieren des Lehrers der erste Schritt für jeden Schüler?

Auch Lin Housheng hat m. W. die 18 Übungen keinesfalls neu erfunden, sondern sie lediglich neu zusammengestellt. Wenn seine „Komposition“ nun anders interpretiert wird, muss dies nicht automatisch bedeuten, dass damit eine Verschlechterung in deren Wirksamkeit eintritt.

Traditionen, die in der Vergangenheit vielleicht wertvoll waren, müssen in der Gegenwart nicht unbedingt genauso sinnvoll sein. Eine Veränderung kann (und sollte) durchaus eine positive Entwicklung bedeuten.

Die in meinen Augen wichtigere Frage ist die nach der Qualität des Lehrers, wobei ohne Zweifel auch ein mittelmäßiger Lehrer vielen Menschen Qigong z. B. als Möglichkeit zur Entschleunigung und somit zur Stressbekämpfung nahe bringen kann.

Was wiederum vielen Schülern vollkommen ausreicht, aber das steht auf einem anderen Blatt.

Von einem guten Lehrer erwarte ich, dass er keinesfalls Fragen nur mit einem Hinweis auf Qi beantwortet, sondern auch anatomisch begründen (und Qi natürlich differenzieren) kann.

Wenn seine Interpretation somit stimmig ist sowie mein Bauchgefühl und mein Kopf es erlauben, lasse ich mich gerne auf eine Variation ein.


Übrigens wählte ich die männliche Form des Lehrers/Schülers ausschließlich der Einfachheit halber. Sie könnten vollkommenem gleichwertig auch in der weiblichen Form dort stehen.

Eistee
01-11-2015, 00:32
Die in meinen Augen wichtigere Frage ist die nach der Qualität des Lehrers
Im Prinzip schon, aber Shibashi ist so einfach, daß man es auch von einer DVD ohne Lehrer (vor Ort) lernen, bzw. es gleich mitmachen kann.

QT333
01-11-2015, 12:16
.

QT333
01-11-2015, 12:21
Es ist richtig, dass ein Imitieren der Shibashi relativ einfach und wahrscheinlich sogar mithilfe einer DVD möglich ist.

Ob es dem Anfänger jedoch ohne einen qualifizierten Lehrer gelingt, sich über das Imitieren hinaus zu entwickeln und z. B. alte, weniger günstige Bewegungsmuster zu verändern, wage ich zu bezweifeln. Er bleibt somit an der Oberfläche.

Auch damit kann man zufrieden sein und sich wohl fühlen.

pilger
03-11-2015, 15:31
Das Problem, Qigong oder Taichi nur mit Hilfe einer DVD lernen zu wollen hatten wir ja schon ein paar Mal.
Meiner Meinung nach kann eine DVD nur Unterstützung sein, nie aber einziges Lehrmittel. Zumindest nicht wenn man nicht bereits über theoretisches und praktisches Wissen und Können, vermittelt durch kompetente Lehrer, verfügt.
Selbst äußerlich scheinbar einfache Bewegungen sind im Innern oft viel anspruchsvoller. Weil man entweder bei jeder Bewegung die Aufmerksamkeit auf bestimmte Körperbereiche legen sollte, die Atmung in bestimmter Weise fließen lassen soll oder mit bestimmten Vorstellungen arbeitet. Außerdem korrigiert einen keiner in der Bewegung. Das kann sich schädlich auf den eigenen Körper auswirken.

Daher hier ein kurzes Plädoyer in Sachen Qigong lernen, egal welcher Art:

Lehrer suchen und die Übungen lernen. DVD gern als Unterstützung. Aber nicht glauben, man könne ausschließlich mit einem digitalen Medium eine so persönliche Kunst wie Qigong erlernen.

Grüße
Pilger

Eistee
04-11-2015, 00:55
Lehrer suchen und die Übungen lernen. DVD gern als Unterstützung. Aber nicht glauben, man könne ausschließlich mit einem digitalen Medium eine so persönliche Kunst wie Qigong erlernen.
Ich glaube, Du hast das noch gar nicht versucht. Trotzdem sagst Du "Das geht nicht".
Ich hab's versucht, und habe dabei in etwa die Effekte, die auch von Leuten mit Lehrern oder von Lehrern selbst im Internet beschrieben werden (Entspannung, Förderung Gleichgewichtssinn, Muskelkräftigung (insbesondere bei den Tritten)).
Neulich kam ein Jogger vorbei, der mich beim Tai Chi (von DVD) sah und sagte: "Wir haben wohl denselben Lehrer" (weil meine Bewegungen ungefähr so aussahen wie bei seinem Tai Chi-Lehrer).

Und wenn mein Tai Chi/Qigong an einem Tag mal schlecht war, dann kann ich immer noch feststellen, daß ich zumindest geschwitzt habe. Bewegt habe ich mich also in jedem Fall. Und die Ärzte behaupten, das reiche schon: "Die Sportart ist egal, Hauptsache Bewegung":

Fitness für Herz und Hirn: Die Sportart ist egal, Hauptsache Bewegung - Fitness für Herz und Hirn - FOCUS Online - Nachrichten (http://www.focus.de/gesundheit/gesundleben/fitness/training/tid-26187/fitness-fuer-herz-und-hirn-die-sportart-ist-egal-hauptsache-bewegung-_aid_768786.html)

Weil man entweder bei jeder Bewegung die Aufmerksamkeit auf bestimmte Körperbereiche legen sollte, die Atmung in bestimmter Weise fließen lassen soll oder mit bestimmten Vorstellungen arbeitet.
Ach, das kommt auch mit der Zeit.

Außerdem korrigiert einen keiner in der Bewegung. Das kann sich schädlich auf den eigenen Körper auswirken.
Die meisten Bewegungssysteme (Karate, Gymnastik, Ballett, usw.) haben Verletzungsrisiken. Das würde ich auch nicht ohne Lehrer machen.
Qigong ist auch nicht Qigong: 3 Stunden "Stehende Säule" würde ich ebenfalls nicht ohne Lehrer machen.

Shibashi aber ist das Bewegungssystem mit der geringsten Verletzungsgefahr, das ich kenne. Vielleicht ist es sogar das risikoärmste überhaupt. Eine halbe Stunde lang ein bißchen in der Gegend 'rumstehen kann jeder halbwegs Gesunde:

3FbD5GRf6gw

Wer sich das nicht zutraut oder meint, er würde sich dabei ohne Lehrer verletzen, sollte sich am besten in einen Glaskasten setzen. Wo er dann aber ein relativ hohes Infarktrisiko wegen Bewegungsarmut eingeht.

Wenn jemand versucht, im Sinne der Qigong-Position "gerade" und entspannt zu stehen (Beine schulterbreit, Knie leicht eingedrückt, Schultern locker), wird er, selbst wenn er es mangels Lehrer nicht 100%ig richtig macht, bessere Auswirkungen auf den Körper haben, als wenn er den ganzen Tag krum vor dem Computer sitzt (was auch niemand kontrolliert oder "korrigiert").

pilger
04-11-2015, 05:29
Hallo Eistee,

es gibt immer wieder Menschen mit guten bzw hervorragenden autodidaktischen Fähigkeiten. Mal davon ausgehend dass du deine Übungen korrekt ausführst und sich bei dir positive Effekte einstellen, gehörst du wohl zu dieser kleinen Gruppe von Menschen.

Für den großen Rest bleibe ich bei dem was ich schrieb.

LG Pilger

Gesendet von meinem ZTE Blade V220 mit Tapatalk

Klaus
04-11-2015, 11:27
Da sind wir im grossen Bereich des Kommt-darauf-an's. Kleine Dinge übersieht man schon mal, oder macht Fehler die erfahrenen guten Lehrern auffallen. Es gibt aber auch schlechte Lehrer die was korrigieren was nicht verkehrt ist, und nicht die Fähigkeit haben Dinge überhaupt zu sehen. Wenn man gar keine brauchbaren Lehrer in der Nähe hat, kann man mit einer DVD aber anfangen, wenn man ein guter Beobachter ist. Es empfiehlt sich normal aber, später und frühzeitig genug ein Seminar guter Leute zu besuchen, damit kleine Fehler früh abgestellt werden. Der Rest ist einfach Doing.

QT333
04-11-2015, 17:18
"Kommt drauf an" ist auch nicht schlecht :-)

Damit lässt sich eigentlich alles beantworten, ohne jemandem auf den Schlips zu treten, denn natürlich sind die meisten mit dem zufrieden, was gut ins eigene Konzept passt.

Wahrscheinlich ist es schwierig, dieses Thema in Schriftform zu erörtern. Interessant könnte es sein, wenn einige Erfahrene sich einmal treffen würden, um unterschiedliche Standpunkte - "Eistee-Standpunkt vs. Pilger-Standpunkt" - praktisch zu erproben.

Nicht um zu beweisen, wer Recht hat, sondern um des Erprobens und Lernens willen.

Man kann schließlich auch mit viel Erfahrung trotzdem auf einem weniger günstigen Weg unterwegs sein.

pilger
04-11-2015, 18:23
...Wahrscheinlich ist es schwierig, dieses Thema in Schriftform zu erörtern. Interessant könnte es sein, wenn einige Erfahrene sich einmal treffen würden, um unterschiedliche Standpunkte - "Eistee-Standpunkt vs. Pilger-Standpunkt" - praktisch zu erproben.

Nicht um zu beweisen, wer Recht hat, sondern um des Erprobens und Lernens willen.

Man kann schließlich auch mit viel Erfahrung trotzdem auf einem weniger günstigen Weg unterwegs sein.

Hallo QT333,

wie so viele Themen der Praxis ist natürlich auch dieses hier recht schwierig in Schriftform rüber zu bringen.
Es ist aber auch nicht mein Anliegen, irgendwen von irgendeiner Meinung zu überzeugen. Das ist tatsächlich schriftlich im Bereich der IMA im weitesten Sinne überhaupt nicht möglich.

Mir liegt es einfach am Herzen, dass Menschen, die z.B. ganz neu im Bereich Qigong / Taichi sind und hier ins Board rein schnuppern um sich schlau zu machen, nicht dem Glauben verfallen, man könne einfach mal Qigong Übungen oder eine Taichi Form so völlig einfach ohne Lehrer, nur von DVD lernen.
Wie gesagt, mag sein, dass es einige gibt, die es hinbekommen, weil sie vielleicht besonders viel Bewegungstalent besitzen, gute Beobachter sind usw. Aber für den Großteil der Menschen, die etwas lernen wollen, ist es besser, weil sicherer, einen Lehrer zu haben, der zumindest die Grundlagen erklärt, sich die Stellungen und Bewegungen ansieht und durchkorrigíert.

Naja, und klar gibt es Menschen, die trotz Erfahrung auf einem wie du sagst weniger günstigen Weg sind.

Wenn jemand z.B. 10 Jahre täglich Taichi und/oder Qigong praktiziert, er dabei merkt, dass z.B. Bewegungseinschränkungen verschwunden sind, die vorher jahrelang vorhanden waren, Spätfolgen von Verletzungen, die einen zuvor immer geplagt haben, sich auflösen, man sich vitaler fühlt als zu Beginn der Praxis ohne andere Parameter geändert zu haben, entspannter im Alltag ist, besser schläft, das Leben besser im Fluss ist und all das, obwohl man ja älter wird und es normalerweise vom körperlichen Wohlbefinden mit dem Älterwerden oft eher abwärts als aufwärts geht, dann kann der Weg nicht so ungünstig sein.

Wenn man nach ein paar Jahren der Praxis aber nichts an körperlichen und mentalen Verbesserungen merkt oder sich am Ende sogar Verschlechterungen einstellen, dann ist der Weg vermutlich nicht der Günstigste und es ist vielleicht Zeit für einen anderen Lehrer oder gar ein anderes Hobby.

Aber so viel Weisheit besitzt hoffentlich jeder, ersteres von zweiterem zu unterscheiden und entsprechende Konsequenzen zu ziehen.
Von daher hier glaube ich nicht wirklich das Thema.
Viel wichtiger finde ich, dass die Wahrscheinlichkeit, zur Gruppe des ersten Beispiels zu gehören steigt, wenn man zumindest für die Grundlagen regelmäßig einen oder mehrere kompetente Lehrer besucht hat, wohingegen die Wahrscheinlichkeit, in die zweite Gruppe zu fallen steigt, wenn man sich von Anfang an alles selbst beibringt und niemanden hat, der schaut, ob zumindest die Grundlagen richtig sind.

Das ist ja bei gaaanz vielen Dingen so, die man lernt. Egal ob Autofahren oder Musikinstrumente oder Sportarten. Es wird immer Menschen geben, die sich ohne Lehrer vieles gut und richtig beibringen, aber die meisten brauchen Lehrer/Trainer und fahren damit deutlich besser.

Zu dem Punkt des sich Treffens:
Ich habe schon viele Menschen unterschiedlichster Level getroffen. Auch ein paar die hier auf dem Board unterwegs sind. Es war immer auf irgendeine Weise fruchtbar.
Und bei diesen Treffen merkt man recht schnell, was "Masse" ist. Ob jemand wirklich Struktur hat, ob er gelöst ist, ob er in einer allgemein guten mentalen und körperlichen Verfassung ist usw. Und da kommt es nicht drauf an, wer wen jetzt z.b. weiter pusht. Das wäre völliger Quatsch. Die Attribute sieht und fühlt man bei dem Menschen, wenn man mit ihnen in Kontakt ist.

Und genau aus diesen Erfahrungen heraus mit anderen Menschen nehme ich meine obige Meinung:
MIT Lehrer -zumindest für ausführliche Grundlagen- ist es in der Regel besser und förderlicher als OHNE Lehrer. So habe ich es zumindest bei den Menschen gespürt mit denen ich die Hände gekreuzt habe usw. Na klar reicht das nicht für eine Statistik, das sind halt meine persönlichen Erfahrungen.
Wenn man die Grundlagen erst mal drauf hat, kann man gut und gern auch viele Dinge für sich selbst ohne Lehrer üben. Aber bis dahin dauert es meist etwas.

Grüße
Pilger

Eistee
05-11-2015, 00:55
Stimmt schon. Ich hatte mal 'ne Zeit, da war ich so begeistert davon, daß das mit meinen DVDs (für mich) ging, daß ich das auch anderen empfehlen wollte.
Das Empfehlen klappte allerdings gar nicht. Die meisten hatten gar kein Interesse und fühlten sich entsprechend von mir nur vollgelabert, andere konnten das gar nicht umsetzen. Im Ergebnis hat bisher noch niemand meine Empfehlungen umgesetzt.
Wahrscheinlich ist es wirklich für die allermeisten am besten, sich einen vernünftigen Lehrer zu suchen, wenn sie sowas machen wollen. Ich sollte nicht von mir auf andere schließen. Es kommt leider immer mal wieder vor, daß ich das tue.

Da gibt es z.B. dieses Video:

MdbFUWCnvCg

Mich überzeugt das total. Zum einen ist da Jet Li, den ich sowieso mag. Zum anderen nehme ich das Leben in den mittleren Jahren genau so wahr: Gehetzt, gestreßt. Zwischen Kindern, Arbeit (oder noch schlimmer Arbeitslosigkeit), Steuern, pflegebedürftigen Eltern, Beziehungsgenerve bis hin zur Scheidung, eigenen Krankheiten, usw.. Die "Rush-Hour des Lebens". Und daß Tai Chi oder Qigong bei diesem Streß sehr gut helfen kann und das Leben dadurch wirklich bereichert. Aber allen, denen ich den Clip gezeigt habe, konnten damit offenbar überhaupt nichts anfangen. Keine Reaktion. Nicht mal, "Das verstehe ich nicht". Nur "Oh, wenn das alles so weitergeht, krieg' ich Burnout". Tja, muß nicht sein. Man muß halt was für sein Qi tun.

QT333
05-11-2015, 07:01
Vielleicht habe ich mich kryptisch ausgedrückt (jaja, die Schriftform), aber das, was Pilger jetzt schreibt, ist genau das, was ich meine :-)

Und Eistee scheint ja grundsätzlich doch auch in diese Richtung zu tendieren, zumindest auf Anfänger bezogen.

Bliebe evtl. eine Rückkehr zum Thema und ein Vergleich verschiedener Varianten der Shibashi. Das könnte interessant sein, aber auch langweilig - kommt drauf an :-)

Schöne Grüße!

pilger
05-11-2015, 07:06
Sorry QT333 für das offtopic. Ich fand den Einschub trotzdem gerade noch so eben passend ;)

Eistee, danke für deinen Standpunkt. Respekt an dich dass du die Hingabe und Geduld aufbringst, für dich allein so konsequent zu üben.

Und nun...gerne zurück zum eigentlichen Thema :)

carstenm
05-11-2015, 09:10
Ich übe shibashi nicht.

Ich erlebe in meinem Üben von qi gong / nei gong, daß die äußerliche, d.h. die sichtbare Bewegung nach einiger Zeit eine Art "Umhüllung" ist oder auch so etwas wie ein Gefäß.
Darin enthalten sind innere Bewegungen, Vorstellungen oder energetische Bewegungen (oder eben das was Bilder von qi sprachlich zu beschreiben versuchen), die allesamt von Außen erst einmal nicht sichtbar sind.

Wenn ich auf die Geschichte meines Übens zurückschaue, dann sehe ich immer wieder, wie wichtig der Unterricht durch einen Lehrer und vor allem dann auch die Korrekturen waren.
Sicher, ganz Vieles entwickelt sich durch den Prozeß des Übens alleine. Ich erlebe aber immer wieder Aspekte, die sich auch nach längerem Üben nicht alleine aus sich selbst heraus erschließen, sondern gewissermaßen "eröffnet" werden müssen.

Auf einer Website (http://www.taiji-europa.de/qigong/shibashi/)heißt es entsprechend zu shibashi:
"Der vierte und die folgenden Sätze werden ausschließlich im direkten Lehrer-Schülerkontakt unterrichtet. Gleichzeitig werden die Einblicke in die „Innere Alchemie“ und die Energiearbeit vertieft."

Mich würde daher interessieren, wie sich solche Aspekte beim Üben ganz ohne Lehrer, d.h. ausschließlich mit DVD erschließen?

Eistee
05-11-2015, 17:49
Ich finde, die Frage mit den DVDs ist im Shibashi-Thema nicht so sehr Off-Topic, weil besonders zu Shibashi zahlreiche DVDs angeboten werden:

https://www.weltbild.de/artikel/film/die-18-uebungen-des-taiji-qigong-dvd_16387081-1
Shibashi Lehr Film (http://www.shibashi.de/shibashi-film.html)
Shibashi Taichi Qigong DVD (http://www.qigongonline.de/shibashi-taichi-qigong-dvd.html)
Tai Chi Qigong Shibashi Home Study Course – Set 1 | Tai Chi, Qigong & Feng Shui Institute (http://taichi18.com/online-video-course/shibashi/)
An Introduction to Tai Chi: Chi Kung [DVD]: Amazon.co.uk: Lucy Lloyd-Barker: DVD & Blu-ray (http://www.amazon.co.uk/An-Introduction-Tai-Chi-Kung/dp/B00005B737)

Die 18 Bewegungen des Taiji-Qigong: Amazon.de: Tomo Masic: Bücher (http://www.amazon.de/Die-Bewegungen-Taiji-Qigong-Tomo-Masic/dp/3833004045/ref=asap_bc?ie=UTF8)

Eben weil sich diese Bewegungsreihe besonders gut zum Selbstlernen eignet.


Ich erlebe in meinem Üben von qi gong / nei gong, daß die äußerliche, d.h. die sichtbare Bewegung nach einiger Zeit eine Art "Umhüllung" ist oder auch so etwas wie ein Gefäß.
Darin enthalten sind innere Bewegungen, Vorstellungen oder energetische Bewegungen (oder eben das was Bilder von qi sprachlich zu beschreiben versuchen), die allesamt von Außen erst einmal nicht sichtbar sind.
Tja, weißt Du, in Bezug auf dieses nicht beweisbaren inneren Vorgänge bin ich insgesamt skeptisch. Dann steht da jemand einfach in der Gegend, oder er hebt ganz langsam einen Arm, wie es schon ein Dreijähriger könnte, und behauptet aber, da wären ganz magische Dinge im Innern im Gange (oder noch schlimmer, im Tai Chi, daß er dadurch zu einem ganz großen Kämpfer würde). Wenn dann Leute, z.B. im Park, daran vorbeigehen und zueinander sagen "Laß' den, der ist verrückt", kann man ihnen das eigentlich nicht vorwerfen. Früher nannte man sowas "Geistergreifer".

Wenn man eine halbe Stunde in der "Stehenden Säule" steht, geht das mächtig auf die Oberschenkelmuskeln, und auch der Kreislauf ist am Rotieren (sozusagen). Nicht umsonst kippen Wachen (Soldaten), die sehr lange stehen müssen, auch gelegentlich um, weil der Kreislauf das nicht mitmacht.
Das heißt, Qigong-Übungen haben zweifellos eine Trainingswirkung auf den Körper, manchmal sogar eine ziemlich starke und mit Sicherheit eine dann auch nachweisbare.
Aber mit diesen "feinstofflichen inneren Vorgängen", von denen einige meinen, darum gehe es im Qigong (und Tai Chi), und wenn sie fehlten, dann sei das alles nichts, wobei man davon aber eben überhaupt nichts sieht und das auch nicht nachweisen kann, also mit dieser "Geistergreiferei" kann ich nichts anfangen.

Im Tai Chi ist für mich ein Fauststoß ein Fauststoß, und ein Tritt ein Tritt. Man übt es halt nur deshalb ganz langsam, damit es zum einen schonender für den Bewegungsapparat (Sehnen, usw.) ist und man zum anderen dadurch zu einem sehr entspannten, ruhigen Atem kommt (was bei sportlicher Anstrengung so nicht möglich wäre, da geht der Atem ja sehr schnell).

Ich mache also einfach die Bewegungen. Wenn sich dabei innere Vorgänge einstellen, ist es gut. Und wenn nicht, ist es auch gut. Ich kümmere mich darum, die Schultern nicht hochzuziehen oder bei einem Fauststoß aus- und nicht einzuatmen, usw.. Aber ansonsten kümmere ich mich um innere Vorgänge gar nicht.

Wenn ich auf die Geschichte meines Übens zurückschaue, dann sehe ich immer wieder, wie wichtig der Unterricht durch einen Lehrer und vor allem dann auch die Korrekturen waren.
Sicher, ganz Vieles entwickelt sich durch den Prozeß des Übens alleine. Ich erlebe aber immer wieder Aspekte, die sich auch nach längerem Üben nicht alleine aus sich selbst heraus erschließen, sondern gewissermaßen "eröffnet" werden müssen.

Auf einer Website (http://www.taiji-europa.de/qigong/shibashi/)heißt es entsprechend zu shibashi:
"Der vierte und die folgenden Sätze werden ausschließlich im direkten Lehrer-Schülerkontakt unterrichtet. Gleichzeitig werden die Einblicke in die „Innere Alchemie“ und die Energiearbeit vertieft."

Mich würde daher interessieren, wie sich solche Aspekte beim Üben ganz ohne Lehrer, d.h. ausschließlich mit DVD erschließen?
Also, es mag vielleicht sein, daß man mit Lehrer und "Geistergreiferei" noch "weiter" kommt.
Denk' doch mal an "Tiger & Dragon": Da ist Limubai, der Mönch, der die KK regulär im Kloster bei seinem Meister gelernt hat. Und dann ist da Jadefuchs, der der Meister die KK nicht beibringen wollte, so daß sie die Unterlagen gestohlen und nur aus diesen gelernt hat.
Jadefuchs ist in der KK nicht so weit wie Limubai, aber im Verhältnis zu einfachen Soldaten ist sie dennoch unbesiegbar.
Also, ihr Niveau würde mir schon reichen.

Glückskind
05-11-2015, 18:23
Hat jemand die Herren Dunning-Kruger gesehen? :rolleyes:

carstenm
05-11-2015, 18:40
... Aber mit diesen "feinstofflichen inneren Vorgängen", von denen einige meinen, darum gehe es im Qigong (und Tai Chi), und wenn sie fehlten, dann sei das alles nichts, wobei man davon aber eben überhaupt nichts sieht und das auch nicht nachweisen kann, also mit dieser "Geistergreiferei" kann ich nichts anfangen.
...
Aber ansonsten kümmere ich mich um innere Vorgänge gar nicht.Vielen Dank für deine ausführliche und offene Antwort!


Denk' doch mal an "Tiger & Dragon": ...Pardon, ich habe den Film nicht gesehen.

Klaus
05-11-2015, 19:07
Die "feinstofflichen Vorgänge" nennt man im weitesten Sinne auch Biochemie und die Interaktion emotionaler Vorgänge mit dem Körper, und da ist so einiges möglich im Körper. Auch Deregulation vorhandener Prozesse, und Reregulation.

Therapeutischer Nutzen: Immer mehr Studien belegen positive Wirkungen auf die Gesundheit |*ZEIT ONLINE (http://www.zeit.de/zeit-wissen/2012/01/Meditation-auf-Rezept/seite-2)

kanken
05-11-2015, 20:58
Eistee, es gibt sehr sehr konkret innere Bewegungen, die nichts, aber auch gar nichts mit esoterischen Energien zu tun haben, sondern mit konkreten körperlichen Anweisugen von Anspannung und Entspannung gewisser Bereiche im Körper. Diese Anweisungen sind in Form von Ideen vorhanden, dazu sollte man sich evtl. auch mal die ursprüngliche Bedeutung der Schriftzeichen von Dantien (roter Brunnen, aufgeteiltes Feld) und Qi (Dampf über einem Reiskochtopf) angucken. Daraus, und aus der Bedeutung von Ying Qi und Wei Qi, kann man dann schon nachvollziehen wie gewisse Dinge entstanden sind, zumindest wenn man gewisse Erfahrungen in der Übung mit den Bildern gemacht hat.

Diese Anweisungen gibt einem ein Lehrer und man erhält so eine sehr konkret körperliche Übung mit einer Umprogrammierung der Bewegungssteuerung. So etwas sieht man aber auf DVDs nicht. Diese Art der neuen (eigentlich natürlichen) Bewegungssteuerung setzt man dann in den (un)bewaffneten Kampf um, wo sie sehr effektiv ist.

Wenn du nur Bewegungen imitierst, dann erfasst du lediglich 1% dessen was es eigentlich ist...

Grüße

Kanken

pilger
06-11-2015, 07:00
Eistee, es gibt sehr sehr konkret innere Bewegungen, die nichts, aber auch gar nichts mit esoterischen Energien zu tun haben, sondern mit konkreten körperlichen Anweisugen von Anspannung und Entspannung gewisser Bereiche im Körper. Diese Anweisungen sind in Form von Ideen vorhanden, dazu sollte man sich evtl. auch mal die ursprüngliche Bedeutung der Schriftzeichen von Dantien (roter Brunnen, aufgeteiltes Feld) und Qi (Dampf über einem Reiskochtopf) angucken. Daraus, und aus der Bedeutung von Ying Qi und Wei Qi, kann man dann schon nachvollziehen wie gewisse Dinge entstanden sind, zumindest wenn man gewisse Erfahrungen in der Übung mit den Bildern gemacht hat.

Diese Anweisungen gibt einem ein Lehrer und man erhält so eine sehr konkret körperliche Übung mit einer Umprogrammierung der Bewegungssteuerung. So etwas sieht man aber auf DVDs nicht. Diese Art der neuen (eigentlich natürlichen) Bewegungssteuerung setzt man dann in den (un)bewaffneten Kampf um, wo sie sehr effektiv ist.

Wenn du nur Bewegungen imitierst, dann erfasst du lediglich 1% dessen was es eigentlich ist...

Grüße

Kanken
Hi Kanken,

wie du weißt bin auch ich jemand der innere Bilder beim Üben nutzt.
Allerdings nicht ausschließlich.

Ich wechsele zwischen unterschiedlichen Methoden. Mal innere Bilder, mal aber auch innere Leere. Die Bewegung die man macht, einfach nur fühlen und sich dadurch auf eine Seinsebene jenseits des Denkens und jeglicher Vorstellung bringen. Kann es mit Worten nicht besser erklären. Aber man IST dann praktisch die Bewegung die man ja eigentlich MACHT.
Das ist na klar ein längerer Prozess dort hin zu kommen. Aber er ist lohnend. Und auch auf die Art des Übens stellen sich diverse Effekte ein.
Eine andere Art ist das u a von Klaus so oft empfohlene seeehr langsame Üben. Das muss man auch einfach machen ohne Bilder. Klar kann man die Methoden kombinieren... Aber grundsätzlich sind Bilder nicht die einzige Methode um den Körper anders auszurichten, so meine bescheidene Erfahrung.

Ein Freund und früherer Trainingspartner, der definitiv nie mit inneren Bildern gearbeitet hat, hat bei mir während des Stickyhands Übens wiederholt Effekte erzielt die sich wie eine Art Stromschlag anfühlten. Sehr sehr unangenehm. Fühlt sich an als ob der berührte Arm für kurze Zeit gelähmt ist.

Das sollte jetzt nur mal ein kleines Beispiel sein dass es auch neben der Methode der inneren Bilder weitere gibt.

LG Pilger

Klaus
06-11-2015, 12:07
Mal als Nebenerklärung, während der Qigong/Neigong/Alchemie-Übungen und ihrer Wirkung auf den Körper tritt ein Zustand auf, bei dem man morgens wenn das anläuft das Gefühl hat es bildet sich warmer Dampf in der Bauchgegend der über die Haut hochströmt. Das kann sich auch mal so anfühlen wie etwas das brodelnd im Bauch kocht. Wobei ich mal stark annehme dass das Brodeln Gefässe am Darm und in der Gegend sind die sich öffnen, wobei dann Blut, Lymphe oder was sonst noch so fliessen kann (Nervenflüssigkeit/Liquor ?) halt mit einer leicht schmerzhaften oder heissen Empfindung anfängt sich zu verteilen. Das sind alles keine magischen Vorgänge, aber es ist nicht nur 08/15, Bewegung und ach ich stretche mal ein bischen.

Kamenraida
06-11-2015, 13:33
Hi Eistee,

du kennst bestimmt das Gleichnis mit den vier Blinden, die einen Elefanten beschreiben sollen. Du scheinst dir sehr sicher zu sein, zu wissen, wie ein Elefant aussieht.

Minimalvorschlag: Sei nicht ganz so sicher. Ein wenig Skepsis fördert den Fortschritt.

Aber vielleicht ist es auch vergeblich. Wer nie einen guten Burger gegessen hat, hält McDonalds für die Krönung.

Eistee
07-11-2015, 18:22
Erstmal On-Topic:

Warum macht die Shibashi Übungen jeder anders?
Da die Shibashi Übungen ja von Lin Housheng (http://www.linhousheng.com/shibashi.php) entwickelt wurden, müßte sie eigentlich jeder so machen, wie er es vorgesehen hat. Wenn das nicht der Fall ist, machen die Leute es wahrscheinlich einfach falsch.

Dann:

Wer nie einen guten Burger gegessen hat, hält McDonalds für die Krönung.
Ich weiß wohl, daß andere noch weit intensiver trainieren, und dann auch in noch tiefere Bereiche vorstoßen. Ich bin mit meiner halben Stunde pro Tag aber ganz glücklich. Erstmal habe ich nicht mehr Zeit, und zum anderen habe ich mal starke Überlastungserscheinungen entwickelt, als ich mal versucht hatte, intensiver Klavier zu üben. Deshalb mache ich etwas relativ Schonendes (Tai Chi statt z.B. Karate) und dieses auch nicht in einer zu hohen Dosis.
Vielleicht ganz interessant ist, daß die, die intensiv trainieren (z.B. 3 Stunden pro Tag) sich mit solchen Sachen wie "Struktur und Energie (http://www.youtube.com/watch?v=c8EXMHTt_o0)" befassen, während bei der (mE leichteren) Yang-Chengfu-Form davon kaum die Rede ist. Bzgl. der inneren Sachen hab' ich da nur die 10 Prinzipien (http://www.taichi-chuan.de/10-prinzipien.htm) gefunden, die zum Teil aber auch noch halb äußerlich sind ("Die Schultern senken", usw.). Sonst nichts.

Man muß bei den inneren Dingen auch aufpassen, daß man nicht so 'rüberkommt (ich bin sicher, ihr habt genug Selbstironie, um darüber zu lachen. Ich fand's jedenfalls lustig. Der Kalkofe ... :) ):

VXUa4EvjqUQ

carstenm
07-11-2015, 20:23
Ich weiß wohl, daß andere noch weit intensiver trainieren, ... Ich bin mit meiner halben Stunde pro Tag aber ganz glücklich.Ich denke, das ist nicht in erster Linie eine Frage der Zeit, sondern es geht m.E. eher darum, wie man übt. Ob man seinen Arm einfach hebt, wie man es schon als Dreijähriger konnte, oder ob man seine Arm als Geistergreifer hebt, macht ja keinen zeitlichen Unterschied. ;)


Deshalb mache ich etwas relativ Schonendes ... und dieses auch nicht in einer zu hohen Dosis.Ich habe die Erfahrung gemacht, daß das Üben der "inneren Aspekte", wie immer man die nun im Einzelnen auch fassen mag, eine sehr gesundheitsfördernde Wirkung entfalten. Also dem, was du erreichen möchtest, wenn ich dich richtig verstehe, nicht nur nicht widersprechen, sondern sogar noch entgegenkommen.
Du schreibst ja z.B., daß beim Stehen deine Oberschenkel stark beansprucht sind und dein Kreislauf rotiert. Ich erlebe es eher so, daß sich die Muskulatur des gesamten Körpers - auch der Oberschenkel - öffnet. Es fühlt sich subjektiv so an, als ob es gar nicht mehr die Muskeln wären, die die Struktur tragen. Und auf meinen Kreislauf wirkt das Üben, wenn ich es entsprechend gestalte, eher entspannend, ausgleichend.

Zur Geistergreiferei noch ein Gedanke: Natürlich kann man sich bei solchen Sachen viel einbilden. Darum ist es m.E. wichtig, immer wieder ein Feedback zu suchen. Also z.B. mit einem Partner zu üben und zu erforschen, ob man den Arm tatsächlich hebt, wie immer zuvor auch schon. Oder es eine Veränderung in der Qualität der Bewegung gibt. Und auch bei anderen Aspekten ist es wichtig, auch konkrete Wirkungen und Erfahrungen anzuschauen.

Klaus
08-11-2015, 14:32
Ich empfehle aber eher seine Arme als 3jähriger sehr langsam zu heben, statt als Geistergreifer aus der 6. Dimension.

Ich halte es zwar auch mit Han Lei "then suddenly, the magic keeps sneaking in", aber diese Magie kommt von innen, man kann sie nicht dem Körper befehlen wenn der sie nicht besitzt. Ich finde es cooler, sich die Magie vom Körper und dem inneren Geist erklären zu lassen statt umgekehrt. Spart Missverständnisse.

carstenm
10-11-2015, 10:28
Ich empfehle aber eher seine Arme als 3jähriger sehr langsam zu heben, statt als Geistergreifer aus der 6. Dimension.Ich weiß, ehrlich gesagt gar nicht, was genau "Geistergreifer" überhaupt bedeuten soll.
Ich wollte nur sagen, daß es nicht unbedingt darum gehen muß, länger zu üben, sondern daß es eher wichtig ist, auf eine bestimmte Art und Weise zu üben.

Zudem wollte ich zart andeuten, daß Bewegungen eine bestimmte Qualität haben können, über die sich manchen Leute, die sie bisher nicht erlebt haben, durchaus lustig machen können und sie daher als "Geistergreiferei" abtun. Ich persönlich erlebe dagegen, daß das keine Hexerei (oder Geisterei) ist, sondern daß man eine bestimmte Bewegungsqualität lernen kann, wenn gezeigt bekommt, wie das geht.

Klaus
10-11-2015, 11:28
Ich weiss auch wie das geht und dass man einen Haufen abgefahrene Skills bekommen kann, wie z.B. einen automatisch reagierenden Körper der schwerere Leute in der Bewegung aus der eigenen Bahn rausdrückt dass die gegen die Wand laufen, oder der sich um eine Kraft die zu gross dafür ist von selbst herumlegt und gewichtslos rumdrehen und wegtragen lässt ohne die Balance zu verlieren. Weil ich das selbst hatte.

Ich denke aber dass das der 3jährigenmodus der die entsprechenden Feedbackübungen macht eher hinbekommt, als jemand der sich Gott weiss was vorstellt. Ich gebe ehrlich zu, dass das bei mir bis auf einige Balanceskills weggegangen ist, weil der 3jährigenmodus schon länger durch Wut gestört ist, und dass das auch erst wiederkommt wenn ich genau das gelöst habe. Es gibt auch diverse Übungen aus dem daoistischen Dunstkreis für den Geist, den viele Leute mit ihren Bewegungsübungen verbunden haben. Manches davon ist auch nicht schlecht, einiges eher unabhängig. Es gibt Übungen bei denen ich mit dem Geist in die Wolken greife und manipuliere, ich weiss nur noch nicht ob das überhaupt geht, oder eine Übung ist bei der man sich mit Dingen befasst die nicht gehen um eine Reizreaktion zu bekommen aus dem Teil des Geists der die Wahrheit kennt und Feedback geben kann in der Art "dat geht nich". Es gibt Fähigkeiten die sich mit der Interaktion von Lebewesen ohne Umweg über den Körper befassen, das hat nur mit Bewegung an sich wenig zu tun. Höchstens mit der Steuerung, wenn man "erkennt" was jemand vorhat bevor er es tut, und der Körper schon mal prophylaktisch die Richtung ändert um nicht in die Faust zu laufen.

Der Königsweg ist und bleibt aber, das von innen an sich herantragen zu lassen. Dann kommt nämlich immer das, womit man sich gerade am besten beschäftigen sollte, und auch erst dann wenn das gehen kann. Man kann Fähigkeiten die man nicht hat nicht dadurch erwerben dass man sie will, aber die entdecken die man hat aber nicht kennt indem man sich diesem inneren Geist ausnahmsweise mal anvertraut. Dabei entstehen auch Übungen die "innen" eine besondere Form haben, etwas das der innere und der äussere Geist gemeinsam tun, wobei der die Führung bekommt der weiss wie er das macht. Jemand der das noch nie erlebt hat KANN das aber nicht "machen", weil er gar nicht weiss was da kommen müsste. Das ist oft eine Form von Selbstbetrug.

Eistee
10-11-2015, 16:06
Ich persönlich erlebe dagegen, daß das keine Hexerei (oder Geisterei) ist, sondern daß man eine bestimmte Bewegungsqualität lernen kann, wenn gezeigt bekommt, wie das geht.
Der Punkt ist, daß man diese Qualität von außen nicht festmachen kann. Anders als wenn ein Kung-Fu-Kämpfer einen Roundhouse-Kick macht, das sieht unmittelbar beeindruckend aus (so daß man dann auch ganze Spielfilme damit füllt).
Die innere Bewegungsqualität sieht dagegen überhaupt nicht beeindruckend aus, man sieht einfach gar nichts. Daher ist auch gar nicht klar, ob es so eine Bewegungsqualität überhaupt gibt. Und wenn jemand etwas von großartigen Dingen erzählt, und man aber überhaupt nichts davon sieht, dann wird es lächerlich.

Es gibt nämlich nicht wenige Leute, die einem alles Mögliche erzählen wollen, Beispiel (http://www.youtube.com/watch?v=JMdsvKrqgjY#t=135) (der Kerl fährt Rolls-Royce und läßt sich wirklich als "königliche Heiligkeit" anreden, ggf. mal den ganzen Clip angucken).

carstenm
10-11-2015, 16:11
... Daher ist auch gar nicht klar, ob es so eine Bewegungsqualität überhaupt gibt. Und wenn jemand etwas ... erzählt, und man aber überhaupt nichts davon sieht, ... .Darum ist es wichtig, solche - und andere - Dinge bei einem Lehrer spüren und erleben zu können. Sie also tatsächlich anfassen zu können und Wege gezeigt zu bekommen, auf denen man sich ihnen annähern kann, d.h. sie langsam in sich selber wachsen lassen kann.

kadour
10-11-2015, 16:17
Anders als wenn ein Kung-Fu-Kämpfer einen Roundhouse-Kick macht, das sieht unmittelbar beeindruckend aus (so daß man dann auch ganze Spielfilme damit füllt).


Und du glaubst, daran könnte man Qualität festmachen?

Klaus
10-11-2015, 18:20
Die Bewegungsqualität die ich mir vorstelle kann man sehen. Beispiel:

k9YpTMwmxHI

Was anderes sind innere Abläufe die etwas bestimmtes "tun", was sich oft nur als Gefühl äussert. Ich habe letztens aber einen Kunden für ein Schwert gehabt, der das was ich getan habe durchaus wahrnehmen konnte. :)

Jadetiger
11-11-2015, 13:34
Wow ist der Typ gut! Like!!
Wer ist Hai Yang? Sollte man den kennen? (Jadetiger <- Totaler Xingyi-Szene-Unwissender)

kanken
11-11-2015, 13:44
Er ist von China nach Kanada ausgewandert. Früher dachte ich auch mal er sei wirklich gut, mittlerweile sehe ich das anders. In China gilt er in gewissen Kreisen wohl als nicht gut, aber in Relation zu dem was man sonst so auf YT findet ist er mit Sicherheit gut.

Grüße

Kanken

MagetaDerLöwe
11-11-2015, 13:44
Wow ist der Typ gut! Like!!
Wer ist Hai Yang? Sollte man den kennen? (Jadetiger <- Totaler Xingyi-Szene-Unwissender)

Meines Wissens nach ist er am ehesten für seine Youtube-Videos bekannt. Also keiner mit Schülern hier und dort oder den die Leute auf ihrer "got-to-meet"-Liste abarbeiten. Damit will ich nicht sagen, dass er schlechter wäre als diese Leute, ist einfach deskriptiv gemeint.

QT333
11-11-2015, 15:29
Lauter super spannende Nebenthemen, zu denen ich mir weitere Kommentare jetzt spare.

Mich würden einfach nochmal Kommentare zur Frage des Threaderstellers interessieren.

Warum Varianten der Shibashi? Gibt es "falsch" oder "richtig"? Oder vielleicht nur ein "weniger günstig" und "besser", abhängig von individuellen Zielen?

War Lin Housheng 1980 "perfekt"? Führt er die Shibashi heute eigentlich noch genauso aus wie damals?

Welche Veränderung kann positiv, welche eher negativ sein? Unter welchen Aspekten?

Ist dieses eigentliche Thema hier noch von Interesse? Ich fände es spannend.