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Vollständige Version anzeigen : Unterschiedliche Deckungsarten



kiblod
04-04-2014, 00:04
Hallo.

In den meisten Büchern und Tutorials wird beschrieben wird, dass man die Schlaghand am Kinn und die Führhand ca. 10 cm vor dem Gesicht lassen soll.
In einigen Videos sehe ich, dass sich die Boxer durchgehend in der Doppeldeckung befinden.
Auch mein Trainingspartner (> 20 Jahre Trainingserfahrung) meint, dass ich die Doppeldeckung annehmen soll.
Ich hab sie mir jetzt auch angewöhnt und fühle mich damit besser, allerdings interessiert mich, was denn genau die Vor- und Nachteile sind. Warum boxen einige Boxer in dieser kompakten Deckung, wenn sie offensichtlich nicht die "Standarddeckung" ist?

Vielen Dank!

m.l.l.
04-04-2014, 00:24
Eine Hand, die ich vorm Gesicht halte, ist keine Deckung, sondern eine, na ich nenn's mal Ausgangsposition. Ohne dichte Deckung schlägt Dir Dein Gegner halt Deine Faust ins Gesicht statt seiner eigenen.

Dietrich von Bern
04-04-2014, 08:31
Wenn Dir das liegt, dann mach es so!
Es kommt auf viele Dinge an - vor allem auf Deine natürlichen Reflexe.

Bero
04-04-2014, 08:42
Eine Hand, die ich vorm Gesicht halte, ist keine Deckung, sondern eine, na ich nenn's mal Ausgangsposition.

So hab ich es auch kennen gelernt, nicht als Deckungsvariante sondern als Grundstellung, aus der je nach Situation entsprechend agiert wird.

Slick
07-04-2014, 12:53
Grundsätzlich gibt es eine Deckung für die Weite Distanz (Schlaghand seitlich vorm Kinn, Führhand etwas höher und in etwa über dem Fuß des vorderen Beines, Handflächen dem Gesicht zugewand) und eine Deckung für die Nahdistanz (deutlich kompaktere Doppeldeckung).
In der Nahdistanz werden eben keine Geraden mehr geschlagen- da sollte auch die Deckung adaptiert werden.
Es gibt auch andere Einsatzmöglichkeiten für eine hohe Doppeldeckung.
Hat man einen deutlich größeren und schnellen Kontrahenten, so ist es manchmal ratsam, überwiegend aus der Doppeldeckung zu arbeiten- die gegenerischen Schläge kommen dann nämlich aus einem Winkel von schräg oben und nicht mehr von vorne wie bei gleich großen Gegnern. Diese Deckungsart ist aber anspruchsvoller für die Schultermuskulatur.

Grundsätzlich ist gut, was funktioniert. Die Deckung sollte nicht als starres Schutzschild verstanden werden, sondern als dynamisch.
Man kann sich nie überall gleichzeitig decken- das ist das grausige Schicksal beim Boxen ;)

WCBBerlin
07-04-2014, 19:33
Vielleicht mal nach Lehrbuch sortieren:

Deckung:

Doppeldeckung, Kopfdeckung, Kopfseitendeckung,

Kampfstellung, abhängig von:

Distanz, Halbdistanz, Nahdistanz,

Verteidigungshandlungen aktiv oder passiv:

Meidbewegungen, Ausweichbewegungen, Blocks, Paraden.

Soweit zur Technik, wenn man das o.g. gelernt hat geht es zur Taktik über,
also dem situationsadäquatem Handeln.

Es kursieren noch allerlei andere Begriffe, gerade bei den Amis, z.B. Philishell, Peek-a-Boo etc. o.ä., das beschreibt meist Bewegungsmuster, die bestimmte Kämpfer bevorzugen.

Es gibt m.E. verschiedene Verteidigungshandlungen die taktisch richtig angewendet werden müssen, dazu gehören o.g. Deckungen ;-)

Klaus
08-04-2014, 10:53
Wie man gut an Arthur Abraham erkennen kann, ist eine passive Doppeldeckung aka Rumstehen und Warten die schlechteste aller denkbaren Verteidigungen, und eher eine Notlösung unter Druck. Alles andere verlangt halt Hirn, Talent, Reflexe.

WCBBerlin
08-04-2014, 12:03
Wie man gut an Arthur Abraham erkennen kann, ist eine passive Doppeldeckung aka Rumstehen und Warten die schlechteste aller denkbaren Verteidigungen, und eher eine Notlösung unter Druck. Alles andere verlangt halt Hirn, Talent, Reflexe.


Ist ein bischen typisch für Berliner Boxer, sowohl bei Profis als auch bei Amateuren. Sieht und sah man z.B. bei Abraham, Kölling (zumindest als Amatuer) Roccigiani und auch bei Huck oft. Ist kein Problem wenn es taktisch sinnvoll eingesetzt wird als strategisches Grundkonzept aber eher einfallslos, auch wenn es klappt finde ich es öde.

Klaus
08-04-2014, 12:48
Graze hat aber daraus gekontert, und nicht einfach nur gewartet bis der andere aufhört ihn zu hauen. ;)

Man muss relativ aktiv sein, gute Reichweite haben, und kontern können. Man erkennt auch dass man nicht einfach nur rumstehen kann, sondern sich auch auf den Beinen bewegen muss:

dLaq1HPpXXwmktRdT7nDXE

Slick
09-04-2014, 10:28
Wie man gut an Arthur Abraham erkennen kann, ist eine passive Doppeldeckung aka Rumstehen und Warten die schlechteste aller denkbaren Verteidigungen, und eher eine Notlösung unter Druck. Alles andere verlangt halt Hirn, Talent, Reflexe.

Ganz deiner Meinung... Hirn, Talent und Reflexe sind auch Begriffe, die recht konträr zum Namen Abraham angesiedelt sind :rolleyes:

paka
12-04-2014, 15:46
Wie man gut an Arthur Abraham erkennen kann, ist eine passive Doppeldeckung aka Rumstehen und Warten die schlechteste aller denkbaren Verteidigungen, und eher eine Notlösung unter Druck. Alles andere verlangt halt Hirn, Talent, Reflexe.

er hat ja auch Null erreicht :rolleyes:

man sollte bei Deckung vielleicht noch zwischen Profi und Amateur unterscheiden
kein Profi deckt nach "Lehrbuchmethode"

wobei die deutsche Lehrbuchmethode sowieso sich nicht wirklich beweisen konnte

Macabre
12-04-2014, 18:09
er hat ja auch Null erreicht :rolleyes:

man sollte bei Deckung vielleicht noch zwischen Profi und Amateur unterscheiden
kein Profi deckt nach "Lehrbuchmethode"

Stimmt.



wobei die deutsche Lehrbuchmethode sowieso sich nicht wirklich beweisen konnte

Welche "Lehrbuchmethode"?

Trotz alle dem zeichnet sich AA nicht gerade durch technische/taktische "Finesse" hinter seiner Doppeldeckung aus. :)

Klaus
12-04-2014, 18:09
Was Abraham erreicht hat, liegt aber an seiner vormals weit überdurchschnittlichen Schlagkraft, seiner Explosivität, und seiner damaligen Schnelligkeit nach vorne in die Spurts zu Mittelgewichtszeiten. Ausserdem hat Abraham nicht immer stur rumgestanden und sich nur hinter der Doppeldeckung am Seil hingestellt bis der Gegner aufhört zu schlagen (Stieglitz II). Der hat früher schön Schritte rausgemacht wenn der Gegner ansetzt, sich auch mal unter Haken weggeduckt mit Abrollen ala Ottke, und ist nicht stehen geblieben. Leider hat er das später immer öfter gemacht bis ihm genau das seine Niederlagen eingebracht haben. Genau an diese Doppeldeckung glauben ja offenbar einige wie ein Evangelium, obwohl das auf hohem Niveau Null funktioniert. Hinstellen, den Gegner schlagen und treten lassen bis er keine Lust mehr hat oder die Kondition ausfällt, und dann Knopf drücken - Gegenangriff! Links-rechts-Lowkick-links-rechts-Lowkick-links-rechts-Lowkick ... halt ! Knöpfle drücken, Autopilot auf Seil, Doppeldeckung eingeschaltet, Systeme offline ... Repeat. Die Profiboxversion durfte man öfter bei Timo Hoffmann ansehen. Beispiele für ne vernünftige Doppeldeckung die man nur unter Druck einsetzt und in Kombination mit irgendeiner Aktion habe ich ja schon gepostet.

Macabre
12-04-2014, 18:20
A. Abraham war bestimmt mal ein gefährlicher Boxer, auch wenn ich die Schlumpfmütze nie mochte :D , es ist aber auch kein grosses Geheimniss, das AA seit ein paar Jahren "satt" ist und so boxt er auch.

paka
12-04-2014, 21:05
Welche "Lehrbuchmethode"?


na das was du hier in jedem Gym erstmal lernst, Beine schulterbreit auseinander, relativ frontal zum Gegner, beide Hände oben......

aber warte, es gibt hier jemanden am Board, der sicher gleich eine mit erzwungenen Fremdwörtern gespickte Prosa darüber verfasst, dass es doch die (unbewiesene) supi Methode ist ;)

chuckybabe
20-04-2014, 11:47
na das was du hier in jedem Gym erstmal lernst, Beine schulterbreit auseinander, relativ frontal zum Gegner, beide Hände oben......

aber warte, es gibt hier jemanden am Board, der sicher gleich eine mit erzwungenen Fremdwörtern gespickte Prosa darüber verfasst, dass es doch die (unbewiesene) supi Methode ist ;)

Na ja, von "irgendeiner" Grundschulposition muss man ja schließlich anfangen zu unterrichten. Aber im Laufe einer Ausbildung sollte der Schüler verschiedene Boxstile / Deckungsarten kennenlernen. Wenn man sich dann in der Phase der Individualisierung von der zuerst unterrichteten Position mehr oder weniger (meinetwegen auch komplett) entfernt, dann halte ich diesen Vorgang eher für den anzustrebenden Idealfall.

Aber auf eine vernünftige Grundschule zu verzichten, kann wohl kaum erstrebenswert sein, wenn man erfolgreiche Sportler hervorbringen will. Man kann höchstens darüber debattieren von welcher Grundschulposition aus man anfängt zu schulen.

WCBBerlin
21-04-2014, 07:45
Aber auf eine vernünftige Grundschule zu verzichten, kann wohl kaum erstrebenswert sein, wenn man erfolgreiche Sportler hervorbringen will. Man kann höchstens darüber debattieren von welcher Grundschulposition aus man anfängt zu schulen.

Das ist exakt der Punkt, es hängt dann auch vom Talent des Sportlers ab wie man weiter geht. Die Gewichtsklasse spielt auch eine Rolle. Grundsätzlich sollten die Deckungsarten (ist nicht das Gleiche wie Kampfstellung) alle vermittelt werden. Der Rest ist dann auch Taktik, hängt also vom Gegner und der jeweiligen Kampfsituation ab.

Es gibt m.E. kein Universalrezept oder die eine Wunderdeckung...

The Big Boss
21-04-2014, 16:02
Es gibt verschiedene techniken, doppeldeckung ist die deutsche technik, die deutschen bundesliga boxer kämpfen meistens in der doppeldeckung und gehen nach vorne mit den geraden schlägen, außerdem gibt es auch andere techniken wie z.b. russische - da kämpft man ziemlich offen und springt hin und her.. italienische technik ist auch wiederum anders, die italienischen boxer lassen die führungshand hängen und decken somit ihren körper... es kommt wirklich drauf an, welchen stil du hast, aber eins kann ich dir sagen, spätestens nach 20 kämpfen entwickelst du deinen eigenen stil und so wirst du dann auch kämpfen =)