Anmelden

Vollständige Version anzeigen : Wortschöpfungen - wozu?



Alfons Heck
18-04-2014, 11:32
Welchen Sinn macht es? Hier mal 2 Beispiele:

Selbstwirkungsprinzip
Quelle:http://www.sai-fon.de/index.php/sai-fon-vereinsinfo/unser-team im Absatz: Was uns antreibt

Erkenntnisboxen + Intensiv-Karateka
Quelle:Shoto-Kempo-Kai (http://www.shoto-kempo-kai.de/geist.html) vorletzter und letzter Absatz


Gruß
Alfons.

m.l.l.
18-04-2014, 12:41
1. Unklarheit der Gedanken oder mangelhaftes Ausdrucksvermögen.

2. Verkürzen von Info-Texten, indem man auf assoziative Schlagwörter setzt, anstatt die Assoziationen bzw. Bedeutungen ausführen zu müssen.

3. Hoffnung, dass der Leser die Schlagwörter als eine Art Fachterminus betrachtet und deshalb nicht hinterfragt, ob es das überhaupt gibt bzw. es so möglich ist.

4. Glaube an die Reduktion der realen Vorgänge und Gegenstände, die manche Wortreduktionen abbilden und widerspiegeln. (Dieser Satz ist ein Beispiel für Punkt 2 :D)

Talisker
18-04-2014, 14:05
Manche Wortneuschöpfungen sind auch originell und bereichern die Sprache, wie z.B. Gutmensch, Gutmenschentum.

Mir macht es Spaß, mich mit der deutschen Sprache zu beschäftigen. Ist euch eigentlich aufgefallen, dass es das Gegestück für hungrig -> satt, bei durstig -> xxx nicht gibt? Da könnte man doch ein neues Wort erfinden. Ein Adjektiv dafür wie man sich fühlt, wenn man seinen Durst gestillt hat.

Ich hab auch eine Idee für eine Wortneuschöpfung: verglimpfen. So viel ich weiß, gibt es nur das Wort "verunglimpfen", was ja soviel wie beleidigen, miesmachen. kränken bedeutet. Verglimpfen müsste daher das Gegeteil bedeuten also loben, achten, wertschätzen. ;)

Die Werbung ist ja auch bekannt für Wortneuschöpfungen, wie z.B. Frühstück-Ceralien, Fleckenmagnet, Nährschutzlotion.

m.l.l.
18-04-2014, 14:13
Manche Wortneuschöpfungen sind auch originell und bereichern die Sprache, wie z.B. Gutmensch, Gutmenschentum. [...]

Klarer Fall von:


[...]
3. Hoffnung, dass der Leser die Schlagwörter als eine Art Fachterminus betrachtet und deshalb nicht hinterfragt, ob es das überhaupt gibt bzw. es so möglich ist.

4. Glaube an die Reduktion der realen Vorgänge und Gegenstände, die manche Wortreduktionen abbilden und widerspiegeln. [...]

Talisker
18-04-2014, 14:16
Klarer Fall von:
Nö, ist es nicht.

panzerknacker
18-04-2014, 14:25
....
Mir macht es Spaß, mich mit der deutschen Sprache zu beschäftigen. Ist euch eigentlich aufgefallen, dass es das Gegestück für hungrig -> satt, bei durstig -> xxx nicht gibt? Da könnte man doch ein neues Wort erfinden. Ein Adjektiv dafür wie man sich fühlt, wenn man seinen Durst gestillt hat.

....

wenn man Talisker heißt, sollte man wissen, was das Gegenteil von durstig ist ....
:D
voll

@topic was m.l.l. meint

Sven K.
18-04-2014, 14:40
Manche Wortneuschöpfungen sind auch originell und bereichern die Sprache, wie z.B. Gutmensch, Gutmenschentum.

Mir macht es Spaß, mich mit der deutschen Sprache zu beschäftigen. Ist euch eigentlich aufgefallen, dass es das Gegestück für hungrig -> satt, bei durstig -> xxx nicht gibt? Da könnte man doch ein neues Wort erfinden. Ein Adjektiv dafür wie man sich fühlt, wenn man seinen Durst gestillt hat.

Ich hab auch eine Idee für eine Wortneuschöpfung: verglimpfen. So viel ich weiß, gibt es nur das Wort "verunglimpfen", was ja soviel wie beleidigen, miesmachen. kränken bedeutet. Verglimpfen müsste daher das Gegeteil bedeuten also loben, achten, wertschätzen. ;)

Die Werbung ist ja auch bekannt für Wortneuschöpfungen, wie z.B. Frühstück-Ceralien, Fleckenmagnet, Nährschutzlotion.

Sitt ? Wikipedia (http://de.wikipedia.org/wiki/Sitt)

Narexis
18-04-2014, 14:51
Sitt ? Wikipedia (http://de.wikipedia.org/wiki/Sitt)

War nur ein Vorschlag, der sich nie durchsetzte und auch nicht in den Duden aufgenommen wurde, ist ein recht kontroverses Thema.
(Link ( http://www.duden.de/suchen/dudenonline/sitt))

m.l.l. hat es treffend formuliert, bei Interesse könnte ich nachschauen, wo ich die Unterlagen dazu, aus dem Bereich der germanistischen Linguistik, rumfahren habe. Eig. sind alle Wörter möglich, sie müssen sich nur im alltäglichen Sprachgebrauch durchsetzen; weshalb es auch nicht einfach ist etwas als grammatisch zu bezeichnen.

LG

Talisker
18-04-2014, 15:09
wenn man Talisker heißt, sollte man wissen, was das Gegenteil von durstig ist ....
:D
voll
Das habe ich befürchtet, dass es so einen Kommentar dazu gibt. :rolleyes::D

Terao
18-04-2014, 15:33
Faust:

Mich dünkt, die Alte spricht im Fieber.

Mephistopheles:

Das ist noch lange nicht vorüber,
Ich kenn es wohl, so klingt das ganze Buch;
Ich habe manche Zeit damit verloren,
Denn ein vollkommner Widerspruch
Bleibt gleich geheimnisvoll für Kluge wie für Toren.
Mein Freund, die Kunst ist alt und neu.
Es war die Art zu allen Zeiten,
Durch Drei und Eins, und Eins und Drei
Irrtum statt Wahrheit zu verbreiten.
So schwätzt und lehrt man ungestört;
Wer will sich mit den Narrn befassen?
Gewöhnlich glaubt der Mensch, wenn er nur Worte hört,
Es müsse sich dabei doch auch was denken lassen.
:p


Nö, ist es nicht.Doch, ist es. Gerade "Gutmenschentum" ist ein hervorragendes Beispiel. Ein rein pejorativ verwendeter Begriff ohne scharfe Definition, der ausschließlich als Fremdbezeichnung benutzt wird und nur dazu dient, gegenüber den so Bezeichneten einen vagen Eindruck von Naivität, Verblendung, Besserwisserei, Scheinheiligkeit, Dummheit, Doppelmoral und Arroganz hervorzurufen. Beliebtes Totschlagargument ohne den geringsten inhaltlichen Mehrwert. Und hochproblematisch, weil es Fragen auf eine moralische Ebene zieht, gleichzeitig aber jede moralische Argumentation dagegen von vornherein zunichte macht.

Talisker
18-04-2014, 16:11
@ Terao:
Genau deshalb ist "Gutmensch(entum)" kein gutes Beispiel. Wie du selbst schreibst, ist der Begriff eher negativ besetzt. Da man ja einen Menschen, den man wirklich gut findet, eben gerade nicht als "Gutmensch" bezeichnet, ist dies hier auch kein Fall von abbilden und widerspiegeln, wie von m.l.l. und dir behauptet wird.

Aus diesem Grund - also dass der Begriff das Gegenteil von dem suggeriert, wie er verwendet wird - wird er wohl auch kaum dazu benutzt worden sein, um irgendwelchen Lesern vorzugauckeln, es handele sich hier um einen Fachbegriff.

Terao
18-04-2014, 17:22
Nein, aber es wird sehr wohl vorgespiegelt, dass der Begriff eine Bedeutung habe und einen etwas über seine Umwelt erkennen lasse... nämlich, dass die so Bezeichneten voll doof sind und man mit denen gar nicht erst zu diskutieren braucht.

In dem Kontext wird auch ein weiterer Zweck von Wortneuschöpfungen klar: Sie dienen der Versicherung der Zugehörigkeit zu einer Gruppe und der Abgrenzung gegenüber Nichtzugehörigen. Sekten etwa entwickeln zu diesem Zweck regelrechte eigene "Sprachen", bestehend nicht nur aus neugeschaffenen, sondern auch bekannten, aber mit neuen Bedeutungen belegten Wörtern. Damit ist eine Verständigung mit Nichtmitgliedern über die Kernkonzepte der Sekte überhaupt nicht mehr möglich, Kritik von außen wird in ihr Gegenteil verkehrt, und eigene Konzepte können von außen gar nicht mehr kritisiert werden.

Die gute alte Dialektik: Sprache kann ebenso als Werkzeug der Kommunikation verwendet werden, wie als Werkzeug zu ihrer zielsicheren Verhinderung.

Schnitzelsekt
18-04-2014, 17:36
Die beste Neukreation bzw.Kombination von bestehenden Worten kommt von Stromberg: "Gesichtsgulasch" :biglaugh:

Talisker
18-04-2014, 18:29
Nein, aber es wird sehr wohl vorgespiegelt, dass der Begriff eine Bedeutung habe und einen etwas über seine Umwelt erkennen lasse...
Jeder Begriff hat eine Bedeutung, das haben Begriffe so an sich. Du hast doch die Bedeutung des Begriffes in deinem vorigen Beitrag sehr gut erklärt. Und in diesem Beitrag erklärst du plötzlich, dass er keine Bedeutung habe, sondern dies nur vorspiegelt. Also für mein Verständnis widerspricht sich das.

Aber wenn es dir so wichtig ist, dass der Begriff "Gutmensch" tatsächlich nur ein Abbild ist und somit unter "spiegeln" subsumiert werden kann, meinen Segen hast du. Ich werde mich jetzt nicht mehr dagegen wehren. ;)

gasts
18-04-2014, 18:58
4. Glaube an die Reduktion der realen Vorgänge und Gegenstände, die manche Wortreduktionen abbilden und widerspiegeln.

ist das nicht die Grundlage jeglicher Begriffsbildung?

m.l.l.
18-04-2014, 19:28
Das stimmt.

Mir ging es um den Fall, wenn das Bezeichnete genau so kurz greift wie die Bezeichnung.

"Erkenntnisboxen" ist schon ein dicker Hund, finde ich. Das hat bei mir den Eindruck erweckt, dass dort so ein Fall vorliegt. Wahrscheinlich nicht in Reinform, sondern in Mischung mit meinen Punkten 1 und 2, möglicherweise auch mit 3.

Mein vierter Punkt war nicht gerade ein Glanzlicht deutscher Sprache. Muss mal wieder in Wolf Schneiders Deutsch für Profis reinlesen. Passt zum Thema, Empfehlung an alle, die es noch nicht kennen.

gasts
18-04-2014, 20:41
Muss mal wieder in Wolf Schneiders Deutsch für Profis reinlesen.

dessen Autor sich - passend zum Thema - als "Universalspezialist" bezeichnet..

Klaus
19-04-2014, 00:31
Wortneuschöpfungen sind einfach normales Verhalten von Menschen, das gibt es in jeder Sprache und in allen Ländern. Kreative Menschen möchten sich halt "verewigen", das geht prima über ein erfundenes Wort.

gasts
19-04-2014, 08:38
Ich bin ganz froh darüber, dass man für neue Worte vor Gebrauch nicht bei irgendeiner EU-Behörde die Zulassung beantragen lassen muss.

AndyLee
19-04-2014, 10:41
Ich kann nur für die Bedeutung "Selbstwirkung" bzw. "Seltbstwirkungsprinzip" bzw. "Selbstwirksamkeit" sprechen... eben keine Eigenkreation (darauf lege ich Wert!) sondern - sofern man im Zeitalter der neuen Medien diese auch nutzt - ein durchaus gängiger Begriff dafür, Echos (z. B. Motivation, Engagement u. Kreativität) in jemanden entstehen zu lassen.

Kampfsportmässig erklärt: Ein Kampfsportler ist unmittelbar am Steuerungsprozeß seiner sportlichen Perspektive/Karriere beteiligt, weil er sie selbst direkt steuert. Dafür benötigt er a) die Unterstützung eines Trainers und b) den äußeren Rahmen.

In vielen Kampfkünsten bzw. Kampfsportarten übrigens nicht möglich, da allein die Struktur Meister - Schüler (also der "äußere Rahmen") deutlich einschränkt.

Helmut Gensler
19-04-2014, 10:42
wozu Neuschöpfungen auch taugen hat Huxley in seiner brave new world beschrieben: eine Form von Verdummung ist geplant.
Andererseits bauchen gewisse Gruppen ihre eigene (Geheim)Sprache um sich so vom Rest der dummen Gesellschaft abheben zu können. Wir haben das sogar mit universitären "Fragmenten" eines Professors gemacht. Nach der Reduktion auf eine gängige deutsche Sprache und dem Streichen von Wiederholungen und Selbstverständlichkeiten blieb von seinem 10 Seiten Elaborat eine dünne dreizeilige Allerweltseinsicht übrig.

washi-te
19-04-2014, 10:50
Ein Begriff beschreibt im Idealfall das Wesen eines Gegegnstandes, seine unveräußerlichen Eigenschaften. Dennoch werden heutzutage häufig Begriffe eingeführt, um die Kommunikation zu erschweren. Otto Normalus soll nicht verstehen, worum es geht. Beispiele hierfür sind die "Unwörter des Jahres". Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS): Unwörter des Jahres (http://www.gfds.de/aktionen/wort-des-jahres/unwoerter-des-jahres/)

(ich würde "Unworte" schreiben, aber scheinbar ist es so richtig)

Diese Wörter werden häufig pejorativ oder euphemistisch eingesetzt. "Intelligente Wirksysteme" z.B. bezeichnet eben Waffen, die nur Menschen töten, das Gerät aber schonen.

Was das Wort "Gutmensch" betrifft, dessen Bedeutung Terao schon treffend erläuterte, so muß man sagen, daß dieser Begriff sogar in "wissenschaftlichen" Publikationen neoklassischer Ökonomen auftaucht. Da scheint jedes Mittel recht.

washi-te
19-04-2014, 10:51
dessen Autor sich - passend zum Thema - als "Universalspezialist" bezeichnet..

Ein Oxymoron. :D

panzerknacker
19-04-2014, 12:33
wow, hier kommt ja ganz heftig humanistische Bildung hervorgekrochen
:ups:
da bin ich dann total falsch hier
:D

AndyLee
19-04-2014, 13:59
Na - ich weiß nicht, wie es euch geht: Zuerst wird man gefragt, was eigentlich mit einem Wort gemeint ist, obwohl sich zumeist der Sinn eines Wortes - sofern man der deutschen Sprache mächtig ist - selbst erschließen lässt. Erklärt man es, ist oft zu hören: "... achso - DAS - ja, DAS gibt es bei uns auch - natürlich.."

Danach entstehen bei mir Zweifel über die Lese- und Verständnisfähigkeiten derjenigen, die zuvor ein Wort nicht verstanden haben und - sich ertappt gefühlt - plötzlich das Verständnis in Person sind. Kurz darauf lese ich häufig die zunächst als "erfunden" dargestellten Worte in mannigfaltigen Kopierversionen, wobei dann wiederum der Sinn der Wörter ins ad absurdum gesteigert werden.

Wir haben uns für das Wort "Selbstwirkungsprinzip" - das es bereits gibt - entschieden, weil es genau das erklärt, was es erklären soll, ohne groß umschrieben werden zu müssen.

Will sagen: Alles macht Sinn - man muss nur Wissen, was das Wort "Sinn" bedeutet ;)

Talisker
19-04-2014, 17:24
Wortneuschöpfungen sind einfach normales Verhalten von Menschen, das gibt es in jeder Sprache und in allen Ländern. Kreative Menschen möchten sich halt "verewigen", das geht prima über ein erfundenes Wort.
:halbyeaha Sehe ich genauso.

Ich kann nicht nachvollziehen, warum hier viele Leute Wortneuschöpfungen insgesamt verdammen. Sicher gibt es darunter selten dämliche wie z.B. "Erkenntnis-Boxen" aber für eine lebende Sprache ist es doch völlig normal, dass sie sich mit der Zeit weiterentwickelt. Dazu gehört nunmal, dass auch neue Wörter dazukommen. So hat Luther z.B. folgende Wörter erfunden: Denkzettel, Feuereifer, Herzenslust, Morgenland, Bluthund, Machtwort, Schandfleck, Lästermaul, Lockvogel, Gewissensbisse und Selbstverleugnung. Die sind heute ganz normale Begriffe der deutschen Sprache.

Hätte es zu Luther's Zeiten schon ein KKB-Forum gegeben, hätten die Vorfahren jener User, die hier in diesem Fred die Wortneuschöpfungen insgesamt unmöglich finden, wahrscheinlich auch Begriffe wie "Lästermaul" und "Schandfleck" verteufelt. Die sagt man nämlich, wie den Begriff "Gutmensch" auch nur zu Leuten, die man nicht wirklich toll findet. :devil::D

Talisker
19-04-2014, 17:38
Ein Begriff beschreibt im Idealfall das Wesen eines Gegegnstandes, seine unveräußerlichen Eigenschaften. Dennoch werden heutzutage häufig Begriffe eingeführt, um die Kommunikation zu erschweren. Otto Normalus soll nicht verstehen, worum es geht. Beispiele hierfür sind die "Unwörter des Jahres". Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS): Unwörter des Jahres (http://www.gfds.de/aktionen/wort-des-jahres/unwoerter-des-jahres/)

(ich würde "Unworte" schreiben, aber scheinbar ist es so richtig)

Diese Wörter werden häufig pejorativ oder euphemistisch eingesetzt. "Intelligente Wirksysteme" z.B. bezeichnet eben Waffen, die nur Menschen töten, das Gerät aber schonen.

Was das Wort "Gutmensch" betrifft, dessen Bedeutung Terao schon treffend erläuterte, so muß man sagen, daß dieser Begriff sogar in "wissenschaftlichen" Publikationen neoklassischer Ökonomen auftaucht. Da scheint jedes Mittel recht.

Ich finde überhaupt nicht, dass die Unwörter die Kommuniktaion erschweren - im Gegenteil. Als jemand, der fast täglich mit der S-Bahn am Stuttgarter Hauptbahnhof aussteigen muss, finde ich auch die Wortneuschöpfung "Wutbürger" einfach herrlich. Und ja, das ist auch ein Unwort :ups:, trotzdem finde ich es einfach passend. :rolleyes:

Die Unwörter heißen ja nicht Unwörter, weil sie die Kommunikation erschweren, sondern weil sie für etwas unerfreuliches /negatives stehen. Oder täusche ich mich da?

KAJIHEI
19-04-2014, 18:49
wozu Neuschöpfungen auch taugen hat Huxley in seiner brave new world beschrieben: eine Form von Verdummung ist geplant.Andererseits bauchen gewisse Gruppen ihre eigene (Geheim)Sprache um sich so vom Rest der dummen Gesellschaft abheben zu können. Wir haben das sogar mit universitären "Fragmenten" eines Professors gemacht. Nach der Reduktion auf eine gängige deutsche Sprache und dem Streichen von Wiederholungen und Selbstverständlichkeiten blieb von seinem 10 Seiten Elaborat eine dünne dreizeilige Allerweltseinsicht übrig.

In der Tat, hübsch zweischneidig.
Ohne Neuschöpfungen im Laufe der Zeit würden wir heute keinen "Wortschatz" haben sondern weiterhin "uga, ich Adam" (oder etwas in der Art sagen )
Das heißt die Weiterentwicklung einer Sprache auch durch Neologismen ist ein Zeichen von Intelligenz.
Auf der anderen Seite :
Man kann damit auch Schindluder treiben und dann haben wir die Aussage verifiziert : Siehe Dinger wie "Gesichtsgulasch" etc. Kein neuer Inhalt sondern nur ein abwertende , beleidigende Umschreibung.

gasts
19-04-2014, 19:09
Die Unwörter heißen ja nicht Unwörter, weil sie die Kommunikation erschweren, sondern weil sie für etwas unerfreuliches /negatives stehen. Oder täusche ich mich da?

Die Unwörter heißen Unwörter, weil die Haltung, die sie ausdrücken, negativ gesehen wird, bzw. weil sie dazu dienen, als angemessen angesehene Haltungen zu diffamieren.

Alfons Heck
19-04-2014, 19:18
Ich kann nur für die Bedeutung "Selbstwirkung" bzw. "Seltbstwirkungsprinzip" bzw. "Selbstwirksamkeit" sprechen... eben keine Eigenkreation (darauf lege ich Wert!) sondern - sofern man im Zeitalter der neuen Medien diese auch nutzt -
https://www.google.de/#q=Seltbstwirkungsprinzip hmm... ein großes Echo an Quellen, selbst wenn man bedenkt das Google nicht alles kennt...einfach umwerfend wer alles das Wort schon im Netz verbreitet hat.


Gruß
Alfons.

Talisker
19-04-2014, 19:47
Die Unwörter heißen Unwörter, weil die Haltung, die sie ausdrücken, negativ gesehen wird, bzw. weil sie dazu dienen, als angemessen angesehene Haltungen zu diffamieren.
Zumindest den Begriff „Wutbürger“ empfinde ich nicht als diffamierend. Er steht ja auch dafür, dass selbst angepasste und konservative Leute sich nicht mehr alles von der Obrigkeit gefallen lassen und dagegen aufbegehren. Viele der S21-Gegner in Stuttgarter bezeichnen sich selbst so und sind stolz drauf. Aber vielleicht ist das Empfinden im Rest der Republik - was den Wutbürger betrifft - tatsächlich ein anderes.

gasts
19-04-2014, 20:08
Zumindest den Begriff „Wutbürger“ empfinde ich nicht als diffamierend. Er steht ja auch dafür, dass selbst angepasste und konservative Leute sich nicht mehr alles von der Obrigkeit gefallen lassen und dagegen aufbegehren. Viele der S21-Gegner in Stuttgarter bezeichnen sich selbst so und sind stolz drauf. Aber vielleicht ist das Empfinden im Rest der Republik - was den Wutbürger betrifft - tatsächlich ein anderes.

Ursprünglich stand der dafür, dass sich ein Bürger unangemessen verhält, indem er wütend wird und demonstriert.
Insbesondere indem er egoistisch bestehende Zustände erhalten will (konservativ) und gegen den "Fortschritt" (Bahnhof vergraben) stellt.
Durch diese Interpretation wird das von Dir beschriebene Verhalten "sich nicht mehr alles von der Obrigkeit gefallen lassen und dagegen aufbegehren" diffamiert.

AndyLee
20-04-2014, 10:36
https://www.google.de/#q=Seltbstwirkungsprinzip hmm... ein großes Echo an Quellen, selbst wenn man bedenkt das Google nicht alles kennt...einfach umwerfend wer alles das Wort schon im Netz verbreitet hat.


Gruß
Alfons.

Self fulfilling prophecy - was man nicht finden will, findet man nicht. Bei dem folgenden Links findest du u. a. auch eine Definition aus dem Jahr 1977 (!) >> Selbstwirksamkeit (https://www.google.de/#q=Selbstwirksamkeit)und Selbstwirksamkeitsprinzip (https://www.google.de/#q=Selbstwirksamkeits+Prinzip&start=0)

Bin mir unsicher, was am Thema wirklich diskussionswürdig ist. Letztlich geht es doch nur darum, mit einem Wort einen Absatz zu erklären, bzw. sich diesen zu ersparen. Dabei findet man Beispiele, die hervorragend passen oder nicht. Jeder behält dabei die freie Entscheidung, ob er/sie ein Wort benutzt oder nicht. Und manchmal hat so etwas tatsächlich auch mit Bildung zu tun. Auch die kann sich jeder bekanntlich selbst antun oder es lassen. Nur mit weinen ála "...mimimi... böses Wort ....mimimi...verstehe ich nicht..." sollte man sich - zwecks Blamage - dann eher zurückhalten ;)

carstenm
20-04-2014, 12:57
Bin mir unsicher, was am Thema wirklich diskussionswürdig ist.In meinem Job gehört der Begriff "Selbstwirksamkeit" zum ganz selbstverständlichen Wortschatz. Und aufgrund des emanzipatorischen Potentials des Individuums, auf das dieser Begriff - aus meiner Sicht - sehr anschaulich hinweist, ist es eines meiner "Lieblingsworte".

Auch beim Üben eines budô halte ich das Bewußtmachen, Erlangen und Verstärken der Selbstwirksamkeit für einen der wichtigsten Aspekte. Ich vermute, daß genau das für eine sehr große Anzahl der Übenden sogar die Hauptmotivation ist.

Nichtsdestotrotz erlebe ich im Rahmen von Fobis immer wieder, daß dieser Begriff erstens als Kunstwort bzw. recht neue Wortschöpfung empfunden wird. Und daß sein Bedeutungsgehalt nicht unmittlbar bzw. intuitiv erfaßt wird.
Ich habe daher versucht, mir die Benutzung abzugewöhnen. Denn obwohl ich das Wort selbsterklärend finde und obwohl ich weiß, daß es eine eingeführter Begriff ist, ist die Wahrnehmung der Teilnehmenden tatsächlich eine ganz andere.
Schade eigentlich.

@ Helmut Gensler:

Du erzählst diese Anekdote mit den leeren Worten eures Profs ja relativ häufig. Für mich selber gehört es zu den interessantesten und prägendsten Erfahrungen meines - allerdings ja noch nicht so sehr langen - Lebens, daß und wie unterschiedliche Sprachen unterschiedliche Bedeutungsgehalte, Lebensgefühle oder Weltsichten transportieren können.
Und ich habe immer wieder erlebt, daß es Aspekte gibt, die sich in einer Sprache ausdrücken lassen, in einer anderen aber nicht.

Daß man ein Fremdwörterlexikon benutzen kann, um das Ansagen der Uhrzeit Nobelpreis-verdächtig klingen zu lassen, das ist wohl jedem klar. (Es gibt genaud dazu ja sogar "umgekehrte" Wörterbücher von Normal~ in Fremdwort.)
Spannend wird es aber, wenn man erlebt, daß in einer Fachsprache aber tatsächlich Aspekte und Inhalte aussagbar werden, die ohne diese Fachsprache schlicht nicht veralisiert werden könnten.

Von daher warne ich davor, daß Kind mit dem Bade auszuschütten ...

Alfons Heck
20-04-2014, 21:27
...Selbstwirksamkeit...Selbstwirksamkeitsprinzip.. .
sind nicht die Worte um die es ging; sondern um Selbstwirkungsprinzip. Das Wort wird auf der von mir zitierten web-Seite verwendet, die beiden anderen Worte nicht. Dort wird auch nicht erklärt das Selbstwirkungsprinzip gleichbedeutend mit Selbstwirksamkeit und/oder Selbstwirksamkeitsprinzip seien. Bitte nicht deine Infos mit dem Ursprungstext vermischen. Wenn ich einen Text lese muß ich mit den dort gegebenen Worten klar kommen.


Gruß
Alfons.

Helmut Gensler
21-04-2014, 10:17
Und ich habe immer wieder erlebt, daß es Aspekte gibt, die sich in einer Sprache ausdrücken lassen, in einer anderen aber nicht.

Das ist unbestritten wahr.
Für mich stellen sich die Fragen " will ich mit meinen Formulierungen bei meinem Kommunikationspartner eine Diskussion anregen oder meinen Standpunkt klären? Soll er das sofort verstehen können oder verwende ich dazu eine eigene Herrschaftssprache mit neuen Fachausdrücken ? Selbstverständlich sind einige neue Bezeichnungen unumgänglich, um neu gefundene Zusammenhänge oder Kriterien zu benennen und zu umschreiben.
Mit "Selbstwirksamkeit" habe ich keinerlei Probleme.

AndyLee
21-04-2014, 12:10
sind nicht die Worte um die es ging; sondern um Selbstwirkungsprinzip. Das Wort wird auf der von mir zitierten web-Seite verwendet, die beiden anderen Worte nicht. Dort wird auch nicht erklärt das Selbstwirkungsprinzip gleichbedeutend mit Selbstwirksamkeit und/oder Selbstwirksamkeitsprinzip seien. Bitte nicht deine Infos mit dem Ursprungstext vermischen. Wenn ich einen Text lese muß ich mit den dort gegebenen Worten klar kommen.
Gruß
Alfons.
Lesen bildet Alfons. Die Links, die ich gab, bilden eine gute Grundlage, um zu verstehen, dass es um Prinzipien (http://de.wikipedia.org/wiki/Prinzip) geht.

Meine Philosophie der Weitergabe unserer Absichten, Angebote und Interaktionen umfasst und bedient weit mehr, als das kampfsportmäßige Vokabular - in dem viele kleben bleiben (wollen), vllt der Traditionserhaltung wegen? Vielleicht habe ich auch nur den Gegenstand Sprache aufgrund meines Jobs anders ausgelotet? Deine Motivation bleibt mir hier allerdings absolut unverständlich. Anstatt bei mir das betreffende Wort zu erfragen (wohlwissend, dass ich der Verfasser bin), wertest du es hier öffentlich ab und suchst damit die Konfrontation. Klug finde ich das nicht.

Ich verstehe die Diskussion über Wortkreationen auch nur im Kontext gewisser intellektueller Fähigkeiten, Sprache allgemein zu verstehen bzw. verstehen zu wollen. Letztlich muss jedes zusammengesetzte Wort irgendwann als Kreation begonnen und sich im Laufe der Zeit ver-sprachlicht haben. Ob es z. B. so ein Wort, wie Cerealien auch mal in unser Sprachgebrauch schafft - wer weiß? Letztlich ein Produkt von Werbestrategen. Mir gefällt das Wort überhaupt nicht, ich weiß aber, was damit gemeint ist. Mehr Gedanken mache ich mir darüber dann nicht.

Reicht das nicht... oder mal anders - vllt. kreativer - gefragt: was für Alternative gibt es zu Wortkreationen eigentlich?

HAZ3
21-04-2014, 13:50
Sprache lebt und entwickelt sich,alles andere wäre einfach nur traurig...

Terao
22-04-2014, 00:24
Sprache lebt und entwickelt sich,alles andere wäre einfach nur traurig...
...und nicht jede Entwicklung ist eine gute oder wünschenswerte, und die wird dann entsprechend kritisiert. Alles andere wäre nur traurig... ;)

Terao
22-04-2014, 00:32
Die Unwörter heißen Unwörter, weil die Haltung, die sie ausdrücken, negativ gesehen wird, bzw. weil sie dazu dienen, als angemessen angesehene Haltungen zu diffamieren.Nein, es geht eben gerade NICHT um eine normative Vorgabe, bzw. die Kritik an Wörtern, die die als angemessen angesehene Haltung kritisieren, sondern darum, selber kritisch diskutiert zu werden:


Die Aktion „möchte auf öffentliche Formen des Sprachgebrauchs aufmerksam machen und dadurch das Sprachbewusstsein und die Sprachsensibilität in der Bevölkerung fördern. Sie lenkt daher den sprachkritischen Blick auf Wörter und Formulierungen in allen Feldern der öffentlichen Kommunikation, die gegen sachliche Angemessenheit oder Humanität verstoßen.“ Da die Benennung der Wörter und Unwörter des Jahres „in erster Linie als Anregung zu mehr sprachkritischer Reflexion“[2] dient, stellt gerade die kritische öffentliche Diskussion einen Erfolgsfaktor der Juryarbeit dar.Unwort des Jahres (Deutschland) ? Wikipedia (http://de.wikipedia.org/wiki/Unwort_des_Jahres_%28Deutschland%29)

gasts
22-04-2014, 02:13
Nein, es geht eben gerade NICHT um eine normative Vorgabe, bzw. die Kritik an Wörtern, die die als angemessen angesehene Haltung kritisieren, sondern darum, selber kritisch diskutiert zu werden:



Dass der Wikipediaautor die Kritik an manchen Entscheidungen/Begründungen als Erfolg umdeutet, ändert an den festgelegten Auswahlkritierien (http://www.unwortdesjahres.net/index.php?id=2) für die Unwörter nichts.

AndyLee
22-04-2014, 12:39
Wer entscheidet eigentlich letztlich, welches Wort/ welche Wortkreation richtig oder falsch ist? Ich weiß nicht, wie es euch geht... diese Unwörter interessieren mich einfach nicht. Mein Sprachgebrauch ist so, wie er ist. Finde ich ein Wort toll, weil es mir z. B. die Erklärung eines Romans erspart, benutze ich es. Klingt ein Wort z. B. dämlich, benutze ich es nicht.

Will sagen: Sind wir es letztlich nicht selbst, die entscheiden, was benutzt oder genutzt werden und entscheiden wir letztlich nicht, ob wir etwas lesen oder nicht und haben wir letztlich nicht auch selbst die Möglichkeit, nachzufragen, wenn uns etwas interessiert, wir es aber bis dato nicht ganz verstanden haben?

Warum also immer nach außen schauen, wenn innen doch schon alles fest eingerichtet ist...?

Onkel_Escobar
22-04-2014, 12:55
"Computa", "Studierx", "m@n": Gender-Wahnsinn! So will eine Berliner Uni unsere Sprache verunstalten - Studium - FOCUS Online - Nachrichten (http://www.focus.de/familie/studium/computa-studierx-m-n-obskure-sprachregeln-gegen-diskriminierung-an-berliner-uni_id_3789939.html)

Wie das so alles Blüten treibt.

Klaus
22-04-2014, 18:31
Die Unterteilung in "benutze ich weil's klingt" und "benutze ich nicht weil's doof klingt" reicht doch völlig. Ich benutze ständig Wortkreationen die vermutlich auch schon andere benutzt haben, eben zum Beispiel erst "gutmenscheln" für "waaaaah, ihr habt ihm seine Rechte nicht korrekt in seiner Sprache vorgelesen!!!!" bei der Verhaftung eines Serienmörders mit der Axt in der Hand über einer Leiche.

Wie oben schon erwähnt, wenn's sonst keiner benutzt stirbt es aus, alles ok.

Terao
22-04-2014, 18:49
"gutmenscheln" für "waaaaah, ihr habt ihm seine Rechte nicht korrekt in seiner Sprache vorgelesen!!!!" bei der Verhaftung eines Serienmörders mit der Axt in der Hand über einer Leiche.Das fiele für mich unter "Rechtsstaatlichkeit, die sich auch wegen irgendwelcher Serienmörder nicht selbst aufgibt". :p

douwa
22-04-2014, 23:56
Es muss auch nicht jeder, der die Axt aus seinem Kumpel zieht automatisch dessen Mörder sein.:D

washi-te
23-04-2014, 08:38
Das fiele für mich unter "Rechtsstaatlichkeit, die sich auch wegen irgendwelcher Serienmörder nicht selbst aufgibt". :p


Das ist aber der Punkt, auf den Klaus´ Argumentation hinausläuft. Bei ganzganz gemeinen bösen Menschen darf der Rechtsstaat schonmal aufhören, rechtsstaatlich zu sein. Wer was anderes sagt ist ein "Gutmensch". Also ein Depp im einfachen Fall, oder, wenn er beharrt, ein Staatsfeind.

KAJIHEI
23-04-2014, 12:54
Für mich persöhnlich ist es der Spieltrieb.
Neue Worte basteln macht einfach Spaß.
Bullshido z.B. für diesen absurden Bushido-Nonsens der allseits verbreitet wird, treffender geht es nicht.
Ich halte übrigens einen ausgewachsenen Spieltrieb für ein Zeichen für Intellenz ( :p ).;):)

KAJIHEI
23-04-2014, 12:56
Ach so, was ist denn die korrekte Sprache ?
Das was heute gesprochen wird, jenes was vor 20ig Jahren korrekt war...
Aber was weis ich denn schon.

Klaus
23-04-2014, 12:59
Nö, es ging um einen Mexikaner der seinen Chef ermordet und dessen Frau mehrfach vergewaltigt hat, weil er das cool fand. Da hat man vehement bemängelt dass ihm niemand auf Spanisch erklärt hat dass er ja nach internationalem Recht auch Beistand bei der mexikanischen Botschaft beantragen darf, und darum hätte dieser Prozess unbedingt für ungültig erklärt und der Mann unverzüglichst auf freien Fuss gesetzt werden müssen, aber pronto. Seine üblichen Rechte wurden ihm peinlich genau vorgelesen weil man den Trick ja schon kennt.

washi-te
23-04-2014, 13:02
Nö, es ging um einen Mexikaner der seinen Chef ermordet und dessen Frau mehrfach vergewaltigt hat, weil er das cool fand. Da hat man vehement bemängelt dass ihm niemand auf Spanisch erklärt hat dass er ja nach internationalem Recht auch Beistand bei der mexikanischen Botschaft beantragen darf, und darum hätte dieser Prozess unbedingt für ungültig erklärt und der Mann unverzüglichst auf freien Fuss gesetzt werden müssen, aber pronto. Seine üblichen Rechte wurden ihm peinlich genau vorgelesen weil man den Trick ja schon kennt.

jaaaa ... grenzwertig.

Terao
23-04-2014, 13:32
Nö, es ging um einen Mexikaner der seinen Chef ermordet und dessen Frau mehrfach vergewaltigt hat, weil er das cool fand. Da hat man vehement bemängelt dass ihm niemand auf Spanisch erklärt hat dass er ja nach internationalem Recht auch Beistand bei der mexikanischen Botschaft beantragen darf, und darum hätte dieser Prozess unbedingt für ungültig erklärt und der Mann unverzüglichst auf freien Fuss gesetzt werden müssen, aber pronto. Seine üblichen Rechte wurden ihm peinlich genau vorgelesen weil man den Trick ja schon kennt.Was natürlich rechtsstaatlicher Unfug ist. Selbstverständlich würde der in Haft bleiben, erst Untersuchungshaft, nach der rechtskräftigen Verurteilung dann als Strafe. Fehler bei der Festnahme haben überhaupt gar nichts mit der Rechtmäßigkeit der Haft bei dringendem Verdacht auf fortdauernde Gefährlichkeit bzw. Fluchtgefahr zu tun.
Dass die Amis das anders handhaben, ist doch nicht unser Problem. Deren Rechtssystem ist an vielen Stellen völlig gaga.


Bei ganzganz gemeinen bösen Menschen darf der Rechtsstaat schonmal aufhören, rechtsstaatlich zu sein. Weiß ich doch. Und wer ganzganz gemein böse ist, entscheidet nicht etwa ein Gericht nach sorgfältiger Prüfung, sondern Klaus auf Basis von Hörensagen.

Auch das ist völlig gaga.

Klaus
23-04-2014, 14:22
Es gibt kein göttliches "Recht" auf "Prinzipien", die sich irgendwelche "Rechtsgelehrten" mal ausgedacht haben als zwingend nötig. Ja ich gestehe Rechte zu die in keinem Gesetzbuch stehen, aus moralischen Erwägungen, genauso könnte es aber auch passieren dass ich auf juristische Spitzfindigkeiten sch***. Selbstjustiz ist für mich nicht eine gar fürchterbar schlimme Bösheit, sie krankt nur an der Ausführung aufgrund von Vermutungen (oder schlicht Vorurteilen und anderen kranken Motiven). Wenn den überführten Serienmörder der aufgrund einer Formalie ("sie durften ohne Beschluss den blutigen Kofferraum nicht öffnen") frei kommt jemand aus Versehen überfährt, habe ich kein Problem damit. Wenn ein Geheimdienst in einem europäischen Land in dem die Existenz eines Pädophilenringes ein offenes Geheimnis ist, bei dem die Strafverfolgung aufgrund von Verwicklungen in höchste Polizei- und Regierungskreise faktisch nicht stattfindet, alle Beteiligten unter die Erde bringen würde, hätte ich damit auch kein Problem, im Gegenteil, es ist vermutlich der einzige Weg sowas zu beenden. Geht jetzt aber am Thema vorbei.

Ok, tatsächlich verwende ich aber das Wort "gutmenscheln" demnächst für solche "Waahwaaahwaah ihr dürft nicht ihr dürft nicht"-Exzesse, ist einfach kürzer.

Onkel_Escobar
23-04-2014, 14:24
Aber wie ja bekannt sein dürfte, hat Recht nichts mit Gertechtigkeit zu tun. ;)

Wuozup
23-04-2014, 15:04
Aber wie ja bekannt sein dürfte, hat Recht nichts mit Gertechtigkeit zu tun. ;)

Um meinen ehemaligen Zivilrechtdozenten zu zitieren:
"Vor Gericht und auf hoher See ist man in Gottes Hand":cool:

Onkel_Escobar
23-04-2014, 15:50
In der Ehe auch. :D

Sven K.
23-04-2014, 17:13
Kommt mal wieder zurück zum Thema. ;)

Wuozup
24-04-2014, 12:37
Auch ein "Grund" für Wortneuschöpfungen....

Gendertheorie Studierx: Lann Hornscheidt über gerechte Sprache - SPIEGEL ONLINE (http://www.spiegel.de/unispiegel/wunderbar/gendertheorie-studierx-lann-hornscheidt-ueber-gerechte-sprache-a-965843.html)

Dampfhämmerlein
25-05-2014, 03:29
Damit so Rapper wie Kollegah ihre 8 silbigen Zweckreime erzwingen können und von einer Horde degenerierter Hip Hop Kidz dafür als lyrisch weit über Schiller und Goethe gefeiert werden.

gasts
25-05-2014, 09:26
Damit so Rapper wie Kollegah ihre 8 silbigen Zweckreime erzwingen können und von einer Horde degenerierter Hip Hop Kidz dafür als lyrisch weit über Schiller und Goethe gefeiert werden.

"Das Opfer sagt, es macht Erkenntnisboxen,
sein Blut sieht man nun in den Rinnstein tropfen.
Ich demonstrierte mein Selbstwirkungsprinzip,
als ich mein Messer in seine Leber trieb."

Dampfhämmerlein
29-05-2014, 00:59
"Das Opfer sagt, es macht Erkenntnisboxen,
sein Blut sieht man nun in den Rinnstein tropfen.
Ich demonstrierte mein Selbstwirkungsprinzip,
als ich mein Messer in seine Leber trieb."

Das kann Kollegah aber besser du musst nur auf Assonanz (Lyrik) ? Wikipedia (http://de.wikipedia.org/wiki/Assonanz_%28Lyrik%29) achten:

Der Vogel praktiziert also Erkenntnisboxen
deshalb werde ich in sein Sandwich rotzen
und seine holde Maid im Sandwich p***** (Ambiguität)
er kann im Grunde nix außer dämlich glotzen

:D