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Vollständige Version anzeigen : Yip Man Japan



Yen_Li
18-04-2014, 15:26
Wie allgemein bekannt ist, hat Yip Man eine kurze Zeit (ca. 1 Jahr) in Japan gelebt. Der Zeitraum lag zwischen Hongkong und seiner Rückkehr nach Foshan.

Meint ihr, dass diese Zeit sein Ving Tsun beeinflusst hat?
Kann man diese Beinflussung vielleicht anhand seiner ersten Foshan Schüler erkennen? Gibt es in ihren Stilrichtungen Elemente, die sich wirklich deutlich von anderen Wing Chun Stilen unterscheiden?

Schönen Tag noch

Yen Li

mykatharsis
18-04-2014, 16:07
Wie allgemein bekannt ist, hat Yip Man eine kurze Zeit (ca. 1 Jahr) in Japan gelebt.
Hör ich zum ersten Mal.

Terao
18-04-2014, 16:11
Naja, als erstes müsste man ja doch die Frage beantworten, wann und warum er da gewesen sein, was er da gemacht haben und zu wem er Kontakt gehabt haben soll. Sonst ist das doch blindes Raten. Wäre ja genausogut möglich, dass er da bloß im Hotelzimmer seinen Kram weiterübte. Wenn er überhaupt dort war.

Wir vergessen das oft. Aber man kann durchaus auch ein Jahr in England leben, ohne Boxen zu lernen. ;)

Willi von der Heide
18-04-2014, 23:09
Wir vergessen das oft. Aber man kann durchaus auch ein Jahr in England leben, ohne Boxen zu lernen. ;)

:) HiHi ... Ich habe mal ausgerechnet, daß ich insgesamt zwei Jahre in Frankreich gelebt habe ( alles Urlaube ). Ich kann immer noch kein Savate ... .

Das Ip Man in Japan gelebt hat, höre ich auch zum ersten Mal. Ich finde das auch ungewöhnlich, da beide Länder Kriege gegeneinander geführt haben. Konnte man in den Friedenszeiten einfach so rüber ? Gerne gesehen war man dort doch bestimmt nicht.
Ich habe mal mit einem gesprochen der Ende der 60er Jahre seinen Wehrdienst in der Nähe der holländischen Grenze gemacht hat. In den Kneipen wurden die Deutschen nie bedient.
Ich glaube nicht, daß die Japaner einen Chinesen - in der damaligen Zeit ! - als Lehrer akzeptiert hätten.

Küchengott
19-04-2014, 05:26
Naja, als erstes müsste man ja doch die Frage beantworten, wann und warum er da gewesen sein, was er da gemacht haben und zu wem er Kontakt gehabt haben soll.
´´´´


Und da wird es problematisch. Die Familie lässt sich darüber nicht richtig aus - streitet es aber auch nicht ab.
Lediglich das schwarze Schaf William Cheung erzählt eine längere Geschichte darüber.
Frei und neutral übersetzt:
"Es gab wohl Probleme in Hongkong. Er musste sich eiine Weile woanders aufhalten."
Wer's glaubt. :)
In Verbindung mit dem ursprünglich geplanten Studium in Japan, gehe ich davon aus, dass der Aufenthalt stimmt und die Famile Yip vermutlich Verwandte oder wenigstens Geschäftspartner in Japan hatte.
(Aber sicherlich keine Japaner sondern Chinesen.)



....
Das Ip Man in Japan gelebt hat, höre ich auch zum ersten Mal. Ich finde das auch ungewöhnlich, da beide Länder Kriege gegeneinander geführt haben. Konnte man in den Friedenszeiten einfach so rüber ? Gerne gesehen war man dort doch bestimmt nicht.
...


Ich halte eine Zeit vor 1914 - eher vor 1911 - für wahrscheinlicher.
Da wäre ein Aufenthalt in Japan für einen reichen chinesischen Sohn, aus einer Familie mit Verbindungen bis zu hohen Beamten der Qing Dynastie, nicht ungewöhnlich. Das passt dann nur nicht mehr sauber zur Leung Bik Legende, verändert sein Geburtsdatum usw...
Das will ja keiner. :p



Ich glaube nicht, daß die Japaner einen Chinesen - in der damaligen Zeit ! - als Lehrer akzeptiert hätten.

Typische einseitige Wing Chun Betrachtung :)
Wie wäre es mit umgekehrt?
Hat Yip Man etwas Kampfkunst aus der japanischen Kultur mitbekommen?

Kurz als Antwort auf Yen_Lis Frage:
Nein. Ich glaube das nicht.
Die "Vereinfachung" seines Stils hat andere Gründe.

Gruß

Küchengott

Schattengewächs
19-04-2014, 09:21
Hi Küchengott

Kannst du auf die "Vereinfachung und deren Gründe"näher eingehen?

Willi von der Heide
19-04-2014, 13:55
Ich kenne mich jetzt halt nicht so gut aus mit den kulturellen Gegebenheiten der damaligen Zeit. :) Ich habe halt andere Baustellen.

Danke für die Infos :).

KAJIHEI
19-04-2014, 13:56
Es stimmt, um 1900 herum waren viele Ausländer n Japan unterwegs.
Allerdings gab es da schon Unterschiede von der Wertschätzung.
Die lieben Nachbarn , Chinesen und Russen wurden nicht besonders hoch geschätzt.
Das lag auf der einen Seite am ensthendem und stark keimenden kokusishugi einer extrem traditionalistischen Form des Nationalismus sowie den Expansionsbestrebungen gegenüber Russland ( Krieg 1904 ) und China / Korea.

Ich habe daher irgendwie Schwierigkeiten da ein Chinese in Japan zu dieser Zeit offiziell eine bedeutende Schule geleitet oder in einer gelehrt haben soll., vor allem im Kampfsektor der nun wirklich fest in der Hand der Ultranationalisten war.
Er kann also durchaus da gewesen sein, blos das er da viel bewegt hat, es dürften Zweifel angebracht sein.

Just my two cents

Yen_Li
19-04-2014, 14:38
[...]

Ich habe daher irgendwie Schwierigkeiten da ein Chinese in Japan zu dieser Zeit offiziell eine bedeutende Schule geleitet oder in einer gelehrt haben soll., vor allem im Kampfsektor der nun wirklich fest in der Hand der Ultranationalisten war.
Er kann also durchaus da gewesen sein, blos das er da viel bewegt hat, es dürften Zweifel angebracht sein.

Just my two cents

Hallo KAJIHEI,

Küchengott ist da schon darauf eingegangen, deshalb habe ich es nicht noch mal näher erläutert.


...Typische einseitige Wing Chun Betrachtung:)
Wie wäre es mit umgekehrt?
Hat Yip Man etwas Kampfkunst aus der japanischen Kultur mitbekommen?...

Dass er als junger Mann dort nicht unterrichtet hat sondern höchstens selbst gelernt, habe ich einfach als gegeben vorausgesetzt.
Sorry.
Wenn das verwirrt hat.

@Schattengewächs
Zur "Vereinfachung" die Küchengott angesprochen hat, hat irgendwo Jesper Lundqvist schon einmal etwas geschrieben.
Es wäre natürlich schön, wenn wir auch Küchengott's Meinung dazu lesen können.

Gruß

Yen Li

KAJIHEI
19-04-2014, 17:41
Ja Kuchengoptt hat geschrieben das er da war, genauso wie andere wohl habende Chinesen, wurscht ob sie der am abnippelnden Quing Dynastie angehörten oder nicht.
Wurden sie deshalb geachtet ?
Bekamen sie Rechte, eine Lehrerlaubnis ; mit Verlaub wohl weniger.
Ich habe nie bestritten das er da war, aber schön, was hat das zu sagen ????
Das er da was gelehrt hat ?
Bestimmt eben nicht.
Ob er was gelernt hat in der KK Sicht.
Auf der privaten Ebene möglich, in den relevanten Dojo ; ich zweifle mal eben daran.
Man muß sich immer Eines klar machen : Die Samurai / Daimyo waren zwar per Dekret keine mehr, aber an der Einstellung hatte sich zu dieser Zeit bei vielen wenige geändert. Blos diese Familien hatten eben immer noch das Sagen.

Kann man daraus jetzt einen Einfluss der traditonelle japanische KK auf VT ableiten : Mit viel Phantasie vielleicht, aber das gehört in die Kiste "könnte, wollte, sollte" oder nicht ?;)

Also bleibt letztendlich übrig : Yip war in Japan und wurde vermutlich wie alle Chinesen mit der Kohlenzange angefasst, auch wenn man offiziell höflich war.

Er soll etwas studiert haben : Was denn ?
Vielleicht kommt man damit weiter.

AkushonWasi
19-04-2014, 18:44
Vielleicht doch mit Bruce Lee (Todesgrüße aus Shanghai) verwechselt ? :D

Aber gab es nicht sogar Japaner die ein wenig Wushu in China gelernt haben? Ich meine von einem gehört zu haben, der Anfang 20. JH etwas aus den Neijia gelernt hat- lasse mich aber gerne belehren

MfG Wasi

Yen_Li
20-04-2014, 09:54
[...]
Er soll etwas studiert haben : Was denn ?
Vielleicht kommt man damit weiter.

Hallo KAJIHEI

Ne, er hat nichts studiert. Wie du wahrscheinlich schon vermutet hast. Er war nur in Hongkong auf einer weiterführenden Schule - dem St Stephen's College (http://www.ssc.edu.hk/photoalbum/album18/1914_1915_Rev_A_D_Stewart). Ein Studium gab es nicht. Auch wenn häufig geschrieben steht, dass er "studierte".
Vermutlich sind die Einflüsse dieser Schule wesentlich prägender gewesen, als der Aufenthalt in Japan.
Komischerweise hat aber anscheinend noch kein "Researcher" (S.I. oder L.T.) versucht alte Infos über YM aus dieser Schule zu bekommen.
Dabei haben die wohl ein gutes Archiv.

Schöne Tage noch

Yen Li

KAJIHEI
20-04-2014, 21:03
Gut, aber was hat das mit Japan bis auf das Massaker zu tun ?

Cella
21-04-2014, 03:08
Wie allgemein bekannt ist, hat Yip Man eine kurze Zeit (ca. 1 Jahr) in Japan gelebt. Der Zeitraum lag zwischen Hongkong und seiner Rückkehr nach Foshan.

Meint ihr, dass diese Zeit sein Ving Tsun beeinflusst hat?
Kann man diese Beinflussung vielleicht anhand seiner ersten Foshan Schüler erkennen? Gibt es in ihren Stilrichtungen Elemente, die sich wirklich deutlich von anderen Wing Chun Stilen unterscheiden?

Schönen Tag noch

Yen Li

Liebe Yen_Li,

der Zeitraum könnte auch vor Hongkong gelegen haben.
Seine Nachfahren gehen auf diese Zeit nur wenig ein.
Unkenntnis, Respekt - wer weiß das schon genau.

Ich glaube nicht, dass diese Zeit in Japan Einfluss auf sein Wing Chun hatte.
Elemente, die sich wirklich deutlich von anderen Wing Chun Stilen unterscheiden, kann ich in den Filmaufnahmen seiner Foshan Schüler nicht erkennen.

Liebe Grüße und noch einen schönen Ostertag

Cella

Ludwig
21-04-2014, 10:54
http://www.kampfkunst-board.info/forum/f134/ip-man-wirklich-karate-kontakt-gekommen-kein-trashtalk-pls-154703/#post2973793

..und folgende, bis der thread dann ziemlich schnell kippt...:D

Lui

Vollkorn84
22-04-2014, 00:02
Kurz als Antwort auf Yen_Lis Frage:
Nein. Ich glaube das nicht.
Die "Vereinfachung" seines Stils hat andere Gründe.

Gruß

Küchengott
die da wären?und wie sah der stil denn dann vorher aus?vergleichbar mit...?

Küchengott
27-04-2014, 10:23
Hi Küchengott

Kannst du auf die "Vereinfachung und deren Gründe"näher eingehen?


die da wären?und wie sah der stil denn dann vorher aus?vergleichbar mit...?

Urlaubszeit!
Entschuldigt die späte und sehr lange Antwort.

Es ist OFFTOPIC. Ich möchte es in diesem Thread nicht vertiefen.

Meine ganz und gar persönliche Ansicht!

Vergleiche ich den Hongkong Yip Man Stil mit anderen 詠春 Stilrichtungen,
finde ich weniger "versteckte" Ideen (ich finde kein anderes Wort), weniger Formen, weniger Waffen und Übungsgeräte. Der HK-YM-Stil ist der Stil, der das 詠春 auf 6 Formen festlegt.
Seine Bewegungen sind einfacher zu erlernen. Das Ziel ist nicht eine chinesische Kampfkunst mit all seinen Traditionen und Philosophien sondern einfach nur praktische Anwendung.

Ich bin außerdem ein Vertreter der Polizeitheorie.
YM hatte sein ganzes Leben lang eine (engere/besondere/spezielle) Beziehung zur Polizei, Söhnen von Polizisten u.s.w.
Sein Stil ist für die Sicherheit gemacht. Schnell erlernbar, schnell anwendbar.
Nicht konzipiert um Schülern Jahrzehnte Lehrstoff zu geben.
Er vermittelte keine Selbstvervollkommnung und erst recht keine Lebens-Strategie oder Lebens-Taktik.
Sein Stil war "gemacht" für die realität Hongkongs in den frühen 50er/60er Jahren.
Deshalb unterrichtete er auch keine "Kinder" (Personen <13 Jahre), keine Kriminellen und nur in Ausnahmefällen Personen, die aufgrund ihres Körperwuchses kein großes Sicherheitsbedürfnis hatten.
Erst sehr spät als er keine offiziellen Schulräume mehr hatte und die Verhältnisse auf den Straßen sicherer wurden, fing er an mehr und mehr Personen zu unterrichten, die 詠春 (überwiegend) als Hobby betrachteten.

Kurz gesagt: Ich glaube Yip Man hat in Hongkong sehr basal unterrichtet.
Er hat keine komplette chinesische Kampfkunst unterrichtet, sondern Selbstschutz (körperliche Selbstverteidigung).
Das und nur das brauchten die Menschen damals.
Dadurch ist es heutigen Generationen möglich jedes 詠春 Motto, jede Philosphie (östlich und westlich), jeden angeblichen Nutzen in den Yip Man Stil hineinzustecken.
Einen Stil sehr nah an Yip Man sehe ich in Deutschland nur noch in der Lok Familie.

Meine ganz und gar persönliche Ansicht! Und keine Wertung ob gut oder schlecht.
Das gibt es für mich nicht.


Gruß

Küchegott
(der nicht jeden Tag liest)

Anmerkung
Aus meiner Tastatur, als Vertreter der LT-Linie, klingt der Satz: "Nicht um Jahrzehnte lang Schülern Stoff zu geben."
für einige bestimmt komisch. Deshalb eine kurze Erklärung dazu.
LT hat sein "ursprüngliches" Kurs-Programm so aufgebaut, dass du sehr schnell alles wichtige lernst. (Guckt euch in WT-Kuen Originalausgaben aus den frühen 80ern die geschätzten Zeiten an. Oder nur wie schnell seine Schüler graduiert werden, wenn sie längere Unterrichtszeit bei ihm buchen können.)
Eine beachtliche Leistung für einen jungen Menschen! Die natürlich mit Fehlern behaftet war.
Was im Laufe der Zeit aus finanziellen Interessen daraus geworden ist, ist ein anderes Thema und der westlichen Mentalität (Angebot und Nachfrage) zuzuschreiben. (incl. Anpassung des Graduierungssystems an das japanische Kyudan.)
Wir dürfen nicht vergessen, dass der übliche chinesische Unterricht anders aufgebaut ist. Die Schule hat viele Stunden am Tag geöffnet, die Schüler kommen und gehen wie sie wollen. Sie werden immer wieder nur kurz vom Lehrer unterrichtet oder korrigiert. Meistens üben und lernen sie eigenverantwortlich. Massenunterricht oder Einteilung in Leistungsgruppen für den "normalen" Unterricht gibt es nicht.