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Vollständige Version anzeigen : Ist echter Fortschritt ohne Prüfung möglich?



Schwabe
23-04-2014, 16:45
Hi,

bekanntlich gibt es in den meisten Selbstverteidigungssystemen keine Wettkämpfe und viele Systeme oder Trainer machen mit Ihren Schülern auch keine Prüfungen oder Level Tests.

Nun ist meine Frage – kann sich ein Schüler ohne jegliche Prüfung (also Wettkampf oder Level Test) gleich gut weiterentwickeln wie ein Schüler wo Prüfungen/Tests normal sind?

Mal davon abgesehen dass viele Selbstverteidigungssysteme/Anbieter ohne Level Tests / Wettkampf meist überhaupt kein strukturiertes Programm haben oder eins was sich ausschließlich im Kreis dreht (also ohne wirklich Entwicklung).

Ist ein Training ohne Ziele (Wettkampf / Level Tests) überhaupt zielführend? Kommt es hierbei nicht extrem leicht dazu das sich die Schüler im Kreis drehen und manche „unangenehme“ Themen überhaupt nicht aufarbeiten (also ihre Schwächen).

Sportliche Grüße aus dem Süden

Schnueffler
23-04-2014, 17:00
Sind denn Prüfungen so sinnig?
Ist es nicht oftmals eine Showvorführung?
Als Trainer sollte man aber ein Auge dafür haben und die Leute dann auch an ihre Schwachstellen heranführen.

Lars´n Roll
23-04-2014, 17:12
Ist ein Training ohne Ziele (Wettkampf / Level Tests) überhaupt zielführend? Kommt es hierbei nicht extrem leicht dazu das sich die Schüler im Kreis drehen und manche „unangenehme“ Themen überhaupt nicht aufarbeiten (also ihre Schwächen).

Sportliche Grüße aus dem Süden


Wie soll das passieren? Der Trainer gibt das Thema der Session vor und das wird gemacht, ob das das Lieblings- oder Hassthema des jeweiligen Schülers ist, oder nicht.
Strukturiertes Training hat überhaupt keinen Zusammenhang mit Prüfungen und Graduierungen und wenn die nächste Prüfung das nächste Ziel ist, dann verliert es sich meist im Techniksammel-Gürteljäger-Murks

Hafis
23-04-2014, 17:20
... nu ja, hängt wohl davon ab, warum ein Schüler die Sache trainiert, ...

gruß hafis

Mata-Leon
23-04-2014, 17:28
Alles was du beschreibst, nicht an Schwächen arbeiten, bestimmte Sachen auslassen, sich im Kreis drehen, schlechten Überblick über seine Fähigketen etc. sind halt Schwächen oder Gefahren bei schlechter Lehre seitens des Trainers aber es lässt sich nicht durch Prüfungen beheben.

Bei Prüfungen ist ja nicht gegeben dass man etwas entweder kann oder auf die Schnauze fällt ... man muss immer nur jemanden überzeugen es zu können,es so aussehen lassen.
So wie Prüfungen im KS zu 90% ablaufen wird das keine Probleme lösen im Gegenteil, ich sehe da eher noch die Gefahr zu denken/sagen Ok das kann ich jetzt das wurde ja schon geprüft.
Ah ok Beinhebel? Jaja kann ich war ja schon im Blaugurt Programm.

Dieses denken kommt ja auch oft bei der ein oder anderen Diskussion hier durch wenn es darum geht ob denn bestimmte Techniken im System XY noch wirklich gelehrt und angewendet würden und dann ist das erste Argument Klar, die Technik steht ja im Prüfungsprogramm zum x-ten Gurt

AnscheinendZuWeich
23-04-2014, 17:51
Hier gibts glaube ich wieder ein Missverständnis in der Zielsetzung.

Wenn ich SV trainiere (ich persönlich, aber auch viele, die ich kenne), geht es mir nicht darum, in komplexen Bewegungsabläufen besser zu werden oder dies in Prüfungen zu beweisen.
Es geht um einfache, wenige Techniken, bei denen es mir durchaus rechts ist, dass sich diese immer wieder wiederholen, bis ich sie mit einem Stein im Schuh, nach gefühlten tausend Burpees, mit einer Augenklappe und das Alphabet rückwärts aufsagend abrufen kann. Oder wenn jemand auf mich einschreit und mir wirklich was Böses will.
Techniken, die funktionieren und mir den ***** retten KÖNNEN.

Wie sollte so eine Prüfung aussehen? Stressdrillähnlich? Ich hoffe du verstehst worauf ich hinaus will ;)

Wettkämpfe sind auch weniger sinnvoll, Sparring oder zusätzliches KampfSPORTtraining sind da meiner Meinung nach eher zielführend.

Mata-Leon
23-04-2014, 17:53
Hier gibts glaube ich wieder ein Missverständnis in der Zielsetzung.

Wenn ich SV trainiere (ich persönlich, aber auch viele, die ich kenne), geht es mir nicht darum, in komplexen Bewegungsabläufen besser zu werden oder dies in Prüfungen zu beweisen.
Es geht um einfache, wenige Techniken, bei denen es mir durchaus rechts ist, dass sich diese immer wieder wiederholen, bis ich sie mit einem Stein im Schuh, nach gefühlten tausend Burpees, mit einer Augenklappe und das Alphabet rückwärts aufsagend abrufen kann. Oder wenn jemand auf mich einschreit und mir wirklich was Böses will.
Techniken, die funktionieren und mir den ***** retten KÖNNEN.

Wie sollte so eine Prüfung aussehen? Stressdrillähnlich? Ich hoffe du verstehst worauf ich hinaus will ;)

Wettkämpfe sind auch weniger sinnvoll, Sparring oder zusätzliches KampfSPORTtraining sind da meiner Meinung nach eher zielführend.

Und da sind wir wieder mal wie in 90% der Threads so weit:
Sport vs Straße...

Kakunochi
23-04-2014, 19:02
Hi,

bekanntlich gibt es in den meisten Selbstverteidigungssystemen keine Wettkämpfe und viele Systeme oder Trainer machen mit Ihren Schülern auch keine Prüfungen oder Level Tests.

[...]
Ist ein Training ohne Ziele (Wettkampf / Level Tests) überhaupt zielführend? Kommt es hierbei nicht extrem leicht dazu das sich die Schüler im Kreis drehen und manche „unangenehme“ Themen überhaupt nicht aufarbeiten (also ihre Schwächen).

Sportliche Grüße aus dem Süden

Hallo Schwabe,

Wettkämpfe mit einheitl. Regeln sind Verbandsoffen schwierig, Gatherings dagegen machbar. Es müssen sich lediglich zwei zusammenfinden und können dann die Regeln selbst legen. Was hältst du von verbandsoffenen Gatherings?

robinhood
23-04-2014, 22:08
Hallo Schwabe,

wenn ich das nicht falsch verstanden habe, dann bist du ja selber Trainer.

In diesem Zusammenhang finde ich die Qualität deiner Fragen und vor allem deren Frequenz immer total faszinierend.

Sorry für den Ton, aber mich nervt schon seit ner Weile dieser Prüfungswahn.

Natürlich ist ein Training ohne Ziel nicht zielführend. Aber wer sagt denn, dass Wettkampf oder Prüfungen die einzigen Ziele sein können? Wenn ich ein Selbstverteidigungssysteme trainiere, dann ist meine ultimative Zielsetzung die Selbstverteidigung, und nicht irgendwelche Patches oder Urkunden.

Auf keinen Fall will ich damit ausdrücken, dass Prüfungen den Zweck der Verbesserung nicht erfüllen, aber ich sehe nicht selten viel Ego und Geilheit bei der ganzen Sache. Was schade ist und worunter auch die Trainingsqualität oft leidet.

Es gibt so einige Kandidaten, die hatten 2 - 3 Prüfungen hinter sich, packen sich aber fast hin bei nem Low-Kick aufgrund mangelndem Körpergleichgewicht. Oder haben immer noch nicht three heads in a line gecheckt.

In diesem Sinne, ja!

robinhood

PS: Und ich mag das Krav Maga-System ja, trainiere es noch immer. Das Kampfsystem und -konzept find ich super. Aber die Didaktik zum Teil, Ego und Kommerz, machen das alles ein wenig kaputt, was schade ist. Da wird einem die tolle Technik gezeigt, wenn man mit dem Rücken auf dem Boden liegt und der Angreifer einen mounted. An sich ne tolle Sache. Aber wenn man 65 kg wiegt, 170cm groß ist, und der Angreifer Statistiken von 90 kg/190cm aufweisen kann, dann muss man sie schon mit ziemlich guter Technik ausführen kann. Wäre sie, wenn die Bridge gut wäre. Ist sie aber nicht, deswegen würde ich gerne mal eine Einheit haben wo mal rein Basics am Boden gemacht werden. Tja, wird aber nicht. Da geh ich doch lieber ins BJJ-Training, als die Zeit damit zu verschwenden für irgendeine Prüfung zu trainieren.

Balthus
23-04-2014, 22:44
[...]
Mal davon abgesehen dass viele Selbstverteidigungssysteme/Anbieter ohne Level Tests / Wettkampf meist überhaupt kein strukturiertes Programm haben oder eins was sich ausschließlich im Kreis dreht (also ohne wirklich Entwicklung).

[...]


also bei "uns" (ich war IKMF, GKMF, KMG Schüler) gabe es immer Struktur und Didaktik und man hat sich auch ohne Leveltests weiter entwickelt, ich habe das Zeugs Trainiert das die höheren "Level" Trainiert haben, ich habe die Basics trainiert mit den Anfängern und konnte auch nochwas lernen.
Ohne je bei der KMG oder GKMF ne Levelprüfung gemacht zu haben.

Daher sehe ich das weniger kritisch, wenn der Trainer weiss was ich kann und ich in die Gruppen komme in denen ich entsprechend meiner Fähigkeiten gefordert werde, passt das doch! Ich gebe recht wenig auf die Prüfungen, trainere aber so, dass ich (im Idealfall) jederzeit ohne "Vorbereitung" die Prüfung die meinem Level entsprechen würde ablegen könnte.

Die Level sehe ich eher als Hilfestellung für die Leute die mal selbst das System als Trainer vertreten wollen (da ist ja dann meist ne Vorraussetzung da) aber das heisst nicht, dass man ohne Prüfungen/Wettkämpfe nicht genauso trainieren und sich entwickeln könnte.

Schwabe
24-04-2014, 01:14
@Schnueffler, Lars n Roll und Mata-Leon – ich denke Euch ist nicht klar was ich unter einem Level Test verstehe?
Ein Level Test ist keine technische Prüfung wo X verschiedene und tolle „neue“ Techniken gezeigt werden (zumindest bei uns nicht). Bei einer Prüfungsdauer von ca. 3 Stunden (also jeder aktiv) + kleiner Pause, fallen ca. 30 Minuten auf den Technikteil an (am Anfang etwas mehr und später immer weniger).

Der Großteil des Level Testes besteht aus reiner Selbstverteidigung!
Dazu gehört Deeskalation, Drills, andere Stresserzeuger, Szenarios, Sparring in X verschiedenen Formen, freie Selbstverteidigung gegen freie Angreifer, Nothilfe, Verhaltenstraining, und mehr…..

Ein Level Test ist nicht mal im Ansatz zu vergleichen mit z.B. einer technischen Prüfung im Jiu-Jitsu, Ju-Jutsu usw….



Wie sollte so eine Prüfung aussehen? Stressdrillähnlich? Ich hoffe du verstehst worauf ich hinaus will ;)

Genau – siehe oben ;)


Wenn ich SV trainiere (ich persönlich, aber auch viele, die ich kenne), geht es mir nicht darum, in komplexen Bewegungsabläufen besser zu werden oder dies in Prüfungen zu beweisen.

So sehe ich das auch! Es geht um einige Bewegungen welche möglichst effektiv umgesetzt werden gegen eine Vielzahl an Problemen.



Es geht um einfache, wenige Techniken, bei denen es mir durchaus rechts ist, dass sich diese immer wieder wiederholen, bis ich sie mit einem Stein im Schuh, nach gefühlten tausend Burpees, mit einer Augenklappe und das Alphabet rückwärts aufsagend abrufen kann. Oder wenn jemand auf mich einschreit und mir wirklich was Böses will.
Techniken, die funktionieren und mir den ***** retten KÖNNEN.

Ca. genauso sieht bei uns ein Level Test aus ;)



Aber wer sagt denn, dass Wettkampf oder Prüfungen die einzigen Ziele sein können?
Eine Prüfung ist nicht das Ziel – es ist wie in jedem Produktionsweg einfach eine Qualitätskontrolle durch welche die Qualität erhalten bleibt.

Und im Gegensatz zu technischen Systemen – muss man nicht direkt für eine Prüfung trainieren – (würde ja um beim Beispiel Produktionswege zu bleiben) – auch keinen Sinn machen.
Es ist einfach eine Qualitätskontrolle an einem Tag – wo alle vorhandenen Fähigkeiten getestet werden. Fähigkeiten! Nicht Techniken!

Und ein Level Test ist auch immer einfach ein extrem gutes Training – wo man alles auf einmal zeigen muss/kann – nach jedem Level Test ist jeder besser als vor dem Test – weiß mehr über sich und seine Grenzen.

Und um nochmals einen Vergleich zum z.B. Ju-Jutsu zu ziehen – im Ju-Jutsu weiß ich genau was wie geprüft wird – darum stimme ich dem hier sehr zu:



Bei Prüfungen ist ja nicht gegeben dass man etwas entweder kann oder auf die Schnauze fällt ... man muss immer nur jemanden überzeugen es zu können,es so aussehen lassen.
So wie Prüfungen im KS zu 90% ablaufen wird das keine Probleme lösen im Gegenteil, ich sehe da eher noch die Gefahr zu denken/sagen Ok das kann ich jetzt das wurde ja schon geprüft.
Ah ok Beinhebel? Jaja kann ich war ja schon im Blaugurt Programm.


Nur ist ein Level Test keine technische Prüfung und da jeder Level Test anders ist und neue Herausforderungen / Überraschungen bereit hält – kann es auch gut sein das man ordentlich auf die Schnauze fällt – da man sich eben nur bedingt (eben auf die ca. 30 Minuten Technikteil) vorbereiten kann um eine Show abzuziehen.

Der Rest läuft oder läuft nicht – im Übrigen wäre man nicht mal durchgefallen wenn man auf die Schnauze fällt – genau das ist eigentlich ein fester Bestandteil eines Level Testes!
Und genau da sieht man was geht und was nicht geht – daran wie man fällt (im übertragenen Sinn).

Ach ja und es hat niemand gesagt das man tolle Urkunden oder sonstiges nach einem Level Test bekommen muss! Man bekommt wie bei einem normalen Produktionsweg eine Qualitätsbewertung welche jedem hilft besser zu werden – nicht mehr und nicht weniger.

Meist braucht man die Bewertung an sich überhaupt nicht mehr - da eigentlich jeder deutlich erfahren hat wo seine Fähigkeiten liegen. Und genau diese Selbsterfahrung ist meiner Meinung in einer normalen Trainingssituation fast nicht möglich - mal davon abgesehen dass die Zeit im normalen Training dafür deutlich zu kurz ist.

Sportliche Grüße aus dem Süden




PS:

Wettkämpfe mit einheitl. Regeln sind Verbandsoffen schwierig, Gatherings dagegen machbar. Es müssen sich lediglich zwei zusammenfinden und können dann die Regeln selbst legen. Was hältst du von verbandsoffenen Gatherings?
Die Idee finde ich gut!

StaySafe
24-04-2014, 01:51
Ist echter Fortschritt ohne Prüfung möglich ?

Ja auf jeden Fall!

Können Prüfungen trotzdem Sinn machen ?

Ja auf jeden Fall!

Wir haben bei uns die längste Zeit völlig auf Prüfungen verzichtet. Zum einen, weil wir der Meinung sind dass Prüfungen für den Erwerb von SV-Fähigkeiten nicht zwingend notwendig sind; zum anderen, weil wir mit der Levelstruktur und der Inhaltsverteilung in unserem früheren Verband nicht zufrieden waren.

Über die Zeit haben sich parallel dazu auch unsere Seminarformate verändert.
Wo wir früher noch sehr klassische Basisseminare mit 7 - 8 Stunden Training veranstaltet haben, wurden diese Seminare zu Gunsten von taktisch aufgesetzten Basisworkshops mit jeweils 4 Stunden abgeschafft.

In diesen Basiskurse, bearbeiten wir die absoluten Essentials für die Verteidigung gegen die herkömmlichsten und häufigsten Angriffe im zivilen Alltag. (Ähnlich zu der Struktur von Markus / Krav Maga Münster)

Bei diesen Workshops, haben wir am Ende immer eine Fertigkeitsüberprüfung durch Miniszenarien und Redmans. Hier wird also ganz klar das Level der Fertigkeit und nicht die Qualität und Quantität der Technike abgeprüft.

Von den Erfahrungen dieser Überprüfung ausgehend, haben wir uns dann entschieden zukünftig mit Prüfungen zu arbeiten. Allerdings mit einer Mischform aus Technik- und Levelüberprüfung.

Die Prüfungen sind immer freiwilllig. Wer keine machen will, lernt trotzdem alles.

Wir wollen in den Prüfungen aber ein gewisses Technikrepertoire sehen und auch, gemessen am Stand des Trainierenden, die Qualität der Ausführung bewerten. Im Verlauf weiterer Prüfungen, wird dann auch auf die bessere Ausführung von Grundtechniken geachtet.

Zusätzlich wird aber eben auch das individuelle Level des Trainierenden geprüft. Wie ist sein Verständnis von der Materie, wie reagiert er in Szenarien? Wie kreativ ist er in der freien Anwendung und im Sparring mit den bereits erworbenen Fertigkeiten ?

Ich muss hier dem Schwaben für seinen letzten Post in allen Punkten zustimmen! Solche Fertigkeitsprüfungen, sind bereits ohne anschließende Urkunde oder ähnliches eine wertvolle Erfahrung und das Prüfungsgeschehen ein gutes zusätzliches Training wenn´s richtig aufgesetzt wird.

Die Gefahr, dass Leute sagen "Ja das und das hatte ich ja schon in der Blaugurtprüfung - kann ich schon!" sehe ich nur dann, wenn man nicht immer wieder wiederholt und den einzelnen Trainierenden aus dem Blick verliert weil er ja Level / Gurt XY hat.

Sojobo
24-04-2014, 08:09
Es braucht Ziele für ein zielführendes Training. Trainer, die ein zielführendes Trainingskonzept haben und umsetzen, erzielen die Erfolge, die sie anpeilen. Wettkampfkompetenz kann so ein Ziel sein. SV-Fähigkeit kann so ein Ziel sein. Prüfungsprogramme haben auch Ziele und können deshalb eine ausgezeichnete Orientierung bieten.
Unser Karate-Prüfungsprogramm ist aus meiner Sicht allerdings zu 90% Mist, weil es völlig den Zielen zuwiderläuft, die ich verfolge: Viel Grundschule, die weder in SV noch im Wettkampf so ausgeführt wird, viele unrealistische festgelegte Partnerformen, die mit beidem auch nichts zu tun haben, Kata, bei der ebenfalls grundschultechnische Interpretationen bevorzugt werden, und nur ein kleiner freier SV-Teil. Sogar im Dan-Bereich. Da wirkt das Prüfungsprogramm sowohl für mein eiegnes als auch für das meiner "Schüler" eher als behindernd; Prüfungsvorbereitung als lästige Unterbrechung des regulären Trainings. Das sollte eigentlich nicht passieren...
Ein Prüfungsprogramm kann sehr hilfreich sein, aber nur, wenn es mit den Zielen, die man verfolgt, übereinstimmt. Das bringt eine Systematik ins Konzept. Im Hybridbereich sollte das aber eigentlich der Fall sein, soweit ich das beurteilen kann.

Pyriander
24-04-2014, 09:42
Wenn man sich Systeme anschaut, in denen Prüfungen eine gewichtige Rolle spielen, dann kommt man doch eher zur Frage, ob echter Fortschritt auch mit Prüfungen möglich ist. ;)

Stay Safe und Schwabe haben ja sehr schön bereits geschrieben, wie man Test gestalten kann, so dass sie Fortschritt nicht behindern. Läuft es anders, ist es für mich vertane Zeit, die vertane Trainingszeit produziert.

Viele Menschen kommen auch damit klar, ein Ziel zu haben, dass erst im Laufe der Zeit schärfer wird. Das heißt dann am Anfang "was können", später heißt es vielleicht, "im Sparring mit xy mithalten zu können" irgendwan mal "z tappen (oder Werfen oder ordentlich treffen oder was auch immer) zu können"

und kommen damit prima klar. Woanders funktioniert das schließlich auch. Wer Gitarre spielen lernen möchte, macht auch keine Prüfungen, kriegt es dennoch hin, sich Zwischenziele zu setzen und besser zu werden eben "echten Fortschritt" zu haben.

Axel_C_T
24-04-2014, 12:01
Hi,

bekanntlich gibt es in den meisten Selbstverteidigungssystemen keine Wettkämpfe und viele Systeme oder Trainer machen mit Ihren Schülern auch keine Prüfungen oder Level Tests.

Nun ist meine Frage – kann sich ein Schüler ohne jegliche Prüfung (also Wettkampf oder Level Test) gleich gut weiterentwickeln wie ein Schüler wo Prüfungen/Tests normal sind?

Mal davon abgesehen dass viele Selbstverteidigungssysteme/Anbieter ohne Level Tests / Wettkampf meist überhaupt kein strukturiertes Programm haben oder eins was sich ausschließlich im Kreis dreht (also ohne wirklich Entwicklung).

Ist ein Training ohne Ziele (Wettkampf / Level Tests) überhaupt zielführend? Kommt es hierbei nicht extrem leicht dazu das sich die Schüler im Kreis drehen und manche „unangenehme“ Themen überhaupt nicht aufarbeiten (also ihre Schwächen).

Sportliche Grüße aus dem Süden

Ziele sind nicht gleich Wettkampf/Prüfungen. Prüfungen /Wettkämpfe sind Methoden um festzustellen, ob das Ziel erreicht wird.

Wobei meiner Meinung nach eine Prüfung nichts "offizielles" sein muss. Ich kann einfach einem Teilnehmer eine Aufgabe geben und schauen, wie er sie bewältigt. Also eine Bestandsaufnahme und daraus entwickle ich weitere Ziele. Man könnte das ganze auch einfach Training nennen :-).

Jetzt mal im Ernst, wenn ich bei meinen Schülern eine offizielle Prüfung machen muss, um ihren Lernstand zu erfahren, dann läuft irgendwas im Training total daneben.

Das setzt natürlich voraus, dass ich konkrete Ziele habe, die hoffentlich mit den Zielen der Teilnehmer übereinstimmen.

Tschüs
AC

Savateur73
27-04-2014, 14:16
Hi,

bekanntlich gibt es in den meisten Selbstverteidigungssystemen keine Wettkämpfe und viele Systeme oder Trainer machen mit Ihren Schülern auch keine Prüfungen oder Level Tests.

Nun ist meine Frage – kann sich ein Schüler ohne jegliche Prüfung (also Wettkampf oder Level Test) gleich gut weiterentwickeln wie ein Schüler wo Prüfungen/Tests normal sind?

Mal davon abgesehen dass viele Selbstverteidigungssysteme/Anbieter ohne Level Tests / Wettkampf meist überhaupt kein strukturiertes Programm haben oder eins was sich ausschließlich im Kreis dreht (also ohne wirklich Entwicklung).

Ist ein Training ohne Ziele (Wettkampf / Level Tests) überhaupt zielführend? Kommt es hierbei nicht extrem leicht dazu das sich die Schüler im Kreis drehen und manche „unangenehme“ Themen überhaupt nicht aufarbeiten (also ihre Schwächen).

Sportliche Grüße aus dem Süden


Wenn im Training Sparring und Stressdrills gemacht werden neben dem Technik- und Konditionstraining, dann braucht man keine Prüfung, da der Aktive selbst sieht was an Technik im Ernstfall funktioniert oder nicht.
Das ist im Boxtraining ja auch nicht anders.

Kigger
16-05-2014, 18:50
Ich trainiere Kickboxen wo es sowohl Prüfungen als auch Wettkämpfe gibt,beides ist für mich nicht von Interesse.Wettkämpfe vor allem weil dort teilweise recht gnadenlos aufeinander losgegangen wird und ich mir das gesundheitlich nicht leisten kann/will.
Prüfungen interessieren mich nicht da ich sehr viel zuhause trainiere und mich dabei meistens filme,das sehe ich mir nachher kritisch an und weiss recht genau,was klappt und wo es noch hapert,daran arbeite ich dann.Wenn ich etwas auf einem Level habe der mir gefällt gehe ich die nächste Technik oder Kombination an.
Gürtel würden für mich keinen Sinn machen,da ich weiss was ich kann und was nicht,ob mein Training zuhause funktioniert stelle ich beim Sparring fest.

Meiner Erfahrung nach sind Gürtel oft ein bisschen "Ego am Bauch" , man will zeigen was man kann und was man hat.

Wenn es nicht so wäre könnten ja alle ihre Prüfungen machen und dann ohne Gürtel trainieren - würde ich genau so machen - tut aber fast niemand.

Der Trainer sollte den Leistungsstand seiner Schüler kennen und das auch ohne Bauchbinder,trainiert man woanders sagt ein Gürtel meiner Erfahrung nach nicht viel aus denn : andere Schule,anderer Stil,andere Techniken.....

Beim Boxen gibts auch keine Gürtel,da wird sich angecheckt und dann weiss man recht schnell wer was draufhat.

Mal ganz abgesehen davon habe ich einige Leute mit bunten Bauchbindern gesehen die bei mir vielleicht gerade mal ne Gelbgurtprüfung geschafft hätten - aber keine grün oder Blaugurtprüfung....

Ich halte nix von Graduierungen,egal wo und in SV Kampfsportarten schon garnicht,da zählt im Ernstfall nur was Du in dem Moment drauf hast und nix anderes.